File "AGFl_AV.22.0791.mp4"

Actual file name AGFl_AV.22.0791.mp4
Folder name
Sources KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Signatur: AGFl AV.22.0791
File size 207.87 MB
Size 640px × 360px
Preview
MPEG4
Referenced by
Duration 00:33:30
Aspect ratio 16:9

Subtitles for "AGFl_AV.22.0791.mp4"

00:00:00 IV: ...Ihnen und Ihrer Familie passiert? Also es war klar, Ungarn bietet keine richtige Zukunft.
00:00:05 DN: Ungarn.. Und das ist zurück geworden jetzt Slowakei, Tschechoslowakei, weil das war Groß-Ungarn.
00:00:13 Vor dem ersten Weltkrieg war das Österreich-Ungarn ja, aber nach dem Ersten Weltkrieg die Trianon-Abmacht hat man gegründet Tschechoslowakei und unsere Stadt, das ist Nové Zámky tschechisch, Neuhäusel deutsch, Érsekújvár ungarisch, das ist eine Grenzstadt, ja.
00:00:33 Das war, wenn ich bin geboren war Tschechoslowakei, früher war das Groß-Ungarn, ja. Und jetzt in '38 Hitler, hat von dem Abkommen von Wien glaub' ich zurück gegeben von Ungarn.
00:00:45 Und jetzt nach dem Zweiten Weltkrieg hat man es zurück gegeben weil.., zurück nach Tschechoslowakei.
00:00:51 Später hat sich Tschechoslowakei geteilt, war Slowakei und Tschechien ja.
00:00:58 Ja, und die haben dort auch keine Zukunft gehabt, sie sind nach Palästina, das später Israel geworden, ja.
00:01:05 Und ich bin in England und mein Onkel, der war in der jüdischen Brigade bei den Engländern ja, der hat mir besorgt ein Zertifikat.
00:01:14 Und ich bin gekommen mit einem Schiff 1947 Dezember angekommen auch noch nach Palästina, weil damals Israel ist gegründet worden 1948 am 15. Mai.
00:01:29 Und ich bin gekommen und die haben mir geschrieben, dass sie gehen nach Palästina, dort haben wir unsere Onkels und dort wird man beginnen ein neues Leben.
00:01:39 Und so ist es geschehen, die sind nach einem langen Weg durch Cyprus angekommen nach Palästina und ich bin auch angekommen in 1947 nach Palästina, in dieser Zeit, was später ist geworden Israel, ja.
00:01:55 IV: Darf ich nochmal fragen? Also Ihre drei Schwestern und der Bruder sind auch..
00:01:59 DN: Die drei Schwestern, meine drei Schw.., mein Bruder war in Arbeitslager in Ungarn, wenn man hat uns transportiert.
00:02:06 Er ist später weg.. weggelaufen von dem Arbeitslager, hat er gelebt mit arischen Papieren in Ungarn bis die Russen haben ihn befreit.
00:02:16 Meine drei Schwestern bei die Selektion in Birkenau, die sind selektiert geworden zur Arbeit, die sind nach ein Werk, Arbeitslager nach Parschnitz gegangen und die alle drei haben zusammen gearbeitet in einer Munitionsfabrik.
00:02:37 Bis die Russen haben die befreit ich glaub' im Januar 1945, ja. Und die sind danach zurück gekommen nach unsere Stadt, weil das war auch durch die Russen befreit, ja.
00:02:50 Aber ich wusste das nicht, erst nach dem Krieg. Die drei Schwestern mit meinem Bruder sind nach Palästina später, nach Israel gekommen.
00:03:00 Ich bin geblieben in England, aber ich bin auch nachher so wie ich habe schon gewusst, dass sie sind dort, mein Onkel sind dort, ich bin auch dort gefahren.
00:03:10 Und dort hat mir begonnen ein neues Leben. Es war nicht so einfach, es war überhaupt nicht einfach.
00:03:16 Es war noch ein Krieg zwischen den Juden und den Arabern, ja.
00:03:22 Und was ich hab' erzählt, was ist mit mir geschehen, die Menschen haben.. Erst einmal, wer hat nicht geglaubt auch nicht. Sie haben geglaubt, dass ich erzähle hier Phantasien.
00:03:34 Wieso kann so etwas geschehen, dass man nimmt Menschen, nimmt man, und.. 1000, 1500 Menschen eintreiben in eine Gaskammer und das Gas aufmachen.
00:03:47 Und nachher was ich hab' erzählt mit allen Transporten und Schießereien und mit alles. Die haben das nicht so geglaubt.
