Mediensammlung "Interview Max Edelman 2008 - im Gelände der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg"

https://api.memarc.info/api/subtitles/52ea4a3b759c02b3498b456d/vtt/xx?apiKey=
https://api.memarc.info/api/subtitles/52ea4c68759c02a64b8b4580/vtt/xx?apiKey=
https://api.memarc.info/api/subtitles/52ea4cf1759c02fe4b8b458b/vtt/xx?apiKey=

Inhalt

Urheber Medienwerkstatt Franken
Quellenangaben KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken
Nutzung Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber
Darstellungsform Interview, Rohmaterial
Interviewer Michael Aue
Kamera Günter Wittmann

Untertitel von Datei "AGFl_AV.22.0755.mp4"

00:00:00 ME: Ich weiß nur ein Wort, das ist wahr.
00:00:02 IV: Dann sagen.. können Sie auch das Wort auf Englisch sagen. Das äh..
00:00:04 JI: Aber. Ich quatsch' nicht rein.
00:00:05 IV: Nee. Wehe!
00:00:06 JI: Na ja, weil das haben wir jetzt vorher immer so gemacht.
00:00:08 IV: Ach so.
00:00:08 JI: Auch gestern beim Radio. Wenn fehlende Wörter waren, die schneiden das dann raus.
00:00:12 IV: Die schneiden das raus.
00:00:13 JI: Dann haben wir halt.. ... Wir müssen's nur vereinbaren.
00:00:17 IV: Ja.. es..
00:00:17 JI: I, I'm not allowed to help you with..
00:00:19 ME: Yeah, than I can do that.
00:00:23 IV: Gut. In diesem Interview geht es natürlich besonders um Flossenbürg, die Zeit in Flossenbürg.
00:00:30 Aber wichtig ist auch die ganze Geschichte, die Vorgeschichte.
00:00:33 Und ich würde Sie bitten, einfach mal zu erzählen, sozusagen ab 1940, wie ihr Weg aus der Freiheit durch die Lager begann.
00:00:46 ME: In Mai of 1940 bin ich.. und mein Bruder sind arrestiert geworden by die SS-Offiziere.
00:00:56 Und haben uns zusammen mit 300 younger, junge, junge jüdische, jüdische Männer von unser.., von meiner..
00:01:05 meiner Stadt, wo ich, wo ich gewohnt haben in Poland.
00:01:08 Die haben uns in ein Konzentrationslager genommen. Auch es, es, das, das Lager war auch in Ost Poland.
00:01:18 In diesem Lager waren wir bis äh November. November haben sie uns geführt in ein Zwangsarbeitslager.
00:01:27 Wir haben gearbeitet in ein, in einem.. Oh, wie heißt es? A saw mill. Wie.. ein.. macht Bretter. Ein, ein..
00:01:40 IV: Sägewerk.
00:01:40 ME: Ein Sägewerk.. Sägewerk.. Ein Sägewerk, das ist wahr. Ein Sägewerk.
00:01:44 Und haben gearbeitet, bis die haben uns wieder genommen vom, von dort und haben uns nach Budzyń gebracht in 1941.
00:01:55 In Budzyń waren wir von 1941 bis 1944, bis sie haben den, haben den.. das Lager in Budzyń liquidiert.
00:02:08 Und haben uns geführt von Budzyń nach einem ähm ah.. ein Lager..
00:02:18 ein, ein, ein, ein Sub-Lager. Und ähm.. ein Lager vom..
00:02:23 IV: Außenlager, ein Außenlager.
00:02:25 EM: Außenlager, ein Außenlager von Plaszow, das war in Wieliczka, auch in Poland.
00:02:31 Gewöhnlich, wenn die SS liquidiert haben.. ein Lager liquidiert haben, haben die auch die, die Häftlinge liquidiert.
00:02:41 In unserem Fall, in Budzyń, weil wir waren Craft-Arbeiter äh Berufsarbeiter..
00:02:48 Wir haben gearbeitet in ein.. in Heinkel Airplane äh Werke.
00:02:53 Und die haben uns gebracht in ein ander.. sie haben äh, äh irgendwo anders.
00:02:58 In ein, in ein äh, in eine.. in.. Air.., Air.., Air.. äh Airc.. äh Airw.. Airplane.
00:03:06 IV: Flugzeugwerk.
00:03:07 ME: Flugzeugwerke, ja. Die haben uns nach Wieliczka gebracht.
00:03:10 Wir haben gefühlt, wir haben gefühlt, dass die SS wollten.. Die wussten nicht was mit uns zu schaffen.
00:03:19 Sollten sie uns umbringen oder uns weiter führen irgendwo in ein, in ein Flugzeugwerk, wo sie können uns brauchen.
00:03:27 Und wahrscheinlich haben die beschlossen, dass sie uns zu bringen nach hier.. nach Flossenbürg und uns zu arbeiten in die Messerschmitt Flugzeugwerk.
00:03:38 IV: Jetzt würde ich Sie mal gerne noch ein bisschen fragen nach Einzelheiten.
00:03:41 ME: Natürlich.
00:03:42 IV: In diesen Lagern, in Ruda, Budzyń, später in Wieliczka, wie war da, wie war da auch die Behandlung?
00:03:48 Wie war das Leben? Wie war der Alltag für Sie?
00:03:50 Wie alt waren Sie da? Wie alt waren Ihre Brüder?
00:03:53 Dass wir einfach ein paar Einzelheiten noch erfahren.
00:03:56 ME: Äh..
00:04:00 In Budzyń, weil ich eine längere Zeit war in Budzyń. Das Leben war sehr schwer.
00:04:06 Es war nicht schwerer wie in an.., irgend anderen Lagern, aber der, der Lagerkommandant, Reinhold Feix, was sehr a brutaler Mensch.
00:04:22 Und deshalb haben wir viel gelitten von seiner Brutalität. Darf ich Ihnen ein Beispiel geben?
00:04:28 IV: Gerne.
00:04:30 ME: Zum Beispiel wenn drei Leute, drei Häftlinge haben versucht zu.. äh wegzulaufen.
00:04:39 Nicht vom Lager, vom Lager konnte man nicht, weil die, die, die Zaun war elektrifiziert.
00:04:47 Aber von dem Werk, wo wir gearbeitet, Heinkel-Werk, es war eingezäunt, aber der, aber der, der Zaun war, war nicht elektrifiziert.
00:04:56 So die haben gesprungen über den Zaun und sind weggelaufen.
00:04:59 Am nächsten.. in dem folgenden Tag haben die ihn gefunden und haben die ihn zurück.. alle drei ins Lager gebracht.
00:05:08 Der Komman.. Feix hat denn geordert, sie auszuziehen nackt und jeder hat 50 äh äh..
00:05:18 IV: Schläge.
00:05:18 ME: Schläge.. mit der, mit einer Peitsche.. 50 Schläge bekommen und dann hat, hat er geordert äh zu hängen.
00:05:28 Und die haben.. die sind nicht..
00:05:31 Gewöhnlich, wenn eine Person äh hängt bei dem äh, bei dem äh Nacken.. am Hals.
00:05:40 Und in diesem Falle haben die gehangen bei den Füßen, mit dem, mit dem Kopf runter.
00:05:46 Zur Verlängerung der Leidung.. um.. die äh, die äh..
00:05:54 die Zeit, um zu sterben.
00:05:58 Das war brutal.
00:06:00 Er konnte den hängen, ja, gewöhnlich hängen. Die sind zwei, vier Minuten.. sind sie tot.
00:06:05 Aber nicht.. Die ganze Nacht haben gehört die Schreien von den drei Leuten.
00:06:10 Und alle, das ganze Lager, alle 3.000 Häftlinge haben das äh zusehen müssen, die Exekution von den drei Häftlingen.
00:06:21 Das ist ein Beispiel.
00:06:23 Noch ein Beispiel:
00:06:25 Wenn Kommandant Feix hat äh äh Gäste gehabt und wollte zeigen, wie er.. wie, wie brutal er konnte sein..
00:06:41 Und er hatte einen Hund.. einen sehr äh bösen Hund.
00:06:48 Und wollte zeigen, wie der Hund böse sein kann, hat er einem Wachmann gesagt, er sollte einige Häftlinge zu ihm in, in den Hof bringen..
00:06:59 in den Garten, in den Hof von seinem Haus.
00:07:02 Und einmal war ich in dieser Gruppe.
00:07:06 Und von uns in der Gruppe hat er einem Mann gesagt, er sollte zur Seite stehen.
00:07:12 Und dann hat er dem Hund die äh comman.., command gegeben: "Fass!"
00:07:20 Und der Hund hat ein.. Mit einem Sprung hat er den Mann bei dem Hals angegriffen, den Hals aufgerissen, die Blutadern aufgerissen ähm ähm.. die ähm..
00:07:35 Und dann hat er den Mann an den Grund runter ge.. äh..
00:07:42 He pulled him down to the ground.
00:07:44 IV: Ja.
00:07:45 ME: Und in ein paar Minuten der Mann war tot.
00:07:50 Und der Hund, blutig in face, ist zurück gelaufen zu seinem, seinem Herren. Viel Lob.
00:07:58 Und er wurde.. Und die Leute.. die Gäste haben geclapped.. applaudiert.. dem Hund, dass er einen guten, gute Arbeit gemacht hat.
00:08:10 Solche.. diese.. just Einzelheiten.. Weil ich einmal dabei war. Es ist in mein.. das kann ich nicht vergessen.
00:08:22 Ähm.
00:08:23 Einen Morgen, wenn wir sind fertig gegan.., fertig gemacht sind, in die Arbeit zu gehen, nach dem Appell.. im Morgensappell.
00:08:32 So.. Gewöhnlich ist der Kommandant nicht zum Appell gekommen. Aber den Morgen ist er zum Appell gekommen.
00:08:37 Und while wir sind vor ihm vorbeigegangen.. hat immer seine Peitsche mit, mit sich gehabt.
00:08:43 He immer kommen in, in, ins Lager rein, die Peitsche in einer Hand, den Hund an einer Seite. Und..
00:08:50 Einer von den, von den Wachmännern, von den SS-Wachmännern.. der hat, der war der..
00:08:56 Wie heißt es in, in Deutsch? Executioner.. der hat die Leute gehangen.
00:09:02 IV: Der Henker.
00:09:02 ME: Der Henker, ja.
00:09:04 Und, und wen der hat mit der Peitsche gezeigt, while wir sind vor ihm vorbeigegangen, musste er zur Seite stehen.
00:09:12 Und while wir.., nachdem wir alle drei Tage vorbeigegangen sind, hat er 105 Leute gehabt.
00:09:20 Und hat denen allen gesagt, sich nackt auszuziehen..
00:09:24 Und der hangman.. der Executioner und, und zwei Wachmänner haben denen..
00:09:30 Wissen Sie? In, in, in Budzyń wir hatten kein Krematorium.
00:09:34 Weil es waren nur 3.000 Häftlinge, es war ein kleines Lager. Wir haben ge.., ge.. ähm..
00:09:42 Wir haben einen Graben gegraben. Einen langen, einen tiefen Graben.
00:09:47 Und da haben die Leute.. die toten Leute reingeschmissen, in den Graben.
00:09:52 Und er hat die 105 Leute zu dem Graben.. ähm gehen ähm müssen und die haben alle 105, 105 Leute erschossen.
00:10:05 Warum? Wir haben keine Ahnung. Absolut keine Ahnung. Dies sind Einzelheiten, was have in Budzyń passiert.
00:10:14 IV: Sie waren ja damals ein Kind, an sich noch..
00:10:17 ME: Ich..
00:10:17 IV: ..oder ein sehr junger Mann.
00:10:19 ME: Ein sehr jun.. Ich bin, ich bin geboren in 1922.
