[DE: IV: Heute ist der 11. Juni 2006 und wir sind zu Besuch bei Herrn Oldřich Randuch in Ostrau/Ostrava in der Kerská-Straße,]

[DE: damit wir mit ihm im Rahmen eines Projekts zur Dokumentation der Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg ein Gespräch über sein Leben aufnehmen,]

[DE: welches sich besonders um die Erinnerungen an diese Zeit im Konzentrationslager drehen sollte.]

[DE: Herr Randuch, wir danken Ihnen vielmals, dass wir zu Ihnen kommen durften, um dieses Gespräch aufzunehmen, guten Tag. ]

[DE: Und ich stürze mich gleich auf die erste Frage:]

[DE: Könnten Sie uns sagen, wo und wann Sie geboren wurden, aus welcher Familie Sie kommen?]

[DE: OR: Also meine Jugend verbrachte ich in Südmähren in der Gemeinde Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště, der Ort dort heißt Jalubí. ]

[DE: Meine Eltern waren beide landwirtschaftliche Hilfsarbeiter.]

[DE: Der Vater war oft arbeitslos, die Unterkunft war notdürftig, das heißt auf.. in Miete.]

[DE: Später haben sich die Eltern so ein kleineres Bauernhaus gekauft. In..]

[DE: CM: Ich unterbreche das nur noch für einen kleinen Augenblick nur.. Und Sie können bitte beginnen.]

[DE: OR: Also ich komme im Großen und Ganzen aus einer armen Familie, geboren wurde ich in der Gemeinde Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště, das ist noch Südmähren.]

[DE: Die Eltern waren landwirtschaftliche Hilfsarbeiter und im Großen und Ganzen führten sie ein armes Leben, der Vater war oft arbeitslos.]

[DE: Ich bin auf die Grundschule gegangen, dann auf die Bürgerschule, wie man sagte.]

[DE: Im Großen und Ganzen habe ich den Unterricht ganz leidlich absolviert, aber weiter ging es nicht, es gab kein Geld, das heißt, dass ich es zum Stud.. zum Studieren nicht geschafft habe.]

[DE: Deshalb ging ich in die Lehre, damals sagte man dazu Ladengehilfe, im Lebensmittelladen, in einer Eisenhandlung in Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště.]

[DE: Na, und also diese Jugend praktisch ..]

[DE: Dann wurde mein Bruder geboren, der ist neun Jahre jünger als ich.]

[DE: Na, und ich habe in diesem Laden gearbeitet bis zu der Zeit, als das Protektorat kam, als die Deutschen die Republik besetzten. ]

[DE: Das hieß als Jahrgang 21 wurde ich damals zum Arbeitseinsatz nach Deutschland geschickt.]

[DE: Das damalige Arbeitsamt schickte mich zur Arbeit nach Berlin.]

[DE: Dann änderte sich das und ich arbeitete in Braun.. Braunschweig heißt die Stadt.]

[DE: In Deutschland in der Fabrik.., und zum Glück passierte es mir nach dem Urlaub, dass ich mit..]

[DE: gewissermaßen mit der Unterstützung von Bekannten und Freunden ins ehemalige Österreich als Hilfsarbeiter zu einer Baufirma gelangte.]

[DE: Diese Firma beschäftigte sich einerseits mit Bauarbeiten, mit Dachdecken und so weiter.]

[DE: Also habe ich mir diese, diese Arbeiten angeeignet. ]

[DE: Und dort habe ich gearbeitet, ich denke vom Jahr '42 bis zu der Zeit, als es zu meinem, zu meinem also Fall kam. ]

[DE: Zu meiner Verfolgung für bestimmte Dinge, die passierten.]

[DE: Diese Firma übernahm dann die deutsche Armee, das heißt die Wehrmacht, weil der Besitzer eingerückt ist.]

[DE: Und wir, wir tschechische Arbeiter dort, oder, oder auch andere Helfer, also wir wurden für das Militär eingesetzt.]

[DE: Das war in einem militärischen Umfeld, in Wiener Neustadt, in Österreich.]

[DE: Dort sind wir.. Dort waren verschiedene Waffenfabriken, große Lager.. für Waffen, wo sich.. die..]

[DE: Mit so einem Zug sind wir da hingefahren in das, in diese Umgebung. ]

[DE: Also.. die Arbeit war dort praktisch ziemlich gefährlich.]

[DE: Insbesondere damals, als die amerikanischen und englischen Fliegerangriffe begannen und als sie anfingen, dieses Gebiet täglich und täglich zu bombardieren, nicht wahr.]

[DE: Also diese, diese Fliegerangriffe haben wir intensiv erlebt, ich persönlich, nicht wahr.]

[DE: Und diese zivilen Angestellten waren davon besonders betroffen, die Gefangenen und Bestraften, die dort arbeiteten, also von diesen tödlichen Folgen,]

[DE: als die Bomben diese Leute töteten.]

[DE: Ich bin dort.. bitte.]

[DE: IV: Könnte ich fragen.. Ich würde gerne noch einmal um ein paar Jahre zurückgehen in das Jahr '38.]

[DE: Was für Erinnerungen haben Sie daran?]

[DE: Das Münchner Abkommen, die anschließende Loslösung des Grenzlandes und die Schaffung des Protektorats. ]

[DE: OR: Ja.]

[DE: CM: Und wenn Sie bitte immer in die Augen schauen könnten.]

[DE: OR: Ja, ich schaue schon.]

[DE: CM: Das Fräulein hat solche schönen..]

[DE: OR: Ach, ach, das, das.. Ja, ja, das ist so, nur dass man solche Augen, na, immer..]

[DE: Ich nämlich.. Nach.. Kann ich sprechen, ja?]

[DE: CM: Sie können, nun, ja.]

[DE: OR: Ehrlich gesagt, ich habe nur ein Auge, wissen Sie?]

[DE: CM: Aha.. Ich entschuldige mich.]

[DE: OR: Na, und auf dem zweiten sehe ich nicht gut, wissen Sie? Von Geburt an, wissen Sie? ]

[DE: CM: Ja.. Aha, aha, das wusste ich nicht.]

[DE: OR: Na, auch wenn ich Soldat war, dass, alles, also alles, also..]

[DE: CM: Also versuchen wir es.]

[DE: OR: Na, also kehren wir zum Jahr '38 zurück.]

[DE: In dieser Zeit im Jahr '38 war ich eigentlich angestellt.]

[DE: Als ich als Ladengehilfe, Verkäufer gearbeitet habe, nicht wahr.]

[DE: Na, und im Großen und Ganzen haben wir das so wahrgenommen, dass da die Deutschen kamen, dass sie die Stadt besetzt haben, namentlich Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště.]

[DE: Also sind wir praktisch so geblieben bis zu dem Zeitpunkt, als ich also angestellt wurde, dass ich kam.. dass ich zur Arbeit fort ging.]

[DE: Ich wurde aus meiner Anstellung entlassen und, und wie ich schon wiederholt habe, so musste ich praktisch nach Deutschland, nicht wahr.]

[DE: Na, und dann bin ich nach, dann kam ich nach Österreich für diese Arbeit und..]

[DE: zu diesen militärischen Gebieten, wo ich gearbeitet habe.]

[DE: Meine Arbeit war später damit verknüpft.. oder sie war solcherart, dass ich praktisch diese Gebäude, diese Militärgebäude, diese Lagerhallen getarnt habe.]

[DE: Das heißt, sie sagten zu mir auf deutsch, sie nannten mich Teermeister. ]

[DE: Das heißt, dass ich praktisch mit verschiedenen Farben, mit Farben herumgefahren bin, über diese Dächer gelaufen bin.]

[DE: Und wenn Lagerhallen gebaut wurden, dann habe ich sie getarnt, nun, nicht wahr.]

[DE: Verschiedene solche Mauern und alles, also, damit das von diesen Flugzeugen aus angeblich nicht, nicht zu sehen war, nicht wahr.]

[DE: Das hat, das hat sowieso nicht geholfen, denn wir haben das zwar getarnt und dann ist es sofort kaputt gegangen, sodass sie wieder nicht schafften.. mit diesen Bomben, nicht wahr.]

[DE: Dieser Vorfall, der sich ereignete, der für mich sehr tragisch war, entstand so, dass ich.. ]

[DE: zu so einer großen Anlage gerufen wurde, wo, wo eine Menge dieser Gefangenen und verschiedener Leute waren, die dort Waffen aufluden,]

[DE: Waggons waren dort, nicht wahr, das waren große Anlagen. ]

[DE: Und angeblich sollte dieses Dach auch getarnt werden und es war..]

[DE: Zu mir kamen Offi.. Offiziere, damit ich das durchführe.]

[DE: Ich habe abgelehnt, dass ich das erst am nächsten Tag mache, dass ich noch nicht mit meiner anderen Arbeit fertig bin.]

[DE: Also sie haben das akzeptiert, allerdings so um 11 Uhr nachts ereignete sich eine große Detonation, das Ganze ist explodiert.]

[DE: Es war da, ob da eine Sabotage war, das weiß man nicht, kurzum, das alles ist in alle Richtungen geflogen, das brannte da zwei Tage lang.]

[DE: Wir haben das, das war, das war also für die Deutschen so ein Malheur, tschechisch gesagt.]

[DE: Allerdings für mich war die Folge die, dass sie sich an mich erinnerten und als ich nach Hause zurückkehrte,]

[DE: denn ich habe in Baden bei Wien in einer Massenunterkunft gewohnt, da haben sie schon auf mich gewartet und ich wurde also festgehalten, gefangen genommen.]

[DE: Ich saß drei Tage in dem, im Gefängnis.]

[DE: Sie untersuchten mich nur ein kleines bisschen, denn ich habe gesagt, dass ich über solche Dinge überhaupt nicht informiert bin und so weiter, nicht wahr.]

[DE: Na, und dann haben sie mir gesagt, dass ich mich nirgendwohin entfernen darf, dass die Sache untersucht wird, dass das Sabotage ist.]

[DE: Na, also blieb mir nichts anderes übrig, außer mich zu entscheiden.]

[DE: Also noch die, denselben Tag, nachdem sie mich nachts entlassen hatten, packte ich mein Köfferchen, was ich hatte, und ich fuhr zur Grenze nach Lundenburg/Břeclav.]

[DE: Damals hieß das Lundenburg, und weil ich den Weg dorthin auch nachts kannte, also begab ich mich zu Fuß ins Protektorat.]

[DE: Das war..]

[DE: IV: Darf ich fragen, haben Sie irgendwann vom Ergebnis dieser Untersuchung erfahren, war Ihnen bekannt, wie das ausgegangen ist?]

[DE: OR: Das nicht mehr, dorthin bin ich schon nicht mehr zurückgekehrt, nicht wahr. Dorthin bin ich schon nicht mehr zurückgekehrt.]

[DE: Dann.. Das war im April. Im April im Jahr '44.]

[DE: Na, und nun selbstverständlich, wahrscheinlich so nach, nach 14 Tagen, nach drei Wochen, war schon die Gestapo, begann die Gestapo schon nach mir zu suchen.]

[DE: Sie suchten mich an verschiedenen Orten, ich habe selbstverständlich nicht zuhause gewohnt, nicht wahr, ich wohnte, wo es ging, nicht wahr.]

[DE: Auch in den Wäldern, bei Bekannten habe ich gewohnt und.. Na, und kurzum und gut, also ich habe mich versteckt.]

