File "AGFl_AV.22.1074.mp4"

[DE: FW: Ich werde also fortfahren, in Ruhe. Keine Angst.]

[DE: Es geschah dann auch, dass im vierten Hof betoniert wurde. Dort baute man neue, neue Zellen. ]

[DE: Die einen waren wohl für vierhundert Leute, das war riesig. ]

[DE: Das waren Säle, und dort wurden die Pritschen dafür gemacht.]

[DE: Und dann, das war direkt gespenstisch, waren da Einzelzellen.]

[DE: Das waren Räume, die etwas über zwei Meter lang waren.]

[DE: Damit dort ein Bett, ein Klosett und ein kleiner Polster am Bett reinpassten.]

[DE: Und oben an der Decke war ein kleines, mattes Fenster.]

[DE: So hat dieser Mensch dort nichts gesehen. Es war dunkel und er sollte dort natürlich vegetieren. ]

[DE: Nur als wir dort eintrafen, bekamen wir überhaupt keine konkrete Aufgabe.]

[DE: Und natürlich war die SS dort, Kapos waren dort.]

[DE: Die Kapos haben dort zwar nicht so gemordet wie in einem normalen Konzentrationslager, aber die SS-Männer übertrafen sich gegenseitig.]

[DE: Na, und nun wusste ich nicht, was ich tun sollte.]

[DE: Um das unbeschadet zu überstehen, hat mir ein alter Häftling einen Rat gegeben.]

[DE: Er sagte: "Hör zu, such dir ein Brett und mit dem läufst du herum."]

[DE: Also hab ich mir ein Brett ausgesucht und bin immer schrecklich wichtig und schnell irgendwo hingelaufen.]

[DE: Da hab ich mich dann hingestellt und mich umgeschaut, wo welcher SS-Mann steht.]

[DE: Eine Weile stand ich so herum und so lief ich von einem Ort zum anderen.]

[DE: Eine Weile stellte ich mich zu.. die Jungs hatten da ein Feuer gemacht, so konnte ich mich ein wenig aufwärmen.]

[DE: Na, und so habe ich also diesen, diese Tage dort überstanden.]

[DE: Na, und dann kam eigentlich nur noch der Antrittsbefehl, und sie brachten uns, die dafür vorgesehen waren, ins KZ.]

[DE: IV: In der Kleinen Festung waren Sie also nicht lange?]

[DE: FW: Ich war nirgends lange.]

[DE: Denn ich musste das alles ja innerhalb von zehn Monaten absolvieren.]

[DE: Ich war also fleißig.]

[DE: Ich saß Pankrác ab, die Pečkárna, Theresienstadt, das Konzentrationslager Flossenbürg.]

[DE: Dann das Kommando in Lengenfeld und den Todesmarsch.]

[DE: Also im Konzentrationslager, das heißt in Theresienstadt, als sie uns vorbereiteten, da gingen wir in die Rasierstube.]

[DE: Wir mussten uns rasieren und dort war es einigermaßen gefährlich.]

[DE: Denn die Rasierklingen waren abgezählt, und eine ging leider verloren. ]

[DE: Jetzt haben die Jungs, die dafür zuständig waren, inständig darum gebeten, dass sie sich wieder findet, denn sonst wären sie, sonst würde es schlimm enden.]

[DE: Also hieß es, derjenige der sie genommen hat, solle sie irgendwohin legen, einfach damit sie gefunden wird.]

[DE: Und so ist auch das gut ausgegangen.]

[DE: Na, und auf mich hatte es eine ziemliche Wirkung.. Ich habe, ich bin nicht gern traurig.]

[DE: Und als ich sah, wie wir da alle mit kahl geschorenem Kopf herum standen, da sahen wir wirklich aus wie kleine Idioten.]

[DE: Na, und mich hat es irgendwie aufgeheitert, wenn so ein kleiner Idiot den anderen mit "Herr Doktor" und "Herr Ingenieur" anredete.]

[DE: Und auf einmal sah ich einen, der sah aus wie Bureš.]

[DE: Also gehe ich zu ihm hin: "Bist du nicht Láďa Bureš?“]

[DE: Und er sagt: "Bist du Fanda Wretzl?"]

[DE: Und seit der Zeit waren wir zusammen bis zu dem Moment, als wir den Todesmarsch antraten.]

[DE: Da konnte er nicht mehr mitgehen.]

[DE: Also haben wir das dann zusammen durchgestanden. ]

[DE: Von Theresienstadt aus kamen wir in Waggons.]

