[DE: IV: Sie sind zum ersten Mal hier in Deutschland. Sie kamen hierher zurück nachdem Sie 60 Jahre nicht hier gewesen sind.]

[DE: JK: Ja. Zum ersten Mal.]

[DE: IV: Zum ersten Mal. Mit was für einem Gefühl kamen Sie hierher? Welche Gefühle begleiten Sie?]

[DE: JK: So welche Gefühle begleiten… Sowohl schwierige als auch gute.]

[DE: Schwierige, weil es sehr schwer war, grausam. ]

[DE: Und letztendlich wurde ich zusammen mit einer Gruppe der Gefangenen in diesem Lager erschossen.]

[DE: Es war neben der Stadt Pilsen, Tschechoslowakei. Wir wurden dorthin gruppenweise gebracht. ]

[DE: Und so erschoss man Russen, Jugoslawen, einen Teil von italienischen Partisanen.]

[DE: Aber Polen, Rumänen und andere – sie wurden gehen gelassen. So, wir wurden gruppenweise dorthin gebracht, etwa ein tausend Menschen. ]

[DE: {Übersetzung. Unverständlich}]

[DE: JK: So, äh… Sie haben uns bis Pilsen gebracht. Das heißt diese Gruppe, die sie erschossen haben… {kein Ton}]

[DE: JK: … von hinten. Danach haben sie uns in den Wald gebracht und erschossen. ]

[DE: Ich wurde schwer verletzt. Hier ging die Kugel rein, hier kam sie raus. {zeigt mit dem Finger auf seinen Hals und auf sein Kinn} So.]

[DE: Und als die Deutschen zurückwichen, befahlen sie den Tschechen diese Leichen mit Erde abzudecken. ]

[DE: Und als sie uns abdeckten, sahen sie, dass ich lebendig bin. ]

[DE: Das heißt, der Mensch hat noch geatmet. So haben sie mir Hilfe geleistet, haben mich in irgendein Haus gebracht, ich erinnere mich nicht daran. ]

[DE: Danach haben sie mich wiederbelebt und ins Krankenhaus dort in Pilsen geschickt. ]

[DE: So. Man hat mich teilweise behandelt, und danach sind unsere Truppen gekommen – und man hat mich schon unseren Truppen übergegeben, in ein sowjetisches Militärspital.]

[DE: So eine. ]

[DE: {Übersetzung. Unverständlich.}]

[DE: IV: Wir fragen Sie über diesen Fall noch mal später, wo es konkret war, an welchem Ort…]

[DE: JK: Wie?]

[DE: IV: An welchem Ort war es, als man Sie erschoss?]

[DE: JK: An welchem Ort? Es war am 29.April 1945. ]

[DE: {Übersetzung. Unverständlich}]

[DE: IV: Sie waren in mehreren Konzentrationslagern. ]

[DE: JK: Ja. Ich war in Polen, Majdanek – es ist ein Konzentrationslager. Aus Majdanek verlagerte man mich… ]

[DE: {Umstellung der Kamera}]

[DE: JK: So, zuerst war ich Majdanek, Polen.]

[DE: IV: Wie kam es überhaupt dazu? Wie kamen Sie ins erste Lager?]

[DE: JK: Ah wie… So… Äh… Im Jahr 1941 kämpfte ich in der Stadt Kiew. So. ]

[DE: Die deutschen Truppen kamen der Stadt Kiew näher. ]

[DE: Und der Führer, Hitler, befahl Kiew am 8. August einzunehmen - und er kommt, um die Parade von deutschen Truppen persönlich abzunehmen. ]

[DE: Aber es ist ihm nicht gelungen. Wir haben Kiew befr… ich meine, wir haben es den Deutschen erst im Oktober überlassen, am 19. Oktober. ]

[DE: Nach dem Befehl unseres Oberbefehlshabers Kiew zu verlassen. Und wir waren schon eingekreist. Kiew. ]

[DE: Das heißt die Deutschen haben uns schon eingekreist. Und es war ein Befehl aus der Einkesselung herauszukommen, Kiew zu verlassen. ]

[DE: Und als wir herausgekommen sind, habe ich eine Kompanie geleitet, ich war Leutnant, es war mein Titel. ]

[DE: So, ich habe eine Kompanie geleitet. So, in diesem Zusammenhang, dass Hitler den deutschen Truppen befohlen hat, um jeden Preis am 8. August Kiew einzunehmen…]

[DE: Und dorthin hat er sehr starke deutsche Kräfte geschickt. Hier waren Panzer, Luftstreitkräfte, Minenwerfer, Infanterie usw. ]

[DE: So, aber wir waren schon schwach. Und als wir aus der Einkreisung rausgekommen sind, war die letzte Schlacht – am 5.Oktober 1941, ich war schwer verletzt.]

[DE: So. Und ich wurde gefangen genommen. Die Deutschen haben mich gefangen genommen. Und sie haben mich ins Kriegsgefangenenlager dort bereits in der Nähe von Kiew geschickt. Die Stadt Darnyzja.]

[DE: Danach wurde ich bereits nach Flossenbürg überstellt, danach in die Tschechoslowakei nach Tschenstochau, und aus dem Lager dort bin ich geflohen.]

[DE: Ich war drei Monate auf der Flucht. Dann haben mich die deutschen Truppen im Wald gefangen... Äh... Es war... ]

[DE: So ... eine Razzia der deutschen Truppen, weil die Partisanen dort waren. Eine Razzia. Und ich wurde erwischt.]

[DE: Sie fragen, "Partisan?" Nein, ich bin ein Gefangener, ich bin aus dem Tschenstochau-Lager geflohen.]

[DE: So, sie haben mich geprügelt, geschlagen. So. Und sie haben mich ins Gefängnis gebracht. Kielce. Polen.]

[DE: Und schon aus dem Gefängnis in Kielce ... Ich habe dort vier Monate gesessen,]

[DE: und die Hauptsache war, dass mich die deutschen Truppen gezwungen haben, in die russische Befreiungsarmee von Wlassow zu gehen,]

[DE: der eine neue Armee mit Hilfe der Hitler-Regierung gegründet hat.]

[DE: Aber ich als russischer Mensch, als Offizier, ich habe abgelehnt. So. ]

[DE: Ich werde nicht gegen Russen kämpfen, weil ich der Sohn des Russischen Volkes bin. Wenn sterben, dann aufrecht sterben.]

[DE: So haben sie sich mit mir abgemüht, haben mich sehr stark geschlagen, und dann in das Konzentrationslager Majdanek geschickt.]

[DE: Hier mit dem Konzentrationslager Majdanek habe ich meine Reise durch andere Konzentrationslager begonnen.]

