Media Collection "Interview Smuel Reinstein 2010"
AGFl_0084
Video 01:26:00
22-04-2010
Weiden in der Oberpfalz
Weiden in der Oberpfalz
Camp extérieur de Blechhammer, Camp de concentration de Auschwitz
Camp de concentration de Gross-Rosen
Camp de concentration de Buchenwald
Camp de concentration de Auschwitz
Stadt Weimar
Stadt Regensburg
Camp de concentration de Flossenbürg
DP-Camp Kloster Indersdorf
Stadt München
Camp extérieur de Neusalz, Camp de concentration de Groß-Rosen
Stadt Frankfurt am Main
Gemeinde Feldafing
Stadt Dąbrowa Górnicza
Ghetto Strzemieszyce Wielkie
Zwangsarbeiterlager Ottmuth
Stadt Neuburg an der Donau
DP-Camp Feldafing
Stadt Erding
Stadt Mailand
Stadt Fano
Stadt Nikosia
Camp de concentration de Gross-Rosen
Camp de concentration de Buchenwald
Camp de concentration de Auschwitz
Stadt Weimar
Stadt Regensburg
Camp de concentration de Flossenbürg
DP-Camp Kloster Indersdorf
Stadt München
Camp extérieur de Neusalz, Camp de concentration de Groß-Rosen
Stadt Frankfurt am Main
Gemeinde Feldafing
Stadt Dąbrowa Górnicza
Ghetto Strzemieszyce Wielkie
Zwangsarbeiterlager Ottmuth
Stadt Neuburg an der Donau
DP-Camp Feldafing
Stadt Erding
Stadt Mailand
Stadt Fano
Stadt Nikosia
Contents
- Ankunft im Lager: Duschen, Tätowieren, und Unterbringung in Baracken
- Zwangsarbeit im Straßenbau und unerwartete Hilfe durch einen holländischen Meister
- Überleben auf dem Todesmarsch von Blechhammer nach Groß-Rosen: Essenssuche bei winterlichem Wetter
- Zugtransport von Groß-Rosen nach Buchenwald - Luftangriffe durch alliierte Kampfflugzeuge
- Krank durch zu reichhaltiges Essen - Typhuserkrankung und Krankenhausaufenthalt des Bruders Meir
- Identifizierung eines SS-Mannes im Krankenhaus und gute Beziehung zu den Amerikanern
- Unterbringung im DP-Camp für Kinder Kloster Indersdorf und Wiedersehen mit einigen Geschwistern
- Vorzugsbehandlung durch die Amerikaner in Erding
- Schwierige Emigration nach Israel über Italien und Zypern
- Wiedersehen mit Geschwistern in Israel - Verbleib der Mutter und einiger Geschwister unklar
- Exkurs: Zwischenstopp im KZ Flossenbürg - Zusammenbleiben mit dem Bruder während der gesamten Haftzeit
- Kontaktaufnahme mit ehemaliger amerikanischer Soldatin aus Erding und Besuch in North Carolina 1989
- Exkurs: Durchleben der Konzentrationslager als Kind
- Schwieriges Thematisieren der Lagerzeit in der Familie und Unverständnis der jüngeren Generation
Originator/Copyright holder | Medienwerkstatt Franken |
---|---|
Source(s) | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken |
Usage conditions | Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber |
Display format | Interview, Rohmaterial |
Interviewer | Michael Aue |
Camera | Günter Wittmann |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0803.mp4"
00:00:00 | SR: Ich bin gekommen hierher. |
00:00:03 | IV: Gut. Ich weiß jetzt nicht sehr viel über Sie. Sie sind in Polen geboren und haben in Polen gelebt. Vielleicht erzählen Sie darüber mal etwas. |
00:00:11 | SR: Ja. Ich bin geboren in Polen 1930 und bis 1940 waren wir eine Familie.. normale Familie. Alle waren wir zu Hause. |
00:00:28 | Mein Vater ist gestorben 1934 und der Bruder hat das Geschäft abgenommen.. der große Bruder. |
00:00:38 | Wir waren fünf Brüder und drei Schwestern. |
00:00:42 | Nachher, als der Bruder, der älteste Bruder hat geheiratet.. und der zweite Bruder hat das Geschäft genommen. |
00:00:52 | Und eine Schwester, die hat.. Nachher hat sie auch geheiratet. Hat sie ein Kind gehabt, auch mein Bruder hat ein Kind gehabt. |
00:01:02 | Und so war normales.. Es, das Leben war normal. Aber es war ein bisschen antisemjud. Was bedeutet antisemjud? |
00:01:15 | Be.. weil äh die.. In der Schule, zwischen den Kindern, ja, war, war nicht so höflich einer zu dem anderen. |
00:01:30 | Und von äh '39, wenn die Deutschen reingekommen.. so '40.. So ist.. hat sie begonnen, die schlimms.., die schlimmste äh, die schlimmste Zeit. |
00:01:50 | Was.. Wir haben nicht gewusst, was kann passieren morgen. Jeden Tag war ein neues Gesetz, ein, ein neuer Befehl. |
00:02:01 | Der erste Befehl war: Die Juden auf der Hauptstraße dürfen nicht wohnen. Sie müssen verlassen nach 24 Stunden.. rauszugehen von den Wohnungen. |
00:02:17 | So, wir haben das gemacht. Nachher sind Deutsche gekommen, es waren Volksdeutsche und Reichsdeutsche.. alle von ... in, in Menschen von SS und SA. |
00:02:33 | Und sie haben die ganzen Geschäfte abgenommen von den Juden. |
00:02:40 | Wenn es war noch ein Geschäft, haben auch die Polen auch ge.. aufgeschrieben auf die, in das, in das Glas: "Hier wohnt ein Jude." Ja? So weiter, so weiter. |
00:02:58 | Und nachher haben wir bekommen einen deutschen ... Er war ein SS und er hat einen Sohn gehabt, sein Name war Adolf. |
00:03:14 | Und er hat auch gebracht Hasen, Hasen. Und er hat mir gesagt: "Du Kleiner darfst bringen.. du darfst füttern die Hasen. Bringe jeden Tag neues Gras." |
00:03:33 | Ich habe das gemacht. Und nachher hat er bekommen.. es war auch Winter, war kein Gras nicht. |
00:03:42 | Hat er auch bekommen zwei Geschäfte von.. äh äh Gemüsegeschäfte. Es war eins für Volksdeutsche und eins für Reichsdeutsche. |
00:03:55 | Und ich bin gekommen zu ihm, ich habe gesagt: "Ich habe kein Gras für die Hasen." |
00:04:01 | Was hat er mir gesagt: "Ja, du bekommst.. du kommst jeden Tag um 1 Uhr Mittag und du bekommst Kraut für die Hasen." |
00:04:14 | Und nicht jedes Mal hat er mir dort eine Mark oder zwei Mark gegeben. Und hat mir einen Kopf von Kraut gegeben nach Hause. |
00:04:28 | Und nachher, eines Tages kommt der Sohn, der Adolf. Sagt er zu mir: "Semi, heute kommt man euch auf.., auf.., abholen." |
00:04:44 | Dass er.. das war.. kommt d.. die Polizei ist.. Nicht jedes Mal kommt die und sie nimmt die ganze Familie raus von dem Haus. |
00:04:59 | Ich habe meiner Mutter erzählt das und meine Mutter hat gesagt, wir müssen raus gehen jetzt zu einer Freundin drei Kilometer von dem Platz, von zu Hause. |
00:05:14 | Wir waren vielleicht eine Woche dort und meine Schwester ist gekommen zu schauen, was hat passiert um die Wohnung. |
00:05:24 | Und um die Wohnung war schon ver.., vermacht. Sie mussten wieder rübergehen zu dem Getto. |
00:05:34 | Im Getto war ein Komitee, ein jüdisches Komitee. Wir sind gekommen, haben gesagt. "Hier, das ge.. die Wohnung ist versperrt. Wir haben nicht wo zu gehen." |
00:05:49 | So haben sie gewechselt von den polnischen Leuten zu, zu den jüdischen Häusern und wir sind gegangen zu den polnischen Häusern. |
00:05:59 | IV: In das Getto, sozusagen. |
00:06:01 | SR: Ja, das alles zu den Polen. Nachher ist ein Gesetz heraus: Jeder einer muss einen jungen Burschen geben zur Arbeit. |
00:06:12 | So, mein Bruder Jechiel ist gegangen. Nachher haben sie gefordert Mädchen. Nachher haben sie gefordert Gold. Nachher Si.. äh Silber und Kupfer. |
00:06:36 | Und im Getto war es sehr schlimm. Es war kein, kein Essen, wir haben kein Geld gehabt auch zu kaufen, weil das war alles gesperrt. |
00:06:49 | Und nachher haben sie genommen zur Arbeit in derselben Stadt, was wir haben gewohnt. In Strzemieszyce war eine äh große Fabrik. |
00:07:05 | So. Mein Bruder Meir.. Meir, und meine Schwester.. die große Schwester ist zu der Arbeit gegangen. |
