Media Collection "Interview Samuel Brückner 2008"
AGFl_0070
Video 01:42:13
07/23/2008
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Dachau Concentration Camp
Flossenbürg Concentration Camp
Stadt Köln
Stadt Weiden
Markt Floß
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Markt Schwarzenfeld
Markt Stamsried
Stadt Cham
DP-Camp Hohenfels
Stadt Schwandorf
Stadt Tel Aviv
Stadt Haifa
Stadt Frankfurt am Main
Stadt Krakau
Stadt Jerusalem
Auschwitz Concentration Camp
Mielec Subcamp, Plaszow Concentration Camp
Plaszow Concentration Camp
Wieliczka Subcamp, Plaszow Concentration Camp
Hersbruck Subcamp, Flossenbürg Concentration Camp
Stadt Wrocław
Stadt Warschau
Treblinka Extermination Camp
Bełżec Extermination Camp
KZ-Gedenkstätte Dachau
Staatliches Museum Auschwitz Birkenau
Stadt Essen
Stadt Wuppertal
Stadt Paris
Stadt Triest
Stadt Bad Wörishofen
Dorf Lake Success
Stadt Düsseldorf
Dorf Huta Komorowska
Stadt Nowa Dęba
Zwangsarbeiterlager Biesiadka
Stadt Genf
Stadt Teublitz
Stadt Burglengenfeld
Stadt Zbąszyń
Flossenbürg Concentration Camp
Stadt Köln
Stadt Weiden
Markt Floß
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Markt Schwarzenfeld
Markt Stamsried
Stadt Cham
DP-Camp Hohenfels
Stadt Schwandorf
Stadt Tel Aviv
Stadt Haifa
Stadt Frankfurt am Main
Stadt Krakau
Stadt Jerusalem
Auschwitz Concentration Camp
Mielec Subcamp, Plaszow Concentration Camp
Plaszow Concentration Camp
Wieliczka Subcamp, Plaszow Concentration Camp
Hersbruck Subcamp, Flossenbürg Concentration Camp
Stadt Wrocław
Stadt Warschau
Treblinka Extermination Camp
Bełżec Extermination Camp
KZ-Gedenkstätte Dachau
Staatliches Museum Auschwitz Birkenau
Stadt Essen
Stadt Wuppertal
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Stadt Triest
Stadt Bad Wörishofen
Dorf Lake Success
Stadt Düsseldorf
Dorf Huta Komorowska
Stadt Nowa Dęba
Zwangsarbeiterlager Biesiadka
Stadt Genf
Stadt Teublitz
Stadt Burglengenfeld
Stadt Zbąszyń
Interviewer: Michael Aue
Fotografin im Hintergrund: Frau Brückner
- Zugtransport und mehrfacher Bombenangriff durch alliierte Tiefflieger
- Fußmarsch ab Schwarzenfeld und Erschießung der Gehunfähigen
- Marsch durch einen Wald bei Stamsried und Flucht der SS-Wachmänner
- Begegnung mit einem ukrainischen SS-Mann und Unterkunft bei einem Bauern
- Exkurs: Besuch des Ortes der Befreiung Stamsried im Jahr 2007
- Exkurs: Kindheit in Köln und Reichspogromnacht - Verlust der Eltern und des Bruders in der Shoah
- Internierung in einem Arbeitslager in Polen und Durchführung von Waldarbeiten unter katastrophalen Bedingungen
- Exkurs: Polnische Herkunft der Eltern und Möglichkeit der Auswanderung nach Palästina 1935 - Vergeblicher Versuch der Ausreise nach der Pogromnacht
- Exkurs: Interesse der Kinder und Enkel an der Geschichte - Gestiegenes öffentliches Interesse weltweit am Thema
- Das Arbeitslager Biesiadka der Firma Fischer: Harte Arbeit bei minimaler Verpflegung und unter ständigen Misshandlungen
- Zwangsarbeit an verschiedenen Orten - Erkrankung an Flecktyphus und Rettung vor der Ermordung
- Überstellung ins Außenlager Mielec des KZ Plaszow - Tätowierung von "KL" auf dem Unterarm
- Evakuierung des Lagers in Mielec und Transport nach Flossenbürg
- Ankunft in Flossenbürg - Quarantäne und Selektion zur Arbeit beim Stollenbau in Hersbruck
- Rücktransport nach Flossenbürg und Arbeit im Messerschmitt-Werk - Überfüllung der Baracken
- Kontakt zu einem deutschen Zeugen Jehovas - Informationen zum Kriegsverlauf und moralische Unterstützung
- Besuch einer Delegation des Roten Kreuzes im Lager - Keine Einigung mit dem Lagerkommandanten
- Arbeit beim Flugzeugbau in drei Schichten - Körperliche Misshandlungen schon bei kleinen Fehlern
- Stundenlanger Appell und unzureichende Verpflegung im Lager
- Erhängungen nach Fluchtversuch - Unregelmäßige Dusche und "Entlausung"
- Vergangenheitsbewältigung und wachsendes Interesse in der Öffentlichkeit
- Fortbestehende Verbindung zu Deutschland - Besuch der ehemaligen Schule in Köln
- Exkurs: Rettung des elterlichen Geschäfts während der Reichspogromnacht
- Exkurs: Hoffnungslosigkeit im Lager und Halt durch den Glauben
- Nach der Befreiung: Wunsch zur Emigration nach Israel - Rückkehr nach Flossenbürg und Enttäuschung
- Exkurs: Ausweisung des Vaters nach Polen 1938 und Nachfolgen der Familie - Kriegsausbruch in Krakau
Originator/Copyright holder | Medienwerkstatt Franken |
---|---|
Source(s) | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken |
Usage conditions | Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber |
Display format | Interview, Rohmaterial |
Interviewer | Michael Aue |
Camera | Günter Wittmann |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0766.mp4"
00:00:00 | SB: ..an der ich mich jetzt befinde, kann ich mich auch nicht erinnern.![]() |
00:00:02 | IV: Ja. Sie sind aber schon einmal hier gewesen, privat, nicht?![]() |
00:00:06 | SB: Voriges Jahr. Im August. Im August war ich hier einige Stunden, ja.![]() |
00:00:10 | IV: Mmh. Und das ist jetzt aber das erste Mal, dass Sie zu so einem Treffen..![]() |
00:00:13 | SB: Zum ersten Mal zu einem Treffen. Das hat eine gewisse Vergangenheit, wie gesagt.![]() |
00:00:18 | Ich war 1980 das erste Mal hier nach dem Krieg.![]() |
00:00:21 | Und.. ich kann's erzählen? Ich kann es erzählen?![]() |
00:00:26 | IV: Jaja, natürlich.![]() |
00:00:27 | SB: Und ich kam dann am Nachmittag nach Weiden an und suchte ein Quartier. Ich wusste, dass ich nach Flossenbürg fahren musste am anderen Morgen.![]() |
00:00:37 | Und wie ich eins fand, schellte, fand ich ein Gasthaus, hab' geschellt, machte mir, öffnete mir der Inhaber, ein junger Mann von ca 30, 35 Jahren und sagte mir:![]() |
00:00:51 | "Entschuldigen Sie aber wir sind in, wir renovieren, so dass wir keine Gäste aufnehmen."![]() |
00:00:57 | Und ich habe ihn gebeten um Nachtquartier, denn es handelt sich, dass ich morgens, morgens früh wieder weg- weiterfahre.![]() |
00:01:06 | Hat er mich aufgenommen und hat nachher meine, den Zweck meiner Reise erzählt.![]() |
00:01:11 | Und dann sagte er mir ungefähr in diesen Worten: "Falls Sie glauben etwas am ehemaligen Lager wiederzufinden, werden Sie sich bitter enttäuschen.![]() |
00:01:22 | Es ist alles getan worden, um alles zu vertuschen, damit kein Zeichen bleibt."![]() |
00:01:26 | Und am anderen Tag bin ich hergekommen und so war's. Ich war, ich bin alleine gewesen. Weit und breit keine lebendige Seele, den ich etwas fragen konnte.![]() |
00:01:36 | Hab' nur das Gelände gesehen und, und wie gesagt nachher das Gelände verlassen und bin dann nach Schwarzenfeld gefahren. Denn Schwarzenfeld, ich werde, ich werde aufgenommen?![]() |
00:01:51 | IV: Ja. Es läuft..![]() |
00:01:52 | SB: Ja. In Schwarzenfeld wie gesagt war ich bei dem ersten Transport, der Flossenbürg verließ vor dem Krieg.. äh vor Ende des Krieges.![]() |
00:02:00 | Das war am 15. April und wir kamen dann über, wir sind in Floss einwaggoniert worden, in zum Teil offenen Waggons, zum Teil geschlossene.![]() |
00:02:13 | Aber nach einigen Kilometern Fahrt sind wir angegriffen worden von Tieffliegern.![]() |
00:02:19 | Die Tiefflieger haben die Lokomotive zum Stillstand gebracht und wir mussten dann warten bis eine andere Lokomotive kommt.![]() |
00:02:26 | Das Charakteristische war, dass bei dem ersten Angriff, der sehr unverhofft kam, sei für die Häftlinge und sei für die Bewachung, für die Besa..äh für die SS-Bewachung.![]() |
00:02:36 | Die Häftlinge haben die Waggons.. sind heruntergesprungen und haben das Weite gesucht, um sich zu schützen.![]() |
00:02:46 | Ein Teil, glaube ich, ist es gelungen das Weite zu suchen und zu finden.![]() |
00:02:51 | So dass nachher, als wir weiterfuhren.. Nach ein oder zwei Tagen kam der Befehl, dass die SS-Posten, dass die Posten bei dem nächsten Angriff, falls der vorkommen sollte,![]() |
00:03:06 | Posten beziehen an beiden Seiten des Zuges mit Gewehr gerichtet auf die Waggons und wir Häftlinge durften die Waggons nicht verlassen,![]() |
00:03:19 | nur entweder auf den Waggons bleiben oder uns unter den Waggons sich verstecken.![]() |
00:03:25 | Ich kann mich des Bildes erinnern bei dem zweiten Angriff, so dass der zweite Angriff vorkam.![]() |
00:03:30 | Kann sein das auch ein dritter, das kann ich mich nicht erinnern.![]() |
00:03:33 | So ging es dann weiter bis Donnerstag den 19. April bis wir in Schwarzenfeld ankamen.![]() |
00:03:40 | In Schwarzenfeld wurden wir, wurden wir bombardiert wieder, angegriffen von Tieffliegern aber diesmal war der Angriff auf den ganzen Zug.![]() |
00:03:52 | Wie gesagt, ist angegriffen worden, der Zug ist beschossen worden, es waren, gab Verwundete und Tote.![]() |
00:04:00 | Wir haben geschrien, waren. Wir haben..![]() |
00:04:03 | Die Leute, die Häftlingskleidung hatten, haben die, ihre Kleidung gehisst damit die Tiefflieger es bemerken sollen.![]() |
00:04:10 | Es hat nichts geholfen und wir sind, wie gesagt, wir haben dort Verwundete und Tote über 200, ca. 200 Leute zurückgelassen.![]() |
00:04:21 | Es hieß nachher, dass der Angriff von Amerikanern Fliegern, Fliegern äh gekommen war. Ich habe andere Versionen gehört, aber darauf will ich mich jetzt nicht einlassen, denn ich bin mir nicht dessen, dessen bin ich mir nicht sicher. Und zweitens Endresultat war dasselbe.![]() |
00:04:39 | Wie gesagt, wir mussten den Zug verlassen, denn wie ich nachher Gewahr worden bin, war der, war das Ziel der Evakuation Dachau.![]() |
00:04:51 | Nachdem wir in Schwarzenfeld, nachdem gesehen wurde, dass wir aus Schwarzenfeld per Bahn nicht kommen konnten, wie gesagt, sind,![]() |
00:05:00 | haben wir, sind die, haben wir die Verwundete und diejenigen, die nicht fähig waren weiter zu Fuß weiterzugehen auf eine Seite gruppiert und auf der anderen Seite gruppierten sich die, die weitergehen konnten zu Fuß.![]() |
00:05:17 | Es hieß dann, dass die Leute, die zurückblieben per Auto, per Auto transportiert werden werden aber das war nicht der Fall.![]() |
00:05:25 | Denn gleich nachdem wir weiter, nachdem wir abmarschiert sind, kamen, sind sie erschossen worden und an Ort und Stelle auf dem jüdi..auf dem christlichen Friedhof begraben worden.![]() |
00:05:35 | Das war, das ist mir später bekannt geworden.![]() |
00:05:38 | Wir sind weitermarschiert bis, wie gesagt von Donnerstag, bis wir so Freitag Nachmittag nach Neunburg vorm Wald ankamen.![]() |
00:05:50 | Es hat angefangen zu regnen, als wir marschierten ja, es war April, wir sind durchnässt worden.![]() |
00:05:56 | Freitag, Donnerstag auf Freitag ruhten wir einige Stunden an der Seite der Chaussee, an, auf dem Boden und kamen wie gesagt Freitag Nachmiitag nach Neunburg vorm Wald an.![]() |
00:06:08 | Wir verliessen Flossenbürg am Sonntag ohne jeglichen Proviant.![]() |
00:06:12 | Wir haben nichts zu essen bekommen während der ganzen Tage, so dass das erste Mal als wir nach Neunburg kamen..![]() |
00:06:16 | Scheinbar ist dort, ist dort bekannt worden, dass wir, dass ein Transport unterwegs ist, hat uns erwartet auf einem, auf einem Pferdewagen, einem Leiterwagen, ja, einige Fässer mit gekochten Kartoffeln.![]() |
00:06:32 | Kann ich mich genau erinnern. Wir bekamen jeder, jeder bekam eine Portion und haben uns weiter gruppiert und marschierten dann weiter.![]() |
00:06:40 | Das war Freitag Nachmittag, Freitag auf Samstag wir marschierten weiter mit der Landstraße, Richtung kannte ich nicht.![]() |
00:06:49 | Wir kamen Freitag, Samstag Nachmittag kamen wir dann irgendein Dorf an und fanden dort Quartier in Scheunen bei Bauern, durchnässt bis auf die, bis auf die Knochen, und blieben dort bis Montag früh.![]() |
00:07:08 | Montag früh den 23. April..![]() |
00:07:11 | Am 23. April hieß es dann raus und wir gruppierten uns und gingen und der Marsch ging weiter.![]() |
00:07:19 | Das Charakteristische war, dass bis Samstag Nachmittag sind wir marschiert mit Landstraße, der Landstraße entlang.![]() |
00:07:28 | Aber am Montag früh haben wir eingeschlagen in einen Wald und sind durch den Wald gegangen.![]() |
00:07:33 | Das war mir, ich will nicht sagen, es war mir, es kam mir komisch vor, aber das war der Fakt.![]() |
