Media Collection "Interview Ferdinand Knobloch 2011"
AGFl_0091
Video 00:43:45
09/10/2011
Prague
Prague
Kapos
Prisoner Orderly
Abuse of Prisoners
Prisoners Diet and Hunger
Prisoner Diseases and Medical Care
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Prisoner Forced Society
Czechs
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Liberation
Prisoner Orderly
Abuse of Prisoners
Prisoners Diet and Hunger
Prisoner Diseases and Medical Care
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Prisoner Forced Society
Czechs
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Liberation
Contents
- Ankunft in Flossenbürg und Terror durch die Kapos
- Alltag und Essen im Lager - Helfer im Krankenrevier unter Dr. Schnabel
- Erkrankung an Fleckfieber
- Verbrechen der KZ-Ärzte und Massenpsychose der deutschen Gesellschaft
- Hoffnung als Antrieb im Lager - Exkurs: Schicksal der Ehefrau
- Transport über Prag nach Flossenbürg und spätere Befreiung
- Individuum und Gruppen im Lager - Exkurs: Widerspiegelung in späterer Psychotherapie
- Tauschhandel und gegenseitige Gefallen im Lager - Lagerbordell und Homosexualität
- Exkurs: Haftzeit als Grundlage für das spätere berufliche Schaffen als Psychologe
Originator/Copyright holder | Medienwerkstatt Franken |
---|---|
Source(s) | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken |
Usage conditions | Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber |
Display format | Interview, Rohmaterial |
Interviewer | Michael Aue |
Camera | Günter Wittmann |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0820.mp4"
00:00:00 | IV: Alles läuft.![]() |
00:00:02 | Herr Professor Knobloch, erzählen Sie mir doch bitte, an was sie sich erinnern..![]() |
00:00:07 | Ihren ersten Eindrücke von Flossenbürg. Die Ankunft..![]() |
00:00:11 | Sie sind in Prag verhaftet worden und wurden nach Weiden gebracht.![]() |
00:00:16 | Und wie ging die Geschichte dann weiter? Vielleicht erzählen Sie jetzt..![]() |
00:00:19 | FK: Ja, wir sind hungrig nach Flossenbürg gekommen.![]() |
00:00:24 | Und wenn wir hinkamen, alle Häftlinge waren.. standen da beim Appell..![]() |
00:00:37 | Und mit uns kamen, ich denke, vier Flüchtlinge, die gefangen wurden und mit uns gekommen sind.![]() |
00:00:51 | Und wenn sie mit uns kamen, so mussten sie rufen "Hurra hurra hurra, wir sind wieder da".![]() |
00:01:04 | Wir sind zu dem Häftlingsbad gegangen und alles war ruhig.![]() |
00:01:16 | Der SS-Mann sprach freundlich mit einem Häftling, der Bibelforscher war.![]() |
00:01:31 | Ich weiß nicht mehr, wie ich das weiß, dass er ein Bibelforscher war.![]() |
00:01:37 | Und alles war ruhig und nach dem Bad, der Leiter, der Kapo hat gesagt "Still!"![]() |
00:01:54 | Und jemand hat ein Wort gesagt oder was.![]() |
00:02:00 | Und er ist zu ihm gekommen und hat ihn geboxt, hat dich runter zu.. zur Erde gebracht.![]() |
00:02:11 | Und noch ihn mit Fuß getreten und das alles hat.. war ohne ein Wort von der SS.![]() |
00:02:28 | Also wir lernten in den ersten Momenten, dass diese, diese Situation ist wohl die.. Berufsverbrecher, weil er hat einen grünen Winkel, dass sie die Situation beherrschen.![]() |
00:03:02 | Dass die Situation ein.. eh.. also dass es.. Selbstverwaltung ist, wo die Kriminellen entscheiden können, weil..![]() |
