[DE: IV: Heute ist Freitag, der 19. Juli. Wir sind in Weiden in der Oberpfalz, im Hotel Admira.]

[DE: Ich bin Michael Aue von der Medienwerkstatt Franken.]

[DE: Und ich führe jetzt ein Interview mit Max Glauben, der am 14.5.1926 in Warschau geboren wurde,]

[DE: äh, mehrere Konzentrationslager überlebte, davon wird er uns heute erzählen,]

[DE: und der heute in Dallas lebt.]

[DE: MG: Das einzige ist - Sie haben den 26. aus den Angaben aus Flossenbürg]

[DE: aber ich bin erst 1928 geboren. ]

[DE: 14. Januar 1928. ]

[DE: Denn ich war wohl recht nützlich. ]

[DE: Ich war ein sehr guter Schreiner als Modelltischler]

[DE: für die Flugzeuge von Heinkel und Messerschmitt. ]

[DE: Das war Präzisionsarbeit, deswegen machte mich jemand älter. ]

[DE: IV: Aber in Ihrem Pass steht jetzt... ?]

[DE: MG: 1930. ]

[DE: IV: 1930? Also haben Sie sich jünger gemacht, als Sie in die US gekommen sind. ]

[DE: MG: Nunja. ]

[DE: IV: Nunja, darüber werden wir jetzt nicht reden. ]

[DE: MG: Nein ]

[DE: IV: Okay, kann ich Max zu Ihnen sagen? ]

[DE: MG: Natürlich, gerne. ]

[DE: IV: Ich komme gerade aus den Staaten und da spricht man sich gleich mit dem Vornamen an. ]

[DE: MG: Ja, ja, das ist die freundliche Art. ]

[DE: IV: Lassen Sie uns anfangen. Sie sind in Warschau auf die Welt gekommen. ]

[DE: MG: Warsaw, ]

[DE: IV: Vielleicht können Sie uns ein wenig etwas über Ihre Familie erzählen, wie Sie aufgewachsen sind und von den ersten Jahren, an die Sie sich erinnern können? ]

[DE: MG: Nun, ich bin in Warsaw, Polen geboren. ]

[DE: Wir lebten in einer hauptsächlich jüdischen Nachbarschaft. ]

[DE: Eigentlich lebten wir in einer sehr berühmten Straße. ]

[DE: Ich lebte in Miła 38, im Apartment 43. ]

[DE: Es gab zwei Straßen, die Miła hießen, eine enge, in der Miła 18 lag. ]

[DE: Und eine etwas neuere Miła, die breiter war. ]

[DE: Wir lebten im vierten Stock und es gab dort fast 500 Apartments. ]

[DE: Mein Vater arbeitete bei einer jüdischen Zeitung, dem "Jüdischen Tagblatt". ]

[DE: Und das war auf der Leszno 40.]

[DE: Als Jugendlicher bin ich oft dorthin gegangen und hab mit den Linotype Maschinen gespielt]

[DE: wo man seinen Namen ausdruckt. ]

[DE: Und man zieht an einem Hebel und einige Buchstaben kommen hoch. ]

[DE: Und ein Eimer voller Blei erscheint und schüttet das Blei aus, um eine Spalte eines Drucks einer jüdischen Zeitung zu machen. ]

[DE: Und mein Vater war natürlich da. Meine Mutter war Hausfrau. ]

[DE: Dann hatte ich noch einen kleinen Bruder, der ein paar Jahre jünger war als ich. Das war der moderne Familientyp. ]

[DE: Die Zeitung war keine wirklich religiöse Zeitung. ]

[DE: Aber sie stellte einen neuen Lebensstil dar, denn Menschen fingen an nach Israel zu immigrieren, wo Zionismus erst anfing. ]

[DE: Also gab es einen Zweig der Religion, der (???)]

[DE: Das bedeutet, die Bärte und langen Schläfenlocken kamen weg. ]

[DE: Viele Dinge, die sie als Kleidung zur Erkennung trugen, nach den fünf Büchern Mose.]

[DE: Alles war friedlich, wir führten ein normales Leben. ]

[DE: Ich ging zur Schule und wurde auf eine mögliche Immigration nach Palästina vorbereitet, denn damals gab es Israel noch nicht. ]

[DE: Also wenn man zur Schule ging, die Schule hieß Atid {hebräisch: "Zukunft"} und das wird in einigen Synagogen in den USA heute fortgeführt.]

[DE: In meinem Fall war alles auf Hebräisch. ]

[DE: Also sonst redete man Polnisch in der Klasse, ]

[DE: aber Geographie, Arithmetik, alles wurde auf Hebräisch unterrichtet, ]

[DE: um dich auf das neue Hebräisch vorzubereiten, wie es in Israel gesprochen wird. ]

[DE: Alles war gut und wir waren eine Familie im mittleren Alter. ]

[DE: Wir hatten jemanden, der auf meinen Bruder und mich aufpasste, wenn meine Mutter beim Einkaufen war. ]

[DE: Dann am 1. September 1939 überfiel Deutschland ohne Vorwarnung Polen. ]

[DE: Innerhalb eines Monats und weniger Tage, ]

[DE: wussten wir, dass die Deutschen 85% der Infrastruktur in Polen zerstört hatten und Warschau traf es am schlimmsten, ]

[DE: da dort die Bevölkerung zu 30% jüdisch war. ]

[DE: Und das wussten die Deutschen. Wir lebten in einer deutschen Nachbarschaft. ]

[DE: Alles war ziemlich ausgebombt.]

[DE: Und ah...]

[DE: Man kann es sich nicht vorstellen, wenn das eigene Haus oder das Apartment zerstört wird. ]

[DE: Also obwohl wir nicht die eigentlichen Opfer waren ]

[DE: wurde uns all unser Hab und Gut, das man zum Leben braucht, weggenommen. ]

[DE: Später wurde das Ghetto aufgebaut]

[DE: und wir tranken Wasser, das von den Dächern herunterronn. ]

[DE: Wir liebten Schnee, weil er überall lag und man ihn aufsammeln konnte ]

[DE: Und in die Badewanne oder ins Waschbecken tun konnte und schon hatte man klares Wasser. ]

[DE: Elektrizität - nein. Wir benutzten Kerzen. ]

[DE: Dann machen wir Karbidlampen. ]

[DE: Ich weiß nicht, ob Sie Karbidlampen kennen, da ist Karbid auf dem Boden ]

[DE: und wenn das Wasser heruntertropft, geht die Flamme an. ]

[DE: Wir stellten solche im Ghetto her. ]

[DE: Auf jeden Fall, das Leben wurde sehr miserabel, denn erst zwangen uns die Deutschen uns zu melden. ]

[DE: Und wenn man sich gemeldet hatte und unter einem bestimmten Alter war, wollten sie einen nicht. ]

[DE: Die Kinder konnten dann nicht zur Schule gehen. Sie waren die ersten Opfer. ]

[DE: Und das gleiche war es mit den Älteren und den Behinderten, sie waren auch die ersten Opfer. ]

[DE: Das waren die Wurzeln des Judaismus. ]

[DE: Sie ehrten die jüdischen Gesetze, die - ich weiß nicht, ob Sie wissen, wie viele Gesetze wir haben, es sind 613 Gesetze, gut und böse in den fünf Büchern Mose. ]

[DE: Also, psychologisch gesehen drangsalierten sie sie, und sie waren die ersten Opfer mit den Kindern. ]

[DE: Denn wenn jemand deine Familie verletzt, wird jedes Familienmitglied gedemütigt und verletzt. ]

[DE: Also das taten sie mit dem Judentum, sodass sich alle Juden gedemütigt fühlten. ]

[DE: Sie wurden auf der Straße misshandelt. ]

[DE: Und das ist vielleicht relativ unbekannt, aber wenn ein deutscher Soldat in ein jüdisches Gebiet ging ]

[DE: und auf dem Bürgersteig ging und sagen wir, ich kam ihm entgegen, ]

[DE: und ich hätte einen Hut, dann müsste ich ihn abnehmen. ]

[DE: Und wenn ich ihm nahe kam, musste ich vom Bürgersteig heruntergehen, ]

[DE: um ihn - {stößt seinen Gehstock um} ]

[DE: Um ihn vorbei gehen zu lassen. ]

[DE: Und Plünderungen waren alltäglich, denn die Soldaten nahmen einem alles weg, was du hast,]

[DE: denn die Gesetze, die die Deutschen im Dritten Reich unter Hitler 1933 und 1935 erlassen haben, ]

[DE: nahmen den Juden jedes Recht. ]

[DE: Wir konnten keinen Besitz haben, wir konnten nicht auf die Hochschule gehen.]

