00:00:00 |
IV: Wo man aufhört. |
00:00:00 |
RS: Schöne Arbeit. |
00:00:01 |
IV: Und dass man dann. |
00:00:02 |
RS: Schöne Arbeit. |
00:00:03 |
IV: Ja? Ist für mich auch schön. Sie haben gerade jetzt erzählt, in Ravensbrück. |
00:00:08 |
RS: Ja. |
00:00:09 |
IV: Sie und Ihre Schwester, Sie haben gearbeitet und die Mutter durfte in der Baracke bleiben, die musste auch nicht arbeiten. |
00:00:15 |
RS: Nein, nein, deswegen, weil wir gesagt haben, das machen wir, was sie müsste. Und sie ist in der Baracke geblieben. |
00:00:26 |
Und wir zwei.. haben wir die Arbeit gemacht. |
00:00:30 |
IV: Und Sie haben immer dieselbe Arbeit gemacht? Also immer mit dem Sand gearbeitet? Oder haben Sie auch andere Arbeiten gemacht? |
00:00:35 |
RS: Nein, nur diese Arbeit haben wir. |
00:00:38 |
IV: Und jetzt erzählen Sie doch vielleicht noch mal ein bisschen, wie.. ob Sie sich erinnern äh.. Da waren ja viele andere Frauen auch. |
00:00:44 |
Wie ging's denen? Wie war auch die Behandlung? Sie haben ja auch gesehen, wie es den anderen geht. |
00:00:49 |
Sie waren noch jung und kräftig, aber was passierte um Sie herum? Wie ging es den anderen gefangenen Frauen? |
00:00:55 |
Wie war Ihre Behandlung? Wie sind die Menschen mit Ihnen umgegangen? Die Aufseher, die Bewacherinnen? |
00:01:01 |
RS: Für Aufseher.. mit Aufseherin, ja. Wir haben immer, was mussten wir machen.. Betten und so, wo wir wohnten.. |
00:01:15 |
Wir haben gar keine, keine.. ich wei.. schlechter sagen. Ich kann nicht schlecht sagen. Wir haben gemacht, was wir müssen. |
00:01:26 |
Was sie gesagt haben, das machen wir. Gar kein, keine Pourparlers.. war, war nicht. |
00:01:35 |
Wir haben die Arbeit gemacht, was sie verlangt haben.. gar nicht waren.. In der Früh müssen wir aufstehen, Appell stehen. |
00:01:46 |
Und nachher sind wir ähm, ähm na.. äh Arbeit gehen. Wir arbeiten über zwölf Stunden lang. Wir haben so aufgenommen: "Jetzt machen wir Sport." |
00:02:06 |
Und wir waren gar nicht traurig dafür. Ich arbeite wie immer. Oder Sport haben wir gemacht und Kraft haben wir bekommen aus dieser Arbeit. |
00:02:20 |
IV: Und aus dem, was ich weiß.. Das war ja.. |
00:02:22 |
RS: Ja. |
00:02:23 |
IV: Im letzten Jahr des Krieges 1944, im letzten Kriegswinter.. Äh sind so meine Informationen, dass natürlich viele Menschen auch.. |
00:02:31 |
Dass die Konzentrationslager zum Teil überfüllt waren, dass viele Menschen da waren. |
00:02:36 |
Dass auch viele Leute schon unterernährt waren und krank waren. Sie waren noch gesund. Aber was haben Sie auch um sich herum gesehen? |
00:02:41 |
RS: Absolut gesund. Wir sind aus Budapest gefahren und wir haben sehr viel Sport gemacht.. getrieben. |
00:02:51 |
Und wir, wir haben nicht tragisch aufgenommen. Es wird einmal zu Ende sein und wir werden aushalten und am Leben bleiben. |
00:03:03 |
Leider, mein Mutter ist sehr schwach geworden und '45 Januar 13. hat man Appell.. auch Appell gemacht. |
00:03:21 |
Und äh ähm einige Mädchen und Frauen hat man herausgezogen von dort. |
00:03:29 |
Später haben wir gehört, dass wir werden auf Arbeit gehen und deswegen sind wir ausgewählt.. wir. Dann mussten wir auf's Revier gehen. |