[DE: Bis zum Oktober, ich glaube, dass das im Oktober '44 war, als ich unglücklicherweise nach Hause ging, nachsehen ging, nach den Eltern und so..]

[DE: Mein Cousin überredete mich, dass ich bei ihnen übernachten sollte.]

[DE: Und unglücklicherweise passierte es, dass der ganze Ort von der deutschen Armee umzingelt wurde.]

[DE: Er war eingeschlossen. Und es gab Hausdurchsuchungen.]

[DE: Sie nahmen uns fest, also sie fanden mich, fanden mich auf dem Dachboden, fanden sie mich.]

[DE: Na, also sind wir.. Er.. Ich glaube, dass wir ungefähr 30 Leute waren, samt Bürgermeister, wo sie uns nach Ungarisch Hradisch/Uherského Hradiště ins Gefängnis brachten.]

[DE: Na, und also dann folgte diese Odyssee an Untersuchungen, bis ich nach all diesen verschiedenen Gefängnissen, bis ich im Kaunitz-Wohnheim {Gestapogefängnis} in Brünn gelandet bin.]

[DE: IV: Erinnern Sie sich an die Verhöre, wie sie verliefen?]

[DE: OR: Meinen Sie, meinen Sie diese, die Untersuchung?]

[DE: Die Untersuchung führte damals schon die Gestapo durch, denn das war schon das Ende, sie brachten selbst das Urteil, das ich unterschrieb.]

[DE: Mein Urteil war bis zum Ende, ins Konzentrationslager bis zum Ende des Krieges, also habe ich das unterschrieben.]

[DE: IV: Und was für eine Anklage stand im Urteil?]

[DE: OR: Sabotage. Sabotage.. auf, auf deutschem Boden.]

[DE: Und aus diesem Konzentrations.. aus diesem, aus diesem.. im Kaunitz-Wohnheim dann wo ich einige Monate geblieben bin,]

[DE: habe ich im Januar, im Januar im Jahr '45 haben sie uns in dieses Flossenbürg transportiert. Es war..]

[DE: IV: Könnten wir noch eine kleine Weile bei diesen Verhören bleiben, falls Sie darüber sprechen möchten?]

[DE: OR: Wissen Sie, diese Verhöre ereigneten sich hauptsächlich, hauptsächlich in Brünn.]

[DE: Dort wäre das, dort, dort, dort zur Gestapoleitung, dorthin brachten sie uns, dorthin brachten sie mich immer, dort untersuchten sie mich.]

[DE: Und dort habe ich also auch dieses Urteil unterschrieben, nicht wahr.]

[DE: IV: Und wie verhielt sich die Gestapo Ihnen gegenüber?]

[DE: OR: Wissen Sie, ich konnte deutsch, nicht wahr, ich sprach deutsch.]

[DE: Das heißt, dass sie keinen Übersetzer brauchten, also war ich keiner Gewalt ausgeliefert, nicht wahr.]

[DE: IV: Und waren Sie Zeuge von Gewalt gegenüber anderen Häftlingen?]

[DE: OR: Falls es um das Kaunitz-Wohnheim geht, dann hatte ich schlussendlich nach der Unter.. nach der Unterzeichnung des Urteils so eine Tätigkeit, dass ich..]

[DE: Dass ich durch, durch das Gebäude gefahren bin und Essen ausgegeben habe.]

[DE: Also habe ich mit diesen Häftlingen praktisch ab und zu auch etwas besprochen.]

[DE: Na, aber ich war Zeuge dieser, dieser Morde, die sie dort verübten.]

[DE: Nach dem Wenzelstag {tschechischer Feiertag am 28. September}, erschossen sie.. Als sie die, die, einige.. die Mehrheit der Partisanen erschossen, die sie gefangen hatten.]

[DE: Und gegen Ende hin verschiedene, also dessen war ich Zeuge. ]

[DE: Ich habe mir das auch durch das Fenster im Gang angesehen.]

[DE: Ansonsten durfte niemand.. Als, als sie mit diesen Hinrichtungen begannen, da durfte sich niemand im Hof zeigen, nicht wahr.]

[DE: Alles wurde geschlossen und es ereigneten sich Hinrichtungen.]

[DE: Sie kamen mit diesen Häftlingen, da banden sie ihnen.. sie banden ihnen die Hände.]

[DE: Da war, da war so ein Haufen Sand, nicht wahr.]

[DE: Und wie er kniete, da trat dieser.. Henker, dieser SS-Mann nach ihm, er fiel und mit dem Kopf fiel er auf diesen Sand, und so auf diese Weise erschossen sie sie.]

[DE: Davon war ich Zeuge.]

[DE: Vorher erhängten sie sie dort, aber dann schossen sie nur noch, nicht wahr.]

[DE: Na, also ich erreichte dieses Konzentrationslager in diesen Güterzügen, da war nur Stroh, nichts anderes.]

[DE: Ich weiß gar nicht, wie lange wir gereist sind.]

[DE: Als in Flossenbürg.. in Floss..]

[DE: IV: In welcher Jahreszeit war das?]

[DE: OR: Winter, im Januar.]

[DE: Am Anf.. am Anfang.. Gleich nach Neujahr war in Flossenbürg war da viel Schnee,]

[DE: also sind wir von diesem kleinen Bahnhof zu Fuß dorthin gelaufen, der ganze Zug, der ganze Transport durch den Schnee.]

[DE: Dort fielen schon während des Transports einige um, die kranken, älteren Leute.]

[DE: Schon.. Also zum Glück erschossen sie sie damals noch nicht, die Führer, Führer, die SS-Männer.]

[DE: Aber wir hielten sie, nicht wahr, dann wenn sie schon älter waren, unter dem Arm und so haben wir sie bis in dieses KZ geführt.]

[DE: Na, als wir dort ankamen, da ging der ganze Transport erstmal in diese, in diese unterirdischen Waschräume.]

[DE: Dort musste man alles ausziehen, nicht wahr, und dort folgten die Duschen.]

[DE: Die Duschen waren so, dass, dass es kalte und warme gab, abwechselnd.]

[DE: Wir bekamen dort solche..]

[DE: Erst nahmen sie dort von jedem irgendwelche Wertsachen, Uhren, nicht wahr, falls sie jemand hatte, ja.]

[DE: Also das nahmen sie sich in solche große Kisten, dort stand ein Gestapo-Mann, ein Wächter, und jetzt hat der da alles gesammelt, nicht wahr, in das.]

[DE: Dann haben wir all diese verschiedenen Lumpen bekommen - Mäntel, Hosen, nicht wahr, alte.]

[DE: Na, und dann trieben sie uns in so ein Lager, das eben für die Neuankömmlinge war. ]

[DE: Ansonsten gab es da wahrscheinlich so 16, 20 Blöcke - das waren dann schon normale Blöcke, wo man schlief.]

[DE: Dieses Sammellager war solcherart, dass es da fünf, fünf Betten übereinander gab.]

[DE: Und weil dieses KZ am Ende schon schrecklich voll war, nicht wahr, weil wie ich gelesen habe, dass dort wahrscheinlich schon siebzig, achtzigtausend Leute waren,]

[DE: wohingegen die Kapazität so auf drei bis viertausend ausgelegt war. ]

[DE: Also können Sie sich vorstellen, wie das dort aussah, nicht wahr.]

[DE: Auf einem Bett schliefen bis zu drei Leute, nicht wahr, übereinander. ]

[DE: Und da war dort diese Führung, da waren die Kapos und einige der Häftlinge, die die Arbeit verrichteten.]

[DE: Ansonsten die..]

[DE: IV: Wie verhielten sich dort die Kapos Ihnen gegenüber?]

[DE: Und welche Erinnerungen haben Sie an die deutschen Aufseher?]

[DE: OR: Na, ich erinnere mich, dass.. Wir mussten einigen aus dem Weg gehen, nicht wahr.]

[DE: Zum Glück waren dort Bekannte von mir, zwei kamen dorthin, die als sie erfuhren, dass ein Transport aus Mähren kommt, da begannen sie sofort dort irgendwo herumzustreichen.]

[DE: Wir sprachen mit ihnen und sie sagten: „Dem geh aus dem Weg, dem geh aus dem Weg, denn der wird sofort.. der wirft mit.. und schlägt Häftlinge und so“.]

[DE: Zu einem dort sagten wir „blutiger Max“.]

[DE: Den erwähne ich noch.]

[DE: Das war so, der hatte dort einige, einige Leute auf dem Gewissen, die er erschlagen hatte.]

[DE: Na, also dort waren wir..]

[DE: Es war dort schrecklich, denn zu dieser Zeit stapelten sich dort eigentlich schon to.. tote Körper, nicht wahr.]

[DE: Das war, wie sie sie aus dem Osten herbeibrachten, vor allem dann aus Auschwitz und dort aus den KZs im Osten, die gefroren waren, nicht wahr.]

[DE: Das war, das waren gefrorene Leichen. ]

[DE: Nicht wahr, Haut und Knochen und ganze Halden, denn die..]

[DE: Kremator.. das Krematorium war nicht besonders groß, also hat das zum Verbrennen nicht gereicht, also haben sie das in Haufen verbrannt, nicht wahr.]

[DE: Immer Holz drumherum, Holz, sie übergossen das und so verbrannten sie das auf so eine Weise, diese Toten.]

[DE: Und sonst sind wir um diese, um diese Toten bin ich herumgelaufen, nicht wahr, es ging nicht anders, nicht wahr, denn da lagen hunderte und hunderte. ]

[DE: Also nach meiner Schätzung, nicht wahr. Dann..]

[DE: IV: Welcher Arbeit wurden Sie zugeteilt?]

[DE: OR: Gleich sage ich es.]

[DE: Wahrscheinlich so nach ein paar, nach ein paar Tagen, drei, vier Tagen.. begannen sie uns zu verhören.. die Kapos, und sie notierten sich, welchen Beruf wir haben.]

[DE: Also einer sagte, dass er das ist, der zweite, dass er das ist, nicht wahr, die Häftlinge.]

[DE: Na, als die Reihe an meinen Cousin und an mich kam, der da gemeinsam mit mir war, da hat der gesagt, weißt du was, ich schreibe, dass ich Koch bin, aber einen Koch gab es nicht, nicht wahr.]

[DE: Ich sagte, du kommst sicher nicht in die Küche, denn das ist, das ist absolut unmöglich, nicht wahr.]

[DE: Trag dich ein, ich habe mich als Maurer eingetragen, nicht wahr, als Maurer habe ich mich eingetragen und..]

[DE: Na, und er schaffte es in die Küche, er hatte Glück, nicht wahr, sie brauchten da Leute, also war er in der Küche, nicht wahr.]

[DE: IV: Und Sie haben dann als Maurer gearbeitet?]

[DE: OR: Ich habe als Maurer gearbeitet.]

[DE: Ich habe darauf gewartet, wann sie mich in die, in diese Außenlager schicken.]

[DE: Das ist so entweder.. war zum Beispiel das, wo ihr gestern wart, nicht wahr.]

[DE: IV: Rabstein.]

[DE: OR: Rabstein, ja.]

[DE: Diese Außenlager die waren in den Wäldern, die waren in den Steinbrüchen, die waren im Pot.. viele im Protektorat und in Deutschland, nicht wahr.]

[DE: In Leitmeritz/Litoměřice, falls ich.. falls meine Kenntnisse reichen, nicht..]