[DE: Groß Rosen, dann war es ... Dora {richtig: Leitmeritz}, so ... Dann war es Flossenbürg, so. ]

[DE: Hier habe ich meine Qual beendet. So ... Wie ... Äh ... Wie, wie ... Ich weiß nicht, wie ein Kriegsverbrecher oder wie ein... Äh… ]

[DE: Wie hat es die deutsche Regierung eingeschätzt, wer ich für sie bin? Aber zumindest wurde ich in Konzentrationslagern gefangen gehalten.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Während Ihres Weges wussten Sie, wo Sie sind? Konnten Sie erkennen, in welches Lager Sie fahren? Oder wurden Sie einfach dorthin gebracht? ]

[DE: JK: Nein, nein, nein, nein.]

[DE: JK: Uns haben sie einfach aus Majdanek... Unsere Truppen sind schon näher gekommen, und dann äh...]

[DE: Am 6. November 1943 haben die Deutschen viele Juden in Majdanek, erschossen. Etwa 50.000. ]

[DE: Nun, dann kamen die SS-Leute herein: "Russisch ist auch kaputt, kaputt."]

[DE: Bald werdet ihr erschossen, wir erschießen euch alle {unverständlich}... Es… Äh .. und in der Kammer verbrennen wir euch, vergiften.]

[DE: So. Unsere kamen immer näher. Und 1943 wurde ich nach Flossenbürg versetzt, das heißt in dieses... In Groß Rosen. Zuerst nach Groß Rosen.]

[DE: Ich war in Groß Rosen bis Ende 1943, Anfang 1944, und 1944 wurde ich nach Dora {Leitmeritz} geschickt. ]

[DE: Es ist dort, wo ein unterirdischer Flugplatz gebaut wurde. So, und schon von Dora, aus Dora {Leitmeritz} wurde ich bereits gegen Ende 1944 nach Flossenbürg gebracht.]

[DE: {unverständlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: JK: {lächelt}]

[DE: IV: Hatten Sie irgendeine spezifische Qualifikation?]

[DE: JK: Wie?]

[DE: IV: Hatten Sie irgendeine spezifische Qualifikation? Warum wurden Sie von einem Lager zum anderen geschickt?]

[DE: JK: Nein, Nein, keine. Wir haben verschiedene Arbeiten gemacht. Aber nur die Erdarbeiten. In diesem ... ]

[DE: In Majdanek haben wir nicht gearbeitet. Uns Russen hat man zur Arbeit nicht gebracht. ]

[DE: Aber in Groß Ro... in Groß Ros... Ja, in Groß Rosen haben wir mit dem Stein gearbeitet... Wir haben dort den Schotter zerbröckelt. Stein. So.]

[DE: Und in Dora {meint: Leitmeritz} haben wir einen unterirdischen Flugplatz gebaut. So. Wir sind unter die Erde gegangen. ]

[DE: Wir haben mit den Karren da {winkt mit der Hand}. Und wir haben dort äh ... Diesen Stein gehämmert und heraus genommen…]

[DE: Und in Flossenbürg auch mit dem Stei... in den Steinplantagen hier. Stein haben wir... {zeigt mit der Hand}. Hier, gehämmert, ausgehöhlt, so. ]

[DE: Das war aber nicht mein Beruf {schüttelt mit dem Kopf}, nein, nein, nein.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Es war nur die schwere Arbeit, physische. ]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Waren Sie im Lager Zwickau?]

[DE: JK: Wie-wie? Wo?]

[DE: IV: Zwickau.]

[DE: JK: Zwicka?]

[DE: IV: Zwickau]

[DE: IV: Es ist ein Außenlager – Zwickau {unverständlich}]

[DE: JK: Nein…]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Zwickau… Ich war nicht dort. {schüttelt mit dem Kopf}]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: In Flossenbürg was sonst noch… Uns, die Gruppe... mmm ... Die Russen und andere hat man weggenommen. Hier war irgendein Rüstungsbetrieb.]

[DE: In der Nähe war das Lager dort {winkt mit der Hand}. Da habe ich in diesem Betrieb als Dreher gearbeitet.]

[DE: Und dann wurden wir Ende 1945 aufgestellt und ... {winkt mit der Hand} Man hat uns geführt {winkt mit der Hand}. ]

[DE: Wohin wurden wir geführt? Irgendwohin Richtung Osten. Man hat uns so bis Pilsen gebracht. Dort wurden wir erschossen.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Dieser Betrieb ist irgendwo nicht weit von hier {zeigt mit der Hand nach vorne}.]

[DE: IV: Wie war der Alltag in diesem Lager? Das heißt, könnten Sie etwas über das Leben im Lager erzählen? ]

[DE: IV: Wie war das alles? Wie es passierte? ]

[DE: JK: Ah, wie... Sehr… Ich kann erzählen... Wie ... Also, der Weckruf war um sechs Uhr. ]

[DE: Um halb sieben wurde der sogenannte Kaffee gegeben. Dann ... {gestikuliert}. Und eine Scheibe des Brots. So. Und dann wurden wir zur Arbeit gebracht.]

[DE: Bei der Arbeit haben wir gearbeitet... etwa 9 - 10 Stunden. ]

[DE: So. Von dort hat man uns gebracht, wir haben Mittag gegessen, so. Und in die Baracken. Und dann war die Kontrolle des gesamten Lagers. ]

[DE: So. Die Überprüfung war manchmal lang, weil es keine Übereinstimmung gab. ]

[DE: Bei jedem Wetter - bekleidet waren wir schlecht, die Schuhe waren schlecht – da waren diese Holzschuhe…]

[DE: So... Diese gestreifte Uniform – sie war dünn. So standen wir stundenlang. ]

[DE: Danach, als es, wahrscheinlich, endlich alles korrekt war, haben sie Schlafenszeit ausgerufen und wir sind in die Baracken gegangen.]

[DE: Und uns wurde zum Abendessen für sechs Personen {zeigt einen Kreis mit dem Finger} ein rundes Brot gegeben {zeigt eine Geste, wie man ein Brot schneidet}.]

[DE: Portionsweise. Es ist etwa 120 Gramm pro Person.]

[DE: Und wir gingen ins Bett. Und wieder um sechs Uhr war der Weckruf, zur Arbeit, so... ]

[DE: Gingen wir von der Arbeit, dann gab es wieder die Kontrolle. So. Und so war es jeden Tag. So.]

[DE: Wenn man krank wurde, dann gab es die Baracken. Diese medizi... Medizinische.]

[DE: So führt man dich dorthin, dort macht man etwas. Nun. Etwas hilft man. ]

[DE: Und am Morgen geht man wieder in die Reihe, wieder in die Baracke, zur Arbeit und so jeden Tag.]

[DE: JK: Jeden Tag. Es gab keine Ruhetage. ]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Wo haben Sie geschlafen? Wo haben Sie gewohnt?]

[DE: JK: Wir haben in Baracken gewohnt. Es gab dreistöckige Baracken {zeigt mit der Hand die Stöcke}. Nun. Die Überbelegung war groß. ]

[DE: Manchmal waren auf diesen Pritschen zwei Menschen, so... Eine Decke wurde uns gegeben. Eine {zeigt den Finger}.]

[DE: Sie haben nichts weiter gegeben, keine Matratzen, nichts.]