00:03:54 Langsam, die Menschen haben gesagt: "Ja, die sind Menschen, die phanta..". Die eigene Juden haben das nicht geglaubt, ja.
00:04:01 Und so, dass und.. Zum Beispiel meine Schwester haben auch schwer gehabt, weil man hat gesagt: "Das sind Lagermädchen, ja. Wer weiß, was ist geschehen mit diesen Mädchen in den Lagern."
00:04:14 Aber später die haben, haben geheiratet und haben Kinder, ja. Und mein Bruder auch und jeder ist gegangen auf seinen Weg.
00:04:25 Mein Bruder.. hat man ihn genommen Militär, aber hat man gesagt, er muss schön die Betten machen. Hat er schön gemacht die Bett.. Hat man ihn genommen in ein Lazarett, daher wird sein ein Krankenbruder, ja.
00:04:39 Und nachher hat er, hat man ihn ausgelernt X-Ray, wie sagt man das ja, Radiologie, Röntgen, ja.
00:04:47 Er ist geworden später erst, viel später die Haupt von den Röntgentechnikers.
00:04:53 Meine drei Schwestern, die haben begonnen arbeiten in einer Schokoladenfabrik und, und ich hab' noch, wenn ich bin gekommen nach England, ich habe Ihnen gesagt, dass man hat mich genommen in eine religiöse Rabbi dort und er hat ein Hostel.
00:05:09 Und er hat mir gesagt, wenn du kommst nach Israel dort sind viele Juden, die sind schon nicht so fromm. Aber ich will, du sollst bleiben noch fromm, ja.
00:05:18 Nach allem, was du hast mitgemacht und ich bin im Beginn gegangen auch so in eine theologische fromme jüdische Schule. Ein oder zwe.. Ein Jahr war ich dort.
00:05:32 Aber ich wollte nachher auch etwas tun von dem Judentum. Ja, ich bin auch rein in die.. in die jüdische Armee, in die israelische Armee.
00:05:41 Später ist gegründet geworden Israel. Und ich war dort ein.. ein Sergeant in die Artillerie, hab' ich ausgelernt alle Sachen.
00:05:51 Die Kriege hab' ich echt mitgemacht, hab' ich nicht, aber ich habe gelebt, zwei Jahre gemacht Militär und nachher jedes Jahr in.. in Reservisten gehen. Sie wissen, in Israel gehen Reservisten bis, weiß nicht, bis 40 Jahre.
00:06:06 Und so bin ich geblieben. Nachher habe ich, es war mir sehr schwer zu konzentrieren, zu studieren, weil ich wollte etwas werden, ja. Ich will etwas sein, aber ich hab' kein Matura nicht gemacht, ja.
00:06:20 Und abends lernen, ich habe begonnen, aber es ging nicht, weil die Erinnerungen, die Albträume sagt man, ja, das haben mich gejagt und ich hab' begonnen erst Tischlerei zu lernen.
00:06:34 Meine Onkels haben gesagt: Hier in Israel, nicht so wie die Juden waren Händler, sie mussten arbeiten und ich hab' begonnen nachher Électricien.
00:06:45 Ich muss nachher Leiter klettern, aber ich konnte nicht, weil ich hab' gehabt Klaustrophobie, äh nicht Klaustrophie, Vertigo ja. Und hab' ich gehabt einen Onkel, der hat gearbeitet in der Diamantindustrie.
00:07:01 Nicht Handel Diamant, Diamant zu sägen, weil in Diamant sind verschiedene Phasen, sägen, schleifen, schneiden. Und ich hab' ausgelernt Diamantsägen ja. Das ist Sägemaschinen, weil Diamant sehr hart.
00:07:18 Das ist die härteste glaub' ich Material und das ist ein spezielles Fach das zu sägen, entzwei zu sägen wegen dem Modellen.
00:07:28 Und bis.. bis 1961 ja. 1961 ich war, ich war nicht geheiratet, ich war schon 31 Jahre alt. Meine Schwestern haben geheiratet, mein Bruder hat geheiratet.
00:07:45 Aber ich war nicht so für Heiraten, habe ich geklärt, ich muss heiraten, Kinder aufziehen. Ich hab' schon nicht Lust zu dem, ja, ich bin schon alter Junge, 31 Jahre.
00:07:58 Ja, so ist das, heute, heute sehe ich das war sehr jung, damals war das als sehr alt.
00:08:05 Und was ist geschehen, ich hab' gearbeitet bei jemandem, der hat gehabt so eine kleine Diamantsägerei, dort hat man gesägt.
00:08:14 Und ich habe das gut ausgelernt und ein großer Arbeiter war ich nicht, aber ich hab' lieb gehabt zu weiter zu lernen die.. die neue Arbeiten.