[DE: IV: Sie hatten zu der Zeit schon Kenntnisse über die Existenz solcher Zweigstellen und einiger..]

[DE: OR: Wir wussten, wir wussten, man sagte dazu Kommando. ]

[DE: Diese Kommandos, das, das haben wir selbstverständlich erfahren, dass diese Informationen dort im Umlauf waren selbstverständlich.]

[DE: Dass dort, dort, dort, also so eine Gruppe vielleicht von 30 Häftlingen, 50 Häftlingen, dass je nachdem, wie viele sie in dem, in diesen Lag.. in diesen Außenlagern brauchten.]

[DE: Mein Freund, der dort war, der war dort schon seit Jahren und kannte dort im Großen und Ganzen einige Kapos, so nannte man sie umgangssprachlich, da sagt er: ]

[DE: „Bitte, du kannst dort absolut nicht hingehen, denn du würdest das nicht überleben, ich versuche dir hier vor Ort eine Arbeit zu beschaffen.“]

[DE: Na, also habe ich gewartet, dass das passiert und ich hatte, ich hatte wirklich Glück.]

[DE: Dort war vorher in diesem Steinbruch, als Granit gefördert wurde.. so ein großes Gebäude, wo der Granit verarbeitet wurde.]

[DE: Das haben die Deutschen dann geschlossen und sie eröffneten dort, sie eröffneten dort ein Messer.. ich glaube das war die Firma Messerschmitt. ]

[DE: Eine Produktion von Flugzeugen.]

[DE: Ich sage. „Ich muss dich auf jeden Fall in diese Fabrik bringen.]

[DE: Dort.. Auf jeden Fall.]

[DE: Du musst immer darauf bestehen, dass du Automechaniker bist, dass du Flugzeugmechaniker bist, und dass du das verstehst.]

[DE: Du musst lügen, sonst wäre es schlecht.“]

[DE: So gelang es ihm wirklich das durchzusetzen, also war ich dann später war ich da..]

[DE: Da wurde mein Kommando aufgeflöst und ich wurde dann für die Fabrik ausgewählt, und so bin ich,]

[DE: bin ich zugeteilt gewesen, zugeteilt für, für die Montage von Flügeln für die Mess.. Flugzeugflügeln für die Messerschmitt-Flugzeuge. ]

[DE: Es arbeitete dort ein Gefangener.. Es waren dort viele russische Gefangene in dem KZ, das war ein Pilot.]

[DE: Ein Senior-Fachmann, also schaut er mich an, ich bin gekommen wie ein Elender. ]

[DE: Er schaut mich an, sagt: „Što, ty niet mechanik?“ {„Was, du bist kein Mechaniker?“}]

[DE: Ich sage: „Nejsu mechanik.“ {„Ich bin kein Mechaniker.“}]

[DE: „Keine Angst, ich werde dir zeigen, was du machen wirst."]

[DE: Also habe ich mich tatsächlich eingearbeitet, nicht, also an diesen Flügeln habe ich gearbeitet, nicht.]

[DE: Dann schon hat man gearbeitet oder auch nicht, denn wenn es keine Bauteile gab, es flogen auch schon viele Flugzeuge über dem KZ, die amerikanischen.]

[DE: Bomber. Und die Front kam näher.]

[DE: Also Arbeit gab es da praktisch schon nicht.]

[DE: Also wir arbeiteten zwölf Stunden pro Tag haben wir gearbeitet.]

[DE: Bei Nacht oder bei Tag, je nachdem, wie es sich abgewechselt hat.]

[DE: Na, und dann sind wir zu den, zu unseren zu den Baracken gegangen, zu denen, wo wir zugeteilt waren.]

[DE: Ich war auch zu dieser einen Baracke zugeteilt, ich sehe sie hier, wo ich zugeteilt war.]

[DE: Da war der Nachteil, dass sich dort meistens irgendein Häftling ausschlief, der Läuse hatte, denn Läuse gab es dort schrecklich viel.]

[DE: Na, und die Läuse übertrugen Krankheiten - Typhus, nicht wahr.]

[DE: Ich habe Typhus bekommen, nicht wahr.]

[DE: Also kam ich in ihr, in dieses Krankenhaus, in ihr Krankenhaus.]

[DE: In diese Baracke, die dafür bestimmt war, nicht.]

[DE: Allerdings war das auch, das war erschütternd, nicht wahr.]

[DE: Ich war wahrscheinlich zwei oder drei Tage im Koma, im Todeskampf.]

[DE: Und mit.. und na ich weiß, dass mir das ein anderer Häftling gesagt hat, der unter mir schlief, dass,]

[DE: dass ich, dass sie mich neben einen Häftling legten, ein Italiener war das, der dort neben mir verstarb, nicht wahr.]

[DE: Dass ich dort dann praktisch alleine war, na aber dann habe ich.. eine tschechische Stimme gehört.]

[DE: Jemand hat mit mir tschechisch gesprochen.]

[DE: Und er sagt: „Bist du schon, bist du schon aufgewacht, bist du schon in Ordnung?“]

[DE: Ich sage: „Ja.“]

[DE: „Dann bitte, ich muss dir ein paar Ratschläge geben.]

[DE: Ich schlafe hier unter.. neben dir und ich bin so.." Das war so ein Helfer, so ein Häftling war das.]

[DE: Das war der Zahnarzt aus Wessely an der March/Veselí nad Moravou.]

[DE: Na, und er sagt.. Und er arbeitete dort als so eine Art Helfer in dem, in dem Krankenhaus.]

[DE: Er sagt: „Also ich gebe dir ein paar Ratschläge: Trink kein Wasser, nicht wahr.]

[DE: Trink hier auf keinen Fall Wasser, denn das würde, das würde dich, das würdest du, na, dass..]

[DE: Und wenn du großen Durst haben wirst, dann pinkel einfach nur auf einen Lumpen und benetze dir damit die Lippen, aber auf keinen Fall, auf keinen Fall trink Wasser.“]

[DE: Na, also habe ich.. ich bin von dem Bett runtergeklettert.. von der Pritsche und auf das, auf die Toiletten, na die waren erschütternd.]

[DE: Weil die schon, wenn jemand schon so schlimm krank war, nicht wahr.]

[DE: Die Kontrolle war so, dass.. jeden Morgen kam ein SS-Mann in einem weißen Kittel und sah sich.. Fieber wurden gemessen.]

[DE: Wenn es irgendwo immer über 40 war, dass er zu viel hatte, dann verfügte er die Fortschaffung aufs Klo, dass, damit er dort starb, nicht wahr.]

[DE: Weil sie die Betten für die nächsten brauchten, nicht. Na, so passierte es..]

[DE: IV: Genau danach wollte ich fragen, wie in dieser Abteilung in Anführungszeichen die medizinische Versorgung aussah.]

[DE: OR: Nein, es gab nichts. Medizinische Versorgung war keine, nicht wahr.]

[DE: Es wurde nur gemessen, gemessen, Fieber wurde gemessen.]

[DE: Na, es war manchmal eine Kunst, es überhaupt aufs Klo zu schaffen, denn, denn dort lag schon eine Menge Toter oder Sterbender.]

[DE: Ich übertreibe nichts, wirklich nichts. Das ist so, also bin ich, damit ich..]

[DE: IV: Das hat dort niemand weggeräumt? Hat sich niemand darum gekümmert?]

[DE: OR: Vielleicht haben sie das dann später weggeräumt, nicht wahr, ich weiß nicht, irgendwann später.]

[DE: Aber es gab Fälle, da musste ich auch über, durch diese Toten laufen, damit ich bis zum Wasserhahn kam, nicht wahr.]

[DE: Also so, so war also die Situation.]

[DE: Also als dieser Zahnarzt, an den ich mich erinnert habe, begann, mir etwas zu bringen, das war höchstwahrscheinlich Aspirin.]

[DE: Das war Aspirin, er brachte mir das täglich, nicht wahr, also habe ich das eingenommen habe ich das drei Mal pro Tag.]

[DE: Das hatte sowieso auch Einfluss auf meine, auf meinen Gesundheitszustand, nicht.]

[DE: Ich war jung bin ich gewesen, also habe ich das durchgestanden, wie man sagt, nicht wahr.]

[DE: Nach einiger Zeit, wahrscheinlich, ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht, ob das eine Woche war oder wie lange das war, wie lange ich dort gelegen bin.]

[DE: Kamen sie mit einer Trage, legten mich darauf und brachten mich in ein anderes Lager.]

[DE: Da waren schon solche die sich, die nicht so krank waren, die sich also rehabilitierten oder so irgendwie würde ich das beschreiben.]

[DE: Die waren dort am Ende des.. am Ende des KZs in dem Raum, wo drei Lager nebeneinander standen und dort waren schon die, die nicht so krank waren, nicht wahr.]

[DE: IV: Dort waren die Bedingungen schon besser..]

[DE: OR: Dort war nichts.]

[DE: IV: Kann man das irgendwie vergleichen?]

[DE: OR: Na, dort war nichts, dort sind wir, damit uns nicht kalt war, da waren dort Öfen. ]

[DE: Öfen, wo wir uns gewärmt haben, dann gab es schon nichts mehr zum Heizen.]

[DE: Essen wurde nur einmal pro Tag gebracht.]

[DE: Einmal täglich irgendeine Schleimsuppe in der Schüssel.]

[DE: Und schon sind wir.. schon kam die Front näher, also haben wir gewartet, gewartet, was sich, was passieren wird.]

[DE: Ich habe mich dort auch mit den zwei Freunden getroffen, die im gleichen Transport aus unserem Ort waren,]

[DE: denn aus unserem Ort, wie ich erwähnt habe, waren es 30, die in dieses Konzentrationslager gegangen sind, 30 von uns gingen dorthin.]

[DE: IV: Erinnern Sie sich an Ihre Mithäftlinge?]

[DE: Haben Sie irgendwelche Erinnerungen, die sich an diese Zeit knüpfen?]

[DE: OR: Na, ich werde über sie, über sie werde ich, ich werde über sie sprechen über diese, über diese zwei.]

[DE: Dann auf einmal..]

[DE: Das war, weil, weil es schon nichts gab, es gab praktisch nichts zum Essen, also sind wir alle rausgelaufen, die ein bisschen gehen konnten, aus diesem KZ, etwas zum Essen suchen.]

[DE: Da gab es schon verschiedentlich solche Meldungen, dort in der Küche ist Getreide, dort in der Küche ist das, nicht wahr und so weiter, also haben wir uns praktisch Getreide gekocht.]

[DE: IV: Da konnten Sie schon rausgehen..]

[DE: OR: Aus dem da konnten wir rausgehen, ja, da konnten wir raus.]

[DE: IV: Und die deutschen Aufseher haben Sie auf irgendeine Weise..]

[DE: OR: Dort nicht, dort war das, nein, nein, dort konnten wir.]

[DE: Dort mussten wir aufpassen, weil auf den Türmen waren immer noch, waren die Aufseher, die von den Türmen herunterschossen, also mussten wir aufpassen und..]

[DE: IV: Zu welcher Zeit war das?]

[DE: War das im April '45?]

[DE: OR: Das war im März.]

[DE: IV: Im März.]

[DE: OR: Im März. Im April kam es zur Befreiung.]

[DE: Das war, das war schon die Zeit dieses, dieses Chaos, derartigen, das sich dort, das sich dort schon ereignete.]

[DE: Denn die Front kam praktisch schon näher.]