00:07:41 | Wir kamen dann, wir sind dann marschiert durch den Wald ca. 2 Stunden bis wir vor uns die Lichtung des Waldes sahen.![]() |
00:07:54 | Das heißt, das Ende des Waldes.![]() |
00:07:56 | Dann hieß es auf einmal halt, wir Häftlinge mussten die, das Gepäck der SS-Leute tragen.![]() |
00:08:03 | Wie gesagt, es hieß "halt" und die SS-Leute wurden zurückgerufen in das Innere des Waldes.![]() |
00:08:09 | Daraufhin instinktiv gingen wir vorwärts und sahen uns befreit.![]() |
00:08:16 | Wir gingen dann aus dem, wir kamen aus dem Wald raus, ich war mit noch zwei Kameraden, wir hielten uns zusammen und wir gingen auf ein, das erste Bauernhaus zu und es fielen Schüsse aus diesem Haus.![]() |
00:08:32 | So dass wir den Weg auf der anderen Seite einschlugen, nach links.![]() |
00:08:37 | Wir kamen dann nach links auf einen gewissen Feldweg, das kann ich mich noch genau erinnern, ein Feldweg der im Laufe des Weges äh durch eine Mulde führte.![]() |
00:08:49 | Auf beiden Seiten erhoben sich zwei, zwei Felder.![]() |
00:08:53 | Das heißt, die Felder erhoben sich auf der anderen Seite, äh auf beiden Seiten, und wir führ.. wir gingen auf diesem Feldweg den Feldweg entlang.![]() |
00:09:00 | Bis wir dann wieder nach oben kamen und vor uns zwei Männer sahen in einer Entfernung von ca 50, 60 Meter und einer war in Uniform, SS-Mann, hielt in der einen Hand eine Handgranate und in der anderen Hand ein Gewehr.![]() |
00:09:20 | Und neben ihm stand ein Bauer.![]() |
00:09:23 | Der SS-Mann ruft uns, dass wir näherkommen. Mussten dann, wir näherten uns und er fragte uns in äh, in gebrochenem Deutsch, ich hab's gleich gemerkt, woher wir kamen.![]() |
00:09:36 | Es hat sich herausgestellt, es war ein Ukrainer in SS-Uniform.![]() |
00:09:40 | Und da sagten wir, wir kommen aus Flossenbürg, wir sind mit dem Transport am Sonntag abgefahren und kamen dann bis hierher und dann befreit worden.![]() |
00:09:48 | Nachher hat sich herausgestellt, dass dieser SS-Mann auch aus Flossenbürg stammt, aber mit einem späteren Transport Flossenbürg verlassen hat und am Abend vorher bei einem, bei einem Bauern in diesem Dorf einquartiert wurde.![]() |
00:10:04 | Am anderen Morgen als er aufstand, sah er sich verlassen, hat niemanden vorgefunden und durch uns hat er die erste Information bekommen wie die Lage aussah.![]() |
00:10:13 | Daraufhin hat er die Granate entsichert und hat die einzelnen Teile in einen, entweder in einen Weiher oder in einen Brunnen, der neben ihm war, geworfen.![]() |
00:10:26 | Daran kann ich mich nicht genau erinnern. Und hat die Wahrheit wahrgenommen, wahrgenommen die Situation, und hat das Weite gesucht.![]() |
00:10:41 | Und der Bauer fragte noch vorher ob er uns reinnehmen kann ins Haus und der Bauer sagte, und der SS-Mann sagte "Ja" und wir kamen zu dem Bauern ins Haus.![]() |
00:10:49 | Zu dritt waren wir und er hat uns, hat uns zu essen gegeben. Das war das erste, ja, das war gegen Mittag.![]() |
00:10:58 | Zwei, drei Stunden später hörten wir ein Geratter, ein Geratter..![]() |
00:11:03 | Denn vor uns, vor dem Haus war eine große, ein großes Feld oder eine Wiese und nachher die Straße, eine Landstraße und kamen die ersten, die ersten Amerikaner, Tanken, an aber hielten nicht, sondern gingen, fuhren vorbei und fuhren dann weiter nachher die Straße Richtung Cham.![]() |
00:11:21 | Das Dorf, wo wir befreit worden sind, war Stamsried.![]() |
00:11:25 | IV: Stamsried.![]() |
00:11:27 | SB: Stamsried. Bei diesen Bauern, der Bauer hat uns bewirtet.![]() |
00:11:32 | Wir waren bei ihm ca. 18 Tage bis wir bissel zu Kräften kamen und nachdem wir hörten, dass nicht weit von uns, nicht weit von dort in Cham eine Gruppe von den Häftlingen sei, haben wir gesagt, dass wir nach Cham gehen.![]() |
00:11:54 | Und wir haben uns bedankt und verabschiedet und gingen dann Richtung Cham.![]() |
00:11:58 | Ich komme jetzt zurück nach Stamsried. Wie gesagt, im vorigen Jahr als ich hier in Flossenbürg war, auf dem Heimweg..![]() |
00:12:09 | Denn wir waren damals in Bad Wörishofen, ich bin nach Bad Wörishofen nachher gekommen..![]() |
00:12:14 | Hab' ich den Chauffeur gebeten durch Stamsried zu fahren und in, im Gedächtnis bei mir lag im Hinterkopf der Name des Bauers. Aber ich war mir dessen nicht sicher.![]() |
00:12:27 | Wir kamen nach Stamsried an und, und wollte nach dem Bauern fragen aber weit und breit, weit und breit sahen wir niemanden auf der, auf der Fläche.![]() |
00:12:42 | Ich ging in ein Haus rein, ging in den Stall, hab' gerufen, niemand meldete sich, ging in das zweite Haus dasselbe.![]() |
00:12:52 | Hab' ich nun resigniert und sagte, wir werden nach Hause fahren. Ich ging, als wir dann noch einsteigen wollten, kam ein Auto vorbei, hielt, und es trat eine, eine junge Dame steigte aus mit einer Thermosflasche in der Hand und da fragte ich sie ob sie aus Stamsried stammt.![]() |
00:13:08 | Sagte sie: Nein, sie ist nicht aus Stamsried, aber ihr Schwiegervater, der hier auf der Baustelle arbeitet, er stammt aus Stamsried, er wird mir Auskunft geben können.![]() |
00:13:16 | Also wir gingen zu dem Schwiegervater und ich fragte ihn nach dem Namen des Hofes und das war der Staunershof.![]() |
00:13:23 | Das lag mir im Gedächtnis, aber ich war mir dessen nicht sicher.![]() |
00:13:25 | Sagte er, "Ja", existiert, aber auf der anderen Seite des Dorfes und er zeigt uns den Weg, wie wir hinkommen sollten.![]() |
00:13:34 | Und wir haben dort die richtige Richtung eingeschlagen, nach verschiedenen Fragen kamen wir dort an und hat dann.. haben wir dann getroffen den, den Schwiegersohn dieses Bauern.![]() |
00:13:51 | Der Bauer lebte nicht mehr, und er sagte, "Ja", der Bauer, der Vater, Schwiegervater hat immer erzählt, dass bei Kriegsende hat er hier einige Häftlinge bewirtet und hat denen das erzählt und da sagt' ich ihm noch, dass wir, dass wir wollen uns bedanken und ich kann mich noch erinnern, dass wir im Stall geschlafen haben diese Nächte.![]() |
00:14:11 | Ich will nicht irgendwie, ich will nicht beschuldigen, ja, ganz im Gegenteil.![]() |
00:14:17 | Es war sehr angenehm, wir hatten Decken und es war sehr warm.![]() |
00:14:20 | Und da ging ein Enkel von dem, von dem Inhaber des Hauses ging dann rein und brachte mir ein Bild von dem Stall, das authentische Bild, ich hab's bei mir, und er sagte "In diesem Stall habt ihr geschlafen."![]() |
00:14:33 | Sag' ich, "Ja", so sah es aus.![]() |
00:14:35 | Also, wie gesagt, das war die Geschichte.![]() |
00:14:39 | Nachher als wir nach Cham kamen, das war schon nach der Befreiung, ja, der Krieg war noch nicht zu Ende, wohnten wir einige Zeit in Cham, wie gesagt, weiterzuerzählen.. die Fortsetzung?![]() |
00:14:53 | IV: Ja!![]() |
00:14:55 | SB: Wir.. als wir nach Cham kamen, suchten wir ein Quartier, wir hatten keins, und fanden ein offenes Gasthaus.![]() |
00:15:05 | Die Türen waren offen, gingen ins Gasthaus rein, gingen in die Küche, suchten zu essen.![]() |
00:15:10 | War kein Essen da, aber wir fanden ein aufgeräumtes Zimmer, mit gemachten Betten, weiss bezogen.![]() |
00:15:18 | Das war etwas ganz Neues für uns. Und am anderen Morgen gingen wir dann in die Stadt.![]() |
00:15:24 | Ich glaub', wir waren eins oder zwei Nächte in diesem Hotel bis dann..![]() |
00:15:28 | Dann kamen drei Männer, der Bürgermeister von Cham, die zweite Person war der Inhaber des Gasthauses und ein Militärmann.![]() |
00:15:38 | Und sagte uns der Bürgermeister, stellte uns den Inhaber des Gasthauses vor, er will das wieder in Besitz nehmen, und sage ich: "Wo werden wir einquartiert?"![]() |
00:15:50 | Sagte er: "Nicht weit von Cham befindet sich ein Fliegerhorst und dort können wir Quartier bekommen."![]() |
00:15:57 | Also wir waren einverstanden, wir hatten keinen anderen Ausweg und wir wurden, fahren dann nach dort.![]() |
00:16:02 | In diesem Horst, in diesem Fliegerhorst, gruppierten sich meistens Zwangsarbeiter, die zur Zwangs.. aus Europa, die zur Zwangsarbeit in Deutschland gearbeitet haben und die wurden dort gruppiert und nachher jeder in sein Heimatland zurückgeschickt.![]() |
00:16:23 | Wie gesagt, wir waren, dass.. Als wir Flossenbürg verließen am Sonntag waren wir der erste Transport, der Flossenbürg verließ, der nur aus Juden stammte.![]() |
00:16:35 | In, wie gesagt, in diesem Fliegerhorst hieß es dann, dass die Juden in ein spezielles Lager kommen und von dort aus nach Polen, nach Polen abtransportiert, jeder in seine Heimat.![]() |
00:16:51 | Wir alle protestierten, auch diejenigen die aus Polen stammten. Die meisten stammten aus Polen, ich nicht, ich stamme aus Deutschland.![]() |
00:16:57 | Die meisten stammten aus Polen, sagten, wir fahren, wir haben keine Heimat mehr in Polen, wir haben niemanden, wir haben keine Angehörigen in Polen. Unser Ziel ist Palästina.![]() |
00:17:08 | Alles hat nichts geholfen. Nach einigen Tagen wurden wir in ein Lager gebracht nach Hohenfels.![]() |
00:17:15 | Hohenfels war ein Gefangenenlager, das aus.., wo ausschließlich Polen waren.![]() |
00:17:22 | Polnische Zwangs-, Zwangsarbeiter ehemalige. Und wir wurden dort aufgenommen.![]() |
00:17:28 | Die Aufnahme durch die Polen war nicht sehr freundlich aber das ist Nebensache.![]() |
00:17:32 | Und das Lager, das Lager war umzäunt, das Lager war geschlossen, man durfte das Lager nicht verlassen, nur mit Erlaubigung.![]() |
00:17:43 | Aber wir suchten irgendwie das Lager zu verlassen.![]() |
00:17:48 | Wir waren eine kleine Gruppe von Juden, und es gelang uns bei Nacht das Lager auf heimlichem Weg zu verlassen.![]() |
00:17:56 | Und ich persönlich kam nach Schwandorf, das war gegen Ende Mai.![]() |
00:18:03 | Und habe mich dann in Schwandorf, wie gesagt, niedergelassen und wohnte in Schwandorf bis Mitte '47.![]() |
00:18:12 | Mitte '47 verließ ich dann Schwandorf auf dem Wege nach Palästina, zu aller Anfang illegal, von Schwandorf nach, über die Grenze nach Österreich, von Österreich nach Italien.![]() |
00:18:24 | Aber in Italien kamen wir dann im Sommer, im Sommer '47 an.![]() |
00:18:28 | Und das war schon, das war vor der Stimmung, dass Abstimmung sein sollte, was mit der, was mit den Geretteten der Shoah geschehen soll und das war dann die Abstimmung in Lake Success am 29. November '47.![]() |
00:18:50 | Dass über die Gründung des Palästina-Staates, des Israel-Staates, bestimmten, so dass wir dann schon in Italien blieben bis Ende '48. November '48, kamen wir legal, wie gesagt nach, nach Israel.![]() |
00:19:10 | Inzwischen haben wir ein, in Italien geheiratet, meine Frau habe ich noch in Deutschland kennen gelernt, in Schwandorf.![]() |
00:19:16 | Meine Frau kam aus einer anderen Richtung. Meine Frau war nicht im Lager, sie war in Russland, aber wir haben uns in Deutschland kennen gelernt, wie gesagt, und nachher auf dem Weg in Italien geheiratet.![]() |
00:19:26 | IV: Und sie leben seit dem..![]() |
00:19:29 | SB: Seit dem lebe ich in Israel.![]() |
00:19:33 | IV: Sie haben ja eine sehr gute Erinnerung.![]() |
00:19:35 | SB: Wir haben eine frische, eine neue Generation aufgestellt, wir beide, ja, wir haben zwei Söhne, ein Sohn ist schon 59 Jahre und der andere wurde im vorigen Monat 50 Jahre alt.![]() |
00:19:53 | Und Enkelkinder, vorgestern Abend, vorgestern Abend, bevor wir abfuhren..![]() |
00:20:02 | Das war gegen 12 uhr nachts, wir sind gegen sechs Uhr früh abgefahren aus Tel Aviv.![]() |
00:20:08 | Zwölf Uhr nachts bekamen wir noch ein Telefon von einem Sohn, dass ihm ein Enkelkind geboren wurde. Das heisst..![]() |
00:20:13 | IV: Herzlichen Glückwunsch!![]() |
00:20:15 | SB: Danke. Uns das dritte Urenkel.![]() |
00:20:18 | Ich habe einen, der älteste Enkelsohn ist, der schon zwei Kinder hat, ja, er ist 32 Jahre alt, ist heute Leutnant beim Israel Militär.![]() |
00:20:29 | Vor einem Monat waren wir zugegen in Haifa, im Technion auf Einladung vom Technion, wo über 700, 700 Schüler das zweite, das heißt, äh nun, zweiten Titel, äh mir entfallen..![]() |
00:20:56 | IV: Magister..![]() |
00:20:58 | SB: Magistertitel bekam, ja. Unter denen war auch mein Enkelsohn und das Bild, das wir sahen als der Sohn, als der Enkel auf die Bühne kam in Uniform und die Urkunde ausgehä.. ihm die Urkunde ausgehändigt wurde.![]() |