00:07:15 | Nachher hat man genommen ihren Mann.. den Mann.. aus. Und mehr haben wir ihn nicht gesehen. |
00:07:25 | Und nach ... Vakation.. die große Vakation, was sie haben die Kinder und die alten Leute abgeholt. |
00:07:35 | Sie haben sie abgeholt auf einem Appellplatz und sie haben genommen dort 1.000 oder 1.500.. es war wieder ruhig. |
00:07:48 | Aber das war schon 1943.. War ganz schlimm, was das war judenrein. |
00:07:59 | Haben sie alle abgeholt, alle mussten raus auf den Appellplatz und meine Mutter hat mir gesagt: |
00:08:12 | "Du musst immer verschwinden. Du sollst gehen, du sollst alle Arbeiten machen." |
00:08:21 | Wissen Sie, bei, bei Juden zu äh, zu arbeiten bei Schweinen, es war nicht so tüchtig. |
00:08:32 | Und ich bin verschwunden einmal und habe mich versteckt, wo meine Großmutter hat gewohnt. |
00:08:43 | Aber dort haben mit den Hunden.. die Hunde mich gefunden dort. Und man hat mich zurückgebracht. |
00:08:54 | Ich war das zweite Mal wieder verschwunden und die Polen habe mich zurückgebracht zu dem Appellplatz. |
00:09:05 | Und der SS-Mann hat gesagt. "Du Kleiner, du bist schon das zweite Mal da. Wachtmeister, bitte aufpassen." |
00:09:17 | Mein Bruder war zwischen den Großen und ich war zwischen den Alten und kleinen Kindern und Frauen. |
00:09:29 | Und mein Bruder hat ge.. mir gewiesen: "Komm hierher." |
00:09:34 | Und wenn.. Da haben sie gewechselt, zu, zu schauen auf mich, so bin ich zu meinem Bruder hingelaufen und er hat mich verdeckt mit einer Decke. |
00:09:48 | So weit.. Die Autos sind gekommen und abgeholt alle alten Leute, Kinder, das war meines Bruders Frau mit der Tochter. |
00:10:04 | Meine Mutter war versteckt.. weiß ich nicht, wo sie ist, wann sie ist.. w.. sie ver.. weggegangen.. mit meiner Schwesters kleinem Kind. |
00:10:16 | Das waren.. die Kinder waren 8 Monate alt. |
00:10:22 | Und wenn es war rein von, von den Alten und den Kindern, hat jeder eine gemusst zukommen und hat gefragt: |
00:10:35 | "Wie alt bist du? Was für einen Beruf hast du?" Ist der Beruf, was er hat gewollt, hat er gesagt: "zu rechts." Oder er hat gesagt: "zu links." |
00:10:48 | Zu links war auch.. jetzt kann ich sagen, das war nach Auschwitz, ja. Damals war mir.. Haben wir nicht gewusst, wohin. |
00:10:56 | Und der Bruder hat mir gesagt: "Du sagst, du bist 17 Jahre alt." Und er hat mich gefragt: "Wie alt bist du?" Habe ich gesagt: "17 Jahre." |
00:11:08 | "Was für einen Beruf?" Habe ich gesagt: "Ich bin Gehilfsklempner." Hat er mir gesagt: "Nur rein mit der Scheiße." Zu der Arbeit.. zu den Großen. |
00:11:20 | Und so weiter, so weiter. Und nachher hat man uns genommen zum Bahnhof und man hat uns gebracht nach Blechhammer. |
00:11:34 | Das ist.. auf Polnisch heißt es Blachownia. Aber niemand hat gewusst, wo das ist. |
00:11:41 | Die, alle die.. Meine Schwester und der Bruder hat gearbeitet in dem F.., in der, in der Fabrik. Haben sie schon gehabt alle richtig zu dem Bahnhof gebracht. |
00:11:58 | Und die Frauen hat man gebracht nach Ottmuth und uns nach Blechhammer. |
00:12:04 | Wir sind nach Blechhammer gekommen, hat man uns gesagt, wir müssen die.. alle Kleider ausziehen. "Ihr bekommt neue Kleider." |
00:12:19 | Das war richtig, wir haben die bekommen.. Die mit dem passen.. die, die, die Kleider. Und das war noch nicht das Ende. |
00:12:28 | Und nachher jeder einer muss kommen, die linke Hand ausziehen.. und sie haben die Nummer aufge.., gedrückt. |
00:12:39 | {SR krempelt Ärmel ein bisschen hoch und deutet auf Nummer} |
00:12:43 | Hier ist die Nummer, was die aufgedrückt haben. Und nachher haben sie gesagt: "Von diesem Moment ist kein Name da, nur eine Nummer." |
00:12:56 | Und er hat uns zugeteilt in die Baracken. Das war Baracke 15, was ich habe ein Glück gehabt. |
00:13:08 | Auch mein Bruder, wir waren in demselben Zimmer. Zwei Stock. |
00:13:17 | Nachher, um 4 Uhr mor.. in der äh, in der Früh haben wir gemusst aufstehen. Und sie haben gesagt, wir müssen in die Küche gehen, Kaffee bringen. |
00:13:35 | Aber es war kein Kaffee, es war warmes Wasser. Und wir sind gestanden so bis 6:30 auf dem Appell. |
00:13:48 | Es war Sommer oder Winter, das ist egal: 4 Uhr haben wir gemusst aufstehen zum Appell. |
00:13:56 | Und wir sind herausgegangen zur Arbeit. Meinen Bruder hat man geschickt zu, zu äh Klempner. Er war ein Klempner. |
00:14:10 | Mich hat man geschickt zu Steine.. dort zu machen die Straßen. |
00:14:17 | Und mir hat man gegen einen Hammer von fünf Kilo.. Ich soll zerbrechen die Steine, aber ich habe keine gekannt. |
00:14:28 | So der SS-Mann hat das Gewehr genommen auf die Seite und er hat genommen den Hammer und er hat gehauen und es zerspringt der Stein. |
00:14:39 | Und er sagt zu mir: "So haut man Steine." Aber er hat mir mit dem Gewehr mir gegeben einen Stoß, was er hat mich zehn Meter weggestoßen von dort. |
00:14:51 | Aber ich habe gewusst, ich darf nicht fallen. |
00:14:57 | Und ich war zu, zu m... habe ja nicht gewusst. Aber es war auch ein Obermeister, er war ein Arischer, er war ein Holländer. |
00:15:10 | Und er hat das gesagt.. Und er hat gesehen. Ist er gelaufen zu mir, sagt er: "Ich muss ihn haben." Zu dem SS hat er gesagt, er muss mich haben. |
00:15:25 | "Was musst du ihn haben?" Hat er gesagt: "Er soll mir die Latte halten.. zum Messen die, die hoch da sind." |
00:15:34 | Und so habe ich gearbeitet mit dem.. Vielleicht das war ein halbes Jahr oder noch mehr. Und nachher hat er mir gegeben zu Steine.. die Steine zu setzen. |
00:15:51 | Hat er immer gesagt: "Immer Spitze die oben." Aber ich habe keine Ahnung gehabt, was er wollte von mir haben. |
00:15:58 | Aber durch die Zeit habe ich gelernt. Nachher, die Straße war gefinisht.. haben wir geendigt. |
00:16:08 | So, jeden Tag sind wir in das Lager gekommen, haben wir zu essen bekommen eine Schüssel von Suppe mit 200 Gramm Brot. |
00:16:23 | Das war das Essen, was wir haben bekommen. Nachher hat man mich geschickt als Tischler.. Gehilfstischler. Gehilfstischler war dort.. war schon nicht, nicht so schlimm. |
00:16:44 | Aber auch.. nicht mal.. war auch.. Mittagszeit haben wir auch eine Suppe bekommen. Und nachher habe ich ein Gehilf.. äh Elektrischer war. |
00:17:04 | IV: Elektriker. |
00:17:05 | SR: Elektriker, ja. Ich erzähle das, das bloß äh von Anfang. |
00:17:13 | Und nachher hat sich die Wehrmacht getauscht bei uns in die, in dem, in dem Camp. |
00:17:22 | Und hat mir gesagt: "Hier habe ich Henne. Du wirst füttern die Henne. Aber das muss sauber sein, so wie bei deiner Mutter im Bett." |
00:17:37 | Richtig, was äh hatte mir.. das Essen war, was das.. was hat soll sein in der Küche, habe ich der Henne gegeben. Soll man sagen so. Und es war sauber genau. |
00:17:54 | Und nachher hat's angefangen, die Russen sind gekommen.. Wir waren dort.. das war Polen, Ostoberschlesien. |
00:18:04 | Hat man uns gesagt, wir müssen verlassen das, den äh Camp. Und man hat uns gegeben ein Brot, das war von 800 Gramm vielleicht. Und eine Decke. |
00:18:25 | Und so sind wir gegangen von Blechhammer bis Groß-Rosen. Wie lang ich bin gegangen, ge.. weiß ich nicht. Welches Datum es war, weiß ich nicht. |
00:18:39 | Was war eine Sache, denke ich, wir haben Schuhe bekommen von Holz. Und das war auch im Winter und der Schnee hat sich zugeklebt zu den Schuhen. |