00:03:43 |
Man hat überprüft.. Arzt oder Ärztin oder.. ich weiß nicht.. Fachmann oder nicht. Und meine Mutter haben nicht gelassen, dass mit uns kommen. |
00:03:57 |
So, wir haben sehr, sehr, sehr geweint. Meine Mutter ist dort geblieben und anderer Tag sind wir mit meiner Schwester weit.. in den Wagon. |
00:04:12 |
Wir wissen.. wir nicht, wohin.. einwagoniert. Nach Venusberg sind wir gefahren. |
00:04:21 |
IV: Können Sie sich an die Fahrt noch erinnern.. wie die Fahrt war? Wie die, der Zustand der Frauen war? |
00:04:27 |
Wie die Ernährung, die Verpflegung war? Wie lang es gedauert hat? |
00:04:31 |
RS: Ein paar Tage lang, vielleicht zwei oder drei Tage. |
00:04:37 |
Und diese Tierwagons haben wir bekommen und sehr selten können wir hineingehen oder aufgemachte Türe bekommen. |
00:04:51 |
Dann war dort hässlicher Schmutz. Das war hässlich. Das kann man nicht, nicht erzählen können wie, wie hässlich Luft und Schmutz, was dort waren. Und auf.. |
00:05:09 |
IV: Es gab kei.., es gab keine Toiletten oder so. |
00:05:12 |
RS: Nein. |
00:05:12 |
IV: Alle mussten drin.. |
00:05:13 |
RS: Nein, drun.. da drin. Ich weiß nicht, so dauerte das anderthalb oder zwei Tage. Das war etwas häss.. Unglaublich war das. |
00:05:26 |
Aber auf einmal macht man auf die Türe. Wir sind sehr schwach geworden. Etwas Suppe habe, haben wir bekommen. |
00:05:38 |
Aber wir haben gesagt, es wird besser sein. Ich wei.., ich meine, dass so lange war, zwei Tage oder dr.. Nach drei Tagen sind wir dann hinausge.. |
00:05:55 |
Türe aufgemacht und das war sehr hoch. Wir haben sehr schwer hinuntergefallen. Wir haben diese Bretter vielleicht.. dort halten wir.. und sich.. uns.. |
00:06:13 |
Und so sind wir hinausgekommen. Die Österreicher.. Schwarz.. äh Rotkreuz waren dort. |
00:06:27 |
Und dann haben wir Suppe bekommen vom österreichischen Roten Kreuz. |
00:06:35 |
Dann waren wirklich schwach geworden, aber das war wirklich wunderbar. Und dann wieder in den Wagon gegangen. |
00:06:47 |
Ich weiß nicht, ob Schmutz blieb oder wie wir machen Ordnung, das weiß ich nicht. Vielleicht war, war ich nicht ganz bei sich.. meine. |
00:07:01 |
Das kann ich nicht sagen und ich wa.. sage immer, was es war. Fantasie sage ich nicht.. nur.. |
00:07:10 |
Deswegen ich weiß dieses Datum.. was ich weiß, das ich sage. Ja. |
00:07:16 |
Dann sind wir weitergefahren. Ich meine, zwei, drei, oder vier Tage im Wagon. Dann konnten wir hinaus. |
00:07:31 |
Dann war später das Rote Kreuz schon nicht mehr. Dann haben wir.. Wie sagt man? Reise.. das.. |
00:07:42 |
IV: Gras. |
00:07:42 |
RS: Gras, Gras gerissen. Das haben wir uns, uns.. wir.. |
00:07:48 |
IV: Gegessen. Das Gras gegessen. |
00:07:50 |
RS: Wir, wir waren noch immer.. ich war immer Optimistin und: "Ich werde aushalten", habe ich immer gesagt. |
00:07:58 |
Und für meine Mutter und meine Schwester auch sagen: "Wir werden das machen. Und durchleben." |
00:08:07 |
Bis dieser Zeit haben wir nicht gewusst, dass Lager waren. Nicht.. In Ungarn hat man gar nicht geschrieben. |
00:08:17 |