00:10:23 In 19.. weiß ich, war ich nur 17 Jahre alt.
00:10:27 Wenn ich nach.. in.. wenn ich nach Budzyń gekommen, war ich 18 Jahre alt.
00:10:34 In, in April..
00:10:35 IV: Darf ich, darf ich Sie noch fragen, Ihre Brüder waren..
00:10:38 ME: Mit mir.
00:10:38 IV: Wie alt? Die waren beide..
00:10:39 ME: Zusammen, wir waren alle zusammen. Gott sei Dank, wir waren alle zusammen.
00:10:44 In dem 8. April 1944, zwei Wachmänner, nur um sich selbst zu amüsieren.. passiert.. es hat passiert ähm weit.. ähm often passiert.
00:11:00 Sind die ins Lager reingekommen und Leute geschlagen, drüben geschossen.
00:11:07 Und an dem Tag, am 8. April 1944.. es war ein Sonnabend, der Tag.. es war ähm oh nicht spät am Abend, nach dem Abendessen.
00:11:21 Die haben.. sind reingekommen und ich bin ge.. an, an.. gewesen in draußen..
00:11:30 ..von der Baracke, ich bin ge.., ich bin am Weg gewesen zu der nächsten Baracke.
00:11:34 In Flo.., in, in Budzyń waren sechs Baracken und ich habe einen Freund gehabt in der nächsten Baracke.
00:11:40 So ich bin in die nächste Baracke gegangen und die haben mich gesehen, haben mich gerufen und ich bin hingegangen.
00:11:46 Und wie ich zu ihnen gekommen bin, die haben mich angefangen zu schlagen mit einer Peitsche und mit der Faust.
00:11:51 Und haben mir das, das linke Auge ausgebro.., ausgeschlagen, ganz und gar. Und das rechte Auge ist verletzt worden.
00:12:01 Und die haben mich gelassen am Wege liegen.. für tot.
00:12:09 Natürlich, ich bin nicht gestorben.
00:12:11 Mein Bruder ist.. ähm.. ja.
00:12:14 Wissen Sie? Und die haben gelacht darüber, die haben sich amüsiert darüber.
00:12:18 Das ist das Gefährliche, wenn Leute was zur.. was Gefährliches.. was brutal tun und f.., nur für Amüsierung.
00:12:26 Das sind die schrecklichen.. ähm Sachen, was ich.. das.. Un.., das ist unvergeblich.
00:12:36 Und die Nazis haben's often.. das.. getan.
00:12:42 Und das kann ich den Nazis.. nur für die.. zu tun.. just.. nur für sich zu amüsieren. Das kann ich nicht vergeben.
00:12:52 IV: Äh.. Sie haben ja bev.., auch bevor das passiert ist, viele schreckliche Dinge schon erlebt und gesehen.
00:12:58 Äh.. waren 18 Jahre alt, 19 Jahre alt.. äh..
00:13:03 ME: Ja.
00:13:04 IV: Was hat das emotional mit Ihnen gemacht? Wie haben Sie das, wie haben Sie das verkraftet?
00:13:09 Wie ging, wie ging's Ihnen da auch?
00:13:11 ME: Wir haben da nicht gedacht. Wir haben nur gedacht, wie zu überleben.
00:13:16 Wie zu überleben heute und gut zu schlafen und aufstehen nächsten Morgen.
00:13:21 Wieder in die Arbeit gehen und wieder, noch wieder einen Tag zu überleben.
00:13:25 Das war.. und das m.., meist.., meistens an unsere Gedanken.
00:13:29 Zu überleben den Tag.. hoffentlich wird es mal ein Ende kommen und wir werden am Leben sein.
00:13:35 Das, was wir ged.., ged.. meistens gedenkt.. gedacht haben. Wie zu.. our Leben zu erhalten.
00:13:44 Und wenn ich die mir.., wenn sie mir die Augen ausgeschlagen haben..
00:13:49 Mein Bruder ist gekommen und ein Freund ist gekommen. Die haben mir geholfen zurück in die Baracke.
00:13:56 Und es war kein Arzt, keine Medikamente.
00:14:02 Das Beste, mein Bru.., mein Bruder konnte tun.. er hat dann einen Fetzen in Wasser ge.., getunkt
00:14:08 und mir Kompressen gemacht.. an mein, an mein, an mein Gesicht.
00:14:12 Und ähm.. und ähm.. mein Kopf.
00:14:16 Und das.. die.. es ist gleich geschwollen geworden.. um die, die Schwelligkeit runter zu halten.
00:14:25 Den folgenden Tag, ich konnte nicht in der Baracke bleiben, ich musste in die Arbeit gehen.
00:14:31 IV: Ja.
00:14:32 ME: Weil.. hätte ich in der Baracke geblieben..
00:14:35 Feix' Philosophie war, jeder, was nicht arbeiten kann und nicht in die Arbeit geht, ist.. das Essen ist für.., ist, ist ähm..
00:14:51 hat ähm, hat das Essen nicht verdient. Dann braucht er nicht leben.
00:14:56 IV: Er brau.. kriegte nichts mehr zu essen dann.
00:14:58 ME: Ja. Der.. wenn er, wenn er in.. zur Inspektion gekommen ist und jemanden in der Baracke gefunden hat..
00:15:05 der krank und nicht, nicht arbeiten konnte, der.. da hat er ihn erschossen.
00:15:11 So, ich war sicherer.. besser zu gehen in die Arbeit und nicht in der Baracke zu bleiben.
00:15:17 So mit dem etwas, was ich Augenlicht noch hatte.. ich hatte gesehen.. kurzsichtig habe ich noch gesehen.
00:15:25 Ich konnte nicht sehen von Weitem aus.. konnte ich nicht sehen, aber kurzsichtig, ja.
00:15:28 Dann bin ich mit meinem Bruder und dem, mit dem Freund.. die haben mir geholfen..
00:15:32 Bei der Arbeit war es so, dass in die, in die ähm Airplane äh Werke, wir haben zusammengearbeitet, drei, vier Personen an einer Stelle..
00:15:43 Zusammen gearbeitet..
00:15:44 Und wenn ich mit meinem Bruder und meinen Freunden an der Stelle gearbeitet, die haben für mich gesorgt. Die haben..
00:15:50 Wenn ich nicht gesehen habe, die haben mir ausgeholfen.
00:15:52 Und, ich weiß es nicht..
00:15:58 Ich ähm, ich gesagt.. ich.. der..
00:16:02 Dass die Wachmänner und die Au.., die äh, die ähm und die ähm ähm Vor-Männer,
00:16:10 Dass die mich nicht gesehen ha.., dass die nicht gesehen, dass ich, dass ich verletzt bin.. Ich weiß es nicht.
00:16:17 Ich glaube.. ich würde ehrlich sagen..
00:16:21 Wenn Sie an Gott glauben oder nicht.. Ich glaube das war Gottes Gnade, das mich am Leben erhielt.
00:16:33 Und so ich bin.. die haben, die haben mich ähm.. Wie heißt es?
00:16:38 Ich, ich bin ver.. Die zwei Monate, zwei Monate von April bis Juni ist vorbeigegangen und ich hatte keine Probleme gehabt.
00:16:47 Die haben mich nicht, wie gesagt.. they did not detect my problem.
00:16:55 IV: Es ist aber vielleicht auch möglich, dass sie es irgendwie gemerkt haben, aber auch darüber hinweggeschaut haben.
00:17:01 ME: Könnte sein.
00:17:02 IV: Vielleicht.
00:17:03 ME: Das weiß ich nicht. Das könnte sein. Wissen Sie?
00:17:06 Ach.. die Wachmänner, die, die SS.. Nicht alle waren brutal.
00:17:11 Es waren auch anständige Leute mit.. in.. zwischen denen auch. Ob die eine..
00:17:17 Ich war.. die Glück gehabt.. ich war glücklich, dass einen anständigen, anständigen Wachmann hatte.
00:17:23 Das könnte sein.
00:17:26 Was.. jedenfalls..
00:17:28 Zwei Monate sind vorbei und im Juni 1944 haben die die Lager Budzyń liquidiert.
00:17:37 Die Heinkel Air.., Air.., Air.., Airplane ähm Werke hat zugemacht, die haben ähm liquidiert.
00:17:48 Und haben auch das Lager liquidiert, die brauchten keine Leute mehr haben.
00:17:52 Gewöhnlich, wenn die SS ein Lager liquidiert haben, haben Sie auch die Häftlinge liquidiert.
00:18:00 Entweder geschossen oder vergast.. irgendwo die haben die liquidiert.
00:18:04 Aber in unserem Fall, weil wir, weil wir Facharbeiter waren,
00:18:10 wahrscheinlich haben sie beschlossen, dass sie uns irgendwo anders brauchen. Sie haben uns am Leben gelassen.
00:18:17 So sind wir im Juni.. haben sie uns nach Wieliczka gefahren.
00:18:24 Und wie gesagt.. wir haben vorhin gesagt, in Wieliczka wahrscheinlich, wahrscheinlich.. wir wussten es nicht..
00:18:29 haben die SS beschlossen, was mit uns zu tun.
00:18:31 Either uns nach Auschwitz zu schicken, zur ähm Vernichtung in die, in die Gaskammern.
00:18:39 Oder uns weiterzuschicken, irgendwo, unser, unser Fach ausüben.
00:18:45 Wahrscheinlich haben sie beschlossen, dass sie uns nach, nach Flossenbürg zu schicken und in einem Messerschmitt Air.. ähm Flugzeugwerk zu arbeiten.
00:18:56 So sind wir nach Flugzeug.., nach Flossenbürg gekommen. Es war in August.. den 4. August 1944.
00:19:04 IV: Können Sie sich an den Transport noch erinnern? Wie das auf dem Pan.. Transport ging? Wie lange das gedauert hat?
00:19:10 ME: Ja.
00:19:10 IV: Wie die Verhältnisse waren?
00:19:11 ME: Von Wieliczka nach Flossenbürg, wir waren was in die, in die ähm, in die ähm..
00:19:23 Eisenbahn-Last-ähm..
00:19:26 IV: Wagons.
00:19:26 ME: Wagons.. sind wir geladen.
00:19:29 Und wir sind.. drei Nächte und zwei Tage hat's gedauert von Wieliczka, von Poland, nach Flossenbürg zu kommen.
00:19:37 Die haben uns verladen in die Lastwagons ohne Essen und ohne Wasser.
00:19:47 Der Zug.. wenn der Zug ist, ist eine.. auf eine Station stehen geblieben, wie Wa.., Wa.., Wasser angenommen für die Lokomotive,
00:19:56 haben wir auch einen Eimer Wasser für jeden Wagon, einen Eimer Wasser zum Trinken bekommen.
00:20:02 Das ist die ironische Sache von der SS.
00:20:08 Die brauchen unsere Facharbeit, die brauchen meine Kräfte.
00:20:12 Und uns drei Nächte und zwei Tage zu schicken ohne Essen und ohne Wasser.
00:20:17 Na, wo ist, wo ist der Verstand? Was haben s.., was haben die gedacht?
00:20:23 Du brauchst uns oder du brauchst uns nicht.
00:20:27 Jedenfalls.. Das war Tatsache.
00:20:31 Wenn wir nach, nach ähm Flossenbürg angekommen am 4. Nov.. äh August 1944,
00:20:38 natürlich, viele haben den, die, die Reise n.., nicht überlebt.
00:20:43 IV: Ja.
00:20:46 ME: Wir, wir.. all überlebt haben.. die haben uns in die Quarantäne übernommen.
00:20:53 Und die Quarantäne sind wir.. haben wir alle nackt ausgezogen.
00:20:58 Und nicht in der Baracke, in dem Rasen sind wir gest.., sind wir gewesen 36 Stunden.
00:21:03 Nackt.
