File "AGFl_AV.22.0756.mp4"

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Signatur: AGFl AV.22.0756
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00:00:00 CM: Aber du musst laut sprechen, sonst..
00:00:02 IV: Gut. Sie wollten jetzt diese Geschichte mit dem Reichsführer Heinrich Himmler erzählen.
00:00:06 ME: Ja. Sind wir fertig. Kann ich an.., kann ich anfangen?
00:00:09 IV: Jetzt sind wir soweit.
00:00:09 ME: Ja, okay.
00:00:12 Ich habe gehört, dass der Reichsführer Heinrich Himmler.. er hat einmal Auschwitz besucht. Und er hatte gesagt:
00:00:23 "Sogar wenn ein Jude sollte überleben und der Welt sagen, was wir haben hier getan. Niemand wird denen glauben."
00:00:35 Und das ist wahr. Die Leute haben.. konnten nicht glauben, was in den Lagern vorgegangen ist.
00:00:43 Deshalb es ist so wirklich notwendig, die Aussagen von den ähm ähm, von den Überleb.., von den äh..
00:00:53 IV: Überlebenden.
00:00:53 ME: Überlebenden.. dass die Bescheid sagen, was.. die Geschichte.. was vorgekommen ist.
00:00:59 Jedenfalls.. Ähm..
00:01:04 Zwei Wochen bev.., bev.. äh vor dem.. die Totenmarsch.. in Flossenbürg..
00:01:12 Erich konnte nicht ähm, konnte mich nicht ähm beschützen in der Baracke,
00:01:20 weil der Kommandant hatte eine Ordnung ver.., verordert, dass jeder eine, der kein.. nicht in die Arbeit gehen kann..
00:01:29 und nicht in die Arbeit gehen for whate.. äh what.. for ähm.. whatever die Ursache..
00:01:37 müssen die in die Krankenbaracke ge.. belegt werden.
00:01:43 Und Erich hat mich ähm.. ist mir in.. hat mich ähm überschickt in die Krankenbaracke.
00:01:57 Die Krankenbaracke.. natürlich.. die, die in der Krankenbaracke waren.. wie.. es war nur ein äh eine Zeit lang.
00:02:06 Weil niemand ist am Leben rausgekommen von der Krankenbaracke.
00:02:10 Das war nicht weit von dem, von dem Krematorium. Das war die nächste Station.. was die.. was das Krematorium.
00:02:18 Das Krematorium ist.. hat gebrannt 24 Stunden am Tag.
00:02:24 Und war ein ganzer Haufen of toter Leichen zu verbrennen.
00:02:29 So, die haben uns in der Krankenbaracke gehalten, bis unser.. äh bis wir an die Reihe gekommen sind.
00:02:36 So, ich war in die.. in der Krankenbaracke zwei Wochen.
00:02:41 Am 15. April 1945, mein Bruder hat gearbeitet in Messerschmitt.
00:02:49 Es war ein Sonntag, den 15. April.
00:02:53 Und wenn.. nach der Arbeit, am Abend.. nach dem Abendessen, ist er mich besuchen gekommen.
00:02:58 Und mir etwas Neues erzählt hat.. zu erzählen hatte.
00:03:03 Nämlich er hat im Messerschmitt bei der Arbeit gehört, dass der amerikanische Präsident Roosevelt ist gestorben.
00:03:13 Es war eine Neuigkeit und er ist ge.., gekommen, mir zu erzählen.
00:03:17 When er wieder weggegangen sind, ich ähm habe Bekanntschaft gemacht mit einem kranken Häftling in der Krankenbaracke.
00:03:28 Es war ein, ein Franzose. Er war ein katholischer Pfarrer.. war ziemlich krank.
00:03:36 Wir haben uns deutsch unterhalten.
00:03:42 Und dann.. dann.. after.. nachdem mein, mein, mein Bruder ist weggegangen, bin ich over, over, rüber gegangen..
00:03:49 und es, es war zwei Betten von meinem. Er ist ähm.. sein Name war Pierre.
00:03:54 Bin ich zu Pierre vorbeigegangen und ich habe ihm die Neuigkeit mitgeteilt.
00:03:58 While wir so unterhalten haben ähm Pierre und ich, der.. ein SS-Offizier ist reingekommen in die Krankenbaracke und ausgerufen:
00:04:09 "Alle Juden haben 15 Minuten rauszukommen zum Appellplatz."
00:04:17 Pierre, der französische Pfarrer sagte mir: "Max, geh nicht. Gib an, dass du kein Jude bist."