00:03:33 | IV: Und nicht die SS.![]() |
00:03:35 | Also nicht nur die SS hatte die Macht, die Kri.. die Kriminellen selber haben sozusagen die Macht gehabt in diesen Blöcken.![]() |
00:03:44 | FK: Wie bitte?![]() |
00:03:45 | IV: Die Kriminellen, die Grünwinkel, haben sozusagen auch die Macht ausgeübt.![]() |
00:03:49 | FK: Ja, das sag' ich eben, ja, dass die Kriminellen die Leitung haben und dass die SS das dulden.![]() |
00:04:07 | Dass das wirklich Selbstverwaltung von den Kriminellen ist. Ja..![]() |
00:04:17 | IV: Als die Aufnahme in dem Bad zuende war, wie ging es dann.. wie ging es dann weiter mit Ihnen?![]() |
00:04:25 | Also Sie wurden.. haben Sie eine Häftlingsnummer bekommen? Wie ging es weiter?![]() |
00:04:30 | FK: Sie haben.. Wir haben gebadet, sie haben uns rasiert, auch das Haar, ja.. unser Haar und das alles.![]() |
00:04:48 | Und einige Monate später, ich ging abends spazieren und hab' mich auf einmal an etwas gestoßen.![]() |
00:05:07 | Und es war ein, ein Mann hat dort gehängt.![]() |
00:05:16 | Das war nach dem Abendappell und es scheint mir, dass das ein Mann war von den Flüchtlingen.![]() |
00:05:31 | Und unser.. der Mann, der eh.. auch das Essen gab im.. und nachher auch Schmutz raus gebracht hat.![]() |
00:05:55 | Ein Österreicher, der hat gesagt, wie ich überrascht war, wie ich in den Toten gestoßen habe.![]() |
00:06:05 | Und hat gelacht und gelacht.![]() |
00:06:08 | So das ist die Atmosphäre des Lagers.![]() |
00:06:14 | IV: Können Sie mir von dem Lageralltag ein wenig erzählen?![]() |
00:06:18 | FK: Ja..![]() |
00:06:19 | IV: Wie Sie untergebracht waren, wie die Verpflegung war, was man zum Anziehen hatte..![]() |
00:06:24 | FK: Ja.. die, die Verpflegung, ich, ich erinnere mich.![]() |
00:06:31 | Meistens es war Brot, morgen, und dann war es die wichtigste Teil von Essen am Tag, war eine Suppe..![]() |
00:07:00 | Ich selbst hab ich in dem Revier gearbeitet und der Doktor Schnabel, der hat mich gehasst.![]() |
00:07:22 | Wahrscheinlich, weil ich Knobloch heiße und er war wütend, wenn er Knoblauch gerochen habe.![]() |
00:07:36 | IV: Können Sie mir von dem Doktor Schnabel ein bisschen erzählen? Auch von Ihrer Arbeit...![]() |
00:07:42 | Sie waren ja Medizinstudent gewesen in Prag..![]() |
00:07:45 | Und wurden deshalb auch sozusagen als Helfer in dem Krankenrevier eingesetzt.![]() |
00:07:50 | Können Sie mir erzählen, was Sie auch gemacht haben, was Ihre Aufgaben waren, über den Doktor Schnabel vielleicht auch..![]() |
00:07:57 | FK: Er war sehr oft.. besoffen.![]() |
00:08:03 | Ich.. als Medizinstudent.. Es waren Zeiten, wenn ich Verantwortlichkeit hatte für 75 Patienten.![]() |
00:08:30 | Wenn er besoffen war, da hat er.. auch sehr kranke Patienten als gesund erklärt, die konnten überhaupt nicht gehen.![]() |
00:08:52 | Wir mussten sie nach ihren Blocks tragen.![]() |
00:09:02 | Und das war traurig, denn es war zum Beispiel, was ich weiß, ein Blockältester, der die, die in den.. an dem Block nicht.. rein sein konnten..![]() |
00:09:31 | Er hat sie auch im Winter raus.. bringen lassen und.. und sogar hab' ich gehört, mit Wasser auf sie gegossen, sodass sie in der Früh tot waren.![]() |