00:21:04 IV: Im Freien. Vor den Baracken, im Freien.
00:21:08 ME: In.., in..
00:21:09 IV: Also draußen, nicht innen.
00:21:10 ME: In draußen, in draußen.. nein, nein, nicht in der Baracke, in draußen.
00:21:14 In.. am Tag war es sehr heiß und in der Nacht war es kalt.
00:21:17 Ich war ziemlich.. ich äh.. vor allem draußen. Die alle..
00:21:21 Wir waren ungefähr, waren ungefähr über 2.000 Leute.. und wir alle in draußen.
00:21:27 Am nächsten Tag, nach den 36 Stunden, haben wir eine Entlausung-Shower bekommen.
00:21:32 Und da haben wir bekommen die, die Uniformen.
00:21:36 IV: Können Sie sich an diesen Vorgang noch erinnern, wie das war?
00:21:39 Mit der Entlausung, mit den Uniformen.. Noch an Details?
00:21:42 ME: Das.. es war so schnell. Alles war schnell, schnell, schnell.
00:21:46 Alles, was sie haben uns verordert, war alles schnell.
00:21:50 Wir lag.., wir waren nackt..
00:21:52 Jedenfalls, wir haben.. in die Entlausung rein, da haben dann immer gleich 50 oder 100 Leute es.. einmal und die,
00:21:58 und die Entlausungs-Shower.. entlaust und die haben auch ähm ähm die Haare geschnitten.
00:22:06 Und die haben auch ein, ein.. heißt eine, eine.. ich weiß nicht, was ist.. ein, ein..
00:22:14 Ein cream, like kind of a cream like.. haben uns angeschmiert.
00:22:18 Und raus und wir haben die ähm ähm die Uniformen bekommen mit neuen Nummern, Häftlingsnummern..
00:22:26 Und meistens von die, von dem Transport haben die gleich in, in die Baracken ve.. ähm verteilt.
00:22:34 Und 300 von dem Transport haben sie.. uns, mich und meine zwei Bruder, zwei Brüder und..
00:22:41 300 zusammen, 300 von uns.. haben sie uns nach Holleischen geschickt. Eine ähm..
00:22:48 IV: Außenlager.
00:22:49 ME: Ein Außenlager, Holleischen.
00:22:51 In Holleischen, es war eine Munitionsfabrik. Die Fabrik in Holleischen war Untergrund.
00:23:00 Aus dem Grund haben niemals gewusst, was Untergrund war. Keine, keine Überzeugung.
00:23:07 Aber wir haben eine Schießstelle gebaut.
00:23:11 Wir haben einen Tunnel ge.. äh.. Wie heißt das?
00:23:16 IV: Gegraben.
00:23:17 ME: Be.., gegraben, ja, für eine Schießstelle. Und mit Pickel und Schaufel, alles by Hand.
00:23:24 Und wir haben klei.., kleine, kleine ähm Wägel, Wägel gehabt und..
00:23:29 Um die Erde von dem, von dem Tunnel wir haben gegraben äh rausgeführt in eine Seite und rausgeschüttet an der Seite.
00:23:38 At the Zeit, ich habe meine, mein Augenlicht im rechten Auge.. es war schlimm.
00:23:47 Mit einem Pickel konnte ich arbeiten, mit der Schaufel konnte ich arbeiten. Ich musste nicht viel sehen.
00:23:52 Ich war immer.. mein Bruder und meine Freunde waren immer next.. bei meiner Seite.. immer in.. zusammen.
00:23:58 Aber ich konnte nicht den Wagen fahren.
00:24:04 Und mein Bruder und meine Freunde haben es getan und ich habe, ich habe den Wagen nicht gefahren.
00:24:09 Nur immer noch mit dem Pickel und der Schaufel gearbeitet.
00:24:13 Ähm.
00:24:15 In Holleischen, ich habe gemerkt, dass mein Augenlicht hat angefangen, schlimmer zu werden.
00:24:25 Und eine, eine kleine Bemerkung:
00:24:28 Das war in.. an ähm Weihnachtstag 1944.
00:24:35 Es war so kalt, schrecklich, schrecklich kalt. Und wir hatten keine warmen Anzieh.. ähm ähm ähm..
00:24:46 Warmes anzuziehen gehabt. Wir haben nur gehabt die KZ.. die Jacken und, und die, die Hosen.
00:24:53 Und es ist ein Wagon mit Kohle angekommen.. für die Fabrik.
00:24:58 Und die Kohlen mussten abge.. abgeladen werden.
00:25:03 So haben die.. sind zwei Wachmänner gekommen, haben 100 Leute genommen.
00:25:08 "Du und du und du, du", ungefähr 100 Leute und mein Bruder und ich waren zusammen.
00:25:13 Und wir haben die Kohle abladen müssen. Und wir haben die Kohle abgeladen und dann als ähm.. Wie heißt das? Ähm..
00:25:23 An award.. Wie ist an award in, in Deutsch? Ähm..
00:25:27 Einen Preis, an award haben sie uns einen Liter Suppe gegeben.
00:25:33 IV: Einen Liter Suppe.
00:25:34 ME: Einen Liter Suppe. Einen nächsten Liter Suppe gegeben, ja.
00:25:37 Das haben wir gehabt für die, für die Ab.., für a.., abzuladen die Kohle am Weihnachtstag.
00:25:44 Und am Ende Januar haben sie geschlossen die Holleischen, die ähm, den, den Lager
00:25:53 und uns wieder nach Flossenbürg zurückgebracht.
00:25:57 Wenn ich nach Flossenbürg kam, mein Augenlicht ist immer schlimmer geworden.
00:26:00 Ich habe noch zwei Wochen in Flossenbürg hier mit meinem Bruder und.. in, in Messerschmitt gearbeitet.
00:26:07 Und dann ist es so schlimm geworden, dass ich nicht mehr.. nichts erkennen konnte.
00:26:13 Ich konnte, ich konnte sehen ein, ich konnte sehen ein, ein Körper, ...
00:26:18 Aber ich konnte ihn äh äh das Gesicht nicht erkennen mehr.
00:26:21 Keine Objekte.. Wie heißt das? Objects? Sachen.
00:26:24 IV: Objekte. Sachen.
00:26:24 ME: Keine Sachen.. nicht mehr erkennen. Und mein Bruder hat keinen Ausweg mehr gehabt.
00:26:30 Er musste mich an den ähm Barackenältesten, Blockältesten anmelden, dass ich nicht mehr in die Arbeit gehen könne.
00:26:40 Dass ich blind bin und nicht mehr in die Arbeit gehen könne.
00:26:44 Es.. no..
00:26:47 Mein Leben war.. es war.. hat keine, hat keine Würde gehabt.. nicht mehr.
00:26:53 Ich wusste, ich würde nicht, nicht, nicht, nicht lange leben werden.
00:26:56 Aber es war.. ich.. es war nicht notwendig, dass ich auch..
00:27:00 Wenn die.. wenn irgendjemand rausgefunden hätte, dass mein Bruder und meine Freund mir helfen.
00:27:05 Die hätten.. ich weiß nicht, was dann denen passiert hätte.
00:27:09 So, wir haben bescheided, dass mein Bruder sollte beim Blockältesten anmelden, dass ich nicht mehr in die Arbeit gehen könne.
00:27:17 Der Blockälteste, sein Name war, war Erich. Er war ein Deutscher.
00:27:24 Er war eine pol.., ein politischer Häftling.
00:27:29 Und ich.. die Ursache.. ich weiß es nicht, ich wusste nicht und immer noch weiß es nicht,
00:27:35 warum Erich hat beschlossen, mich zu beschützen.
00:27:42 Und er hat mich beschützt.
00:27:46 Jeden Tag zum Appell, er musste abgeben die Rechnung, wie viele Leute gegangen sind.. in die Arbeit gehen von seiner Stube.
00:27:54 Wo die Leute sind.. Wenn nicht..
00:27:56 Natürlich ich konnte, ich konnte, ich konnte ni.., er, er konnte nicht meinen..
00:28:00 angeben, dass ich in die Arbeit gehe, weil ich nicht in die Arbeit nicht gegangen bin.
00:28:04 Da haben die gezählt.
00:28:06 Hat er denen gesagt, dass er hat einen in die Krankenbaracke geschickt.
00:28:12 Und in Wirklichkeit hat er mir gesagt, ich sollte an den, an den ähm Stock.. betten an dem höchsten Stockbett da rauf gehen.
00:28:21 Wir haben Stockbetten gehabt. Und waren drei Stöcke.. betten.
00:28:26 Und er hat mir gesagt, ich soll an dem, an dem höchsten Stockbett raufgehen unter der Decke.. hoch wieder hoch.
00:28:31 Und niemand wird raufgehen zu sehen, ob jemand oben ist.
00:28:36 Er wusste das, weil die, die Betten wurden, waren v.., waren voll mit Ungeziefer. Lice und fl.. lice und..
00:28:48 Die, die Offiziere und die Wachmänner, die würden nicht raufsteigen, zu sehen, ob jemand oben ist..
00:28:56 an, an, an, an hochen Stock, an Bettstock hoch.
00:29:00 Die wollten nicht, dass die Ungeziefer an denen aufspringen sollen.
00:29:04 So, da haben die.. was, was Erich hat denen gesagt, haben sie ihm geglaubt.
00:29:10 Und es ist vorbeigegangen. Tag nach dem Tag nach dem Tag. Und es hat.., und es hat..
00:29:17 Irgendwo.. die haben nicht.. keine Frage gefragt darüber.
00:29:23 Erich wusste ganz genau, wenn irgendjemand rausgefunden hätte..
00:29:31 von den, von den Offizieren und von den SS-Offizieren und von den Wachmännern,
00:29:35 dass er einen blinden, blinden Häftling beschützt und noch einen Juden auch..
00:29:43 Erich und ich.. die hätten uns beide gehangen.
00:29:48 Und Erich hat dieses Risiko genommen.
00:29:52 Das.. in.. von meiner Ansicht, Erich war eine außergewöhnliche, gu.., gute Person.
00:30:05 Wie gesagt, sogar in einem Konzentrationslager, in einem KZ-Lager..
00:30:12 Wir sind.. wir konnten finden außergewöhnliche, gute Leute. Und auch schreckliche Leute.
00:30:20 Und Erich war wirklich ein seltener.., seltene Person.
00:30:26 Sich.. sein eigenes Leben zu riskieren, mein Leben zu äh, zu äh ähm ähm zu beschützen.
00:30:36 Er ist often zu mir gekommen, mit mir zu sprechen. Ich wusste.. ich.. vielleicht.. würde die Hoffnung aufgeben.
00:30:43 Er wollte nicht, dass ich die Hoffnung aufgebe.
00:30:46 Vielleicht morgen, vielleicht der Tag nach morgen, irgend.. vielleicht.., das Ende wird kommen.
00:30:52 Und er wollte mich aufrecht erhalten bis zu.. so lange wir, wir.. bis sein konnte.
00:30:59 Er hat dann mir ähm ge.. ähm quotiert den, den deutschen Philosoph ähm Friedrich Nietzsche.
00:31:13 Wie gesagt, ich, ich kann, ich, in, in, in, in Deutsch kann ich's nicht nachsagen.. in Deutsch. But..
00:31:18 In Englisch wie.. ob ich müsse. Äh..
00:31:22 Sie übersetzen es, if Sie wollen: That what seeks but fails to destroy you, strengthens you.
00:31:36 In irgendwas, was sucht, dich zu vernichten, und könnte dich nicht vernichten, macht dich stärker.
00:31:43 IV: Macht dich stark, ja.
00:31:46 ME: Und.. das hatte mir Hoffnung.. Er wollte meine Hoffnung aufrechterhalten.
00:31:53 Es war.. Hoffnung, es war nicht so einfach. Es war so, manches Mal es war so schlimm.