Wi.., wir haben nicht gewusst, wo.., wohin. Arbeit, ja, dann werden wir arbeiten. Wir sind so aus Budapest gefahren. |
00:08:27 |
Ja. Dann wieder ein paar Tage haben wir nicht ausge..steigen können. Dann wieder haben solche Suppe bekommen. |
00:08:43 |
Aber auch war es gut, etwas war drin. War Schmutz drin, was wir konnten ausgeputzt haben. |
00:08:53 |
Und ich weiß nicht, wie, wie viele Tage si.. waren wir so im Zug, in dem Zug. Ja. Dann auf einmal stehen geblieben und hat man gesagt: |
00:09:07 |
"Ja, jetzt sind wir schon, wohin wir fahren." Dann haben wir ausgeschrieben gesehen äh "Ravensbrück". |
00:09:19 |
Wieder: "Arbeit macht frei". Na dann ist gar nicht schlecht. Wenn wir arbeiten können, das wird es gehen. |
00:09:29 |
IV: Meinen Sie jetzt Ravensbrück oder Venusberg? |
00:09:31 |
RS: Ra.. |
00:09:32 |
IV: Wir waren ja jetzt eigentlich auf der Fahrt.. |
00:09:33 |
RS: Nein, nein, aus.. aus Budapest sind wir.. |
00:09:36 |
IV: Nach Ravensbrück. |
00:09:36 |
RS: Nach Ravensbrück. Dort waren wir ab '24.. ja. 1924.. ab.. Die Tage waren.. ich.. 13 oder 15 bis.. ja.. fünfund.. 1945 äh Jan.., Jan.. der dei.. |
00:10:10 |
IV: 13. |
00:10:11 |
RS: 13. Januar. Bis dort waren im Sand und mit Sand arbeiteten wir. Wir sind ein bisschen schlanker geworden. |
00:10:24 |
Aber wir waren noch immer Optimisten. Und dann am 13, 13. Januar sind wir in Venusberg angekommen. |
00:10:42 |
13. Dezember habe ich gesagt, von Ravensbrück wieder in einen Wagon. Aber Personalwagon haben wir schon dann bekommen. |
00:10:55 |
Nicht diese Tierwagons, sondern ganz richtig und, und ganz reine Personenwagons haben wir bekommen. |
00:11:06 |
Um am 13.. 1913 sind wir in Venusberg angekommen. |
00:11:17 |
IV: Lassen Sie uns noch mal überlegen. Wann war das? Wissen Sie noch genau: Wann sind Sie abgefahren? Das Datum, wann sind Sie abgefahren? |
00:11:24 |
RS: Aus Ravensbrück? |
00:11:25 |
IV: Ja. |
00:11:27 |
RS: Ähm.. |
00:11:28 |
IV: Im Dezember oder im Januar? |
00:11:29 |
RS: Nach, nach Weihnachten. |
00:11:32 |
IV: Im Januar. |
00:11:33 |
RS: Ja. Im Jan.. ja. Ja, das weiß ich nicht. Dann haben wir keine Notiz oder etwas.. Aber.. |
00:11:42 |
IV: Nach Weihnachten. |
00:11:43 |
RS: Weihnachten waren wir noch in Ravensbrück. Nach Weihnachten sind wir äh gefahren nach Venusberg. |
00:11:53 |
IV: Und Ihre Mutter ist zurückgeblieben in Ravensbrück. |
00:11:55 |
RS: Ja, sie musste.. wir waren.. haben sehr geweint. Das ist mir jetzt auch so schwer. Und wir haben gebeten: |
00:12:05 |
"Sie kann arbeiten, soll sie.. können.. lassen sie, dass unsere Mutter mitkommt." Nein, hat man nicht gelassen. |
00:12:15 |
Und wir, wir waren sehr, sehr traurig, aber wir waren doch zusammen mit meiner Schwester. Meine Mutter ist dort ge.., gestorben. |
00:12:26 |
Ich wei.., weiß nicht, wann und wie. Und.. |
00:12:33 |
Das, das war, das war wirklich schwer. |
00:12:37 |
Ich habe nicht deswegen geweint, dass ich dort bin.. dass meine Mutter dortgeblieben und meine Schwester ist dort. Ich lebe. |
00:12:48 |
Ich habe guss.. gewusst, dass ich werde durchleben. Ich habe so gespürt. Und das war so stark drin. Ja. |
