Zbiór mediów "Interview Mario Raimondi 2005"

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Posiadacz praw autorskich Medienwerkstatt Franken
Źródła KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken
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Format wyświetlania Interview, Rohmaterial
Przeprowadzający wywiad Michael Aue
Kamera Günter Wittmann

Napisy dla "AGFl_AV.22.0670.mp4"

00:00:00 MR: Zelt, das da irgendwo stand.
00:00:02 Ein großes, gelbes Zelt, da war eine Art Selektion.
00:00:10 Wir kamen rein ins Bierzelt, mussten uns nacktig ausziehen, die Klamotten den zwei Polen geben, die dort standen bei einem Offizier, deutschen Offizier, der sehr, sehr, sehr Erich von, von Stroheim geglichen hat.
00:00:31 Ich hab' gesagt, Mensch, das wäre von Stroheim.
00:00:33 Der hat ein Monokel, hat er den, in den, in den.., nacktig ausziehen und neben ihm die Polen, einer hatte... schrieb, der andere hatte ein Kübel mit Permanganat, wissen Sie was das ist, Permanganat, das ist so a rote...
00:00:47 IV: Rote {unverständlich}.
00:00:48 MR: So a rote, hat er reingetu.., äh, getaucht.
00:00:51 Und dann auf die Stirne von den Häftlingen geschrieben, das heißt eins, zwei oder drei.
00:00:58 Das, das heißt zum wissen, ob er schwere Arbeit, Mittelarbeit oder untauglich ist, ne.
00:01:07 Oder dass mich... und dann von dem (???), da mussten wir, da alles war schon in, kam in Säcke rein, was, Uhren und so, und so und alles kam weg.
00:01:18 In den Sack und da waren die Polen, zwei Polen, wo da beauftragt waren, die Klamotten zusammenzurollen und in Säcke, die Ware, die wir hatten.
00:01:29 Und dann ging’s ins Bad runter.
00:01:33 Und da sind, äh, haben die nach einiger Zeit Dusche aufgemacht.
00:01:41 Hatten aber keine Handtücher, nichts, hatten wir.
00:01:45 Wir waren nass wie Säue.
00:01:48 Und alles das dämpfte rauf, denn war nach einiger Zeit {betonend} unerträglich, der Nebel vom Dampf, von den Körper, ja, aber bitte, wir mussten aushalten.
00:02:01 Welche wurden auch geprügelt, weil sie nicht aushalten wollten.
00:02:05 Und nachher haben wir Klamotten bekommen und, äh, wie sagen die, zoccoli, sagt man auf Italienisch.
00:02:16 Die Schlerpen, Holzschlerpen, ich weiß nicht, wie das heißt auf Deutsch, diese...
00:02:22 IV: Holzlatschen.
00:02:23 MR: Holzlatschen, ja, mit denen ist natürlich, wer nicht gewöhnt ist, kann nicht laufen mit so a Ding drauf.
00:02:30 Da habe ich gleich gesagt, hier, hier musst du dich organisieren, du musst Schuhe finden, Schuhe musst du finden.
00:02:38 Und es ging eine Zeit, dann habe ich aber fünf paar Schuhe gestohlen im Kleidungskammer.
00:02:47 Und zwar für mich, für die zwei Deutschen mit mir waren, ein paar für Herr Karfunkel und ein paar für meinem Freund, der Priester, äh, padre Giannantonio, der nachher später nach Dachau ging, ja.
00:03:08 Und das hab' ich, die Möglichkeit gehabt, das zu machen, weil ich ging vom Block zweiun.., 23 ins Revier.
00:03:18 Und da gingen wir vor einer Kleiderkammer vorbei.
00:03:22 Und Teddy, der Deutsche mit mir, der andere nicht, der, der aufgehängt oder... der war, der hat immer Angst v.., vor allem, auch vor seinem Schatten hatte er Angst.
00:03:33 Und wir zwei haben gesehen, die Kleiderkammer war nicht besetzt, von dem, äh, der beauftragt ist, gleich rein, rumpum weg mit dem, was wir gef.., äh, gestohlen haben da.
00:03:47 Ich mei.., hab' noch eine Sch.., eine wollene, äh, wie sagt man das, wenn man so um Hals, so wie das da...
00:03:55 IV: Schal.
00:03:56 MR: Schal, vier Meter lang war der, aus Wolle gemacht.
00:04:00 Der, ah, den habe ich bis nach Italien mitgenommen.
00:04:03 Der diente mir nach der, auch hier im Bunker als Kissen, wir hatten ja kein nichts, als Kissen hab' ich den benutzt.
00:04:12 Schön zusammengelegt auf die, als (???) und diesen drauf und als, als Kopfkissen benutzt.
00:04:20 Der ist mit mir bis nach Italien gekommen, des, der Schal, ja... und, äh nichts.
00:04:26 Wir waren dann auf einem Appellplatz da im, immer in den Quarantäneblöcke, da kam ein Platzregen.
00:04:35 Und da waren wir alle nass, bis auf die Unterhosen waren wir nass.
00:04:41 Und war kalt, sehr kalt.
00:04:45 Am ander, in der Nacht hör.., hörte man ein Orchester von Husten, alle husteten am Morgen... harrrmm und alle solche Hälse.
00:04:56 Aber ich hatte mei Klamotten, neue sch.., wunderbare Klamotten versteckt.
00:05:02 Die ich da in der Kleiderkammer geklaut habe, hab die Karfunkel gegeben, meinem Freund Priester.
00:05:08 Der hat sich auch schön angez.., aber habe ihm nicht gesagt, dass sie {lachend} gestohlen sind, da hätte der gesagt: „Nein, ich will sie nicht.“
00:05:15 Weil sie gestohlen sind, ja.
00:05:17 Und die anderen zwei Deutsche, wir hab.., hat uns der Platzregen nichts gemacht, wir haben uns trocken angezogen und so weiter.
00:05:25 Und nachher ist das so gewo.., gekommen, ich, wir wurden dann eingeteilt in ein Arbeitskommando, das hieß Wasserbau.
00:05:40 Das ist ungefähr zwanzig Minuten, halbe Stunde von hier rauf gegen die Silberhütte.
00:05:48 Ich habe Ihnen gesagt, ich habe einen Stein gesehen, wo drauf steht Silberhütte, vor sechzig Jahre, hab' den immer noch im Kopf, den, den, diesen Stein, Silberhütte.
00:05:57 Dann war da ein Hügel.
00:06:00 Der, den mussten wir, äh, wie sagt man, trennen mit, äh, mit, äh, picco, wie sagt man, mit’m Pickel, Schaufel, weil drin in diesem, äh, kleinen Berglein waren Wasserrinnen drin, Trinkwasser, Quellwasser war da drin.