[DE: So. Nun so und äh... wir haben uns in den Baracken erholt. Aber die Baracken waren im Winter kalt. ]

[DE: Die Holzbaracken. Denn manchmal waren sie offen {zeigt einen Spalt mit dem Finger}. Nun…]

[DE: Sehr grausam haben mit uns äh... die deutschen Gefangenen selber im Konzentrationslager behandelt. ]

[DE: Die SS-Leute haben sie als Barackenälteste eingesetzt. Und sie haben ihnen das Recht uns zu schlagen gegeben, das Recht uns zu töten. ]

[DE: Sie sind äh… mit den Gefangenen grausamer als die SS-Leute selber umgegangen.]

[DE: Verstehen Sie, so {unverständlich}… Diese Deutschen, die Verbrechen begangen hatten,]

[DE: sowohl die Politischen, roten, als auch die grünen {zeigt auf der Brust}, sie waren wegen Mord hier... Sie waren sehr grausam.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Nun ... Jeder war ... Jeden Tag gab es Fälle. Entweder hat man gehängt: jemand hat versucht zu fliehen, jemand hat etwas zerbrochen, sofort hat man ihn äh ... erschossen.]

[DE: Sofort mit einer Peitsche bestraft {gestikuliert}, so ... Der Tisch war so – jemand wurde gebracht, und alle {gestikuliert}, das ganze Lager hat mitgeschaut.]

[DE: JK: {lässt das Glas fallen}. Oh, Entschuldigung. Ich habe sehr stark mit den Händen gestikuliert. So… Ähm…]

[DE: JK: So sie… Was, Lena, wo war ich stehen geblieben?]

[DE: IV: Sie haben erzählt, wie man euch geschlagen, misshandelt hat…]

[DE: JK: Ah, so, geschlagen, ja. Und das war alles öffentlich, alles war öffentlich. Nun.]

[DE: Und das, dass sie uns physisch mit den Stöcken geschlagen haben - es war eine tägliche Misshandlung. ]

[DE: Solche Grausamkeit, Unmenschlichkeit. Es war gruselig.]

[DE: IV: Sagen Sie bitte, und wenn jemand krank geworden ist, wie ist man mit den Kranken umgegangen?]

[DE: JK: Ja, wie ... es gab auch medizinische Mitarbeiter unter den Gefangenen.]

[DE: Die Deutschen oder die Franzosen, noch jemanden hat man als medizinischen Arbeiter ausgesucht - sie waren hauptsächlich dort. ]

[DE: Vielleicht war es ein deutscher Arzt. Aber in der Regel hat er nicht behandelt, die Häftlinge haben behandelt.]

[DE: Nun schauen sie. In der Regel gab es so ein Medikament, wenn es irgendwelche Schläge gab – gab es eine grüne äh... ]

[DE: diese grüne... so eine Masse. So schmieren sie, schmieren sie ein, so ... Ähm ... So ein…]

[DE: Sie wickeln um äm… Es gab keine… Binden. Sie hatten so welche aus Papier. ]

[DE: Mit diesen Papierbinden haben sie umwickelt. Nun, ein paar Tage durften wir dort bleiben: „Komm morgen".]

[DE: Und dann wieder zur Arbeit.]

[DE: So hat man keine aktive medizinische Hilfe geleistet. Nein. ]

[DE: Es war eher "je schneller man stirbt, desto besser." Fertig. So war die Verordnung. ]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Und ich wurde besonders geschlagen. Warum? Ich war ein Ausbrecher. ]

[DE: So hatte ich eine Zielscheibe: hier rot {zeigt mit den Gesten auf den Rücken}, hier rot, auf dem Ärmel, auf der Mütze.]

[DE: Deswegen hatten sie Angst mich außer Acht zu lassen, und bei der Arbeit war so eine Kontrolle ... sehr streng.]

[DE: Sie haben immer überwacht. ]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Ja… ]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Sie waren in mehreren Lagern, in verschiedenen Lagern.]

[DE: JK: Wie-wie?]

[DE: IV: Sie waren in verschiedenen Lagern.]

[DE: JK: Ja.]

[DE: IV: Haben sie sich voneinander irgendwie unterschieden, wie man dort mit Ihnen umgegangen ist?]

[DE: JK: Ja, sie haben sich unterschieden. ]

[DE: JK: Grausam war das Lager in Polen, Majdanek. Sehr grausam. Das brutale Lager war äm... Dora. {meint: Leitmeritz}]

[DE: Dort wurde überhaupt keine Rücksicht genommen {gestikuliert}. Man hat geschlagen, getötet, uns die Hunde nachgehetzt, alles.]

[DE: So, in Groß Rosen war es irgendwie leichter, in Flossenbürg war es vielleicht auch leichter, ]

[DE: aber trotzdem {schüttelt den Kopf} gab es fast keine Unterschied. Die Grausamkeit war überall.]

[DE: Irgendwo war es härter und irgendwo einfacher. Es hat von den SS-Leuten abgehangen und von diesen sogenannten Kapos.]

[DE: Kapo, Kapo. Diese äh ... Gefangenen wurden von den Deutschen eingesetzt - sie waren sehr grausam, sie sind grausam.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Könnten Sie etwas mehr über die Arbeit erzählen, die Sie hier in Flossenbürg gemacht haben?]

[DE: IV: In Flossenbürg?]

[DE: IV: Ja. ]

[DE: JK: So… Uns hat man in die Steinbrüche geführt, dort haben wir so... äh... {gestikuliert}. ]

[DE: SS-Leute haben uns eingekreist, und wir hatten Hacken, dann Abbauhämmer, ]

[DE: und uns wurde gesagt, welche Größe {zeigt ein Quadrat mit den Händen} man machen muss… Einen Block aus diesem... äh... aus dem Stein.]

[DE: So haben wir es ausgehöhlt. Den anderen gaben ... um es... {gestikuliert} um einen großen Stein zu Schotter zu zerkleinern, zu den kleinen, so...]

[DE: Es gab solche Arbeiten. Nur im Steinbruch. Ich war bei keinen anderen Arbeiten.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Wie haben Sie die Arbeit gemacht? War es Handarbeit oder gab es irgendwelche Maschinen?]

[DE: JK: Nein, Handarbeit, nur Handarbeit.]

[DE: JK: Es gab nur diese ... {gestikuliert} die großen Hämmer, die großen, dann gab es die Vorschlaghämmer zum zerschlagen. ]

[DE: Nur Handarbeit. Keine... Keine Mechanisierung gab es. Keine Mechanisierung.]

[DE: Und wenn man sich entspannen wollte, kamen sofort diese Kapos und SS-Leute.]

[DE: {zeigt Schläge mit den Gesten} "Schneller, arbeiten, schneller, russisches Schwein", und so, und so…]

[DE: Sie haben keine Ruhe gegeben. Der Mensch kann schon nicht mehr, so, er hat schon keine Kraft mehr, egal - „Aufstehen". ]

[DE: Wenn er nicht aufstehen kann, wurde er genommen, rausgezogen... ]

[DE: Dort war ein Grundstück, dort waren die Hunde, und er war dort. ]

[DE: Bis alle mit der Arbeit fertig waren, wurde er von dort nicht abgeholt.]