[DE: Wir fuhren in normalen Personenwaggons und wir kamen nach Prag.]

[DE: Da standen wir lange auf dem Wilson-Bahnhof.]

[DE: Von dort war es nur ein kleines Stück bis nach Hause, vielleicht einen Kilometer, nur den Berg hinauf.]

[DE: Na, und trotzdem war Zuhause ganz weit weg.]

[DE: Dann sind wir angekommen, also in Cheb sind wir angekommen.]

[DE: Dort haben wir auf der Burg übernachtet, in diesen Kasematten oder Kellern.]

[DE: Und diese Nacht war sehr unangenehm. Es war ein großer Raum, vollgestopft mit Menschen.]

[DE: Auch ein riesiges Faß stand dort, ungefähr 200 Liter.]

[DE: Und das war voller Fäkalien und Urin, ein fürchterlicher Gestank also.]

[DE: Dort haben wir also die Nacht erduldet und sind dann in den Zug nach Flossenbürg gestiegen.]

[DE: Ich kann mich da an einen jungen Mann erinnern.]

[DE: Den hatte man aber, glaube ich, aus Mauthausen oder einem anderen Lager nach Flossenbürg abkommandiert.]

[DE: Ich denke, er war jünger als ich. Er hatte einen riesigen Kopf.]

[DE: Das war ein gigantischer Kopf.]

[DE: Er begann sich mit mir zu unterhalten und sagte: „Schau, ich habe einen Wasserkopf, also noch ungefähr drei Wochen zu leben.“]

[DE: Das habe ich dann meinen Freunden erzählt, und sie meinten: "Naja, länger macht es der nicht mehr."]

[DE: Und Rettung gab es keine für ihn, denn das war eine Krankheit, die die Leute dort nur so dahinraffte. {trinkt} ]

[DE: Wir kamen also nach Flossenbürg auf den Bahnhof, der heute gar nicht mehr existiert.]

[DE: Denn nach dem Krieg wurde die Eisenbahn dort eingestellt.]

[DE: Na, dort waren wir wohl einige Hundert, und wir liefen immer zu Fünft.]

[DE: Jede Fünfergruppe bekam, hatte ihre eigene Kette.]

[DE: Na, und wir waren mit normalen Armbändern daran festgebunden.]

[DE: Na, und Flossenbürg sieht heute völlig anders aus als damals.]

[DE: Das war ein kleines Dorf, mit ungemütlichen Gebäuden, so gräulich, aus dem dortigen Gestein.]

[DE: Und den ganzen Weg nach oben hörten wir nur Geschrei und Stöhnen, denn dort bauten die Häftlinge den Stein ab. {hüstelt} ]

[DE: Na, und die Kapos haben gewütet. ]

[DE: Na, die Aufnahme in Flossenbürg war nicht angenehm.]

[DE: Dort kamen wir unter die Dusche, bereits nackt.]

[DE: Und da gab es so eine Art Einteilung. Zuerst gingen die deutschen Häftlinge.]

[DE: Dann gingen die tschechischen, dann gingen, dann gingen die Polen und dann die Übrigen.]

[DE: Der Erste war ein gut gewachsener, hübscher junger Mann, groß, ein Deutscher. ]

[DE: Und der Kapo fragte ihn: „Warum bist du hier?“]

[DE: Und er sagt: „Na, weil ich ausländischen Rundfunk gehört habe."]

[DE: Das durfte man ja nicht, nicht wahr.]

[DE: Und der sagt zu ihm: „Na, das werden wir dir hier schön abgewöhnen.“ ]

[DE: Und der andere hat ihm etwas geantwortet, weil er sich sagte: "Was hat dieser Häftling mir, einem Häftling zu sagen?"]

[DE: Das hätte er nicht tun sollen. Ich werde nicht weiter erzählen, was passierte.]

[DE: Nur dass er in einer Blutlache liegengeblieben ist. Ich weiß nicht, ob er es überlebt hat.]

[DE: Na, wir wurden nicht den Stamminsassen, um es mal so zu sagen, zugeteilt.]

[DE: Eigentlich waren wir in Quarantäne.]

[DE: Denn bei uns ging man davon aus, dass wir in irgendein, in irgendein Kommando gehen würden.]

[DE: Tagsüber konnten wir aber nicht in der Baracke bleiben, denn die musste irgendwie hergerichtet werden.]

[DE: Und niemand von uns hatte ein Bett.]

[DE: Nach dem Appell, nach dem Appell öffneten sich die Türen, na, und jetzt such dir dein Bett.]