[DE: Die Krönung des Ganzen war dann, dass wir auf einmal sahen, dass über, über jedem Lager Planen hochgezogen werden, so als würde sich das Lager ergeben.]

[DE: Amerikanische Flugzeugen flogen, also erwartete man einige Fallschirmsprünge und die Aufseher, das sahen wir, wie sie in die Wälder flohen, nicht wahr, alle die Aufseher und Kapos.]

[DE: Sie flohen in die Wälder, fort, nicht wahr.]

[DE: Also war das KZ alleine.]

[DE: Und dort näherten sich einige alten, solche alten Deutschen in Zivil, nicht wahr, um das KZ herum zum Haupttor kamen sie mit Büchsen über der Schulter.]

[DE: Alte Greise schon, nicht wahr.]

[DE: Angeblich, angeblich wurde das KZ dieser Gemeinde übergeben, der Gemeinde, damit die Gemeinde das irgendwie überwacht, damit die Häftlinge nicht nach draußen konnten.]

[DE: Denn Strom gab es keinen mehr, die diese Drähte schon.. In den Drähten war schon keine, keine Elektrizität mehr.]

[DE: Und man wartete, bis die amerikanische Armee sich also dorthin.. bis sie dorthin kommt, in das, in diese Räume zu diesem Konzentrationslager.]

[DE: Na, und das dauerte, das dauerte, das war wie ein, das dauerte wahrscheinlich so zwei Stunden und plötzlich mussten sie sich zurückziehen und sie kehrten zurück.]

[DE: Sie kamen alle zurück und auf, und sofort wurde die Evakuierung dieses Lagers angeordnet.]

[DE: Der sogenannte Todesmarsch.]

[DE: Und schon wurden Transporte eingereiht, die, die Ka.. die Kapos, das waren dann vor allem die, die mit diesen, mit diesen grünen Dreiecken, das waren Mörder, nicht wahr.]

[DE: Die dort als Kapos arbeiteten, hauptsächlich die Mörder.]

[DE: IV: Wie waren die Tschechen gekennzeichnet?]

[DE: OR: Rot. Ein rotes Dreieck hatte ich.]

[DE: Die Zigeuner schwarz, die Juden, Juden, die hatten hier diesen.. Irokesenschnitt, so wie ihn heute die mod.. modernen Burschen hier haben, das hatten die Juden rasiert.]

[DE: Und sie hatten Sterne.]

[DE: Da waren dort noch Juden.]

[DE: Also jetzt..]

[DE: IV: Könnte ich noch nach einem früheren Zeitraum fragen?]

[DE: Hatten Sie Kontakt zur Bevölkerung also das Lager mit der Außenwelt, mit der Zivilbevölkerung?]

[DE: CM: Das lassen wir schon für die zweite Kassette, bitte.]

[DE: CM: Also wir bitten wieder um Ruhe.. Und wir können beginnen.]

[DE: IV: Herr Randuch, ich wollte fragen, direkt im Konzentrationslager, was für Kontakte hatten Sie mit der Außenwelt?]

[DE: War es zum Beispiel möglich etwas über das politische Geschehen zu erfahren, über die politische Situation und so weiter?]

[DE: OR: Das Leben dort in dem Konzentrationslager war so, dass das praktisch.. eine Arbeit war, die, die, die 12 Stunden gedauert hat, also bei mir persönlich, nicht wahr.]

[DE: Dann ging es in die Massenunterkünfte.]

[DE: Vorher wartete man auf diese dürftige, dürftige Verpflegung, die ausgegeben wurde.]

[DE: Das war wirklich kläglich, das war so eine Rübe, nicht wahr, mittags, nicht wahr.]

[DE: Zum Abend.. zum Abendessen ein Stück Pferdesalami und ein Eckchen Brot, das war sehr, sehr wenig, nicht wahr. ]

[DE: Also solche Gespräche unter den Häftlingen gab es nur auf den.. unter den Bekannten, in den Massenunterkünften. ]

[DE: Denn allein die Struktur des Lagers bestand aus verschiedenen Nationen, nicht wahr.]

[DE: So konnte es passieren, dass zum Beispiel in einem.. in einem Lager zwei Tschechen waren, nur, nicht wahr.]

[DE: So war das zum Beispiel in meinem Fall, nicht wahr.]

[DE: Ansonsten leerte sich das Lager überwiegend tagsüber, weil die.. ähm..]

[DE: Das KZ alleine, dort waren wohl hunderte Leute in den verschiedenen Bereichen, den verschiedenen Arbeitsstätten, also..]

[DE: IV: Hatten Sie auch Kontakt zur Zivilbevölkerung?]

[DE: OR: Nein, keine, keine, raus durfte man nicht.]

[DE: Falls es, falls es im Transport zur Arbeit ging, dann wurden die Häftlinge gezählt.]

[DE: Sie wurden gezählt und wenn sie zurückkehrten, dann wurden sie wieder am Eingangstor gezählt, also dort war es nicht, dort war es nicht möglich auf irgendeine Weise raus zu kommen.]

[DE: Angeblich, wie ich erfahren habe, haben früher einige versucht, auf verschiedene Weise raus in die Freiheit zu gelangen.]

[DE: Na, und entweder endeten sie in diesen elektrischen Drähten, oder sie fanden sie.]

[DE: Es war wohl.. Es war dort ein Fall, der war vor uns, als beim Transport in den Kisten dieser, dieser Flugzeugteile aus diesem,]

[DE: aus diesem KZ hinaus sich zwei Häftlinge dort in diesen Kisten versteckten, nicht wahr.]

[DE: Aber sie haben sie trotzdem später entdeckt und wohl angeblich danach im KZ dort auf dem Platz aufgehängt, nicht wahr.]

[DE: Also es gab dort absolut keine Möglichkeit.]

[DE: Das, was sich draußen tut, davon haben wir wirklich nur das erfahren, dass die Front dort ist, oder nicht dort ist, nicht wahr.]

[DE: Das, was uns vom Hörensagen einige Mithäftlinge sagten, oder so.]

[DE: Mit den Aufsehern haben wir irgendwie nicht kommuniziert, denn das war gefährlich, nicht wahr.]

[DE: Also..]

[DE: IV: Waren Sie direkter Zeuge eines Fluchtversuchs oder darauf folgender Bestrafungen, die sehr hart waren?]

[DE: OR: Zu dieser Zeit nicht mehr, als ich dort war, denn das, das war eine Zeit, als praktisch schon das Ende dieser ganzen Verfolgung in den KZs nahte, nicht wahr.]

[DE: Also dort konnte man praktisch schon nicht mehr, es gab nicht, es gab das nicht und auch von der Seite dieser SS-Männer gab es kein Interesse.]

[DE: Meiner Ansicht nach sahen sie mehr oder weniger zu, dass sie ihr Leben vor der Front retteten, vor dem Militär, nicht wahr, den Amerikanern, nicht wahr. ]

[DE: Ich komme zurück zu dem, zu dem.. Todesmarsch, der angekündigt wurde, nachdem alle die, die Aufseher zurückgekehrt waren und die Häftlinge und sie die Transporte angeordnet haben,]

[DE: die begannen von diesem KZ abzugehen in den, den Wald und zwar, zwar in ein anderes Konzentrationslager,]

[DE: das auf damaligem österreichischem {richtig: deutschem} Boden lag und zwar in Dachau, nicht wahr.]

[DE: Das war.. Die Entfernung betrug 250 Kilometer, so weit ich weiß, nicht.]

[DE: So ging zum Beispiel mein Cousin fort, nicht wahr, auch mein Freund, und auch ein weiterer Freund gingen fort, sie kamen noch zu mir, nicht wahr, sich zu verabschieden, nicht wahr.]

[DE: Und dann blieben dort nur die Kranken.]

[DE: Einerseits die Kranken, die in diesen, in diesen Krankenlagern waren, und dann wir, die wir in diesen drei Rehabilitationslagern waren, nicht wahr.]

[DE: Im Ganzen blieben dort so fünfzehnhundert, vielleicht um die zweitausend Leute, die den..]

[DE: Jetzt haben wir natürlich gewartet, was, was aus uns wird.]

[DE: Man hörte, dass, dass sie uns alle erschießen wollen, nicht wahr.]

[DE: Vor allem also die.. die Kranken.]

[DE: Aber auf einmal ersch.. erschienen Aufseher, alle raus, die wir da in diesen, in diesen Rehabilitationslagern waren, so wie ich das nenne.]

[DE: Und sie sagten uns über Dolmetscher, dass wir auch fort transportiert werden, auch wenn die Ausnahme bei uns ist, dass sie uns mit dem Zug wegbringen, das heißt in Waggons.]

[DE: Dass die Waggons bereit stehen und das alles.]

[DE: Und wer will, der kann so gehen, aber wer nicht will, also der muss zu Fuß gehen.]

[DE: Klar, dass ich mir das überlegt habe und auch gemeinsam mit dem Freund, der Dritte, der war in einem anderen, in einem anderen Lager neben uns untergekommen.]

[DE: Und ich habe gesagt, hör zu, aber das, das ist irgendein Betrug.]

[DE: Das ist nicht möglich, wenn es doch keinen Strom gibt, Züge fahren sicher nicht.]

[DE: Also da war so eine Lokalbahn aus dieser Bezirksstadt nach.. nach Floss {Flossenbürg}.]

[DE: Also ich melde mich nicht.]

[DE: Und es meldeten sich viele, ich nehme an so 300 oder 400 meldeten sich.]

[DE: Auch dieser dritte Freund von uns meldete sich.]

[DE: Wir nicht. Ich habe mich nicht gemeldet und der Kollege ist mir gefolgt.]

[DE: Dadurch haben sie sich praktisch das Leben gerettet. ]

[DE: Die, die, die sich gemeldet hatten, die haben sie fort transportiert irgendwo in den Wald.]

[DE: Dann haben wir von den amerikanischen Soldaten erfahren, dass sie alle erschossen wurden, nicht wahr.]

[DE: Wir die dort, die dort blieben, also plötzlich kam, daran erinnere ich mich, als ob es heute gewesen wäre, kam auf einem Motorrad ein SS-Mann und sagt: „Alles zurück“, diese Leute können nicht gehen, es ist angesteckt..]

[DE: Weil ich deutsch verstand.. Es ist angesteckt, die Bevölkerung ist mit Typhus angesteckt, nicht wahr.]

[DE: Also damit retteten, retteten wir uns eigentlich das Leben.]

[DE: Wenn ich richtig informiert wurde, dann haben es nur zwei der Transporte nach Dachau geschafft.]

[DE: Unter ihnen ist einer meiner, meiner Freunde, er hat es auch bis nach Dachau geschafft.]

[DE: Die übrigen dann.. die Armee befreite sie in diesen Wäldern durch einen Kampf, wie man sagt, als die amerikanische Armee vorwärts rückte, nicht wahr.]

[DE: IV: Wie erinnern Sie sich an die Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg durch die amerikanische Armee?]

[DE: OR: Ich sage es gleich..]

[DE: Angeblich, ich weiß es nicht genau, man sagte, dass, dass von den 1500 Leuten, die auf den Todesmarsch gingen, 500 ermordet wurden.]

[DE: Es ist möglich, dass, es ist möglich, dass 500 ermordet wurden.]

[DE: Die schon nicht mehr laufen konnten, nicht wahr, die haben sie einfach erschossen, nicht wahr.]