00:18:53 | Und das war sehr schwer zu, zu gehen. Die ganze Zeit haben wir gemusst in ihnen. |
00:19:00 | Den ganzen Marsch hat man kein Ges.., kein Essen nicht ge.. bekommen. Nur, es war in der Nacht.. war ein Feld, der Schnee war so hoch, bis zu hier. |
00:19:17 | Und mein Bruder hat gesagt: "Schmuel, du darfst nicht schlafen hier. Du musst dich bewegen. Darfst nicht schlafen." |
00:19:28 | Nachher haben sie gebracht einen kleinen Wagen mit gekochten Kartoffeln. Und wer hat gekonnt zukommen zu dem, hat.. |
00:19:42 | Das war keine Zuteilung, das war weggestellt und wer ist gekommen, hatte genommen. Wer's hat nicht gekommen. |
00:19:50 | Dann haben sie vielleicht viel Lust gehabt und sie haben geschossen mit äh mit Dumdum äh äh Munition. |
00:20:03 | Und da haben sie gesagt: "Hier so auf der Mauer.. hat mir geschossen. Hat mir geschossen, aber nicht kann.. hat nicht können helfen." |
00:20:14 | Und so weiter zu. Morgens wieder, wieder gelaufen. Nicht gelaufen.. gegangen. Wohin? Niemand hat es gewusst. |
00:20:23 | Mit der Decke über dem Kopf, nur.. mit dem Kopf unten. Aber ich mit meinem Bruder sind immer f.. zur Front gelaufen. Der erste. Warum? |
00:20:42 | Es war Zeit, es war Zeit, zu laufen auf ein Haus, zu stürmen oder zu nehmen, was war darin ist zu essen. |
00:20:57 | Und herauszukommen, so der SS hat mich nicht bemerkt. |
00:21:03 | Und sowas haben wir gelebt, nicht nur einmal. Ein bisschen, ein bisschen jetzt, ein bisschen später, ein bisschen später. |
00:21:12 | Und die alle, was sie haben sich weggesetzt von unten.. haben nicht können laufen, sind geschossen. |
00:21:21 | Und nachher ist das.. sind wir gekommen von äh Blechhammer nach Groß-Rosen. Groß-Rosen war ein sehr schlimmer Platz. |
00:21:35 | Das war.. d.. if du hast die Füße reingesteckt, hast du rausgezogen ohne Schuhe. Das war Leim mit Wasser. |
00:21:51 | Und dort haben mehr die Ukrainer.. die waren die Kapos. Die haben keinen Gott gehabt. Wir waren auch ein paar Tage dort. Und wir sind wieder raus. |
00:22:14 | Wir sind wieder raus, wieder dieselbe Geschichte. Der, der, ein äh, ein Brot. Die Decke, was war. Die Schuhe.. keine neuen Schuhe, dieselben Sachen. |
00:22:35 | Sind wir marschiert und nachher hat man uns zu einem Bahnhof genommen. Und man hat uns geführt nach Buchenwald. |
00:22:44 | Das war nicht Buchenwald, das war Weimar. |
00:22:50 | Vielleicht die Amerikaner oder Engländer oder Russen.. weiß ich nicht.. haben gesehen, die Wagons waren mit Leuten. |
00:22:59 | Haben sie uns bombardiert.. haben sie geschmissen die, die äh Bomben auf uns. |
00:23:06 | IV: Auf den Zug? In Weimar? |
00:23:08 | SR: Auf den Zug, ja, auf dem Bahnhof. Und so, wir sind stehengeblieben in Weimar. |
00:23:17 | Nachdem äh, nachdem äh der, die, die Airplanes sind durchgefahren oder zurückgefahren, so hat man uns genommen zu Buchenwald.. nach Buchenwald. |
00:23:34 | Und ich bin in die Waschbaracke reingegangen, und es hat aufgehört das Wasser. Es war kein Wasser. |
00:23:45 | Und mein Bruder war noch nicht d.., drin. Und ich bin gekommen wieder ganz nackig, ohne Kleider und habe neue Kleider bekommen. |
00:23:56 | Und man hat mir gegeben Kleider von einem Politischen. Kleider mit einem roten.. |
00:24:02 | IV: Winkel. |
00:24:03 | SR: Winkel. Der rote Winkel war gut. Dort waren bloß Politische. Waren Deutsche von Tschechen.. Tschechei. Alle.. die alle Politische. |
00:24:19 | Aber es waren auch mit dem schwarzen Winkel. Die waren Verbrecher, Mörder. Sie waren die Kapos über die Juden. |
00:24:34 | Und meinen Bruder Meir hat man ihn geschickt in Invaliden.. Invalidenblock. |
00:24:44 | Dort war kein Gott nicht dort. War schlimm, bis ich habe ihn gefunden. Das war ein Draht zwischen mir und ihm. |
00:24:57 | Ich war in Buchenwald im Block 51. Es war ein Draht ... und dort war. Und ich habe gerufen: "Meir, Meir, Meir". Und er hat sich angerufen. |
00:25:15 | So bin ich zugegangen zu meinem Blockältesten. Er war ein Politischer, aber er war ein Deutscher. Und ich habe geweint, ich habe gesagt: |
00:25:26 | "Mein Bruder ist im Invalidenblock. Vielleicht kannst du ihn bringen hierher. Ich habe ihn schon zwei Wochen nicht gesehen." |
00:25:38 | Hat er mir gesagt: "Ja. Ich bringe dich zu ihm." |
00:25:45 | Dort war der Ukrainer. Der Blockälteste mit ihm, haben sich verstanden und wir sind reingekommen zu, zu dem Meir. |
00:25:56 | Von.. er war auf einer Schichte.. so geschlafen. Und der Ukrainer hat verstanden. Der Blockälteste hat ihn gebeten, er soll ihn ein bisschen verleichtern. |
00:26:11 | Hat er ihn jeden Tag geschickt bringen das Kaffee und Essen, darum hat er bekommen ein doppelt.. |
00:26:21 | IV: Ration. |
00:26:22 | SR: Doppeltes Essen. Aber auch.. Wir haben gemusst auch rausgehen von dort. |
00:26:32 | Und wir haben marschiert von Dachau äh von Buchenwald. Und in Richtung zu Groß-Rosen äh zu Flossenbürg. |
00:26:46 | IV: Darf ich kurz fragen? Wissen Sie, wie lange ungefähr Sie in Groß-Rosen waren? |
00:26:52 | SR: In Groß-Rosen waren wir vielleicht ein Woche Zeit.. drei Tage, vier Tage. Es war.. ich habe nicht, nicht kein Datum. |
00:27:03 | Weil keine Zeit.. Es war nicht interessant. Interessant war: Von wo kann ich leben? Was zu.. zu fangen was zu essen. |
00:27:16 | Das war der ganze Kopf, was inner.. Wohin, warum sie machen das, war nicht interessant. |
00:27:30 | Und von Buchenwald sind wir in die Richtung gegangen nach Groß-Rosen.. nach Flossenbürg. |
00:27:39 | IV: Sie sind wieder zu, zu Fuß gegangen zuerst? |
00:27:42 | SR: Zu Fuß. Wir sind zu Fuß gegangen. Auch, wie lange, weiß ich nicht. Ungefähr.. jetzt kann ich wissen, ungefähr kann ich wissen, das ist 170.. 180 Kilometer. |
00:27:57 | Vielleicht das. Aber wir sind nicht gemacht einen Marsch. Wir sind langsam gegangen. |
00:28:06 | Und wir sind rausgegangen.. soll man sagen 2.000 Leute. Sind wir geblieben 500. |
00:28:15 | Und niemand kann mir nicht sagen, niemand hat gesehen, niemand hat ge.., gehört. Es war.. kann sagen nicht, aber so.. die Tragödie war so was. |
00:28:35 | Vor Regensburg war ein Wald.. und die rechte Seite und die linke Seite. Und dort haben wir gesagt zu bleiben.. zu stehen. |
00:28:55 | Aber wir haben nicht gewusst warum? Weil die Tanks.. von den amerikanischen Tanks sind schon gekommen von Regensburg. |
00:29:05 | Da.. haben sie sich verhalten und angewiesen: "Geht herunter!" |
00:29:11 | Aber die.. Alle Soldaten haben hereingeschossen.. Wie viele es waren.. Mit den Gewehren und sind in den Wald rein. |
00:29:24 | Wenn die Amerikaner sind gekommen mit den Tanks, haben sie geschmissen uns Essen. Das war Fleisch, Biskuit äh, alle Sachen. |
00:29:36 | Mit Schokolade. Nach einem Tag.. zwei, haben wir uns nicht gut gefühlt, hat mein Bruder gesagt: "Na, jetzt iss Schokolade, dass wir dich einhalten." |
00:29:51 | Aber wenn wir sind gegangen in Richtung zu Regensburg, wir sind.. kommen nach Regensburg. Was haben wir gesucht? Essen. |
00:30:06 | Sind wir in ein kleines Haus reingegangen.. Haus reingegangen, haben wir gesehen: Ist das.. war zu essen? Es war keins, sind wir gegangen. |
00:30:17 | Ein anderes Haus haben wir gefunden, dort Speck und Mehl und Zucker und alles. Sagt mein Bruder: "Schmuel, hier bleiben wir." |
00:30:31 | Und so war's, wir sind geblieben und er hat zu.. angefangen zu kochen, zu machen Essen. |