[DE: Wir konnten keine Geschäftsführer Positionen in Deutschland mehr innehaben und das Gleiche..]

[DE: Die Geschäfte wurden manchmal blockiert, sodass niemand hinein konnte. ]

[DE: Und manchmal wurden Menschen enteignet, ihnen ihre Geschäfte weggenommen und an jemand anderen verkauft. ]

[DE: Dann mit dem Geld, das beschlagnahmt oder geraubt wurde (???) und sie konnten mitten in der Nacht in deine Wohnung kommen.]

[DE: Und die Menschen für unmoralische Zwecke mitnehmen.]

[DE: Die Ziegelsteine, mit denen die Juden die Mauer um ihr eigenes Ghetto bauen mussten, ]

[DE: wurde mit dem von den Juden konfiszierten Geld gekauft. ]

[DE: Dann mussten die Menschen in diesem Gebiet das Ghetto bauen,]

[DE: das ungefähr 24 Eingänge hatte, die entweder von deutschen Soldaten oder polnischen Polizisten bewacht wurden.]

[DE: Und während der Bauphase von 1939 und 1940, ]

[DE: gab es eine Typhus-Epidemie im Bereich, wo das Ghetto stehen sollte. ]

[DE: Es war ein Gebiet von einer Quadratmeile, von den Deutschen direkt neben einem jüdischen Friedhof und auch dem Rangierbahnhof geplant, ]

[DE: das als ein "Umschlagplatz" bestimmt war, auf dem die Leute gesammelt und in Güterwagen verfrachtet werden sollten. ]

[DE: Als die Epidemie ausbrach, erkrankten mein Bruder - möge er in Frieden ruhen - und ich. ]

[DE: Die Deutschen durften nicht in das Gebiet, ]

[DE: also erschufen sie das "Judenreich" {meint: "Judenrat"}, das wie ein Stadtrat eines Rabbis, Czarnecki {meint: Czerniaków}, der den Vorsitz hatte.]

[DE: Er musste 2000 jüdische Kapos, Polizisten bestimmen, ]

[DE: die die Arbeiten im Ghetto erledigen mussten, unter dem Kommando der Deutschen]

[DE: denn sie wollten sich nicht im Ghetto anstecken. ]

[DE: Und einige von den Kapos waren schlimmer als die SS, weil sie um ihre eigene Sicherheit fürchteten. ]

[DE: Oder vielleicht auch weil sie mit Essen oder anderen Dingen entschädigt wurden oder weil sie erpresst wurden, dass sie ihre Familien töten würden, wenn sie nicht ihre Pflicht taten. ]

[DE: Ich weiß es nicht. Es gab dort keine Geschäfte, in denen man etwas kaufen konnte.. ]

[DE: Es gab Märkte, es gab Tauschhandel mit Diamanten, etwas Wertvolles konnte gegen ein Stück Brot getauscht werden. ]

[DE: Die Tagesration, die ein Jude im Warschauer Ghetto bekam, umfasste 184 Kalorien, wenn er als menschliches Wesen angesehen wurde, denn Kinder und Senioren konnten nicht arbeiten und mussten sich verstecken. ]

[DE: Manchmal musste sich eine achtköpfige Familie - zwei Großelternpaare, eine Mutter, ein Vater und zwei Kinder - von den zwei Essensrationen ernähren, ]

[DE: die die Mutter und der Vater von der Fabrik mitnehmen konnten]

[DE: oder von einem anderen Job, wo sie einen kleinen Zettel bekamen, um damit zum Proviantmeister zu gehen und Essen zu bekommen. ]

[DE: Wenn es denn ausgeteilt wurde. ]

[DE: Denn innerhalb dieser Quadratmeile lebten 500.000 Menschen, ]

[DE: eine halbe Million. ]

[DE: In jedem Raum im Ghetto lebten sechs, sieben Menschen. In einem Raum! ]

[DE: Es gab keine Apartments, die groß genug waren, um eine ganze Familie zu beherbergen. ]

[DE: Denn es waren nur acht Menschen, also gab es immer (???) oder Kinder, ]

[DE: die zurückblieben und sich vor denen versteckten, die sie in die Güterwagons an zwei Plätze verfrachteten: ]

[DE: Das waren Treblinka und Majdanek. ]

[DE: Wir lebetn so bis 1942. ]

[DE: 1942 wurde in den ersten Monaten erklärt - ]

[DE: und ich kann Ihnen nicht alle Details geben, ich gehe es einfach chronologisch durch - ]

[DE: die "Endlösung" wurde beschlossen, sie stützte sich auf das, was Hitler im Gefängnis geschrieben hatte, ]

[DE: nachdem er versucht hatte, die neue demokratische deutsche Regierung nach der Kaiserzeit zu stürzen. ]

[DE: Er sagte nicht, dass er uns alle töten würde, er sagte: "Ich werde euch alle zerstören." ]

[DE: Das war der Grund für die Kristallnacht, für die Bücherverbrennung und das, was er uns antat. ]

[DE: Sie nahmen all unser Eigentum weg, brannten unsere Wohnhäuser nieder, ]

[DE: und brannten unsere Geschäfte und Synagogen nieder, ]

[DE: um uns komplett zu zerstören. ]

[DE: Nun, der Befehl wurde veröffentlicht und manchmal weiß man nicht, was passiert, ]

[DE: aber es gibt auch einen Teil der Geschichte, den wir manchmal enthüllen. ]

[DE: Denn als Deutschland 1939 Polen ohne Vorwarnung angriff, ]

[DE: was tat Russland da? ]

[DE: Deutschland nahm sich den öst-, den westlichen Teil Polens. ]

[DE: Russland nahm sich - ]

[DE: Deutschland nahm den westlichen Teil, ich habe Ost und West verwechselt - ]

[DE: und Russland nahm sich die Ukraine und den östlichen Teil Deutschlands. ]

[DE: Die zwei Armeen trafen sich, unterzeichneten einen Nichtangriffspakt. ]

[DE: Deutschland brach den Nichtangriffspakt, marschierte in Russland ein und verlor bei Stalingrad eine gesamte Panzerdivision. ]

[DE: Italien wurde vor 1942 überfallen, vor Frankreich, da gab es eine Invasion in Italien. ]

[DE: Und mit Mussolini und Italien fingen sie auch dort zu kämpfen an.]