00:04:28 Und im nächsten Bett war auch ein Häftling, ein kranker Häftling.
00:04:34 Es war das Gegenteil von, von Pierre.. sagte:
00:04:37 "Ey, Jude, du hast 15 Minuten zum Appellplatz rauszugehen."
00:04:43 Sage ich zum Pierre: "Pierre, ich muss gehen. Aber.. wenn ich nicht gehen würde, jemand wird denen einsagen, dass ich kein Jude bin.
00:04:53 Es hat keinen Sinn, nicht zu gehen."
00:04:56 Und Pierre sagt: "Ja, du hast Recht."
00:04:58 Und wir haben uns.. zu uns verabschiedet und sagte er: "Geh mit Gott."
00:05:04 Und ich sage: "Mit.. Gott mit dir auch."
00:05:06 Und wir haben uns verabschiedet.. haben die Hände geschüttelt und ich bin zu meinem Bett vorbeigegangen.
00:05:12 Und ich habe meine Jacke genommen und bin ich vorgegangen.. vorgegangen bin zu der Türe.
00:05:19 Ich war ganz blind, ich konnte nicht mehr sehen.
00:05:22 Und ich musste zum Appellplatz gehen.
00:05:27 Da habe ich gefühlt, dass irgendjemand beigegangen an meine Seite.
00:05:33 Ich habe meine Arme ausgestreckt und ich habe einen Arm angefasst. Ich wusste nicht, wer das war.
00:05:40 Es war wahrscheinlich auch ein jüdischer Häftling.. rausgegangen zum Appellplatz.
00:05:45 So, ich habe nichts gesagt, er hat nichts gesagt, so bin ich zusammen mit ihm zum Appellplatz gegangen.
00:05:52 Am Appellplatz, mein Bruder war schon drüben und mein Freund war schon drüben und haben mich gesucht.
00:05:58 Und die haben mich gefunden.
00:06:01 So bin ich zusammen mit meinem Bruder gewesen und meinem Freund gewesen.
00:06:05 Und die haben uns die ganze Nacht gezählt und wieder gezählt.
00:06:09 Und endlich, den folgenden Morgen v.. sehr, sehr früh Morgen.. uns an den Totenmarsch angefangen.
00:06:18 Wir sind nicht.. wir.. in den.. zu dem.. nach.. zu dem Bahnhof gegangen.. hier nach Flossen.. Floß Bahnhof.
00:06:28 Und haben uns ein.. wieder mal in die ähm Eisenbahnlinie.. die Last-Wagons eingeladen.
00:06:39 Den, der a.. da, da waren auch einige Wagons.. Personenwagons angeschlossen an den, an den Wa.. an den Zug.
00:06:50 In den Personenwagons waren die Frauen und Kinder von den SS-Offizieren.
00:06:57 Und die haben die Wagons geladen wie.. an.. mit.. die eine Gruppe, die eine Gruppe, was die haben ähm ähm..
00:07:10 Die eine Gruppe, die ähm aus ähm rausgeschickt, waren alle Juden. Wir waren 2.500 Juden in der Gruppe.
00:07:22 Ich weiß es nicht, was die, was die Offiziere gedacht haben.
00:07:25 Die denken vielleicht, wenn ähm am Dach.. am Dach von den Wagons haben sie auch ein rotes Kreuz gemalt.
00:07:33 Die haben gedacht, wegen.. wenn die, wenn die äh, die englischen oder amerikanischen Airplane werden sehen ein rotes Kreuz,
00:07:40 und werden wissen, vielleicht sind hier Häftlinge.. werden nicht bombardieren oder nicht beschießen.
00:07:45 Das ist aber nicht der Fall. Wenn der Zug angefangen zu fahren, ist ungefähr nur einen Kilometer..
00:07:51 sind zwei oh zwei Flugzeuge gekommen und haben ähm Maschinengewehr äh geschossen und haben die Lokomotive ähm
00:08:03 zerstört.. konnte nicht mehr fahren.
00:08:06 Und viele.. auch sind.. die Kugeln sind durch den, durch das Dach reingekommen.. reingeschossen in die Wagons.
00:08:15 Und sind ziemlich viele, glaube ich.. 80 oder 90 Häftlinge sind geschossen geworden.
00:08:21 Was hat passiert an die Pers.., an die Personenwagons, weiß ich nicht.
00:08:27 Jedenfalls..