[DE: Bureš und ich hatten so einen, so einen Trick. Wer als Erster ein Bett ergatterte, gab dem anderen ein Zeichen.]

[DE: So schliefen wir immer zusammen und hatten immer ein Bett.]

[DE: Manchmal waren auch vier Leute in einem Bett, vielleicht noch mehr. ]

[DE: Ja, also das war unangenehm.]

[DE: Na, arbeiten gingen wir dort nicht, wir gingen Steinesammeln.]

[DE: Unter dieser Burgruine haben wir Steine gesammelt und trugen sie auf der Straße, die repariert wurde, zu dieser Fabrik. ]

[DE: Und das Essen war auch schlecht, wir hatten Hunger.]

[DE: Zum Mittagessen bekamen wir eine Suppe, Kartoffeln, irgendwelche Steckrüben. Fett war das nicht.]

[DE: Und in solchen Situationen macht man ja Sachen, die man normalerweise nicht überleben würde. ]

[DE: Wir hatten dort einen Freund, Pepík Dobrnický. Er kam aus Čáslav.]

[DE: Na, und der, der aß die Suppe nicht ganz auf und hob immer den Ko.., hob die Hand {korrigiert sich},]

[DE: und wir wussten, aha, Pepa gibt uns Suppe ab. ]

[DE: Also sind wir hin zu ihm und haben sie aufgegessen.]

[DE: Nur dass er eben Tuberkulose hatte, offene Kavernen.]

[DE: Das wussten wir aber nicht, das haben wir erst später erfahren.]

[DE: Na, wenn ich das im zivilen Leben gemacht hätte, ich weiß nicht {Lachen}, inwieweit man das überlebt hätte.]

[DE: Na, und weil das eine bergige Gegend ist, ich glaube, die Bayern sagen "Bayerisches Sibirien" dazu,]

[DE: hat uns das Wetter ziemlich zu Schaffen gemacht.]

[DE: Nicht nur, dass wir nass waren und im Wind, zu der Zeit gab es dort bereits Schneestürme.]

[DE: Als sie uns dann für den Transport nach, nach Lengenfeld aussonderten, da standen wir im Abstand von einem Meter in gleichmäßigen Reihen.]

[DE: Na, und wir warteten auf den sogenannten Arzt.]

[DE: Es war wohl ein SS-ler in einem weißen Kittel. Ob es ein Arzt war oder nicht, weiß ich nicht.]

[DE: Wir warteten dort ungefähr zwei Stunden, vielleicht auch länger.]

[DE: Und in dieser Zeit zogen zwei, drei Schneestürme über uns hinweg.]

[DE: Und nicht einer von uns wurde krank, das haben wir ausgehalten.]

[DE: Na, und dann ging er durch und suchte die Leute für den Transport aus.]

[DE: Und er markierte sie. Bei ihm waren zwei, zwei Gefangene und jeder hatte einen Eimer mit roter Farbe und einen Pinsel. ]

[DE: Na, und dann markierte er die Leute mit eins, zwei oder drei. Es gab drei Stufen. ]

[DE: Na, und jetzt war die Frage, ob Bureš und ich zusammenbleiben würden.]

[DE: Bureš war größer als ich und schlank. Ich kleiner und korpulent.]

[DE: Und er sagt zu mir: "Hör mal, zieh ein wenig die Luft ein und ich mache mich breit, damit wir das schaffen."]

[DE: So schafften wir es, wir bekamen beide eine zwei.]

[DE: Natürlich auf die Stirn, ein stolzes rotes „T“ wie ein Kalb {tsch. tele – Kalb}, wenn es, wenn es zur Schlachtbank geht. ]

[DE: Das war also die erste Aktion. ]

[DE: Dann mussten wir die Rasur durchlaufen.]

[DE: Dafür stellten sie ein paar Tische auf, und natürlich immer eine nackte Reihe von Häftlingen.]

[DE: Wir traten einzeln heran, und dieser Mithäftling, der Kapo, hatte einen normalen Rasierapparat mit einer Rasierklinge in der Hand. ]

[DE: Wie viele Häftlinge diese Rasierklinge vor uns rasiert hatte, weiß ich nicht. ]

[DE: Und natürlich ohne Seife, ohne das, ohne Wasser, schön trocken, die Brust, die Achseln und das Geschlecht, nicht wahr. ]

[DE: Das, also das war nicht sonderlich lustig.]