00:09:58 | Also das hat Doktor Schnabel.. Er hat auch mehr freundliche Momente gehabt, aber.. es war verhängnisvoll.![]() |
00:10:23 | IV: Es gab doch einen zweiten Arzt, Doktor Schmidt oder Schmitz..![]() |
00:10:28 | FK: Ja, der..![]() |
00:10:30 | IV: Der war Chirurg, glaub' ich, können Sie etwas erzählen, was Sie da erlebt haben?![]() |
00:10:34 | FK: Da er sah, dass Schnabel mich hasst, so war er mehr freundlich zu mir, weil die, sie haben.. waren keine Freunde.![]() |
00:10:55 | Sie waren Gegner.. und so der war mehr freundlich zu mir.![]() |
00:11:12 | Aber sehr launisch auch.![]() |
00:11:19 | Und.. wenn ich Fleckfieber bekommen habe, das war kein Wunder, denn ich war in der Schonung.![]() |
00:11:34 | Und ich musste auf den Betten von, drei Stöcke von Patienten besuchen, so ich musste auf den Betten kriechen, und, so es war leicht, dass ich die Läuse.. eh..![]() |
00:12:05 | IV: Dass Sie sich selber infizieren konnten dort.![]() |
00:12:08 | FK: Und infiziert mit der Fleckfieber..![]() |
00:12:13 | So am Tage wenn ich schon raus kam, das konnte ich fast, fast nicht auf den Beinen stehen, hat mir Doktor Schmitz gesagt "Fleißig arbeiten!"![]() |
00:12:38 | Es war dort ein.. ich war an der Tuberkuloseblock.. weiß nicht warum, es war meine, meine tschechische Freunde, Ärzte haben mich von Schonung auf die Spitalrevier gebracht.![]() |
00:13:13 | Dort war sogar die Betten.. wur.. wurden wir bedeckt, aber die haben mich in eine Position wo Wärme war.![]() |
00:13:35 | Und ich hab'.. ich wurde.. war ich am Sterben.![]() |
00:13:56 | So sie haben mich zu dem, zu der Tuberkuloseblock gebracht, wo die Leute sehr oft starben.![]() |
00:14:15 | Dort hat sich um mich, ich konnte nicht aufstehen, hatte mich ein Mann hat, hat mir, mir geholfen.![]() |
00:14:32 | Ein alte, älterer Mann, der für Homosexualität kastriert war, angeblich aus der Familie Messer Solingen.![]() |
00:14:50 | Der hat mich und.. kurz nachher ist er gestorben..![]() |
00:15:00 | IV: Können Sie mir vielleicht noch ein bisschen erzählen, sonst über den Doktor Schmitz..![]() |
00:15:07 | Der hat ja auch Operationen durchgeführt.. was er so gemacht hat, auch als Chirurg in diesem Lager?![]() |
00:15:13 | FK: Ja.. also, ich.. der hat.. unnötige Operationen gemacht..![]() |
00:15:34 | Und ich denke, beide die Ärzte haben Operationen gemacht, soweit ich erinnere.![]() |
00:15:50 | Und das geschah, dass da ein junger Patient kam, dass er Magenschmerzen hat und der Arzt hat gesagt: "Du bist da schon das zweite Mal. Operation"![]() |
00:16:15 | Und hat gesagt "Billroth-2 ist die.. ist das schönste was auf dem Magen gemacht.. man.. man machen kann."![]() |
00:16:36 | Soweit ich weiß, er wurde hingerichtet. Ja?![]() |
00:16:44 | IV: Sie sind ja ihr Leben lang von Beruf auch eh Mediziner und auch Psychiater gewesen.![]() |
00:16:51 | FK: Wie bitte?![]() |
00:16:53 | IV: Sie waren doch ihr Leben lang Psychiater. Professor auch für Psychiatrie.![]() |
00:16:57 | FK: Warum hab ich..![]() |
00:16:59 | IV: Sie eh.. wenn.. wenn Sie sich an diese Menschen erinnern, an diese Ärzte.![]() |
00:17:05 | Wie würden Sie die einordnen von ihrer Psychostruktur.![]() |
00:17:09 | Was denken Sie, was waren das für Ärzte, die so gearbeitet haben?![]() |
00:17:13 | FK: Ja.. Was ich über ihr.. seelisches Leben denke? Ja?![]() |