00:21:25 | Was war ein grösseres Glück für uns, ja, als wir diesen Moment die ganze Vergangenheit uns durch den Kopf gingen ließen, gehen ließen. Das war's.![]() |
00:21:36 | Übrigens, um nochmals auf die Befreiung zurückzukommen, ja..![]() |
00:21:42 | Wie gesagt, wir haben Flossenbürg verlassen, das mir später bekannt worden, dass Richtung Dachau in Schwarzenfeld..![]() |
00:21:52 | Als wir sahen, dass wir per Bahn nicht mehr nach Dachau kommen konnten, den Weg weiter zu Fuß machten und am Montag den 23. den Weg durch den Wald ein-, einschlugen.![]() |
00:22:05 | Hat sich nachher herausgestellt, das Ziel war, die Bombentrichter, die vorkamen, waren, bis an die Bombentrichter zu kommen und dort sollten wir erschossen werden.![]() |
00:22:18 | Also wie gesagt, uns war das Glück beschieden, das wir ca. zwei bis drei Gehstunden vor diesen Bombentrichtern befreit wurden.![]() |
00:22:27 | IV: Das heißt, Sie haben sich ja an sich selber befreit. Die SS hat sich doch zurückgezogen und..![]() |
00:22:32 | SB: Die SS hat sich zurückgezogen..![]() |
00:22:34 | Wieder dasselbe, ich hatte was im Gedächtnis, war mir dessen nicht sicher.![]() |
00:22:39 | Was mir jetzt durch Herrn Ulrich bestätigt worden war, dass es ja der Fall war. Wir, wie gesagt, wir sind befreit worden an diesem 23. und einige Gruppen, einige Gruppen sind bei Bauern in der Umgebung untergekommen.![]() |
00:22:56 | Bei einem Bauern soll am Abend nach der Befreiung, sollen SS-Leute reingekommen sein, die Befreite versammelt haben und wie gesagt einer auf den zweiten gelegt haben und so durchschossen haben, um noch an Munition, um an Munition zu sparen.![]() |
00:23:18 | Ich war mir dessen nicht sicher und ich hab's, hab' Herrn Ulrich gefragt ob es wahr ist, sagt er "Ja", er hat's mir bejaht, das war der Fakt.![]() |
00:23:27 | IV: Aber das haben Sie auch nur gehört.![]() |
00:23:29 | SB: Das hab' ich gehört, das war nicht bei uns.![]() |
00:23:31 | Denn wir waren bei diesem Bauern, wo wir waren im Staunershof, waren wir nur zu dritt.![]() |
00:23:36 | Ja, und wie gesagt, wir waren, nein, entschuldigen Sie, wir waren zu viert. Es war nachher noch jemand da.![]() |
00:23:41 | Wir waren damals zu viert und waren dort ca. 8 bis 10 Tage, bis wir diesen Staunershof verlassen haben.![]() |
00:23:47 | IV: Was hatten Sie denn für.. Sie haben ja auch noch in Schwandorf gelebt später.![]() |
00:23:51 | SB: Ja.![]() |
00:23:52 | IV: Was hatten Sie.. Was für ein Gefühl hatten Sie denn, wie jetzt plötzlich die Leute nach Kriegsende mit Ihnen auch als ehemaligem Häftling umgegangen sind.![]() |
00:24:00 | SB: Ich will mal was sagen. Ich bin leid.. Bei mir, mir persönlich ja hat der Krieg nicht '39 angefangen, sondern '33.![]() |
00:24:13 | Ich kann mich schwach erinnern, aber nachher hab' ich es verarbeitet in der Erinnerung, als Hitler zur Macht kam.![]() |
00:24:21 | Ich bin in Deutschland geboren, hab', in Köln, hab' in Köln die Schule besucht, hab' in Köln die Volksschule absolviert, hab' in Köln die Reichskristallnacht mitgemacht und war bis circa vor Ausbruch des Krieges in Köln.![]() |
00:24:38 | Und bin gleich darauf von meinen Eltern geschieden worden..![]() |
00:24:43 | Ich kam ins Lager und ich hatte noch einen 6 Jahre jüngeren Bruder, der mit meinen Eltern blieb.![]() |
00:24:49 | Und seit dem habe ich keine Nachricht mehr, nicht mehr von den Eltern bekommen, so dass ich 100 prozentig sicher bin, dass meine Eltern und mein Bruder umgekommen sind.![]() |
00:24:59 | IV: Und Sie waren ganz allein.. Vielleicht erzählen Sie mal was Sie dann sozusagen für einen Weg gemacht haben bis Sie hier in Flossenbürg gelandet sind.![]() |
00:25:06 | SB: Eh. Ich war zu aller Anfang war ich in Polen in Arbeitslagern und wir haben..![]() |
00:25:15 | Wie gesagt in einem Arbeitslager, kein Konz.. kein Konzentrationslager..![]() |
00:25:20 | Aber die Bedingungen waren, ich will nicht sagen, dass im Konzentrationslager gute Bedingungen waren, aber noch schlimmer als im..![]() |
00:25:28 | Die Firma bei denen wir arbeiteten, das war eine Baufirma aus Mörfelden bei Frankfurt, die hieß Firma Fischer und haben in Polen direkt nach Ende des Krieges..![]() |
00:25:46 | In Polen hat der Krieg ja nicht lange gedauert, in Polen war nach drei Wochen war zu Ende des Krieges, haben in Polen verschiedene Arbeiten unternommen, so wie Wälder ausroden, und so weiter und so fort.![]() |
00:25:59 | Ich habe dann im Wald gearbeitet bei dieser Firma, die ein, die Lager gegründet haben in Polen.![]() |
00:26:07 | Ja, waren, wie gesagt, Arbeitslager, aber die Bedingungen waren furchtbar. Die Bedingungen waren furchtbar und wie gesagt, wir haben..![]() |
00:26:20 | IV: Wie alt waren Sie da?![]() |
00:26:22 | SB: Ich bin, als der Krieg ausbrach, als der Krieg ausbrach, das war '39, war ich 14 Jahre alt. Ich bin '25 geboren.![]() |
00:26:29 | IV: Ja. dann haben Sie also mit 14 angefangen als..![]() |
00:26:32 | SB: Mit 14 da hab' ich angefangen als Zwangsarbeiter zu arbeiten und diejenigen die fielen, fielen.![]() |
00:26:38 | Das Reservoir, das Menschenreservoir, ja, war groß, war kein Problem, frisches Menschenreservoir, äh, Reserve zu bringen um die Arbeitkräfte auszunutzen.![]() |
00:26:50 | IV2: Darf ich noch kurz fragen, Herr Brückner, wie sind Sie denn eigentlich von Köln nach Polen gekommen. Wie ist das abgelaufen?![]() |
00:26:55 | SB: Bitte?![]() |
00:26:55 | IV2: Wie sind Sie von Köln nach Polen gekommen?![]() |
00:26:57 | SB: Meine Eltern waren polnische Staatsbürger. Meine Eltern sind in Polen geboren und kamen als Kinder und wenn ich sage als Kinder, Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts, kamen nach Köln.![]() |
00:27:10 | Ja, wie gesagt, mein.. Seitens meiner Mutter ja drei, drei Brüder waren im 1. Weltkrieg, zwei sind nach Hause gekommen und einer fiel.![]() |
00:27:22 | Und sein Name ist eingraviert auf dem Gedenkstein in Köln auf dem Friedhof, dem jüdischen Friedhof, der noch existiert in Bocklemünd, ja.![]() |
00:27:33 | Sowie Großmutter von mir und ein Onkel, der auch im Krieg war, aber nach dem Krieg gestorben ist, in Köln begraben worden, die sind nach dem Krieg, nach dem ersten Weltkrieg in Köln gestorben.![]() |
00:27:47 | Noch zum Le.. zur Zeit von Hitler. Ich bin in Köln geboren, wie gesagt 1925.![]() |
00:27:53 | IV: Können Sie das bitte wieder der Kamera erzählen?![]() |
00:27:55 | SB: Ich bin in Köln geboren und hab' wie gesagt in Köln die jüdische Volksschule besucht und kam dann ca. vier Wochen vor Ausbruch des Krieges, kam ich nach Polen.![]() |
00:28:14 | Den Ausbruch des Krieges hab' ich in Polen mitgemacht, in Krakau.![]() |
00:28:23 | Ich hatte in Israel, hatte ich damals schon zwei Schwestern, die vor dem Krieg nach Israel kamen.![]() |
00:28:30 | Eine Schwester kam noch '39, noch '33 gleich bei Ausbruch, gleich als Hitler zur Macht kam, kamen die, die hatte in Düsseldorf gewohnt.![]() |
00:28:38 | Ich wohnte in Köln und meine zweite Schwester kam zwei Jahre später nach Israel.![]() |
00:28:46 | 1935 sollten wir, hatten wir die Möglichkeit nach Israel zu kommen.![]() |
00:28:54 | IV: Die ganze Familie..![]() |
00:28:56 | SB: Die ganze Familie. Wir hatten damals in Köln ein Anwesen, wohnten wir noch.![]() |
00:29:00 | Aber wie gesagt es waren einige Umstände da.![]() |
00:29:04 | Erstens die, meine Eltern betrieben ein Kolonialwarengeschäft in Köln und die Lieferanten waren meistens alle fast, fast alle Deutsche und haben auf meine Eltern eingewirkt, das Land nicht zu verlassen, denn die Lage muss, kann nicht weiter so bleiben.![]() |
00:29:29 | Sie muss irgendwie mal ein Ende nehmen. Wir müssten aber nur durchhalten können, ja.![]() |
00:29:33 | Anders war, ich, ich war damals circa 10 jahre alt, das war ja '35. Mein Bruder war vier und die Lage in Israel war nicht sehr rosig.![]() |
00:29:44 | So dass meine Eltern wie gesagt noch aufge.. die Fahrt nach Israel aufgeschoben haben.![]() |
00:29:50 | Wir hatten damals schon.. '35 hatten wir unser Zertifikat, wir konnten nach Israel kommen.![]() |
00:29:54 | IV: Und die Schwestern wurden sozusagen geschickt.![]() |
00:29:56 | SB: Die Schwestern fuhren freiwillig nach Israel.![]() |
00:29:59 | Und wir als, wir mit den Eltern, als wir noch als kleine Kinder.. Haben die Eltern gesagt, wenn ja, dass wir noch ein bissel ranwachsen sollen, dann nach Israel kommen.![]() |
00:30:08 | Aber als dann, als dann nach der Kristallnacht..![]() |
00:30:14 | Im Jahre 1939 am 9. November, Sie wissen um was es sich handelt, da waren wir noch in Köln.![]() |
00:30:24 | Da haben wir gesagt, SOS, SOS alarmiert nach Israel, da sind meine Eltern..![]() |
00:30:31 | Und die Einwanderungsquote nach Israel war beschränkt, so dass wir warten mussten bis wir an die Reihe kamen.![]() |
00:30:40 | Inzwischen ist der Krieg ausgebrochen und Alles hat sich gewendet.![]() |
00:30:45 | Was ja, ich eh, was uns noch gelang, ein Teil unseres, unseres Hausrats aus Köln nach Israel, oder nach damalige Palästina zu schicken, denn wir waren, wir waren auf der Warte nach Israel zu fahren, ja, und die Sachen sind angekommen.![]() |
00:31:06 | Waren bei meiner Schwester und ich als einziger Überlebender habe dann die Sachen bekommen, als einzelne, als Andenken habe ich verschiedene zum Teil Fotobilder aus meiner Schulzeit in Köln, so wie Schulen, die ich besucht habe, die noch heute existiert und noch verschiedene Einzelheiten von Familiengegenständen.![]() |
00:31:29 | IV: Mmh. Ich würde den Faden mal wieder gerne aufnehmen wo wir stehengeblieben sind und zwar in dem..![]() |
00:31:33 | CM: Dann machen wir hier ein Break jetzt..![]() |
00:31:36 | IV: Ok.![]() |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0767.mp4"
00:00:00 | SB: Wir wohnen in Tel Aviv aber die Aufnahme war in Yad Vashem, in Yad Vashem in Jerusalem.![]() |
00:00:06 | Deswegen ist es mir, ist mir wichtig, dass irgendwie denn durch Herrn, durch Herrn..![]() |
00:00:13 | IV: Urban.![]() |
00:00:16 | SB: Nein, Herrn Ulrich nicht?![]() |
00:00:18 | IV: Ich bin der Herr Urban, Urban (???) arbeitet in der Gedenkstätte.![]() |
00:00:22 | SB: Aha. Entschuldigen Sie.![]() |
00:00:24 | Bin ich gefragt worden ob die Kinder sich interessieren über meine Vergangenheit, ich werde aufgenommen? Kann ich auch erzählen.![]() |
00:00:35 | IV: Ja, klar. Zur Sicherheit läuft die Kamera einfach immer.![]() |
00:00:38 | SB: Wie gesagt, ja, meine Söhne, ich hab zwei Söhne. Ein Sohn ist 59 Jahre und der jüngere ist 50 Jahre alt.![]() |
00:00:47 | Interessieren sich sehr, so wie auch die Enkelkinder, ja und sind sehr interessiert an meiner Vergangenheit und die älteren Enkelkinder, wir haben neune, ja, fünf und vier, geteilt von beiden, bei beiden Söhnen, und drei Enkelkinder äh drei Urenkel.![]() |
00:01:05 | Fahren.. Die Älteren waren schon alle in Europa, aber meistens in Polen, um die Konzentrationslager zu besuchen.![]() |
00:01:18 | So dass ich, dass ich meine Vergangenheit erzähle und wenn die Kinder, unsere Enkel interessiert sind über meine Vergangenheit zu wissen.![]() |
00:01:30 | Im Gegenteil wenn ich heute Verschiedenes erzähle, erinnern sie mich daran verschiedene Einzelheiten, die ich ihnen erzählt habe und ich quasi schon vergessen habe.![]() |
00:01:38 | IV: Das ist die nächste Generation, die das weitergeben kann.![]() |
00:01:40 | SB: Eben.![]() |
00:01:41 | IV:.. auch wenn Sie es nur von Ihnen gehört hat.![]() |
00:01:43 | SB: Heute, heute in Israel in den letzten Jahren ist eine gewisse Tendenz, um noch von, um noch zu retten von, von von der Ge.., von unserer Vergangenheit, was zu retten ist, um die Information aus erster Quelle zu bekommen.![]() |
00:02:01 | Denn es wird nicht mehr lange dauern, dann ist die erste Quelle wie man sagt.![]() |
00:02:06 | IV: Nicht mehr da.![]() |
00:02:07 | SB: Nicht mehr da.![]() |
00:02:08 | IV: Und ihre Kinder und Enkelkinder sprechen die auch noch Deutsch?![]() |
00:02:12 | SB: Meine Enkelkinder nicht. Meine Söhne verstehen Deutsch aber wir sprechen kein Deutsch, wissen Sie, Umgang.. Umgangsprache zu Hause ist Hebräisch.![]() |
00:02:22 | IV: Gut. Dann jetzt zurück nach Polen. Sozusagen die erste Station der Zwangsarbeit.![]() |