[DE: Vielleicht dachte die Führung, dass der Zerfallsprozess der deutschen Regierung begonnen hatte. ]

[DE: Da gab es auch einen Mordversuch auf Hitlers Leben, das zeigte interne Probleme. ]

[DE: Also darum erklärten sie, dass mehr als 5000 bis 6000 Menschen täglich von Warschau nach Treblinka und Majdanek gebracht werden sollten, das ist alles, was ich Ihnen erzählen kann. ]

[DE: Treblinka lief mit - das hab ich von meinen alljährlichen Besuchen dort gesehen. ]

[DE: Sie vergasten die Menschen mit auseinander gebauten russischen Panzermotoren, die mit Rohren versehen wurden. ]

[DE: Also vergasten sie die Juden mit russischen Motoren, was nicht so effizient war. ]

[DE: In Auschwitz-Birkenau betrug die Kapazität vielleicht 300 Menschen in der Stunde. ]

[DE: Die Öfen brannten nicht schnell genug, man konnte die Leichen nicht schnell genug entsorgen. ]

[DE: Also steckten sie die Menschen in die Barracken, wie Vieh in einen mit Stacheldrahtzaun versehenen Stall. ]

[DE: Über transportable Gebäude wurden wir vom Warschauer Ghetto nach Majdanek gebracht. ]

[DE: IV: Entschuldigen Sie, Max, kann ich Sie um etwas bitten? ]

[DE: Sie kennen sich in der Geschichte sehr gut aus, aber für unsere Zwecke wäre es gut, wenn Sie sich auf Ihre persönlichen Erfahrungen beziehen würden. ]

[DE: MG: Okay! ]

[DE: IV: Ich denke, das ist der interessante Teil, denn Sie waren ja ein Zeuge. ]

[DE: Also vielleicht könnten Sie uns erzählen, was Ihnen passiert ist. ]

[DE: Was Sie aus Ihrer Kindheit im Ghetto erinnern und welchen Weg Sie und Ihre Familie gegangen sind. ]

[DE: MG: Ich erzählte Ihnen ja, dass wir im Ghetto und der Miła Straße lebten. ]

[DE: Und ich durchlebte die Zeit des Ghettos. Aber warum ich dort lebte - ]

[DE: all diese Dinge geschahen und manche Leute flüchteten, um ins Ghetto zurück zu kehren. ]

[DE: Währenddessen wurde ich mit den älteren Menschen zu Schmugglern. ]

[DE: Während der ganzen Zeit dort versuchen wir zusätzliches Essen ins Ghetto zu bringen. ]

[DE: Mein Vater war mit einem Holz - ah, mir fällt das Wort nicht ein ]

[DE: Dort, auf der Miła 38, gab es einen Kohlen- und Holzversorger. ]

[DE: Sie hatten ein Pferd und einen Wagen, also schmuggelten sie mit dem Wagen Dinge hinein. ]

[DE: Und ich war daran beteiligt und schmuggelte Essen im Wagen. ]

[DE: Der Wagen fuhr hinaus mit Waren beladen, die die Juden im Warschauer Ghetto für Deutschland hergestellt hatten. ]

[DE: Wir brachten Dinge hinein, die in Behälter umgetauscht wurden, die denen ähnelten, die die Deutschen hineinbrachten. ]

[DE: Wir taten getrocknetes Essen rein, das im Ghetto gegessen werden konnte. ]

[DE: Das tat ich damals. ]

[DE: Mein Vater half dabei, indem er manchmal als Kutscher, manchmal nur als Beisitzer eine Liste der Dinge führte, die wir einschmuggelten. ]

[DE: Als die Menschen entkamen und zurück ins Ghetto flüchteten, erzählten sie denen im Untergrund und den Schmugglern und allen, was tatsächlich geschah. ]

[DE: Also begannen wir, Waffen ins Ghetto zu schmuggeln und dabei half ich auch. ]

[DE: Mit meiner Familie. ]

[DE: Wir lebten alle zusammen. ]

[DE: Eine meiner Tanten, die damals mit mir lebten, ist heute tatsächlich 93 Jahre alt und lebt in Philadelphia. ]

[DE: Sie lebte mit uns zusammen und 42 Jahre später fand sie mich in Dallas. ]

[DE: Weil sie zu einer Munitionsfabrik gebracht wurde.]

[DE: Auf jeden Fall, wir lebten also im Ghetto bis zum Aufstand am 19. April. ]

[DE: Als der Aufstand anfing, gingen wir alle in getarnte Kellergeschosse. ]

[DE: Meine Familie und ich und meine Tanten und jeder. ]

[DE: Und in diesen getarnten Kellergeschossen hatten wir einige Vorräte, wie Zuckerwürfel, die wir kauen konnten. ]

[DE: Und dann machten wir die Nacht zum Tag. ]

[DE: Wir schliefen am Tag und gingen am Abend aus und aus dem Müll, den wir aus den Ruinen sammelten, machten wir Feuer. ]

[DE: Und kochten - Polen ist bekannt für seine Kartoffeln, also kochten wir Kartoffeln und etwas Reis und Bohnen, die wir ins Ghetto geschmuggelt hatten. ]

[DE: So lebten wir also bis die Deutschen versuchten, die Tore des Ghettos zu durchbrechen. ]

[DE: Anfangs gab es zwischen 20 und 30 Tore, zu der Zeit des Aufstands gab es nur noch 15 Tore. ]

[DE: Aber sie konnten sie nicht durchbrechen, also bekamen sie letzten Endes einen Befehl, um den 26. Mai, ]

[DE: sie kamen mit Flammenwerfen, Napalmflammenwerfern und verbrannten]

[DE: so viele Plätze, wo sich jemand versteckte, wurden zu Grabstätten. ]

[DE: Und versteckten uns und versteckten uns und versteckten uns.]

[DE: Bis sie uns letztendlich entdeckten, mithilfe von Abhörgeräten. ]

[DE: Sie warfen eine Handgranate, entweder um sie zu töten oder um einen Eingang zu schaffen. ]

[DE: Wir wurden rausgeholt, erhoben die Hände, sie zogen uns aus und durchsuchten auch unsere Körperfalten. ]

[DE: Mutter, Vater, Tanten, Onkel, Großeltern, jeder wurde gedemütigt. ]

[DE: Wir durften unsere Kleidung wieder anziehen und sie schickten uns zum "Umschlagplatz". ]

[DE: Wir marschierten dorthin und sie steckten uns in Güterwagons. ]

[DE: Nach einer kurzen Fahrt blieb der Wagon auf einem Nebengleis stehen. ]

[DE: Und dort blieben wir fünf Tage stehen, ohne Essen, ohne Wasser. ]

[DE: Mehr als 100 Menschen in diesem Wagon, und es war nicht gerade leise. ]

[DE: Keine Möglichkeit für menschliche Ausscheidungen. ]

[DE: Aber ich sah aus einem kleinen Fenster und da war ein Baum mit zwitschernden Vögeln und der Himmel war blau wie immer. ]

[DE: Und ich bin hier drin, ohne Essen, wegen nichts. Ich habe nichts getan. ]

[DE: Es ist wie wenn man beschuldigt wird etwas getan zu haben, aber man hat es nicht getan. ]

[DE: Und es war so laut und unglaublich, man kann es nicht glauben, dass Menschen einander so etwas antun können. ]

[DE: Das Dach war irgendwann wie der Deckel eines kochenden Wassertopfes, mit kleinen Wassertröpfchen. ]

[DE: Und manche versuchten, ihre Lippen zu befeuchten, es ist schwer an Durst zu sterben. ]

[DE: Nach fünf Tagen hielt der Zug schließlich an und ich selbst sah den Schriftzug "Lublin". ]

[DE: Also die ganze Zeit, in der ich in Majdanek war, ]

[DE: Denn es gab dort kein Schild "Majdanek". ]

[DE: Wir wurden entladen. ]

[DE: Dann warteten wir - sie entluden uns in der Nacht, vielleicht zwei Kilometer vom Haupteingang zu Majdanek entfernt. ]

[DE: Und sie entluden uns, stellten fünf von uns nebeneinander, Frauen, Kinder, jeder, und wir warteten. ]

[DE: Wir wussten nicht, warum wir warten mussten. ]

[DE: Sie erstellten eine Warteschlange, wie viele Menschen nach hier und wie viele nach dort. ]

[DE: Und als wir losgingen, sagten sie "Frauen und Kinder!" ]

[DE: Also ging ich vorwärts, aber mein Vater hielt mich fest. ]

[DE: Ich stand vor meinem Vater, er griff nach meiner Hand und sagte: "Bleib bei mir." ]

[DE: Sie hatten nichts dagegen und suchten 150 Menschen aus, die bei einer Produktionsstätte gearbeitet hatten, der Flugzeugproduktion in Warschau. ]

[DE: Und sie schickten ihn und mich nach Budzyń, das ist im Internet dokumentiert. ]

[DE: Ich hab es gerade nachgesehen. ]

[DE: Budzyń war das schlimmste Lager, in dem ich war. ]

[DE: Wir kamen dorthin und ich werde Ihnen nichts über die Indoktrinierung erzählen.]