00:06:26 Und wir haben dann langsam Graben gezogen, mit Steinen ausgebettet.
00:06:33 Und das Wasser ging dann runter ins Tal.
00:06:37 An einem gewissen Augenblick haben die uns Toben, äh, Rohren geliefert, äht, äh, die haben wir dann reingelegt.
00:06:48 Und das ging dann runter, fiel ins Tal.
00:06:51 Aber vorher passierte das, dass meine zwei Kumpel, die Deutschen, die ich da in Bozen kennen gelernt hab, getürmt sind.
00:07:00 Das wissen Sie, was heißt, getürmt, abgehauen sind, ja.
00:07:03 Haben mich da verlassen, sei, sehr wahrscheinlich war es so für diese zwei schwierig durchzukommen.
00:07:11 Auf alle Fall, alle Fälle, nach einer halben Stunde, als die bereits verschwunden waren, bitte, die waren schon weg und ich bin wie ein Idiot da selber geblieben alleine.
00:07:23 Aber alle wussten, dass ich Freunde, dicker Freund war mit diesen zwei.
00:07:27 Ja, bitte: „Auch Raimondi wollte gehen."
00:07:30 Wollte, war aber nicht gegangen, bitte, ich war nicht gegangen, ja.
00:07:34 Einer von diesen zweien haben sie gleich erwischt, am gleichen Abend.
00:07:42 Ein Jäger hat ihn gestellt im Wald.
00:07:45 Und der mu.., äh, der hat mich das nachher, der hat erzählt.
00:07:49 Musste vor ihm gehen ungefähr drei Meter und der hinter ihm mit dem Jagdgewehr hat ihn in ein Ort gebracht.
00:07:58 Wo er niederknien musste in de.., in einer, äh, Restaurant hat dann gebracht, musste er niederknien und warten bis die SS kam.
00:08:08 Hat mir noch gesagt, der Knabe von der, äh, vom Besitzer, von der Wirtschaft, der hat gesagt: „Ach, gut, bitte, wir bekommen die Ding, wie sagt man, die Prämie, da kann ich mir ja eine, äh, irgendwas kaufen.“
00:08:22 Hat er mir noch erzählt.
00:08:23 Als ich ihn dann {betonend} hier wieder sah... also passen Sie auf, der, jetzt kommt das so, am glei..
00:08:31 IV: Entschuldigen Sie, eine Bitte, können Sie versuchen mich ein bisschen anzuschauen, die Sonne blendet vielleicht.
00:08:35 MR: Ja, ja.
00:08:36 IV: Weil Sie schauen oft nach unten, (???) wenn es geht, so ein bisschen..
00:08:39 MR: Ja, ja, gut...
00:08:39 IV: Wenn Sie einfach ein bisschen (???).
00:08:40 MR: Gut, dann als er, am gleichen Abend be.., galt alle Hütten sagten, weil das ging rum wie ein Lauffeuer da, dass da zwei getürmt sind.
00:08:51 Dass auch ich türmen wollte.
00:08:53 Und wie ein Lauffeuer ging das rum: „Ach, auch Raimondi, der war mit denen dabei."
00:08:58 Wir hatten vorher wegen Regenwetter Mäntel von der französischen Armee bekommen, wo drauf stand mit KZ, mit Ding.
00:09:12 Die haben wir alle drei, wir hatten diese abgekratzt, die KZ, nicht.
00:09:18 Dann waren’s normale Militärmäntel geworden, französische, ja.
00:09:23 Jetzt, gut, die sind getürmt, Freddie und Teddy.
00:09:31 Freddie wurde genom.., äh, äh, äh, verhaftet und, wie gesagt, in diese Restaurant gebracht.
00:09:37 Und ich bin am Morgen nachher, wurde ich runtergerufen im Block 1 und da war der Kommandant von, von Flossenbürg, den ich erkannt habe, ich wusste nicht genau, wie der hieß.
00:09:56 Ich sagte immer Kübler, jetzt habe ich ihn aber Fotografie gleich erkannt, als Sie mir gezeigt haben.
00:10:01 Der hat mich genommen und hat gesagt: „Zuerst mal müssen wir ihm fünfundzwanzig auf den Arsch abvereichen, abreichen."
00:10:13 Ich, über den kleinen Tisch in der Schreibstube, zwei Häftlinge unter haben mir die Beine gehalten, zwei Häftlinge oben die Arme, der hat sich die Jacke ausgezogen, das ist schon gr.., groß für ein SS, dass sie die Jacke ausziehen.
00:10:29 Hut abgenommen und so ein Ding, wie sagt man, a.., aus Leder, aber, äh, wie, ich weiß nicht, wie man sagt.
00:10:39 Zu de.., das zum Schlagen da.
00:10:42 IV: Peitsche?
00:10:42 MR: Nein, kein, war..
00:10:44 IV: Oder ein Lederriemen ein... (???)
00:10:45 MR: Nein, war so ein, ein, wie sagt man, wie ein, wie ein Pfosten, aber aus Leder, aber {betonend} so dick war der.
00:10:52 IV: Ein Knüppel oder wie ein Schlauch.
00:10:54 MR: Ja, ja, ja, mir waren... über.
00:10:55 IV: Oder Gummiknüppel, die die Polizei haben.
00:10:57 MR: Ja, aber war steif der Ding, war nicht... und der Griff, der, sehr wahrscheinlich hatte der drinnen Blei, der war sehr schwer, der Griff.
00:11:06 Hat er mich geschlagen, aber fünfundzwanzig, ich hab' mich angeschissen, angepisst.
00:11:13 Und ging dann, als er fertig war, nachdem fünfundzwanzig oder dreißig (???) um den Tisch.
00:11:18 Hat er weitergeschlagen, umgekehrt und mich den schweren Griff auf den Schädel gehauen.
00:11:26 Zwanzig, dreißig, vierzig Mal bis mir, ich hatte wie eine Kappe auf die Haare, die, d.., die Haut.
00:11:35 Die ging hin und her, wie wenn ich eine Mütze aufhätte, ja.
00:11:38 Und dann hat er mich, äh... nebenan war eine Dusche und da war ein violetter Winkel, das sind die, äh, wie sagen, Bibelforscher, Bibelforscher, wissen Sie das, der hatte so violette Winkel, hatten die.
00:12:01 Wir hatten rote, der Bibelforscher hatte violett, die Zigeuner schwarze.
00:12:06 Ja, auf alle Fälle diese violette... hat mich abgespült, weil ich v.., war alles verschissen, nicht.
00:12:12 Hat mir neue Klamotten gegeben, hat trockene Klamotten und dann von da hat mich gleich der Ding, der Gentleman von diesem Kübel da, so wie der heißt, da der Kommandant von hier, abgeholt.