00:13:01 |
IV: Und dann sind Sie mit dem Zug, Sie und Ihre Schwester.. |
00:13:04 |
RS: Ja. |
00:13:05 |
IV: Richtung Venusberg. |
00:13:06 |
RS: Venusberg. Und dort haben.. |
00:13:08 |
IV: Können Sie sich, können Sie sich erinnern, wie Sie hier angekommen sind? |
00:13:12 |
RS: Vorher haben wir vom Roten Kreuz dort etwas zum Essen. Ja. Sind wir von diesem Personalzug.. zug gefahren.., ausge.., ausgekommen waren.. |
00:13:29 |
IV: Ausgestiegen. |
00:13:29 |
RS: Ausgestiegen haben, haben wir. Und dann waren wir sehr schwach. Wir haben immer sitzen und dann waren schwach. |
00:13:42 |
Dann sind wir, ja, in Ven.., Venusberg angekommen und zu Fuß sind wir von äh, von äh Eisenbahn hochgegangen, wo wir später waren. In.. ja. |
00:14:03 |
Ja, in Ven.., Venusberg. Zu Fuß sind wir gefahren. |
00:14:07 |
Ja, das haben.. dann haben wir wieder Luft bekommen und wir sind dort und solche Baracken haben wir. |
00:14:19 |
Es war warm, es war.. reine Betten, so zweistöckige. Aber wir haben äh äh Wäsche bekommen. Manche haben ohne Ka.., ohne Ha.., ohne Harbe.. |
00:14:39 |
Meine Schwester und ich.. habe ich mein Haar halten können. Von uns... Ich habe Läuse, Läuse nicht gehabt. |
00:14:49 |
Wir haben sehr achtgegeben, dass soll es nicht sein. Die anderen haben vielleicht nicht so achtgegeben.. gemacht. |
00:14:58 |
Wir haben immer gewaschen.. kaltes Wasser. Und Läuse später haben wir bekommen. Aber damals nicht. |
00:15:09 |
Dann.. ja. Zu Fuß sind wir ins Lager gegangen. Wie ich gesagt habe, schöne Baracke, äh Heizung ha.., haben wir bekommen. War alles sehr steril. Und.. |
00:15:27 |
IV: Also auch noch neu, die waren auch noch relativ neu. |
00:15:29 |
RS: Ganz neu, ganz rein, Komfortmäßig war das. |
00:15:35 |
IV: Also für Sie besser als in Ravensbrück.. auch vom Gefühl. |
00:15:39 |
RS: Das kann man nicht gleichen, gleichen, was in Venusberg war. Waschen haben wir weiter können. Dort war so.. solche Spring äh.. |
00:15:56 |
Wie sagt man das? So haben wir Wasser bekommen, so konnten wir äh waschen.. uns waschen. |
00:16:04 |
Wer wir haben immer Wasser bekommen, wir konnten uns waschen. Wir haben.. |
00:16:11 |
IV: Wäsche waschen, selber sich sauber halten. |
00:16:13 |
RS: Auch. Ja, auch. Und wir leben dort und.. |
00:16:20 |
IV: Ich möchte Sie noch fragen: Wissen Sie noch ungefähr, wie viele Frauen auf dem Transport angekommen sind. |
00:16:26 |
Mit wie vielen Sie auch in das Lager kamen? |
00:16:28 |
RS: Ich meine acht.., 80 Frauen waren. Aus.. ich meine so. Ich habe eine Liste, vielleicht können wir sehen. |
00:16:38 |
Vielleicht alle Frauen sind hier in meiner Straße. Dann werden wir rechnen, wie viele waren. Aus Ungarn waren auch viele Frauen. |
00:16:51 |
Wir werden anschauen, was ist da geschrieben.. wie viele waren. Aus Ungarn waren mehrere und wir.. das.. |
00:17:05 |
Dann war sehr kalt. Unsere äh, unsere.. na.. |
00:17:14 |
IV: Kleidung. |
00:17:14 |
RS: Kleidung mussten wir aufgeben. Sehr, sehr wenig Kleidung haben wir ge.. bekommen. Ja. |
00:17:25 |
IV: War das.. |
00:17:26 |