[DE: Na, angeblich, nach meinem Freund und auch dem Cousin, die den Marsch zurückgelegt haben, sie sagten, dass es schrecklich war.]

[DE: Es gab kein Essen, also, also suchten sie etwas, also sie aßen was auch immer sie irgendwo auf dem Feld fanden, kurzum..]

[DE: Sie schliefen draußen und.. na, schrecklich.]

[DE: IV: Sie selbst haben den Todesmarsch nicht zurückgelegt?]

[DE: OR: Ich nicht, ich bin, ich ve.. ich versichere das, was ich gesagt habe, dass ich dort geblieben bin.]

[DE: Na, und jetzt weil wir hungrig waren, wir hatten so viele Tage nichts gegessen, na, also der eine Häftling, das war, das war ein Russe, das war ein Offizier, ein Gefangener, überredete mich und sagt:]

[DE: „Komm mit mir, hier gehen wir hier in dieses Dorf, wir suchen etwas zum Essen.“]

[DE: Weil die Dräh.. Drähte schon aufgeschnitten waren, konnten wir nach draußen, nicht wahr, wir sind durchgekrochen.]

[DE: IV: Das war nach der Befreiung?]

[DE: OR: Das war, na, das war noch davor, davor, nicht.]

[DE: Bevor, bevor die amerikanische.. das war am Vormittag. Sie kamen am Nachmittag, nicht.]

[DE: Na, da sind wir dann..]

[DE: Das waren solche Villen, sie sind hier sogar auf der Fotografie, hier sind sie abgebildet.]

[DE: Dort lebten diese Haupt-Gebieter, die SS-Männer und die Rangoberen der SS.]

[DE: Nur dass dazwischen dort schon die Dörfler waren, sie stahlen, nicht wahr, sie nahmen das, sie öffneten diese Villen mit Gewalt.]

[DE: Ich habe dort sogar ein Pferdefuhrwerk gesehen, der hatte da alles Mögliche aus dem Dorf geladen und sie haben es schon weggebracht.]

[DE: Na, wir haben es so in zwei Villen geschafft, aber Essen haben wir keines gefunden.]

[DE: Also wollten wir noch eine dritte ausprobieren und, und schon haben wir die amerikanischen Soldaten gehört, wie sie geschossen haben, nicht wahr, in die Luft hinter uns, nicht wahr.]

[DE: Also sind wir zurück gelaufen in das, in dieses Lager, na und dann kamen sie.]

[DE: Tatsächlich war es so, dass wir, die wir laufen konnten, die.. also wir sind alle raus gelaufen, nicht wahr.]

[DE: Wir haben die amerikanischen Soldaten auf den Schultern getragen, nicht wahr.]

[DE: Das war, das war so..]

[DE: Dann kamen, dann kamen amerikanische Autos, der Stab, es kam der Stab, das Konzentrationslager wurde geschlossen, das Tor wurde geschlossen, nicht wahr.]

[DE: Und dann begann schon ein anderes Leben.]

[DE: Wir Tsch.., die Tschechen, die dort waren, ich weiß nicht, wie viele wir waren, über 100 wahrscheinlich.]

[DE: 150 oder.. Über 100 und etwas.]

[DE: Also haben wir uns dort ein eigenes Lager ausgesucht, das wurde geleert, dort waren wir alle in diesem, in diesem tschechischen Lager.]

[DE: Wir haben eine Führung aufgestellt, dort waren im Ganzen..]

[DE: Dort war zum Beispiel General Žák, ich kann mich ziemlich gut an ihn, an ihn erinnern.]

[DE: Und es waren dort auch einige solche ehemaligen Regierungsrepräsentanten der ehemaligen Republik, also haben wir sie zur Führung und als Organisatoren gewählt, nicht wahr.]

[DE: Also damit wir dann dort mit der amerikanischen Führung die Verhandlung führen, alles, sie konnten dort mit ihnen verhandeln.]

[DE: Es gab die Frage der Verpflegung, nicht wahr.]

[DE: Konserven haben wir keine bekommen, denn, das war in Ordnung, das gaben sie uns nicht, aber sofort kamen, kamen Wagen aus dem Dorf mit geschlachtetem Vieh.]

[DE: Rinder, Kühe, daraus kochte man dort Suppe, nicht wahr, diese Art Essen.]

[DE: Ich bin dort oft hingegangen, in die Küche gegangen, dort gab es große Behälter mit Sauerkraut, also das haben wir konsumiert, das war zufälligerweise prima, nicht wahr.]

[DE: Da habe ich, davon habe ich volle Tassen getragen, mit einem Freund, na und so haben wir dann gewartet, was sich, was sich tun wird.]

[DE: Dort wurde dann auch das Ende gefeiert, nicht wahr.]

[DE: Einige der Häftlinge, die offensichtlich auf solche.. Soldaten, die dort waren, also die haben sich den Amerikanern zur Verfügung gestellt.]

[DE: Da erinnere ich mich an einige, die noch loszogen, um die geflohenen Aufseher in den Wäldern zu suchen.]

[DE: Dort habe ich aus.. aus.. dann begann man das zu praktizieren.]

[DE: Sie brachten diesen, wie ich erzählt habe, diesen „Blutigen Max“.]

[DE: Das war der, der erschlug.. Das war ein deutscher Krimineller, der eine Menge Leute erschlagen hatte.]

[DE: Also haben wir den Ameri.. Amerikanern eine Petition geschickt, der amerikanischen Führung, dass wir ihn als Häftlinge selbst richten wollen.]

[DE: Wir hatten, wir haben ein Verzeichnis eingereicht, was er alles in diesem KZ angerichtet hat, wie viele Leute er erschlagen hatte.]

[DE: Dort waren ältere, natürlich, schon mehrere Jahre, also kannten sie die Situation, wie sie dort war.]

[DE: Sie haben sich geweigert ihn uns zu übergeben, nicht wahr.]

[DE: Sie haben sich geweigert ihn uns zu übergeben, dass sie sprechen müssen und irgendwo solche, dass sie ihn verhören müssen und sie haben ihn wohin gebracht, irgendwohin fort.]

[DE: Nach ein.. Dann natürlich fand die Desinfizierung statt, nicht wahr, Bad, Bäder, davon genug..]

[DE: Einige solche neue haben wir ausgesucht, neue aus dem Lager..]

[DE: IV: Haben Sie später vom Schicksal dieses „Blutigen Maxes“ erfahren?]

[DE: OR: Nein, später habe ich schon nichts mehr gewusst.]

[DE: Also später, dann sind wir in diese Lager gegangen, dort waren Lager mit verschiedener Kleidung, große Lager waren dort.]

[DE: Einmal von den Häftlingen, nicht wahr, die Kleidung, und dann waren dort auch neue Sachen, dort war eine schrecklich große Menge Wäsch.. verschiedenster Stoffe.]

[DE: Ich habe mir dort Hosen ausgesucht, einen Mantel, Hemden, nicht wahr und solche Dinge.]

[DE: Ich konnte das sowieso nicht tragen, denn zuerst musste man das in den Ofen zur Desinfizierung geben, nicht wahr, erst dann konnte ich das anziehen.]

[DE: Also es war, es war schon so..]

[DE: Dort waren nicht viele Leute, aber dennoch ließ sich das regeln.]

[DE: Dort war schon so eine Leitung der Amerikaner. ]

[DE: Dort war ein Arzt, ein Arzt war dort, der beg.. begann die Kranken zu behandeln, die dort, Kranke auf.. die dort Typhus hatten in den Krankenlagern.]

[DE: Na, und nach einiger Zeit, ich weiß nicht, ob das eine Woche war oder was,]

[DE: kamen, kamen Lastwagen, amerikanische militärische und sie luden uns auf und fuhren uns aus dem KZ fort, die Tschechen, nicht wahr.]

[DE: Und wir hörten, dass das so abgesprochen war.]

[DE: Und zwar dann dort Richtung München, weiter nach Bayern, wo so ein Standort des amerikanischen Militärs war. ]

[DE: Und dort erhielten wir ein verlassenes Lager zur Verfügung, das waren im Ganzen solche kultivierten Räumlichkeiten. ]

[DE: Offensichtlich waren dort einige deutsche Offiziere untergekommen gewesen, und dort haben wir also gewohnt, wir haben also gewartet, was passieren wird, nicht wahr.]

[DE: Wir haben schon Konserven bekommen.]

[DE: IV: Wie viele waren Sie dort?]

[DE: OR: In dem Lager? Nun..]

[DE: IV: So ungefähr..]

[DE: OR: So ungefähr.. Da wohnten, wohnten wir dann schon zu.. wohnten wir zu dritt, zu viert, dort waren Betten.]

[DE: IV: Waren dort auch andere.. Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern?]

[DE: OR: Nein, nein.]

[DE: IV: Oder nur aus Flossenbürg..]

[DE: OR: Nur wir Tschechen waren dort, nicht wahr. Es waren dort, Tschechen waren dort.]

[DE: Na, also dort haben wir nun gewartet, was sich, was mit uns passieren wird, nicht wahr.]

[DE: Wir waren in Kontakt mit diesen amerikanischen Soldaten, nicht wahr.]

[DE: Wir haben sie auch einige Male noch um Konserven gebeten, nicht wahr.]

[DE: Na, und so sind wir.. ich persönlich bin dann, als ich mich irgendwie auf deutsch verständigen konnte auch mit diesen Dörflern,]

[DE: also habe ich diese Konserven ins Dorf getragen und dafür irgendein anderes Essen getauscht, denn das war schon..]

[DE: Also es ist wahr, dass ich dort meistens zwei ältere Familien besucht habe, alte Leute, Rentner, die uns natürlich anfangs nicht vertrauten.]

[DE: Na, aber danach, als ich ihnen sagte, wer wir sind, da waren sie schrecklich froh, dass sie die Konserven bekamen oder..]

[DE: Na, aber ich habe weiter etwas gebracht, ich habe Eingemachtes gebracht, eingekochte Blaubeeren, eingekochte Früchte habe ich gebracht und das haben wir dort konsumiert.]

[DE: Also war ich sozusagen berüchtigt, berüchtigt dafür..]

[DE: Na, dann haben wir uns dort am Hang solche, solche Öfchen ausgegraben und dort haben wir uns auch aufgewärmt, nicht wahr.]

[DE: Na, kurzum so ein Leben.]

[DE: Es war warm, es war schon, es war April.]

[DE: IV: Wie lange waren Sie dort?]

[DE: OR: Ich weiß jetzt nicht genau, wie lange wir dort waren, aber es war ziemlich lange.]

[DE: Wir wollten schon, wir wären schon gerne, gerne nach Hause gefahren, nicht wahr.]

[DE: IV: Konnten Sie diesen Ort verlassen?]

[DE: OR: Wir durften ihn nicht verlassen, wir durften nicht.]

[DE: Dort war so ein Bekannter, ich kann Details erzählen, oder?]

[DE: IV: Sicherlich.]

[DE: OR: Dort war ein Bekannter von mir, der mit, der mit mir zusammen wohnte und..]

[DE: Der war aus Pilsen, ein junger Mensch wie ich mit einem Motorrad, er fand irgendwo ein Motorrad.]

[DE: Benzin gab es genug, denn wie die amerikanischen Soldaten die Fässer mit Benzin wegwarfen, das, also darin war noch eine Menge Benzin.]

[DE: Also, also gaben wir das einfach immer in den, in den.. wir füllten das Motorrad und jetzt sind wir in der Umgebung herumgefahren, nicht wahr.]