00:02:28 | Sie haben auch gesagt die Zustände waren fast schlimmer als im Konzentrationslager. Können Sie ein bisschen über die Arbeit und den Alltag dort erzählen?![]() |
00:02:36 | SB: Die, die Arbeit, die ich verrichtet habe, war meistens wie gesagt bei dieser Firma, wo ich arbeite, Firma Fischer aus Mörfelden, so hieß die Firma, Firma Fischer aus Mörfelden, Mörfelden bei Frankfurt.![]() |
00:02:48 | Kann ich mich noch erinnern.![]() |
00:02:50 | Und wir arbeiteten unter Bewachung von Oberförstern der Firma, die aus Deutschland stammten.![]() |
00:03:01 | Da war ein Oberförster Knott, der zweite. Übrigens dieser Knott war Oberförster, aber er landete nachher in Auschwitz.![]() |
00:03:10 | Und Förster Schmidt und Förster.. Es war noch jemand da, den ich nicht mehr kenne und die Bewachung war meistens Polen.![]() |
00:03:19 | Aber die polnische Bewachung war genau, war auch nicht sehr freundlich gestimmt.![]() |
00:03:25 | Die Verpflegung war minimal. Wir bekamen abends etwas Suppe, die meistens aus Wasser bestand, ja, und ein kleines Stückchen Brot und das war das Essen für den ganzen Tag.![]() |
00:03:48 | Am anderen Tag morgens zur Arbeit in den Wald, wir haben Wälder gerodet, meistens Wälder gerodet und, und zum Verschicken nach Deutschland zubereitet.![]() |
00:04:00 | Die Schale, die Schale abgeschält, ja, und die Zweige abgehackt, ja, jeder, aber die Arbeit war fürchterlich.![]() |
00:04:10 | Wir mussten, jeder musste ein gewisses Quantum machen und wenn wir es nicht gemacht haben, dann blieben wir so lange im Wald bis wir, bis wir die Arbeit verrichtet haben.![]() |
00:04:17 | Und unter Schlägen von, von den Aufsehern und wie gesagt minimales Essen.![]() |
00:04:25 | Das einzige war, dass diejenigen, die irgendwie Möglichkeit hatten, Möglichkeit hatten, Essen zu kaufen bei den Bauern, sich Essen beschaffen konnten.![]() |
00:04:38 | Aber die keins hatten, denen war es bitter. Genauso wie zum Beispiel mir.![]() |
00:04:44 | Ich hatte keine Möglichkeit, ich war von meinen Eltern getrennt, ich wusste nicht wo meine Eltern sind und selbst hatte keine.![]() |
00:04:51 | Aber wie gesagt, ich habe auf Gott vertraut. Ich war ja damals jung, ja, 15, 16, 17 Jahre alt, als ich in diesem Lager war, an verschiedenen Plätzen.![]() |
00:05:00 | IV: Vielleicht können Sie auch ein bisschen die Stationen erzählen..![]() |
00:05:03 | SB: Die Station, war das erste, die Station war in eh, das hiess Biesiadka, das war, die Umgebung war, eine Militär..eine Militärzone.![]() |
00:05:14 | So hieß das damals, Biesiadka. Und nachher kamen wir an einen anderen Platz in der Nähe Huta Komarowska und nachher wieder an einen dritten Platz, der hiess Edemba {ev. Dęba}.![]() |
00:05:27 | Von einem Platz zum zweiten, wo wir dann, wo wir die, wo wir die Wälder gerodet haben und diese Waldarbeit be.. verrichtet hatten und dort erkranke, erkrankte ich an Typhus, an Flecktyphus,![]() |
00:05:43 | und war in der Krankenbaracke und wie gesagt auf dem ganzen Weg, auf dem ganzen Weg bis zu meiner Befreiung nach dem Krieg, gott sei Dank, Gott stand mir bei Seite.![]() |
00:05:55 | Das muss ich, das muss ich sagen.![]() |
00:05:58 | Zum Beispiel als ich an Flecktyphus erkrankte im Jahre '42 und in der Krankenbaracke lag, ich eines Tages hörte, dass ein Auto vorfuhr.![]() |
00:06:11 | Ja, mit 42 Fieber hatte ich die Geistesgegenwart das Bett, vom Bett runterzugehen und mich aus der Krankenbaracke zu schleichen, um mich irgendwie zu verstecken.![]() |
00:06:27 | Das Auto ladete andere Kranke auf und hat sie in den Wald gebracht und hat sie erschossen.![]() |
00:06:34 | Ich war fast quasi der Einzigste, der überlebt hat.![]() |
00:06:37 | Und so, Gott sei dank, auf dem ganzen Weg wie gesagt stand mir, stand mir Gott bei Seite.![]() |
00:06:43 | Bis im Jahre '43 scheinbar von höheren, höheren Instanzen aus Deutschland dieses Lager aufgelöst wurde, dieses Arbeitslager und ich in ein Konzentration.. Konzentrationslager kam in Polen, das hieß Mielec.![]() |
00:07:05 | Mielec ist eine Stadt und in dieser Stadt war ein Flugzeugwerk noch zur Zeit Polens und wir in diesem Lager untergebracht worden sind.![]() |
00:07:15 | Das war schon ein Konzentrationslager, angeschlossen an Plaszow.![]() |
00:07:20 | Plaszow, das auch in Polen war. Und wir arbeiteten in diesem Flugzeugwerk, dort stellten wir den Junkers her.![]() |
00:07:29 | Junkers-Flugzeuge, ja? Auch dasselbe, dass die Bedingungen waren nicht, waren nicht rosig.![]() |
00:07:39 | Der Oberscharführer..Oberscharführer Schwammberger, Schwammberger war, wie gesagt, kam aus Plaszow nach Floss.. nach Mielec und war Leiter dieses Lagers.![]() |
00:07:56 | Aber das Lager, die Innenherrschaft stand unter jüdischen Händen, aber Oberhaupt war Schwammberger.![]() |
00:08:05 | Übrigens im Jahre, wenn ich mich, in den 70er-Jahren hat man erst in Südamerika entdeckt und hat ihn vor Gericht gestellt.![]() |
00:08:16 | In diesem KZ arbeiteten wir, arbeiteten wir bis äh '44 und dort wurden wir mit diesen Zeichen tätowiert, KL.![]() |
00:08:30 | Das ist übrigens das einzigste Lager, das einzigste Konzentrationslager, sei in Polen, sei in Deutschland, das mit diesem KL tätowiert worden sind.![]() |
00:08:40 | Alle anderen nur mit den Nummern, ich hatte keine Häftlingsnummer.![]() |
00:08:44 | IV: Das KL stand für Konzentrationslager.![]() |
00:08:46 | SB: Konzentrationslager. Das war Mielec und Plaszow. Denn wir waren Plaszow angeschlossen.![]() |
00:08:53 | IV: Und das war sozusagen eine Tätowierung, dass jeder auch erkennnen konnte..![]() |
00:08:56 | SB: Eben. Eben, das war auch, das war auch um Fluchtversuch, um Fluchtversuch zu vermeiden, ja?![]() |
00:09:03 | Wir waren irgendwie gekennzeichnet. Zum Beispiel in Flossenbürg, waren wir, hatten wir, hat jeder eine Häftlingsnummer gehabt, ja, aber außer dem, außer der Häftlingsnummer, ich komme auf Flossenbürg zurück, hatten wir, wir wurden, wir wurden ganz rasiert. Wir wurden ganz ab..![]() |
00:09:22 | IV: Können wir vielleicht versuchen noch zu gucken, wie von Mielec das wurde dann irgendwann..![]() |
00:09:28 | SB: Von Mielec im Jahre '44 als dann die Russen näherkamen, als dann die Russen näherkamen, wurden wir von Mielec evakuiert Richtung Deutschland.![]() |
00:09:37 | Es hieß dann, dass das Flugzeugwerk, Flugzeugwerk nach Wieliczka.![]() |
00:09:45 | Wieliczka neben, bei Krakau, das ist eine bekannte, bekannte Salzgruben.![]() |
00:09:53 | Weltbekannte Salzgruben kommen dort vor und das hieß dann, dass dieses Werk.. in dieses, in diese Salzgrube verlegt worden, werden soll.![]() |
00:10:02 | Aber das kam nicht zustande aus einigen Gründen, das wurde mir alles später bekannt.![]() |
00:10:07 | Erstens aus dem Grunde, dass die Hellinge von Mielec, wo man das Flugzeug zusammenstellt, ja, schwer war, nach unten in diese Salzgruben zu befördern und zweitens die, diese Salzsäure die Bleche angreifen werden.![]() |
00:10:27 | So dass wir, obwohl wir kamen nach Wieliczka und in dem Lager und waren dort etwa 8 oder 10 Tage aber sind dann weiter von Wieliczka nach Flossenbürg transportiert worden.![]() |
00:10:43 | Das war im Sommer, im Sommer '44.![]() |
00:10:46 | IV: Ich glaub' im August sind Sie angekommen.![]() |
00:10:49 | SB: So ungefähr im August sind wir angekommen.![]() |
00:10:50 | Wir waren Plaszow angeschlossen, aber in Plaszow selbst war ich nicht.![]() |
00:10:55 | Übrigens von Plaszow existiert niemals, das Lager ist ganz, ganz anulliert, es steht nur ein Hügel.![]() |
00:11:02 | Und auf dem Hügel ist ein Denkmal, ein Denkmal und das ist es.![]() |
00:11:07 | Wie gesagt, wir kamen nach, wir kamen nach Flossenbürg an. Das war im Sommer.![]() |
00:11:14 | Wir waren der erste Judentransport oder der Transport, der nur aus Juden stammte, der nach Flossenbürg kam.![]() |
00:11:20 | Nachdem ist Flossenbürg heute nicht so bekannt, sei unter, sei in Israel, ja, aber wie ich höre auch in ganz Europa nicht.![]() |
00:11:30 | Die Leute wissen nicht wo Flossenbürg steht.![]() |
00:11:32 | Wir kamen nach Flossenbürg an und kamen dort in die Quarantäne.![]() |
00:11:38 | Und Quarantäne, das war ein Lager, abgeschlossen, sondiert von dem übrigen Lager.![]() |
00:11:45 | Wurden ganz entblößt, wir drehten uns nackt rum, tagsüber in die Baracken durften wir nicht rein.![]() |
00:11:55 | Wir durften nur nachts zum Schlafen rein und wir bekamen dann irgendwie von Zementsäcken Papier, um dich, um uns, dass wir uns zudecken konnten.![]() |
00:12:03 | Und morgens hieß es wieder raus. In dieser Quarantäne waren wir circa, circa 14 Tage, 3 Wochen.![]() |
00:12:11 | Aber ab und zu kamen Gesandtschaften von äh von den Nebenlagern, um, um Leute anzufordern und äh betrachteten uns genauso wie Vieh.![]() |
00:12:27 | Ja, wir waren ganz nackt, ob wir fähig sind zur Arbeit oder nicht und suchten sich diese Leute aus und die, die bleiben, blieben in diesem Lager.![]() |
00:12:35 | Ich war einer der letzten, wenn ich nicht irre, die diese Quarantäne verließen Richtung Hersbruck.![]() |
00:12:43 | Wir kamen dann nach Hersbruck und arbeiteten in Hersbruck im Stollenbau.![]() |
00:12:49 | Dieses Lager war erst im Bau, denn ich kann mich nicht erinnern, dass dort ein Lager existierte.![]() |
00:12:55 | Waren nur einige Holzgerüste da, wo wir untergebracht worden sind.![]() |
00:12:59 | Aber tagsüber arbeiteten wir im Stollenbau.![]() |
00:13:02 | Lange waren wir nicht in diesem Lager, denn scheinbar auf Rekommandation von, von Junckers, ja, dass wir quasi Facharbeiter sind, im, im Flugzeugbau, sind wir zurück, zurück transportiert worden nach Flossenbürg, dort registriert worden.![]() |
00:13:26 | Damals sind wir erst registriert worden, meine Regist.. meine laufende, Laufnummer war 14311, das sich nachher auch bewahrheitet hatte, ich hab's bei mir und sind untergebracht worden, wenn ich nicht irre, ich selbst in Block 9, und glaub' ich Block 7.![]() |
00:13:44 | Block 7 und Block 9 waren, waren meistens nur Juden, aber waren auch, waren auch Russen dort in diesem Lager und waren auch ältere, ältere Insassen da,![]() |
00:13:58 | die meistens aus europäischen Ländern stammten, Deutsche und Tschechoslowakei und so weiter.![]() |
00:14:05 | Wir arbeiten, wir sind dann, haben dann angefangen zu arbeiten bei Messerschmitt, in den Messerschmitt-Werken, quasi als Facharbeiter und das war bis Ende, bis wir das Lager verließen im Jahre '45 am 15. April.![]() |
00:14:27 | Ich persönlich, wie gesagt die Verhältnisse im Lager waren nicht gut.![]() |
00:14:37 | Denn erstens das Lager war bestimmt für eine gewisse Anzahl von Häftlingen und es war langsam, ist überfüllt worden.![]() |
00:14:46 | So dass wir, dass wir untergebracht worden sind in diesem Block 9, schliefen wir zu viert auf einem Bett, wo das war, das nur nur für einen gedacht war.![]() |
00:14:56 | Wir waren zusammengepfercht wie die Sardinen.![]() |
00:14:59 | Wenn sich einer umdrehen musste, musste der andere, mussten die anderen Drei auch dasselbe machen.![]() |
00:15:03 | So haben wir dann, so sind wir dann untergekommen, arbeiteten wie gesagt Schichten bei Messerschmitt.![]() |
00:15:14 | Hatten wir mal einen halben Tag frei, das war meistens Sonntag, dass wir im Lager waren, sind wir meistens zu Dienst.. Dienstarbeiten im Lager verpflichtet worden.![]() |
00:15:28 | Aber mitunter hatten wir auch einige freie Stunden, die wir nicht in der Baracke, in der Baracke..![]() |
00:15:37 | Durften wir nicht in der Baracke sein, wir mussten uns außerhalb der Baracke befinden.![]() |
00:15:43 | Nur abends zum schlafen kamen wir in die Baracke.![]() |
00:15:47 | Ich persönlich, ein persönlicher Fall, saß mal an so einem Nachmittag mit, angelehnt an, an der Baracke, über mir war ein Fenster.![]() |
00:16:00 | Da öffnete sich ein Fenster und fragte mich jemand ob ich Häftling 14311 bin.![]() |
00:16:07 | Sag' ich "Ja". Und derjenige sagt mir, am Abend soll ich mich bei ihm melden in deutscher Sprache.![]() |
00:16:13 | Hat sich nachher rausgestellt, das war ein Häftling, der aus Breslau stammt.![]() |
00:16:20 | Er.. seine quasi Sünde war, er war Bibelforscher, hiess Fritz mit Vornamen, entweder Gensch oder Jänsch.![]() |
00:16:30 | Das muss ich jetzt in Flossenbürg, muss ich mich nochnmal genauer erkundigen.![]() |