00:17:25 | IV: Ja.![]() |
00:17:26 | FK: Ich denke, dass was wichtig war ist die.. ist der Einfluss der ganzen Atmosphäre, der eh.. die aus mehr oder weniger normalen Leuten.. Verbrecher macht.![]() |
00:17:58 | Und.. das, das, das ist nicht bloß mit diesen zweien, aber das ist über Massen von Leuten in Deutschland.![]() |
00:18:17 | Inklusive religiöse Leute, die wo sie nicht protestiert haben und.. sich zum Verbrechen führen ließen.![]() |
00:18:44 | Es waren Ausnahmen, zum Beispiel, dort war ein SS-Mann, der sehr menschlich war und..![]() |
00:19:00 | Aber die Leute ließen sich verführen zu der kriminellen Situation, die der Staat.. machte.![]() |
00:19:33 | IV: Wie ging es Ihnen denn persönlich, psychisch in dieser Situation?![]() |
00:19:39 | CM: Ja..![]() |
00:19:41 | IV: Ja? Kleinen Moment, wir sagen gleich -![]() |
00:19:44 | IV: Wie ging es Ihnen denn selber? Sie hatten ja an sich eine privilegierte Situation in diesem Revier.. Krankenrevier.![]() |
00:19:53 | Aber Sie haben ja um sich diese Verbrechen erlebt.![]() |
00:19:56 | Dieses Sterben, waren selber krank, nahe am Tod.![]() |
00:20:00 | Wie ging es Ihnen selber mental in dieser Situation?![]() |
00:20:04 | FK: Mental.. voll von Hoffnung, dass ich wieder meine Frau sehen werde.![]() |
00:20:18 | Freilich, das geschah nicht.![]() |
00:20:23 | Meine erste Frau war jüdisch und ich hab versucht sie zu retten, bei der Heirat.![]() |
00:20:38 | Kurz nach der Heirat sind ihre Eltern gestorben, an demselben Tag, höchstwahrscheinlich im Gas.![]() |
00:20:56 | Und ich hab' sie für ein Jahr gerettet.![]() |
00:21:03 | Sie ist gestorben, etwa ein halbes Jahr, nachdem wir verhaftet wurden.![]() |
00:21:12 | Und wir haben.. wir waren verhaftet, da wir unseren jüdischen Freunden halfen, illegal in Prag zu wohnen.![]() |
00:21:32 | Sie haben uns nicht.. nichts bewiesen, aber zum Beispiel, ich war gefährlich dem Reiche und das war wegen, dass ich eine Jüdin geheiratet habe.![]() |
00:21:52 | IV: Und nach der Verhaftung hat man Sie getrennt. Ihre Frau und Sie.![]() |
00:21:57 | FK: Ja, freilich. Sie ist nach eh.. Böhmen.. gegangen.. wie hieß es?![]() |
00:22:13 | Eh.. ja, und dann nach eh.. Auschwitz.. und dort ist sie in demselben Jahre gestorben.![]() |
00:22:30 | Sie war sehr eh.. gesund und sportlich und ja.. aber sie ist gestorben.![]() |
00:22:47 | IV: Und Sie sind sozusagen von Prag dann direkt über Weiden nach Flossenbürg gekommen. Ihre Frau..![]() |
00:22:53 | FK: Eh, ja.. Ich bin ein Viertel Jahr im Gefängnis in Prag und dann nach Flossenbürg.![]() |
00:23:04 | Und dort blieb ich bis die Ende.![]() |
00:23:08 | IV: Können Sie sich noch an die Befreiung erinnern?![]() |
00:23:12 | Was passierte? Sie sind ja bis zum Schluss da geblieben.![]() |
00:23:16 | FK: Ja.. naja, es eh.. es ist.. eh.. die..![]() |
00:23:30 | Es war viel Schießen und in der Nähe von dem Lager.![]() |
00:23:44 | Und dann sind wir zu dem.. eh.. zu dem Tor gegangen und dort war amerikanische.. amer.. Wagen und ein.. ein Soldat, der.. Gummi..![]() |
00:24:19 | IV: Kaugummi.![]() |
00:24:20 | FK: {lacht} Ja.. und nichts gesagt.. und die Leute waren sehr.. sehr.. neutral.. die Leute war.. sehr.. eh.. glücklich.![]() |