00:12:28 Mich rübergebracht, wo er in diesem, wo jetzt das Ding ist, die Kommandatur.
00:12:36 Dort in ein Büro, dort wurde ich gefesselt, an einer, äh, wie sagt man, Heizung und da war der SS-Mann, ähm, wenn ich nicht so verprügelt wäre, ich hätte lachen müssen, weil der hatte so a komische Frisur, das, lächerliche Frisur.
00:12:55 Nur ein Zipfel Haar {lachend} a.., auf dem Kopf (???), {lachend} nur so ein Zipfel Haar, wie ein Kasperlitheater war das.
00:13:04 {lachend} Weil ich hatte keine Lust und da hat er mir, wollte er wissen alles, was passiert ist.
00:13:10 Da habe ich ihm erzählt, bitte, äh, die zwei sind getürmt, aber die haben mich, ich habe nicht versucht zu gehen.
00:13:18 Zu versuchen hätte ich Minimum drei, vier Schritte machen müssen, dann ist das Versuch da.
00:13:23 Aber, bitte, ich hab' nicht versucht, vielleicht hatte ich im Sinn, das ist eine Sache.
00:13:29 Aber Versuch ist eine ganz andere Sache, verstehen Sie.
00:13:33 Wenn ich denke, ich will stehlen, das ist nichts, ist nicht strafbar.
00:13:38 Wenn ich aber versuche zu stehlen, ist das strafbar.
00:13:41 Und so auch da.
00:13:43 Das heißt der SS-Mann hat das verstanden, hat mir das Ding so geschrieben, dass auf alle Fälle, sehr wahrscheinlich kann ich diesem SS-Mann verdanken, dass ich nicht den Strick um den Hals bekommen habe.
00:13:57 Das ist meine Ansicht und das habe ich auch in meinen, äh, wie sagen, Memorien reingemacht.
00:14:03 Dass ich erste Mal im Leben ein SS freundlicher Herr gefunden hab', komisch mit der Ding da, mit der Franse auf dem Kopf.
00:14:12 Weil da, damals war das Mode, rasierter Kopf.
00:14:16 Und so ein (???) da, ah, die Haare drauf, nicht wie er, so ne schöne Mähne.
00:14:22 {lachend} Und, äh, als er, und dann bin ich da in den Knast gekommen.
00:14:28 Erste fünf Tage nichts zu fressen, nichts.
00:14:31 Zweiten Tage ein Stück Gummibrot, am dritten Tage ni.., am, nei.., das heißt am sechsten, sieben Tage nichts.
00:14:41 Dann eine Schüssel Suppe, Tage nachher nichts.
00:14:46 Dann wieder Suppe und so ging es weiter für sechs Woch.., Wochen.
00:14:50 Und da habe ich diesen, al.., als ich in die Zelle kam, da habe ich diesen, äh, Preuße angetroffen, der Konarski.
00:15:03 Der von KZ hierüber geführt wurde und hier verurteilt wurde.
00:15:09 Aber am Boden, da, gegen Fenster hab', habe ich gesehen, da ist so ein Klumpen.
00:15:15 Und hab' gedacht, was ist denn da?
00:15:17 Aber, da macht er: „Äh, wäh, wäh."
00:15:19 Das war aber der, mein Freund Freddie, der war so zerschlagen, dass, was ich bekommen habe, die Schläge, fast ausgesehen wie wenn ich nur, äh, Liebkosung bekomme.
00:15:30 Der war so dran, kaputt, nicht.
00:15:33 Und da waren wir drei, dieser, den sie geschnappt haben, wie gesagt nach der, äh, (???) geführt haben da mit dem Gewehr am Rücken und der Konarski.
00:15:49 Alle beide wurden am gleichen Tag er.., aufgehängt.
00:15:52 An eines Tages gegen fünfzehnten November, da kam, wurde Fenster geöffnet: „Raimondi...".
00:16:01 Sage ich, ja, nein, Nummer, nicht Raimondi, Nummer so und so.
00:16:05 Ja, äh, guckte rein, das war aber nicht einer von diesem Lager, das war ein, ein SS-Offizier, schwarzhaarig, ein kleinen Schnurrbart hatte der, sah gut aus, gut aus, war kein Penner das.
00:16:27 Er sah gut aus, wollte wissen, bitte, ich hatte der Fluchtversuch, nein, Fluss.., Flucht.., Fluchtverdacht.
00:16:34 Habe ihm gesagt, ja, ich hätte kein Herz zum Flüchten, ich weiß, was passiert nach vier Fluchten.
00:16:40 Und Tag nach ist die Türe aufgegangen, bin rausgekommen und fertig.
00:16:48 Nach, vierzehn Tage nachher auf Transport nach Dora.
00:16:53 Und dann weiter bis auf den Todesmarsch.
00:16:57 IV: Jetzt erzählen Sie doch vielleicht noch mal bitte, was Sie mir vorhin auch erzählt haben, wie der Kommandant Sie praktisch zu dem Haftbau noch geführt hat.
00:17:05 Was er zu Ihnen gesagt hat, erzählen Sie vielleicht auch noch mal.
00:17:06 MR: Ah, ja, ja, ja, ja, ja.
00:17:08 Als er mich abholte, nachdem der Of.., der andere Offizier mit der Maschine den, äh, verbale kann man sagen auf Deutsch verbale, dass (???)..
00:17:20 IV: Das Protokoll.
00:17:20 MR: Das Protokoll geschrieben hat, hat mich dieser Kommandant abgeholt und hier zum Bunker geführt.
00:17:29 Hat mich ang.., angeschaut, ich hat, ich hat, machte oft so, weil ich hatte Angst, dass er wieder anfangt zu schlagen.
00:17:36 Habe ich so gemacht, wie wenn ich Bauchweh hätte, ich hatte aber nur Kopfschmerzen.
00:17:41 Und habe ein bisschen vorgetäuscht, dass ich so am Rumpf bin, dass er, wenn er nochmals anfängt zu schlagen, dass ich tot wäre.
00:17:51 Dann hat er mir gesagt: „Sie Drecksschwein, ich will Sie nicht mehr sehen, hängen Sie sich auf, machen Sie we.., ich will Sie nicht mehr sehen, hängen Sie sich auf.“
00:18:01 Ich hab' gesagt: „Gut, werde Ihnen die Freude machen."
00:18:06 Hab' aber nicht gedacht ihm die Freude zu machen, bitte.
00:18:12 Das hat er mir gesagt.
00:18:13 IV: Und dann ist er gegangen?
00:18:14 MR: Dann ist er gegangen.
00:18:16 Dann nachher habe ich ihn nicht mehr gesehen, als ich dann rauskam hat’s geschneit und, wie gesagt, die Te.., die Zellen sind verdunkelt worden wegen den Huren da drüben.