00:08:25 Ich habe so ausgelernt und einen schönen Tag eine Nichte von dem Inhaber von dieser Fabrik ist gekommen von Antwerpen zu besuchen auf Vakanzen, weil in Diamant ist in Antwerpen immer August ist die Vakanzen.
00:08:42 Und sie hat gearbeitet bei ihrem Vater, die hat auch gehabt so eine Diamantsägerei mit einigen Arbeitern, gekommen nach Israel. Und wir haben Bekanntschaft gemacht durch, sie ist gekommen besuchen den Onkel.
00:08:55 Ich war dort, junger Mann, junges Mädchen, sie war damals 26 oder so etwas, und wir haben Kontakt gemacht. Sie hat mich eingeladen, soll ich kommen nach Antwerpen einige Tage, zwei, drei Wochen, sehen Antwerpen.
00:09:10 Und ich bin gekommen und verliebt geworden und wir haben geheiratet. Wir haben gedacht, gedenkt, dass wir bleiben einige Jahre, weil der Vater war krank schon.
00:09:23 Weil die hat von Belgien geflüchtet nach Frankreich, durch Bombardementen war er auch verletzt. Wir werden helfen für den Vater weiter zu führen diese Diamantsägerei, hat einige Arbeiter gehabt.
00:09:36 Und sind wir geblieben, ein Jahr, zwei Jahre, Kinder geboren, zwei Kinder. Judith, sie ist jetzt heute, ääh 4..45 Jahre alt, ja.
00:09:51 Sie hat fünf Kinder, aber sie wohnt jetzt in New York mit fünf Kindern, vier Töchtern und ein Sohn. Und dann ist gekommen ein Junge, 1966, die haben auch.. sie haben studiert in Antwerpen in einer jüdischen flämischen Schule, ja.
00:10:11 Aber der hat auch geheiratet ein Mädchen von.. von Amsterdam, auch ein jüdisches Mädchen. Ihr Vater ist ein Gynäkologe, der wohnt noch in Antwe.. in Amsterdam.
00:10:23 Aber in Belgien haben sie nicht geha.. Die Jugend.. die jüdische Jugend hat nicht so viel Zukunft, weil die sind nicht so assimiliert, ja. Die Juden sind nicht in Belgien so assimiliert, so als manche in Deutschland sind viel mehr assimiliert.
00:10:39 Oder in England, oder in Frankreich. Juden in Belgien, weil dort sind die Flamiganten wie die Wallonen und wir sagen die Juden: "Wir sind echt Belgier, ja". Und wir wohnen in Antwerpen, aber wir sind geblieben, weil wir (???) zugewohnt.
00:10:56 Manches Mal man hat Kontakt mit den Computern, mit dem Telefon, heute ist das nicht so.. Und so wir leben noch in Antwerpen, die zwei Alten und die Kinder sind..
00:11:11 Aber wir haben guten Kontakt, ich hab' noch einen Bruder, lebt noch, er ist geboren in 1924, ich habe eine Schwester, sie ist geboren noch '23, sie..
00:11:23 Zwei Schwestern leben noch in Israel, aber die sind nicht so eine gute.. Die sind ein bisschen senil schon ja, die leben.
00:11:31 Und mein Bruder er ist noch ganz gut, ich hab' Kontakt mit ihm die ganze Zeit. Aber er ist behindert, weil er hat gehabt eine Rückenoperation. Und das ist meine Geschichte bis jetzt, ja.
00:11:46 IV: Jetzt würde ich gerne nochmal einen kleinen Schluck trinken.
00:12:02 Und dann nochmal auf ein Thema kommen.
00:12:05 DN: Ja.
00:12:05 IV: Sie haben ja eben unten, als sie mit dem Herrn geredet haben, auch gesagt: "Der muss reden, ich will heute auch reden und erzählen."
00:12:14 DN: Ja.
00:12:14 IV: Ich muss darüber auch reden.
00:12:14 DN: Ja, ja.
00:12:16 IV: Und jetzt mal, wie war das damals? Sie kamen mit ihrer Fami.. Und Sie haben ja schon gesagt, in Israel wollte das an sich keiner wissen.
00:12:23 Ihre Familie ist zusammen dann wieder getroffen. Ihre Schwestern, ihr Bruder.
00:12:27 DN: Ja.
00:12:27 IV: Die hatten ja auch ein Lagerschicksal. Haben Sie dann untereinander viel erzählt? Haben Sie sich erinnert?
00:12:33 DN: Nein. Wir haben, ja. Als wir nach Israel kamen, ich bin noch geblieben in dieser theologischen Schule ja. Und nachher in der Armee. Wir haben..