00:32:00 Das Einzelne, was wir hatten, was nur Hoffnung. Was Hoffnung wirklich ist, ich kann es nicht beschreiben.
00:32:09 Es ist etwas Unbeschreibliches, aber es ist das.. Eine unbeschreibliche Sache, was wir rufen Hoffnung.
00:32:19 Ich hoffte, diese, diese..
00:32:32 ...diese Zeit, die schreckliche Zeit überleben.
00:32:37 Und vielleicht die Möglichkeit habe, der Welt z.., zu sagen.. zu erzählen, was wirklich, was vorgekommen.. in den Lagern.
00:32:52 Wirklich war.. nach dem Krieg, nach der, nach der Befreiung..
00:32:58 Viele Deutsche haben es nicht geglaubt, was vorgekommen ist in den Lagern.
00:33:05 Wir sind ein zivilisiertes Volk. Kein Deutscher konnte solche ähm Verbrechen machen.
00:33:14 Und die waren recht, die haben es nicht geglaubt. Vi.. die konnten es.. es war unglaublich.
00:33:24 Ich erinnere mich.. ich habe gehört und gelesen..

Untertitel von Datei "AGFl_AV.22.0756.mp4"

00:00:00 CM: Aber du musst laut sprechen, sonst..
00:00:02 IV: Gut. Sie wollten jetzt diese Geschichte mit dem Reichsführer Heinrich Himmler erzählen.
00:00:06 ME: Ja. Sind wir fertig. Kann ich an.., kann ich anfangen?
00:00:09 IV: Jetzt sind wir soweit.
00:00:09 ME: Ja, okay.
00:00:12 Ich habe gehört, dass der Reichsführer Heinrich Himmler.. er hat einmal Auschwitz besucht. Und er hatte gesagt:
00:00:23 "Sogar wenn ein Jude sollte überleben und der Welt sagen, was wir haben hier getan. Niemand wird denen glauben."
00:00:35 Und das ist wahr. Die Leute haben.. konnten nicht glauben, was in den Lagern vorgegangen ist.
00:00:43 Deshalb es ist so wirklich notwendig, die Aussagen von den ähm ähm, von den Überleb.., von den äh..
00:00:53 IV: Überlebenden.
00:00:53 ME: Überlebenden.. dass die Bescheid sagen, was.. die Geschichte.. was vorgekommen ist.
00:00:59 Jedenfalls.. Ähm..
00:01:04 Zwei Wochen bev.., bev.. äh vor dem.. die Totenmarsch.. in Flossenbürg..
00:01:12 Erich konnte nicht ähm, konnte mich nicht ähm beschützen in der Baracke,
00:01:20 weil der Kommandant hatte eine Ordnung ver.., verordert, dass jeder eine, der kein.. nicht in die Arbeit gehen kann..
00:01:29 und nicht in die Arbeit gehen for whate.. äh what.. for ähm.. whatever die Ursache..
00:01:37 müssen die in die Krankenbaracke ge.. belegt werden.
00:01:43 Und Erich hat mich ähm.. ist mir in.. hat mich ähm überschickt in die Krankenbaracke.
00:01:57 Die Krankenbaracke.. natürlich.. die, die in der Krankenbaracke waren.. wie.. es war nur ein äh eine Zeit lang.
00:02:06 Weil niemand ist am Leben rausgekommen von der Krankenbaracke.
00:02:10 Das war nicht weit von dem, von dem Krematorium. Das war die nächste Station.. was die.. was das Krematorium.
00:02:18 Das Krematorium ist.. hat gebrannt 24 Stunden am Tag.
00:02:24 Und war ein ganzer Haufen of toter Leichen zu verbrennen.
00:02:29 So, die haben uns in der Krankenbaracke gehalten, bis unser.. äh bis wir an die Reihe gekommen sind.
00:02:36 So, ich war in die.. in der Krankenbaracke zwei Wochen.
00:02:41 Am 15. April 1945, mein Bruder hat gearbeitet in Messerschmitt.
00:02:49 Es war ein Sonntag, den 15. April.
00:02:53 Und wenn.. nach der Arbeit, am Abend.. nach dem Abendessen, ist er mich besuchen gekommen.
00:02:58 Und mir etwas Neues erzählt hat.. zu erzählen hatte.
00:03:03 Nämlich er hat im Messerschmitt bei der Arbeit gehört, dass der amerikanische Präsident Roosevelt ist gestorben.
00:03:13 Es war eine Neuigkeit und er ist ge.., gekommen, mir zu erzählen.
00:03:17 When er wieder weggegangen sind, ich ähm habe Bekanntschaft gemacht mit einem kranken Häftling in der Krankenbaracke.
00:03:28 Es war ein, ein Franzose. Er war ein katholischer Pfarrer.. war ziemlich krank.
00:03:36 Wir haben uns deutsch unterhalten.
00:03:42 Und dann.. dann.. after.. nachdem mein, mein, mein Bruder ist weggegangen, bin ich over, over, rüber gegangen..
00:03:49 und es, es war zwei Betten von meinem. Er ist ähm.. sein Name war Pierre.
00:03:54 Bin ich zu Pierre vorbeigegangen und ich habe ihm die Neuigkeit mitgeteilt.
00:03:58 While wir so unterhalten haben ähm Pierre und ich, der.. ein SS-Offizier ist reingekommen in die Krankenbaracke und ausgerufen:
00:04:09 "Alle Juden haben 15 Minuten rauszukommen zum Appellplatz."
00:04:17 Pierre, der französische Pfarrer sagte mir: "Max, geh nicht. Gib an, dass du kein Jude bist."
00:04:28 Und im nächsten Bett war auch ein Häftling, ein kranker Häftling.
00:04:34 Es war das Gegenteil von, von Pierre.. sagte:
00:04:37 "Ey, Jude, du hast 15 Minuten zum Appellplatz rauszugehen."
00:04:43 Sage ich zum Pierre: "Pierre, ich muss gehen. Aber.. wenn ich nicht gehen würde, jemand wird denen einsagen, dass ich kein Jude bin.
00:04:53 Es hat keinen Sinn, nicht zu gehen."
00:04:56 Und Pierre sagt: "Ja, du hast Recht."
00:04:58 Und wir haben uns.. zu uns verabschiedet und sagte er: "Geh mit Gott."
00:05:04 Und ich sage: "Mit.. Gott mit dir auch."
00:05:06 Und wir haben uns verabschiedet.. haben die Hände geschüttelt und ich bin zu meinem Bett vorbeigegangen.
00:05:12 Und ich habe meine Jacke genommen und bin ich vorgegangen.. vorgegangen bin zu der Türe.
00:05:19 Ich war ganz blind, ich konnte nicht mehr sehen.
00:05:22 Und ich musste zum Appellplatz gehen.
00:05:27 Da habe ich gefühlt, dass irgendjemand beigegangen an meine Seite.
00:05:33 Ich habe meine Arme ausgestreckt und ich habe einen Arm angefasst. Ich wusste nicht, wer das war.
00:05:40 Es war wahrscheinlich auch ein jüdischer Häftling.. rausgegangen zum Appellplatz.
00:05:45 So, ich habe nichts gesagt, er hat nichts gesagt, so bin ich zusammen mit ihm zum Appellplatz gegangen.
00:05:52 Am Appellplatz, mein Bruder war schon drüben und mein Freund war schon drüben und haben mich gesucht.
00:05:58 Und die haben mich gefunden.
00:06:01 So bin ich zusammen mit meinem Bruder gewesen und meinem Freund gewesen.
00:06:05 Und die haben uns die ganze Nacht gezählt und wieder gezählt.
00:06:09 Und endlich, den folgenden Morgen v.. sehr, sehr früh Morgen.. uns an den Totenmarsch angefangen.
00:06:18 Wir sind nicht.. wir.. in den.. zu dem.. nach.. zu dem Bahnhof gegangen.. hier nach Flossen.. Floß Bahnhof.
00:06:28 Und haben uns ein.. wieder mal in die ähm Eisenbahnlinie.. die Last-Wagons eingeladen.
00:06:39 Den, der a.. da, da waren auch einige Wagons.. Personenwagons angeschlossen an den, an den Wa.. an den Zug.
00:06:50 In den Personenwagons waren die Frauen und Kinder von den SS-Offizieren.
00:06:57 Und die haben die Wagons geladen wie.. an.. mit.. die eine Gruppe, die eine Gruppe, was die haben ähm ähm..
00:07:10 Die eine Gruppe, die ähm aus ähm rausgeschickt, waren alle Juden. Wir waren 2.500 Juden in der Gruppe.
00:07:22 Ich weiß es nicht, was die, was die Offiziere gedacht haben.
00:07:25 Die denken vielleicht, wenn ähm am Dach.. am Dach von den Wagons haben sie auch ein rotes Kreuz gemalt.
00:07:33 Die haben gedacht, wegen.. wenn die, wenn die äh, die englischen oder amerikanischen Airplane werden sehen ein rotes Kreuz,
00:07:40 und werden wissen, vielleicht sind hier Häftlinge.. werden nicht bombardieren oder nicht beschießen.
00:07:45 Das ist aber nicht der Fall. Wenn der Zug angefangen zu fahren, ist ungefähr nur einen Kilometer..
00:07:51 sind zwei oh zwei Flugzeuge gekommen und haben ähm Maschinengewehr äh geschossen und haben die Lokomotive ähm
00:08:03 zerstört.. konnte nicht mehr fahren.
00:08:06 Und viele.. auch sind.. die Kugeln sind durch den, durch das Dach reingekommen.. reingeschossen in die Wagons.
00:08:15 Und sind ziemlich viele, glaube ich.. 80 oder 90 Häftlinge sind geschossen geworden.
00:08:21 Was hat passiert an die Pers.., an die Personenwagons, weiß ich nicht.
00:08:27 Jedenfalls..
00:08:30 Der Transport mit den äh, den.. mit der Eisenbahn came äh kam zu einem Ende.
00:08:38 Wir sind.. haben uns von den Wagons, von den Wagons abgeladen und ein.. fünf in der Reihe abgestellt.
00:08:48 Und wir haben den Totenmarsch zu Fuß angefangen.
00:08:56 Alle die, die nicht mehr gehen konnten.. waren schwach, krank.. die haben die.. denen geschossen am Weg.
00:09:10 Wir waren geg.. wir haben, wir haben marschiert ohne foo.., ohne, ohne Essen und ohne Wasser.
00:09:17 Es hat geregnet. So haben wir rain.. Regenwasser gehabt zu trinken.
00:09:23 Ein Tag, ich konnte nicht mehr gehen.
00:09:30 Nicht dass ich mehr Hunger hatte oder schwächer war als mein Bruder. Wir haben alle Hunger gehabt.. waren alle schwach.
00:09:38 Aber ich habe.. meine Füße haben so schrecklich weh getan.
00:09:42 Ich hatte so viel Blasen an meinen Füßen gehabt von den, von den schlechten Schuhen, die ich habe angehabt.
00:09:49 Dass ich konnte nicht mehr.. ich konnte nicht mehr gehen.
00:09:52 Und ich habe meinem Bruder gesagt und meinem Freund: "Ihr geht fort und lasst mich sein. Ich kann nicht mehr."
00:09:58 Und mein Freund sagte zu mir: "Weiß du, was heute der Tag.. was, was heute der Tag ist?"
00:10:06 Sagte ich: "Ich weiß es nicht und ich möchte gar nicht wissen."
00:10:09 "Ja," hat er gesagt, "heute ist der 20. April. Heute ist Hitlers Geburtstag.
00:10:18 Und du wirst ihm dein Leben als ein Geburtstagsgeschenk geben?"
00:10:24 So haben die gesagt, dass ich noch mal einen Schritt mache und wieder noch einen Schritt mache.