00:24:40 | Aber einige von ihnen sind noch nachher eh.. gestorben.. es war Fleckfieber und andere Krankheiten.![]() |
00:25:00 | IV: Es sind ja in Flossenbürg mehr als 30.000 Häftlinge gestorben.![]() |
00:25:08 | FK: Ja..![]() |
00:25:09 | IV: Eh, haben Sie eine Vorstellung, wie es Ihnen gelungen ist, zu überleben?![]() |
00:25:14 | FK: Was mir half?![]() |
00:25:16 | IV: Was Ihnen half und wie Sie es geschafft haben zu überleben.![]() |
00:25:21 | FK: Das Beste war die Hoffnung und freilich ich.. es.. es half mir, dass meine Mutter mir bisschen Essen schicken konnte.![]() |
00:25:58 | Und ich, ich hab' sogar das Essen, dass vielleicht dick machte, ha.. hab' ich, hab ich, war ich sehr modest im Essen.![]() |
00:26:26 | Und das wichtige war, ich hab' in dem Lager sehr stark die Kraft der Gruppe erkannt, die vernichtende und die rettende Kraft der Gruppe.![]() |
00:27:03 | Und das spiegelt sich auch in der Theorie meiner Psychotherapie, der integrierten Psychotherapie..![]() |
00:27:17 | IV: Können Sie vielleicht dann noch ein paar Sätze dazu sagen?![]() |
00:27:26 | Was die Kraft der Gruppe bedeutet hat oder auch die vernichtende Gewalt der Gruppe in Flossenbürg.![]() |
00:27:33 | FK: Ja, ja, es waren.. es sind immer Leute, die.. sich selbst schaden und..![]() |
00:28:00 | Auf einer Seite waren Gruppen, meistens von derselben Nation.![]() |
00:28:15 | Und an der anderen es sind Leute, die.. obwohl nicht wollen, dass sie etwas mach.. machen, was die Leu.. anderen nicht freundlich aber feindlich macht.![]() |
00:28:41 | So individuelle, die isoliert waren, die keine Hilfe von anderen bekommen haben und die Hilfe von anderen war so wichtig.![]() |
00:29:01 | Ja.. es ist "self-defeating behavior" {selbstschädigendes Verhalten}.![]() |
00:29:09 | Weiß nicht.. in deutsch anders.. sagen will.. wenn du oh.. ohne Wissen etwas machst, was die anderen unfreundlich macht.![]() |
00:29:31 | IV: Ich wüsste jetzt auch nicht, wie man es übersetzt.![]() |
00:29:34 | FK: Wie bitte?![]() |
00:29:35 | IV: Ich wüsste jetzt auch nicht, wie man es übersetzt.![]() |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0821.mp4"
00:00:00 | FK: Hab' ich ge.. gesagt, was eh, was -![]() |
00:00:03 | IV: Eh, das is in Ordnung![]() |
00:00:05 | FK: Wie bitte?![]() |
00:00:06 | IV: Das ist in Ordnung![]() |
00:00:07 | FK: Ja..![]() |
00:00:08 | IV: Einen kleinen Moment, ich such' noch.. okay, eh.![]() |
00:00:13 | Wir haben ja gerade so ein bisschen gesprochen über Gruppen und sich unterstützen.![]() |
00:00:18 | FK: Ja..![]() |
00:00:18 | IV: Und dass man auch nur überleben konnte, wenn Leute einem geholfen haben.![]() |
00:00:22 | Eh, ich habe ja auch das Buch von dem Herrn Muggenthaler gelesen.![]() |
00:00:27 | FK: Von, von wem?![]() |
00:00:28 | IV: Herrn Muggenthaler.![]() |
00:00:30 | Der hat Sie mal interviewt, vor vielen Jahren und hat auch ein Buch darüber geschrieben.![]() |
00:00:34 | FK: Ja..![]() |
00:00:35 | IV: Und der hat auch erzählt, dass Sie erzählt haben, eh, dass es auch so etwas wie Tauschhandel gab.![]() |
00:00:41 | Eh, Sie haben auch Nahrungsmittel, die Ihre Mutter ihnen geschickt hat wieder getauscht gegen Kleidung oder ähnliches.![]() |
00:00:50 | Vielleicht können Sie ein bisschen über diese Tauschgeschäfte erzählen?![]() |