00:12:44 Die Onkels haben uns besorgt ein, ein Appartement, ein flat ja. Dort haben wir gewohnt, drei Schwestern, mein Bruder und ich.
00:12:55 Aber die drei Schwestern die haben gearbeitet. Ich habe auch erst in der Schule noch gewesen, in dieser theologischen Schule. Nachher habe ich begonnen, war ich in der Armee, israelischen Armee.
00:13:07 Und mein Bruder war auch in der Armee mit der Röntgen..
00:13:12 Jetzt, die Schwestern haben gearbeitet, aber wir haben gehabt unsere eigene jetztige Sorgen. Meine Schwester mussten heiraten ja und es war nicht so leicht zu finden..
00:13:23 Wissen Sie wie so geht, Juden waren von überall und Bekanntschaft machen. Aber die haben langsam geheiratet.
00:13:32 Wir haben gesprochen über wie es war zu Hause, aber nicht viel. In dieser Zeit hat man mehr gesch.. geredet und gesprochen über die Gegenwart und die Zukunft, ja.
00:13:45 Wir waren jünger, was wird man machen, wie wird es weiter gehen. Und zwischen uns, wir haben gehabt, wir haben zusammen gewohnt, aber nur abends und Samstag.
00:13:57 Aber die ganze Woche, in Israel arbeitet man auch Sonntag, wir waren den ganzen Tag weg und wir haben gehabt andere Sorgen, ja.
00:14:05 Samstag wir sind gegangen die Onkels besuchen, aber nicht so viel geredet. Man hat erwähnt, dass der Vater, Mutter, aber das man hat bisschen so von uns weg geschoben die Gedanken, verstehen Sie?
00:14:21 Weil wie älter ich werde, bin ich, gehe ich mehr zurück in die Vergangenheit. In den ersten Jahren manches Mal es war nicht so leicht zu sprechen, weil die Menschen haben gehabt andere Sorgen.
00:14:38 Es war Krieg in Israel, es war mit dem ersten Beginn sehr schwer. Es war alles rationiert und man hatte andere Sorgen.
00:14:47 Spricht man nicnt über dem und wenn ich hab' gesprochen, zum Beispiel viel später. Ich bin geheiratet mit meiner Frau.
00:14:54 Sie war, sie ist mit Eltern weg von Belgien, wenn die Deutschen sind gekommen 1940 nach Frankreich und nachher übergeschmuggelt nach der Schweiz.
00:15:03 Aber sie hat auch nicht gewollt. Und ich hab' begonnnen immer nach 10, 20 Jahren zu sehen Filme, sehr viel gelesen über Holocaust. Aber das tun nicht viele.
00:15:15 Ich hab' Freunde, die waren auch in den KZs und die wollen nicht sprechen. "Es ist genug. Lass mich schon. Ganzen Tag mit Holocaust, du schläfst mit Holocaust, du isst Holocaust."
00:15:26 Weil wir essen etwas, sagen wir: "Das ist nicht gut." Sagt er: "Ja, in Flossenbürg, in Birkenau, wolltest du das gerne gegessen." So ist das gegangen.
00:15:34 Und im Beginn die Kinder hab' ich nicht gewollt erzählen, aber später die Kinder haben schon allein gefragt. Wenn die waren schon 16, 17 Jahre ja. Und..
00:15:45 IV: Es war lange kein Thema in der Familie.
00:15:48 DN: In der Familie. Ich hab' probiert, aber ich hab' gesehen, dass ich hab' kein Gehör nicht. Es war manches Mal.. Meine Frau..
00:15:58 Es hat gegeben Filme überhaupt in Deutschland, ARD, ZDF, gibt viele Filme über den Holocaust. Und ich hab' immer gewollt wissen, so Sie haben gehört diese Mann unten.
00:16:09 Wir wollen überzeugt werden, dass hier war Block 19, in Birkenau Block 23 und das ist geschehen. Weil wir sehen das, wir leben, heute lebe ich in der Vergangenheit, ja.
00:16:24 Wenn ich bin gekommen nach Flossenbürg das erste Schock war: "Das ist Flossenbürg?" Hier waren doch Baracken, hier war Angst und Tod und.. Jetzt ist das herrlich.
00:16:37 Als ich ankomme nach einer Erholung, komme ich hier, in die frische Luft, nicht in Antwerpen mitten in der Stadt dort, zwischen den allen Autos, ja.
00:16:45 Das gibt so ein Schock. Und wir wissen, wir, wir müssen das, ich, ich sage nicht alle.. Ich habe Freunde hier, die wollen nicht viel sprechen, die wollen das vergessen.