00:30:38 | Aber wir waren ein bisschen dumm, wir haben nicht gewusst, wir dürfen das nicht essen.. so viel. |
00:30:46 | Und morgens sagt mein Bruder Meir: "Schmuel, ich fühle mich so schlecht. Ich kann von dem Bett nicht rausgehen." Habe ich gesagt: "Gut." |
00:31:02 | Das war vielleicht.. 200 Meter war dort eine Kirche. In der Kirche war das Rote Kreuz. Ich mich erinnere mich gut.. waren, glaube ich, Franzosen. Mit Amerikanern. |
00:31:25 | Und ich bin gekommen zu ihm, habe ich gesagt: "Mein Bruder ist krank, bitte kommen Sie, ihn zu sehen." |
00:31:34 | Und sie haben eine Ambulanz genommen, sie sind gekommen. Nach dort zu dem Haus. Er hat gesehen und hat gesagt: "Muss ihn abholen von dort." |
00:31:48 | Und sie haben mir nichts gesagt, gar nichts. Sie haben ihn genommen und in der Ambulanz und sind gefahren. |
00:31:55 | Und ich habe geschrien: "Meir, Meir, Meir." Ich habe keine Ahnung gehabt, wohin. |
00:32:02 | Aber ich habe gesehen die Richtung. Bin ich zurück gegangen, genommen was zum Essen. Und ich bin gegangen und ich habe gefragt: |
00:32:15 | "Wo ist hier ein Hospital?" Haben sie gesagt: "Ist keins da." Bin ich weitergegangen und habe gefragt weiter. Bis ich bin gekommen nach Neuburg. |
00:32:29 | IV: An der Donau. Neuburg an der Donau. |
00:32:31 | SR: Neuburg. Und Neuburg war.. ich glaube, es war eine Schule. Und von der Schule haben sie gemacht das Hospital.. das Krankenhaus. |
00:32:44 | Ja oder nein. Und ich habe ihn gefunden und ich war so müde und ich bin reingegangen mit ihm und ins Bett. Da waren alle mit dem Typhus. |
00:32:59 | In der Früh ist gekommen die Nurse, hat sie gesagt: "Was ist denn da? Wo ist der Kranke, wo ist der Gesunde?" |
00:33:13 | Habe ich gesagt: "Ich bin der Gesunde und das ist mein Bruder." Und sie hat geschimpft, hat gesagt: "Du darfst nicht bleiben hier. Das ist Typhus." |
00:33:21 | Aber ich habe keine Ahnung gehabt, was ist. Habe ich gesagt: "Das ist mein Bruder." |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0804.mp4"
00:00:00 | IV: .. und Sie wussten nicht, dass Typhus ansteckend ist, und hatten deswegen.. |
00:00:03 | SR: Nein, ich habe keine Ahnung gehabt, was, was das.. |
00:00:06 | Und der Amerikaner hat mich bei der Hand genommen und er hat mir ein Zimmer gegeben oben auf der Schule und hat gesagt: |
00:00:17 | "Du gehst nicht runter. Du.. was du willst, du wirst bekommen. Essen und alles.. rak.. do.. Aber geh nicht runter." |
00:00:29 | Aber das war mein Bruder. Und er hat sich nachher besser gefühlt. Hat er gesagt: |
00:00:37 | "Weißt du, Schmuel, man gibt mir kein Essen nicht. Ich habe Hunger." |
00:00:43 | Ich bin gekommen, habe gesagt: "Was heißt das? Mein Bruder ist krank und ihr gebt ihm kein Essen." |
00:00:49 | Nachher haben sie mir gesagt, er darf nicht essen. Jede drei Stunden ein halbes Glas als Essen. |
00:01:00 | Sag ich: "Was, halbes Glas?" War.. halbes Glas war für mich gar nichts, ja. |
00:01:05 | Sagt er: "Nein, er darf nicht essen. Nach ein paar Tagen wird er bekommen genug zu essen." |
00:01:15 | Und doch bin ich herunter gegangen zu meinem Bruder und mein Bruder hat mir gesagt: |
00:01:22 | "Schmuel, hast mir geb.. Ich möchte eine Henne haben." Habe ich gesagt: "Kein Problem." |
00:01:32 | Ich bin von dem Hospital raus gegangen, bin in den Pfarrhof gegangen, habe gesagt: "Mein Bruder ist krank, bitte geben Sie mir eine Henne." |
00:01:42 | Hat sie gesagt: "Nein, ich habe keine Henne." Bin ich rausgegangen auf einen zweiten Hof, ich habe erwischt eine Henne, reingegangen. |
00:01:55 | "Bitte kochen Sie mir ab die Henne, mein Bruder ist krank." |
00:02:00 | Ja, sie hat mich schön aufgenommen, habe ich gesagt.. Habe ich gefragt: "Wann soll ich kommen das abholen?" |
00:02:07 | Hat sie mir gesagt: "In zwei Stunden." |
00:02:11 | Ich bin in zwei Stunden gekommen und sie hat mich gefragt: "In was wollen Sie das nehmen?" |
00:02:19 | Habe ich gesagt: "Geben Sie mir eine Zeitung." - "Und was mit der Suppe machen?" Habe ich gesagt: "Die Suppe schmeißen Sie raus." |
00:02:30 | Ich komme zu meinem Bruder, ich bringe ihm die Henne, sagt er: "Wo ist die Suppe?" Sage ich: "Was die Suppe?" Sagt er: |
00:02:37 | "Das Wasser, was hat sich gekocht." Habe ich gesagt: "Das soll sie rausschmeißen." |
00:02:41 | Sagt er: "Das kann ich nicht essen. Ich habe gewollt die Suppe haben." {SR lacht} |
00:02:48 | So was.. neben ihm habe ich bekommen.. das war ein S.., SS-Mann.. war in einem Bett. |
00:03:00 | Habe ich gesagt: "Du bist sehr bekannt." Er hat kein Wort nicht wollen sprechen. |
00:03:08 | Und ich habe gesagt: "Du bist ein SS-Mann." Hat er gesagt: "Nein, nein, nein, nein. Nein, ich bin derselbe wie du." |
00:03:19 | Bin ich zu dem Arzt gegangen, zu dem Amerikaner, habe ich gesagt: "Er sieht mir aus.. er sieht aus wie ein SS-Mann." |
00:03:29 | Und er ist zum Bett gekommen und hat gesagt: "Du musst die linke Hand rauf.. aufstellen." Und er hat gesehen, er hat 44. |
00:03:41 | Er hat angemeldet zum Hauptquartier und sind.. Das Militär ist gekommen, haben ihn abgeholt. Auch mich. Wir sind gekommen dorthin. |
00:03:54 | Und sie haben mir gesagt.. Sie haben gesagt, ich habe ihn erkannt. Und die Amerikaner haben mich äh sehr gut zugenommen. |
00:04:07 | Und ich habe gesagt, ich habe einen Bruder im, im äh Krankenhaus und sie haben mir gesagt, wenn er wird gesund werden, so soll ich ihm sagen. |
00:04:20 | War viel besser und sind sie in Neuburg zum Bürgermeister gegangen und der Bürgermeister hat uns gegeben ein Zimmer. |
00:04:33 | Mit einem Bett, mit.. das war sehr gut. Nachher, der Bruder hat mir gesagt: "Bring mir was zu essen." |
00:04:43 | Da bin ich zu den Amerikanern gegangen und ich habe gebracht äh.. was sie haben gegessen, hat er.. habe ich auch gebracht. |
00:04:55 | Ich verzähle nicht das.. die ganzen kleinen Sachen, aber das war die, die Wahrheit. |
00:05:01 | So, ich war mit den Amerikanern dort sehr verbunden. Und dort war ein Lieutenant-Colonel, was hat gesagt: |
00:05:14 | "Du isst mit mir Mittag jeden Tag bei dem Tisch. Ich und du." |
00:05:22 | Und ich war sehr zufrieden. Und er hat mir nur.. neue Kleider gebracht, mit Schuhen, mit so.. |
00:05:36 | Es war ganz, ganz gut von dieser Zeit.. um diese Zeit. Nachher haben sie Befehl, nach Japan zu fahren. Und ich habe auch gewollt fahren nach, nach Japan. |
00:05:51 | Aber haben sie mir gesagt: "Du kannst nicht nach Japan fahren, weil dort ist eine Gefahr, von der äh Atombombe dort drüben." |
00:06:02 | Aber der Lieutenant-Colonel hat gesagt: "Ich gebe dir einen Brief." |
00:06:12 | Er sagt: "Zu jedem Amerikaner, was du willst was, zeig ihm den, den Brief." |
00:06:22 | So war das. Und sie haben uns genommen, mich mit meinem Bruder, zu Dachau, in das Kloster. |
00:06:35 | IV: In Indersdorf. |
00:06:36 | SR: In, in, in dem Kinderhaus, ja. Und dort hat uns be.. genommen Greta Fischer. |
00:06:48 | Die Frau war von UNRRA, sie war von England. Sie hat gehabt ein menschliches, warmes Herz. Weil bis jetzt habe ich nicht getroffen so eine. |
00:07:11 | Und sie hat mir ein Bett gegeben, ein weißes Bett. Mit einer Schuhpaste, mit eine.. mit äh äh Seife.. ein Stückchen Seife. Und Essen beim Tisch. |
00:07:33 | Und es waren bloß junge, junge Burschen. Alle, was sind gekommen allein. |