RS: Aber wir arbeiteten und.. |
00:17:27 |
IV: War das Häftlingskleidung? Wie sah die aus? |
00:17:29 |
RS: Ja. |
00:17:30 |
IV: Alle dasselbe? Vielleicht erzählen Sie ein bisschen. |
00:17:31 |
RS: Und Frauenkleider haben wir, aber.. Diese, diese Streifen, das haben wir nicht bekommen. Nur.. |
00:17:42 |
Ich weiß nicht, war das vielleicht äh Reinung.. Reinen gemacht? Das haben.. Unsere mussten wir abgeben. Das war voll mit Läusen, Läusen, ja. |
00:17:57 |
IV: Von dem.. durch den Transport, durch die Enge. |
00:17:59 |
RS: Ja, ja. |
00:18:00 |
RS: Äh, können Sie noch ein bisschen erzählen? Das war ja, glaube ich, ein relativ kleines Lager hier. |
00:18:05 |
Wie viele Baracken? Vielleicht erzählen Sie ein bisschen, wie groß das Lager war? |
00:18:08 |
RS: Das war.. Ja. Wir sind noch in Ravensbrück, nicht wahr? |
00:18:15 |
IV: Nein wir sind in.. wir sind jetzt schon.. |
00:18:16 |
RS: Nein, wir sind schon.. |
00:18:17 |
IV: Wo wir hier sind.. |
00:18:18 |
RS: Ja, ja, das.. Erstens haben wir Zeltlager bekommen. Dort waren viele, viele Leute. |
00:18:26 |
Und später haben wir kleiner, kleinere Baracke bekommen. Dort war es besser. Diese Zeltlager, was.. das war hässlich. |
00:18:41 |
IV: Kalt und schlecht. |
00:18:42 |
RS: Ja. |
00:18:44 |
IV: Äh, als Sie hier in Venusberg angekommen sind.. |
00:18:47 |
RS: Ja. |
00:18:47 |
IV: Haben Sie gesagt, Sie sind zu Fuß zum Lager gegangen. |
00:18:49 |
RS: Zu Fuß, ja. |
00:18:51 |
IV: Mussten Sie denn dann sofort am nächsten Tag arbeiten? Sie haben auch gesagt, viele waren erstmal vom Transport ganz schwach. Mussten Sie sofort.. |
00:18:58 |
RS: Viele waren schwach. Und äh ich meine, sie sind zu Hause, wie ich sagte, geblieben. |
00:19:10 |
Und wer arbeiten konnte, dann haben wir gemacht und täglich sind wir dorthin. |
00:19:20 |
Ja, jetzt, jetzt sind wir schon in Venusberg, nicht wahr? Ja? |
00:19:24 |
IV: Ja, in Venusberg. |
00:19:27 |
RS: Ja und zwölf la.. zwölf Stunden lang arbeiteten wir. Eine Woche am Ta.. den Tag. |
00:19:39 |
Andere Woche Nach.., Nacht. Zwölf Stunden lang. Wir haben mit Lust gemacht. Ich.. |
00:19:47 |
IV: Erzählen Sie doch, was Sie gemacht haben? Was für eine Art von Arbeit war das in Venusberg? |
00:19:51 |
RS: Ah ja. Leider ich habe mein Wörterbuch nicht da. Wir haben äh Flugzeuge fabriziert. |
00:20:01 |
Diese kleinen mit solchen.. {zeigt mit Händen Größe und Form} Ich.. im Wörterbuch werde ich das.. |
00:20:07 |
IV: Aber kleine Teile für den Flugzeugmotor. |
00:20:09 |
RS: Kleine.. so.. |
00:20:10 |
IV: War's für den Motor? |
00:20:11 |
RS: Räder haben wir fabriziert. Durch zwölf Stunden lang. Das war mir nichts. Ich habe mit Lust, mit Kraft gehabt. Ich.. |
00:20:24 |
Wenn es ist nicht gut, was ich hier sage, dann schneiden Sie aus. |
00:20:28 |
IV: Dann sage ich's, keine Sorge. |
00:20:30 |
RS: Mein Mei.., Mei.. mit Meister dürfen nicht sprechen. Aber mein Meister hat mir so gemacht. {klopft sich anerkennend auf die Schulter} |
00:20:39 |
Ich kann nur anständig arbeiten und ich habe das gemacht. Ich kann nicht anders. Manche haben gesagt: "Warum arbeite ich?" |