00:16:58 Aber wieso kann ich das vergessen? Menschen fragen, du Bernard Nasch, 65 Jahre du sprichst immer, was ist geschehen damals, hier bist du gewesen, dort bist du..
00:17:12 Aber die Menschen verstehen nicht, dass man nimmt Menschen, Familien, meine Mutter, man kommt an, man nimmt 1000, 1500 Menschen, ausziehen, reingehen in die Gaskammer, vermachen die Türe und Gas, ja.
00:17:28 Ich hab' gesehen, wenn die den Mann, SS-Mann hat von oben den Kristall, die, die, wie heißt es, Zyklon B, reingeworfen. Das hab' ich gesehen.
00:17:40 Weil die haben mitgebracht in Birkenau das Zyklon B in einem Rote Kreuz-Wagen. Weil die haben nie gehalten das zusammen mit den Häftlingen, weil die können etwas machen mit dem, ja.
00:17:50 Und wenn du siehst so etwas, ich träume. Manches Mal ich laufe und ich seh' Mengele. Ich kann das nicht vergessen. Es ist eine Natur. Es sind Menschen, was können vergessen auch.
00:18:02 Das ist eine gute Sache. Menschen müssen vergessen. Ja, aber anders wir können..
00:18:06 Aber es kommt zurück und außerdem ich muss erzählen, weil heute sind Menschen, gibt es in Iran einen Präsidenten, sagt, der ganze Holocaust ist ein Mythe. Das ist gar nicht passiert.
00:18:19 Wieso kann er sagen, ich bin hier, ich hab' hier meine Nummer. Meine Mutter ist dort in Gaskammer gestorben. Mein Vater in Mauthausen und er sagt, das ist nicht passiert, ja.
00:18:30 Man tut für die Juden erwähnen, man hasst Juden, weil vor 2000 Jahren sagt man, dass Juden haben Jesus verraten, ja für die Römer, und er hat, man hat ihn getötet. Das muss man denken.
00:18:46 Aber was, was ist geschehen vor 65 Jahren, das jeder weiß, das muss man vergessen. Wie ist das möglich, ja? Und es wird kommen eine Zeit, wenn es geht so weiter..
00:18:57 Gott sei dank hier in Deutschland ist da, ein, ein, wie sagt man das, wer die Deutschen, die Auschwitz-Lüge ja, ist verboten zu leugnen die Holocaust.
00:19:11 Aber es sind Länder, Menschen sagen, jetzt auch ein Bischof von England, ja was.. Der hat gesagt, dass ist überhaupt nicht wahr.
00:19:20 Und ich hab' gefragt, jetzt in Neunburg die Menschen, die haben das mitgemacht, die Kinder, wieso reagiert ihr, wenn Menschen sagen, ihr habt doch gesehen, hier hat man getötet 150, dort hat man 50 und die begraben, ausgegraben die Menschen.
00:19:34 Wieso reagiert ihr? Ja, sagt er, die sind blöde Leute, ja. Aber leider sind viele blöde Leute. Und das ist..
00:19:42 Ich gehe jetzt in die belgische Schulen, ich spreche über den Holocaust und ihr müsst, hören.. wie die, wir haben das nicht gewusst.
00:19:52 Ja, ich verstehe ja, Junge von jetzt in Belgien von 15, 16 Jahren, wieso kann er das wissen und überhaupt wenn man sagt, es ist gar nichts passiert.
00:20:01 Damals so lang, dass ich kann, ist nicht mir so leicht wenn ich spreche über meine Mutter. Einer hat mich gefragt in der Schule:
00:20:10 "Du sprichst über dein, du erzählst noch ein Witz in Zwischenzeit und deine Mutter und deinen Vater hat man ge.. vermördert und alles." Sagt er. Das Leben muss weiter gehen.
00:20:22 Ich hab' keine Träne nicht mehr, ja. Ich hab' keine Träne. Ich hab' mich schon so viel geweint, dass, dass.. Ich fühle schon leider nicht, das was ist geschehen.
00:20:34 Und diese Menschen, welche haben das nicht überlebt, die können nicht sprechen. Ich fühl' mich verantwortlich für diese Menschen soweit, dass ich kann. Ich bin kein Redner nicht.
00:20:49 Aber ich habe mich probiert, weil ich bin, sehr schäme ich mich. Ich schäme mich sehr. In der Schule wenn man hat gerufen zum, zu dem Tableau, die Lehrerin oder wer.