00:07:41 | Der Platz war, was sie hat weggeschickt die Kinder nach England, nach Frankreich, nach Schweden, nach Amerika.. das alle.. |
00:07:59 | So weit, das war.. haben sie uns fotografiert und wir haben schon alles gehabt fertig zu fahren nach England. |
00:08:10 | Aber sie hat uns gegeben.. Ich gedenke nicht, wie viele Mark.. Hat gesagt: "Ihr könnt gehen nach München, kaufen was zu gedenken." |
00:08:27 | Und mein Bruder hat bekannt ein, einen aus.. von unserer Stadt. Und er hat gesagt: "Du hast zwei Schwestern, was die suchen dich." |
00:08:45 | Und er hat gesagt: "Wo sind sie?" Haben sie gesagt: "In Feldafing." Das war auch ein, ein Lager. |
00:08:54 | Sagt er: "Kannst du mich mitnehmen nach Feldafing?" Und er hat gesagt ja. |
00:09:02 | Er ist nach Feldafing gekommen, er hat gesehen meine ältere Schwester von mir. |
00:09:09 | Und er hat gesagt: "Wo ist die Schwester.. die große Schwester?" - "Sie ist in, in äh, in äh Hospital. Sie ist krank." |
00:09:20 | Und alle beide, die Schwester mit meinem Bruder, sind gekommen zurück, mich sehen. |
00:09:28 | Und die Frau Fischer hat gesagt: "Sie kann auch fahren nach England." |
00:09:36 | Hat sie gesagt: "Nein, wir haben eine Schwester. Sie ist im Hospital, im Krankenhaus. So, wir wollen nicht fahren." |
00:09:52 | "If ihr wollt nicht fahren." Sie hat mich genommen und nach Feldafing. Feldafing war ein Lager, das war ganz schlimm. |
00:10:06 | Aber man kann leben, niemand kann dich töten dort. Und von dort waren wir eine kurze Zeit und noch einer hat gesagt: |
00:10:22 | "Du hast einen Bruder in der englischen Armee. Er ist in Italien." |
00:10:31 | So, mein Bruder ist gefahren nach Italien, sehen den Bruder. Weil bevor, er war im polnischen Militär und so weiter, so weiter. Ist er gekommen nach ... |
00:10:47 | Und von Italien hat der Bruder ihn geschickt nach Hause, nach Israel.. Damals war noch nicht, war Palästina. |
00:11:00 | Und er ist nach Erding gekommen zu uns besuchen. |
00:11:08 | Nu haben wir schon gehabt eine Richtung, wo, wohin gehen wir. Aber in Erding haben wir auch bekommen zwei Wohnungen. |
00:11:20 | Waren zwar zwei Familien: Wir eine Familie und Monowitsch eine Familie. So, als meine Schwester hat geheiratet mit dem Monowitsch.. äh eine.. |
00:11:36 | Und wir sind.. Oder es war Sonntag oder Samstag.. Wir sind gegangen so eine Allee in Erding und wir gehaben gesprochen zwischen uns. |
00:11:53 | Und zwei Amerikaner: "Was für eine Sprache ist denn das?" Damals habe ich schon gekonnt ein bisschen Englisch, ich konnte verstehen ein paar Wörter. |
00:12:09 | Und ich habe den Brief von der Tasche rausgezogen und ich habe ihm gewiesen. |
00:12:20 | Und hat der gesagt.. Alle beide haben gesagt: "Jetzt musst du kommen mit mir." Das war von der Luftwaffe, das war nicht die, die, die Infanterie. |
00:12:32 | Das waren andere Soldaten. Das war in Erding. Das war Luftwaffe. Und man hat mich gebracht auch zu einem Colonel.. mit dem Brief. |
00:12:47 | Er hat geschaut den Brief, aber ich habe nicht gewusst, was ist dort geschrieben. Und er hat gesagt der Sekretärin.. She was a corporal, sie war.. Pat Beachport. |
00:13:04 | Und da hat er Befehl gegeben: "Jetzt gibst du ihm eine Wohnung, gibst ihm Rationcard, gibst ihm clothes, neue Schuhe.. alles, so wie ein Soldat." |
00:13:23 | Es hat gedauert, weil er hat keine Schuhe gehabt für mich, hat keine Kleider gehabt für mich. Und der Schneider hatte das gemacht.. Der hat das gemacht. |
00:13:38 | Und sie war der Apotropus bei mir. Was kann ich sagen? Ich kann kein.. Ich habe kein schlechtes Wort zu sagen für sie. |
00:13:53 | Und sie hat gesagt: "Ich will dich nehmen als Sohn." Aber da, ja.. hä hä. Ja. Aber das äh war äh unmöglich. |
00:14:08 | Und nachher hat meine Schwester, die ältere von mir, gesagt, sie fährt nach, zum Bruder nach Israel. Habe ich gesagt: "Ich fahre mit dir." |
00:14:27 | Und so haben wir verlassen Erding und sind bei der Grenze nicht gekonnt durchgehen.. Sind wir durch Frankreich gekommen. Und Frankreich war auch gesperrt. |
00:14:40 | Und wieder sind wir nach Austria gekommen. Bis Italien wir sind durchgegangen. Sind wir gekommen nach Milano. |
00:14:53 | Und von Milano haben wir auch gehört, wir haben eine Cousine.. ist in einem Kibbuz in Fano. Das war eine Fishing, Fishing-Stadt.. kleine. Sind wir gefahren dorthin. |
00:15:14 | IV: Mit dem Schiff? |
00:15:15 | SR: Nach.. in Italien. |
00:15:17 | IV: Ach, in Italien. |
00:15:18 | SR: Nach Italien sind wir wieder gefahren, dort in den Kibbuz nach Fano. Und ich habe dort gelernt bauen Schiffe, aber in kurzer Zeit. |
00:15:32 | Wir haben geglaubt, wir bauen ein Schiff, wir setzen uns darauf und wir fahren. Aber das war nicht so. War illegal. |
00:15:42 | Der Engländer hat uns gegeben.. Hat uns nicht erlaubt zu kommen to, to, to Israel.. nach Palästina. |
00:15:52 | Aber das war doch Schiff, was hat.. der Name war Moledid. Sie haben Moledid genommen und hat uns gebracht zu dem Ende, wo der Bahnhof geht, bis zu dem See. |
00:16:10 | Und dort sind.. wir waren dort zwei, drei Tage und die Nacht haben wir uns gezogen mit einem kleinen Schiffchen zu dem Schiff. |
00:16:20 | Nachher haben uns die Engländer erwischt, ja. Hat uns nicht erlaubt, allein gehen nach, nach Israel. Und sie haben uns gebracht nach Zypern. |
00:16:37 | Und Zypern.. Wir waren die ersten, was wir haben das Lager aufgemacht. Das waren Zellen. |
00:16:46 | Die haben, die haben gerufen das "das Sommercamp". Und dort.. von dort sind wir nach.. close to Nikosia war ein Winterlager. |
00:17:05 | Aber ich habe nicht gewusst, die Amerikaner haben mich gesucht die ganze Zeit. |
00:17:15 | Sind nach Italien gekommen.. Haben sie gesagt, ich bin im Kibbuz. Sind in Kibb.. sind nach Fano gekommen. Von Fano sind sie nach Zypern gekommen. |
00:17:29 | In Zypern ruft man mich und ich bin hin. Es waren ein äh, ein Captain, ein äh Lieutenant. |
00:17:43 | Und äh they asked me: "Are you Samuel Reinstein?" - "Yes." - "You was in Erding?" - "Yeah." |
00:17:50 | So he said: "We come to pick you.. äh wir kommen dich abholen. Wir kommen, dich zu nehmen nach Amerika." |
00:17:59 | Sage ich: "Nein, ich fahre nicht nach Amerika, ich habe zwei Brüder in, in Israel, in Palästina. So, ich gehe dorthin." |
00:18:09 | Und sie haben mir gewollt zeigen, als ich habe kein Recht. Und ich habe gesagt: "Ich habe ja Recht." Er sagt: "Dort ist gar nichts da in Palästina." |
00:18:20 | Habe ich ihm gesagt: "Was heißt denn.. Wir haben viele Orangen over there." Soll heimgehen. |
00:18:28 | Haben sie gesagt: "Weißt du was? Wir haben Befehl bekommen. |
00:18:33 | Dein Wille.. Wenn du willst nicht, du unterschreibst, wir haben dich gefunden und du wolltest nicht gehen nach Amerika, du wolltest gehen nach Israel." |
00:18:43 | Und sie haben mir five.. fünfhundert Dollar gegeben. |
00:18:51 | Und nachher bin ich nach s.. ... von Zypern. Bin ich nach.. hat man gegeben 750 Zertifikate zu kommen nach Israel. |
00:19:07 | Und habe ich gehabt Glück, ich bin nach Israel gekommen am Ende 1947. Und so ist.. war unsere Geschichte. |
00:19:23 | IV: Und dort haben Sie dann Teile Ihrer Familie wiedergefunden? |
00:19:27 | SR: Bitte? |
00:19:28 | IV: Und in Israel, in Palästina waren schon zwei Brüder? |