[DE: Na, aber weit sind wir nicht gekommen, denn wir sind.. Es fuhr die Polizei, es fuhr die Polizei und.. die Militärpolizei, die amerikanische.]

[DE: Also ist es einmal passiert, dass sie uns angehalten haben und uns aufgeladen haben und wir mussten zurückfahren, wieder zurück ins Lager.]

[DE: Nach einiger Zeit kamen sie allerdings wieder, haben uns wieder aufgeladen und nach Amberg gefahren, weiter, zu einer Sammelstelle dieses, eine große Kaserne war dort.]

[DE: Na, dort waren wir schon eingesperrt, unter Aufsicht, nicht wahr.]

[DE: Dort waren, dort war eine Menge - hundert und hundert Heim.. untergebrachte Heimkehrer.]

[DE: Es gab dort verschiedene Nationen, Russen, Ukrainer und die, die auf Arbeit waren, nicht wahr, auf Arbeit waren sie.]

[DE: Dort habe ich auch Frauen aus Ravensbrück getroffen, mit einigen Frauen aus Lidice habe ich mich getroffen, nicht wahr.]

[DE: Na, und dort waren wir also nicht zufrieden, es gab wenig Essen, nicht wahr.]

[DE: Na, deshalb lagen wir ständig unserem Dolmetscher im Ohr, dass er zum Stab geht, zur Führung, dieses, der, dieses, Kaserne, dieses Sammellagers, damit sie uns..]

[DE: Immer hat er uns abgewiesen, dass es noch nicht, dass man noch kämpft, dass dort Aufstände sind, nicht wahr.]

[DE: Und da war schon, da kehrt er schon zurück, da war Beneš {Edvard Beneš, tschechischer Präsident} schon in Prag und noch immer weigerten sie sich, uns fort zu transportieren.]

[DE: Das dauerte ziemlich lange, nicht, lange waren wir dort.]

[DE: Das war schon später April, der April war schon vorbei, nicht wahr.]

[DE: Dann bin ich..]

[DE: IV: Sie hatten erzählt, dass Sie Flecktyphus hatten.]

[DE: Hatten Sie eine medizinische Behandlung?]

[DE: OR: Ich hatte keinen Flecktyphus, ich hatte Bauchtyphus.]

[DE: IV: Also Bauchtyphus, also Entschuldigung.]

[DE: Erhielten Sie danach eine Behandlung?]

[DE: Als Sie dieses Lager verließen und in diese Sammelstellen kamen? ]

[DE: OR: Nein. Niemand hat sich mehr um uns gekümmert.]

[DE: IV: Also haben Sie dann schon selbst für Ihre Heilung gesorgt?]

[DE: OR: Na, ich habe mich, ja, ja, ja, das war..]

[DE: Natürlich als ich zurückgekommen bin, da ja, dass, da bin ich bei uns beim Arzt gewesen, das..]

[DE: Na, aber noch dort in, in Amberg:]

[DE: Dort haben dann.. Ich und ein Kollege, die wir dort zu den Jüngeren gehörten, wurden nach und nach von der Führung empfangen.]

[DE: Da war ein amerikanischer Offizier, da war ein französischer Offizier, nicht.]

[DE: Wo sie sich dann bei uns erkundigt haben, ob wir zurückkehren wollen.]

[DE: Sie boten uns an, sie boten uns an, in die Armee einzutreten.]

[DE: Und zwar in die in die französische Armee.]

[DE: In die.. Wie sagte man dazu?]

[DE: In die, in das, nach Algerien, dort existierte damals noch diese Fremdenlegion. ]

[DE: Das haben wir natürlich abgelehnt, dass, dass wir auf jeden Fall zurückkehren wollen.]

[DE: Die älteren Leute haben sie nicht gefragt, nur uns Junge, Junge haben sie gefragt, die Ledigen.]

[DE: IV: Nahm jemand dieses Angebot an?]

[DE: OR: Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht, dass..]

[DE: Na, letztendlich danach sind wir nach Hause gekommen nach..]

[DE: Sie haben uns Lastwägen bereit gestellt, wieder militärische.]

[DE: Dort hatten sie das so ausgerüstet, dass dort solche Sitze waren, nicht wahr, also sind wir dort..]

[DE: Weil das war nicht, das war nicht weit, dort sind wir bis nach Taus/Domažlice gefahren.]

[DE: In Taus/Domažlice haben sie uns also rausgeworfen und damit hat das geendet.]

[DE: Und schon hat sich niemand mehr um uns gekümmert.]

[DE: IV: Was passierte danach?]

[DE: OR: Der Transport nach Hause.]

[DE: Das.. Das war der klassische Transport nach Hause, weil keine Züge fuhren, Essen gaben sie uns keines.]

[DE: Sie hatten uns dort nicht mal mit Papieren ausgestattet, unglücklicherweise, also hatten wir nichts in der Hand.]

[DE: Na, aber wir waren zuhause, wir waren glücklich, dass wir, dass wir befreit sind.]

[DE: Na, so musste ich dann natürlich gemeinsam mit dem Freund auf eigene Faust herausfinden, wie wir aus Taus/Domažlice wegkommen.]

[DE: Na, also sind wir zum Fahrdienstleiter gegangen, der uns dann sagte, dass dann und dann ein Zug nach Pilsen fährt.]

[DE: Also haben wir es bis nach Pilsen geschafft, dort endete es, und aus Pilsen müssen wir nach Prag kommen.]

[DE: Da war dann schon die russische Zone, also die, dort sind wir, dort haben uns die Russen angefangen zu kontrollieren.]

[DE: Wir hatten keine Papiere, zum Glück haben sie uns in Ruhe gelassen, na und wir sind nach Prag gelangt.]

[DE: IV: Erinnern Sie sich, wann Sie nach Prag gelangt sind?]

[DE: Der wievielte war das, ob das kurz nach der Befreiung war, oder..?]

[DE: OR: Das war lange nach der Befreiung, hier, na, hier war schon der Präsident, alles, das war schon nach der Befreiung.]

[DE: Das war schon.. Jetzt kann ich mich nicht erinn.. das war Anfang Mai war das. Im Mai, nicht.]

[DE: IV: Im Mai.]

[DE: OR: Na, das war schon im Mai.]

[DE: Befreit wurden wir am 23. April, daran erinnere ich mich, das KZ, nicht wahr.]

[DE: Na, und das ist alles, bis das, das ist praktisch die Zeit des, die reichte schon bis in den Mai hinein, nicht.]

[DE: Also..]

[DE: IV: Das war eigentlich so eine aufgewühlte Zeit..]

[DE: {Hier fehlt eine Tonsequenz.}]

[DE: IV: 8. Mai.]

[DE: Und ich wollte fragen, waren Sie Zeuge..]

[DE: Damals kam es zu verschiedenen Greueltaten, die vor allem an der deutschen Bevölkerung verübt wurden, die sich bis zu einem gewissen Grad sicher verstehen lassen,]

[DE: OR: Ja..]

[DE: IV: Aber selbstverständlich waren davon auch unschuldige Leute betroffen.]

[DE: OR: Das stimmt.]

[DE: IV: Waren Sie Zeuge von so etwas?]

[DE: OR: Nein, also nicht in dem, in der, in der Situation, als meine Gedanken darum kreisten, auf jeden Fall nach Hause zu kommen, nicht wahr.]

[DE: Und dann natürlich diese qualvolle Reise, die einige Tage dauerte, nicht wahr, nach Hause, im Hinblick darauf, dass keine Zuge fuhren, nicht wahr.]

[DE: Und dass wir auch Essen finden mussten, irgendwo darum bitten, dass, immer fanden sich nette Leute, die uns ein Stück Brot gaben, kümmert..]

[DE: Wir hatten nichts, nicht wahr.]

[DE: Na, also in Prag, da besprachen wir uns dann zum Glück mit dem.. auf auf auf dem Bahnhof, auf dem Hauptbahnhof, dass dann und dann ein Zug nach Brünn geht.]

[DE: Wir mussten nach Brünn gelangen, also gelangten wir dorthin, wir haben uns in diesen Zug gesetzt und sind nach Brünn gefahren.]

[DE: Der Zug ist nur bis Blanz/Blansko gekommen, weiter war es zerstört.]

[DE: Also aus Blanz/Blansko sind wir zu Fuß gegangen, wir sind zu Fuß gegangen, wir verließen die Reisenden, die dort waren,]

[DE: in dem Zug, also die warteten auf den nächsten Tag, dass sie dort irgendwo draußen übernachten und dass der Zug am nächsten Tag angeblich..]

[DE: Oder etwas, dass er kommt und sie nach Brünn fährt.]

[DE: Also wir sind zu Fuß gegangen, nicht wahr, nach Brünn.]

[DE: Wir hielten.. wir hielten dann russische Soldaten an, die auf Pferden unterwegs waren, und mit einem Wagen, mit dem und das..]

[DE: Einfach Reiter, nicht wahr, die brachten uns bis an den Rand Brünns.]

[DE: Dort ließen sie uns, es war schon Abend.]

[DE: Na, und Sie wissen selbst, wir haben danach gefragt, wo wir irgendwie unterkommen könnten, dass wir aus dem KZ kommen und so weiter, wir fragten die Leute.]

[DE: Und die Leute halfen uns und sagten, wissen Sie, es gibt ein Quartier im Hotel, Padovec heißt es, das ist beim Brünner Hauptbahnhof.]

[DE: "Sie müssen dort zu Fuß hin, jetzt fahren keine Trambahnen, nichts fährt, also laufen Sie zu Fuß."]

[DE: Also sind wir lange zu Fuß gegangen.]

[DE: Ich erinnere mich, dass wir wahrscheinlich um 10 Uhr nachts in dieses Hotel gelangt sind.]

[DE: Also haben wir den Verwalter gerufen und der sagt:]

[DE: „Ja Jungs, aber wo soll ich euch unterbringen, hier ist es voller Leute.“]

[DE: Dort war alles besetzt.]

[DE: Sie schliefen dort, auf dem Boden und überall, na und er sagte: „Habt ihr Hunger?“]

[DE: Ich sage: „Ja.“]

[DE: „Aber wenn der Koch hier schon nicht mehr ist, alles ist geschlossen, ich bringe euch wenigstens ein Stück Brot oder so etwas.“]

[DE: Also diese Hilfsbereitschaft gab es natürlich.]

[DE: Na, und so haben wir dort übernachtet und am zweiten Tag fuhr ein Personenzug nach Lundenburg/Břeclav.]

[DE: Hm, also haben wir uns wieder, wieder in den Zug gesetzt und dann mussten wir Richtung Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště gelangen.]

[DE: Na, und dorthin ist nichts gefahren - wieder fuhren keine Züge.]

[DE: Es war dort sehr, es war dort so ein guter Fahrdienstleiter, er sagt:]

[DE: „Jungs, schaut mal, es fährt ein Güterzug dorthin.]

[DE: Also ist.. Wir setzen euch in den Güterzug und ich gebe den Befehl, gebe den Befehl, dass er dort in dem Ort, hinter Ungarisch Hradisch/Uherské Hradiště, wo ihr aussteigen werdet, hält.]

[DE: Na, und ihr steigt aus.“]

[DE: Also sind wir eigentlich, ins KZ sind wir in einem Zug für Schweine gelangt, oder in einem Viehzug..]

[DE: IV: Viehtransport.]

[DE: OR: Und wir sind in einem Viehzug nach Hause zurückgekehrt.]