[DE: Den Kopf rasierte man uns auch, aber wie, weiß ich nicht mehr. ]

[DE: Na, und damit waren wir im Prinzip fertig für den Transport. ]

[DE: Als dann dieses Hundewetter herrschte, als es regnete und schneite, war uns kalt.]

[DE: Na, da haben sich immer ein paar Leute an die Barackenwand gestellt, und die übrigen stellten sich in einer Reihe vor sie.]

[DE: Damit sich die, die an der Baracke waren, ein bisschen aufwärmen konnten.]

[DE: Und dann gingen sie nach vorn, ja, die ganze Gruppe trat ein Stück nach vorn, und so haben wir uns abgewechselt. ]

[DE: Oder wir gingen in ein seltsames, großes Gebäude, man ging dort in den ersten Stock.]

[DE: Und dort war nichts anderes als eine unvorstellbar große Grube.]

[DE: Und um die Grube herum war eine Art Geländer, es war wie ein Sitz.]

[DE: Na, und das war die Toilette, das war die Latrine. ]

[DE: Das heißt, wer mal groß musste, der saß dort länger.]

[DE: Wer nur klein musste, der stellte sich in die Lücken.]

[DE: Und wenn jemandem wirklich kalt war, dann ging der eben in die, in diesen unangenehmen Raum. ]

[DE: Ein Stück hinter uns war ein anderer Block, und das war, mit Verlaub, ein Bordell. ]

[DE: Dort.. Es hieß, dort sind Polinnen. Aber es war für die Alteingesessenen, nicht wahr.]

[DE: Für die Häftlinge, die dort, dort eine Art Hausrecht hatten, um es mal so zu sagen.]

[DE: Sie bekamen für die Arbeit in der Fabrik oder im Steinbruch irgendwelche Gutscheine.]

[DE: Und damit konnten sie entweder in die Kantine gehen, wo sie irgendein faules Gemüse oder so etwas bekamen.]

[DE: Oder sie gingen eben in dieses Bordell.]

[DE: Na, das war eine Frage der persönlichen Disziplin.]

[DE: Denn wenn jemand den Hunger nicht aushielt und sich Gemüse holte, ]

[DE: dann setzte er sich natürlich der Gefahr aus, dass er Durchfall bekommt und einfach zusammenklappt.]

[DE: Na, und wenn jemand zu diesen Frauen ging, der vergeudete unnötig seine Kräfte, nicht wahr.]

[DE: Eins wie das andere war schlecht.]

[DE: Und dann war da noch eine Baracke, das war die Leichenhalle. ]

[DE: Da kam immer ein Mann im weißen Kittel, ein SS-Mann.]

[DE: Er ging hinein und nach einer Weile kam er wieder heraus und hatte ein sauberes Tuch in der Hand.]

[DE: Man sagte, er habe darin Gold, Goldzähne der Verstorbenen, die dort auf die, die Einäscherung warteten.]

[DE: Äh das Krematorium lag gleich hinter uns, unterhalb des Hügels hinter einem Tor, und natürlich waren überall Türme.]

[DE: Na, und in der Nacht, wenn man aufs Klo musste, meldete man sich bei.. der Häftling beim Kapo, der Nachtdienst hatte.]

[DE: Der ging mit ihm hinaus und brüllte zum Wachturm hinauf: "Posten, ein Mann raus", also dass einer raus gegangen ist.]

[DE: Und der passte dann auf, dass man unbeschadet zurückkam.]

[DE: Wenn er ohne diese, ohne Meldung raus gegangen wäre, hätte er riskiert, dass sie ihn einfach erschießen.]

[DE: Na, und so vergingen die Tage.]

[DE: Und es war dort ein seltsamer Typ. Es war, es war ein Deutscher, Blockmann, der Kapo.]

[DE: Er wütete fürchterlich, schrie grauenhaft herum und schlug immer mit dem Gummiknüppel.]

[DE: Das ist so ein Stück Schlauch, gefüllt mit Sand.]

[DE: Und damit schlug er an die Wände und brüllte:]

[DE: „An Heiligabend habe ich von denen 24 umgebracht."]

[DE: Und einmal nach dem Appell stand ich vor der Baracke und er ging hinein.]

[DE: Und ich sage zu ihm: "Servus."]

[DE: Und er gab es zurück. Da habe ich den Mut gefasst, ihn zu fragen.]

[DE: Und ich sage zu ihm: "Hör mal, was tobst du immer so herum, was soll das?"]

[DE: Und er sagt: "Mensch, hast du schon einmal gesehen, wie ich jemanden schlage?"]