00:16:34 | Und ich nehme an, er hat in der Schreibstube gearbeitet und dort hat er mich entdeckt laut meinen, laut meinen Angaben.![]() |
00:16:43 | Und am Abend als wir uns trafen, hat er mir, hat er mir Verschiedenes über seine Vergangenheit erzählt und hat mich ausgefragt.![]() |
00:16:50 | Zu viel Kontakt mit mir wollte er nicht haben, er wollte es vielleicht nicht, dass man bemerken soll, dass wir zu viel Kontakt hatten.![]() |
00:16:59 | Aber wir hatten Kontakt, so dass ich.. das habe ich auch gestern Herrn Ulrich erzählt, dass wir.. Ich hab' mal bemerkt als wir da bei der Arbeit waren in der, in dem Messerschmitt-Werk.![]() |
00:17:14 | Vom Fenster aus konnten wir das ganze Lager besichtigen, habe ich bemerkt, dass an einem Nachmittag eine Kolonne, eine Kolonne von einigen Autos mit... vom Roten Kreuz das Lager, ins Lager fuhr und nach einigen Stunden hat das.. diese Kolonne das Lager verlassen.![]() |
00:17:36 | Am Abend erzählt er mir, dass eine Delegation vom, entweder vom schwedischen oder vom dänischen Roten Kreuz war, kann ich mich nicht mehr erinnern, und Verhandlungen führten mit den, mit der, mit der Leitung, das Lager zu übernehmen.![]() |
00:17:53 | Das war kurz vor der Befreiung.![]() |
00:17:56 | Aber es ist nicht draus geworden und die Kolonne verließ das Lager.![]() |
00:18:00 | Als ich voriges Jahr hier war, hat mich.. Ich war voriges Jahr, wie gesagt hier.![]() |
00:18:07 | Das war ca. 8 oder 10 Tage nach dem Treffen der ehemaligen Häftlinge. Bei dem Treffen war ich nicht dabei.![]() |
00:18:13 | So, an diesem Tag, war.. war von der Leitung niemand zu sprechen, nur Herr Fritz, Ulrich Fritz war da.![]() |
00:18:22 | Er hat mich dann, mit ihm hab' ich mich dann unterhalten und hab' ihm Dieses erzählt und das war ihm unbekannt und er hat sich nachher erkundigt und schriftlich bestätigt,![]() |
00:18:32 | dass er sich in Genf beim Roten Kreuz erkundigt hat und hat mir den Auszug von diesem Artikel geschickt, dass eine Delegation hier, war hier vom Dänischen Roten Kreuz und Unterhandlungen führten, das Lager zu übernehmen![]() |
00:18:48 | aber das Lager nicht, aus diesem nichts..![]() |
00:18:53 | Dieser, dieser Fritz Jänsch hat mir wie gesagt immer Mut eingeflößt, durchzuhalten und es wird nicht mehr lange dauern.![]() |
00:19:02 | Scheinbar hat er seine Informationsquellen gehabt aber er konnte mehr, mehr nicht erzählen.![]() |
00:19:07 | So dass mir das sehr viel Mut gegeben hat irgendwie trotzdem durchzuhalten. Ja.![]() |
00:19:16 | IV: Sie haben ja den letzten Lagerwinter hier verbracht. Praktisch, den ganzen, vor der Befreiung.![]() |
00:19:21 | SB: Den letzten, ja..![]() |
00:19:23 | IV: Ja. Sie haben vorhin schon bisschen erzählt wie sie untergebracht worden sind.![]() |
00:19:27 | Können Sie vielleicht noch ein bisschen was eben auch noch über die Ernährung sagen, über die Arbeitsbedingungen, bei Messerschmitt, in dieser Zeit?![]() |
00:19:34 | SB: Die Arbeitsbedingungen.. Mein Vorarbeiter war ein, auch ein Häftling, ein, ein Zigeuner.![]() |
00:19:45 | Ja, übrigens wir waren in guten Verhältnissen. Wie ich hab' ihn, ich hab' diesen Zigeuner, diesen Zigeuner sowie, sowie auch diesen Fritz Jänsch nach der Befreiung,![]() |
00:19:55 | hab' ich in Neunburg vorm Wald aufgesucht, hab' sie einmal besucht, aber nachher hatten wir keinen Kontakt mehr.![]() |
00:20:03 | So dass sie beide, beide haben den Krieg überlebt.![]() |
00:20:06 | Die Arbeit war.. Ich hab' ja am Höhenruder gearbeitet, die Herstellung des Höhenruders.![]() |
00:20:16 | Wie gesagt, jede, nach jeder gewissen Arbeits.. Arbeitsphase ist die Arbeit kontrolliert worden von einem Kontrolleur, ja.![]() |
00:20:25 | Und es wurde verbessert, was zu verbessern war, aber wenn ein Häftling irgendwie einen Fehler gemacht hat, da war es bald als Sabotageakt betrachtet worden und daraufhin bekam er seine Belohnung.![]() |
00:20:39 | Und die Belohnung war, über den Bock gezogen zu werden und eine Anzahl auf den Hintern zu bekommen, je nach dem.![]() |
00:20:51 | Damit.. der Knüppel war ein Gummischlauch durchzogen mit Draht, mit elektrischen Drähten, damit, damit der Effekt, damit der Effekt besser ist, nicht ein hoher, ein hohler Schlauch.![]() |
00:21:08 | Und ich hatte das Glück, dreimal, dreimal, so eine Portion zu bekommen.![]() |
00:21:17 | Einmal bekam ich fünfe, fünf Schläge, einmal bekam ich zehn, einmal bekam ich fünfzehn, aber wie gesagt, hat noch gut gegangen.![]() |
00:21:24 | Denn es waren noch Leute da, die mehr bekommen haben. 50 bis 75, sogar 100.![]() |
00:21:30 | Je nach, je nach dem, der, der die Strafe ausgeführt hat und je nach dem wie in Anführungsstrichen der Fehler war bei der Arbeit, den er gemacht hat.![]() |
00:21:45 | Die Arbeitsbedingungen war wie im Lager.![]() |
00:21:54 | Mitunter als wir Nachtschicht hatten, bei Tags war, bei Tags als Alarm war und es war öfters Alarm, ja,![]() |
00:22:01 | haben wir weitergearbeitet aber nachts hieß es "Licht aus" und jeder hat sich in einem Winkel, in einem Winkel versteckt,![]() |
00:22:11 | wie man sagt, ja, um ein paar Minuten zu schlummern und nur gewartet auf die Bombardation aber nicht einmal ist dieses Werk bombardiert worden.![]() |
00:22:24 | Das, steht unter großes Fragezeichen warum, denn jeder wusste, dass, dass hier ein Werk existiert.![]() |
00:22:33 | Ja, wenn ich nicht irre, haben wir zu aller Anfang drei Schichten gearbeitet, aber nachher ist es zu zwei Schichten geworden.![]() |
00:22:44 | Das heißt, drei Schichten zu acht, und nachher hatten wir drei äh zwei Schichten zu zwölf Stunden gearbeitet.![]() |
00:22:50 | Wie gesagt, nachdem wir von der Arbeit zurückkamen, war Appell.![]() |
00:22:56 | Appell, es war Frühappell, bevor wir zur Arbeit gingen, war abends der Appell als wir zurückkamen, je nach dem.![]() |
00:23:04 | Und auch mitunter Stunden dauern bis, bis die Zählung geklappt hat. Bis auch eine geklappt hat.![]() |
00:23:13 | Wenn jemand fehlte, bei Wind und Wetter, bei Regen und Schnee. Ja, mussten wir, mussten wir draußen stehen.![]() |
00:23:22 | Und im Lager, in der Barracke hatten wir, hatten wir nur die Zeit zum schlafen, die paar Stunden Schlaf.![]() |
00:23:32 | Denn morgens hiess es in aller, in aller Frühe raus![]() |
00:23:35 | und wie gesagt bei, die Arbeit, das Essen, die Verpflegung, war für uns, wie wir ausgehungert waren von den Krank... den ganzen Kriegsjahren war sehr minimal.![]() |
00:23:48 | Wir bekamen abends eine Suppe, ja, und die Frühstücksportion vom Brot. Ich glaub, acht, acht Portionen von einem Laib Brot.![]() |
00:24:02 | Übrigens das Brot war mitunter mit Sägemehl gemischt und morgens, morgens war nur Kaffeeverteilung, Kaffeeverteilung, und, auf den ich meistens verzichtete.![]() |
00:24:19 | Denn ich wollte nicht, ich wollte mich nicht drängen und nachher bei der letzten Portion war, sind die Leute über den Kanister hergefallen,![]() |
00:24:30 | um, um den Satz des Kaffees mit dem Löffel raus.. rauszufischen, das zu essen, und das habe ich vermeiden wollen.![]() |
00:24:41 | IV: Es gab ja hier auch Fluchtversuche..![]() |
00:24:45 | SB: Es gab einen Fluchtversuch, es war mal ein Fluchtversuch da.![]() |
00:24:50 | Das kann ich mich erinnern. Erinnern kann ich mich mehr, dass, bei dem.. als man die Geflüchteten geschnappt hat und sie aufgehängt hat und als wir abends ins Lager zurück kamen,![]() |
00:25:04 | das war einige Tage, an den, am Galgen vorbeigingen, und die Leute hängen sahen, das ja.. An dies kann ich mich erinnern.![]() |
00:25:13 | IV: Dann gab's ja auch hier unten das Krematorium, es sind ja viele Leute gestorben. Was ist da so in Ihrer Erinnerung auch?![]() |
00:25:20 | SB: Diesbezüglich kann ich mich nicht erinnern, denn wie gesagt wir haben das Gelände, das Gelände des Lagers kannte ich nicht.![]() |
00:25:32 | Ich kannte nur den Einmarsch, ja, sind wir durch den Appellplatz nach oben gegangen.![]() |
00:25:38 | Block 9 war, war mehr nach oben und der Aufenthalt, wenn ich eine Stunde Zeit hatte, waren zwischen diesen beiden Blocks, 9 und der davor, ich glaube es war 6 oder 7.![]() |
00:25:51 | Davor aber so dass.. Oder wenn wir zur Arbeit gezwungen worden sind, außer wenn wir in, wenn wir zum.. ins Bad, ins Bad gingen.![]() |
00:26:01 | Ins Bad gingen wir nicht zu oft, sehr, ich kann mich sehr wenig erinnern, dass wir zum, zur Dusche gingen.![]() |
00:26:10 | Bei der Dusche bekamen wir dann, mussten wir dann unsere Kleidung abgeben und auf der anderen Seite bekamen wir dann andere Kleidung, die quasi, quasi entlaust, entlaust war, aber nur quasi, wie gesagt.![]() |
00:26:23 | Das war in Anführungsstrichen, die Entlausung hat nicht geholfen.![]() |
00:26:26 | Einmal vor der, vor dem Duschen, aber das war nicht nur vor dem Duschen, das war auch mitunter sind wir an den freien Stunden, hieß es dann, sind wir desinfekziert worden mit Lisol.![]() |
00:26:41 | An allen behaarten Stellen des Körpers vorerst rasiert, nachher desinfiziert, das war mit Lisol, das brannte.![]() |
00:26:52 | Außerdem sind wir kahl geschoren worden, ja, und zwischendurch mit, mit der Haarmaschine ging es einmal quer durch den Kopf.![]() |
00:27:07 | Das hieß die sogenannte Läusestraße, um jeden Fluchtversuch zu vermeiden.![]() |
00:27:14 | Wie gesagt, wir bekamen die Häftlingsnummer an, an der linken Seite oben an der Brust und an der rechten Seite unten an der Hose.![]() |
00:27:26 | Die Leute, die arbeiteten außerhalb des Lagers, wie zum Beispiel dem Steinbruch, hatten Häftlings..die Häftlingskleider, die gestreifen Häftlingskleider.![]() |
00:27:36 | Wir, die wir im Lager arbeiteten, bekamen die zivilen Kleider von den Häftlingen, von den Neuankömmlingen, die ins Lager kamen.![]() |
00:27:46 | Ich kann mich erinnern an die Transporte, die in den letzten Monaten vor Ende des Krieges kamen,![]() |
00:27:52 | zum Beispiel Transporte von Warschau nach dem Warschauer Aufstand, von dem christlichen Warschauer Aufstand oder Leute, die aus dem andern, aus anderen Lager kamen, aber das war, das war kurz vor dem Krieg.![]() |
00:28:04 | IV: Und es wurde immer voller.![]() |
00:28:04 | SB: Es wurde immer voller. Es wurde nachher bis eines Tages wie gesagt am 15., obwohl ich laut den Schilderungen, den schriftlichen Schilderungen gesehen habe, dass es am 16. war..![]() |
00:28:17 | Ich bin der Meinung, es war am 15., am Sonntag, hieß es: "Alle Juden, alle Juden raus".![]() |
00:28:26 | Es war der erste Transport, der sich gruppierte, um das Lager zu verlassen.![]() |
00:28:30 | Jetzt komm ich auf die Evakuierung, und wir, an diesem Morgen verließen wir das Lager Flossenbürg zu Fuß nach Floß,![]() |
00:28:41 | wurden in Floß einwaggoniert in den Zug, zum Teil offene, offene Waggons, zum Teil geschlossene Waggons und wir verliessen Flossenbürg per Bahn.![]() |
00:28:56 | Nach den ersten paar Kilometern kamen, kamen Flugzeuge an, die im Tiefflug die Lokomotive beschoß und die Lokomotive zum Stillstand brachten, so dass der Zug stehen blieb.![]() |
00:29:11 | Bei diesem ersten Angriff sind wir alle Häftlinge rausgesprungen aus den Waggons und haben wie gesagt das Weite gesucht, um uns zu verstecken.![]() |
00:29:24 | Denn dieser Angriff kam, kam unverhofft, sei für die Häftlinge, sei auch für die Besa.. für die, für die Bewachungsmänner. Denn wir waren darauf nicht gefasst.![]() |
00:29:38 | Darauf hieß es, als die neue Lokomotive kam und wieder weiterfahren sollten, dass bei dem nächsten Angriff falls er vorkommen soll, die Häftlinge, die Waggons nicht verlassen durften.![]() |
00:29:54 | Höchstens durften wir uns unter den Waggons, unter der Achse durften wir uns verstecken und die Posten mussten, wie gesagt, Posten nehmen zu beiden Seiten des Zuges mit den Gewehren gerichtet auf die, auf den Zug.![]() |
00:30:12 | IV: Sie haben ja vorhin diese Flucht, diese Evakuierungsgeschichte schon..![]() |
00:30:16 | SB: Hab' ich schon erzählt..![]() |
00:30:18 | IV: War denn so in den letzten Wochen und Monaten hier. Hatten Sie denn, gab es denn Informationen, hatten Sie so ein Gefühl, dass das zu Ende geht, dass sowas wie eine Befreiung bevorsteht?![]() |
00:30:28 | Wusste man hier, oder wussten Sie wie die Entwicklung..![]() |