[DE: Aber alles, was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ist persönlich. ]

[DE: Im Warschauer Ghetto lebten wir als Familie, also mussten wir uns an manche Regeln halten, ]

[DE: die für die anderen gemacht wurden, deswegen hab ich Ihnen die Geschichte (???)]

[DE: Auf jeden Fall, da war, da gab es...]

[DE: Als wir hereinkamen, kamen wir zuerst in einen Raum, in dem wir uns in einer Ecke ausziehen mussten. ]

[DE: Sie hatten Freiwillige oder Herrenfrisöre, die einem die Haare unter dem Arm und so rasierten. ]

[DE: Und dann rasierten sie die Haare auf dem Kopf kurz und in der Mitte ganz weg.]

[DE: Dann kamen wir in die Duschen und bekamen ein wenig Seife mit Lauge oder, braune alte Seife. ]

[DE: Und dann hatte man vielleicht 1,5 oder 2 Minuten Wasser, zu fünft oder sechst oder siebt unter einer Dusche. ]

[DE: Dann bekamen wir noch ein wenig Wasser und wenn man sich da nicht die Seife abgewaschen hat, holten sie den Feuerwehrschlauch. ]

[DE: Der Druck tötete manche und sie lagen alle aufeinander, es war ein Berg an Menschen. ]

[DE: Das erlebte ich also. ]

[DE: Danach kamen wir in einen Raum und sie sprühten einen am ganzen Körper mit DDT ein, was jetzt verboten ist. ]

[DE: Aber man konnte sich nie mit einem Handtuch abwischen und das Zeug klebte an einem und verursachte später Entzündungen. ]

[DE: Und dann kam man in einen anderen Raum und sie gaben einem ein Hemd oder eine Hose, wenn es Mai war. ]

[DE: Im Winter gab es vielleicht eine Jacke. ]

[DE: Und ein Paar Clogs, denn deine guten Schuhe hast du hergeben müssen. ]

[DE: Wenn wir baden sollten, was vielleicht alle drei, vier Wochen der Fall war, ich weiß nicht mehr genau, verlief die Prozedur so, ]

[DE: dass wir unsere Kleidung in den Baracken ablegten und nackt zu den Duschbaracken gingen. ]

[DE: Als wir ins ins Bad gehen sollten -- {wirft sein Wasserglas um} Ist okay, man sollte sich nicht bewegen... ]

[DE: Ja, ich spreche mit meinen Händen, ich bin sehr emotional. ]

[DE: Naja, da waren zwei Steinplatten mit vielen Löchern auf beiden Seiten.]

[DE: Und wenn man sich die Hände waschen sollte, war das wie bei den Kühen, die aus diesem Ding fressen, mit den Wasserhähnen und den Rohren, und so wuschen wir uns. ]

[DE: Und am Ende jeder Reihe war eine Toilette, da war auch ein Platz zum Saubermachen. ]

[DE: Und wenn man sich nicht ordentlich benahm, musste man dort sauber machen. ]

[DE: Das tat ich also. ]

[DE: Als wir morgens sehr früh aufstanden, ungefähr um fünf Uhr, hieß der verantwortliche Mann Feix. Er ritt auf einem weißen Pferd heraus, ]

[DE: ritt hinter uns, wir standen auf dem Appellplatz zu fünft nebeneinander, wie beim Militär. ]

[DE: Er ritt hinter uns mit einer Peitsche, und griff sich auf einem weißen Pferd ]

[DE: so viele Menschen heraus, wie er wollte, manchmal fünf, zehn, fünfzehn, manchmal zwei oder drei. ]

[DE: Er tötete sie vor den Augen von allen anderen, auf unmenschlichste Weise. ]

[DE: Und manchmal rief er "Euch zu töten, zu erschießen und zu erhängen ist noch zu gut für euch!" ]

[DE: Dann marschierten wir in Abteilungen zur Flugzeugfabrik in Budzyń. ]

[DE: Ich arbeitete an der zweimotorigen Heinkel als Modelltischler. ]

[DE: Ich kann mit meinen Händen sehr gut umgehen, deswegen das höhere Alter, so dass sie mich nicht töten würden. ]

[DE: Der Leiter der Schreinerwerkstatt war das. ]

[DE: Naja, wir marschierten also und wir mussten singen und im Gleichschritt marschieren wie die Soldaten. ]

[DE: Drei Wochen lang marschierten wir an einem Freitag los, ]

[DE: drei Wochen gingen wir am Morgen los und kamen abends wieder. ]

[DE: Die Wachmänner sagten, dass drei Menschen fehlten. ]

[DE: Also nahmen sie 30 Geiseln, mein Vater wurde als Geisel genommen, bevor sie morgens die Menschen zählten. ]

[DE: Also als ich morgens aufstand, fehlte die Hälfte der Leute, nur ihre Schuhe waren da. ]

[DE: Die Schuhe meines Vaters waren auch da. Sie töteten meinen Vater, ohne dass ich weiß, wie sie ihn töteten. ]

[DE: Also von da an war ich auf mich allein gestellt und ich leistete wirklich gute Arbeit, damit sie mich am Leben ließen. ]

[DE: Ich wurde nach Mielec versetzt, ich weiß nicht, warum. ]

[DE: Ich arbeitete erneut für Heinkel und dort wurde ich mit "KL" tätowiert, das steht für "Konzentrationslager". ]

[DE: Und dort blieb ich für eine Weile, bis ich mit dem Zug nach Auschwitz-Birkenau geschickt wurde. ]

[DE: Die Wagons sind voll mit Menschen, es kommen immer mehr Wagons dazu. ]

[DE: Wir hatten dort keinen Platz, also kam ich in die Salzmine von Wieliczka, 15 Kilometer auf der anderen Seite von Krakau. ]

[DE: Ich blieb dort für eine Weile. ]

[DE: Letztendlich bin ich wieder im Zug und sie sagen uns "Ihr geht nach Deutschland, als der erste Judentransport." ]

[DE: Ich weiß nicht, ob das stimmt. ]

[DE: Es waren nur Gerüchte unter den Leuten, denn die Wachmänner sagten uns nie etwas. ]

[DE: Und viele von denen waren Ukrainer, die unter der SS arbeiteten. ]

[DE: Also kam ich nach Flossenbürg. ]

[DE: Und erst vor kurzem erhielt ich meine Originaldokumente, also Kopien meiner Dokumente. Ich sah dort meinen Namen. ]

[DE: Also hab ich fünf Dokumente erhalten, Arbeitsnachweise, Kleidungsnachweise, ]

[DE: meine Nummer stand auf einer Seite mit etwa 30 Namen, von denen nur noch 6 lebten. Alle anderen, der Tag und wo sie starben, stand auf der rechten Seite. ]

[DE: Und dort blieb ich, ich arbeitete erneut als Modellbauer bei Messerschmitt, das erforderte viel Präzision. ]

[DE: Auf meinem Arbeitsnachweis steht nur meine Nummer, nicht mein Name. ]

[DE: Auf den anderen steht in der schönsten Handschrift "Glauben, Mendel". ]

[DE: Ich blieb dort bis zum 16. April. ]

[DE: Und in der Nacht kamen sie herein und riefen: "Nur Juden! Hervortreten!" ]