[DE: Ich sage: "Nein, hab' ich nicht gesehen."]

[DE: "Na siehst du, ich mache es für die da."]

[DE: Nicht wahr, auch solche Leute gab es dort. Damit..]

[DE: Ihm ging es darum, seinen Kameraden nicht weh zu tun, und trotzdem seinen Platz zu behalten.]

[DE: Denn nur als Blockmann hatte er diese Vorteile.]

[DE: IV: In Flossenbürg waren auch viele so genannte grüne Häftlinge.]

[DE: Können Sie uns sagen, was das bedeutete, wer das war? ]

[DE: FW: {hustet} Ich erinnere mich an Kameraden. Aber das ist wohl das falsche Wort.]

[DE: Äh das waren Häftligne, die einen grünen Winkel hatten.]

[DE: Und der Gefährlichste unter ihnen war "Häftling Nummer eins". ]

[DE: Äh das war auf eine gewisse Weise, muss ich sagen, ein eleganter, großer Mann, der im Unterschied zu uns keine geschorenen Haare hatte.]

[DE: Und er trug keine gestreifte Kleidung, er ging in Zivil.]

[DE: Und hatte nur eine kleine Nummer an der Hose.]

[DE: Man sagte über ihn, er sei ein Mörder, dass er seine Frau, die ganze Familie und seine Kinder umgebracht hat.]

[DE: Und dass er dafür lebenslänglich bekommen hat.]

[DE: Aber er bekam das Angebot, wenn er den Raufbold und Mörder im KZ macht,]

[DE: dann bekommt er die Freiheit, wenn der Krieg vorbei ist.]

[DE: Und es war gefährlich, seine schwarze Katze auch nur schief anzusehen.]

[DE: Das, diesem Menschen ging einfach jeder der konnte, aus dem Weg. Das war einer.]

[DE: Und es gab, dann gab es die mit den schwarzen Winkeln und so.]

[DE: Das waren Leute, die arbeitsscheu waren, und Homosexuelle und solche Sachen einfach.]

[DE: Solche Unterschiede gab es dort oft. {hustet} ]

[DE: Nun, und wir wurden dann für den Transport ausgesucht. ]

[DE: Ich möchte gerne noch erzählen, wie die Appelle aussahen.]

[DE: Der Appell, das war, das war die Zählung der Häftlinge jeden Abend.]

[DE: Und zu dieser Zeit waren so um die neuntausend Menschen dort, das war einfach eine riesige Stadt. ]

[DE: Und so standen wir da quasi aufgereiht und warteten, bis sie alle durchgezählt hatten.]

[DE: Und der Appell war nicht eher zu Ende, bevor nicht die Zahl für das ganze Lager stimmte. ]

[DE: Nun. So dauerte das, wenn es gut ging, eine Stunde.]

[DE: Aber das passierte nie, es dauerte immer viel länger.]

[DE: Na, und jetzt war natürlich schon Winter. ]

[DE: Und wir hatten so komische Schuhe. Eigentlich war das eine etwa zwei Zentimeter dicke Sohle in einem Stück.]

[DE: Sie bog sich nicht, und so staksten wir herum wie die Gänse, ja.]

[DE: Und jetzt im Winter, wo die Beine steif wurden, da haben wir uns mit diesen Schuhen ein wenig aufgewärmt.]

[DE: Wir stießen immer mit dem einen Fuß, mit dem einen Fuß an den anderen.]

[DE: Und wenn Sie sich hunderte Menschen vorstellen, wenn es klopft, so war das fast Musik. ]

[DE: Na, dabei ging es, ging es natürlich nicht ruhig zu.]

[DE: Es fielen Schläge und so, und es wurde viel geschrien, vor allem wenn die Zahl nicht stimmte.]

[DE: Na. Soviel vielleicht zu unserem Leben in dem, in dem Lager. ]

[DE: Wissen Sie, man kann das vielleicht gar nicht alles erzählen, es gibt so viele Erinnerungen.]

[DE: Und.. Vielleicht ist es ganz gut, dass der Mensch nicht so sehr in den Erinnerungen lebt.]

[DE: Ich habe sie, ich erinnere mich daran.]

[DE: Ich erinnere mich an die Kameraden, die dort geblieben sind.]

[DE: Denn, ich weiß es jetzt nicht genau, 24 oder 26 von uns sind nach Lengenfeld gegangen.]

[DE: Aber leider sind wir nicht alle nach Hause zurückgekehrt.]

[DE: Äh nach Lengenfeld brachten sie uns.. Wir kamen mit einem normalen Zug dorthin.]