00:00:53 | FK: Ja.. eh, also ich hab' zum Beispiel.. Es war wichtig, gut auszusehen.![]() |
00:01:05 | Wenn man nicht gut aussah, man konnte eine Ohrfeige auf jeder Ecke bekommen.![]() |
00:01:14 | So hab' ich eh, etwas dem eh.. dem Leiter der eh, von eh.. Kleid..![]() |
00:01:27 | IV: Kleiderkammer.![]() |
00:01:29 | FK: ..Kammer gegeben, das war ich denke ein Präsident der Polizei von.. in Budapest.![]() |
00:01:39 | Das war eine.. Wahrscheinlich hat das auch gewirkt, der Doktor, der SS-Doktor..![]() |
00:01:58 | IV: Schnabel?![]() |
00:01:59 | FK: Schnabel. Hat mich aus.. Revier rausgeschmissen.![]() |
00:02:08 | Er hat gesagt, eh.. also wir haben in ständigem eh, Spannung und er hat mich rausgeschmissen in eh, eh, Steinbruch.![]() |
00:02:29 | Aber ich bin nicht gegangen, der Chef der, vom Revier, das war ein das.. das war ein Zuhälter von Berlin.![]() |
00:02:51 | Ich dachte, wenn ich kam, dass er ein Arzt war, in weißem und so weiter. {niest} Der..![]() |
00:03:07 | IV: Möchten Sie ein..![]() |
00:03:08 | FK: Nein, danke.![]() |
00:03:10 | Der hat entschieden, dass ich bleiben kann.![]() |
00:03:15 | Trotz der Entscheidung des Doktors.![]() |
00:03:20 | Vielleicht das war, dass ich ihm etwas von Essen von meiner Mutter gab und noch wichtigste wahrscheinlich Zigaretten.![]() |
00:03:37 | Also ich blieb dort und wa.. arbeitete weiter.![]() |
00:03:46 | Und ein mal, Schnabel hat mich entdeckt und hat zu dem gesagt: "Was macht der da?"![]() |
00:03:59 | Und er sagte "Den kann ich brauchen."![]() |
00:04:04 | Und Schnabel hat nichts gesagt.![]() |
00:04:08 | Wahrscheinlich, die hatten Geschäfte, weil zum Beispiel die Toten haben goldene Zähne und so weiter. Weiß nicht was..![]() |
00:04:28 | Also der Austausch hat wahrscheinlich gewirkt.![]() |
00:04:37 | IV: Eh, ich habe auch gehört, es gab ein eh, Lagerbordell.![]() |
00:04:43 | Haben Sie da..![]() |
00:04:48 | Können Sie sich daran erinnern, haben Sie da was mitgekriegt?![]() |
00:04:51 | FK: Ja, ja, ja ich weiß darüber.![]() |
00:04:54 | Wir haben eine Rolle dort gehabt.![]() |
00:04:58 | Wir haben, wir haben dort die Antiseptikum auf Penis von, von den Besuchern gemacht. Ja..![]() |
00:05:20 | IV: Können Sie sich erinnern, wer dieses Bordell besucht hat, wer die Frauen waren?![]() |
00:05:25 | FK: Wie die Frauen waren?![]() |
00:05:27 | IV: Wer, wer das war. Waren das auch Gefangene? Oder waren das..![]() |
00:05:31 | FK: Die Frauen waren Häftlinge eh, von, von Frauenlagern.![]() |
00:05:40 | Ich weiß, eine hat polnisch gesprochen. Ja..![]() |
00:05:51 | Ich weiß, dass einer der führenden Kommunisten, die dort waren, der hat wahrscheinlich.. er war jung eh, hat keine oder wenig sexuelle Erfahrung gehabt.![]() |
00:06:14 | So, der ging dort bloß, um eine eh, sich {lacht} informieren. Ja..![]() |
00:06:34 | IV: And gab es Homosexualität im Lager?![]() |
00:06:38 | FK: Wie bitte?![]() |
00:06:39 | IV: Gab es Homosexualität im Lager? Unter den..![]() |
00:06:42 | FK: Hom..?![]() |
00:06:43 | IV: Homosexualität.![]() |
00:06:44 | FK: Homosexualität.![]() |
00:06:48 | Ja, die, die eh.. dort als Homosexuelle gekommen sind, die wurden versprochen, dass sie entlassen werden, wenn sie sich operieren lassen.![]() |