00:21:00 Ich hab' gezittert, ich zittere noch jetzt auch. Aber ich hab' probiert, das ist meine, wie sagt man das, das kann ich mitbringen etwas von meiner Seite, weil ich fühle mich schuldig für diese Menschen.
00:21:17 Und ich fühle mich manches Mal schuldig warum ich bin übrig geblieben. Es war, ich werde Ihnen zeigen ein Foto von alle meine Freunde.
00:21:27 Ich bin der Einzige von unserer Stadt in meinem Alter, was sind über geblieben. Und das ist, das ist meine Geschichte und ich weiß nicht noch wie lang kann ich noch so sprechen, ja.
00:21:40 Weil es ist schon nicht so, früher ist das viel flotter gegangen. Heute werde ich älter. Ich bin jetzt 79-einhalb Jahre, bald im April 80 Jahre.
00:21:50 Und ich äh, vor zwei Wochen hat meine Frau auch noch gesagt, weil ich sitze bei dem Computer. Ich hab' für diese Frau Anna Andlauer von Kloster Indersdorf Kontakt und alles. "Ganze Tag sitzt du bei dem Holocaust."
00:22:06 Sag' ich: "Probier' ein bisschen noch beisein und nachher weiß ich nicht." Ich seh' doch meine Schwestern sind älter von mir. Die haben gute Gedächtnis gehabt und jetzt sie wissen nicht genau was tut sich ja.
00:22:22 IV: Sie sind ja auch oft schon in Auschwitz glaub' ich gewesen, immer wieder..
00:22:25 DN: Ich bin, ich bin mit.. Ich hab' begonnen ungefähr 10, 12 Jahre in Belgien sprechen in den Schulen über den Holocaust.
00:22:36 Erst in der jüdischen Schule man hat.. aber jetzt mehr in den, nicht, meist in den katholischen Schulen. Nicht in den Stadtschulen, weil dort habe ich ein Problem, dort sitzen viele Moslems, ja.
00:22:49 Und ich verstehe das sehr gut, die wollen über dem nicht hören so. Aber in den katholischen Schulen sind weniger Moslems und ich spreche dort.
00:22:58 Manches Mal vierzig, manches Mal hundert, hundertzwanzig Jugendliche und die horchen schön anderthalb, zwei Stunden und die Fragen fragen und das belgische Militär schickt jedes Jahr auch ein Flugzeug von Studenten von den Schulen und einige Militärs und manche jüdische Überlebende.
00:23:26 Ich bin sechs oder sieben Mal mitgewesen, ja, in Birkenau und in Auschwitz. Weil ich war in Birkenau, das ist Auschwitz Numero 2, ja.
00:23:39 IV: Gut. Ich würde Sie ganz gerne zum Schluss noch zwei, drei Sachen kurz fragen.
00:23:46 DN: Ja.
00:23:46 IV: Wo der Herr Ulli Fritz mich gebeten hat, einfach nochmal ein paar Sachen zu klären.
00:23:51 DN: Ja.
00:23:52 V: Wenn ich das noch finde..
00:23:53 DN: Nein überhaupt nicht. Ich hab' mich nie interessiert genau wo. Ich wusste auch nicht, ich wusste nicht, dass Flossenbürg besteht. Ich wusste nicht, dass Auschwitz besteht, ja.
00:24:05 Und man hat immer in den Transporten, einige Menschen, die haben mehr gewusst wie wir, weil die haben mit der deutschen Bewachung gesprochen.
00:24:17 Und die waren die Blockälteste und die haben immer etwas erzählt von einem und weitergesagt.
00:24:23 Ich höre zum Beispiel wenn ich bin von Gleiwitz weg nach Flo.. nach Oranienburg ja.
00:24:30 Damals hat man gesagt, dass wir gehen nach Sachsenhausen oder wir gehen nach, ich weiß nicht, in Schlesien noch in andere, andere Lager, äh. Aber ich wusste nicht über Flossenbürg.
00:24:43 Man hat uns gebracht nach Oranienburg. Dort waren wir in großen Hangars, etwas, man hat uns gegeben etwas Essen.
00:24:51 Und äh einwaggoniert in geschlossenen Waggonen. Und wir sind gekommen, ich erinnere mich, das ist eine Episode, bis hier ist interessant zu erzählen.
00:25:03 Es waren geschlossene Waggonen, es hat geregnet und drin in die Waggon saß auch eine deutsche SS. Aber dies war ein älterer Deutscher, wahrscheinlich die haben nicht gehabt genug junge Soldaten schon und ich war sehr durstig.
00:25:19 Ich bin, ich war so in halbe Koma, aber ich erinnere mich, ich musste trinken und der Regen ist reingetropft, ich weiß nicht wieso.