00:20:48 |
Soll ich nicht arbeiten und.. Ich kann das nicht. Deswegen diese Auszeichnung habe ich ge.., gehabt. |
00:20:58 |
IV: Wissen Sie noch, wie viel Frauen mit Ihnen zusammen gearbeitet haben? |
00:21:02 |
RS: Das war ein großer Raum mit einer großen Maschine. Die Maschine war so groß als diese Wand, was dort hinten ist. |
00:21:15 |
Ich weiß nicht. Ich arbeite diese, diese Maschine allein. Und viele Reihen waren.. Ich habe gezählt, wie standen diese, diese große Maschine. |
00:21:32 |
Ich weiß nicht. Wir, wir haben beide Zimmer dort in, in der Fabrik auch. Ich weiß, ich weiß nicht. |
00:21:45 |
Bei meine, bei meiner Maschine war ich nur allein. |
00:21:50 |
IV: Aber insgesamt, es waren viele. |
00:21:52 |
RS: Aber viel, viele.. großer Raum war das. Und wie viele Frauen, wie viele Maschinen waren dort, das weiß ich nicht. |
00:22:00 |
Dieser Herr, der mit uns war, vielleicht er kann das sagen, weil er war dort. Vielleicht weiß er. Das wei.. |
00:22:09 |
Ich bin do ge.. dorthin gestanden und am ganzen Tag habe ich gearbeitet. Nirgendswo schauen. Manchmal bin ich auf die Toilette gegangen. |
00:22:23 |
Und den ganzen Tag habe ich meine Arbeit gemacht. |
00:22:26 |
IV: Sie waren ja an sich schon Optikerin, haben in Ravensbrück im Sand gearbeitet und jetzt ein Flugzeugwerk. Hat man Sie angeleitet? |
00:22:34 |
Hat man Ihnen vorher gezeigt, was Sie machen müssen? Man muss da ja auch lernen. Man kann das ja nicht von einem Tag.. |
00:22:39 |
RS: Ich musste das lernen. Solche Arbeit habe ich nie gemacht. Und ich muss und ich möchte das lernen. |
00:22:47 |
Wenn ich dort bin, soll ich das korrekt und schön machen. Ähm.. schlechte Sachen habe ich nie gemacht. |
00:22:57 |
Äh vor.. äh ganz vorne im Januar, als ich angefangen habe, da habe ich sehr langsam gemacht. Aber das habe ich gelernt, wie muss man das machen. |
00:23:10 |
Und schlecht habe ich.. ich weiß nicht, ob ich machte äh schlechte.. diese Arbeitsstücke.. das weiß ich nicht. |
00:23:21 |
IV: Äh.. jetzt.. Sie haben gesagt, Sie mussten zwölf Stunden, zwölf Stunden jeden Tag arbeiten. |
00:23:26 |
Wie war denn die Behandlung? Es gab ja auch Aufseher. Äh.. wie sind die Frauen, wie sind Sie behandelt worden während der Arbeit? |
00:23:35 |
RS: Schau, wir dürfen nicht sprechen. Aber dort waren Männer.. Fachmänner. Und sie haben mir gezeigt, wie muss man das machen. |
00:23:48 |
Ich habe gelernt. Später haben wir gar nicht miteinander gesprochen. |
00:23:53 |
Ich mache.. machte meine Arbeit und das habe ich bekommen, was ich gezeigt habe. |
00:24:01 |
IV: Gut. Und wie ging es den Frauen, die nicht so fleißig und so gut gearbeitet haben wie Sie? |
00:24:07 |
RS: Ich war ganz vorne. Ich habe nie zurückgeschaut, was ist dort. Ich habe meine Arbeit und.. |
00:24:17 |
Vielleicht das wäre schön, dorthin anschauen. Aber ich habe das nicht gemacht. Ich habe meine Arbeit gemacht. |
00:24:28 |
IV: Wie ging es Ihrer Schwester in der Zeit? |
00:24:30 |
RS: Meine Schwester.. Das habe ich gesagt, die war eine Cellistin. Und wunderbare Stimme hat sie gehabt. Sie hat gelernt noch. |