00:08:30 Der Transport mit den äh, den.. mit der Eisenbahn came äh kam zu einem Ende.
00:08:38 Wir sind.. haben uns von den Wagons, von den Wagons abgeladen und ein.. fünf in der Reihe abgestellt.
00:08:48 Und wir haben den Totenmarsch zu Fuß angefangen.
00:08:56 Alle die, die nicht mehr gehen konnten.. waren schwach, krank.. die haben die.. denen geschossen am Weg.
00:09:10 Wir waren geg.. wir haben, wir haben marschiert ohne foo.., ohne, ohne Essen und ohne Wasser.
00:09:17 Es hat geregnet. So haben wir rain.. Regenwasser gehabt zu trinken.
00:09:23 Ein Tag, ich konnte nicht mehr gehen.
00:09:30 Nicht dass ich mehr Hunger hatte oder schwächer war als mein Bruder. Wir haben alle Hunger gehabt.. waren alle schwach.
00:09:38 Aber ich habe.. meine Füße haben so schrecklich weh getan.
00:09:42 Ich hatte so viel Blasen an meinen Füßen gehabt von den, von den schlechten Schuhen, die ich habe angehabt.
00:09:49 Dass ich konnte nicht mehr.. ich konnte nicht mehr gehen.
00:09:52 Und ich habe meinem Bruder gesagt und meinem Freund: "Ihr geht fort und lasst mich sein. Ich kann nicht mehr."
00:09:58 Und mein Freund sagte zu mir: "Weiß du, was heute der Tag.. was, was heute der Tag ist?"
00:10:06 Sagte ich: "Ich weiß es nicht und ich möchte gar nicht wissen."
00:10:09 "Ja," hat er gesagt, "heute ist der 20. April. Heute ist Hitlers Geburtstag.
00:10:18 Und du wirst ihm dein Leben als ein Geburtstagsgeschenk geben?"
00:10:24 So haben die gesagt, dass ich noch mal einen Schritt mache und wieder noch einen Schritt mache.
00:10:29 Und so wir haben gesch.., gesch.. äh gegangen drei Tage mehr.. bis April, den 23. April.
00:10:38 Es war ein Montag früh.
00:10:42 Da haben wir gehört.. ein Flugzeug ist geflogen und hat Luftblätter runter geschickt äh fallen lassen.
00:10:51 Wir hatten keine.. wir waren nicht erlaubt ähm, die Luftblätter zu lesen.
00:10:59 Aber die Wachmänner, die haben die Luftblätter gelesen und haben..
00:11:03 Die Luftblätter hat gesagt ähm, dass ein, ein.. die Leute, die in..
00:11:10 es war near Schwarzenfeld.. die, die, die Stadt vor Schwarzenfeld, wann das hat passiert.
00:11:16 Und da haben die gesagt die Leute in Schwarzenfeld, dass die sollten weiße Fahnen aushängen durch die..
00:11:23 seine Fenster und an die, an, an die, an Dächer. Dass sie sie sehen, dass die, dass die Stadt hat kapituliert.
00:11:36 When die Wachmänner haben das gelesen..
00:11:39 Nearby was ein Wald. Die sind einer und dann noch einer und alle in den Wald gelaufen.
00:11:48 Mit den, mit den ähm ähm ähm Maschinengewehren und seine Hunde sind in den Wald gelaufen.
00:11:56 Und es hat nicht lange gedauert.. wir sind bleib.. stehen geblieben.. wir wussten nicht, was zu tun.
00:12:02 Ist das wirklich? Was ist da los? Wir wussten nichts. Ist es ein Trick?
00:12:08 Die.. wollten die, die, die, die Wachmänner sehen, dass wir sind anfangen zu laufen, dass sie uns alle schießen würden?
00:12:15 Was sollte.. was sollten wir tun? Wir wussten nicht.
00:12:20 Und dann haben wir gehört die schweren Panzer angefahren gekommen.
00:12:25 Und wir haben gesehen, dass die, die äh die amerikanische ähm ähm weiße Stern an die, an die Wagons sind.
00:12:36 Die Anzeichnung, die amerikanische Anzeichnung. So ein weißer, weißer Stern.
00:12:42 Da haben gesagt. "Ja, die Amerikaner sind hier. Wir sind frei."
00:12:50 Und das war ein Montag, den 23. April.
00:12:55 Die, die 3. amerikanische.. 3. Armee ist gekommen und hat uns befreit.
00:13:06 Wie viele am Leben waren von meiner Gruppe, ich.. konnte ich Ihnen nicht sagen, was..