00:30:32 | SB: Wie gesagt, ich persönlich hatte die, hatte das Gefühl, denn durch diesen Mittelsmann, diesen Bibelforscher, der Häftling war, ja.![]() |
00:30:42 | Hat mir immer Mut eingeflößt: "Samuel", sagt er, das ist mein Vorname, "Samuel den Mut nicht verlassen, es wird nicht mehr lange dauern.![]() |
00:30:51 | Das eine kann ich dir sagen, nur den Mut nicht verlassen."![]() |
00:30:53 | Ich war junge, ich war jung und, und lebte in dem Glauben, lebte in dem Glauben, wie gesagt, nicht aufzugeben. Nicht aufzugeben.![]() |
00:31:05 | Und so habe ich, wie ge.., stand mir Gott bei Seite, stand mir Gott bei Seite und hat, und hat mir geholfen.![]() |
00:31:11 | IV: Sie waren ja, wie Sie auch so die Geschichte erzählt haben, äh, vom Todesmarsch, also Sie waren ja gesundheitlich, haben sich ja auch zu den Kräftigeren noch gehört, nicht?![]() |
00:31:21 | Sie haben ja auch gesagt, es gab nichts zu essen, es war..![]() |
00:31:23 | SB: Zur Zeit habe ich mich noch zu den Kräf.., ich war jung, ich war damals 19 Jahre alt, ja?![]() |
00:31:27 | Übrigens am 23. April sind wir befreit worden, am nächsten Tag am 24. feierte ich mit Anderen in Anführungsstrichen meinen 20. Geburtstag.![]() |
00:31:39 | Und, ja, daraufhin.. Aber alles Andere kam später zum Vorschein.![]() |
00:31:47 | Nachher in Schwandorf war ich stationiert ca. 6 Wochen im Krankenhaus und in Israel lag ich über ein Jahr im Krankenhaus, denn ich erkrankte in..![]() |
00:31:59 | Das sind Krankheitserscheinungen, die ich später zum Vorschein kamen, vor, später zum Vorschein kamen und..![]() |
00:32:05 | IV: Sie erzählen ja diese ganze Geschichte sehr..![]() |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0768.mp4"
00:00:00 | SB: Darüber haben wir uns gestern unterhalten.![]() |
00:00:02 | Es gab, es gab viele wie gesagt, die die Schublade zugemacht haben und nicht erzählen wollten und die Kinder, wie gesagt, die Eltern gedrängt haben, dass sie erzählen sollen..![]() |
00:00:17 | Einigen ist es gelungen, anderen nicht. Andere, andere Eltern haben wie gesagt ihr, ihr Geheimnis mit ins Grab genommen.![]() |
00:00:24 | Es gab wieder andererseits, es war schwer ein hörendes Ohr zu finden.![]() |
00:00:33 | Ich spreche von den ersten Jahren als wir ins Land kamen. Ich spreche von Israel.![]() |
00:00:38 | Denn es wurde uns, ich will nicht sagen direkt vorgeworfen, ja, aber es wurde uns die Frage gestellt, warum seid ihr so passiv gewesen.![]() |
00:00:49 | Später hat sich rausgestellt, nicht überall war man passiv. Ja, übrigens die ganze, das ganze System war, uns zu einer gewissen Passivität zu bringen.![]() |
00:01:01 | Das heißt moralisch so zu zermürben, dass wir keinen Widerstand leisten konnten.![]() |
00:01:07 | Aber wo es gab Plätze, zum Beispiel der Warschauer Aufstand, 1942, ja, ich spreche vom jüdischen Aufstand, oder vom Ghettoaufstand.![]() |
00:01:17 | Oder es gab auch Aufstände in verschiedenen Lagern, zum Beispiel in Treblinka, in Belzec, das war in Polen, ja, wo sich Gruppen gruppiert haben im Lager und, und Aufstände gemacht haben.![]() |
00:01:35 | Aber die hatten auch zu kämpfen mit Insassen im Lager.![]() |
00:01:39 | Denn es waren im Lager, in den Lagern waren Leute da, waren Leute da, die dagegen waren.![]() |
00:01:46 | Denn sie wussten genau in dem Augenblick wenn der Aufstand vorkommen wird, sie diesem Trupp preisgegeben werden.![]() |
00:01:56 | Und so hatten sie doch irgendwie die Hoffnung zu überleben.![]() |
00:02:02 | Wie gesagt erst in den letzten Jahren, in den letzten Jahren ist eine gewisse Tendenz in der Welt, ich spüre es in der ganzen Welt, noch Information zu bekommen aus erster Quelle, was in den Kriegsjahren geschehen ist.![]() |
00:02:19 | Denn man ist zur Einsicht gekommen, das wird nicht mehr lange dauern, dass die erste Quelle vorbei ist und man nur noch von, aus verschiedenen Erzählungen, Erzählungen informiert werden wird, was, was geschah.![]() |
00:02:34 | So dass heute verschiedene, verschiedene Autoren aufkommen, die vorher nicht bekannt waren, ja, die Bücher schrieben und die Bücher werden heute bekannt.![]() |
00:02:45 | Ich spreche von Israel. Und genau dasselbe von, von Leuten, die, die ihre Begebenheiten, ihre Biografie erzählen, sei in Yad Vashem, sei andererseits auch bei Spielberg.![]() |
00:03:04 | IV: in dem Archiv..![]() |
00:03:05 | SB:.. in dem Archiv Spielberg.![]() |
00:03:06 | IV: Und Sie konnten von Anfang an auch schon, wollten erzählen, konnten das auch emotional?![]() |
00:03:11 | SB: Ich wollte erzählen und war bereit zu erzählen, wer, wer mir zuhorchen wollte.![]() |
00:03:18 | Aber nicht überall habe ich offene, offenes Gehör gefunden wie gesagt.![]() |
00:03:24 | Wieder dasselbe, Herr Ulrich fragte mich gestern wie, mit den Söhnen ob sie interessiert. Sag' ich, nicht nur die Söhne, auch meine Enkel.![]() |
00:03:31 | Denn wenn Enkel fängt es anders an. Als kleines Kind fragen sie immer.![]() |
00:03:37 | "Saba", Saba, das ist Großvater oder Opa, ja, "was ist das?" Das musste ich denen dann erklären.![]() |
00:03:43 | Erklären jedem Kind in laut seinem Alter, damit er es versteht.![]() |
00:03:51 | Und so kam das Interesse immer weiter, immer weiter fort und so dass zum heutigen Tag und ich bin daran interessiert.![]() |
00:04:00 | Die älteren Enkel waren alle schon in, in Europa, meistens in Polen, um die Vernichtungslager zu besuchen.![]() |
00:04:09 | Und ich hoffe, dass bei den jüngeren Kindern, die noch nicht, die noch nicht dazu bereit sind, ja, dass, dass sie es noch machen werden.![]() |
00:04:17 | IV: Es gibt ja auch viele Menschen, die sozusagen dann auch die überlebt haben, ausgewandert sind nach Israel, nach Amerika und gesagt haben, "ich werde nie mehr nach Deutschland zurückkehren."![]() |
00:04:27 | Viele haben zum Beispiel das Sprechen der deutschen Sprache eingestellt sozusagen auch um ein Schnitt zu setzen oder weil sie das nicht ertragen konnten.![]() |
00:04:34 | Wie ging Ihnen das in der Beziehung auch mit dem Zurückkommen?![]() |
00:04:37 | SB: Schauen Sie, es gibt zwei Begriffe: Es gibt ein Heimatland, es gibt ein Geburtsland.![]() |
00:04:45 | Bei mir das Geburtsland ist Deutschland. Ich hab', ich hab' Deutschland nicht als Kind verlassen, als Säugling verlassen.![]() |
00:04:52 | Ich hab' Deutschland verlassen als 14-Jähriger. Ich hab' schon Erinnerungen aus Deutschland, so dass es mich doch noch immer..![]() |
00:05:02 | Ich bin das erste Mal als ich nach Köln kam nach dem Krieg, das war im Sommer '45 von Schwandorf aus, ja.![]() |
00:05:11 | Meine erste Fahrt war nach Köln obwohl ich wusste, dass ich in Köln niemanden zu finden habe.![]() |
00:05:18 | Ja, jemand wusste ich, dass ich finden werde und zwar wie gesagt, wie ich vorhin schon erwähnt habe, meine Großmutter, ja,![]() |
00:05:26 | die dort begraben ist auf dem jüdischen Friedhof, der heute existiert und ein Onkel von mir, der dort begraben ist, sowie die Inschrift auf dem Denkmal der ehemaligen jüdischen Frontsoldaten des 1. Weltkrieges, wo mein Onkel auch, auch genannt wird, der im ersten Krieg gefallen ist.![]() |
00:05:48 | Übrigens dieser Onkel, der fiel, ja, hat sich als Freiwilliger gemeldet, er war nicht, er war nicht kriegspflichtig.![]() |
00:05:56 | Aber hat sich als Freiwilliger gemeldet und ist dann im Osten gefallen. Und sein Grab ist unbekannt.![]() |
00:06:02 | IV: Also Sie konnten auch wieder auch später zurück kehren nach Deutschland..![]() |
00:06:08 | SB: Ich hab' immer.. Es sind verschiedene Punkte heute in Deutschland da, die mich an verschiedene Begebenheiten erinnern,![]() |
00:06:17 | zum Beispiel die Schule, die ich besucht habe, existiert noch bis heute.![]() |
00:06:21 | Ja, ich hab', ich hab' Klassenbilder, Klassenbilder, sei von, von meiner Klasse, sei meines Bruders, meines jüngeren Bruders, der auch diese Volksschule besucht hat.![]() |
00:06:34 | Von Köln aus dieser Schule, wie ich war mit meinen Söhnen vor, wir waren vor vier Jahren in Köln, ja, war dann auch im Sommer, war Ferien.![]() |
00:06:43 | Wir waren, war ich in der Schule. Und das Gebäude steht und hab' denen dann das Bild gezeigt, wo ich bin und im Hintergrund, im Hintergrund die Wand oder die Fassade des Gebäudes, ja.![]() |
00:06:59 | Dann kam eine Frau aus dem Haus, die dort scheinbar arbeitet und fragte mich: "Wen suchen Sie?"![]() |
00:07:06 | Im Moment wusste ich nicht was zu antworten, sagte ich: "Ich suche meine Vergangenheit."![]() |
00:07:11 | Aber sie hat's bald verstanden und ist weitergegangen ja. Und hab' meinen Sohn ihnen geschildert.![]() |
00:07:16 | Übrigens in Köln existiert noch eine Synagoge, die bei der Kristallnacht nicht verbrannt wurde aus dem Grunde weil, weil damals, damals die Gefahr bestand, dass das Feuer übergreifen wird auf die Nachbar.., benachbarten Häuser, ist die Synagoge nur demoliert worden innen.![]() |
00:07:36 | Die Fassade steht, ist ein altes Gebäude, steht schon glaub' ich 100..130 Jahre oder so ungefähr.![]() |
00:07:43 | Und die Synagoge wird heute bedient als Gebethaus. Andere Gebäude sind, andere Synagogen sind niedergebrannt worden, sowie jüdische Kaufhäuser, Warenhäuser, ja.![]() |
00:07:55 | Ich kann mich an die Kristallnacht erinnern, ich kann mich erinnern an den Moment, an den Moment als, als die jüdische Geschäfte, die jüdische Geschäfte demoliert worden sind.![]() |
00:08:08 | Denn die Kristallnacht, die Kristallnacht war nicht nur die jüdische Synagogen.![]() |
00:08:14 | Und als, wie.. Ich hab' glaub' ich schon vorhin geschildert, als morgens, als morgens der Bote kam und uns frische Backwaren brachte, denn meine Eltern führten einen Lebensmittelladen, ja.![]() |
00:08:32 | Und das Geschäft war noch zu und kann ich mich erinnern als er sagte: "Herr Brückner öffnen Sie nicht das Geschäft, denn die Synagogen brennen."![]() |
00:08:40 | Ich war damals zu Hause und mein jüngerer Bruder war schon in der Schule.![]() |
00:08:45 | So dass ich direkt zur Schule lief und das war ja eine Entfernung von ca., von ca. 30, 40 Minuten zu Fuß und hab' dann die SS-Horden und SA-Horden sehen gehen durch die Straßen und, und alles, alles was jüdisch war demoliert haben.![]() |
00:09:07 | Ich hab' dann meinen Bruder aus der Schule geholt, kam zurück und traf zu Hause einen fremden Mann mit einer gelben Binde und drei Punkte, er war Kriegsinvalide vom 1.Weltkrieg, den ich nicht kannte.![]() |
00:09:35 | Nachdem ich nach Hause kam, meine Mutter hat mir, hat mich vorgestellt, ja, und der Mann verließ dann das, verließ dann das Haus.![]() |
00:09:43 | Erzählte meine Mutter.. Meine Mutter hatte eine Cousine in Köln, wir wohnten in Köln.![]() |
00:09:49 | Und dieser Mann war wie gesagt Kriegsinvalide, er war Jude, wohnte als Untermieter bei dieser Cousine meiner Mutter und als diese Cousine hörte, dass die, dass die Synagogen und Geschäfte angezündet werden, sie ihn bat zu uns zu gehen und zu sehen was, was bei uns vorkommt, ja.![]() |
00:10:14 | Dieser Mann kam an, das erzählte mir meine Mutter nachher, kam an, schellte, und sagt: "Hier wohnt Brückner?"![]() |
00:10:21 | Sagt meine Mutter, nein, denn Sie war.. Moment. Sie sah einen fremden Mann, sagt er: "Aber Sie sind doch Frau Brückner."![]() |
00:10:30 | Sagt sie: "Nein." Sagt sie.. Er sagt.. Stellt er sich vor: Ich wohne bei Familie Silberstein, das war der Name meiner, der Cousine meiner Mutter und sie hat mich geschickt.![]() |
00:10:40 | Als meine Mutter das schon hörte, hat sie ihn reingebeten, ja.![]() |
00:10:43 | In diesem Augenblick, als sie noch draußen standen und zwischen ja und nein, kam eine Horde von, von SA-Leuten und sagten: "Hier ist ein jüdisches Geschäft." Kamen zu, dieser Mann stand da, sagte: "Dies ist mein Geschäft, ich bin Kriegsinvalide. Lassen wir dann gehen."![]() |
00:11:00 | Und sind dann weitergegangen, so dass unser Geschäft gerettet wurde von dem Mann.![]() |
00:11:06 | Nach dieser, nach dieser Kristallnacht die jüdischen Geschäfte durften nicht mehr geöffnet werden, nicht, nicht renoviert und nicht geöffnet und so dass jeder, ein großer Teil oder viele Juden sind nachher eingeliefert worden nach, ins Konzentrationslager, damals war es Dachau.![]() |