[DE: Und als die Arbeit vorbei war, wurden alle in die Reihe gestellt und dieser Kranke auch mit… mit... ]

[DE: Auch wenn er gestorben war - auch Leichen, damit Sie alle abends ins Lager gebracht wurden. Im Lager wird man gezählt - alle da. ]

[DE: Also dann bringt man die Leichen in die Kammer, ins Gas. ]

[DE: Und die Kranken, wenn sie eine Hilfe benötigen – ins Revier, in die medizinische Baracke. So.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: War es im Winter, als Sie hier waren?]

[DE: JK: Ja.]

[DE: Ich war im Winter und am Anfang des Frühlings, weil es äh ... ]

[DE: Uns hat man aus dem Lager im April geführt {zeigt mit der Hand in der Ferne}. ]

[DE: Wir wurden auf den Transport irgendwo Richtung Tschechoslowakei gebracht, dorthin nach Prag, nach Pilsen.]

[DE: Und ich bin im Winter angekommen. Nun. Ende 1944. So ... ]

[DE: Also, im Oktober oder im November, ich erinnere mich nicht genau. Es war im Winter. Winter. ]

[DE: Ein kalter Winter war es. Schrecklich.]

[DE: {gestikuliert} Es gab noch einen Bombenangriff, die Engländer haben angefangen, hier zu bombardieren. Es war schwer…]

[DE: IV: War es sehr kalt? Gab es Schnee? ]

[DE: JK: Ja, sowohl kalt, als auch hungrig, und schwer.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: IV: Sie haben gesagt, es gab die Bombenangriffe…]

[DE: JK: Man hat bombardiert]

[DE: IV: Man hat bombardiert, ja. Und hat man eine Stadt irgendwo in der Nähe oder auch das Lager bombardiert?]

[DE: JK: So, wo wir im Betrieb gearbeitet haben, dieser Betrieb wurde bombardiert.]

[DE: So ... Ich erinnere mich jetzt nicht an die Stadt, in der wir waren. Wir haben in einer Rüstungsfabrik gearbeitet. ]

[DE: So, man hat angefangen zu bombardieren, sowohl schon die Engländer als auch die Amerikaner, so ... ]

[DE: Man konnte das schon sehen, sie haben angefangen staffelweise herum zu fliegen. ]

[DE: Wir haben Dresden gehört und andere ... Man hat sehr stark bombardiert.]

[DE: Sehr stark. Und deswegen hatten die Deutschen Angst, uns weiter in der Fabrik zu halten,]

[DE: und haben uns schneller von dort weggenommen, damit wir nicht fliehen können.]

[DE: {Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin} ]

[DE: JK: Lena, woher kannst du die russische Sprache?]

[DE: IV: Ich bin Russin.]

[DE: JK: Russin? Warst du auch im Lager? {lächt}]

[DE: IV: Nein.]

[DE: IV: Nein. Ich komme aus Moskau. ]

[DE: Sie haben gesagt, Sie haben in den Steinbrüchen gearbeitet. ]

[DE: JK: Ja]

[DE: IV: …und in der Fabrik … ]

[DE: JK: Und in der Fabrik haben wir gearbeitet... Ich habe als Schlosser gearbeitet, dann wurde ich Dreher - ich wurde einem Meister zugeteilt, und ich habe dort ... ]

[DE: So... Mehr Ausschuss gemacht als Nutzen gebracht.]

[DE: IV: Und wo befanden sich diese Steinbrüche?]

[DE: JK: Wie? Nein, da haben wir schon nur in der Fabrik gearbeitet. {gestikuliert} Dort war schon speziell ein Lager aufgebaut.]

[DE: Aus der Fabrik führte ein Korridor {gestikuliert} - wir wurden da durch geführt, und am Morgen früh wieder zur Fabrik.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Hatten Sie Kontakte mit irgendeiner lokalen Bevölkerung? Mit irgendwelchen anderen Arbeitern?]

[DE: JK: Nein, nein. {schüttelt den Kopf}]

[DE: JK: Es gab welche in der Fabrik. Ein Meister hat mit mir gearbeitet, wir haben mit ihm gesprochen. ]

[DE: Manchmal hat er das Brot gebracht, manchmal hat er eine Zigarette zu rauchen gegeben, und so war es nicht mit anderen, nur mit dem Meister, dem ich zugeteilt wurde.]

[DE: JK: Er hat auf mich schon aufgepasst. SS-Leute sind gekommen um zu überprüfen, haben ihn gefragt, wie der Russe arbeitet, so war es…]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Sie sind wahrscheinlich vom Lager zur Arbeit zu Fuß gegangen?]

[DE: JK: Zu Fuß {nickt}]

[DE: IV: Gab es irgendwelche..? Haben Sie die lokale Bevölkerung gesehen, konnten Sie sie sehen?]

[DE: JK: Nein, nein. {schüttelt mit dem Kopf}]

[DE: IV: Haben Sie überhaupt keine gesehen? Sind Sie den Weg gegangen {unverständlich}?]

[DE: JK: Nein, nein. {schüttelt den Kopf}, es gab keine, nein.]

[DE: JK: Sie waren dort im Steinbruch, auch die Meister waren dort, die Deutschen, so, und ansonsten hatten wir keine Kontakte mit ihnen.]

[DE: Ich sage doch, das war nur bei der Arbeit hier, in der Fabrik.]

[DE: Einige Meister waren sehr gut. Sie haben damals schon selber daran geglaubt, dass Hitler kaputt ist, bereits 1945 ... ]

[DE: Ende 1944 - 1945. Sie haben daran geglaubt, besonders nach der Schlacht von Stalingrad.]

[DE: Die Stimmung der Deutschen {schüttelt den Kopf} mmm ... der freien Arbeiter war sehr trübselig.]

[DE: Sie sahen das Heranrücken der Zerschlagung der Hitler-Armee.]

[DE: Wir haben nur mit dem Meister gesprochen. Nun, manchmal haben wir anderen Meistern zugehört. ]

[DE: Sie haben gesagt, dass sie in letzter Zeit unzufrieden waren.]

[DE: Sie haben geglaubt, dass es schon bald kaputt sein wird.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}. ]

[DE: IV: Gab es Fluchtversuche aus dem Lager? ]

[DE: JK: Es gab welche.]

[DE: IV: Haben Sie über solche Versuche etwas gehört?]

[DE: JK: Es gab welche.]

[DE: IV: Hat jemand versucht zu streiken, einen Widerstand zu leisten? ]

[DE: JK: Nein. Die Deutschen, bei ihnen wurden auch operative Maßnahmen durchgeführt. Sie wussten, wer etwas versucht, welche Gerüchte es gibt. ]

[DE: Falls es ihnen bekannt wurde, dass eine Flucht geplant wird, haben sie das aufgeklärt {gestikuliert}. Und ca. zehn Menschen wurden gleich hier im Lager, vor allem in der Fabrik, sofort vor uns erschossen. ]

[DE: Und man schreibt äh... «Für die Flucht», «Für die Flucht».]