00:07:10 | Und das war verhängnisvoll, denn einige sind sogar, obwohl es ist keine große Operation, gestorben, wegen der..![]() |
00:07:31 | Technik und.. Reinheit.![]() |
00:07:38 | IV: Hygiene.![]() |
00:07:38 | FK: Ja..![]() |
00:07:40 | IV: Und eh, Homosexualität im Alltagsleben?![]() |
00:07:44 | Ich glaube Sie..![]() |
00:07:45 | FK: Ah, ja! Das hab' ich nicht erwähnt.![]() |
00:07:50 | Die.. Fast alle Verbrecher wurden homosexuell im Lager und die haben diese junge russische Knaben gehabt.![]() |
00:08:08 | Sodass zum Beispiel die..![]() |
00:08:11 | IV: Noch mal erzählen über..![]() |
00:08:12 | FK: Ja..![]() |
00:08:13 | IV: Die, den Al.. Alltag und Homosexualität.![]() |
00:08:17 | FK: Ja.. ja, die.. fast alle Verbrecher, so weiß ich wa.. waren, ich weiß eh, wu.. wurden homosexuell im Lager.![]() |
00:08:37 | Eigentlich, die sind in den Puff in die eh, eh zu, zu den Frauen gegangen.![]() |
00:08:50 | Aber auch hatten Objekte in an ihren Block.![]() |
00:08:58 | Und das waren ihre Assistenten.![]() |
00:09:02 | So dass ein Blockmann hat einen Assistenten, also einen Jungen, der oft zu viel gegessen hat.![]() |
00:09:17 | Die waren.. übernährt mit der Nicht-Qualität eh, Essen und das waren ihre auch sexuelle Objekte.![]() |
00:09:47 | IV: Wenn Sie jetzt heute zurückdenken an die Zeit in Flossenbürg.![]() |
00:09:54 | Was war für Sie das Schlimmste in Flossenbürg?![]() |
00:09:57 | FK: Das Schlimmste war das Leiden, das die.. viele Leute hatten.![]() |
00:10:14 | Und..![]() |
00:10:20 | Unternährung und.. Krankheiten, die nicht richtig behandelt wurden, behandelt werden konnten.![]() |
00:10:35 | Und eh, dass sich, das..![]() |
00:10:54 | das Leiden der Leute und freilich auch das, die Unsicherheit der Zukunft.![]() |
00:11:11 | Freilich die Hoffnung war so wichtig.![]() |
00:11:17 | IV: Denken Sie, Sie sind ja ungefähr zwei Jahre in Flossenbürg gewesen eh, wie hat diese Erfahrung in Flossenbürg, wie hat die Ihr Leben persönlich geprägt.![]() |
00:11:35 | Was hat das für eine Auswirkung auf Sie gehabt?![]() |
00:11:39 | Für Ihr weiteres Leben?![]() |
00:11:40 | FK: Für mich hat es eh, ich möchte sagen, meistens geprägt in, in, in meiner.. in Bildung, Schaffung, meiner theoretische eh, mein theoretisches System.![]() |
00:12:05 | Integrierte Psychotherapie.![]() |
00:12:08 | Das hat Einfluss gehabt. Wo die Gruppe, die Funktion der Gruppe betont wird.![]() |
00:12:20 | IV: Konnten Sie.. Es gibt ja viele Menschen, die die Konzentrationslager überlebt haben und die haben das für Jahrzehnte verdrängt, die haben nicht drüber geredet.![]() |
00:12:36 | Nicht mit ihren Frauen später, nicht mit den Kindern.![]() |
00:12:39 | Wie war das bei Ihnen?![]() |
00:12:40 | Konnten Sie die ganze Zeit mit den Erinnerungen leben, oder hatten Sie auch Phasen, wo sie das weggeschoben haben von sich..![]() |
00:12:48 | FK: N.. Nein. Ich hab, ich denke, ich hab es normal genommen, von Anfang an.![]() |
00:13:01 | Ich konnte darüber denken und ich hab'... einiges Bedenken über einige Leute, die sagen, dass sie das es ständig noch die Wirkungen fühlen, spüren.![]() |
00:13:30 | Ich denke, ich hab'..![]() |
00:13:40 | wei.. weiter sich entwickelt ohne es auf mein, meine Psyche irgendeine Wirkungen gelassen hat.![]() |
00:13:57 | IV: Gut. Ich danke Ihnen sehr.![]() |