00:11:24 | Ja, und das hab' ich als Kind miterlebt. Teil sind umgekommen, Teil hat zum Glück, sind befreit worden, einem Teil hat man die Nachricht geschickt, gegen einen gewissen Entgelt könnt ihr, könnt ihr die Urne, die Urne mit der Asche bekommen.![]() |
00:11:43 | IV: Sie haben jetzt diese ganze Geschichte ja mit ziemlich viel Fassung auch geschildert, sehr distanziert.![]() |
00:11:49 | In dieser Zeit, Sie sind dann ja praktisch ab '39 oder so waren Sie alleine und haben diese Odyssee durch diese verschiedene Arbeitslager und dieses Konzentrationslager gemacht.![]() |
00:12:02 | Was war denn das Schlimmste für Sie in der Zeit oder was war für Sie vielleicht auch das Schlimmste hier in Flossenbürg?![]() |
00:12:07 | SB: Das Schlimmste war die hoffnungslose Momente, wo ich schon wusste, dass ich allein auf der Welt dastehe.![]() |
00:12:16 | Einerseits, andererseits wusste ich, ich hatte den Drang zum Leben, ja.![]() |
00:12:25 | Ich hatte Familie im Ausland, zwei Schwestern, Halbschwestern, wohnten damals in Israel oder in Palästina, die vor dem Krieg ausgewandert sind.![]() |
00:12:34 | Ich hatte, ich hatte Geschwister, Geschw.. oder Tanten, Tanten und einen Onkel in Israel wohnen, ja.![]() |
00:12:46 | Der Großvater, die Großmutter war in, ist in Köln gestorben noch vor dem Krieg, aber der Großvater wohnte in Israel, in Palästina.![]() |
00:12:56 | Ich wusste nicht, dass er schon nicht mehr am Leben war, er ist während des Krieges gestorben.![]() |
00:13:01 | Übrigens dieser, dieser Großvater, ja, hat einen Enkelsohn, der nach seinem Tod geboren wurde, ja, der heutige Bürgermeister von Haifa.![]() |
00:13:12 | Ist also ein Cousin von mir, aber er heißt, er hat den Namen schon hebräisiert.![]() |
00:13:19 | IV: Also die Hoffnung war für Sie, dass es woanders noch welche gibt, die auf Sie warten vielleicht und sozusagen ein Ziel, ein Ziel für das Überleben auch, oder..![]() |
00:13:28 | SB: Ich weiß nicht wie ich das, wie ich die Zukunft gestalten werde.![]() |
00:13:32 | Ich wusste das nicht, ja, aber vor allem, vor allem der Drang zum Leben, der Drang zum Leben.![]() |
00:13:40 | Ich wollte, es waren Momente da, wo ich wie gesagt die Hände gehoben habe, aber andererseits wieder hab' ich Momente gesehen wieder, ich bin gläubig, ich stamme aus gläubigem Haus und bin auch heute gläubig, ja, und sehe immer da, immer eine gewisse Fügung Gottes da. Ja.![]() |
00:14:02 | Man muss auch die andere Seite des Lebens betrachten und das hat mir den Mut gegeben. Das hat mir den Mut gegeben.![]() |
00:14:11 | IV: Das ist ja gut, denn den haben viele nicht gehabt. Aber vielleicht nochmal so zurückkommen auch auf die Zeit hier.![]() |
00:14:18 | Was war am schwierigsten, was war am schwierigsten auszuhalten. Sie haben gesagt die Momente der Hoffnungslosigkeit aber auch von dem Faktischen, was war das Schlimmste einfach.![]() |
00:14:27 | SB: Am Schwierigsten waren die Wintermonate. Die Wintermonate ja, das Appellstehen bei Frost, bei Schnee, ja, minimale, minimale Bekleidung, ja, und wie gesagt einerseits die Hoffnung und andererseits das Hoffnungslose.![]() |
00:14:54 | Es waren keine Zeichen da. Man sagte, ja, die Front rückt näher.![]() |
00:15:00 | Nicht einmal ist die Gegend bombardiert worden, ich muss mich schon so ausdrücken, wir hörten die Flugzeuge über uns fahren, wir wussten nicht was für Flugzeuge das waren.![]() |
00:15:13 | Flieger, wir wussten nicht was für eine, ja, aber sind noch über uns geflogen, wir wussten nicht was.![]() |
00:15:22 | Das war, es waren Momente da, da man die Hoffnung verliert.![]() |
00:15:29 | Um noch dies zu überwinden, das hat gewisse Kraft, hat gewisse Kraft gekostet.![]() |
00:15:38 | IV: Also Sie haben ja auch erzählt dieser Kontakt zu dem Bibelforscher. Also es gab schon auch sowas wie Freundschaft und Unterstützung.![]() |
00:15:47 | SB: Ja, er hat mir, hat mir sehr viel Mut eingeflößt, wie gesagt, ja.![]() |
00:15:51 | Er hat mir immer gesagt, Samuel, die Hoffnung, ich konnte nicht, ich konnte ihn nicht fragen, woher hast du, woher nimmst du das, oder woher weißt du das.![]() |
00:16:00 | Ich hab' gesehen, dass irgendwie wie gesagt sich zurückhielt, ja, er blockiert, hatte seine Gründe dafür scheinbar, ja. Aber ich glaubte es ihm, ich hab's ihm geglaubt.![]() |
00:16:15 | IV: Und ansonsten haben Sie mal Unterstützung...Sie haben ja erzählt sozusagen nach dem Todesmarsch haben Leute Sie aufgenommen, unterstützt, es gab auch mal was zu essen, auch vorher, es war ja eine Odyssee zwischen den verschiedenen Lagern.![]() |
00:16:26 | Gab es hier Kontakte zur Zivilbevölkerung? Gab es auch mal..![]() |
00:16:29 | SB: Nein.![]() |
00:16:31 | IV: Gab es auch mal irgendwie..![]() |
00:16:32 | SB: Nach, nach meiner Befreiung kam ich nicht nach Flossenbürg zurück, obwohl ich hier in der Nähe gewohnt habe.![]() |
00:16:37 | Entschuldigen Sie. Ich wohnte in Schwandorf, ja, aber ich kam nicht nach Flossenbürg.![]() |
00:16:43 | Ich musste mir die Überbrückung der Kriegszeit, der ganzen Kriegsjahre und der Befreiungszeit und ich wusste noch nicht wie ich meine Zukunft gestalten werde.![]() |
00:16:59 | Ich wusste eins, in Deutschland will ich nicht bleiben.![]() |
00:17:02 | Ich hatte die Möglichkeit in Deutschland zu bleiben, es wurde mir, es wurden mir Möglichkeiten, Möglichkeiten gegeben, ja, denn wie gesagt auf dem... von Schwandorf aus, von Schwandorf aus bevor ich, bevor wir nach Israel gingen, kamen wir nach Teublitz.![]() |
00:17:23 | Teublitz ist ein Dorf, ein Dorf auf dem Weg von Schwandorf, zwischen Schwandorf und Burglengenfeld, ja.![]() |
00:17:29 | Dort gruppierte sich eine Gruppe, die sich vorbereitete auf den, auf die Auswanderung nach Palästina.![]() |
00:17:37 | Und dort war ich, dort habe ich übrigens meine Frau kennen gelernt.![]() |
00:17:42 | Und, und ich war sogenannter Mittelsmann zwischen den, zwischen der Leitung dieser Schule und, und den Behörden nach außen, so wie Bürgermeistern Teublitz, Burglengenfeld.![]() |
00:18:02 | Ja, denn ich kannte die deutsche Sprache und es wurde mir die Gelegenheit, ich wurde gefragt mitunter ob ich nicht doch vorhabe in Deutschland zu bleiben und ich hab' immer gesagt, nein.![]() |
00:18:15 | IV: Jetzt vielleicht noch eine Frage. Sie haben vorhin mal so gesagt, als Sie das erste Mal zurück gekommen sind, Sie haben gar nichts wieder erkannt.![]() |
00:18:20 | Jetzt sind Sie ja schon öfter.. hier in Flossenbürg sozusagen vom Lager. Also wenn Sie sich jetzt auch so umschauen, man sieht vorne die Kommandantur, man sieht noch ein paar Türme.![]() |
00:18:29 | Irgendwie löst das was eine Erinnerung aus wie Sie gearbeitet haben..![]() |
00:18:32 | SB: Schwer.![]() |
00:18:34 | Schwer. Schwer ich kann mich schwer an, erstens das Grüne, das täuscht, ja.![]() |
00:18:40 | Außerdem, seit wir, seit ich das zweite Mal nach Flossenbürg kam von Hersbruck bis zum Verlassen Flossenbürg zur Evakuation habe ich das Lager nicht verlassen, denn wir haben im Lager gearbeitet.![]() |
00:18:58 | IV: Also der Arbeitsplatz von Messerschmitt war auch direkt im Lager hier.![]() |
00:19:01 | SB: Hier, ja, das waren die Hallen, die Baracken, große Baracke, die im Lager war, die im Lager war. Und nachher, was mir diese..![]() |
00:19:09 | IV: Das war glaub' ich auch noch bebaut. Wo jetzt der Appellplatz ist, waren glaub' ich noch so Fabrikhallen, Industrie..![]() |
00:19:14 | SB: Eben. Was mir, was mir der Hotelinhaber, der Gasthofinhaber in Weiden gesagt hat, das hat auf mich gewirkt.![]() |
00:19:20 | Sag' ich..Wenn das, wenn das die Wahrheit sein soll, habe ich hier nichts zu suchen.![]() |
00:19:27 | Nachdem ich schon, nachdem ich schon Dachau besucht hatte und in Dachau sieht anders aus, ja.![]() |
00:19:32 | IV: Das war ja damals auch schon wieder hergerichtet.![]() |
00:19:34 | SB: Eben. Deswegen.![]() |
00:19:35 | IV: Also ein Versuch..![]() |
00:19:36 | SB: Was ich fragen wollte, ich weiß nicht ob Sie das gehört haben, ob Sie mir antworten können, weil ich gestern mir jemand erzählt hat,![]() |
00:19:46 | dass irgendwie ein Plan existiert hier in Flossenbürg wieder Baracken aufzubauen, um das ehemalige Bild des, des Lagers zu authentieren, zu verwirklichen.![]() |
00:19:57 | IV: Also ich glaube hier sicherlich nicht in Flossenbürg.![]() |
00:20:00 | SB: Nicht in Flossenbürg. Das hat mir jemand erzählt, das hat mir jemand erzählt dessen Onkel, per Zufall wir kamen ins Gespräch, dessen Onkel aus dieser Umgebung in Flossenbürg war und in Flossenbürg umgekommen ist.![]() |
00:20:15 | IV: Ich glaub' jetzt das Bild wie es jetzt ist, wird auch so zukünftig so..![]() |
00:20:19 | SB: Das heißt, es wird nicht zugebaut, um das Bild zu, das Bild der Vergangenheit zu verwirklichen.![]() |
00:20:26 | IV: Ich denke jetzt mit dieser neuen Ausstellung..![]() |
00:20:28 | SB: Kann sein.![]() |
00:20:29 | IV: .. denk' ich hat man versucht sozusagen historisch anhand von Bildern und Filmen alles zu zeigen und durch diese sozusagen, dass man den Appellplatz wie er damals war so ein bisschen..![]() |
00:20:38 | SB: Hier in Deutschland habe ich nur Dachau besucht, ja, aber andere Lager zum Beispiel Auschwitz..Ich weiß nicht ob Sie Auschwitz besucht haben, ja?![]() |
00:20:46 | IV: Ja.![]() |
00:20:47 | SB: Das stellt ein anderes Bild dar.![]() |
00:20:49 | IV: Ja.![]() |
00:20:50 | SB: Das stellt ein ganz anderes Bild dar.![]() |
00:20:53 | IV: Auch wenn nicht, gar nicht so viel da ist, aber ich mein' hier ist, es ist wie so ein Park.![]() |
00:20:59 | SB: Das täuscht, das Grüne.![]() |
00:21:00 | IV: Ist wie ein Friedhof oder es hat auch was, man kann es einfach sagen, es hat auch was Idyllisches.![]() |
00:21:06 | SB: Ja. Und wenn heute ein, jemand kommt, ein Laie, in Anführungstrichen, ja, und wenn man ihm erzählt, was hier vorkam.![]() |
00:21:16 | Er kann sich das schwer vorstellen wie das aussah, ja, denn er sieht, er sieht das Wirkliche heute, nicht das was vor Jahren war.![]() |
00:21:27 | Aber trotzdem, es ist viel getan worden hier, viel, es wird auch viel getan, das merke ich ja, um zu erhalten was noch zu erhalten ist, um die nächsten Generationen..![]() |
00:21:48 | Weil ich kann mich erinnern als ich das vorige Jahr hier war, da mit dem, mit dem Chauffeur, der uns herbrachte, sagt' ich ihm, heisst Heckel. Sag' ich: "Herr Heckel", sag' ich.![]() |
00:22:00 | "Sie sind jetzt frei, verabreden wir, wann wir uns wieder treffen", und da fragt er mich ob ich nichts dagegen habe, wenn er uns begleiten darf.![]() |
00:22:07 | Sag' ich, bitte sehr. Und begleitet er uns und waren, waren hier verschiedene Gruppen, die sich herumdrehten und ich.. und da ließ er irgendwie ein Wort fallen und zeigte auf mich, dass ich im Lager war.![]() |
00:22:21 | Und als die Leute das hörten, haben sie mich überfallen, ja. Ich soll ihnen erzählen wie es hier aussah und haben Fragen an mich gestellt. Das..![]() |
00:22:31 | IV: Das wäre 20 Jahre vorher vielleicht nicht passiert.![]() |
00:22:34 | SB: Das wäre..![]() |
00:22:35 | IV: Da haben die Leute eher vielleicht Angst gehabt..![]() |
00:22:37 | SB: Als ich vor 29... keine Seele gesehen hier, keine lebendige Seele gesehen, ich war alleine hier.![]() |
00:22:42 | Bin ganz alleine auf diesem Gelände gewesen.![]() |
00:22:46 | IV: Ich bin mit meinen Fragen jetzt so gut wie fertig. Ihr habt euch ja schon mal unterhalten.![]() |
00:22:50 | Gibt's thematisch noch irgendwas was vielleicht wichtig wäre, jetzt nachdem was du schon mal gehört hast?![]() |
00:22:56 | IV2: Ne, für die Vollständigkeit also der, der Geschichte. Ich hab' nur immer noch nicht verstanden, wie sie damals von Köln nach Polen gekommen sind 1939.![]() |
00:23:04 | SB: Bitte?![]() |
00:23:04 | CM: Das müssten Sie aber Herrn Aue sagen. Stellst Du die Frage..![]() |
00:23:07 | IV: Der Weg, ja, der Weg von Köln, also sozusagen, als jetzt, als Kind alleine als 14-Jähriger nach Polen.![]() |
00:23:15 | SB: Um, um es richtig zu stellen. Meine Eltern, meine Eltern sind gebürtig in Polen, ja, und kamen als Kinder nach Köln, nach Köln.![]() |
00:23:26 | Wenn ich sage als Kinder, meine Mutter nicht richtig nach Köln, sondern kam vorerst nach Essen, aber nachher kam sie nach Köln.![]() |