00:18:27 Weil wir da durch, ge.., äh, gesprochen, verdunkelt wurd.., und dann nachher bin ich das, als er sozusagen, äh, drei Wochen im Dunkelhaft geblieben, nicht.
00:18:39 Weil das ist verdunkelt worden, das Fenster.
00:18:42 Und dass mir nicht mehr rübergucken konnten.
00:18:45 Und als ich rauskam, da war alles voll Schnee und der hat mich so geblendet, ich wurde beinahe blind.
00:18:52 Mei.., ich bin dann da, auf die ersten Treppe di.., gesä.., gesessen, weil ich musste rauf.
00:19:00 In dem Block oben, ich glaub', des war der fünf oder irgendein Block da oben, wo, wo ich hinmusste, wo mein Block war, ja.
00:19:11 Und da hab' ich aber auch dort, habe ich, bitte, nach allen Scheißereien, die ich erlebt habe hier, der Blockmann dort, Blockältester, der hat mir damals für drei v.., drei, vier, fünf Tage, vielleicht eine Woche, immer doppelte Ration gegeben, Suppe.
00:19:31 Denn ich war so am Rumpf, {lachend} ein Skelett war ich, nicht.
00:19:35 Der hat mir das gegeben, sehen Sie, zwischen vielen Gauner und s.., a Ding, gibt’s Leute, die Verständnis haben, nicht.
00:19:44 Auf alle Fälle auch war, wusste er, dass ich kein Hosenscheißer war, dass ich, äh, wie sagt man, und das waren Leute, verstehen, auch wenn sie Kriminelle sind, aber waren Leute, wo wollten, hatten Sympathie für welche, die Herz haben, und nicht sich gleich in die Hose scheißen.
00:20:04 Ich hab' mich zwar angeschissen, aber wegen den Schlägen, nicht wegen dem, nicht weil ich (???) hatte, wegen den Schlägen, ich konnte mich nicht be.., mich be.., nicht mehr, äh, beherrschen.
00:20:14 Alles weg und, und dann bin ich auf Transport gekommen, und wie gesagt, äh, weg nach Ding, eines ist noch nicht bek.., äh, ge.., ich hatte so gute Holzschuhe, die musste ich dann da lassen.
00:20:33 Weil die wollten nicht, dass ich mit auf Transport gehe mit dem Schuhe.
00:20:38 Habe ich lop.., verlochte Schuhe bekommen, aber, bitte, ich habe mir nachher wieder besorgt, als ich dort war.
00:20:44 Für mich war das kein Problem, ich habe mir immer, immer Sachen besorgt, wo mir, äh, nötig waren.
00:20:51 Und ist mir auch immer gelungen, das zu machen.
00:20:54 IV: Was denken Sie denn, woran liegt das, dass Sie das geschafft haben, das alles auszuhalten, diese Torturen, die Haft, äh, was hat Ihnen irgendwie auch die Kraft oder die Hoffnung gegeben?
00:21:03 MR: Ja, bitte, eines, das heißt, zwei Sachen.
00:21:08 Eines war, dass ich wusste, dass die Amerikaner schon in der Nähe sind, dass es nicht mehr lange kann dauern, dass endlich mal dieses verdammte Ding aufhört.
00:21:20 Zweitens hab' ich, ich glaub' in Gott.
00:21:23 {flüsternd} Glaub' in Gott.
00:21:25 {lachend} Und hab' gedacht, dass es so ein Bandit wie ich bin nicht gleich sa.., nicht, nicht (???) da... lässt mich so ein bisschen so runter, das hab' ich gedacht.
00:21:37 Und dann habe ich einem gesagt, bitte, ich habe nie gedacht, dass die die Kohle schon rausgegraben haben, um mich zu verbrennen.
00:21:45 Die haben sie noch nicht gefunden, die Kohle, die existiert nicht.
00:21:49 Bitte, das ist ungefähr mei.., alles was ich kann, aber vor allem, ich glaube in Gott.
00:21:56 Ich bin nicht Katholik, ich bin Protestant, trotzdem Italiener, wenige Protestanten gibt, ich bin Reformierter
00:22:05 Und, aber ich glaube, dass jemand ist, der guckt, denn zu viele Male bin ich unter Hagel von Kugeln weggekommen.
00:22:17 Sie, verwundet überall da an Beinen, da, bin immer weggekommen, glatt al.., auch, al.., in Schießereien bin ich weggekommen.
00:22:28 Und ist mir nie was pass.., war fünf Mal schwer, schwer krank, in Nordhausen, Lungenentzündung, bin geheilt, ohne Medizin, ohne nichts.
00:22:39 Bin geheilt worden, bitte, das ist ein Wunder, das.
00:22:42 Nachdem ich die Polen so hasse wie der Teufel, zwei Polen kann ich verdanken, dass ich nicht mehr an die Arbeit musste, das waren die zwei, die kann ich ihnen verdanken, dass ich die... äh, zum Kartoffel schälen kam.
00:22:59 Und nicht mehr zurück muss in die Stollen arbeiten, sonst wäre ich krepiert da drin.
00:23:04 Bitte, habe ich auch zwei Polen gefunden, die mir geholfen haben.
00:23:10 IV: Äh, erzählen Sie mir doch bitte noch mal, Sie haben vorhin gesagt, direkt gegenüber hier von dem Bunker war das Bordell.
00:23:16 MR: Jawohl.
00:23:16 IV: Für wen war das, wie sah das aus, Sie haben (???).
00:23:18 MR: Das sah, das sah aus, passen Sie.. Hier, äh, gab es, in Flossenbürg gab es für gewisse Personen, das heißt für Kapo, Vorarbeiter, Schreiber, gab es eine Art Geld, so Ding, mit denen man da in der Nähe vom Revier Flundern, Eier kaufen konnte.
00:23:44 Und auch hier diese Huren bezahlen muss mit diesem Ding.
00:23:48 Das hatten die Schreiber und heute morgen als ich gehört habe von diesem Schreiber, der, der Ding da, wie sagt man, der Tscheche da, wo sie ein bisschen ruhig, ich bin nicht ruhig, denn wenn ein Schreiber gewesen ist, ein sicherer, kein...
00:24:03 Für mich weggewesen, alle Schreiber, ich hab' keinen Schreiber gefunden, der je einem Häftling geholfen hat.
00:24:10 Also auch der nicht, der hat die Balance gefunden dort sich einzubetten.
00:24:16 Und warten bis die Amerikaner kamen, hat unterbrochen, ist alles Scheiße, was der erzählt hat, sell glaube ich nicht.
00:24:23 Trotzdem, dass das da auf der Wand, Wa.. steht, ich hab' zu Erlebnis von hier.