00:24:41 |
Und sie hat ebenso gemacht wie ich. Später ist sie schwächer geworden als ich. Sie hat nicht so viel Sport getrieben als ich. |
00:24:57 |
Und sie ist später schwächer geworden. Und diese zwölf Stunden der, der Tag.. |
00:25:08 |
Mir war es gar nichts, weil im Geschäft neben Pult habe ich das gemacht. Acht Stunden lang und es geht zwölf Stunden lang auch. |
00:25:20 |
Routine habe ich, deswegen war es mir nicht schwer. Und ich machte. Für sie war es schwer. |
00:25:29 |
Sie ist schwächer geworden und immer, immer weniger. Und ich habe große Angst gehabt ob, ob sie das überleben kann oder nicht. |
00:25:42 |
Das ist.. das war schon.. scho.. Das war die erste Traurigkeit, was ich fühlte. |
00:25:51 |
Sonst: Ich muss dort sein, dann bin ich dort. Aber meine Schwester hat sehr, sehr.. Das habe ich sehr schwer gelebt. Ja. |
00:26:04 |
IV: Das waren ja schon die letzten Monate des Krieges. Diese Fabrik hier ist auch.. |
00:26:09 |
RS: Nein. |
00:26:10 |
IV: Bombardiert worden und angegriffen worden. |
00:26:12 |
RS: Das.. |
00:26:12 |
IV: Können Sie sich, können Sie sich erinnern? Und erzählen Sie ein bisschen. |
00:26:14 |
RS: Oh ja. Wir haben diese Sirene gehört, dann mussten wir hinunter gehen. Wir waren im Keller. |
00:26:23 |
Dort waren wir, bis wieder Sirene.. äh wieder hör.. hört man. Dann sind wir zurückgegangen. Ein paar Mal war das, ja. |
00:26:35 |
Ja, aber wir haben kein, keine Bombe bekommen. Und später, ja oder nicht, das weiß ich nicht. Wir waren dort 1975 bis 13. April. |
00:26:55 |
Dann mussten wir fortgehen. Wir haben nicht gewusst, wohin. Bis so lang waren wir dort, ein paar Ma.. ein paar wa.. Mal war diese Sirene. |
00:27:08 |
Dann sind wir hinunter und später zurück. Ich mein.. damals war keine Bombe. Wir haben nicht gehört. |
00:27:17 |
IV: Ja. Sie sind ja jetzt praktisch fast die ganze Zeit.. Dieses Lager äh Venusberg gab es ja nur einige Monate im letzten Jahr des Krieges. |
00:27:28 |
In der ganzen Zeit sind Sie an sich hier gewesen. In der Zeit sind viele Frauen krank geworden. Viele sind gestorben. |
00:27:36 |
Es sind so viele gestorben, dass die Gemeinde nicht wusste, wo sie sie begraben soll. |
00:27:40 |
Haben Sie davon etwas mitgekriegt. Haben Sie gesehen, wie schlecht es den anderen geht? |
00:27:45 |
RS: Dann war ich nicht dort. Ich habe mit Partisanen oder mit anderen.. haben wir nicht.. Dreizehn.. |
00:27:53 |
IV: Nicht Partisanen. Es sind von den Frauen, die mit Ihnen hier gearbeitet haben.. sind täglich vor Schwäche welche gestorben. |
00:28:02 |
Das haben ja auch die beiden Männer, die uns begleitet haben.. Die Leichen haben hier vor der Fabrik gelegen. |
00:28:06 |
Man wusste nicht mehr, wo man sie bestatten sollte. Haben Sie das gesehen, oder? |
00:28:11 |
RS: Wir haben Revier gehabt. Und ich weiß, dort waren Frauen. Ja, Zsuzsan Moses, das aus Budapest war, sie ist dort gestorben. |
00:28:26 |
Sie war krank. Und deswegen musste sie ins Revier gehen. Das war dort.. Wann ist sie gestorben, das weiß ich nicht. |
00:28:39 |
Und wie viele Frauen waren dort, das weiß ich auch nicht. Wir, wir durften nicht dorthin gehen. |