00:10:29 Und so wir haben gesch.., gesch.. äh gegangen drei Tage mehr.. bis April, den 23. April.
00:10:38 Es war ein Montag früh.
00:10:42 Da haben wir gehört.. ein Flugzeug ist geflogen und hat Luftblätter runter geschickt äh fallen lassen.
00:10:51 Wir hatten keine.. wir waren nicht erlaubt ähm, die Luftblätter zu lesen.
00:10:59 Aber die Wachmänner, die haben die Luftblätter gelesen und haben..
00:11:03 Die Luftblätter hat gesagt ähm, dass ein, ein.. die Leute, die in..
00:11:10 es war near Schwarzenfeld.. die, die, die Stadt vor Schwarzenfeld, wann das hat passiert.
00:11:16 Und da haben die gesagt die Leute in Schwarzenfeld, dass die sollten weiße Fahnen aushängen durch die..
00:11:23 seine Fenster und an die, an, an die, an Dächer. Dass sie sie sehen, dass die, dass die Stadt hat kapituliert.
00:11:36 When die Wachmänner haben das gelesen..
00:11:39 Nearby was ein Wald. Die sind einer und dann noch einer und alle in den Wald gelaufen.
00:11:48 Mit den, mit den ähm ähm ähm Maschinengewehren und seine Hunde sind in den Wald gelaufen.
00:11:56 Und es hat nicht lange gedauert.. wir sind bleib.. stehen geblieben.. wir wussten nicht, was zu tun.
00:12:02 Ist das wirklich? Was ist da los? Wir wussten nichts. Ist es ein Trick?
00:12:08 Die.. wollten die, die, die, die Wachmänner sehen, dass wir sind anfangen zu laufen, dass sie uns alle schießen würden?
00:12:15 Was sollte.. was sollten wir tun? Wir wussten nicht.
00:12:20 Und dann haben wir gehört die schweren Panzer angefahren gekommen.
00:12:25 Und wir haben gesehen, dass die, die äh die amerikanische ähm ähm weiße Stern an die, an die Wagons sind.
00:12:36 Die Anzeichnung, die amerikanische Anzeichnung. So ein weißer, weißer Stern.
00:12:42 Da haben gesagt. "Ja, die Amerikaner sind hier. Wir sind frei."
00:12:50 Und das war ein Montag, den 23. April.
00:12:55 Die, die 3. amerikanische.. 3. Armee ist gekommen und hat uns befreit.
00:13:06 Wie viele am Leben waren von meiner Gruppe, ich.. konnte ich Ihnen nicht sagen, was..
00:13:12 Ich kann Ihnen nur sagen, was mir gesagt wurde: Ungefähr 800 waren immer noch am Leben geblieben.
00:13:23 Ich war sehr schwach und konnte nicht gehen.
00:13:27 Mein Bruder hat mich zu einer Bank genommen.. bei einem Haus.. ein, ein Bauernhaus. Und habe mich hingesetzt.
00:13:37 Und so wenn die Amerikaner sind angekommen.. sind auch.. amerikanische Offiziere haben versucht, irgendeine Ordnung zu bringen.. ...
00:13:49 die 800 Leute und wir sind die erste Gruppe.. äh Transport ähm.. von dem Lager ähm..
00:13:58 Wie heißt es? Ähm..
00:14:02 IV: Sie waren die erste Gruppe..
00:14:03 ME: Die erste Gruppe..
00:14:04 IV: die, die, die, der sie begegnet sind.
00:14:05 ME: Die erste Gruppe..
00:14:05 IV: Sie waren die ersten Häftlinge, die sie gesehen haben.
00:14:07 ME: Die, die Nichtjuden, die nicht.. sind immer wieder nach uns gekommen. Jedenfalls..
00:14:11 In die gleiche Gelegenheit, wenn die.. alle von dem Lager Flossenbürg ähm befreit worden.
00:14:19 Der.. es war ein chaotische ähm ähm.. die ähm..
00:14:32 Wie gesagt, es ist, es ähm.. es war.. ich.. es war.. ich ähm.. viele..
00:14:40 A chaos.. Wie heißt das? Chaos.. ähm..
00:14:46 Die amerik.., die amerikanischen Offiziere wollten eine Ordn.., Ordnung bringen in.. zu den..
00:14:51 IV: In das Chaos, Chaos.
00:14:52 ME: Äh.. ein.. ja.
00:14:55 Und äh ahm ist ein Offizier vorbeigekommen und hat die Frau von dem, von dem Bauernhaus gesagt, dass sie mich und..
00:15:05 Es waren noch mehrere kranke Häftlinge.. die konnten nicht gehen, die konnte nicht ähm.. die waren krank.
00:15:15 Dass sie uns ins rei.. ins Haus rein nehme und uns ähm gemütlich macht.
00:15:26 Und der Offizier hat uns Tee gegeben und auch.. Wie heißt das? Crackers.. heißen die.
00:15:33 IV: Crackers, ja.
00:15:34 ME: Crackers.
00:15:34 IV: Trockene Kekse.
00:15:35 ME: Ja. Und hat der Frau gesagt in dem Haus, dass sie Wasser kochen soll und uns Tee machen.
00:15:44 Und das erste Mal in acht Tagen, dass wir etwas zu essen hatten. Die Crackers und einen Tee.
00:15:53 Das war das erste Mal in fünf Jahren, dass ich ein, ein ähm co.. äh..
00:16:03 comfortable, what's that.. comfortable.. gemütlich ein Stuhl gesessen bin. Das erste Mal in fünf Jahren.
00:16:14 Ich bin mir zum bewusstsinnig gekommen.. das erste Mal ist mir ähm..
00:16:24 bin ich bewusstsinnig gekommen, dass ich ganz blind bin.
00:16:30 Bis daher hat es gar nichts ausgemacht, ich habe nicht daran gedacht.
00:16:36 Weil im Lager, Leute sind gestorben jede Minute und jeden Tag.
00:16:42 So, wenn ich im Lager hätte gestorben, so hätte.. was hätte es ausgemacht?
00:16:46 Noch ein Toter. Spielt keine Rolle.
00:16:50 Aber da ich war befreit, ich war frei.
00:16:56 Und blind.
00:17:01 Ich habe schrecklich Angst bekommen.
00:17:06 Blind, keine Familie, kein Heim..
00:17:14 Was wird f.. Was wird werden mit mir? Wohin will ich gehen? Habe nur meinen Bruder.
00:17:25 Habe schrecklich Angst bekommen.
00:17:29 Ich denke, ich habe mehr Angst zu leben als habe gefürchtet zu sterben.
00:17:42 Da, hat's.. die Tür hat aufgemacht und sie werden nicht glauben:
00:17:46 Erich und mein Bruder sind reingekommen.
00:17:51 Die haben mich gefunden.
00:17:54 Erich hat mich.. Wie heißt es? Umarmt und gesagt:
00:18:01 "Wir sind frei. Wir haben es überlebt. Wir sind am Leben. Wir sind frei."
00:18:08 Und ich antworte: "Erich, if es wäre nicht für dich und meinen Bruder,
00:18:18 ich hätte schon lange her ähm in Rauch aufgegangen." Wie heißt es?
00:18:28 Verbrannt worden.
00:18:29 IV: Verbrannt.
00:18:29 ME: Verbrannt worden.
00:18:32 "Ich.. jetzt habe ich so viel Angst. Ich weiß es nicht.. habe so Angst. Ich bin blind und kein Heim, keine Familie.
00:18:41 Ich habe schrecklich Angst. Ich weiß nicht, ob ich euch danken sollte, dass euch.. mein Leben ähm..
00:18:48 dass mi.., dass ihr mei.. geholfen habt.. geholfen zu überleben, oder euch.." Wie heißt in deutsch?
00:18:57 IV: Ja, dass ihr mich gerettet habt.
00:18:58 ME: "Äh mich gerettet habt oder euch ähm ähm.."
00:19:06 JI: Just say it in English.
00:19:07 ME: Wie heißt in English?
00:19:11 Ähm..
00:19:14 ..or despise you for it.. Heißt, wie heißt.. despise heißt in, in deutsch.
00:19:19 Ähm.. Or.. ähm.. Wie heißt das.. die..? Ähm..
00:19:27 Nicht dankbar sein.
00:19:30 "Thanken dass ihr mich gerettet habt oder gar nicht.. nicht dankbar sein."
00:19:36 So sind wir alle drei gestanden.. die Arme an der Schulter.. und alle drei geweint.
00:19:49 Das war mein erster Tag vom freedom.. von Freiheit.
00:19:56 IV: Also nicht Glück, sondern Angst.
00:20:02 ME: Es.. ich ähm..
00:20:09 Ein paar Tage.. zwei Tage.. den zweiten Tag später, haben sie mich geschafft..
00:20:16 nach Amberg.. war ein Lazarett für kranke Häftlinge.. befreite Häftlinge.
00:20:27 Die haben mich hingebracht in das Lazarett für Erholung.
00:20:35 Erich sagte: "Ich weiß, du wirst im Lazarett sein, ich werde dich besuchen bekommen.
00:20:39 Und ich werde dir meine Adresse geben." Von, von seiner Familie.. ob er hat noch Familie gehabt in Deutschland.
00:20:46 "Und wir werden in Verbindung bleiben."
00:20:49 Ich habe ihn nicht mehr gesehen.
00:20:53 Ich konnte nur das, das, das.. ich war.. ich habe keine Tatsachen zu, zu beweisen.
00:21:01 Das ist nur theoretisch. Erich war ähm..
00:21:11 Wie heißt das denn?
00:21:13 Ein.. er war nach der national.. er war, er war nicht ein Nationalsozialist. Erich war Kommunist.
00:21:21 Und in Flossenbürg waren viele russische F.. äh F.. äh Soldaten..
00:21:29 Wir haben gehört.. vielleicht haben Sie gehört Wlassow-Armee..
00:21:32 IV: Ja.
00:21:34 ME: Und wenn die in, in 1941.. wenn die, wenn die Deutschen haben den.. angegriffen.. die, die Russen..
00:21:42 die russische ähm.. haben die gegen die Russen gegangen..
00:21:46 Der Wlassow hat kapituliert ähm ohne ähm ähm o.., ohne, ohne, ohne, ohne ähm..
00:22:03 Die haben sich übergeben zu den Deutschen.
00:22:05 IV: Ja.. ohne Rücksprache.
00:22:05 ME: Die haben nicht, die haben nicht gekämpft.
00:22:07 IV: Haben nicht gekämpft.
00:22:08 ME: Die haben nicht gekämpft.
00:22:09 Die waren.. die haben nicht gekämpft.. alle.. meisten.. die meisten waren Ukrainer.
00:22:14 Und viele von, von den Wlassow-Armee.. von die, die Armee.. Wie..
00:22:19 Was hat passiert mit den vielen Leute, dass sie sind, sie sind in, in Konzentrationslager gekommen.
00:22:25 Ich weiß nicht. Wahrscheinlich haben die irgendwo ähm Gesetze gebrochen und die haben denen in Konzentrationslager geschickt.
00:22:33 Jedenfalls..
00:22:35 Erich.. weil er war Kommunist.. er war schrecklich ähm..
00:22:43 Er hat keine guten Gefühle gehabt gegen dem, dass.. Russen, die haben nicht die Nazis gekämpft wollten..
00:22:51 nicht kämpfen wollten gegen die Nazis. Die haben sich ohne ähm..
00:22:58 IV: Gegenwehr.
00:22:58 ME: Gegenwehr.. sich übergeben zu den Nazis.
00:23:03 Wenn irgendetwas, eine schwere Arbeit, ist vorgekommen.. in, in Lager. Und er musste Leute ähm ähm..
00:23:14 IV: Einsetzen für..