00:24:28 IV: Erzählen Sie doch noch ein bisschen weiter, wir waren noch beim Bordell.
00:24:32 MR: Beim Bordell, gut, ich hab' mal rausgeschaut und da war ein Mädchen, das schaute auch aus dem Fenster raus, weil die Fenster vom Bordell gingen auf diese Seite und die vom Knast gingen auf die, das heißt wir konnten uns gegenseitig sehen.
00:24:50 Und die, die Frau macht das so, das heißt, zum wissen warum, da habe ich so gemacht.
00:25:01 Da hat sie gleich verstanden, weil wir türmen wollten, Sie verstehen, was türmen heißt, ich erz...
00:25:07 IV: Abhauen.
00:25:07 MR: Abhauen, ja.
00:25:09 Und da, für zwei, drei Tage habe ich, äh, rausgeschaut und diese Mädchen... ist dann noch andere gekommen und lachten ein bisschen und so und wir konnten ja nicht sprechen, mussten, äh, äh, mäuschenstill sein da i.., im Ding, sonst bekommen wir Schläge, ne.
00:25:30 Und nachher auf einem Morgen ist Schreiner gekommen, ein Schreiner zum Holz, der war mit Holz, hat die Fenster, äh, abgedeckt.
00:25:44 Das heißt nicht ganz, also schief abgedeckt, wie man, auf Italienisch sagt man „bocca di lupo“, Molfs.., Wolfsmaul, so abgedeckt.
00:25:54 Aber dann im Augenblick war die Zelle halb, überhalb, do.., mehr als Halbdunkel.
00:25:59 Und das war nachher schlimm für uns, wir... solange drin bleiben in so einer Zelle, da kann einer, äh, wirklich blöd werden, verstehen Sie.
00:26:12 In den Augen, als ich herauskam, ich sehe, sah nichts mehr.
00:26:16 Bin im Schnee, das hat mich so geblendet, ja, vom Dunkeln raus in den Schnee.
00:26:21 Und, aber mir war wichtig, dass ich draußen war. (???)
00:26:24 IV: Sie waren über sechs Wochen in dem Arrest?
00:26:26 MR: Das heißt sechs Wochen.
00:26:28 IV: Und ist dann da noch was passiert, sind Sie noch mal geschlagen oder verhört worden oder sind...?
00:26:31 MR: Nein, nicht, nicht, nicht, nicht...
00:26:32 IV: War einfach nur...
00:26:32 MR: Einzig das, was ich da gefunden habe, der Konarski, Emil Konarski, in sechs Wochen hat der mir ununterbrochen erzählt vom Dachau, Buchenwald, Sachsenhausen, von Auschwitz, Dal...
00:26:49 In Auschwitz war er Kapo auf, wo die Züge ankamen, im Krematorium... hat er mir alles erzählt, wie das da ging.
00:26:56 Ich hab' mir das alles gut registriert, ich weiß das besser als einer, der in Auschwitz gewesen, er weiß das alles.
00:27:03 Genau, wie viele, äh, Öfen da in tätig waren, wie die Ventilatoren da, die haben alles, alles erzählt.
00:27:11 Weiß sogar, wer die Öfen geliefert hat, an de.., die Verbrennöfen, da weiß ich auch noch.
00:27:17 Hat er mir alles verzählt und das habe ich mir so schön registriert im Kopf.
00:27:21 Er war dabei, die Buchenwald aufgebaut haben auf dem Ettersberg, wissen Sie, der Ettersberg.
00:27:28 IV: Ja.
00:27:29 MR: Er war im Kommando, wo von Dachau gerufen wurde, denn Ettersberg oben wurden gerufen von Neuengamme, von Sachsenhausen und von Dachau.
00:27:43 Von Dachau war er drin und war schon Vorarbeiter da.
00:27:49 IV: Wie lange waren Sie denn insgesamt hier in Flossenbürg?
00:27:53 MR: Also, hier in Flossenbürg, ich bin im September angekommen, September bis November, nicht lange, nicht lange.
00:28:01 Habe aber, äh, zwischendrin im Wasserbau gearbeitet, hab' für... bin verprügelt worden, bin im Dinge, das heißt genug für mich.
00:28:12 {lachend} Habe ich ni.., habe mich nicht (???).
00:28:15 IV: Aber Sie haben ja sicher auch gesehen, wie insgesamt der Zustand im Lager war, im Gefangenenlager.
00:28:21 Äh, wie war, wie war dieser Grundzustand vom Lager, wie sind die Menschen behandelt worden, wie war das Essen, wie war auch die Stimmung, also?
00:28:28 MR: Also, die Stimmung war so, ganz schlecht.
00:28:32 Erstens Mal, das heißt mit den Leuten, wo ich zusammen war, wenn das Politische oder Partisanen sind, da muss ich mich schämen, dass ich Partisan gewesen war.
00:28:46 Sind alles, die haben sich alle in die Hose geschissen, wenn sie irgendeinen, einmal Blockmann sie angebrüllt hat oder so.
00:28:54 {Betonend} Alle, die hat.., waren Angst von, von oben bis unten, ein, ein General, der hat geweint, „aber du, General, verdammt noch mal, du kannst doch nicht weinen.
00:29:06 Bist ein General, Mensch Meier, du kannst nicht weinen, auch wenn sie dir die Zunge abschneiden, die Augen ausnehmen, kannst nicht weinen.“
00:29:13 Aber hier hat einer geweint, der ist nachher versetzt worden in Block 1, nachher bekannt geworden, Armellini, der hat auch Buch geschrieben, aber hat nicht gesagt, dass sich, dass er sich in die Hosen geschissen hat, hier in Flossenbürg, im Block 23, ja.
00:29:32 Da war auch noch ein anderer General, der ist so geschlagen worden, war von der Luftwaffe, (???) hieß die, einen neudeutschen Namen hatte, der ist dann gestorben an den Schlägen und Tiefschlag im Bauch bekommen.
00:29:46 Und ist dann krepiert, ja, und, aber auch hier, sehen Se, die Schlaf, das Schlafen war schlecht, denn wir waren zu zweit, dritt, so in einer Ding, aber ich habe mir immer Platz geräumt für mich, aber nicht alle waren wie ich, verstehen Se.
00:30:05 Ich habe mir Platz geräumt und wenn’s zu Schlägerei gekommen wäre, wär mir scheißegal gewesen.
00:30:11 Ich war, äh, damals nicht wie ich jetzt bin, verstehen Se.
00:30:15 Und, aber die Blockältester, die Kapo, die Polen, die Lagerpolizei war a schlimme Sache das, ja.
00:30:26 Mit den SS sind wir wenig in Berührung gekommen, das heißt einmal, ich bin in Berührung gekommen, als ich im Wasserbau arbeitete, hat er gesehen Italiener.