00:13:12 Ich kann Ihnen nur sagen, was mir gesagt wurde: Ungefähr 800 waren immer noch am Leben geblieben.
00:13:23 Ich war sehr schwach und konnte nicht gehen.
00:13:27 Mein Bruder hat mich zu einer Bank genommen.. bei einem Haus.. ein, ein Bauernhaus. Und habe mich hingesetzt.
00:13:37 Und so wenn die Amerikaner sind angekommen.. sind auch.. amerikanische Offiziere haben versucht, irgendeine Ordnung zu bringen.. ...
00:13:49 die 800 Leute und wir sind die erste Gruppe.. äh Transport ähm.. von dem Lager ähm..
00:13:58 Wie heißt es? Ähm..
00:14:02 IV: Sie waren die erste Gruppe..
00:14:03 ME: Die erste Gruppe..
00:14:04 IV: die, die, die, der sie begegnet sind.
00:14:05 ME: Die erste Gruppe..
00:14:05 IV: Sie waren die ersten Häftlinge, die sie gesehen haben.
00:14:07 ME: Die, die Nichtjuden, die nicht.. sind immer wieder nach uns gekommen. Jedenfalls..
00:14:11 In die gleiche Gelegenheit, wenn die.. alle von dem Lager Flossenbürg ähm befreit worden.
00:14:19 Der.. es war ein chaotische ähm ähm.. die ähm..
00:14:32 Wie gesagt, es ist, es ähm.. es war.. ich.. es war.. ich ähm.. viele..
00:14:40 A chaos.. Wie heißt das? Chaos.. ähm..
00:14:46 Die amerik.., die amerikanischen Offiziere wollten eine Ordn.., Ordnung bringen in.. zu den..
00:14:51 IV: In das Chaos, Chaos.
00:14:52 ME: Äh.. ein.. ja.
00:14:55 Und äh ahm ist ein Offizier vorbeigekommen und hat die Frau von dem, von dem Bauernhaus gesagt, dass sie mich und..
00:15:05 Es waren noch mehrere kranke Häftlinge.. die konnten nicht gehen, die konnte nicht ähm.. die waren krank.
00:15:15 Dass sie uns ins rei.. ins Haus rein nehme und uns ähm gemütlich macht.
00:15:26 Und der Offizier hat uns Tee gegeben und auch.. Wie heißt das? Crackers.. heißen die.
00:15:33 IV: Crackers, ja.
00:15:34 ME: Crackers.
00:15:34 IV: Trockene Kekse.
00:15:35 ME: Ja. Und hat der Frau gesagt in dem Haus, dass sie Wasser kochen soll und uns Tee machen.
00:15:44 Und das erste Mal in acht Tagen, dass wir etwas zu essen hatten. Die Crackers und einen Tee.
00:15:53 Das war das erste Mal in fünf Jahren, dass ich ein, ein ähm co.. äh..
00:16:03 comfortable, what's that.. comfortable.. gemütlich ein Stuhl gesessen bin. Das erste Mal in fünf Jahren.
00:16:14 Ich bin mir zum bewusstsinnig gekommen.. das erste Mal ist mir ähm..
00:16:24 bin ich bewusstsinnig gekommen, dass ich ganz blind bin.
00:16:30 Bis daher hat es gar nichts ausgemacht, ich habe nicht daran gedacht.
00:16:36 Weil im Lager, Leute sind gestorben jede Minute und jeden Tag.
00:16:42 So, wenn ich im Lager hätte gestorben, so hätte.. was hätte es ausgemacht?
00:16:46 Noch ein Toter. Spielt keine Rolle.
00:16:50 Aber da ich war befreit, ich war frei.
00:16:56 Und blind.
00:17:01 Ich habe schrecklich Angst bekommen.
00:17:06 Blind, keine Familie, kein Heim..
00:17:14 Was wird f.. Was wird werden mit mir? Wohin will ich gehen? Habe nur meinen Bruder.
00:17:25 Habe schrecklich Angst bekommen.
00:17:29 Ich denke, ich habe mehr Angst zu leben als habe gefürchtet zu sterben.
00:17:42 Da, hat's.. die Tür hat aufgemacht und sie werden nicht glauben:
00:17:46 Erich und mein Bruder sind reingekommen.
00:17:51 Die haben mich gefunden.
00:17:54 Erich hat mich.. Wie heißt es? Umarmt und gesagt:
00:18:01 "Wir sind frei. Wir haben es überlebt. Wir sind am Leben. Wir sind frei."