00:19:31 | SR: Zwei Brüder, ja. So, ich war wieder in Kibbuz, in, in äh, in Israel. Aber ich habe gesagt: Ich bin.. zwei Brüder habe ich gehabt, was sie schon waren dort. |
00:19:44 | Haben sie gesagt: "Komm auch rauf in den Kibbuz." Habe ich gesagt: "Nein, ich muss ein bisschen lernen in Hebräisch." |
00:19:50 | Sage ich: "Ich habe, habe keine Ahnung gehabt in Hebräisch." Habe ich dort gelernt und so weiter, so weiter. |
00:19:58 | Im 43. Jahr habe ich geheiratet. Und ich habe drei Töchter. Und acht äh.. |
00:20:09 | IV: Enkelkinder. |
00:20:10 | SR: Ja. Und ein.. |
00:20:13 | IV: Urenkel. |
00:20:13 | SR: Urenkel. |
00:20:15 | IV: Und damals.. Ihre Schwestern sind dann auch noch gekommen nach Palästina? |
00:20:18 | SR: Ja, ja. Alle sind gekommen, ja. Alle sind gekommen. |
00:20:24 | IV: Wie viele von Ihrer Familie, von Ihren Geschwistern haben denn überlebt? Und was ist aus Ihrer Mutter geworden? |
00:20:29 | SR: Bitte? |
00:20:30 | IV: Was ist aus Ihrer Mutter geworden? |
00:20:32 | SR: Das wissen wir bis heute nicht. Das wissen wir heute nicht. Weil uns hat man genommen in das Concentration Camp und was hat dort passiert.. |
00:20:44 | Oder sie haben geschossen oder sie haben sie äh genommen nach Auschwitz oder.. oder.. keine Ahnung. |
00:20:53 | Das ist meine Mutter mit meiner Schwester kleiner Tochter von acht Monaten. |
00:21:00 | IV: Und Sie haben gesagt, Sie waren sieben Kinder zu Hause, nicht? |
00:21:03 | SR: Wir waren acht Kinder. |
00:21:05 | IV: Acht Kinder. Sie hatten sieben Geschwister. |
00:21:06 | SR: Five.. fünf, fünf Brüder und drei Schwestern. Einer war in der polnischen Armee. |
00:21:13 | So, er ist der erste, was.. Er war nicht in der.. Er war im Krieg mit den Engländern, ja. Aber er, er, er war der erste draußen. |
00:21:27 | Und der große Bruder.. weiß man nicht, wo ist der weg. Die Frau mit dem Kind, vielleicht sind sie zusammen gegangen. Das weiß ich nicht. |
00:21:39 | Und der Bruder was ist nach.. der erste, was ist gegangen.. so weiß man überhaupt nicht, was hat passiert. |
00:21:48 | Als.. zwei Schwestern haben gearbeitet in Ottmuth. Das war Pulverfabrik. Eine Schwester war in Neusalz. Und ich mit Meir.. |
00:22:09 | IV: Gut. Und wie viele, wie viele von Ihren Geschwistern sind da.. haben überlebt und sind dann mit nach Palästina gekommen? Insgesamt? |
00:22:17 | SR: Ja, die, die zwei Schwestern, sie haben geheiratet.. dort in Deutschland, in Erding. Und sind gekommen, wenn.. nach '48. Das war schon äh ein Staat von Israel. |
00:22:34 | IV: Also dann war es legal, sozusagen. |
00:22:36 | SR: Sie ist gekommen und.. '49. Die zwei Schwestern sind gekommen '49. Und ich bin mit meinen Schwestern, was sind gekommen, sind wir äh Ende von.. |
00:22:49 | Ich bin bevor gekommen.. sieben.. ich bin Ende von '47 und sie ist schon '48 gekommen. |
00:22:58 | Und äh die, die zweite Schwester war.. in Neusalz gearbeitet. Hat sie so.. die zwei Schwestern waren in Ottmuth, was die Russen sind gekommen. |
00:23:13 | Haben sie befreit. Die Schwester in Neusalz haben die Engländer befreit. Und mich mit Meir haben die Amerikaner befreit. |
00:23:26 | IV: Ich.. |
00:23:26 | SR: Das ist der.. |
00:23:29 | IV: Ich würde jetzt gerne noch mal zurückgehen ein bisschen. |
00:23:33 | SR: Bitte? |
00:23:34 | IV: Äh ich würde gerne in der Geschichte noch mal zurückgehen, weil wir hatten vorhin.. Sie hatten vorhin erzählt, Sie sind von Buchenwald.. |
00:23:42 | SR: Ja. |
00:23:43 | IV: ..in Richtung Flossenbürg.. |
00:23:44 | SR: Ja. |
00:23:44 | IV: ..aufgebrochen. Und dann haben sie gleich von der Befreiung erzählt. Was war dazwischen? |
00:23:50 | Wir müssten noch mal sehen.. Können Sie sich an Flossenbürg erinnern? Sind Sie von Buchenwald hierhergekommen? |
00:23:56 | SR: Ja. Wir sind von Buchenwald nach Flossenbürg gekommen. {SR seufzt} Schwer. |
00:24:04 | Aber ich muss das erzählen. Ich habe zu Hause nicht erzählt. Aber ich muss das erzählen jetzt.. muss ich erzählen. |
00:24:13 | Wir sind in einen Block herein gegangen.. vielleicht 2.000. Das waren nicht o.. bloß Juden.. allgemeine. |
00:24:26 | Und wir sind gesessen so, einer beim zweiten.. allein.. nicht gelegen. Ich bin auf der Seite gelegen und.. gesessen und Meir war gesessen auf der zweiten Seite. |
00:24:46 | Und einmal, wenn der Deutsche kommt besuchen.. Der SS kommt besuchen und einer schreit: "Hier ist ein Jude!" |
00:24:59 | Und: "Raus, raus, raus!" Sage ich: "Ich bin kein Jude nicht." - "Wie heißt du?", hat er gesagt. "Lolek Butzki." Das ist mein Freund, was war zu Hause. |
00:25:10 | Und der SS-Mann hat gesagt: "Du, komm mal her. Rauf auf den Tisch." Und hat gesagt: "Lass die Hosen runter." |
00:25:21 | Und ich habe einen Strick gehabt und ich habe gesehen meinen Tod in dem Moment. Und er sagt: "Schneller" und "Schneller!" und "Schneller!" und so was.. |
00:25:36 | Es war ein Alarm und er hat gesagt: "Er ist kein Jude." Und dort haben sie schon geschimpft: "Hier ist sein Bruder." |
00:25:47 | Sind wir raus.. äh wir sind drei Tage geschlafen draußen. Wir sind in die Baracke nicht reingegangen. |
00:25:58 | Wir waren in äh Flossenbürg.. wir waren nicht eine lange Zeit. Vielleicht eine Woche Zeit. Vielleicht. |
00:26:08 | Weil die Russen sind jedes Mal gekommen näher. Und uns hat man geschickt nach.. in eine andere Richtung. |
00:26:20 | So das, was ich weiß genau. Das war bevor Regensburg. |
00:26:28 | Weil am selben Tag, so wie die Amerikaner sind gekommen, sind wir gegangen die Richtung, von wo die Amerikaner sind gekommen.. und dort war Regensburg. |
00:26:41 | IV: Und von Flossenbürg.. Sie waren wieder zu Fuß unterwegs? Oder im Zug? |
00:26:46 | SR: Nein, nein, nein, nein.. zu Fuß. Zu Fuß. Zu Fuß.. das war, das war die, die, die, die schlimmes Wetter. |
00:26:59 | Das schlimme Wetter. Das war der ganze Marsch war das schlimme Wetter. |
00:27:08 | Die Kleidung war nicht.. war keine Kleidung. Aber ich w.., wenn man fragt mich: "Wieso bist du äh leben gelassen?" Das, das kann ich nicht erzählen. |
00:27:20 | Sagen: Ohne Essen, ohne Wasser.. Aber Schnee war. Wir haben da Schnee gegessen. |
00:27:30 | Und geklaut, geklaut.. nicht geklaut, weil ich habe gemusst klauen. Habe geklaut, habe gewollt leben.. that's all. |
00:27:41 | Habe ich eine Jacke hier gesehen auf dem ..., habe ich sie genommen. |
00:27:47 | Ich weiß, so was.. jetzt, wenn ich komme nach Neuburg, das ... vielleicht ist das ein, eine Lachgeschichte. |
00:27:57 | Jetzt bin ich fertig zu kommen zu bezahlen für die Henne, was ich habe ge.., genommen von der.. |
00:28:07 | IV: Was glauben Sie denn, wie haben Sie das geschafft, dass Sie die ganze Zeit mit Ihrem Bruder zusammen bleiben konnten? |
00:28:14 | Man hat ja gehört, die meisten Familien wurden ja geteilt, zersprengt, haben sich nie wieder gesehen. |
00:28:19 | SR: Ja. |
00:28:19 | IV: Wie haben Sie beide das geschafft zusammen zu bleiben so lange? |
00:28:26 | SR: Ich glaube, oder ich oder mein Bruder hat einen Engel gehabt. Und er hat uns gehütet.. aha, hat uns aufgepasst. |
00:28:43 | Ich erzähle das alles, ich war schon zehn Mal tot. Und zehn Mal bin ich aufgestanden. |
00:28:55 | Von, von Blockältestem, von Lagerältestem, von, von, von äh von dem Holländer. |
00:29:06 | Das ist nicht zu begreifen, aber hat mich schon rausgenommen: "Du, steh hier." |