00:30:41 Da hat er mir gesagt, dass wir eine Scheißbande seien, die Italiener, er hasse sie wie der Teufel, er möchte sie alle ermorden.
00:30:50 Und zwar ist das einer gewesen, der im Afrikakorps gewesen ist.
00:30:55 Und hat gesagt: „Ihr Italiener habt uns das Benzin gestohlen“.
00:30:59 Und hat von meid.., hat, äh, dass Rommel nicht mehr abhauen konnte in Ding, nicht, nach, beschwierigt haben den Rückzug.
00:31:07 Der, der war so verf.., versessen auf Italiener, aber bitte mir war das, mir war das scheißegal.
00:31:14 Kann sagen, was er will, soll das seinen Eltern verzählen, nicht mir.
00:31:20 IV: Sind Sie denn inzwischen sch.., schon mal hier gewesen...
00:31:23 MR: Nein, nicht.
00:31:23 IV: Oder ist das das erste Mal?
00:31:24 MR: Erste Mal, per Zufall ist das ge.., gekommen.
00:31:27 Aber ich hab' gedacht, als ich damals vor sechzig Jahre den Schilde lies, gelesen habe, Silberhütte, habe ich gedacht, vielleicht werde ich den {lachend} noch mal sehen, wieder lesen kann den Silberhütte.
00:31:42 Er ist mir im Kopf geblieben, sehen Sie, und das ist, da existiert efe.., effektiv.
00:31:47 Nie mehr gekommen durch einen Zufall von Freunden, die jedes Jahr hier kommen.
00:31:54 Haben mir... ich bin in Mailand eingeschrieben in einer, so, wie sagt man, äh, Kompanie von alles, Ex-Häftlingen, da habe ich der Angestellten gesagt: „Horch mal, ich weiß, dass viele nach Flossenbürg gehen, kannst mir nicht arrangieren, dass ich auch mal gehen kann?“
00:32:14 Sie haben mir arrangiert, hab' mich in Verbindung gesetzt mit denen, gut, jetzt bin ich hier.
00:32:19 IV: Was für ein Gefühl ist'n das nach sechzig Jahren jetzt?
00:32:22 MR: Das, sehen Sie, ist das, ich bin so froh, dass ich hier bin, weil ich hatte oft, sehr oft, auch zu oft Alpträume, hab' von diesem Lager oft geträumt so wie von anderen Lagern.
00:32:37 Ich hoffe, dass jetzt mit dieser Ding, das weg ist.
00:32:44 {lachend} Ich glaub', jetzt ist weg.
00:32:46 IV: Und wie war so das erste Gefühl so des Wiedersehens, als Sie gekommen sind?
00:32:49 MR: Ja, das heißt, es ja nicht mehr so wie wenn ich nicht, mir das nicht erzählt worden, hätte ich nie gedacht, dass das, äh, Flossenbürg ist.
00:33:00 Jetzt langsam hab' ich gesehen, weil dahinten stand der Wachturm, das Scheißhäusle da unten da, also wo sie die Ding hingebracht haben, die, äh, Halbtoten wurden vor dem Block 23 durchgeführt am Abend mit so, so dicken Beinen.
00:33:19 Und dahinter ge.., gebracht aufs Scheißhäuslein und wie man auf den Brust, ah, die Nummer ge.., ge.., äh, gemacht, ja.
00:33:32 Und noch eine Sache, hier im Scheißhäuslein, he, war ein...

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00:00:00 IV: Sie haben gerade angefangen zu erzählen, dass abends immer Leute dahingeführt wurden.
00:00:03 MR: Jawohl.
00:00:04 IV: Wer war das und was passierte mit denen dann?
00:00:06 MR: Das waren kranke Leute, die so große Elefantenbeine haben.
00:00:11 Und Häftlinge haben, die zu zweit, zu dritt dahinter ah.., angeschleppt und da vor das Scheißhäuschen gelegt haben, da, we.., als sie schon bereits tot waren.
00:00:22 Und da wurden sie ausgezogen, auf dem Brustkasten wurde ges.., geschrieben die Nummer, a große Nummer geschrieben, mit, äh, weiß nicht mit was.
00:00:31 Mit einem Pinsel, Bleistift, irgendwas, so, und nachher sind die noch ins Krematorium gekommen, nicht.
00:00:38 In diesem Scheißhäuslein waren zwei so Ding, wo man hinsitzen konnte und sich ausscheißen konnte, nicht.
00:00:51 Aber war ein Platz bestimmt für die grünen Winkel und für die hautevolee, ja, war streng verboten, dass sich ja dort ein Häftling hinsetzen kann.
00:01:00 Ich hab' mich hingesetzt.
00:01:02 Kam ein Pole, ähm, Kapo, hat er gesehen: „Du, was machst du da?" "Bitte, ich scheiß mich aus."
00:01:11 Aber hab' gesagt: "Ich hau dich da runter in die Scheiße."
00:01:13 War alles voll Scheiße im Loch unten.
00:01:15 "Hau ab", der ist abgehauen, weil ich Deutsch sprach, verstehen Se.
00:01:19 Der Pole, wenn er, er konnte nicht wissen, weil ich, ich, dann auch meine Redensart ist nicht gleich eine sanfte Redensart.
00:01:29 Noch nicht einmal heute, aber damals war sie noch viel schlimmer, verstehen Sie.
00:01:33 Da hat er mich in Ruhe lassen (???).
00:01:35 Aber auf alle Fälle, niemand konnte dahin sitzen, nur ich konnte hinsi.., ich bin da hingegangen, ne.
00:01:42 Auch viele andere Sachen habe ich gemacht, wo normalerweise ein Häftling {betonend} nicht hätte machen können.
00:01:48 Ich hab’s trotzdem gemacht.
00:01:50 IV: Die Menschen, von denen Sie erzählt hatten, die dahin geführt wurden, wie sind die dinn, denn zu Tode gekommen?
00:01:55 MR: Ja, krankhaft, sind krank.
00:01:58 Auch in meinem Block waren zwei, zum ersten Mal, das ist eine Krankheit, der Kopf wurde immer größer, immer größer, immer größer mit Wasser drin.
00:02:09 Das gleiche geschah in den Beinen drin.
00:02:12 Wurden wie Mostrum, die, sahen die aus, nicht einmal, äh, äh, auf, Marsmenschen waren das, ja.
00:02:19 Und so dicke Beine, die konnten nicht mehr laufen.
00:02:22 Und stöhnten, mussten sehr Schmerzen gehabt haben, die sind von irgendda, ich weiß nicht, von wo die gekommen sind.