[DE: IV: Schon bevor die Flucht begangen wurde?]

[DE: JK: Ja. Ja, weil entweder manche viel geplaudert haben, {räuspert sich} einige Gefangenen. ]

[DE: Oder einige hatten diese Pläne, eine Flucht zu begehen.]

[DE: So. Ich muss sagen, dass es die Fluchten gab. Es gab sie.]

[DE: IV: Und wem ist es gelungen zu fliehen?]

[DE: JK: Äh?]

[DE: IV: Hat es geklappt? ]

[DE: JK: Es hat geklappt, aber sie wurden gefangen. ]

[DE: Sie wurden ins Lager zurück gebracht und sie wurden sofort entweder erschossen oder aufgehängt {zeigt eine Leine mit den Gesten}.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Wenn Sie sich an Ihre Zeit im Lager in Flossenbürg erinnern, was war das Schrecklichste, das Ihnen in Erinnerung kommt, was hier passierte? ]

[DE: Oder vielleicht andere Ereignisse, an die Sie sich am häufigsten erinnern? Schrecklich oder weniger schrecklich... Was ist für Sie …]

[DE: JK: In Flossenbürg, ja... So, ich erinnere mich an die schrecklichen..., die hier waren... mmm ...]

[DE: Die Gefangenen haben in der Küche gearbeitet. So, und wahrscheinlich haben sie über die Vorbereitung einer Flucht miteinander gesprochen. ]

[DE: Und einer dieser Gefangenen hat die Deutschen darüber informiert.]

[DE: Und diese 12 Menschen, fast alle Arbeiter dieser Küche, wurden sofort vor unseren Augen, alle wurden erschossen.]

[DE: Daran erinnere ich mich. Dann, ich erinnere mich noch ... Besonders mmm... in diesem... in Dora. ]

[DE: Dort war die Arbeit auch sehr schwer... Und schlechtes Essen. Und etwa zwei Tage wurde uns gar kein Essen gegeben.]

[DE: So, die Gefangenen begannen, ihre Unzufriedenheit zu zeigen. Und dort hat man auch 20 Menschen sofort erschossen. ]

[DE: So, solche Schrecken gab es. Und ich kann mich an keine guten Sachen erinnern {schüttelt den Kopf}.]

[DE: Gut war es in keinem Lager. Es war wahrscheinlich speziell eine solche Politik von Hitler und seinen Anhängern, all diese Gefangenen zu zerstören. ]

[DE: Essen brauchen sie nicht. Und durch den Hunger, durch die harte physische Arbeit, durch die Erschöpfung haben sie die Vernichtung und den Tod von Gefangenen erreicht. ]

[DE: Das ist, was man dazu sagen kann.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}. ]

[DE: IV: Viele Menschen starben während des Lebens im Lager, starben an Krankheiten, an der Arbeit und so weiter. ]

[DE: Und was denken Sie, warum Sie... Wie haben Sie überlebt, wie haben Sie das geschafft zu überleben? Was...?]

[DE: JK: Verstehen Sie, warum... ich ... äh ... In Russland bin ich ohne Vater gewachsen, ohne Mutter, in einem Waisenhaus, deswegen hatte ich dort ein sehr schwieriges, hartes Leben. ]

[DE: So. Und ich musste sehr viel nach Momenten suchen, um irgendwie mein Leben zu retten,]

[DE: mich auf große Schwierigkeiten vorzubereiten. Das hat mich gezwungen. ]

[DE: Und hier. Es gab hier einige Gefangene, die Zigarettenstummel aufgeklaubt haben, wenn SS-Leite sie weggeworfen haben. ]

[DE: Und dann kamen sie in die Baracke und haben ihre Brotscheibe verkauft {zieht den Finger} – uns hat man so wenig gegeben –]

[DE: und sie haben das verkauft, um diese Zigarettenstummelchen zu nehmen und zu rauchen.]

[DE: Ich habe es mir nicht erlaubt... Das habe ich nicht getan. Alles, was mir gegeben wurde, und manchmal habe ich irgendwo was gestohlen, um ein bisschen meine Gier so ... äh ... zu beruhigen. ]

[DE: Das hat mir gegeben… mmm ... die Willenskraft doch zu überleben. Überleben …]

[DE: Und ich habe nie gesessen, nie gelegen, ich hab auch hier meine Morgengymnastik gemacht, dort in der Fabrik, das heißt, äh ... ]

[DE: Meine Gedanken haben so gearbeitet – auch unter diesen Bedingungen ist es notwendig zu überleben. Wir müssen nach Hause zurückkehren.]

[DE: Wir müssen alles machen, um äh... da waren alle noch jung, um noch ein wenig zu leben. ]

[DE: Wahrscheinend waren diese Willenskraft und dieses Streben, unter allen Bedingungen, Schwierigkeiten zu überleben irgendwie mmm... gut ... gut ... gnädig zu meinem Schicksal, zu meinem Leben.]

[DE: Sie haben mich behütet. So, vermutlich. Nur das letzte Mal haben sie mich nicht geschützt, als ich erschossen wurde, aber auch dann habe ich überlebt {lächelt}. ]

[DE: Wie gesagt, keine Kugel, nichts hat mich getroffen, weil ich leben wollte. Ich wollte wirklich leben.]

[DE: Vielleicht ist es so ein innerer Wunsch, alles zu ertragen und zu überleben. Zu überleben, zurückzukehren. ]

[DE: Nach Hause. Es war sehr schwer ohne Heimat. So. Was kann ich noch sagen? {lacht}.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Welche Verhältnisse hatten Sie mit anderen… ]

[DE: JK: Häftlingen?]

[DE: IV: Häftlingen, ja. Sie {unverständlich} Freundschaft oder war es…]

[DE: JK: Nein.]

[DE: IV: Ein Kampf ums Dasein …]

[DE: JK: Nein, es gab kein Gezerre zwischen den Gefangenen. Es gab kein. ]

[DE: Naja, vielleicht hat jemand etwas Essen gestohlen, jemand hat etwas ... So ... Das Leben hat uns gezwungen das zu machen. ]

[DE: Aber, eine äh... körperliche Gewalt der Gefangene gegen Gefangene – so etwas gab es nicht, außer mit den Deutschen, die äh ... ]

[DE: die Deutschen, die als Barackenälteste eingesetzt waren, diese Kapos - diese haben die Gefangenen misshandelt.]

[DE: Ansonsten waren alle gleich, weil hier sowohl Franzosen als auch Polen und Italiener und Rumänen und Jugoslawen und Russland ]

[DE: und die Ukraine und viele andere waren, auch Engländer gab es.]