00:23:15 ME: Einsetzen für die schwere Arbeit.. hat er diese Russen genommen.
00:23:24 Und es ist nur theoretisch, wie gesagt. Es scheint mir, dass die Russen wussten, dass er die nicht gern hatte.
00:23:35 Und nach der Befreiung, die haben ihn gefunden und sie haben ihn umgebracht.
00:23:43 IV: Das ist Ihre Vermutung.
00:23:45 ME: Ja, das ist meine Vermutung. Ich kann mir nicht denken, dass Erich mir nicht, an.. mich nicht ähm..
00:23:52 im Lazarett zum Besuchen gekommen ist. Das ist meine Vermutung.
00:23:58 IV: Was passierte dann weiter mit Ihnen?
00:24:02 ME: Was hat mit mir passiert?
00:24:03 IV: Ja. Sie waren in Amberg jetzt im Lazarett.
00:24:05 ME: Im Lazarett, ja. Ein paar Tage nach dem Lazarett hat mir die.. eine Krankenschwester hat, hat mich genommen..
00:24:13 In Amberg war ein Augenarzt, ein deutscher Augenarzt.
00:24:19 Als sie mich zu dem Augenarzt.. his Name, ich kann mich, ich kann mich nicht erinnern.. äh äh es war in..
00:24:24 Ich kann nicht vergessen: His name was Dr. Hasselt.
00:24:29 Hat sie mich zum Dr. Hasselt genommen zum Untersuchen.
00:24:33 Dr. Hasselt hatte mich gekuckt 10 Minuten äh 10 Sekunden, 15 Sekunden und sagte:
00:24:38 "Max, du wirst nicht mehr im Leben sehen können."
00:24:43 Ich war schrecklich böse.
00:24:47 15 Sekunden und du sagst, du sagst mir, dass ich nie.. nicht mehr sehen könne?
00:24:54 Ich sage.. wie habe ich zu der Krankenschwester gesagt: "Was kannst du verlangen von einem Nazi?"
00:25:00 Ich war so böse.
00:25:02 Wenn ich zurück ins Lazarett gekommen bin, der Salat.. der Lazarettdirektor war eine amerikanische Frau.
00:25:09 Habe ich ihr auch gesagt: "Ich möchte einen richtigen Arzt.. Augenarzt. Einen.. nicht einen Nazi."
00:25:18 Ich war böse, schrecklich böse.
00:25:21 Sie sagte: "Wenn du dich erholst, körperlich erholst, ich werde, ich werde..
00:25:27 Ich verspreche dir, ich werde dich schicken nach München zum Untersuchen. Aber erst.. du kannst jetzt nicht gehen.
00:25:35 Du kannst.. hast.. Kraft nicht. Du kannst es nicht schaffen. Du musst dich erholen."
00:25:43 Und vier Wochen später hat sie mich und meinen Bruder nach München geschickt.
00:25:51 Nach dem.. München.. zu dem Universitäts-Augenklinik.. in München.
00:26:00 Wir sind angekommen und wir haben.. wie ich unter.., untersucht wurde bei Dr. Meisner.
00:26:09 Dr. Meisner war auch ein hoher Offi.. Nazioffizier äh SS-Offizier.
00:26:18 Er war der Leiter von der Augenklinik.
00:26:25 Er hat mich ins Krankenhaus geschickt, weil der hat ... er hat mir in die Augenhöhle vom linken Auge.. das Lager..
00:26:32 Es war kein Auge mehr, aber es war wenigstens die Haut vom Auge.. war's immer noch in der Augenhöhle.
00:26:38 Hat er mich operatiert.. operatiert.. operat.. operatiert..
00:26:42 Hat es äh sauber gemacht die Augenhöhle, der hat alles raus genommen.
00:26:47 Und wenn es sich verheilt hat, hat er mir ein Glas.. ein falsches Auge reingemacht.
00:26:55 Und am rechten Auge, sagte er, kann man nichts tun. Man kann nichts..

Untertitel von Datei "AGFl_AV.22.0757.mp4"

00:00:00 IV: Gut. Sie waren gerade dabei zu erzählen, wer auf diese Schule ging.
00:00:02 ME: Ja. In der Schule habe ich Deutsch gelernt. Ich habe Blindenschrift gelernt.
00:00:07 Ich habe ähm Schreibmaschine gelernt. Und ich habe gelernt ähm Heilmasseur.. Heilgymnast.
00:00:16 Ich habe die Schule geendigt.. ich war ein.. der einzige Jude in der Schule.
00:00:21 Meine Gefühle.. man kann sich vorstellen, wie ich gefühlt habe.
00:00:26 Dr. Wessely wusste, wie ich, wie ich gefühlt habe. Er sagte: "Max, du bist in der Schule nur zum Lernen.
00:00:32 Du bist nicht dort, um Freundschaften zu machen mit den Leuten.. mit anderen Studenten.
00:00:38 Wenn du dich kein Freund.. Freundschaft haben willst, dann ist gut. Aber du bist hier um zu lernen.
00:00:43 Lern so schnell wie du kannst.. und die.. und so gut wie du kannst und..
00:00:49 Beendigst die Schule und du brauchst denen nicht mehr.. für, für brauchen.."
00:00:54 Wisst wa.., was.. Ich habe auch eine Freundschaft gehabt in der Schule. Ich war ähm..
00:01:00 Insbesondere zwei Wehrmacht.. Blinde von der Wehrmacht, von der deutschen Wehrmacht.
00:01:06 Einer, Gerhard Scholz, er war ähm.. wohnt in Fürth.. Nürnberg/Fürth.
00:01:12 And was ein ähm Sepp Huber.. ein, ein deutscher Soldat. Er wohnte in München ... .
00:01:19 Wir sind gute Freunde gewesen.
00:01:22 Und sogar wie ich.. wenn.. nach, nach Amerika gekommen bin, wir haben immer in, in Verbindung geblieben.. gewesen.
00:01:28 So, es war nicht ganz und gar so schrecklich. Ich habe die Schule beendet.
00:01:34 Ich habe ein.. eine.. bayerische Staat Zulassung bekommen, dass ich arbeiten darf.
00:01:43 Und ähm Dr. Wessely hat mir geholfen, eine Stelle zu bekommen.
00:01:48 Ich habe eine Stelle bekommen an.. in der München.. im Krankenhaus Bogenhausen.
00:01:52 Und ich habe angefangen ähm zu arbeiten im Krankenhaus Bogenhausen den 1. September 1948.
00:02:05 Ähm..
00:02:07 Es war kurz vor Weihnachten in 1948.
00:02:17 War eingeladen zum Essen mit Dr. und Frau Wessely.
00:02:23 While wir in seinem Haus gegessen haben am Tisch, Dr. Wessely sagte:
00:02:29 "Du hast viel geschafft in den letzten dreieinhalb Jahren.
00:02:34 Du hast die Blindenschule geendet. Du hast einen Beruf gelernt. Du hast eine gute Stelle.. Arbeitsstelle.
00:02:42 Aber wie willst du leben mit den Gefühlen, was du.. mit deiner Vergangenheit?"
00:02:51 "Oh", sagte er, "ja, du kannst immer wieder noch böse sein.
00:02:55 Kannst äh hassen, was die an.. dir getan haben. Was sie mit deiner Familie getan haben. Was sie deinem Volk getan haben.
00:03:08 Aber diese negativen Gefühle, was.. gut wird es.. dich.. was wird.. was gut wird es tun für dich.
00:03:17 Eventuell, solche negativen Gefühle werden dich vernichten."
00:03:24 "Es würde besser sein", sagte Dr. Wessely, "wenn du bekommst ein Advokat." Wie heißt es?
00:03:35 IV: Ein Fürsprecher.
00:03:36 ME: "Ein Fürsprecher für Toleranz, für Respekt, für Verstandenheit.. zwischen Leuten und Völkern.
00:03:51 Mach das ein.."
00:03:55 Monument.. Wie heißt's? Ein, ein.. Gedankst..
00:03:57 IV: Denkmal.
00:03:58 ME: "Ein Denkmal. Ein Denkmal für deine liebe Familie, die die Nazis haben umgebracht.. anstatt böse und zu hassen."
00:04:11 Diese kleine Anrede ähm am Tisch.. am Essen hat eine sehr Wirkung gehabt auf mich.
00:04:23 Und das habe ich getan.. seitdem.. und..
00:04:29 Wenn, wenn ich nur die Möglichkeit hatte..
00:04:33 Das war meine Mission äh..
00:04:40 Wie heißt es? Zu propagieren.. zu sprechen.
00:04:45 Toleranz und Verstandenheit.
00:04:51 Ich hoffe, dass Dr. Wessely.. dass ich ihn nicht enttäuscht habe. Er ist gestorben 1951.
00:05:07 Heute, wenn ich zu den Studenten gesprochen habe, ein Student fragte mich, ob ich hasse die Deutschen.
00:05:21 Es ist, es ist, es ist eine ganz verständische äh verständliche Frage.. was ich gelitten habe.
00:05:29 Sage ich: "Das ist wahr, die haben meine Familie umgebracht. Sie haben mich blind gemacht.
00:05:34 Die Nazis, nicht die Deutschen, die Nazis.
00:05:39 Aber Erich hat mein Leben gerettet. Er war auch ein Deutscher.
00:05:47 Dr. Wessely war auch ein Deutscher.
00:05:54 Ehrlich gesagt, ob es wäre nicht für Dr. Wessely, ich kann mir nicht denken, was von mir geworden hätte.
00:06:03 Ich kann mir nicht denken.
00:06:10 Kein Heim zu gehen.. was wird.. was.. Ich wusste nicht, dass eine Blindenschule gibt. Ich hatte keine Ahnung.
00:06:23 Ich habe mein Leben und meinen gegenwärtigen Zustand Dr. Wessely zu, zu verdanken.
00:06:29 Wie kann ich das Volk hassen?
00:06:33 Die Nazis, ja. Aber nicht das deutsche Volk.
00:06:41 Und auch meine Frau was a Deutsche. Nicht jüdisch.. war eine katholische Deutsche.
00:06:49 IV: Aber Sie haben Deutschland dann ja trotzdem bald verlassen.
00:06:52 ME: Ich habe es verlassen, weil.. ich habe.. Wenn ich geheiratet habe.. Ich habe hier geheiratet, in München.
00:07:02 Ich hatte schrecklich gelitten.. Wie heißt es? Ähm ähm..
00:07:11 Ja, das heißt nightmare?
00:07:13 IV: Albtraum.
00:07:14 ME: Alb..
00:07:15 IV: Albtraum.
00:07:15 ME: Aichtraum.
00:07:16 IV: Albtraum.
00:07:17 ME: Albtraum.
00:07:18 IV: Nightmare.
00:07:19 ME: Schreckliche Albträume gehabt. Nachts, jede Nacht.
00:07:24 Und was, was macht es even noch schrecklicher: In den Albträumen habe ich alles in der Wahrheit gesehen.
00:07:34 Alles ist wirklich wahr.
00:07:38 Wenn ich aufwache und total Dunkelheit. Es war schrecklich.
00:07:46 Und meine Frau sagte: "Max, es kann nicht so weiter gehen. Es ist kein Leben.
00:07:53 Du muss in die Arbeit gehen jeden Morgen. Es kann nicht so weiter gehen.
00:07:58 Vielleicht wenn wir auswandern irgendwo, du wirst es leichter vergessen."
00:08:05 Deshalb haben wir äh ausgewandert.
00:08:09 Ich habe eine gute Stelle gehabt, ich habe meine Arbeit sehr gern gehabt.
00:08:14 Und meine Frau hat eine gute Stelle gehabt.. war Sekretärin.
00:08:19 Aber.. und es.. ich konnte nichts dabei.. ich.. es, es war schrecklich zum Leben das.. mit den Albträumen.