00:02:29 Auf alle Fäll.., Fälle sind da durchgeführt worden, vor dem Block, wo ich war, vor Block 23 und wurden da auf’s Scheißhäuslein gebracht.
00:02:38 Dort habe ich sie oft gesehen am Boden liegen, bitte, bin hingegangen und hab' dort geguckt.
00:02:43 Hab' gesehen da, die liegen, (???) die Schriften auf de.., auf der Brust.
00:02:49 Und nachher sind die verschwunden, die sind nachher runtergekommen ins Krematorium.
00:02:53 Dann verbrannt worden.
00:02:56 IV: Und gab es viele Hinrichtungen, hat man viel, wie war so...
00:02:59 MR: Ja, Hinrichtungen...
00:02:59 IV: Aber Sie haben doch sicher viel gesehen.
00:03:01 MR: Also, Erschießungen habe ich keine, keine erfahren.
00:03:04 Aufhängungen, ja, das habe ich gehört, aufgehängt, ja.
00:03:08 Aber, während ich da war, ist keiner aufgehängt worden, das heißt vor mein, die einzigen, wo effektiv gehängt wurden, waren die zwei und nach denen, so viel ich weiß, Canaris, äh, Admiral, wurde auch da gehängt.
00:03:27 Aber noch eine Sache, wo mir, kann nicht verstehen, wie das ist.
00:03:33 Ich hab' einen Mann angetroffen in Wien, ein Bulgar, wo hier lange in Flossenbürg gewesen ist.
00:03:44 Der hat mir gesagt, dass hier ein gewisser Thälmann erschossen wurde.
00:03:52 Thälmann wa.., ist aber offiziell unter einem Bombenangriff in Buchenwald umgekommen, der sagt aber, ist nicht wahr.
00:04:03 Der ist in Blo.., Flossenbürg erschossen worden, Thälmann ist, war der kommunistische erste, wie sagt man...?
00:04:13 IV: Sekretär.
00:04:13 MR: Sekretär in Deutschland, der ist dann verhaftet worden und sie sagen, de.., der ist in Buchenwald unterm, unterm Bombenangriff krepiert.
00:04:23 Aber der Bulgar hat gesagt, nein, ist nicht wahr, er war, er wusste viele Sachen, dieser Bulgar, hat mir erzählt: „Horch mal, Thälmann haben sie hier erschossen in, in, da...“
00:04:36 IV: Flossenbürg.
00:04:37 MR: Ja, dann weiter, auch der mit dem, wo ich gesagt habe, mein Freund Karfunkel, der Jude, der große Miliardärjude.
00:04:48 Meiner Ansicht nach ist der krepiert, in einem Camion vergast worden, aber in einem Camion, in einem Lastwagen, in, nicht, wie es da steht, angekommen im Lager und dann gestorben.
00:05:03 Der ist während der Fahrt, ist der gestorben.
00:05:06 Weil die das Gas vom Auto da, da reingepumpt haben.
00:05:08 IV: (???)
00:05:09 MR: Verstehen Se, das ist meine Ansicht, bitte, da habe ich, kann nicht beweisen das.
00:05:14 Aber meiner Ansicht nach ist das so.
00:05:18 IV: Äh, Sie sind ja dann später noch weggekommen, also nach Nordhausen und vorher, wie hieß das andere Lager, was dazu gehörte?
00:05:24 MR: Dora.
00:05:24 IV: Dora, äh, im Unterschied zu Flossenbürg, wie ist das, wenn man das vergleicht?
00:05:28 War das hier schlimmer, war’s da schlimmer, was war anders?
00:05:30 MR: {Betonend} Nein, schlimmer in, äh, Flossenbürg.
00:05:34 Dora, wissen Sie, Dora ist ein großes Lager, da waren auch Militär, die nicht gehorsam wur.., waren, haben, waren da drin, nicht politische Häftlinge, da waren, ich hab' da sogar holländ.., holländische Neger gesehen, in diesem Lager.
00:05:54 Und bitte, da, die Arbeit war streng im, äh, im Sch.., im Schollen da, war sehr streng im Schollen.
00:06:04 Und beim Ausgang am Morgen da war eine Blechmusik, die bamblambam, die s.., hab' auch bei der Reinka, die, die machten immer den, so ein Marsch.. Gladiatorenmarsch, weiß nicht, wie das heißt auf Deutsch.
00:06:21 Äh, immer die gleiche Musik besch.., wird gespielt, ja, und, und unter den kalten, die, die Messinginstrumente, die blendeten.
00:06:33 Aber war so kalt, wir waren, bitte, wir hatten nichts anzuziehen, wir waren krepiert von der, von der Kälte, wir haben uns zusammengemacht, wie, sagen wir, wie Tiere, ganz zusammen.
00:06:49 Äh, dass einer den anderen...
00:06:52 IV: Wärmt.
00:06:53 MR: Aber der außer war am Arsch, weil der niemand hatte, wo er sich wärmen kann.
00:06:57 {Lachend} Der, der, der Letzte, der wurde ab.., abgewechselt.
00:07:02 Und Dora, da war die Arbeit, die war sehr hart, weil wir mussten im Stollen arbeiten und zwar waren da auch Deutsche, so Ingenieure waren da drin.
00:07:15 Mina.., äh, die, wie sagt man, die in den, die Dynamit in die, äh, Wände machen.
00:07:25 Und dann...
00:07:25 IV: Sprengen.
00:07:26 MR: Sprengen, und dann die Steine, die mussten wir verladen auf Wagen, so Rollladen und dann raus wieder, aber ohne Handschuh, ohne nichts.
00:07:36 Ich hatte Hände, ich konnte eine Kohle nehmen und mir die Zigarette anzünden, machte mir wi.., wie Leder, wie, hatte ich Hände.
00:07:46 Und da bin ich sehr krank geworden.
00:07:49 Und bin aber durchgekommen wegen diesen zwei Polen.
00:07:53 Doktor, die gesagt haben, ich hätte, effektiv hatte ich 'ne Lungenentzündung.
00:07:57 Und als ich dort im Revier war, guckte ich manchmal die Decke an und hab' gesagt, wenn nur die Ami kommen und mir da alles runterhauen, nachher ist das gekommen.
00:08:08 IV: Ich möchte noch mal kurz zurück hier, äh, auf Flossenbürg, hm, Sie waren ja sozusagen politischer Gefangener.
00:08:15 MR: Ja, (???).
00:08:15 IV: Waren die politischen Gefangenen zusammen untergebracht?
00:08:18 MR: Ja.
00:08:18 IV: Wurden die a.., wurden die anders behandelt als die anderen, wie war das?
00:08:21 MR: Nein, nein, alle gleich, wir, wir war.., wir waren alle Politische, alles, hatte mit mir keine anderen als Politische, alle rote Winkel.