[DE: So war das damals.]

[DE: Na, aber dann sind wir noch drei Kilometer zu Fuß in den Ort gelaufen, das war ein Sonntag, daran erinnere ich mich.]

[DE: Die Eltern waren falsch informiert, dass ich, dass ich wahrscheinlich tot bin, dass, dass ich nicht lebe.]

[DE: Weil alle schon lange zurückgekehrt waren, die, dass..]

[DE: Die Hälfte von ihnen war zurückgekehrt und sie gingen meine Eltern informieren, dass was, was passiert war, dass ich dort geblieben war, dass ich nicht auf den Marsch ging, dass das nicht war.]

[DE: Auch mein Cousin kam.]

[DE: Na, also.. Das dauerte lange, also rechneten sie praktisch nicht mehr damit, dass ich zurückkehre, nicht.]

[DE: Wir sind beide in den Ort zurückgekehrt, na, also.. Ich gebe zu, dass..]

[DE: IV: Und wie erinnern Sie sich an dieses Treffen und die darauf folgende Rückkehr ins normale Leben?]

[DE: Wie war das? Das war sicher schwer..]

[DE: OR: Nun.. Das ist klar, nicht. Meine Mutter weinte.]

[DE: Na, das war, das war so eindrucksvoll, nicht. Der Bürgermeister lud uns ein.]

[DE: Der Bürgermeister lud uns ein und die Nachbarn und so ähnlich, also das war so alles.]

[DE: Na, aber alles war überstanden, nicht wahr.]

[DE: Man ging zu, zu medizinischen Untersuchungen, nicht wahr.]

[DE: Dann erledigte man einige Dinge, die Papiere erledigte man, ich hatte nichts, nicht mal einen Ausweis, nichts, nicht wahr.]

[DE: Kleidung, nicht wahr, also ich bekam, ich bekam auch Gutscheine für Kleidung, nicht wahr.]

[DE: Auch ein paar Kronen habe ich gelegentlich bekommen, nicht wahr.]

[DE: Dann, dass man wieder weitermachen kann, nicht.]

[DE: Na, und dann musste ich zum Wehrdienst.]

[DE: Also für ein Jahr zum Wehrdienst einrücken, ich bin abgeführt worden, wie man umgangssprachlich sagt.]

[DE: Sie fragten, ob ich nicht will, ob ich nicht einen Aufschub will oder überhaupt nicht gehen will, nicht wahr.]

[DE: Na, aber ich habe gesagt ja, ich werde dem Vaterland dienen.]

[DE: Zum Glück dauerte das nur ein halbes Jahr, sie erließen mir ein halbes Jahr, nicht.. ]

[DE: IV: In welchem Jahr war das?]

[DE: OR: Na, das, das war im Jahr '45.]

[DE: IV: Im Jahr '45.]

[DE: OR: Im Herbst bildete sich die Armee schon, nicht, da bildete sich die Armee.]

[DE: Na, und so ging das Leben danach weiter, nicht wahr.]

[DE: IV: Als Sie aus dem Wehrdienst zurückkamen, hatten Sie da die Möglichkeit zu studieren, oder wollten Sie Ihre Ausbildung überhaupt ergänzen?]

[DE: OR: Nein, ich bin zu meinem Beruf zurückgekehrt.]

[DE: IV: In welchem.. In welchem Bereich haben Sie gearbeitet?]

[DE: OR: Wieder weiter im Handel.]

[DE: Ich habe wieder weiter im Handel gearbeitet, nicht wahr.]

[DE: Ich gelangte nach, bis nach Mährisch Schönberg/Šumperk, falls Ihnen das was sagt.]

[DE: Das ist eine große, eine ziemlich große Stadt, dort war ein Freund, der hatte dort ein Geschäft, einen volkseigenen Betrieb.]

[DE: Also der lud mich ein, dass ich dort bei ihm arbeitete, nicht wahr.]

[DE: Also habe ich in diesem Geschäft gearbeitet.]

[DE: Dann habe ich selbst ein Geschäft geführt, nicht wahr.]

[DE: Nach der Verstaatlichung habe ich ein Geschäft geführt, ich hatte dort 16 Angestellte, ein großes Geschäft habe ich in Jeseník geführt.]

[DE: Dort war ich von.. also delegiert, nicht wahr.]

[DE: Na, und dann habe ich in Olmütz/Olomouc in der Direktion gearbeitet, das sind verschiedene Tätigkeiten, nicht wahr.]

[DE: Auch in Prag habe ich für sechs Jahre im Handeslministerium gearbeitet.]

[DE: Also nun und letztendlich bin ich.. endete ich dann als..]

[DE: Weil ich mir bei.. Ich begann später wieder vier Jahre in Prag an der Wirtschaftsschule zu studieren.]

[DE: Ich bin nach Prag gependelt.]

[DE: Immer eine Woche im Monat, na als..]

[DE: Na, aber als ich etwa 50 Jahre alt war, da habe ich dann schon, schon ein anderes, darauf verzichtet, dass ich einen akademischen Titel bekomme, da bin ich schon nicht mehr weiter gegangen, nicht wahr.]

[DE: Ich habe in meinem Beruf eben genau diese, diese Wirtschaftsschule gebraucht, weil ich nur die Handelsschule hatte, nicht wahr.]

[DE: Ich hatte kein Abitur, ich hatte eine zweijährige Handelsschule.]

[DE: IV: Könnte ich Sie fragen, wie ist heute Ihre Beziehung zu den Deutschen?]

[DE: Bis zu welchem Grad beeinflussten eigentlich Ihre Erlebnisse im 2. Weltkrieg Ihre Beziehung zu den Deutschen?]

[DE: OR: Wissen Sie, ich bin oft nach Deutschland gefahren, oft, nach Ostdeutschland bin ich hauptsächlich gefahren, weil ich Reiseleiter, Reiseleiter war, wissen Sie?]

[DE: Ich habe gearbeitet, also bin ich mit den Deutschen in Kontakt gekommen, hauptsächlich, hauptsächlich mit anständigen Leuten.]

[DE: Ich bin wirklich auf keine Leute gestoßen, die auch jetzt noch nach dem verlorenen Krieg gegen uns gerichtet gewesen wären.]

[DE: Also ansonsten.. wissen Sie, als ich das, was ich gesehen habe, was sie taten, da ist meine Sympathie verblasst.]

[DE: Gegenüber den Deutschen von Anfang an, vollkommen. Denn das kann man nicht alles erzählen, was ich gesehen habe.]

[DE: In diesen Gefängnissen, die ich gesehen habe, wie sie geschlagen und erschlagen wurden, nicht wahr.]

[DE: Na, letztendlich sind die Dinge so, dass, wir kennen es so.]

[DE: IV: Ich wollte fragen, haben Sie einmal nach dem Krieg die Gedenkstätte Flossenbürg besucht?]

[DE: OR: Ich war dort, auch mit meiner Gattin war ich dort.]

[DE: Es stimmt, dass ich oft eingeladen wurde, aber dann konnten wir aus gesundheitlichen Gründen schon..]

[DE: Das waren immer Probleme mit der Unterkunft in Prag, wissen Sie, und auf irgendeine Weise dorthin zu kommen.]

[DE: Also war ich dort einmal mit meiner Gattin.]

[DE: Letztes Jahr sollten wir, dieses Jahr sollten wir dort auch hinfahren, letztes Jahr sollten wir dort auch hinfahren, da war dort irgendwie dieser Jahrestag, nicht wahr.]

[DE: Der sechzigste, also habe ich eine Einladung für zwei Tage erhalten.]

[DE: Na, wir hatten dort ein Nachtquartier reserviert, aber ich hatte kurz vorher eine Operation, also habe ich, letztes Jahr, also habe ich praktisch nicht gekonnt.]

[DE: Ich entschied mich aus gesundheitlichen Gründen nicht dorthin zu fahren.]

[DE: Na, gerne würde ich mir das dort noch einmal ansehen.]

[DE: IV: Danke. Und hielten Sie oder halten Sie mit ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Kontakt?]

[DE: Oder waren Sie mal organisiert?]

[DE: Denn es existieren einige Gruppen, die sich also..]

[DE: OR: Na, also ich bin immer wieder nach Prag gefahren zu den, zu den jährlichen Lagertreffen, den sogenannten, wo das, wo das Miloš Volf als Vorsitzender organisierte, die sich das, das, nicht wahr.]

[DE: Dort war ich jedes Jahr, jedes Jahr, nicht wahr.]

[DE: Na, und außerdem, wenn ich in Prag auf Dienstreise war, dann habe ich dort vorbeigeschaut, wenn ich auf Dienstreise in Prag war und die letzten Jahre jetzt also schon..]

[DE: Das wissen Sie das, jetzt bin ich schon ein betagter Mensch, nicht wahr, also da will ich dort praktisch schon gar nicht mehr hinfahren.]

[DE: Na, und sonst sind alle tot.]

[DE: Meine Bekannten, die, die mit mir waren.]

[DE: Aus dem Ort starb ein Letzter vor kurzem.]

[DE: Er war um die 90 Jahre alt, also bin ich das einzige Exemplar.]

[DE: IV: Ich wollte fragen, wie..]

[DE: CM: Wieder auf eine andere Kassette, ja?]

[DE: IV: Also, ich würde gerne noch einmal auf die Zeit zurückkommen, die sich direkt auf das Konzentrationslager Flossenbürg bezieht.]

[DE: OR: Ja..]

[DE: IV: Und eigentlich auf diese Zeit und auf Ihre Familie.]

[DE: Wie lebte eigentlich Ihre Familie während des Krieges?]

[DE: Hatten Sie darüber Informationen?]

[DE: Und eine weitere Frage würde sich dann anschließen:]

[DE: War unsere.. Ihre Familie auf irgendeine Art und Weise in den Widerstand verwickelt oder ein Mitglied Ihrer Familie?]

[DE: OR: Ja.]

[DE: Na, also die Eltern während der Zeit des Protektorats..]

[DE: Es gab noch einen jüngeren Sohn.. einen jüngeren Bruder zuhause, das war ein Schüler, nicht wahr, also neun Jahre jünger als ich.]

[DE: Na, Vater der arbeitete in.. als Arbeiter auf verschiedenen Baustellen.]

[DE: Und Mama die war zuhause, wir hatten noch so einen Acker, einen Acker, nicht wahr, und so einen Hof, wie es sie auf dem Dorf gibt, einen kleinen.]

[DE: Also so lebten sie, nicht.]

[DE: Als ich zufälligerweise auf Urlaub kam, da war ich in Deutschland, nicht wahr, auf der Arbeit.]

[DE: Als ich kam, da habe ich bei ihnen vorbei geschaut, nicht wahr, bei der Familie und so weiter, so, so so so sie.]

[DE: Ansonsten der erwähnte Cousin, der gemein.. als Mithäftling mit mir war.]

[DE: Und der dann auch, als ich.. Dem wurden nach dem Urteil auch diese verschiedenen Strafdelikte vorgeworfen ähnlich wie mir, ein bisschen anders, er..]

[DE: IV: Wann haben Sie sich mit Ihrem Cousin getroffen?]

[DE: War das direkt in Flossenbürg?]

[DE: OR: Ich habe mich mit ihm getr.. natürlich vorher getroffen, als, als Familie zuhause, nicht wahr.]

[DE: IV: Ich meine, ich meine dort in der Zeit..]