00:28:48 |
Wir haben gewusst, wo dieses Revier gibt.. ist, aber wir durften nicht hineingehen. Ich weiß nicht, was war dort. |
00:29:01 |
IV: Jetzt haben Sie erzählt, es ging so auf den 13. April zu.. oder 15. April. |
00:29:07 |
RS: Ja. |
00:29:07 |
IV: Erzählen Sie doch mal, wie das dann hier in Venusberg zu Ende ging und wie es.. was dann passierte. |
00:29:15 |
RS: Ja. Dann sind wir wieder im Wagon und von dieser Zeit bis 13. Mai waren wir im Wagon. |
00:29:30 |
Was Schmutz dort war, das kann man nicht.. wissen können. Einmal hat man unseren Wagon aufgemacht und wir waren voll.. |
00:29:44 |
Dies.., Diese Wagone waren voll. Was Schmutz dort war. |
00:29:50 |
Jemand hat gesagt, das tschechische Rote Kreuz ist gekommen und sie haben das gesagt. |
00:29:58 |
Diesen Wagon, nur diesen, ich weiß nicht, diesen Zug muss man aufmachen und sie wollen diese, diese Wagons anschauen. |
00:30:10 |
Und so war.. ich weiß nicht.. nach zehn Tagen.. es.. Dieses war die schlechteste Zeit. Und Schmutz. |
00:30:20 |
Einmal haben wir Suppe bekommen und, und wir haben schon keinen Hunger gefühlt.. gar nichts. |
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Nur diese Rüche, was dort war. Was Schmutz war, das wo.. sollen Menschen nicht leben.. nicht kennenlernen. |
00:30:43 |
Ich weiß nicht, wie soll ich das sagen. Das war die.. das kann man nicht vorstellen, was dort war. |
00:30:52 |
IV: Und Sie waren noch mit Ihrer Schwester zusammen auf diesem letzten Transport? Und sind dann wohin gefahren? |
00:30:58 |
RS: Ja, dann nach Mauthausen. Nein, nein. |
00:31:03 |
IV: Doch, es müsste stimmen.. |
00:31:04 |
RS: Nein.. ja. |
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IV: Von Venusberg. |
00:31:06 |
RS: Von Venusberg nach Mau.., Mauthausen, ja. Dorthin sind wir gefahren. Und dort war schon meine Schwester ganz gelb. |
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Sie war schon dann ganz, ganz schwach. Und wir mussten von, von dem Zug dorthin oben zu Fuß gehen. |
00:31:35 |
Dann sind zwei, zwei äh Kutschen gekommen mit Pferden. Und wer schwer krank war, konnte hinauf. |
00:31:47 |
Aber meine Schwester wollte nicht.. wollte mich nicht lassen. Und zu Fuß sind wir von.. dort oben gegangen. |
00:32:00 |
Das war, das war sehr schwer. Und meine Schwester war schon ganz.. das.. Ich will etwas zeigen. Gut? |
00:32:11 |
IV: Zeigen Sie später. Jetzt erzählen Sie. |
00:32:13 |
RS: Gut, gut, gut. Ja. Und nach ein paar Tagen war ganz große Ruhe. Wir haben nicht gewusst, was ist gewesen. |
00:32:26 |
Wir haben gesehen äh, die Soldaten hatten den Parole abgerissen. Wir haben nicht gewusst, was ist geschehen. Und war Ruhe. |
00:32:44 |
Und einmal haben wir Soldaten nicht.. deutsche Soldaten nicht gesehen. War ganz.. alles still. Wir haben nicht gewusst, was das ist. |
00:33:01 |
Und auf einmal kam ein Soldat.. Amerikaner waren sie.. Und der, der erste hat mir gesagt: |
00:33:15 |
Sie haben schreckliche Sachen gesehen, aber was dort gibt, solche haben sie nicht gesehen. Und dann sind die wunderbaren Wagen.. |