00:18:08 Und ich antworte: "Erich, if es wäre nicht für dich und meinen Bruder,
00:18:18 ich hätte schon lange her ähm in Rauch aufgegangen." Wie heißt es?
00:18:28 Verbrannt worden.
00:18:29 IV: Verbrannt.
00:18:29 ME: Verbrannt worden.
00:18:32 "Ich.. jetzt habe ich so viel Angst. Ich weiß es nicht.. habe so Angst. Ich bin blind und kein Heim, keine Familie.
00:18:41 Ich habe schrecklich Angst. Ich weiß nicht, ob ich euch danken sollte, dass euch.. mein Leben ähm..
00:18:48 dass mi.., dass ihr mei.. geholfen habt.. geholfen zu überleben, oder euch.." Wie heißt in deutsch?
00:18:57 IV: Ja, dass ihr mich gerettet habt.
00:18:58 ME: "Äh mich gerettet habt oder euch ähm ähm.."
00:19:06 JI: Just say it in English.
00:19:07 ME: Wie heißt in English?
00:19:11 Ähm..
00:19:14 ..or despise you for it.. Heißt, wie heißt.. despise heißt in, in deutsch.
00:19:19 Ähm.. Or.. ähm.. Wie heißt das.. die..? Ähm..
00:19:27 Nicht dankbar sein.
00:19:30 "Thanken dass ihr mich gerettet habt oder gar nicht.. nicht dankbar sein."
00:19:36 So sind wir alle drei gestanden.. die Arme an der Schulter.. und alle drei geweint.
00:19:49 Das war mein erster Tag vom freedom.. von Freiheit.
00:19:56 IV: Also nicht Glück, sondern Angst.
00:20:02 ME: Es.. ich ähm..
00:20:09 Ein paar Tage.. zwei Tage.. den zweiten Tag später, haben sie mich geschafft..
00:20:16 nach Amberg.. war ein Lazarett für kranke Häftlinge.. befreite Häftlinge.
00:20:27 Die haben mich hingebracht in das Lazarett für Erholung.
00:20:35 Erich sagte: "Ich weiß, du wirst im Lazarett sein, ich werde dich besuchen bekommen.
00:20:39 Und ich werde dir meine Adresse geben." Von, von seiner Familie.. ob er hat noch Familie gehabt in Deutschland.
00:20:46 "Und wir werden in Verbindung bleiben."
00:20:49 Ich habe ihn nicht mehr gesehen.
00:20:53 Ich konnte nur das, das, das.. ich war.. ich habe keine Tatsachen zu, zu beweisen.
00:21:01 Das ist nur theoretisch. Erich war ähm..
00:21:11 Wie heißt das denn?
00:21:13 Ein.. er war nach der national.. er war, er war nicht ein Nationalsozialist. Erich war Kommunist.
00:21:21 Und in Flossenbürg waren viele russische F.. äh F.. äh Soldaten..
00:21:29 Wir haben gehört.. vielleicht haben Sie gehört Wlassow-Armee..
00:21:32 IV: Ja.
00:21:34 ME: Und wenn die in, in 1941.. wenn die, wenn die Deutschen haben den.. angegriffen.. die, die Russen..
00:21:42 die russische ähm.. haben die gegen die Russen gegangen..
00:21:46 Der Wlassow hat kapituliert ähm ohne ähm ähm o.., ohne, ohne, ohne, ohne ähm..
00:22:03 Die haben sich übergeben zu den Deutschen.
00:22:05 IV: Ja.. ohne Rücksprache.
00:22:05 ME: Die haben nicht, die haben nicht gekämpft.
00:22:07 IV: Haben nicht gekämpft.
00:22:08 ME: Die haben nicht gekämpft.
00:22:09 Die waren.. die haben nicht gekämpft.. alle.. meisten.. die meisten waren Ukrainer.
00:22:14 Und viele von, von den Wlassow-Armee.. von die, die Armee.. Wie..
00:22:19 Was hat passiert mit den vielen Leute, dass sie sind, sie sind in, in Konzentrationslager gekommen.
00:22:25 Ich weiß nicht. Wahrscheinlich haben die irgendwo ähm Gesetze gebrochen und die haben denen in Konzentrationslager geschickt.
00:22:33 Jedenfalls..
00:22:35 Erich.. weil er war Kommunist.. er war schrecklich ähm..