00:08:25 So, wir sind nach Amerika gefahren. Und wissen Sie was?
00:08:28 Die Albträume haben immer noch mich ähm..
00:08:33 IV: Heimgesucht.
00:08:33 ME: Gesucht, ja. Sogar jetzt, drei.. 61 Jahre später habe ich, nicht so häufig, aber immer noch die Albträume.
00:08:44 In Amerika war es nicht so einfach für mich. Ich wünschte, ich hätte in Deutschland geblieben.
00:08:50 Insbesondere in the beg.. in, an, am, an, am Anfang.
00:08:54 Wenn ich nach Amerika gekommen bin, ich habe kein Englisch gekonnt. Und ich blind war.
00:08:59 Na, wer in der Welt wird besch.. wird ähm.. einstellen eine Person like.. wie ich.
00:09:08 In, in dem Beruf, ich arbeite.. ich, ich habe gearbeitet, ich musste mit Leuten an.. äh..
00:09:15 IV: Sprechen.
00:09:15 ME: Ansprechen, ja, sprechen. Ich konnte nicht sprechen.
00:09:20 Ich habe keine Arbeit gefunden.
00:09:24 Musste Deutsch lernen. Und ähm..
00:09:29 Eventuell ich habe Arbeit bekommen. Es war nicht so einfach.
00:09:33 Hier in Deutschland, es war ein Gesetz.. Ich wusste, dass es ein Gesetz war, wenn das ähm..
00:09:40 was deutsche Bundesregierung geschaffen geworden 1948.
00:09:44 Dann das Gesetz.. eigentlich.. ich glaube, es war 1950.. da haben..
00:09:48 Ich habe gehört, dass war ein Gesetz vorgekommen, dass jede Arbeit hier musste einstellen.. zehn Prozent von den Ange.. von den..
00:09:55 von den Arbeitern mussten vor.., vorhergehende Soldaten und Beschehrte werden.. und äh Körperbeschehrte sein.
00:10:04 Die müssen, die müssen das beschäftigen. In Amerika, es war kein Gesetz.
00:10:12 War vielleicht.. na ja..
00:10:18 Ich habe Arbeit gesucht.
00:10:21 Und es war eine Stelle ähm annonciert in der Zeitung. Und ich bin ins Krankenhaus gegangen.
00:10:28 Ich wollte.. ich habe äh mich angemeldet für eine.. ich wollte die Stelle be.. haben.
00:10:33 Ich habe meine ähm, meine Dokumente vorgelegt, meine Schulausbildung und..
00:10:41 Und die Personaldirektorin, sie sagte, ja, sie hat Deutsch gelernt.. in lesen konnte.. sie hatte, sie hatte meine Unterlagen gelesen und..
00:10:49 Sagte sie: "Ja, ich, ich, ich sehe, dass du.. äh ich.. den, den.. einen beruflich äh äh fähig bist und..
00:10:57 Aber ich könnte dich nicht ähm ähm.." Wie heißt es?
00:11:01 IV: Einstellen.
00:11:01 ME: Einstellen. Der musste ein äh Gespräch haben mit dem, mit dem ähm, mit dem ahm ähm Abteilungsleiter.
00:11:10 Und sie hat den Abteilungsleiter gerufen in ihr äh, in ihr, ihr Büro und
00:11:15 sie.. eine Frau ist raufgekommen und sie hat einfach gesagt: "Ich möchte keinen Blinden in meiner Abteilung haben."
00:11:26 Und es war kein Gesetz in Amerika, dass die mich besch.. ähm einstellen müssten.
00:11:36 Ich konnte denen nichts.. konnte nichts tun. Sie wollte keinen Blinden haben, sie hat keinen Blinden angestellt.
00:11:45 Es ist später.. in 1957 haben sie ein Gesetz vorgebracht, dass sie konnten nicht..
00:11:51 Wie heißt es? Ähm ähm.. discriminate. Wie heißt discriminate..
00:11:54 IV: Diskriminieren.
00:11:55 ME: Diskriminieren.
00:11:56 Die können nicht mehr diskriminieren gegen Verletzte oder Rassenverletzte oder Rasse ähm ähm ähm.. diskriminieren.
00:12:05 Das war später vorgekommen. Aber wenn ich komme in, in 1951.. 52, wenn ich in.. nach Amerika gekommen bin,
00:12:12 das war kein Gesetz und ich konnte nicht so.. Es war ziemlich schwer für mich, Arbeit zu bekommen.
00:12:17 Gewöhnlich.. später dann, ich habe.. wenn ich nur Deutsch ähm Englisch gelernt habe,
00:12:23 habe ich eine Arbeit bekommen in einer, in einer medizinischen Klinik in einem Hospital in ähm.. wo i.., in, in Cleveland.
00:12:34 Die hatten einen, einen Platz gehabt und es war kein anderer ähm.. Wie heißt es?
00:12:44 Die konnten nicht finden irgendjemanden für die Arbeit.
00:12:49 Da haben die ges.. äh da.. Dr. Hu.. war ein Arzt, sagte:
00:12:55 "Ich werde ähm.. Ich werde dir die Gelegenheit geben zu arbeiten."
00:13:04 Ich arbeit.. dann habe ich schon Eng.., Englisch irgendwie sprechen können.. nicht gut, aber genug, dass ich mich, ich mich..
00:13:12 ich, ich verstehen konnte und ich sprechen konnte, dass.. was ich sagen muss, dass sie mich verstehen können.
00:13:18 So, ich habe die A.. ich habe angefangen zu arbeiten und ähm..
00:13:26 Ich habe keine Angst gehabt, dass ich gut arbeiten.. dass ich, dass ich die Arbeit gut schaffen werde.
00:13:31 Ich habe keine Angst gehabt. Ich wusste, dass ich besser leisten müsse als sehende Personen.
00:13:44 Ich habe.. Na, wie heißt es? Ähm.. ähm..
00:13:52 Ein.. als ein Körperbehinderter, ich musste besser leisten.. besser schaffen als eine normale Person.
00:14:00 IV: Ja.
00:14:01 ME: Und ich weiß.. es war mir bewusst.
00:14:04 Und ich habe alles getan, meinen Arbeitgeber zufriedenzustellen.. den Abteilungsleiter.
00:14:12 Und da habe ich gearbeitet in der, in der Klinik bis ich äh pensioniert wurde.. 37 Jahre.
00:14:23 Und meine Frau auch hat eine gute Anstellung bekommen. Sie hat gearbeitet für General Electric.
00:14:30 Und wir haben gut.. wir haben Englisch gelernt ...
00:14:34 Und wir haben Kinder gehabt und meine Frau hat zwei Söhne äh gehabt und..
00:14:42 Und wir haben uns äh.. ich wei.. Dann ist es viel besser geworden.
00:14:46 Aber am Anfang war es sehr, sehr schwer.. sehr schwer.
00:14:50 While es war einmal eine Zeit, while ich, ich keine Arbeit haben konnte.
00:14:54 Und meine Frau hat Arbeit gehabt.. sehr.. in einer Fabrik.. sehr schwere Arbeit.
00:15:02 Wenn ich.. wenn wir Geld hätten, ich glaube, wir wären zurück nach Deutschland gefahren.
00:15:08 Wir haben kein Geld gehabt, da haben wir bleiben müssen.
00:15:12 Sehen Sie ... später an ist es viel besser geworden.. viel besser geworden.
00:15:18 IV: Sie haben ja gesagt, sozusagen, auf die Anregung von Freunden des Augenarztes
00:15:25 wollten Sie ein Fürsprecher dann werden für Toleranz und für Offenheit.
00:15:30 Haben Sie dann in der Zeit.. auch dieser schwierigen Zeit in Amerika..
00:15:33 ME: Ganz bestimmt.
00:15:33 IV: War das ein Thema auch für Sie, immer wieder über Ihre Erfahrung zu reden?
00:15:37 ME: Ganz bestimmt. Am Anfang konnte ich nicht darüber sprechen.
00:15:41 Ich habe viele.. wie gesagt.. ich habe viel zu schaffen gehabt mit meinem eigenen Leben. Mich selbstständig zu machen in Amerika.
00:15:48 Und wenn ich dann nicht.. wenn ich die Stelle hatte.. die Arbeitsstelle..
00:15:52 Und meine Frau eine gute Arbeitsstelle hatte und wir haben die Kinder gehabt und die Kinder sind etwas älter geworden..
00:15:59 Dann habe ich angefangen zu.. Artikel zu schreiben in Zeitungen. Und zu sprechen.
00:16:07 An Schulen und Hochschulen.. Wie heißt.. wie.. an..
00:16:10 Wie heißt es? Wie heißt, wie heißt es? Gymnasien und Oberrealschulen und Universitäten.
00:16:16 Und ich habe es für die letzten 25 Jahre andauernd getan.
00:16:22 Und jedes Mal, ich spreche..
00:16:28 Ich ähm.. musste ein, ein, eine.. ähm..
00:16:38 Wenn ich spreche von Toleranz.. Ich weiß nicht, ob Sie, ob.. je gehört haben.. Es war ein.. eine Blinde Frau in Amerika.
00:16:50 Und sie ist nicht am Leben mehr. Sie war blind und sie war taub. Und sie war auch ein Philosoph.
00:16:57 Und sie hat Briefe geschr.. äh ah ähm Briefe geschrieben.
00:17:02 Und sie hatte gesagt.. das ist auch eine Quotierung.
00:17:07 Kann ich es in Englisch sagen?
00:17:08 IV: Ja.
00:17:11 ME: "The highest result in education is tolerance.
00:17:20 The first principle in community is tolerance.
00:17:30 Tolerance is the spirit that brings out the best in all of us.
00:17:40 No natural disaster has done so much damage, has destroyed so many noble lives as did intolerance.
00:18:01 The nazi holocaust was one perfect example of that sad truth."
00:18:15 Und.. ich.. für mich selbst.. auch in Englisch:
00:18:25 "My wounds that refuse to heal kindled a fire that will never go out."
00:18:40 Das spreche ich wegen Toleranz.
00:18:44 Ob Sie das übersetzen können in Deutsch, ich werde wirklich.. sehr dankbar sein. Ich konnte es nicht übersetzen.
00:18:49 IV: Es ist auch schöner auf Englisch.. wenn Sie es auf Englisch gesagt haben jetzt.
00:18:54 Äh, wie sind Sie auf die Idee gekommen, wieder nach Deutschland zu kommen?
00:19:01 ME: Meine Frau was Deutsche. Sie hatte Familie gehabt.
00:19:07 In wirklich ähm wir ähm.. ich möchte meine, meinen Sohn, meine Schwiegertochter ... die haben in Hamburg gewohnt.
00:19:14 Und meine Schwiegermutter, mein Schwiegervater sind in.. gestorben hier in Hamburg.. da am, ­am Friedhof in Hamburg.
00:19:22 Ich möchte zum Friedhof gehen.
00:19:25 Und meine Schwägerin, meiner Frau Schwester, sie lebt in Karlsruhe. Und meine Nichte lebt auch in Karlsruhe.
00:19:34 So, ich möchte die besuchen gehen. So, wir waren zurückgekommen.. wir waren '79, meine Frau und ich..
00:19:41 sind wir hier nach Amer.. nach, nach Deutschland gekommen zu besuchen.
00:19:45 Äh '79 war noch.. Wir hatten zwei Schwestern gehabt und einen Bruder hier in Deutschland.
00:19:51 Und eine Schwester und ein Bruder ist dann gestorben.
00:19:55 Und ähm so ist noch eine Schwester von meiner, von meiner Frau, die ist dann noch am Leben und sie ist in Karlsruhe.. so..
00:20:02 Wir waren '79, dann waren wieder mal in neunund.. 1988.. waren wir noch einmal zu Besuch.