[DE: Wir kommen in einen Zug, fahren eine Weile. ]

[DE: Vielleicht 2400 von uns in einem Zug, dann kommen die amerikanischen Bomberflugzeuge. ]

[DE: Es gibt zwei Lokomotiven, eine vorne, eine hinten. ]

[DE: Sie schießen sie parallel ab, töten über 400 von uns, einige Wächter. ]

[DE: Wir hatten keinen Ausweg. ]

[DE: Sie holen einen anderen Zug, dann kommen die Briten und zerstören die Lokomotive und beginnen zu schießen. ]

[DE: Die Deutschen sehen, dass jede fünfte Kugel eine Leuchtspurmunition enthält. Sie springen aus dem Zug, ich springe ebenfalls ab. ]

[DE: Die Piloten fliegen weg, als sie unsere gestreifte Häftlingskleidung sehen. ]

[DE: Dann mussten wir auf den Todesmarsch gehen. ]

[DE: Ab Flossenbürg bis zum 23. April gingen wir und landeten irgendwo um Stromfield oder Schwarzenfeld. ]

[DE: Ich habe nie geschaut, welche Plätze das waren. Was ich Ihnen erzähle, weiß ich aus dem Nachhinein. ]

[DE: Aber ich weiß, dass ich schließlich in Regensburg landete. ]

[DE: Und dann ließen sie uns auf einem kleinen Hügel und sagten uns "Ihr seid von Maschinengewehren umgeben." ]

[DE: Und von unserer gesamten Gruppe waren vielleicht 500 übrig, auf diesem kleinen Hügel. ]

[DE: Also acht von uns Kindern beschlossen, dass wir durch die Maschinengewehre laufen und zurück in die nächste Stadt laufen sollten, da wir das Dröhnen von gewissen Motoren hörten. ]

[DE: Als wir losliefen, waren die Maschinengewehre unbesetzt und amerikanische Panzer im Anmarsch. ]

[DE: Sofort bekamen wir C-Ration, K-Ration, Essen.]

[DE: Einige Tage später versuchten wir ein DP-Lager ausfindig zu machen, ]

[DE: denn viele der Menschen, die dort lebten, hatten Angst uns in ihre Häuser zu lassen. ]

[DE: Niemand dachte daran, dass die Leute uns Essen herausbrachten, aber nein, wir mussten draußen schlafen! ]

[DE: Also bauten die Alliierten DP-Lager auf. ]

[DE: Ich suchte nach einem von diesen Camps und ging auf einem Feldweg nach Schwabach und Nürnberg. ]

[DE: Hinter uns kam der 179. Signalkorps der US Armee. Sie hoben acht von uns auf die Trucks, mich auf einen Jeep.]

[DE: Und sagten: "Du bist nicht stark genug, um in ein DP-Lager zu gehen, du kommst mit uns als Helfer." ]

[DE: Also streiften wir umher, bis ich nach Nürnberg kam. ]

[DE: Sie wurden der Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG zugeteilt, das war eine Stadt in der Stadt. ]

[DE: Es hatte alles, was die Firma brauchte. ]

[DE: Ihnen wurden polnische Wachmänner zugeteilt, ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele deutsche Kriegsgefangene. ]

[DE: Von 1945 bis 1947 war ich ihr Feldkoch. ]

[DE: Ich lebte in Nürnberg. ]

[DE: 1947 wurde ich von einem US Komitee aufgenommen, nachdem ich von den Deutschen ein Empfehlungsschreiben bekommen habe. ]

[DE: Sie identifizierten uns, beschafften alle nötigen Papiere, um uns in die USA zu bringen. ]

[DE: Man musste unter 18 Jahren alt sein und man musste seine gesamte Familie verloren haben. ]

[DE: Ich war geeignet und so brachten sie mich in die USA und brachten mich in einem Waisenhaus in der Bronx in der Cauldwell Avenue unter. ]

[DE: Ich kam viel herum und wurde ein wenig depressiv. ]

[DE: Also kam ich am 31. Dezember 1947 nach Atlanta. ]

[DE: Ich wurde in ein Flugzeug der Eastern Airlines gesetzt und flog nach Atlanta, Georgia, wo ich für die nächsten eineinhalb Jahre lebte. ]

[DE: Als ich 18 wurde, schrieb ich mich bei der United States Army ein. ]

[DE: Ich wurde zum Koreakrieg eingezogen, also bin ich ein Koreaveteran. ]

[DE: Ich war in Fort Hood stationiert, wo ich Feldkoch wurde. ]

[DE: Ich war die Zweitbesetzung und die First Armour Division der US-Armee wurde wieder eingesetzt.]

[DE: Also ging ich zur Gastroschule und ich war die Zweitbesetzung, also beförderten sie mich und teilen mich der Einheit zu, die wieder aktiviert werden sollte.]

[DE: Was bedeutete, dass sie die volle Besatzung brauchten, also machten sie mich zum Feldkoch, aber ich ging nie nach Korea. ]

[DE: Ich blieb in den Staaten, in Fort Hood und kam an den Wochenende in die Stadt, ]

[DE: wo ich meine Frau traf, sie ist eine einheimische Texanerin, in Dallas geboren. ]

[DE: Ich habe drei Kinder, zwei Jungen, ein Mädchen und sieben Enkel im Moment. ]

[DE: Vom Alter her 14 bis 28. ]

[DE: Die 28jährige ist eine Verbindungsperson zwischen Dallas und Galiläa in Israel, dem Jüdischen Verband von Dallas und Galiläa.]

[DE: Ihr Bruder ist Autohändler in Dallas, mein jüngster Sohn lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Houston, eine ist Cheerleader in Michigan. ]

[DE: Der andere geht aufs Rhodes College, er spielt dort Baseball. ]

[DE: Er kam in die Unimannschaft, was bedeutet, dass er sehr gut ist. ]

[DE: Und dann habe ich noch einen Enkel, der auf der Texas A&M Universität anfängt und einen, der dort gerade seinen Abschluss macht und andere gehen auf die Highschool und so weiter. ]

[DE: IV: Sie scheinen ein glücklicher Mann und ein stolzer Großvater und Vater zu sein. ]

[DE: MG: Ja, das bin ich. Es hängt auch damit zusammen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.. ]

[DE: Einige deiner Taten werden vielleicht auch mit einem Engel auf der Schulter oder so belohnt. ]

[DE: Wenn man an einen wirklich üblen Ort kommt. Ich will es nicht anpreisen, ]

[DE: aber ich bin auch ein Krebsüberlebender, vor 17 Jahren hab ich meinen gesamten Magen an Krebs verloren. ]

[DE: Aber ich kann trotzdem hier sitzen und mit Ihnen reden. ]

[DE: Ich bin kein gebildeter Mensch, aber ich habe ein Diplom des Eastcentral Colleges von Bauernschlau, Harte Schule und Bauernschlau {scherzt}. Auch ein Diplom.]