[DE: Und wir haben uns irgendwie gegenseitig respektiert, weil die Bedingungen gleich sind, so, ]

[DE: die Bestrebungen aller Gefangenen waren, wie gesagt, bis zum Sieg am Leben zu bleiben, nach Hause zurückzukehren. So.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}.]

[DE: IV: Können Sie sich daran erinnern, als Sie im Lager Flossenbürg angekommen sind..]

[DE: Wie wurden Sie hier aufgenommen, wie wurden Sie auf die Baracken verteilt? Wie ist das alles passiert?]

[DE: JK: Ich erinnere mich daran, ich erinnere. {nickt mit dem Kopf}]

[DE: IV: Könnten Sie das erzählen?]

[DE: JK: Ich erinnere mich dran. Ich bin gekommen, aus Dora hat man uns gebracht. Es gab etwa 50 Menschen. Man hat uns gebracht… {gestikuliert} ]

[DE: Es gab dort einen Kontrollpunkt, wo die Deutschen, die SS-Leute standen, dort gab es einen solchen Stall.]

[DE: Wir wurden in diesen Stall gebracht, geschlagen, so, man hat die Hunde auf uns gehetzt. ]

[DE: So, das heißt, sie haben uns klargemacht äh..., dass {droht mit dem Finger} Unfug treiben hier verboten ist, dass man hier vernichtet werden kann.]

[DE: Dann wurden wir ins Häftlingsbad gebracht. Alle alten Kleidungen wurden weggenommen, wir wurden ins Bad gebracht. ]

[DE: Im Bad gab es entweder nur eine kalte Dusche, dann ließ man uns durchlaufen {gestikuliert}: "Komm schon, komm schon, schneller!". So. Oder nur heiße.]

[DE: Und so haben sie uns misshandelt. Und sofort hat man uns ins Bad gebracht, alle haarigen Teile geschnitten {gestikuliert}, ]

[DE: und uns weitergeschickt, auf die Baracken verteilt.]

[DE: So. Man muss noch sagen, dass es einen solchen Empfang in jedem Lager gab. ]

[DE: Bevor wir das Lager betraten, wurden wir stark geschlagen, misshandelt {unverständlich}, und dann äh… ließen sie uns ins Lager gehen.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}.]

[DE: IV: Die Deutschen versuchten die Menschen körperlich zu vernichten.]

[DE: JK: Ja.]

[DE: IV: Die Häftlinge körperlich zu vernichten. Aber wie denken Sie, versuchten sie Sie auch geistig zu vernichten? {unverständlich}]

[DE: JK: Es gab die Versuche geistig zu…, das heißt, sie haben irgendwelche Medikamente injiziert, und der Mensch war zuerst in Ordnung, naja ein bisschen erkrankt, und nach zwei oder drei Tagen stirbt er.]

[DE: Zwei-drei - stirbt. Dann gab es schon Gerüchte, dass sie irgendwelche Gase getestet hätten.]

[DE: Es ist Flossenbürg, es ist Groß Rosen, es ist Majdanek, es ist in diesem ... Dora. ]

[DE: Es gab solche äh... Gründe ... Ob sie Untersuchungen durchgeführt haben, oder ob es nötig war, das wussten wir doch nicht. ]

[DE: Wir wussten nur, dass ein Mensch zur Arbeit einigermaßen gesund gegangen ist, dann ein bisschen krank geworden ist und in zwei, drei Tagen gestorben ist.]

[DE: Man hat ihn schon auf den Berg getragen, in die Gaskammer. Ich meine in diesen… In den Ofen. ]

[DE: IV: Und die moralischen Demütigungen?]

[DE: JK: Die gab es die ganze Zeit. Verstehen Sie, hier ist eine Baracke - dann kommt ein Kapo, hier gehst du ... äh... auf die Toilette, und plötzlich triffst du den Kapo. ]

[DE: Für nichts, einfach so schlägt er dich, tritt dich mit Füßen {zeigt die Schläge mit Gesten}, so, so. ]

[DE: Für nichts. Entweder hat er irgendwo Spucke gesehen oder so etwas...]

[DE: Moralisch haben sie uns sehr stark getötet. Sehr getötet. ]

[DE: Denn körperliche Gewalt ist eine Sache, und moralische ist eine andere. Moralisch ist was anderes. ]

[DE: Und meistens, waren diese äh... Kapo, Kapo - diese Gefangenen, die von den Deutschen eingesetzt wurden, ]

[DE: um die Ordnung in Baracken und auf dem Feld und während der Kontrolle herzustellen, so…]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: JK: Und, Lena. Und jemand, ein Kapo, führt die ganze Baracke nach der Arbeit auf die Straße, und hier fängt es an ]

[DE: {gestikuliert} «Mütze auf, Mütze ab, Mütze auf, Mütze ab, bück dich, wieder bück dich». ]

[DE: Und so sind die Menschen schon kaum lebendig, aber sie sind moralisch noch, mehr…]

[DE: Sie misshandeln weiter… Solche Fälle, sehr viele, sehr oft war es so. ]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Und was gab Ihnen eine Hoffnung auf die Zukunft? Was war es?]

[DE: JK: Ich muss sagen, dass es sehr wenig Hoffnung gab. Wir alle wussten, dass wir alle vernichtet werden, ]

[DE: weil Informationen schon durchgesickert sind, dass Hitler mit Göring oder mit wem, einen Befehl ausgegeben hat, ]

[DE: alle äh… Gefangenen der faschistischen Lager zu vernichten.]

[DE: Essen gibt es nicht und man muss die Häftlinge auch nicht verpflegen. Am längsten sollte man im Lager nicht mehr als sechs Monate leben, nicht länger. ]

[DE: So haben sie das gemacht. Und haben das gemacht. Sie haben vernichtet.]

[DE: IV: Gab es überhaupt etwas, auf das man hoffen könnte? ]

[DE: Nur eine Sache wahrscheinlich, die etwas Hoffnung gab?]

[DE: JK: Lena, die Hoffnung kam, weißt du schon in welchem Jahr? 1943. ]

[DE: Nach der Niederlage der Deutschen in Stalingrad, in der Nähe von Kursk, als hier die Deutschen selber bereits angefangen haben zu sprechen, ]

[DE: dass Hitler kaputt sei, dass die Deutschen zurückwichen, dass die Russen kämen.]

[DE: Hier schon, nach Stalingrad haben unsere Russen begonnen heranzurücken, heranzurücken {gestikuliert}, ]

[DE: und wegzutreiben, und wegzutreiben, und sie trieben die Deutschen vor sich her, bis sie im Jahr 1945 am 9. Mai besiegt wurden. So.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: JK: Hier gab es schon etwas Hoffnung.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}. ]

[DE: JK: Und dann 1944 haben die Engländer und Amerikaner die zweite Front geöffnet. ]

[DE: Sie sind durchgesickert, um es zu beschleunigen, die ... äh.... Hitlers Niederlage. ]

[DE: Weil sowohl sie aus dem Westen als auch unsere vom Osten kamen. ]

[DE: Hier ist schon eine kleine Hoffnung aufgeflackert, aber trotzdem haben wir gedacht {winkt mit der Hand}…]

[DE: Sie lassen uns nicht gehen, vernichten uns. Aber die Hoffnung war schon, die Hoffnung war da.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: IV: Erinnern Sie sich an Ihre letzten Tage in Flossenbürg? ]

[DE: Könnten Sie Ihre letzten Tage in diesem Lager beschreiben, bevor sie herausgetrieben wurden?]