00:25:30 Es war vielleicht ein bisschen offen oder von dem Dach war ein Loch. Und ich hab' geglaubt, dass der SS-Mann, er spielt mit mir, er lässt tropfen so ein bisschen Wasser, um mich zu testen, ja. Aber er hat es nicht getan.
00:25:45 Ich hab' probiert, wir haben gehabt so eine kleine Trinkkanne, und ich hab' probiert, meinen eigenen Urin zu trinken, ja. Aber ich konnte es nicht.
00:25:56 Es war, ich konnte es nicht, aber ich war so, so durstig, dass wir ankamen nachher nach Flossenbürg und die Wege rauf von der Station, ich weiß nicht wie weit das ist.
00:26:11 Ich möchte das auch wissen, wir sind raufgegangen, so sehr schwer. Aber es hat geregnet und ich hab' probiert trinken das Wasser von, das Regenwasser.
00:26:23 Dasselbe war, wenn man uns von Gleichwitz nach Oranienburg gebracht. Offene Waggone, haben wir Schnee gegessen von dem Rücken von den Anderen. Ja?
00:26:35 IV: Und wenn Sie, Sie haben ja auch Vergleiche zu anderen Lagern. Ist Flossenbürg anders gewesen als die anderen Lager und..
00:26:43 DN: Ja. Ja.
00:26:43 IV: Oder sind alle Lager gleich?
00:26:45 DN: Nein. Jedes Lager hat andere Charakter. Zum Beispiel in Birkenau wir war.. war ich auch in der Jugendlichen-Barracke. Es war dort Disziplin, viel gearbeitet haben wir nicht dort.
00:26:59 Aber das war vielleicht der, der Nachteil. Man hat auch in der Frühe uns aufgeweckt ganz früh, gegeben ein bisschen in der Früh ein bisschen so Ersatzkaffee, mittags ein bisschen Suppe, abends..
00:27:14 Aber es waren, es waren keine Läuse nicht bei uns in, in.. Es war dort ein kleines Krankenhaus.. die Gefahr, getötet zu werden, ich mein', ausgewählt zu werden.
00:27:26 Weil dort haben wir gehabt zu tun mit Dr. Mengele, er war ein schöner Mann. Er hat manches Mal so gepfiffen eine Musik von Toska, eine Opera von Toska.
00:27:35 Ich erinnere mich, er war sehr ein schöner Mann und aber dort haben wir Angst gehabt, weil wir haben gesehen die Transporte und die Selektionen. Hier in Flossenbürg erste Mal die..
00:27:50 Und dort haben wir gehabt auch Juden, die Blockälteste sind.. In Gleiwitz auch Juden.
00:27:56 Die waren manches Mal auch sehr, sehr schlimme, sehr schlechte Menschen aber manches Mal die haben ein bisschen geholfen.
00:28:03 Wenn wir sind nach Flossenbürg gekommen, hier haben wir mehr gefühlt, dass wir sind die niedrigste Stufe, wir waren Juden, hier waren russische Kriegsgefangene und die waren sehr schlecht zu uns.
00:28:17 Wenn die haben gekonnt etwas gegen uns tun. Hier waren Kriminelle, Sadisten, hier waren von Belgien auch, Menschen von dem Widerstand.
00:28:30 Die sagen auch.. Zum Beispiel ich werde Ihnen etwas.. Ist da ein Schreiber, ein Belgier, er heißt Gie van den Berghe, er schreibt über Flossenbürg ein Buch.
00:28:39 Und er sagt, die Juden sind nicht so beglaubig was die sagen, das ist sehr übertrieben und einer von den Belgiern, der war hier, hat erzählt später in Belgien hat gesagt, die Juden haben es sehr leicht gehabt.
00:28:56 Die sind angekommen nach Auschwitz und die Familien hat man genommen bald und in der Gaskammer verbrannt. Die haben kein Problem nicht gehabt. Aber wir, wir wussten nicht was passiert mit unseren Familien in Belgien.
00:29:08 Die haben manches Mal uns geschickt Päckchen, und es ist nicht angekommen alles oder nie angekommen. Wir haben gehabt Probleme.
00:29:16 Was werden wir tun? Was, was gedenkt unser Vater, oder Schwester, oder Bruder? Aber die Juden, die haben das sehr gut gehabt.
00:29:23 Sie sind angekommen, Vater, Mutter gestorben und die haben keine Sorgen nicht mehr gehabt. Und das tut weh ja.
00:29:31 Das heißt, ihr seid Gefangene, ihr seid weggetrieben, alles weggenommen. Und ihr habt es noch gut, wegen dem, weil die Familie ist gestorben, ihr müsst nicht Sorgen machen.