[DE: IV: Nun sind wir im Hier und Jetzt angekommen, aber wenn es für Sie okay wäre, würde ich doch wieder in die Vergangenheit zurückgehen, denn wir sind ja hier in Flossenbürg. ]

[DE: Dieses Interview ist vor allem für die Gedenkstätte von Flossenbürg. ]

[DE: Deswegen würde ich noch ein paar Fragen über Ihre Zeit in Flossenbürg stellen. ]

[DE: MG: Okay. ]

[DE: IV: Sie erzählten mir, dass sie mit dem Zug nach Flossenbürg kamen. ]

[DE: Können Sie sich erinnern, wie lange das dauerte? ]

[DE: Und vielleicht erinnern Sie sich auch an den ersten Tag, an dem Sie hier ankamen? ]

[DE: Was waren die Unterschiede zu den anderen Konzentrationslagern? ]

[DE: MG: Als wir nach Wieliczka verlegt wurden, kam dort gerade ein Überschuss an Leuten an. ]

[DE: Nicht nur von Mielec, sondern auch aus den umgebenden Gebieten. ]

[DE: Wir lebten unter fürchterlichen Bedingungen, in Baracken, die gepackt voll waren mit Menschen. ]

[DE: Wir sind auch einmal mit dem Lift nach unten gefahren. ]

[DE: Nur um zu sehen, wo sie arbeiteten, denn sie hatten mehrere Einrichtungen. ]

[DE: Ich weiß, dass eine unterirdische Kirche dort war, wo Besucher ein- und ausgingen. ]

[DE: Aber ich weiß nicht, in welchen Schaft wir hinuntergingen. ]

[DE: Aber da war ein Überfluss an Leuten, wir konnten da nicht viel tun. ]

[DE: Also war das nur Durchgangsverkehr. ]

[DE: Ich erinnere mich daran, dass sie uns in einen Güterwagon ohne Dach einluden. ]

[DE: Eine von diesen, die für Kohle oder so etwas gebraucht werden, um sie besser zu entladen. ]

[DE: Also fuhr ich in diesem Güterwagon mit anderen Menschen. ]

[DE: Vielleicht weil wir Fachkräfte waren, ich weiß nicht. ]

[DE: Da war kein logisches Denken dahinter, wissen Sie. ]

[DE: Also fuhr ich - ich würde sagen, drei oder vier Tage, ]

[DE: und es war April oder Mai, also schneite es noch ein-, zweimal. ]

[DE: Aber manchmal ist das Wetter nicht kalt genug für Schnee, also bis der Schnee heruntergefallen ist,]

[DE: er uns erreichte, war er schon zu Wasser geworden.]

[DE: Daran erinnere ich mich. ]

[DE: Dann wurden wir entladen. Die Lager, in denen ich anfangs war, waren Vernichtungslager. ]

[DE: Manche von ihnen waren Arbeitslager. ]

[DE: Aber die Kommandeure waren entweder Gefangene, die man aus den Gefängnissen geholt hat, oder Menschen, die sehr schlimm waren. ]

[DE: Also Budzyń war am schlimmsten, Mielec hatte klügere Köpfe wegen der Flugzeuge. ]

[DE: Das andere war zum Teil die Flugzeuge in einem Hangar, so dass...]

[DE: Die Zustände waren die gleichen, aber die Behandlung, die Bestrafungen, das Auspeitschen kam seltener vor. ]

[DE: Wieliczka.. Ich erzählte Ihnen, dass wir nur dort lebten, um als menschliche Wesen durchzuhalten, damit sie uns später ermorden. ]

[DE: Dann kamen wir nach Flossenbürg, die Dusche war besser. ]

[DE: Aber die Prozedur war die gleiche - man musste sich ausziehen, aber die Grausamkeit war nicht ganz so schlimm wie zuvor.]

[DE: Ich erinner mich nicht einmal mehr, ob ich gestreifte Kleidung oder gemischte Kleidung bekam. ]

[DE: Auf der gemischten Kleidung stand mit roter Farbe entweder "KL" oder "KZ". ]

[DE: Die Kleidung mit "KL" kam vielleicht von anderen Lagern und wurde hierher gebracht.]

[DE: Das Desinfizieren war das gleiche. ]

[DE: Die Kleidungsausgabe war auch gleich. ]

[DE: Aber dann mussten wir auf eine Treppe, ]

[DE: die hoch zu den Dings führte.]

[DE: Und der Kommandeur der Baracke sagte: "Kommt, ihr sollt an einem besseren Platz schlafen." ]

[DE: Ich weiß nicht, was er tat. ]

[DE: Aber er gab mir eine bessere Schlafstätte. ]

[DE: Aber wir wurden so {hustet} schlecht behandelt, dass wir wahrscheinlich tot waren, als wir uns einmal zum Schlafen niederlegten. ]

[DE: Du wusstest nicht, was mit dir geschah. ]

[DE: Daran erinnere ich mich. ]

[DE: Ich erinnere mich an das Marschieren, aber es war ein wenig leichter als in den anderen Lagern. ]

[DE: Denn dort wurde man getötet, wenn man nicht im Gleichschritt marschierte oder sang. ]

[DE: So erreichte man nie sein Ziel. ]

[DE: Aber hier war es etwas weniger streng.]

[DE: Und als ich hier zuerst herkam, war da der Leiter der Schreinerwerkstatt. ]

[DE: Ich fegte gerade den Boden. ]

[DE: Und während ich fegte, baute er eine Truhe und es war relativ spät im jahr. ]

[DE: Denn ich hatte zu Beginn nur Gelegenheitsarbeiten in der Schreinerwerkstatt. ]

[DE: Und manchmal war es eben nur Fegen. ]

[DE: Er baute also den Deckel für die Holztruhe. ]

[DE: Und ich stand auf meinem Stuhl und ich war einfach so müde, dass ich nur.. ]

[DE: Also sagt er: "Was tust du da?" Ich antwortete: "Ich schaue Ihnen zu." ]

[DE: Denn ich hatte zu viel Angst, um zu sagen, dass ich müde war. ]

[DE: Also sagt er: "Warum, denkst du, du kannst das besser als ich?" ]

[DE: Er wollte wahrscheinlich auf mir herumhacken. ]

[DE: Also sagte ich: "Ich weiß nicht, aber ich kann es versuchen." ]

[DE: Er sagte: "Dann versuch es mal." ]

[DE: Also nahm ich ein Holzstück und einen großen Hobel und ich richtete es mittig aus, machte es quadratisch und schliff einmal darüber. ]

[DE: Ich schaute, wo es hinsollte und es passte perfekt. ]

[DE: Er nahm mir die Schürze ab und sagte: "Du bist jetzt ein Schreiner." ]

[DE: Von da an, konnte ich alles tun. ]

[DE: Aber er war ein furchtbarer Mensch. ]

[DE: Er zertrümmerte manchmal einen Holzstuhl und schlug Menschen mit den Stuhlbeinen. ]

[DE: Manchmal. ]

[DE: Aber er schickte mich in die Küche, um angeblich Reparaturen vorzunehmen, aber eher, damit mir jemand etwas zu essen gab. ]

[DE: Oder ich ging hinter die Baracken, um Kartoffelschalen zu bekommen. ]

[DE: Wir mussten nicht nru in der Schreinerei arbeiten, sondern auch als Küchenhilfen. ]

[DE: Manchmal mussten wir in der Küche Kartoffeln schälen.. ]

[DE: So schlecht dieser Kerl war, manchmal arrangierte er es, dass der Koch nach dem Kleinen fragte - ]

[DE: Ich war in Baracke 11, die befand sich über den Gebäuden der Deutschen. ]

[DE: Ich erinnere mich daran, dass ich ein- oder zweimal beim Entladen von Güterwagons voller Brot half. ]

[DE: Und sie bildeten eine Menschenkette und der erste Brotlaib wurde so weitergegeben. ]

[DE: Und manche Brotlaiber wurden so weitergegeben {macht Geste}.]