[DE: JK: So. Das letzte, an das ich mich erinnere … {gestikuliert} äh... dort im Lager, wo wir in der Fabrik gearbeitet haben. ]

[DE: Das, dass es unter den deutschen Arbeitern eine unnormale Stimmung entstanden ist.]

[DE: Sie fingen an sich zu gruppieren und zu besprechen, dass das Ende der Deutschen schon bald ist, Hitler bald kaputt sei.]

[DE: Verstehen Sie? Das hat sozusagen unsere Ohren erreicht.]

[DE: Und mmm… Es gab uns, wie man sagt, so… äm… gab, gab uns… Was gab es? Es gab uns Vertrauen. ]

[DE: Ein Vertrauen, dass das Ende des Krieges trotzdem kommt. Dass das Ende des Krieges schon nah ist. ]

[DE: Dass die Deutschen besiegt sind, Hitler, besonders nach dem Attentat auf Hitler... ]

[DE: Hier unter den Deutschen gab es Gerüchte, und unter den SS-Leuten -das kam uns zu Ohren- ]

[DE: und unter diesen Kapos, denen die SS-Leute vertrauten…]

[DE: Es wurden Gerüchte laut, dass alles zu Ende geht, alles zu Ende geht.]

[DE: {zeigt mit dem Finger} Und solche Meinungen sind durchgesickert, dass man alle Lager, alle Konzentrationslager bald vernichten muss. ]

[DE: Alle müssen vernichtet werden. Damit sie nicht äh... den Russen in die Hände fallen. ]

[DE: Um später für sie, wie gesagt, weniger Verantwortungen zu tragen.]

[DE: IV: Und bei Ihnen? Wurde beschlossen, Sie von dort dann…]

[DE: JK: Äh?]

[DE: IV: Sie haben gesagt, dass Sie von dort nach Pilsen gebracht wurden? ]

[DE: JK: Ja, wir wurden in Richtung Osten in die Tschechoslowakei geschickt {gestikuliert}. ]

[DE: Nach Pilsen, in der Nähe von Pilsen. Sie haben uns geführt, ich weiß nicht, wie viele Kilometer es sind, ]

[DE: aber wir wurden wahrscheinlich ungefähr fünf Tage geführt.]

[DE: Wir gingen sowohl in der Nacht als auch am Tag, wir wurden nicht verpflegt. ]

[DE: Und wir hatten das Gefühl, dass es etwas gibt, etwas, es sollte ein Befehl sein. ]

[DE: So, entweder uns zu vernichten oder freizulassen, aber auf Frei ... auf das, dass wir freigelassen werden, darauf gab es wenig Hoffnung.]

[DE: So. Und am 29. April 1945 wurde ich zum zweiten Mal geboren. ]

[DE: Zum zweiten Mal. Sie haben geschossen, aber nicht totgeschossen. Vielleicht hat mir Gott geholfen. So {lacht}.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}. ]

[DE: IV: Möchten Sie vielleicht mehr darüber erzählen, wie Sie erschossen wurden?]

[DE: JK: Kann ich erzählen, warum nicht. ]

[DE: JK: Also, wir wurden, ich sage schon, drei oder vier Tage oder vielleicht fünf geführt. Wurden nicht verpflegt. ]

[DE: Einmal am Tag gab man uns einen runden Brotlaib {zeigt mit den Gesten, wie man das Brot teilt} für sechs Personen, und das war's.]

[DE: Und am letzten Tag, als man uns erschießen sollte, sagte man, als wir in den Wald geführt wurden, ]

[DE: sagte man, dass eine warme Mahlzeit zu Mittag gebracht werden wird, dass eine Feldküche kommt und uns Essen gegeben wird. ]

[DE: So… So hat man gesagt, und dann sehen wir, dass sie etwas anfangen ... ]

[DE: Erstens ist die Anzahl der SS-Leute gestiegen. ]

[DE: Sie kamen irgendwoher aus dem Wald {unverständlich}, um uns zu begleiten ... Und sie haben angefangen äh,]

[DE: uns nach Nationalität in Reihen aufzustellen.]

[DE: Vorne standen Polen {gestikuliert}, weiter Rumänen, weiter Italiener, ein Teil der Italiener, und andere. ]

[DE: Und dieser Teil ist nach vorne gegangen, und jene hier – Russen, Jugoslawen, italienische Partisanen, ein Teil der Franzosen - und die ganze Zeit äh ... ]

[DE: "schnell, schnell“ und „ruhig, ruhig".]

[DE: Und einige sind schon weggegangen, die sieht man nicht mehr... Und wir wurden in den Wald {gestikuliert} gebracht, so eine Schlucht war dort. ]

[DE: So. Wir wurden in diese Schlucht gebracht, angeblich um dort verpflegt zu werden. So. ]

[DE: Na dorthin wurden wir gebracht, dort haben wir uns niedergelassen, und plötzlich wurde oben von dieser Schlucht auf uns gefeuert, so, Sturmgewehre, Maschinengewehre…]

[DE: Maschinell und manuell, und sie haben angefangen uns zu erschießen. So. ]

[DE: Und wir dachten in dieser Situation: "Man muss irgendwie fliehen". Doch wohin fliehen, wenn von allen Seiten die Kugeln fliegen?]

[DE: So. Ich habe daran gerade gedacht, und mir ist eine Kugel {zeigt auf den Hals} eingedrungen, und wieder rausgeflogen, ich bin gefallen und das war´s. ]

[DE: Ich erinnere mich an nichts mehr.]

[DE: Nur am zweiten Tag hier, irgendwo bei den Zivilisten mmm... ]

[DE: So, in irgendeiner, wissen sie, Baracke ... So, es war Stroh herum, und dort waren ein Paar Männer aus Tschechien. ]

[DE: Ich wachte auf: "Wo bin ich?". So, sie erzählen, dass es so und so war.]

[DE: "Sie wurden erschossen, {zeigt auf den Hals} Sie sind schwer verletzt, wir haben Sie ein bisschen hier {zeigt aufs Gesicht}... die Wunden, ]

[DE: wie gesagt, behandelt, verbunden. Morgen werden wir Sie ins Krankenhaus bringen."]

[DE: Und warum ins Krankenhaus, weil die Deutschen bereits zurückgewichen sind … von diesem, von Pilsen. {gestikuliert} Aber auch die Amerikaner waren noch nicht da. ]

[DE: Verstehen Sie? Aber die Amerikaner waren schon nah. ]

[DE: Und deswegen sagen diese Tschechen: "Die Amerikaner kommen, wir bringen Sie ins Krankenhaus."]