00:23:32 | Und mein Vater kam nach Köln und das ist, das war Ende des 19. Jahrhunderts, 18-hundert und soundso viel.![]() |
00:23:42 | Ja, und seit dem wohnte er in Köln mit einer gewissen Unterbrechung von einigen Jahren wo er in Elberfeld, in Elberfeld-Barmen wohnte, aber wieder nachher nach Köln zurückkam.![]() |
00:23:54 | Und wie gesagt, wie gesagt, meine Eltern haben in Köln geheiratet, aber nicht die deutsche Bürgerschaft angenommen.![]() |
00:24:08 | Das war deren Grund. Um jetzt die genaue, genaue Geschichte zu erzählen.. 1938 hat Polen sozusagen ein Gesetz rausgegeben.![]() |
00:24:28 | Diejenigen, die polnische Staatsbürger, die bis zum 28. Oktober '38, jetzt gebe ich genaue Daten an, die bis zum 28. Oktober '38 die polnische Grenze nicht überschreiten automatisch ihre polnische Bürgerschaft verlieren.![]() |
00:24:46 | IV: Das heißt, wer nicht zurück kommt..![]() |
00:24:48 | SB: Verliert automatisch die..![]() |
00:24:53 | Hitler sagte, ich habe genug meine Juden, ich brauche, ich kann verzichten auf soundso viele Tausende Juden.![]() |
00:25:01 | Es haben einige tausend Juden, polnische Staatsangehörige in Köln, in Deutschland gewohnt, ja, um noch soundso viele Juden staatenlos zu, zu, hier, zu beherbergen.![]() |
00:25:14 | Und in der Nacht vom 27/28 Oktober '38 fand eine Aktion statt in ganz Deutschland und alle polnischen Staatsbürger wurden zur Bahn gebracht und an die Grenze geschoben nach Polen.![]() |
00:25:41 | Es gab verschiedene Unterschiede. In diesen Plätzen, die näher der polnischen Grenze waren, wurden ganze Familien..![]() |
00:25:50 | Es war auch die Frage, welche in welchen Orten. Es waren Orte da, wo man bei Nacht kam, denen eine Viertel Stunde Zeit gab den Leuten, abschließen, die Wohnung abschließen und mit zur Bahn.![]() |
00:26:04 | Oder es gab verschiedene Plätze, wie in Köln, ich werde es gleich in Einzelheiten erzählen, wo man denen Zeit gab, die zur, sich bei der Polizei zu stellen.![]() |
00:26:16 | Wie gesagt, die Transporte gingen am 28. an die Grenze, Polen war überrascht.![]() |
00:26:27 | Die ersten Transporte ließ er über die Grenze, die zweit.. die anderen Transporte schon nicht und versammelte sie..![]() |
00:26:35 | Musste sie über die Grenze lassen.. An einem gewissen Grenzort auf der polnischen Seite der Zbąszyń hieß.![]() |
00:26:42 | Auf der deutschen Seite hieß das Dorf Bentschen, oder Neu-Bentschen glaub' ich, und auf der polnischen Seite Zbąszyń.![]() |
00:26:50 | Und dort gruppierte er die, die Transporte. Ich komme auf Köln zurück.![]() |
00:26:58 | In Orten so wie Köln, ich glaube es war, Köln war der einzige Platz, wo eine größere Anzahl von Juden polnischer Staatsbürgerschaft gelebt haben, wurden nur abtransportiert die Oberhäupter der, der Familie.![]() |
00:27:18 | Das heißt, Väter und Männer, die über, ich glaube, über 15 Jahre alt waren. Ich war damals kaum 13.![]() |
00:27:27 | Wir waren in der Schule und ich kann mich erinnern, mein Vater kam zur Schule und holte uns ab.![]() |
00:27:37 | Er spricht vorerst mit dem Lehrer und, und holt uns ab und auf dem Weg nach Hause erzählt er uns was vorkam, dass zwei Polizisten ins Geschäft kamen,![]() |
00:27:48 | ihm den Ausweisbefehl brachten und ihm sagten, dass am, am, um zwei Uhr gegen Mittag soll er sich mit einem Handkoffer, nicht mehr, im Polizeipräsidium melden.![]() |
00:28:02 | So war's. Und mein Vater ist abgeschoben worden mit allen Anderen. Wir blieben in Köln.![]() |
00:28:13 | Nachher kamen verschiedene Gerüchte, der Transport ging nicht über die Grenze, die Leute werden zurück kommen. Sie wissen ja wie's bei solchen Fällen existiert, aber das war nicht der Fall, kam über die Grenze.![]() |
00:28:26 | Wir bekamen nachher nach einigen Tagen eine Nachricht wo er angekommen ist. Jetzt komm' ich zurück nach Deutschland.![]() |
00:28:36 | In Breslau wohnte unter den Familien polnischer Staatsangehörigkeit eine Familie, gewissen Namens Grynszpan. Ein Sohn von denen, Herschel Grynszpan war zur Zeit in Paris.![]() |
00:28:55 | Die Eltern wurden abgeschoben aus Breslau und dieser Sohn in Paris wollte irgendwie einen gewissen Racheakt ausüben.![]() |
00:29:06 | Ging zum polnischen.. zum.. ans deutsche Konsulat, beschaffte sich einen Revolver und beschloss irgendwie ein Attentat auszuüben.![]() |
00:29:20 | Er schellte und es öffnete ihm nicht der Konsul persönlich, sondern ein Arbeiter im Konsulat, er hiess vom Rath und er ließ die Schüsse ab, verwundete ihn und dieser vom Rath einige Tage darauf starb.![]() |
00:29:45 | Und dass er starb eins oder zwei Tage vor dem 9. November und das war der Auslöser der Kristallnacht. Das war die genaue Geschichte.![]() |
00:29:59 | IV: Gut. Aber Ihre Geschichte..![]() |
00:30:00 | SB: Jetzt, jetzt komm' ich wieder zurück, jetzt komm ich zurück auf unsere Geschichte. Wir, wie gesagt, blieben in Köln..![]() |
00:30:08 | IV: Aber der Vater war schon..![]() |
00:30:08 | SB: Mein Vater war in Polen. Ja. Und, und, meine Mutter liquidierte das Geschäft und meine Schwester in Israel, das persönliche, die persönliche Geschichte.![]() |
00:30:24 | Meine Schwester in Israel leitete alles ein, um uns das Zertifikat, die Einreise.. die Einreisegenehmigung zu schicken, nach Palästina zu kommen.![]() |
00:30:35 | Aber in Palästina herrschte eine Einwanderungsquote und wir mussten wie gesagt in der Reihe stehen und warten bis wir die, bis wir an die Reihe kamen.![]() |
00:30:46 | Inzwischen ich als 14-Jähriger, ich war damals schon 14 Jahre, es war '39, kann ich mich erinnern, habe ich einen großen Kasten bestellt, einen 4-Kubikmeter Kasten, ja, und haben uns vorbereitet auf die Auswanderung nach Palästina.![]() |
00:31:05 | Hab' einen Zollbeamten bestellt vom Zollamt, er stand dabei, wir haben gepackt, ich habe alles alleine eingepackt, mit einer Aufstellung.![]() |
00:31:17 | Die Aufstellung übrigens bekam ich, als ich ins Land einwanderte, bekam ich von meiner Schwester mit meiner Handschrift, ja, die Sachen kamen an, die Sachen kamen an.![]() |
00:31:28 | Sie stehen noch heute zum Teil bei uns zu Hause. Und hab' die Sachen hergeschickt.![]() |
00:31:33 | Und wir warteten wie gesagt auf das Zertifikat auf die Einreisegenehmigung nach Israel.![]() |
00:31:39 | Inzwischen die Leute, die nach Polen ausgesiedelt wurden, bekamen gruppenweise Einreisegenehmigungen nach Deutschland, um ihre Geschäfte abzuwickeln.![]() |
00:31:54 | Denn sie mussten ja alles zurücklassen, ja. Und nachher wenn Familienangehörige da waren, die sie zurückließen, mit den Familienangehörigen zurück nach Polen zu fahren.![]() |
00:32:06 | Mein Vater, ich spreche persönlich, schrieb, dass er ist an die Reihe gekommen und er kann jetzt nach Deutschland kommen und meine Mutter schrieb ihm dann zurück:![]() |
00:32:19 | Du weißt was unser Plan ist zur..um.., du brauchst nicht nach Deutschland kommen.![]() |
00:32:24 | Denn unser Plan ist, im gegebenen Moment kommst du aus Polen nach Triest, damals war die Hafenstadt Triest in Italien, wo die Schiffe abfuhren nach, nach Israel, nach Palästina und wir werden uns dann in Triest treffen.![]() |
00:32:40 | Eines Tages, es war an einem Freitag, es schellte, mein Vater stand an der Türe. Das war Ende Juli '39.![]() |
00:32:56 | Mein Vater stand an der Türe und verabredet war anders, auf einmal bist du da.![]() |
00:33:03 | Sagt er, nein, ich bin gekommen, um so schnell wie möglich Deutschland zu verlassen.![]() |
00:33:10 | Es dauerte keine 14 Tage. Er hat's in einigen Tagen, haben wir wie gesagt alles abgewickelt, denn es war nichts zum Abwickeln da und kamen dann nach Polen nach Krakau.![]() |
00:33:25 | IV: Die ganze Familie..![]() |
00:33:27 | SB: Die ganze meine..![]() |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0769.mp4"
00:00:00 | SB: Ist, ist das Gepäck, das wir noch per Bahn schickten, ja, ist auf dem Güterbahnhof geblieben und wir konnten's nicht befreien.![]() |
00:00:10 | Dieser Güterbahnhof ist bombardiert worden und es ist alles verloren gegangen. So dass wir ohne alles blieben.![]() |
00:00:18 | Der Krieg brach aus am Freitag. Samstag, Sonntag merkten wir, dass Krakau von den Einwohnern verlassen wird.![]() |
00:00:29 | Es war eine, ein Strom.. Was so mobil war, Fahrräder, Autos, Pferdewagen, alles, alles war unterwegs.![]() |
00:00:40 | Wir dachten, wo gehen wir hin. Wo sollen wir hingehen? Was sein wird, wird sein, ja.![]() |
00:00:45 | Und wir blieben in Krakau wie gesagt und Mittwoch, Mittwoch Vormittag oder Mittwoch früh kamen die ersten Truppen durch diesen Ring, ja.![]() |
00:00:58 | Und kamen dann, fuhren dann, marschierten dann nach Krakau ein und wir waren in Krakau.![]() |
00:01:07 | Wir als Flüchtlinge mussten dann, mussten dann, den Winter über haben wir in Krakau verbracht, ja, und es war schon Krieg.![]() |
00:01:18 | Wir waren mittellos ohne, ohne jegliche Hilfe.![]() |
00:01:21 | Aber.. Und der Flüchtlingsstrom vom, vom Westen während bei Ausbruch des Krieges nach Krakau war sehr stark, so dass Krakau überfüllt war von Einwohnern.![]() |
00:01:33 | Dann hieß es im, im Sommer alle diejenigen, die nach einer gewissen, nach einem gewissen Datum nach Krakau gekommen sind, Krakau verlassen müssen ins Innere des Landes,![]() |
00:01:45 | denn um, um, um das Land, um die Stadt zu befreien von diesem von Überfluss, überflüssige Einwohner, ja.![]() |
00:01:58 | Und wir kamen dann in eine kleines Dorf und wie gesagt von diesem Arbeitslager, von diesem Arbeitslager kam dann eine Delegation und wir wurden dann registriert, junge Arbeitskräfte, ich war damals 14 Jahre alt.![]() |
00:02:16 | Es war '39 und kam dann in diese, in dieses Arbeitslager und..![]() |
00:02:21 | IV: Und das war auch die Trennung von Ihren Eltern..![]() |
00:02:24 | SB: Das war die Trennung von den Eltern und meinem Bruder.![]() |
00:02:26 | Und seit dem keine, jegliche.. Und ich weiss, dass aus dieser Gegend, aus dieser Gegend kamen die Leute in ein gewisses Vernichtungslager, nicht Arbeits.. nicht Konzentrationslager, nach Belzec.![]() |
00:02:40 | Das war ein Vernichtungslager in Polen und dort sind die Leute umgebracht worden.![]() |
00:02:46 | IV: Gut, jetzt haben wir die letzte Lücke..![]() |
00:02:50 | SB: Das war die, das war die Lücke, nicht, nicht der Reihenfolge aber..![]() |
00:02:52 | IV2: Reihenfolge ist nicht wichtig..![]() |
00:02:56 | IV: Gut, dann hätt' ich an sich noch eine, eine Bitte, dass wir vielleicht noch ein paar Aufnahmen auch von Ihnen und Ihrer Frau machen, wie Sie hier sich einfach gehen, sich ein bißchen umschauen.![]() |
00:03:08 | CM: Ich hab' die Tätowierung nicht gefilmt. Brauchen wir die noch? KL?![]() |
00:03:19 | IV: Wenn Sie mir das nochmal erzählen vielleicht die Geschichte, nochmal, wie diese außergewöhnliche Tätowierung zustande kam.![]() |
00:03:24 | SB: In Mielec seiend, in Mielec seiend hieß es auf einmal, dass wir tätowiert werden. Das war ganz normal, ja.![]() |
00:03:36 | Wir standen, wir standen in der Reihe, wir standen in der Reihe und ich glaub' eins oder zwei, zwei Leute waren und ich weiß auch nicht wer, ja, und dieses KL..![]() |
00:03:48 | Und heute werde ich immer gefragt, was ist das? Denn das ist sehr selten.. Leute wissen das nicht. Leute kennen das nicht auch.![]() |
00:03:58 | IV: Ich kenn' das auch nicht.![]() |
00:03:59 | SB: Bitte? Nein?![]() |
00:04:00 | IV: Ich kannte das auch nicht. Nein.![]() |
00:04:01 | SB: Das wie gesagt, die Leute, die aus Mielec kamen und das waren keine große Gruppe, die hatten dieses KL.![]() |
00:04:11 | IV: Und hier in Flossenbürg gab's dann nur noch die Nummern, die auf die..![]() |
00:04:14 | SB: In Flossenbürg gab es dann nur noch die Nummern, die wir bekamen mit dem, mit dem Winkel.![]() |
00:04:19 | IV: Mmh.![]() |
00:04:20 | SB: Ja. Ich hatte, wir, Juden hatten zwei Winkel, den, den politischen..![]() |
00:04:27 | Der politische war glaub' ich grün, nein rot. Der politische war rot und den gelben Winkel, Juden..![]() |
00:04:35 | Das hat nachher den Judenstern ergeben. Ja, wenn Sie das dann umgekehrt, gibt's, gab's dann den Judenstern. Ja, und das hatten wir..![]() |
00:04:42 | IV: Ok, Günther?![]() |
00:04:45 | CM: Ja.![]() |
00:04:47 | IV: Danke schön.![]() |