[DE: Also ich war ein Organisator und ich tat alles, um mein Leben zu retten. ]

[DE: Als ich dort arbeitete, arbeitete ich mit Zivilisten zusammen. ]

[DE: Das war etwas anderes, als wenn man direkt unter einem Deutschen arbeitet. ]

[DE: Sie wissen, was ich meine. ]

[DE: Ich konnte gut mit den Maschinen umgehen und das ist vielleicht auch in den dortigen Dokumenten verzeichnet. ]

[DE: Sie brachten einige Jungen der Polenjugend - das war wie die Hitlerjugend - und mancherorts holten sie auch die Hitlerjugend, um in den Fabriken zu arbeiten. ]

[DE: Sie gingen zur Schule und sie gingen auch in die Fabriken. ]

[DE: In einem Lager schnitt sich einer den Finger ab, während er an den Maschinen und Sägen arbeitete. ]

[DE: Also kam ein hochrangiger Offizier und rutschte auf etwas aus, es war der Finger. ]

[DE: Also sagt er: "Holt den kleinen jüdischen Jungen, um die Maschinen zu bedienen." ]

[DE: Ich konnte gut mit den Maschinen umgehen. ]

[DE: Und ich bediente sie auch für jeden. ]

[DE: Also ich tat viele Dinge, um mir keine Schwierigkeiten einzuhandeln. ]

[DE: Einige der Menschen, mit denen ich zusammen arbeitete, brachten auch manchmal ein Sandwich mit, um es in meinen Eimer zu werfen.. ]

[DE: IV: Wie waren die allgemeinen Zustände in den letzten Monaten in Flossenbürg? ]

[DE: Ich habe gehört, dass es überfüllt war, es gab kaum Essen, war sehr kalt - vielleicht können Sie uns darüber etwas erzählen? ]

[DE: MG: Die Sache, die immer schlecht wird... Es war überfüllt..]

[DE: aber es ist so, Sie leben in einem Haus. ]

[DE: Und angenommen, Sie leben in einem abgegrenzten Gebiet und sie pferchen noch andere Menschen hinein. ]

[DE: Das sind Fremde, die nicht wissen, wie man dort überlebt. ]

[DE: Die kennen die Situation in diesem Gebiet nicht. ]

[DE: Also verstehen Sie, was ich sage? ]

[DE: Nachdem ich fünf Jahre lang eingesperrt war, war ich eine erfahrene Person in Flossenbürg. ]

[DE: Diejenigen, die litten, waren die, die neu dazu kamen. ]

[DE: Sie hatten keinen Job, wussten nicht, was sie tun sollten. ]

[DE: Vielleicht waren sie auch nicht korrekt dokumentiert. Also gingen sie los, um Essen zu holen, aber ihr Name stand nicht auf der Liste. ]

[DE: Verstehen Sie, was ich sagen will? Und es ist ein Chaos, also muss jeder auf sich selbst achten. ]

[DE: Ja, wir litten weil wir mit jedem teilen mussten. ]

[DE: Ich schaute nur auf mich selbst. ]

[DE: Man wird sehr selbstsüchtig in diesen Situationen und ich bin ehrlich damit. ]

[DE: Ich konnte immer.. ]

[DE: Ich bin sehr mechanisch veranlagt und alles musste Sinn ergeben und wenn es keinen Sinn ergab, stimmte es nicht. ]

[DE: Aber das Ende war sehr hart. ]

[DE: Wir wurden in der Mitte der Nacht aufgeweckt, in einen Zug gepfercht und auf den Todesmarsch geschickt. ]

[DE: Also es war pures Chaos.. Sie hatten auch keinen Plan, wo sie mit uns hinsollten. ]

[DE: Jeder versuchte aus dem, was er hatte, das Beste zu machen. ]

[DE: IV: Und Sie wurden nie krank oder schwach während dieser Zeit? ]

[DE: MG: Nun, heute bin ich 85 Jahre alt. ]

[DE: Und ich bestieg in diesem Jahr den Masada mit den Kindern. ]

[DE: Nein, ich bin ein starker Mensch, aber ich hatte meine Höhen und Tiefen. ]

[DE: Ich hatte Typhus im Warschauer Ghetto mit meinem kleinen Bruder. ]

[DE: Ich überstand es. ]

[DE: In einem der Lager zog ein Ukrainer zog die Feile heraus und stach mich damit in den Rücken. ]

[DE: Die Feile geht in einen hölzernen Griff über, den Holzgriff zog er herunter, es hat eine scharfe Kante und stach so zu. ]

[DE: Und da war es einmal Winter und wir sollten duschen. ]

[DE: Wir marschierten nackt. ]

[DE: Ich hatte nicht viel Haar hier, aber es bildeten sich von meiner Atmung Eiszapfen an meinem Mund. ]

[DE: Und dann, auf jeden Fall...]

[DE: Da war ein Eisenrohr und einer der Ukrainer - das habe ich noch nie jemandem erzählt. ]

[DE: Einer der Ukrainer sagte: "Streck deine Zunge raus, es wird dich aufwärmen." ]

[DE: Meine Zunge blieb am Eisenrohr kleben, da es gefroren war. ]

[DE: Und es war schmerzhaft, aber Gott sei Dank beeinflusste mich das nicht. ]

[DE: Und einmal war ich gerade dabei, Duraluminium zu schweißen, denn.. ]

[DE: bevor ich in die Schreinerwerkstatt kam, hatte ich viele Gelegenheitsjobs. ]

[DE: Und sie sagten mir, dass ich Milch zu trinken bekäme, wenn ich das Duraluminium schweiße.]

[DE: Es war Duraluminium. ]

[DE: Nebenan war ein Lichtbogenschweißer. ]

[DE: Und der Kerl sagte: "Komm her und schau." ]

[DE: Also schaute ich. ]

[DE: Aber ich trug keine Schweißerbrille. ]

[DE: Also sah ich dann für zwei, drei Tage nichts mehr. ]

[DE: Ich war geblendet. ]

[DE: Aber es kam wieder. ]

[DE: Das waren Wunder, die man nicht überleben sollte, es aber trotzdem tat. ]

[DE: Ich wurde bestraft, indem ich so hängen musste. ]

[DE: An den Händen 10, 15 Minuten lang. ]

[DE: Ich war auf dem Todesmarsch.. ]

[DE: Im zweiten Zug, als ich heruntersprang, traf mich ein Granatsplitter direkt zwischen die Beine. ]

[DE: Eine 50 Millimeter Kugel, einfach so. ]

[DE: Ich hab davon eine so große Narbe, aber darüber rede ich nicht. ]

[DE: Aber es ist da. ]

[DE: IV: Also physisch ging es Ihnen gut. ]

[DE: MG: Ich sorgte dafür, deswegen bin ich vielleicht ein Überlebender.. weil ich davon eingeschüchtert war, mein Leben zu verleugnen. ]

[DE: Ich war der einzige mit meinem Namen in dem Buch da oben, mit der Nummer 14732. ]

[DE: Ich tat alles, was in meiner Macht stand, so dass sie mich nicht töteten. ]

[DE: IV: Was glauben Sie, was machte Sie so stark, nicht nur physisch, sondern auch psychisch? ]

[DE: Ich denke, auch mental muss man sehr stark sein, um zu überleben? ]

[DE: MG: Der Glaube. Und positives Denken, ]

[DE: Und niemals, niemals, niemals, niemals, niemals, niemals aufgeben! ]

[DE: Und bis heute, werde ich nicht aufgeben. ]

[DE: IV: Sie waren ja damals kein Kind, sondern ein junger Mann. ]

[DE: Sie sahen viele furchtbare Dinge, Menschen, die starben, verhungerten, sich gegenseitig ermordeten. ]

[DE: MG: Genau. ]

[DE: IV: Und Sie klingen trotzdem so lebensbejahend. Wie dachten Sie damals? ]

[DE: MG: The Gefühle.. In unserer Religion.. wenn man 10, 12 oder 30 Jahre alt ist, zählt das nicht so, aber wissen Sie.. ]

[DE: In unserer Religion heißt es, wenn du ein Leben rettest, ist es das gleiche, wie wenn man die gesamte Welt rettet. ]

[DE: Das hatte ich im Kopf. ]

[DE: Der Verlust meiner Identität, meines Namens - wenn ich das verloren hätte, würde es keine Glaubens in dieser Welt geben. ]

[DE: Und das andere ist.. Wenn dir jemand etwas antun will, ]

[DE: sorge ich dafür, dass ich ihn daran hindern kann, es zu versuchen. ]

[DE: Und wenn man das Leben liebt und dankbar ist, hier zu sein aus einem Grund, aber man kennt diese Gründe nicht. ]

[DE: Aber offensichtlich sollst du auf dieser Welt sein und warum sollte man dann beseitigt werden? ]

[DE: Offensichtlich sind unsere Körper stark genug, um dem standzuhalten, was ich und viele andere Überlebende zu dieser Zeit erlebten. ]

[DE: Vielleicht ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft. ]

[DE: Wir lebten nicht unter einer Brücke, mit dem Schild "Arbeite für Essen" oder "Arbeite für einen Drink oder eine Spende". ]

[DE: Wir heirateten, gründeten Familien, erschufen junge Personen, um diese Welt weiterzuführen.]