[DE: OR: Na, wir wurden auch zusammen gemeinsam zusammen verhaftet, wir wurden gemeinsam verhaftet.]

[DE: Na, und ihm wurden im Großen und Ganzen andere, andere Delikte vorgeworfen als mir, besonders die, die materielle Hilfe, ich weiß nicht, für unsere Häftlinge, die eingesperrt waren.]

[DE: Vielleicht hat er auch etwas hingebracht; dort bildeten sich schon, schon die Partisanen, es ist also möglich, dass er auch den Partisanen etwas gebracht hat.]

[DE: Kurzum er hatte diese Delikte, für die er nun direkt in dieses Konzentrationslager abgeurteilt wurde gemeinsam mit mir, gemeinsam mit mir.]

[DE: Ich erinnere mich nur, dass er das irgendwie psychisch nicht ausgehalten hat, er hat sich im Gefängnis die Adern aufgeschnitten, ich weiß nicht, wie das passiert ist.]

[DE: Er hat dort ein Fenster zerschlagen oder was und, und wollte Selbstmord begehen, na später war das nicht..]

[DE: Irgendwie hat er sich davon erholt, aber trotz all dem musste er in dieses, musste er in dieses KZ zur gleichen Zeit also mit uns anderen.]

[DE: Na, also wir sind zusammen zurückgekehrt, er ist dann natürlich deutlich früher zurückgekehrt, weil er auf diesen Todesmarsch ging.]

[DE: Wogegen ich nicht gegangen bin und er bei den Amerikanern nicht lange war, er ist irgendwie, sie haben ihn irgendwie früher zur Grenze gebracht.]

[DE: Was, was die.. die Häftlinge, die sie in den, in den, in den Wäldern aufsammelten die amerikanischen Soldaten, also die fuhren sie zu unserer Grenze.]

[DE: Also sie gelangten zum Glück schon Ende April oder Anfang..]

[DE: Sie kamen früher zurück, wogegen wir, wir sind dort noch geblieben in, in Bayern.]

[DE: Wie in dem KZ, wie ich.. oder dort später in Amberg, in diesem Sammellager, da hat das bei uns länger gedauert.]

[DE: Deswegen bin ich erst, erst im Mai zurückgekehrt, als die Republik praktisch schon befreit war und sich die Verhältnisse schon etwas begonnen hatten zu konsolidieren, nicht wahr, wogegen so..]

[DE: IV: Ich wollte fragen wie Sie mit zeitlichem Abstand auf diese Zeit blicken?]

[DE: Mir ist klar, dass es nicht leicht ist, darüber zu sprechen, das sind Erlebnisse, die man mit Worten schwer beschreiben kann.]

[DE: Und ich wollte fragen, haben Sie oder lassen sich aus dieser Zeit, die für Sie offensichtlich sehr schwer war, wahrscheinlich die schwerste Ihres Lebens, überhaupt irgendwelche positiven Schlüsse ziehen?]

[DE: Oder kann man überhaupt auf diese Weise darüber nachdenken und haben Sie einmal darüber nachgedacht?]

[DE: OR: Aber ja, aber es, es ist jetzt zwar schon lange her, sagen wir, dass das langsam über 60 Jahre her ist, nicht wahr.]

[DE: Also das ist schon nicht.. eine Menge Dinge verschwinden schon und es gab so viele Lebensereignisse, dass keine Zeit war überhaupt daran zu denk.. daran zu denken, was damals war, nicht wahr.]

[DE: Aber die Erfahrung war solcherart, dass ich gerne, gerne darüber sprach, nicht wahr.]

[DE: Dass ich auch jungen Leuten davon erzählt habe, wie das war, nicht wahr.]

[DE: Natürlich dem Enkel und überhaupt.. dem Sohn, nicht wahr.]

[DE: Ich habe gerne darüber gesprochen, nicht wahr.]

[DE: Auch Artikel habe ich ein paar in, in Druck gegeben, als..]

[DE: Auf Versammlungen habe ich darüber gesprochen, nicht wahr, auf Gewerkschaftsversammlungen und auf anderen Versammlungen, wo ich, wo ich so hingekommen bin.]

[DE: Also habe ich das immer erwähnt, weil sie wussten, dass ich eingesperrt war.]

[DE: Auch wenn ich dort natürlich nicht so lange war, kann man, kann man sagen, nicht wahr.]

[DE: Die Zeit, wenn ich mir das so ausrechne, wie ich verfolgt wurde und so weiter, dann war die Zeit, ich weiß nicht, ein Jahr oder etwas weniger als ein Jahr, nicht wahr.]

[DE: Also das nicht, das war..]

[DE: Da waren dort einige sehr lange, nicht wahr, vielleicht zwei, drei Jahre, nicht wahr, die haben die, die haben die Erlebnisse, die hatten oder haben viel, viel reichere Erlebnisse als ich, nicht wahr.]

[DE: Aber das Ende, das ich dort innerhalb dieses Konzentrationslagers erlebt habe, das war also wirklich, darüber, das war, das war quasi der Höhepunkt.]

[DE: Das war also drastisch, nicht wahr, was dort alles passiert ist.]

[DE: Schon aus dem Grund, dass man die Häftlinge brachte und schon zum Beispiel in diesem desolatem Zustand, dass man sie nach Flossenbürg brachte.]

[DE: Wie wenn man daraus so ein Sammellager machen würde.]

[DE: Alles aus dem Osten wurde dorthin gebracht, nicht wahr.]

[DE: Wohl bis auf Buchenwald, das, das dort komplett befreit wurde, nicht wahr.]

[DE: Aber die östlichen Lager in Polen und dort überall, dort waren schrecklich viele, insofern ich das später gelesen habe.]

[DE: Also das alles haben sie dort nach drinnen transportiert, auch die Gefangenen und so weiter.]

[DE: Also das wurde dann später schon alles in Flossenbürg liquidiert, leider.]

[DE: Deshalb entstand dort so ein Chaos.]

[DE: Wenn wir, wenn wir uns bewusst machen, dass das ein KZ war, das sie eigentlich für ihre Leute gebaut hatten, dieser Hitler, nicht wahr.]

[DE: Noch lange vor dem Krieg hatten sie es gebaut und das war ein KZ, wo, wo nur 3000 Leute sein sollten, nicht wahr.]

[DE: Das war die Kapazität.]

[DE: Und als dort um die 20 000 Leute waren, da sage ich Ihnen, das können, das können Sie sich vorstellen, wie das dort aussah.]

[DE: Na, also das, das sind die Erlebnisse, die sich später wirklich einbrennen, die sich einem ins Gedächtnis einbrennen, nicht wahr.]

[DE: IV: In diesem Zusammenhang würde ich gerne fragen, ob Sie um eine Entschädigung gebeten haben und..]

[DE: OR: Ich habe.. und Entschuldigung..]

[DE: IV: Wenn Sie ja sagen, wofür haben Sie sie genutzt?]

[DE: OR: Also ich habe wirklich eine Entschädigung erhalten im maximalen Ausmaß, Ausmaß, nicht wahr, also bin ich hochzufrieden.]

[DE: Einmal wurde ich einige Male noch aus hiesigen Quellen entschädigt, nicht wahr, aus hiesigen Fonds der Republik hier.]

[DE: Und dann habe ich vom Zukunftsfonds {Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds} viel bekommen, einmalig.]

[DE: Ich weiß jetzt nicht, wie viel Mark das waren, aber es war über 3000, das habe ich auf einmal bekommen.]

[DE: Ich erhalte noch bis heut.. jedes Jahr erhalte ich vom Zukunftsfonds noch einen weiteren Zuschuss von 1500 zur Rente, nicht wahr, zur Rente.]

[DE: Na, und die Vorteile, die nicht nur wir hatten, sondern alle die, die, die darauf einen Anspruch haben, das waren die freien Fahrkarten nicht wahr, Telefon, Rabatt fürs Telefon.]

[DE: Also das.]

[DE: Jetzt haben sie uns einige Dinge geschrieben, konkret haben sie uns also die Fahrkarten weggenommen und sie geben uns das in Geld.]

[DE: Also das ist, ich bin im Großen und Ganzen.. Ich denke, dass das in Ordnung ist, dass ich das bekommen habe.]

[DE: Na, und ich musste meinem Sohn helfen, nicht wahr.]

[DE: IV: Hmm. Weiter wollte ich fragen, wie Sie auf diese humanitäre Geste blicken, ob Sie.. Was denken Sie darüber?]

[DE: OR: Ich.. Ich denke, dass jetzt dieser Zukunftsfonds das, das ist wirklich eine Sache, die verdient, die also höchstes Lob verdient, nicht wahr.]

[DE: Das ist wirklich etwas, was gelungen ist, das, das half, half einigen sehr viel, die vielleicht vorübergehend in irgendwelchen finanziellen Schwierigkeiten oder so gewesen wären, nicht wahr.]

[DE: Auch die Hinterbliebenen, die auch mit einigen Teilen davon bedacht wurden.]

[DE: Also das, meine ich, dass also die Entschädigung jetzt, wie sie ist.. organisiert war und ist, ist sie wirklich lobenswert.]

[DE: IV: Und zum Abschluss würde ich gerne fragen, ob Sie noch etwas auf dem Herzen haben, was Sie teilen möchten und was Sie während des Gesprächs nicht loswerden konnten?]

[DE: OR: Ich weiß nicht, ob das alles hierher gehört, nicht wahr, aber mir gefällt zum Beispiel die politische Situation nicht, nicht wahr.]

[DE: Hier bei uns, wenn ich das..]

[DE: Mir gefallen nicht diese, diese.. Scharmützel, die Anfeindungen dieser pol.. dieses ungute politische Geschehen gefällt mir nicht.]

[DE: Alle diese Leute, die auf irgendeine Art Teil der Führung werden, sollten zusehen, dass diese Republik gedeiht.]

[DE: Damit die Leute es gut haben, damit die Leute Arbeit haben und so weiter.]

[DE: Ich bin hier nach Ostrau/Ostrava gekommen, ich wurde dienstlich aus Olmütz/Olomouc hierher versetzt.]

[DE: Mit der Familie haben wir daran schwer getragen, nicht wahr, aber letztendlich haben sie uns, sie haben uns hier Wohnungen gegeben.. eine Wohnung und alles.]

[DE: Hier würde heute, wenn ich das erwähne, dass es hier 26 000 Arbeitslose gibt in der, in der Stadt in Ostrau/Ostrava,]

[DE: und wie, und wie, was für ein gefährliches Leben das hier ist, dass Sie nachts nicht, die Leute können nachts nicht in den Park gehen und so weiter.]

[DE: Na, so wie das auch anderswo ist, nicht wahr, also das alles müsste nicht sein, nicht wahr, das müsste nicht sein.]

[DE: Es sollte so ein ruhiges Leben sein, nicht wahr, und die Leute sollten keine Angst haben.]

[DE: Es sollten sich, man sollte eine Menge Dinge tolerieren und die Leute sollten einander gegenüber schrecklich rücksichtsvoll sein.]

[DE: Ich weiß nicht, nun, darüber könnte man lange sprechen, ich würde meine Gattin einladen, die würde Ihnen das sagen, lieber nicht.]

[DE: IV: Also danke ich Ihnen vielmals für das schöne Gespräch und..]

[DE: OR: Na, also ich weiß nicht, hat sich das gelohnt, meine Herrschaften?]

[DE: CM: Sicherlich, nun, sicherlich.]