00:20:10 Und seitdem, meine Frau ist nicht mehr in guter Gesundheit gewesen. Sie war krank gewesen und..
00:20:16 Und sie ist gestorben ungefähr vor viereinhalb Jahren zurück.
00:20:21 Und ähm..
00:20:24 Das ist die erste Gelegenheit, dass mein Sohn kann nach Deutschland kommen.. kommen konnte.
00:20:29 Und er möchte gerne auf den Friedhof gehen, möchte gerne seine Verwandten in Karlsruhe besuchen.
00:20:37 So, ich.. wie gesagt..
00:20:44 Es.. angenehm zurückzukommen nach Flossenbürg ist es nicht.
00:20:50 IV: Wenn Sie jetzt.. Es ist ja das erste Mal, dass Sie jetzt hier wieder sind..
00:20:53 ME: Das erste Mal. Ich hatte..
00:20:55 IV: Und.. äh.. Es ist so: Ich kann mir jetzt wirklich nicht vorstellen.. Sie sind ja blind.
00:21:00 Andere, die hierher kommen, sehen mit den Augen, finden Erinnerungen.
00:21:04 Finden Sie irgendwie ein Gefühl oder ein Gespür dafür..
00:21:07 ME: Ein Gefühl..
00:21:08 IV: ..wo Sie jetzt sind?
00:21:09 ME: Ein Gefühl, ja. Aber wirklich sehen.. Wenn ich nach Flossenbürg gekommen bin von Holleischen.
00:21:16 Im Januar 1945, mein Augenlicht war sehr, sehr schlecht. Konnte nicht mehr sehen.. nicht viel sehen.
00:21:25 So, ich konnte nicht erkennen, wo die, die ähm.. das ähm..
00:21:32 die Kommandantur war oder wie die, die ähm die Krematorium war oder wie die Baracken waren.
00:21:39 Ich konnte nicht mehr sehen. Aber ich spüre es. Ich spüre es.
00:21:45 Hier.. meine Cousine ist hier gestorben.
00:21:50 Und ein Freund ist hier gestorben. Ich hatte..
00:22:00 Nicht nur Flossenbürg.. i.. ich hat.. ich wollte nicht..
00:22:08 keine KZ-Lager besuchen wollte.
00:22:12 Ich hatte..
00:22:15 ..k.. ähm.. Wie heißt es? Ähm..
00:22:21 Ähm..
00:22:27 Viele Leute wollten besuchen.. wollten gehen, wo die gelitten haben.. die sind in, in ihre Heimat zurückgegangen.
00:22:35 Ich wollte niemals nach Poland zurückgehen. Ich hatte kein Gefühl dafür, ich wollte nicht gehen.
00:22:44 Ich, ich hasse keine Leute, keine Völker. Aber ich habe das polnische Volk gar nicht gerne. Ich habe viel gelitten in Polen.
00:22:55 Der Antisemitismus in Polen war schrecklich..
00:22:59 Noch bev.., bev.. ähm ähm bevor die Krieg.. bevor dem Krieg.
00:23:09 So, ich wollte nicht zurückgehen. Und das Lager zu besuchen, waren viele.. ähm..
00:23:16 Ich weiß, viele Amerikaner tun ihre Besuche nach Auschwitz, nach Majdanek und nach Flossenbürg..
00:23:24 Keine.. kein Gefühl dafür.
00:23:31 Wenn ähm Herr Ibel hat mich angerufen.. hat mich eingeladen zu kommen diese Woche..
00:23:40 Ich wusste eins: Wenn ich in Amerika spreche wegen Toleranz und meiner Vergangenheit.
00:23:48 Ich, ich weiß was die Studenten, die ich spreche, die haben ein Gefühl, was passiert hat.
00:23:59 Wenn ich nach hier gekommen, wenn ich heute mit den Studenten gesprochen habe und gestern mit den Studenten gesprochen habe..
00:24:05 Wenn die herkommen, die sehen, wo das Krematorium war. Die sehen wo die Kommandantur war.
00:24:13 Aber wenn die hören einen früheren Häftling von Flossenbürg.. sprechen: "Ja, ich war hier gewesen.
00:24:21 Ich habe es.. ich war einer von den, von den Leuten, die gelitten haben hier."
00:24:26 Wenn sie sehen und hören einen Häftling sprechen, ich glaube dass die mehr daraus.. Ähm, wie heißt es? Ähm..
00:24:34 IV: Lernen oder begreifen.
00:24:36 ME: Mehr begrei.. besser begreifen. Das ist wahr.
00:24:40 Deshalb bin ich nach Flossenbürg gekommen. Wegen.. für mich selbst, nee.
00:24:48 IV: Würde Sie zum Schluss gerne.. würde ich Ihnen gerne mal noch eine Frage stellen.
00:24:52 Wenn Sie zurückdenken an diese Odyssee durch die verschiedenen Lager und den Aufenthalt in Flossenbürg,
00:25:00 was war denn für Sie persönlich das Schlimmste oder das Schrecklichste in dieser Zeit?
00:25:05 ME: In der Zeit?
00:25:11 Wenn ich nicht mehr sehen konnte.
00:25:18 Eine.. ähm.. wenn ich nicht.. bevor mein, mein Bruder hat dem Erich mitgeteilt, dass ich blind bin.
00:25:27 Wir haben darüber gesprochen, mein Bruder und ich und meine Freunde.
00:25:32 Ich habe gesagt: "Pa, blind im Lager, ich werde nicht lange leben. Das ist das Ende. Ich muss warten.."
00:25:44 Ich, ich wusste dass das Ende is coming.. und wird.. sehr schnell kommen wird.
00:25:53 Das war eine schreckliche Zeit für mich.
00:25:59 Genauso, wenn die..
00:26:04 An aller Anfang, wenn die zwei SS-Offiziere haben mich und meinen Bruder arrestiert und das letzte Mal meine Familie gesehen.
00:26:15 Diese zwei Tatsachen zähle ich bei den schlimmsten Sachen in meinem Leben.
00:26:25 Ich.. al.., als blinde Person, es ist nicht einfach zu leben.
00:26:34 Können Sie sich vorstellen, ein Mädchen kennenzulernen, niemals sie gesehen habe.
00:26:43 Die meine Frau bekommen ist.. habe sie niemals gesehen.
00:26:49 Ich habe zwei Söhn.., zwei Söhne.. habe die niemals gesehen.
00:26:54 Habe Enkelkinder.. die niemals gesehen.
00:27:00 Ich muss damit leben.
00:27:06 Mit.. you say "Oh.." manche sagen: "Du kannst dich dran gewöhnen." Glauben Sie, es ist nicht zu glauben.
00:27:13 Man kann sich nicht daran gewöhnen. Man lernt zu leben mit dem Zustand. Aber man kann sich nicht daran gewöhnen.
00:27:25 Ich weiß, es kann nicht.. es ist keine Hilfe. Ich muss so bleiben. Ich kann mir nicht äh selbst.. Selb.., Selbstmord begehen.
00:27:40 Tschuldigung.
00:27:43 Ich habe meine Familie viel gerne, ich liebe die alle. Und es musste so weiter gehen. Es.. einfach ist es nicht.
00:27:57 Aber wenn ich nur ein Beispiel sein kann für meine Familie oder für irgend.. für, für die Studenten, die ich spreche.
00:28:06 Ja, hier ist eine blinde Person, ein vorheriger Häftling und doch hat sich ein Leben geschaffen, eine Familie aufgebaut, Enkelkinder..
00:28:24 Und.. Wir sind nicht reich, aber wir haben ein anständiges Leben.. alle.
00:28:32 Meine Söhne sind ausgebildet.. haben beide.. beide Söhne haben Universität ausgebildet.
00:28:41 Meine Enkeltochter, die ist noch too young.. die ist noch zu jung, die ist noch an die, an die Gymnasium.
00:28:48 But die eine, sie ist in, in Amerika.. die ist.. hat dort ähm geendigt in der Oberrealschule.
00:28:58 Sie ist.. sie kommt.. nächsten Monat wird sie an der Universität anfangen.
00:29:01 Das gibt mir Freude, dass ich es als eine blinde Person, ein Einwanderer in Amerika, dass ich das geschafft habe.
00:29:13 Ich glaube, dass ich müsste froh sein. Das gibt mir die, die Anregung zum Leben.
00:29:25 Wenn ich irgendwo ... eine, eine.. irgendwas.. eine, eine Sache be.. zu erzählen.
00:29:36 Ich habe eine Sp.., eine Ansprache gegeben in.. einem Gymnasium.. einer Highschool in, in, in, in Englisch ist Highschool.
00:29:44 In meiner, in meiner Gegenschaft.
00:29:48 Diese Schule war ein.. ungefähr 50% Weiße und 50% amerikanische äh Afrikaner-Amerikaner.
00:30:05 Und der, der Saal war voll.
00:30:12 Die Lehrerin sagte mir: "Max, es könnte sein, dass irgendwelche Leute werden.. dich zu stören, wenn du reden willst."
00:30:27 Sage ich: "Dr. Robinsky, haben Sie keine Angst, ich habe meinen Hund mit mir."
00:30:34 Habe meinen Führerhund ... ich habe einen Blindenführerhund.
00:30:39 Ich habe zu sprechen angefangen, es war still, Sie konnten hören eine Maus.
00:30:47 Wenn ich geendet habe, und Fragen und Antworten und alles geendet habe, ich bin nach Hause gegangen.
00:30:54 Am nächsten Tag, eine Lehrerin hat mich angerufen, sie hat mir gesagt:
00:30:58 "Herr Edelmann, ich muss Ihnen das sagen.
00:31:02 Nachdem Sie weggegangen sind.. Sie haben die, den An.., An.., die Ansprache ähm gehalten,
00:31:09 ist ein Afrikaner-Amerikaner.. ein schwarzer Amerikaner.. hat zu mir gekommen und gesagt:
00:31:20 "Bis jetzt habe ich nicht geglaubt, dass war ein Holocaust.
00:31:27 Meine Eltern haben mir gesagt, es war kein Holocaust.
00:31:33 In der Kirche, ich gehe, die Leute haben gesagt, es war kein Holocaust. Das sei eine jüdische ähm ähm Geschichte.
00:31:41 Aber es ist nicht wahr. Wenn ich den blinden Mann gehört habe, jetzt glaube ich, dass es wahr war."
00:31:50 Wenn ich nur eine Person.. nicht überreden, but ihn nur bescheid machen, ja, das ist wahr, das hat passiert und ich war dort.
00:32:03 Ich habe.. das gibt mir genügend ähm ähm Kraft fortzugehen und wieder es weiterzumachen.
00:32:15 Und, wie gesagt, ein Advo.. ein, ein Advokat zu sein für Toleranz.
00:32:25 Das habe ich geschafft. Und ich tue es immer wieder.
00:32:30 IV: Und wir wünschen Ihnen einfach viel Kraft, dass Sie das noch lange machen können.
00:32:35 ME: So lange wie ich gesund bin und kann es schaffen, ich werde es..
00:32:41 Wie heißt es? Fort.. ähm.. f.. äh ich werde es tun.
00:32:44 Ich habe es in.. wir haben in, in unserer Gegend eine Organisation, die einladen Schulen ähm..
00:32:53 Weißt du? Vom.. Höheren.. Wie heißt.. gleich Ziel wie deutsche Schulen is.. Gymnasium.
00:33:01 IV: Gymnasium.
00:33:05 ME: alt.. Ja, Gymnasium. Die laden die ein zu kommen und.. and for ähm..
00:33:12 Die Überlebenden, die vor.. für äh..
00:33:17 ..die ähm die haben sie die..
00:33:20 Holocaust, die haben den Holocaust überlebt.. frühere Häftlinge.. es war.. es waren ziemlich..