[DE: Es war eine kleinere Stadt, und wir erfuhren, dass wir dort in einer Fabrik arbeiten würden.]

[DE: Na, die Ankunft war für mich recht komisch. ]

[DE: Denn der Kommandant Roller, ich glaube, das war ein SS-Freiwilliger, befahl uns bei der Ankunft, uns nach Nationalitäten getrennt hinzusetzen.]

[DE: Na, wir haben also Gruppen gebildet.]

[DE: Und jetzt wollte der, dass jedes Volk seine Lieder vorführt, na, einfach Theater. ]

[DE: Aber es war ein interessanter Abend, denn ich muss schon sagen, dass die Jungs schön gesungen haben. ]

[DE: Na, dann wurde verkündet, wer vom schwarzen Gewerbe kommt, nicht wahr.]

[DE: Wer irgendwie Maschinenbau gelernt hatte und so, der sollte sich melden. ]

[DE: Und das bedeutete, entweder zu lügen und sich zu melden.]

[DE: Oder zu riskieren, dass man woanders hinkam, ich weiß nicht, in irgendeinen Steinbruch oder..]

[DE: Oder dass man im Lager bleibt und somit nah bei den Schlägen und Tritten.]

[DE: Und so haben wir uns gemeldet und gingen in die Fabrik. ]

[DE: Und dort lösten wir den Jahrgang 24 ab.]

[DE: Dort waren unsere Mädchen, unsere Jungen, aber auch andere Nationalitäten waren da.]

[DE: Ich erinnere mich an einen Belgier und jetzt lautete der Befehl, wir dürften nicht miteinander reden. ]

[DE: Es durfte nur gesagt werden, was zur Einarbeitung nötig war.]

[DE: Und ich habe irgendein Mädchen abgelöst. Sie schaute also in die Maschine, nicht wahr.]

[DE: Wir arbeiten und sie sagt zu mir: "Schreib mir deine Adresse auf."]

[DE: Na, das war ein Risiko. Für sie und für mich.]

[DE: Ich hätte verprügelt werden können.]

[DE: Aber sie hätte vielleicht ins KZ kommen können, solche Fälle gab es.]

[DE: Na, und so ging ich zurück zum Tisch.]

[DE: Dort war ein Stellmacher, ein "Vorarbeiter", und das war ein Deutscher von dort.]

[DE: Er hatte eine kleinen Körperschaden und sah sehr vertrauenswürdig aus.]

[DE: Also ging ich zu ihm und sagte: „Hör mal, hast du nicht ein Stück Papier und einen Stift?“ ]

[DE: Und er sah sich um, gab mir einen Schnipsel, ich hab' ihn noch zu Hause, und einen Stift. ]

[DE: Und ich kam zurück, schrieb schnell die Adresse auf und gab sie ihr. ]

[DE: Sie steckte sie ein, und, was ich nicht wusste, sie schrieb der Mutter. ]

[DE: Meiner Mutter, denn sie hatte schon seit Wochen keine Nachricht mehr von mir, nicht wahr. Nun bekam sie eine. ]

[DE: Sie schrieb ihr, sie solle mir nicht schreiben.]

[DE: Das sei zu riskant und die Verbindung könnte auffliegen. ]

[DE: Dieses Mädchen habe ich also abgelöst.]

[DE: Dann habe ich dort an vielen verschiedenen Maschinen gearbeitet.]

[DE: Mit, mit unterschiedlichen Bohrmaschinen, an der Drehbank und so weiter.]

[DE: An einer dieser Bohrmaschinen, es war so eine vertikale, bin ich auch einmal zusammengesackt.]

[DE: In der Nacht wurde ich ohnmächtig. Wer mich aufhob, weiß ich nicht mehr.]

[DE: Und zufällig kam ein Stellvertreter des Kommandanten dazu, ein Gefreiter der Wehrmacht.]

[DE: Man sagte, im normalen Leben sei er Rhetoriklehrer.]

[DE: Der war immer sehr anständig zu den Häftlingen und vor ihm wagten auch die SS-ler nicht aufzumucken.]

[DE: Und als er mich sah, begann er zu jammern: "Das kommt von diesen (???) und so."]

[DE: Und nun brachte er es fertig, dass sie mich ins Lager zurückbrachten.]

[DE: Auf so einem Wagen, mit dem die Thermosbehälter mit Essen transportiert wurden.]

[DE: Na, mir war das nicht so ganz recht, denn nicht dass noch ein anderer SS-ler auf mich aufmerksam würde.]