00:22:43 Er hat keine guten Gefühle gehabt gegen dem, dass.. Russen, die haben nicht die Nazis gekämpft wollten..
00:22:51 nicht kämpfen wollten gegen die Nazis. Die haben sich ohne ähm..
00:22:58 IV: Gegenwehr.
00:22:58 ME: Gegenwehr.. sich übergeben zu den Nazis.
00:23:03 Wenn irgendetwas, eine schwere Arbeit, ist vorgekommen.. in, in Lager. Und er musste Leute ähm ähm..
00:23:14 IV: Einsetzen für..
00:23:15 ME: Einsetzen für die schwere Arbeit.. hat er diese Russen genommen.
00:23:24 Und es ist nur theoretisch, wie gesagt. Es scheint mir, dass die Russen wussten, dass er die nicht gern hatte.
00:23:35 Und nach der Befreiung, die haben ihn gefunden und sie haben ihn umgebracht.
00:23:43 IV: Das ist Ihre Vermutung.
00:23:45 ME: Ja, das ist meine Vermutung. Ich kann mir nicht denken, dass Erich mir nicht, an.. mich nicht ähm..
00:23:52 im Lazarett zum Besuchen gekommen ist. Das ist meine Vermutung.
00:23:58 IV: Was passierte dann weiter mit Ihnen?
00:24:02 ME: Was hat mit mir passiert?
00:24:03 IV: Ja. Sie waren in Amberg jetzt im Lazarett.
00:24:05 ME: Im Lazarett, ja. Ein paar Tage nach dem Lazarett hat mir die.. eine Krankenschwester hat, hat mich genommen..
00:24:13 In Amberg war ein Augenarzt, ein deutscher Augenarzt.
00:24:19 Als sie mich zu dem Augenarzt.. his Name, ich kann mich, ich kann mich nicht erinnern.. äh äh es war in..
00:24:24 Ich kann nicht vergessen: His name was Dr. Hasselt.
00:24:29 Hat sie mich zum Dr. Hasselt genommen zum Untersuchen.
00:24:33 Dr. Hasselt hatte mich gekuckt 10 Minuten äh 10 Sekunden, 15 Sekunden und sagte:
00:24:38 "Max, du wirst nicht mehr im Leben sehen können."
00:24:43 Ich war schrecklich böse.
00:24:47 15 Sekunden und du sagst, du sagst mir, dass ich nie.. nicht mehr sehen könne?
00:24:54 Ich sage.. wie habe ich zu der Krankenschwester gesagt: "Was kannst du verlangen von einem Nazi?"
00:25:00 Ich war so böse.
00:25:02 Wenn ich zurück ins Lazarett gekommen bin, der Salat.. der Lazarettdirektor war eine amerikanische Frau.
00:25:09 Habe ich ihr auch gesagt: "Ich möchte einen richtigen Arzt.. Augenarzt. Einen.. nicht einen Nazi."
00:25:18 Ich war böse, schrecklich böse.
00:25:21 Sie sagte: "Wenn du dich erholst, körperlich erholst, ich werde, ich werde..
00:25:27 Ich verspreche dir, ich werde dich schicken nach München zum Untersuchen. Aber erst.. du kannst jetzt nicht gehen.
00:25:35 Du kannst.. hast.. Kraft nicht. Du kannst es nicht schaffen. Du musst dich erholen."
00:25:43 Und vier Wochen später hat sie mich und meinen Bruder nach München geschickt.
00:25:51 Nach dem.. München.. zu dem Universitäts-Augenklinik.. in München.
00:26:00 Wir sind angekommen und wir haben.. wie ich unter.., untersucht wurde bei Dr. Meisner.
00:26:09 Dr. Meisner war auch ein hoher Offi.. Nazioffizier äh SS-Offizier.
00:26:18 Er war der Leiter von der Augenklinik.
00:26:25 Er hat mich ins Krankenhaus geschickt, weil der hat ... er hat mir in die Augenhöhle vom linken Auge.. das Lager..
00:26:32 Es war kein Auge mehr, aber es war wenigstens die Haut vom Auge.. war's immer noch in der Augenhöhle.
00:26:38 Hat er mich operatiert.. operatiert.. operat.. operatiert..
00:26:42 Hat es äh sauber gemacht die Augenhöhle, der hat alles raus genommen.
00:26:47 Und wenn es sich verheilt hat, hat er mir ein Glas.. ein falsches Auge reingemacht.
00:26:55 Und am rechten Auge, sagte er, kann man nichts tun. Man kann nichts..