[DE: Und vielleicht dachten wir daran, die Welt besser zu machen. ]

[DE: Es gibt viele Gründe und es liegt viel Wahrheit darin, obwohl es natürlich rückblickend leicht zu sagen ist. ]

[DE: Der Wunsch zu leben, jemand zu sein und das zu erreichen, das ist in uns allen verankert. ]

[DE: Wenn ich einen Vortrag halte, sage ich, wir haben die gleichen Gehirne wie Adam und Eva, aber schaut auf die Fortschritte. ]

[DE: Von damals bis heute. ]

[DE: Aber das Gehirn hat die Fähigkeit, sich zwischen dem richtigen und dem falschen Weg zu entscheiden. ]

[DE: Was man mit seinem Leben machen will, was man sein will, ob man lehren möchte, ]

[DE: ob man ein Flugzeugingenieur oder ein Pilot sein möchte.]

[DE: Ob man andere Kinder unterrichten möchte? ]

[DE: Und alles liegt im Gehirn... ]

[DE: Wir übernehmen als Einzelpersonen die Verantwortung für die richtigen Dinge, die wir tun wollen. ]

[DE: Oder wie wir im Leben weiterkommen. ]

[DE: IV: Nach dem, was Sie erlebt haben, kann man das wohl sagen...]

[DE: Mit so vielen Erfahrungen. Ich habe noch ein paar kurze Fragen. ]

[DE: Als Sie ihr neues Leben in den USA anfingen, haben Sie sofort danach angefangen, über ihre Erfahrungen im KZ zu sprechen? ]

[DE: MG: Nein, nein.. ]

[DE: Wie ich Ihnen sagte, arbeitete ich bei der Army. ]

[DE: Und dann schrieb ich mich in der Army ein und währenddessen sprach ich mit ein paar Schulkindern darüber. ]

[DE: Aber nicht meinen eigenen Kindern, denn ich wollte von ihnen kein Mitleid. ]

[DE: Ich wollte, dass sie als normale Menschen aufwuchsen und nicht jedes Mal Mitleid empfanden, wenn ich ihnen einen Geschichte erzählte. ]

[DE: Aber die Dinge, die uns passiert sind, waren so grauenvoll, dass manche Menschen sich weigerten, uns zu glauben.]

[DE: Wenn ich mit jemandem rede - und ich bin sehr aufmerksam - konnte ich es manchmal in ihren Augen sehen: "Vielleicht schwindelt er mich gerade an." ]

[DE: Zum Beispiel nannte ich ihm meine Nummer und: "Wie erinnert er sich an die Nummer?" ]

[DE: Nun, jetzt habe ich die Dokumente, um die Nummer zu belegen. ]

[DE: Aber nachdem einige kommerzielle Filme herauskamen, ]

[DE: wie zum Beispiel "Schindlers Liste" oder andere, ]

[DE: ab da begann es wirklich. Die Leute realisierten, dass es tatsächlich passiert ist. ]

[DE: Manche hatten Angst, die Öffentlichkeit damit zu konfrontieren, denn es handelte sich schließlich um fürchterliche Dinge. ]

[DE: Und man brachte ihnen diese fürchterlichen Dinge bei. ]

[DE: Sie stellen ins Internet wie man eine Bombe baut, aber sie lassen einen nicht erzählen, wie Menschen sich damals gegenseitig behandelten. ]

[DE: Ab da fing ich an darüber zu sprechen und Gott sei Dank wurde ich jemand, der für viele, viele Menschen von Bedeutung sein kann, ]

[DE: durch eine positive und nicht eine negative Einstellung.]

[DE: Die Ergebnisse sind großartig und ich verspüre Selbstzufriedenheit, dass ich etwas tue. ]

[DE: Ich ließ professionell ein kleines Video erstellen und ich bin ein (???), das in den USA von der Steuer abgesetzt werden kann.]

[DE: Und ich akzeptierte kein Geld, aber es muss eine Spende getätigt werden, entweder an mich oder ans Holocaust Museum. ]

[DE: Wenn die Spende an mich geht, geht das Geld an Stipendien. ]

[DE: Ich habe kein Büro, kein Telefon. ]

[DE: Das ganze Geld geht an die Kinder. ]

[DE: Und sonst geht das Geld ans Holocaust Museum. ]

[DE: Denn ich will nicht von der Tragödie profitieren, wie manch andere. ]

[DE: IV: Hatten Sie irgendwelche Probleme nach Deutschland zurück zu kehren, nach so vielen Jahren? ]

[DE: MG: Nein, wie ich sagte.. Ich hege keinen Hass gegen, denn der Hass würde mir schaden.]

[DE: Wenn ich euch hassen würde, würdet ihr es ja nicht einmal wissen. ]

[DE: Verstehen Sie? ]

[DE: Ich wollte das niemals, denn ich befand mich auf der anderen Seite des Hasses. ]

[DE: Und Sie werden sehen, dass Holocaust-Überlebende niemanden so behandeln wollen, wie sie behandelt wurden. ]

[DE: Ich war ein Käufer von Neiman Marcus in den 1950ern und kam 1959 und 1960 zurück. ]

[DE: Ich ging zurück in die Stadt, die ich damals verließ, Nürnberg, für die Spielwarenmesse. ]

[DE: Ich kam auch vor drei oder vier Jahren wieder und ging nach Berlin, wegen dem Marsch der Lebenden. ]

[DE: Ich hab ein paar Fotos davon. ]

[DE: Wir besuchten all die Orte.. ]

[DE: Ich habe keinen Groll und deswegen fühle ich mich als Person gut, ich bin zufrieden. ]

[DE: IV: Das ist schön zu hören. Bekamen Sie jemals Geld von der deutschen Regierung? ]

[DE: MG: Nein, niemals. ]

[DE: Aber als ich vor kurzem in Rente ging, erhielt ich etwas für die Zeit im Warschauer Ghetto. ]

[DE: Das war mehr Sozialhilfe. ]

[DE: Ich bekam nicht sehr viel, aber nein, keine wirkliche "Wiedergutmachung". ]

[DE: Und als ich mich bewarb, sagten sie mir, ich wäre zu spät, denn ich war zwischenzeitlich im Militär gewesen. ]

[DE: Ich verdiente auch zu viel Geld in meinem Beruf und das verärgerte mich ziemlich. ]

[DE: Denn was hat das damit zu tun, was ich damals erleiden musste? ]

[DE: Wenn man mir etwas gibt für das von damals, ist wie wenn jemand ins Gefängnis kommt und sie ihn rauslassen, bezahlen sie ihn, egal wie viel Geld er verdient.]

[DE: Mit einem Buch oder so.]

[DE: Nein, ich bekomme jetzt ein wenig, aber.. ]

[DE: Ich habe einen Freund in Atlanta, der ist der Leiter der New York Vereinigung der Holocaust Überlebenden, der sich um die "Wiedergutmachung" kümmert. ]

[DE: Aber ich bat ihn nicht darum. ]

[DE: Was kommen soll, wird kommen. ]

[DE: Und was auch immer ich bekomme, darüber werde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. ]

[DE: IV: Vielen Dank. ]

[DE: MG: Es ist erst drei Uhr, aber naja, nun werde ich das trinken, was ich vorhin verschüttet hab. ]