00:29:12 | Nachher kommt der, gibt er mir einen Schmeiß in den Arsch und hat gesagt: "Was? Du zu der Arbeit willst rausgehen?" |
00:29:19 | 25, 26.. was war. Ich war ein, ein Elektriker, Gehilfselektriker. Aber ich war.. alles kann ich. |
00:29:32 | Das.. so, so einmal. Das zweite Mal. Hat er gesagt: "Wieso, wieso gehst du zu.. wieso kommst du zu der Arbeit äh hier?" |
00:29:48 | Und er hat mich gewollt auf dem Bicycle, auf dem äh äh äh Motor nehmen zurück, zurück dort dahin. |
00:30:00 | Aber er hat gesagt: "Nein, du kannst ihn nicht nehmen. Ich bin rausgegangen mit 26. Ich muss zurück mit 26." |
00:30:11 | Was kann ich sagen zu dem? |
00:30:16 | Der Engel war, war.. ich weiß nicht.. bei mir oder meinem Bruder. Wir haben uns gesehen jeden Tag. Wir haben jeden Tag gesehen. |
00:30:29 | Und das war.. wir haben gegessen zusammen. |
00:30:35 | Das ist nicht für Television zu sprechen, was wir haben gemacht und wieso wir sind geblieben leben. |
00:30:48 | Ich habe was geschrieben da, auch in Englisch. Und auch.. Ja, ich war bei den.. Pat, bei den Soldiers. |
00:31:00 | Ich bin 1989 nach Amerika gefahren. Ich habe sie gefunden. Wieso habe ich sie gefunden? |
00:31:14 | Von Anfang sie hat mir geschrieben. Und sie hat geschrieben so: "Pat Beachport, North Carolina, U.S.A." |
00:31:27 | Und ich habe einen Brief geschickt zu ihr. Aber der Brief ist zurückgekommen. Das ist nicht genug: North Carolina, Pat Beachport. |
00:31:39 | Und der Brief war zu Hause gelegen, gelegen. |
00:31:48 | Und die Familie von meiner Frau sind in Amerika, sind gekommen und ich habe schon gesprochen mit ihnen. |
00:31:56 | Haben sie gesagt: "Oh, wieso sprichst du so ein Englisch.. amerikanisches Englisch?" |
00:32:02 | Habe ihr gesagt, es war ein Soldat, Pat Beachport, sie hat mir gelernt, sie hat gewollt, ich soll nach Amerika kommen.. So weiter, so weiter, so weiter. |
00:32:13 | "Bist du in Verbindung mit ihr?" Sage ich: "Nein. Ich habe keine Adresse." Aber sie war schön, sie hat bi.. ... b.. in äh b.. äh in äh Babysuit war sie. |
00:32:29 | Und, und einmal ich bekomm ein Telefon zu Hause, sagt sie mir: "Samuel, ich habe die Adresse von Pat Beachport. Jetzt ihr Name ist Kochelmann." |
00:32:52 | Ich war.. Ich habe nicht gewusst in dem Moment, was zu sagen und was zu tun. Zwei Tage bin ich gegangen nicht ruhig. |
00:33:04 | Wieso kann ich zu ihr.. ich habe gehabt die Telefonnummer. Und ich habe mich aufs Bett gesetzt. Jetzt muss ich sprechen mit ihr. |
00:33:19 | Ich ring up zu ihr und sie sagt: "Who is speaking?" Und ich sage: "Semi." |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0805.mp4"
00:00:00 | SR: Habe ich, ich mit meiner Frau gesagt: "Aviva, wir fahren.. wir müssen die Pat sehen, sie hat Geburtstag. Wir müssen bringen äh äh flowers.. Blumen from Israel. |
00:00:24 | Und wir sind gekommen nach North Carolina, wir sind in ein Hotel reingegangen. |
00:00:32 | Und von dem Hotel habe ich sie angerufen zu Hause. Und sie sagt mir: "Wo bist du denn? Wo bist du? Und ich sage ...: "I.. ich bin in North Carolina." |
00:00:49 | "Wo bist du in North Carolina." Habe ich gesagt.. es war ein Restaurant.. Habe ich gesagt: "Meet in dem Restaurant." |
00:01:00 | Ich habe nicht gesagt "in dem Hotel". Ich war so dumm, war so.. So hat sie mir gesagt: "In zehn Minuten bin ich dort." |
00:01:11 | Na, zehn Minuten, ich habe gewartet sie kommt. Sie ist gekommen dort in das Restaurant und sie hat gesagt: |
00:01:20 | "Are you Semi? Are you Semi? Are you Semi? Are you Semi?" Nobody was Semi, I was in the hotel. |
00:01:29 | So, I was nervous, it was maybe half an hour. And they told me: "Something wrong?" |
00:01:37 | I said: "No, I talked to a lady and she told me she will come after ten minutes. And now it is half an hour and she is not here." |
00:01:48 | "Who ist the woman?" And I told her: "Pat Beachport." |
00:01:53 | "Oh, I know her." He took the car, he took me to her. So, it was eh.. She was together with her brothers, with her sisters in North Carolina. |
00:02:05 | She told me: she was in the restaurant and eh she didn't find me. And we're sitting so.. from the television. |
00:02:20 | The one is Sam Reinstein. North Carolina, who knows me, Sam Reinstein. |
00:02:27 | They wanna make a review. I say: "You have to speak with Pat." - "Später.. not now, he's not long here, he's.. after two hours." |
00:02:43 | Two ... of the two hours after: call from the newspaper. Sam Reinstein.. Said: "No, not today, tomorrow. Give him a rest". |
00:02:57 | So, I was at the hotel. And after I get a cable.. she's very sick. And she's dead. |
00:03:11 | So, I buy ten trees. You know, in, in Israel you.. if you want to remember somebody, you buy Keren Kayemeth. |
00:03:26 | I buy ten trees and I was going to, to North Carolina, to her sister and I said: "I want so see where she's grabed." |
00:03:41 | "Okay, I will take you." So, over there, in North Carolina, I said: "I want to buy flowers." And they asked me: "For five dollars?" |
00:03:55 | And I said: "No. Ten dollars? Give me for 25." She gave me.. this way round. {SR zeigt mit den Armen Größe des Kranzes} |
00:04:04 | And we were going to the, to the, to the place. She is in the place for all soldiers over there. So, this was the last time when I saw her. |
00:04:20 | So.. this is.. now I'm happy. From the children. And grandchildren. And from everybody. And eh I have to thank the, the people that they helped me. That's all. |
00:04:40 | IV: It's a good story. Also that there were some people to help you. |
00:04:45 | SR: It is a story.. three stories. Every man has one story, I have three. To 40, from, from 40 to 45 and from 45.. later. |
00:05:01 | IV: So, we can switch a little bit to german again? |
00:05:04 | SR: I beg your pardon. |
00:05:05 | IV: We can switch to german language again? Wir sprechen wieder deutsch? |
00:05:11 | SR: Ja. |
00:05:12 | IV: Das war jetzt aber gut. Das war eine Geschichte aus Amerika, da passt Englisch gut als Sprache. |
00:05:18 | Aber ich würde gern noch etwas.. ein, zwei, drei Sachen fragen. |
00:05:21 | SR: Ja. |
00:05:22 | IV: Äh Sie waren ja äh.. Sind Sie wirklich am 24. April geboren? |
00:05:28 | SR: Ja. |
00:05:30 | IV: Und bei den Unter.. |
00:05:31 | SR: April.. 24. April, ja. Mo.., morgen. |
00:05:35 | IV: Ja, morgen. |
00:05:36 | SR: Morgen. |
00:05:37 | IV: Und äh in meinen Unterlagen steht auch, dass am 24. April Sie befreit worden sind. |
00:05:45 | SR: Das kann ich Ihnen nicht sagen genau. Ich weiß es nicht. |
00:05:50 | IV: In den Unterlagen steht es. Das wäre.. |
00:05:52 | SR: Ohne, ohne Datum, ohne Uhr. Das.. Wenn mir.. Ich.. für mein.. mir selbst, ich will wissen, aber ich kann es nicht gedenken. |
00:06:04 | IV: Ja. |
00:06:06 | SR: Wie viele Tage warst du hier? Wie viele Tage hast du gearbeitet dort? Keine Ahnung. |
00:06:12 | IV: Aber nach den Unterlagen dieser Untersuchung war es Ihr 15. Geburtstag, an dem Sie befreit worden sind. |
00:06:20 | SR: Nach..? |
00:06:20 | IV: Nach den Unterlagen, den Aussagen auch der anderen, wann Sie befreit worden sind, muss es Ihr Geburtstag gewesen sein. |
00:06:28 | SR: Ah das war nicht so wichtig. |
00:06:31 | IV: Da hat man auch nicht mehr dran gedacht, nicht? |