[DE: Und wenn der andere weg war, dann würden sie mich vielleicht zusammenschlagen, nicht wahr.]

[DE: Na, es ist aber dann ganz gut ausgegangen.]

[DE: Und noch eine etwas komische Sache.]

[DE: Äh ich arbeitete, das war so ein vierteiliger Horizontalbohrer.]

[DE: Und ich habe irgendwie nicht aufgepasst und auf einmal habe ich mehr gemacht, um..]

[DE: So muss ich es sagen: Mit diesen Leuten vom Totaleinsatz war abgesprochen,]

[DE: dass wir nur eine bestimmte Zahl von Teilen herstellen, damit wir dem Reich nicht zu sehr helfen, nicht wahr.]

[DE: Naja, ich hatte also nur noch ein paar Teile bis zum Morgen.]

[DE: Also setzte ich mich auf eine Kiste und schlief ein.]

[DE: Denn ich war müde und hungrig.]

[DE: Na, und auf einmal merke ich, wie mich etwas an der Nase kitzelt. Also drehte ich mich um.]

[DE: Und als sich das zum dritten Mal wiederholte, bin ich aufgewacht.]

[DE: Ich sprang auf und da war ein Hundeführer, nicht wahr, ein SS-Mann und so weiter.]

[DE: Na, das, das war natürlich schlecht, denn ich wusste nicht, was passieren würde.]

[DE: Aber er hatte seinen Spaß.]

[DE: Er machte sich einen Spaß daraus, dass er mich wieder an der Nase kitzelte.]

[DE: Und dann sagte er zu mir: "Ich komme nochmal, damit du nicht einschläfst."]

[DE: Und da bin ich dann wirklich nicht mehr eingeschlafen.]

[DE: Und seltsam war das Essen, dass sie uns um Mitternacht zu den Nachtschichten brachten.]

[DE: Und der Hunger, wir hatten natürlich Hunger.]

[DE: Das Essen war ähnlich wie, wie in Flossenbürg. ]

[DE: Um Mitternacht bekamen wir normalerweise ein Stück Brot.]

[DE: Und dann entweder eine Scheibe Wurst, keine fette, oder einen kleinen Würfel Margarine oder einen Löffel Marmelade.]

[DE: Na, und sobald der Befehl kam, dass das Essen ausgegeben wird, rannten alle los.]

[DE: Ein Wunder, dass sie sich nicht über den Haufen rannten, um Erster zu sein.]

[DE: Ich habe für mich ein ganz anderes System entwickelt.]

[DE: Ich habe aufgepasst, dass mir niemand den letzten Platz wegschnappte.]

[DE: Denn ich wusste, bei den Deutschen, da wird alles geteilt.]

[DE: Und wenn es nur ein Hörnchen gegeben hätte, hätte trotzdem jeder seinen Teil bekommen müssen.]

[DE: Es bestand also keine Gefahr, dass für mich nichts mehr übrig war, dass das Essen ausging.]

[DE: Und da war so eine längerer Gang vor, vor der Halle.]

[DE: Da war eine Blechtür, die nach innen aufging, und ich stand bei dieser Blechtür.]

[DE: Aber die wurde bewacht. Da war ein SS-Mann, nur dass ich den nicht kannte.]

[DE: Der war nicht aus dem Lager, der war wohl aus dem Ort oder so.]

[DE: Und der begann mit mir zu reden.]

[DE: Er redete vernünftig und anständig.]

[DE: Nur dass er anfing mir zu erzählen – mir, einem Häftling – wo welche Armee steht.]

[DE: Wo die Engländer stehen, wo die Russen und so weiter.]

[DE: Na, da habe ich ziemlich gut zugehört.]

[DE: Und dann gab es noch eine andere Sache, nämlich dass er mir, einem Gefangenen, Zeitungen brachte.]

[DE: Da erstarrte ich, da wurde ich blaß.]

[DE: Ich konnte sie ja nicht ablehnen, denn wenn ich sie abgelehnt hätte, dann hätte er Angst bekommen und mich angezeigt.]

[DE: Also habe ich sie genommen, und manchmal habe ich sie dann weggeworfen, nicht wahr.]

[DE: Aber der Witz war der, wenn ich als letzter an die Reihe kam,]

[DE: habe ich nicht gleich alles aufgegessen wie die anderen, die sofort zu essen begannen, wenn sie Essen bekamen.]

[DE: Ich nahm es mit zur Maschine und legte es auf ein Stück Papier.]