00:29:47 Aber wir haben nicht gewusst, vielleicht die sind gestorben, zuhause von den Bombardierungen oder etwas anderes.
00:29:52 Oder die haben nicht genug Essen zuhause. Das war leider, leider so ist das ja. Aber..
00:30:00 IV: Im Prinzip auch dieser ganze Terror hier in Flossenbürg, das waren nicht nur die SS und die Deutschen..
00:30:07 DN: Nein, nein.
00:30:07 IV: ...sondern es war für die Juden auch schwer durch die Anderen, die Häftlingshierarchie oder was.
00:30:10 DN: Ich werde Ihnen sagen, dass gewöhnlich überall, auch in Auschwitz, in Gleiwitz, die Deutschen, die waren.. die haben die Ursache gegründet.
00:30:22 Ja, das war die.. Ich meine die Deutschen, das haben getan. Aber ich hab' gehabt einen Fall.
00:30:30 Ich weiß nicht, wenn ich habe noch Zeit zum Beispiel. In Gleiwitz ich war im Arbeitslager. Dort haben wir schwer gearbeitet. Wir haben dort gute Betten gehabt.
00:30:38 Weil in Auschwitz sind wir geschlafen in Birkenau auf dem Grund, auf dem Beton, die Jugendlichen, ja.
00:30:44 Und dort Sonntag Nachmittag haben wir nicht gearbeitet und auf einmal Sonntag Nachmittag, dort waren viele holländische Juden auch.
00:30:53 Die haben in den Fabriken garbeitet von IG.. IG..B? Wie heißt die?
00:30:58 IV: IG Farben?
00:31:00 DN: IG Farben ja. Und die waren schon eine längere Zeit und Sonntag Nachmittag, Ruhe, schöner Tag, Winter, aber es regnet nicht, schneit nicht.
00:31:12 Ich gehe nach der Toilette und neben unserer Toilette von den Häftlingen war die Toilette von den Deutschen. Und die andere Seite steht ein deutscher Offizier, ein Wehrmachtsoffizier, er war wahrscheinlich in Durchfahrt dort in das Lager gekommen.
00:31:26 Er war nicht von der Besatzung dort, ich meine, er war nicht von die, die, von Gleiwitz. Und er sieht mich und er fragt mich:
00:31:34 "Junge, komm her. Wie alt bist du?" Und ich hab' vergessen, dass ich muss sagen mehr und ich sage: "Ich bin 14 Jahre."
00:31:40 Sagt er: "Gott verdammt, ich habe so einen Sohn zu Hause. Wart hier." Und ich habe gewartet und er hat gehabt Revolver, aber ich wusste nicht, was er geht machen.
00:31:52 Ich habe geglaubt, vielleicht weil ich habe gesagt 14 Jahre, er geht mich schießen, weil ich bin zu jung, ich kann doch nicht arbeiten.
00:31:58 Ich hab' besser gearbeitet wie der andere. Und geht er rein und er bringt mir ein ganzes Brot. Sie wissen was ein Brot war in einem Lager?
00:32:08 Heute in dem Lotto sollte ich den ersten Preis gewinnen, soll ich nicht so glücklich sein wie damals mit einem Brot. Ich habe genommen das Brot.
00:32:18 Ich weiß nicht, ob ich bin nach der Toilette gegangen oder nicht. Ich bin zurück geloffen in meine Baracke, in meinen Block, herauf auf den dritten Stock, dort bin ich geschlafen, weil unten war ein Holländer, ein jüdischer Holländer. Er hat mir auch viel geholfen.
00:32:33 Und ich habe begonnen die glätten diese Brot und ein Stückchen gegessen, ein Stückchen gegessen. Und eingeschlafen, geträumt, dass ich hab' Brot, ich hab' Essen, alles.
00:32:46 Und auf einmal ich werde wacker in der Früh, wach. Ich hab' kein Brot nicht, man hat es gestohlen.
00:32:53 Der Verdruß war viel größer wie die Freude, was ich habe früher gehabt wenn ich habe das Brot.. Sage ich, es war einer vielleicht von 1000, der was hat gehabt.
00:33:04 Aber gewöhnlich die Wachen mit alles waren Ukrainer, die waren schrecklich ja. Unterwegs auch sehr brutal.
00:33:12 Aber, aber hier in Flossenbürg war, ich war nicht in der Messerschmitt gearbeitet. Ich war in dem Block, in dem Quarantäne-Block, dort war es schrecklich.
00:33:24 Ich kann nicht sagen, allgemein in Flossenbürg in den Baracken, weil ich war nicht..