00:06:33 | SR: Nein, nein. |
00:06:35 | IV: Aber Sie waren ja praktisch, als Sie das erlebt haben, noch ein Kind. |
00:06:40 | SR: Ja, zu Hause mit der Tochter habe ich gemacht Geburtstage, aber.. Das ist nicht so.. |
00:06:50 | IV: Aber ich meine, als Sie, als Sie in die Arbeitslager kamen, als Sie auf die Todesmärsche gingen, waren Sie ja, waren Sie ja an sich noch ein Kind. |
00:06:59 | Sie waren 14 Jahre alt. Wie war das für Sie als Kind, das zu erleben? |
00:07:04 | SR: Ja, ja, ich muss.. Ich war ein Kind, das ist richtig. Aber ich muss Ihnen sagen, das war so unmenschlich. |
00:07:16 | Weil die.. von der Eisenbahn.. die Schienen, ja, die Eisen, haben geschleppt zehn Mann an der Achsel. {SR zeigt auf die Schulter} |
00:07:28 | Waren neun, ich war der zehnte mit dem Kopf.. habe ich nicht geruht. Aber ich habe gemusst gehen zusammen zehn. |
00:07:38 | Ja, was, was kann ich Ihnen sagen? |
00:07:44 | So, dieselbe Sache: Sie haben mir eine Lore gegeben mit Steinen. Und das war keine ... dort. Nur ein Stück Holz, ja. |
00:07:56 | Und da hast du drauf.. rauftreten.. einhalten. Aber ich war.. ich habe nicht gekonnt das machen. |
00:08:09 | Habe gehaut bekommen. ... Ist das menschlich? |
00:08:18 | Das, das ist.. Das war unser Leben. |
00:08:23 | IV: Als Sie dann in Palästina waren und Ihre Fa.. Ihre Brüder und Schwester wiedergetroffen haben.. |
00:08:30 | SR: Ja, ja. |
00:08:31 | IV: Haben Sie.. |
00:08:32 | SR: Ja, ja, das war so: Ich war in einem Kibbuz. Mein Bruder.. zwei Brüder waren draußen. |
00:08:39 | Sie haben gearbeitet, aber sie haben eine Wohnung und ein Zimmer. Und ein Zimmer. |
00:08:48 | Als mein Bruder hat geheiratet.. Mit meinem Bruder haben sie ein Zimmer gehabt. |
00:08:55 | Aber ich war im Kibbuz. Im Kibbuz habe ich ein Zelt gehabt. Die kleinen Zelte, die ... Es war gut, es war gut. |
00:09:07 | IV: Haben Sie denn in dieser Zeit über die Vergangenheit geredet? Über Ihre Erfahrungen? Haben Sie erzählt untereinander? |
00:09:16 | SR: Nein, nein, nein. Das war.. von Anfang.. Sie.. Wissen Sie, Sie bringen mich zurück. |
00:09:26 | Ich habe von Anfang gewollt erzählen meiner Frau. Meine Frau ist geboren in Israel. |
00:09:36 | Und meine Tochter, die große Tochter, sie war vielleicht vier Jahre. Und ich habe ihr gesagt: |
00:09:46 | "Ich habe gewollt leben und ich habe gestohlen. Was ich habe gekonnt stehlen, habe ich gestohlen." |
00:09:56 | Meine Tochter, die kleine, hat nachher gesagt: "Mutti, sag mir, unser Vater ist ein Stehler?" |
00:10:10 | Habe ich gesagt: "Oh, Schmuel, du hast.. darfst nicht sprechen." Und habe nicht gesprochen. |
00:10:22 | IV: Und wann haben Sie angefangen davon zu erzählen? |
00:10:27 | SR: Jetzt, jetzt diese.. wenn äh die Frau Anna hat uns eingeladen nach Jerusalem. |
00:10:38 | Wir, wir waren in Jerusalem und sie hat gewollt, wir sollen kommen und ich soll ihr schicken äh Bilder und erzählen.. |
00:10:50 | Habe ich ihr gemacht eins in Englisch und eins auf Hebräisch. Auch Bilder, auch äh.. das ist interessant.. ich glaube das interessant zu sein. Nachher. |
00:11:05 | IV: Ja, und, und Sie haben sozusagen mit Ihrer Frau auch am Anfang nie darüber geredet, oder? |
00:11:11 | SR: Nein, ich habe nicht erzählt. Es an.. es ist eine große Differenz.. war zwischen mir und zwischen Geborenen in Israel. Waren andere Gedanken. |
00:11:31 | Die haben gesagt: "Wieso, wieso kann das sein? Ihr wart dumm, so zu gehen." Die, die, die.. now, auch un.. meine Kinder.. sehr.. W.., wieso ist denn das? |
00:11:53 | "1.000 Leute, 50 Soldaten." So. {SR schnippt mit dem Finger} |
00:12:00 | Aber sie verstehen nicht: Sie haben gehabt Gewehr und wir waren ohne Gewehr. Das, das war die ganze Sache.. Geschichte. |
00:12:15 | IV: Und warum haben Sie sich jetzt entschieden, hierherzukommen? |
00:12:25 | SR: Ich.. wenn.. weil die, der Mann hat uns gebeten. |
00:12:33 | Und jetzt ich bin schon acht.. ich bin 80 Jahre alt, aber ich sage nicht, ich bin 80 Jahre alt. Ich sage, ich bin 65 Jahre alt. |
00:12:46 | Nein, ich spreche zu mir {SR lacht}. Ich spreche zu mir, zu mei.. Das habe ich dort nicht gelebt. Ich bin zwei Mal geboren. |
00:13:02 | So, bei.. So, jetzt bin ich geboren im 45. Jahr. So, wie alt bin ich? 65 Jahre. Ja, das kann ich zu mir sprechen alleine. Aber das ist wahr. |
00:13:23 | IV: Gut, eine letzte Frage. |
00:13:25 | SR: Ja. |
00:13:26 | IV: Wie ist Ihr Gefühl jetzt, wenn Sie morgen wieder zurückkehren werden an so eine dieser Stellen des Schreckens.. nach Flossenbürg. |
00:13:33 | Morgen werden Sie ja dieses Lager sehen. Wie ist Ihr Gefühl jetzt? |
00:13:37 | SR: Ja. Äh soll ich die, die Wahrheit sagen? Eine Woche bin ich schon bei Nacht nicht geschlafen. |
00:13:55 | Was.. Was heißt das? Eine Woche Zeit nicht geschlafen. |
00:14:02 | Weil das war so wie der in die Kamera geht, der, der Film, so ist der Kopf gegangen. |
00:14:10 | Bin ich runter vom Bett gegangen und aufgemacht die Television. Und ich habe gesehen.. Ich habe geschaut, aber habe nicht gesehen. |
00:14:21 | Wenn ich Ihnen erzähle das, werden Sie doch sagen: "Er ist ein dummer Mensch. Er versteht nicht, was er tut." |
00:14:28 | Aber was kann ich sagen? |
00:14:33 | Ich habe eine schöne Geschichte, ich habe eine schöne Geschichte. Aber das, das gehört nicht zu her.. zu dem. |
00:14:41 | Ich mit meiner Tochter, mit meinen äh husbands, habe ich gewollt fahren.. ich habe so viel gehört von Schwarzwald. Ja. |
00:14:55 | Und er sagt: "Kein Problem. Wir fahren nach Schwarzwald." Wir sind nach München gekommen.. na.., nach äh F.., äh Frankfurt.. nach Frankfurt gekommen. |
00:15:13 | Wir haben eine Auto genommen und wir sind gefahren jeden Tag an einen anderen Platz. |
00:15:24 | Und morgens haben wir gewollt zahlen. Hat der gefragt: "Wie heißen Sie bitte? Und der Name?" Habe ich gesagt: "Reinstein Schmuel." |
00:15:43 | Sagt er zu mir: "Haben Sie einen Bruder Bernhard gehabt?" In dem Moment habe ich nicht gekonnt atmen. |
00:16:03 | Und er fragt: "Ist was passiert?" Ich habe nicht gekonnt antworten. |
00:16:09 | Ich sage: "Wieso denn? Ja, ich habe einen Bruder, der große Bruder war Bernhard.. Bernhard. Kennen Sie ihn? Haben Sie ihn gesehen?" |
00:16:25 | Sagt er: "Nein. Die zweite Seite vom äh Rhein ist ein Castel. 'Bernhard Reinstein'." |
00:16:43 | Habe ich gesagt: "Na, wir fahren dorthin, wir gehen dort sehen." Wir sind gefahren einen großen Schrein. Das ist richtig: "Bernhard Reinstein" |
00:16:57 | Und die Tochter mit Mann gehen auf.. oben rauf und ich mit der Frau gehen wir langsam. |
00:17:08 | Er kommt zu oben, sagt er.. fragen sie: "Was kann ich tun?" Sagt er: "Der richtige Reinstein kommt. Kommt.. kommt nach." {SR lacht} |
00:17:22 | Ich bin gekommen.. Herr Reinstein.. haben sehr gut aufgenommen. Das ist now ein Hotel. Und sie haben mir eine Broschüre gegeben. |
00:17:35 | Bernhard Reinstein ist gebildet 1306. Und es ist gebaut zu 22.. 1322. |
00:17:54 | Aber was: Bei uns Juden geben wir den Namen immer after dem Vater und Großvater. |
00:18:07 | So, mein, mein Vater ist.. hat man gerufen Zvi. Zvi.. Hirsch. Ein Hirsch.. Zvi. |
00:18:22 | So meine große Schwester hat geboren einen Sohn, er heißt Zvi.. Hirsch. |
00:18:35 | Die zweite Schwester hat geboren einen Sohn und er heißt Dov.. Bär, Bernhard. Und der Bruder Meir.. |