[DE: Messer durften wir nicht haben, also nahm ich ein Plättchen oder irgendetwas Geschliffenes.]

[DE: Na, ich hab' es mir schön in Würfel geschnitten, das Brot bestrichen oder die Wurst aufgeschnitten.]

[DE: Und dann begann ich langsam zu essen.]

[DE: Und ich war dann relativ satt.]

[DE: IV: Könnten Sie beschreiben, wie groß das Lager war?]

[DE: Und worin lag der größte Unterschied, als Sie in dieses Außenlager kamen?]

[DE: FW: Als wir Flossenbürg verließen und nach Lengenfeld kamen,]

[DE: da wusste im Prinzip niemand von uns, was uns erwartet.]

[DE: Und als wir dort ankamen, da fanden wir im Grunde ein Minilager vor.]

[DE: Denn wir waren ungefähr 800 Mann, die wir dort hinkamen, gegen die X-Tausend Leute in Flossenbürg.]

[DE: Es waren vier Blocks, zwei und zwei. Zwei Blocks standen weiter oben.]

[DE: Dann gab es den Appellplatz, und dann kamen nochmal zwei Blocks.]

[DE: Und wie wir dann erfuhren, lösten wir dort im Grunde die Leute ab, die im Totaleinsatz waren.]

[DE: Sie zogen dann also einen Stacheldraht außen herum.]

[DE: In der Ecke wurden, an der Ecke wurden Wachtürme für die Posten aufgestellt.]

[DE: Es gab, naja, eine Pforte. Das waren vergitterte Tore, also hinter Draht.]

[DE: Und das war praktisch alles.]

[DE: Ob es dort auch elektrisch geladene Zäune gab, weiß ich nicht.]

[DE: Ich habe mich nicht getraut, es auszuprobieren.]

[DE: Aber jetzt, das Leben dort war um keinen Deut besser als im KZ.]

[DE: Man konnte uns besser sehen.]

[DE: Und was die Häftlinge betrifft, also die, die Posten {korrigiert sich}, aber da war wieder die Nähe zur Stadt.]

[DE: Das war also eher zwiespältig.]

[DE: Und in der, die Situation war so, dass wir dort ungefähr Anfang Oktober hinkamen.]

[DE: Aber in der.. äh nach Weihnachten, nach dem ersten Januar mussten sie uns noch zusätzlich dutzende Leute schicken.]

[DE: Denn die Sterblichkeit bei uns war in diesem Lager sehr groß. ]

[DE: Fünf, acht Leute pro Tag in einem Block, das war überhaupt, das war überhaupt nichts Besonderes.]

[DE: Und dort, in einem Block dort war, da war das Kommando, da war, da war die Küche und der Arzt.]

[DE: Naja, Arzt. Er, das war ein Bulgare, ein Häftling.]

[DE: Aber mit Verlaub gesagt war das ein Pferdedoktor, denn er war Tierarzt.]

[DE: Und, so ein großer Mann.]

[DE: Na, und im zweiten Block oben, da waren die Tschechen in der Mehrzahl, und wir drei waren unten.]

[DE: Das war Dobrnický.]

[DE: Die Jungs versuchten ihm die Stelle als Blockmann zu verschaffen, und das hat auch geklappt.]

[DE: Damit er nicht in die Fabrik musste, nicht wahr, mit seiner Lunge.]

[DE: Na, und dann Bureš und ich.]

[DE: Und wir waren dort zusammen mit Polen, und der Boris.]

[DE: Na, und dann, dann im nächsten Block, da waren wir dann alle zusammen.]

[DE: Ich kann nicht sagen, dass wir uns alle persönlich kannten, nicht wahr, sie steckten alle nach der Nationalität oder der nächstgelegenen zusammen.]

[DE: Auch wenn unsere beiden Kameraden, das war äh Pepík Jokl, bei uns früher ein Polizeibeamter oder so etwas.]

[DE: Und Standa Mádl, der war weit über Fünfzig.]

[DE: Er hat im Grunde den zweiten Krieg durchlaufen.]

[DE: Im Ersten Weltkrieg war er russischer Legionär.]

[DE: Na, und im Zweiten Weltkrieg war er, da war er hier.]

[DE: Also, die beiden waren so etwas wie unserer Sprecher.]

[DE: Und die hatten wieder eine Verbindung zu deutschen Häftlingen, und die wiederum zur SS.]

[DE: So haben wir also bestimmte Nachrichten darüber, bestimmte Nachrichten darüber erhalten, was, was auf uns zu kam.]