00:08:28 Da waren d.., nur die, die Blockälteste und die Kapos waren grüne Winkel.
00:08:35 Aber wir alle waren rote Winkel, klar, so wie der da, genauso.
00:08:40 IV: In Ihrem Block, aber es gab schon auch andere Gefangene in anderen Lagern?
00:08:43 MR: Ja, aber die meisten, die ich gesehen habe, das waren, ja, es hat einige Zigeuner hat’s gegeben, die schwarzen Winkel, das hat’s gegeben.
00:08:51 Aber it.., ich bin nicht sehr in Kontakt gekommen.
00:08:54 Hat ein Bibelforscher gegeben mit den violetten Winkeln, hat’s gegeben.
00:08:59 Da hat’s Homosexuelle auch gehabt mit rosa Winkel.
00:09:04 Und dann Juden mit gelben.
00:09:06 Das, mit al.., allen Möglichkeiten, aber, also ich hatte keine, äh, Beziehung mit anderen als mit meinen politischen Kompagnon, wo mit mir da rauf gekommen sind, und der andere von anderen Orten, wo gekommen sind.
00:09:24 Aber alles Politische waren das, alles rote Dreiecke, ja.
00:09:30 IV: Und vielleicht noch eine Fr.., also Sie haben hauptsächlich in diesem Wasserbau gearbeitet, dass Sie vielleicht noch ein bisschen die Arbeit beschreiben.
00:09:37 MR: Die Arbeit, die...
00:09:38 IV: Oder, oder auch, auch vielleicht noch mal ein bisschen die Bewachung, Sie haben gesagt, Ihre Freunde sind gef.., kon...
00:09:42 MR: Ja, sehen Se...
00:09:42 IV: Konnte man, wie war das?
00:09:43 MR: Äh, äh, passen Sie auf, des is so.
00:09:45 Anfangs, die Arbeitsgruppe, die war zusammen, als wir anfang.., angefangen haben den Hügel abzu.., äh, systematisch, wie abgeschnitten, nicht, dass die Quell.., Quelle, äh, und da kam das Wasser rauf und dann, das ging dann runter.
00:10:05 Aber die Gruppe, Arbeitsgruppe, wie weiter die runterging, desto, äh, lockerer wurde die Ding.
00:10:15 Weil einer arbeitet da, der andere dort, der andere dor.., und die Überwachung wurde schwieriger wegen de.., wir waren sehr, äh, verteilt auf lange Strecke und war nicht mehr möglich die ganze Ding unter den, äh, zu bewachen.
00:10:31 Und Hunde ha.., waren nur oben, die sind gar nicht runtergekommen, die SS mit den Hunden sind oben geblieben, wo wir den, die Suppe bekommen haben.
00:10:44 Aber unter, das war alles so verteilt in einer langen Reihe.
00:10:48 Und da sind die zwei geflüchtet, die zwei, und haben mich dort gelassen, zum guten Glück haben sie mich dort gelassen.
00:10:58 IV: Und die Arbeit im Wasserbau selber, also man hat ja gehört von den Leuten, die hier im Steinbruch waren, die wurden geprügelt, geschlagen...
00:11:04 MR: {laut} Ja, auch hier...
00:11:04 IV: Viele haben ihr Leben verloren.
00:11:05 MR: Aber, aber hier bitte, we.., mal ein bissel Prügel bekommen, aber das war nicht so schlimm, war nicht so schlimm.
00:11:13 Wie dem, so ein Gummischlauch, da war nicht ein Stock, ein Gummischlauch, habe ein paar auf den Schädel bekommen, bitte, das kann in den besten Familien passieren, dass man so was {lachend} ge.., bekommt, ja.
00:11:24 Und also die Arbeit ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Steinbruch, gar nicht zu vergleichen.
00:11:32 Denn ich hab' Häftlinge gesehen, von meiner Kompanie, die im Steinbruch gearbeitet hab.., ich hab' sie gesehen, wenn sie ankamen am Abend, die waren komplett {laut} out, kaputt waren die.
00:11:45 Und ich hab' gedacht: "Ihr haltet’s nicht mehr lange aus da, ihr seid am Krepieren."
00:11:50 Und so ist es gewesen, am Wasserbau gegenüber diese, bitte, war ein Paradies, Wasserbau.
00:11:57 Wir haben mit Pickel, Schaufel gearbeitet, aber die Bewachung war auch nicht so, äh, wie sagt man, so streng.
00:12:07 Arbeit, man konnte sich eine Papirossi rauchen und war nichts dabei.
00:12:15 Einzige, wie gefunden, wie gesagt, ich hab' dann diesen SS-Mann gefunden, der sagte, "ihr habt uns das Benzin gestohlen".
00:12:24 Aber ich schaute, dass ich nicht in die Nähe von dem kam, ging um ihn rum.
00:12:30 Weil er wusste die Italiener und nicht, bis ich dann, äh, im, verschlagen wurde, bes.., äh, und in einen Bunker be.., kam, da war für mich die Arbeit weg.
00:12:42 Das, mein Kommando für zwei Tage ist nicht mehr ausgerückt nach mein.., nach, nachdem der, nachdem Flucht, äh, von diesen zwei ist nicht mehr ausgerückt zwei Tage lang, war es drin geblieben, nicht mehr auf die Arbeit gegangen.
00:12:59 Und so ist (???) alles.
00:13:01 IV: Gut.
00:13:04 MR: Sind Sie zufrieden?
00:13:05 IV: Ich bin sehr zufrieden und bedank' mich bei Ihnen.
00:13:08 MR: Ja, nichts zu danken.
00:13:08 IV: Und vielleicht wünscht sich der Kameramann noch ein Bild, wie Sie vielleicht mal über diese Zellen gehen oder so was.
00:13:15 CM: (???)
00:13:15 IV: Oder von da kommen.
00:13:16 CM: (???)
00:13:17 IV: In die Richtung.
00:13:17 CM: (???) den Zellen doch, das haben wir... (???).
00:13:18 IV: Doch haben wir schon gefragt am Anfang, ja, haben wir schon.
00:13:23 In welche Richtung denn wünscht d.., sozusagen von da kommend auf dich zugehend oder, oder du läufst mal mit...
00:13:31 Oder so, ich würde sagen, das ist das.
00:14:03 CM: Können Sie ruhig mal stehen bleiben und sich so a Zelle anschauen.
00:14:07 MR: Ja, dort wo ich drin war...
00:14:08 CM: Net erzählen, ich bin gar nicht da, bloß a wenig Gedanken mache.
00:14:28 Ja, gehn's lieber aufn Wech, des ist einfacher.
00:14:31 Aber wenn Sie die Zellen noch a weng anschauen...
00:15:08 MR: So.
00:15:10 CM: Gut.