[DE: Nun, haben sie mich ins Krankenhaus gebracht, man hat mich ins Bett gelegt und begonnen zu behandeln. ]

[DE: Etwas {räuspert sich}, wahrscheinlich zwei Wochen lag ich dort, die Amerikaner kamen, und unsere Truppen sind aus Prag bereits gekommen, auch nach Pilsen, so…]

[DE: So, kamen unsere, sofort haben sie mich ins Militärkrankenhaus gebracht, nach Prag. ]

[DE: Wir waren in Prag, dann in Polen, nach Gliwice und so weiter {gestikuliert}. So, bis sie mich geheilt haben.]

[DE: Und als sie mich geheilt hatten, haben sie mich wieder zum weiteren Dienst nach Baden geschickt, nach Österreich. ]

[DE: Dort befand sich das zentrale Hauptquartier unserer Truppen. Und dorthin wurde ich geschickt.]

[DE: Ich bin schon gekommen, so ... Ich wurde uniformiert, ich war schon Oberleutnant. Nun ... {Ende des Videos}]

[DE: {unverständlich}]

[DE: JK: Also. Nach der Befr… {unverständlich}]

[DE: IV: Könnten Sie sich bitte aufstützen… {unverständlich}]

[DE: JK: {lacht} ]

[DE: Nun. Danach, nachdem man mich nach Baden geschickt hatte, war ich zwei Monate dort und danach hat man mich nach Russland geschickt, ]

[DE: in ein Lager, schon nach Hause, und dann wurde ich hier ins Lager geschickt, so…]

[DE: Äh weil die Staatskommission dort war. {gestikuliert} Wie wurde ich gefangengenommen, die Gefangenschaft selber, was habe ich in der Gefangenschart getan und so weiter und so fort.]

[DE: Das heißt, das Stalins Regime auch viele Menschen vernichtet hat, die gefangengenommen wurden. ]

[DE: Er sagte: "Ich habe keine Gefangenen. Das sind alles Verräter, Feinde des Volkes. ]

[DE: Egal, ob man verletzt, oder nicht verletzt war - man darf nicht in Feindeshand fallen."]

[DE: So, ich war sechs Monate in diesem Lager in Russland, habe diese Kommission bestanden, ]

[DE: dann erschienen die Zeugen, so, die erzählten, wie ich im Kriegsgefangenenlager war, wie ich in den Konzentrationslagern war, was ich dort machte usw.]

[DE: Und äh man hat eine Verordnung erlassen "Der Oberleutnant Kusnezov ist nichts schuldig, ]

[DE: er hat sich in der Gefangenschaft und in den Konzentrationslagern würdig benommen, ohne die Ehre des Russischen Offiziers zu verlieren.“]

[DE: Und ich wurde ins Innenministerium nach Sibirien geschickt, wo ich mit japanischen Kriegsgefangenen arbeiten musste. ]

[DE: Dort habe ich gearbeitet. Und danach schon mit unseren Gefangenen, so ... Ich war der Chef des Lagers, hier ... ]

[DE: Ich hatte die, die da für schwere Verbrechen, für Morde, für Vergewaltigungen, für Raubüberfälle saßen…]

[DE: 20 Jahre lang war ich der Chef der Strafkolonie. Ich habe für die Leute auch Gutes getan. ]

[DE: Aus den Banditen habe ich gute Menschen erzogen. Ich habe das geschafft.]

[DE: Ich hatte eine gute Reputation. So. Ich habe dort die juristische Akademie absolviert, schon in Russland. ]

[DE: Ich habe geheiratet. Ich habe zwei Söhne. Ein Sohn ist der Staatsanwalt in Tula, ]

[DE: der andere Sohn äh... ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Doktor der juristischen Wissenschaften und der Philosophie, ]

[DE: er arbeitet als Rektor im Luftfahrtinstitut in Charkow.]

[DE: Die Enkelkinder sind gut. Und das Leben ist jetzt leichter geworden, glücklicher. ]

[DE: Jetzt bin ich schon 87 Jahre alt und ich plane noch etwa zehn Jahre zu leben. Das sind meine Bestrebungen {lacht}.]

[DE: So ist es, Lena.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}. ]

[DE: IV: Erzählen Sie bitte, was haben Sie vor dem Krieg gemacht?]

[DE: JK: Vor dem Krieg? Vor dem Krieg habe ich die pädagogische Fachschule absolviert, ich wollte als Pädagoge arbeiten, als Lehrer.]

[DE: Und dann nach der Absolvierung der Fachschule im Jahr 1938 wurde ich ins Wehrersatzamt gerufen und zur Militärschule geschickt. In die Moskauer Militärschule.]

[DE: Drei Jahre habe ich dort studiert, man hat mir den Titel Leutnant verliehen und für den weiteren Dienst in die Stadt Kiew geschickt, wo mich der Große Vaterländische Krieg getroffen hat.]

[DE: {Undeutlich. Gespräch zwischen dem Kameramann und der Dolmetscherin}]

[DE: JK: Ich habe viele Auszeichnungen, 21 Auszeichnungen: vier Orden und Medaillen. ]

[DE: Verdienter Mitarbeiter des Innenministeriums der UdSSR, ein sehr geehrter Mensch war ich. ]

[DE: Also die Konzentrationslager haben mir den Impuls gegeben {zeigt mit dem Finger nach oben} unter allen Bedingungen zu leben! ]

[DE: Ehrlich, gewissenhaft zu leben und den Menschen nur Glück zu geben. Ich liebe die Menschen sehr.]

[DE: {unverständlich} und kleinen und großen. So. ]

[DE: Als ich in den Konzentrationslagern war, so dachte ich, dass ich den Deutschen nie die Schrecken verzeihen werde, diese Leiden, die wir erlebt haben, ]

[DE: aber der Krieg wurde beendet... So war ich in Baden mit den Deutschen... ]

[DE: Die Kinder gehen vorbei, du nimmst sie auf den Arm, küsst sie, hör mal…]

[DE: Alles ist vergessen, aber das neue, die menschlichen Gefühle, wie gesagt, haben gewonnen. ]

[DE: Das deutsche Volk ist ein Freund geworden, so, jetzt sind die Deutschen nicht diejenigen, die sie im Jahre 1941 waren. Jetzt sind die Deutschen andere.]

[DE: Jetzt sind wir Freunde, unsere Präsidenten sind sehr befreundet. ]

[DE: Und, so Gott will, wird es nie wieder solche Grausamkeiten und Leid zwischen deutschen und sowjetischen, ich meine russischen Menschen, geben.]

[DE: Schließlich sind junge Burschen gestorben, auch die Deutschen - 20, 18, 25 Jahre alt. ]

[DE: Wir haben 27 Millionen junge Menschen verloren... Und ihr hattet auch eine Menge. So ist es, Lena, so geht es uns. {lacht}]

[DE: IV: Das ist alles, vielen Dank.]

[DE: JK: Dann ist es alles.]