File "AGFl_AV.22.0646.mp4"

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Sources KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Signatur: AGFl AV.22.0646
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00:00:00 IV:.. passiert. Da waren viele Häftlinge, das waren ja am Schluss Tausende.
00:00:03 AB: Ja.
00:00:04 IV: Äh.. Aber auch vorher, äh da waren viele Häftlinge.
00:00:08 Was, was haben denn die Flossenbürger so geredet über das Lager?
00:00:11 AB: Äh ich will mal so sagen, man war überhaupt generell unglücklich über die ganze Sache als solche.
00:00:16 Flossenbürg war ein einfacher Steinhauerort, arm.
00:00:19 Äh.. Ich weiß noch, wenn die.. meine Mutter Gras für ihre Ziege gebraucht hat, musste Sie Gott weiß was bis zur Silberhütte laufen.
00:00:24 Sehr arm war eben..
00:00:26 Man nannte es ja auch die Steinpfalz, weil nichts gewachsen ist da, nicht.
00:00:30 Und wenn es möglich war, dass jemand aus der Zivilbevölkerung aus Gründen was weiß ich welchen, einen Häftling beantragen konnte, das kam schon vor.
00:00:41 Oder dass einer mal doch einen Freigang gekriegt hat.
00:00:44 Und da wurde natürlich erzählt, aber das wurde sehr straf.. möchte beinahe sagen strafrechtlich verfolgt vom Lager aus.
00:00:52 Also viel ist da nicht geschehen.
00:00:53 Aber dass etwas durchgesickert ist, was die Bevölkerung erfahren hat, das kann man sich ja wohl denken.
00:00:59 Und man war dann verschreckt mehr oder weniger und wie halt bei Dachau auch:
00:01:03 "Sei ruhig, sonst kommst nach Dachau!"
00:01:05 Nicht. Man kann, konnte am Anfang ja ganz wenig reden drüber.
00:01:08 So war's dann in Flossenbürg auch mehr oder weniger.
00:01:11 Aber äh die SS und die ganze Geschichte hat sich mehr da oben zusammen gefunden und gruppiert.
00:01:18 Und wir waren für uns alleine da üben bis auf das, was hinüber gereicht wurde oder was an Blumen rübergeschickt wurde.
00:01:25 Ja und ähm ansonsten die SS-Frauen untereinander vielleicht ein bisschen.
00:01:32 IV: Hatten Sie dann damit zu tun, dass Häftlinge äh mal im Ort da halfen oder da halfen?
00:01:38 Es war ja so, dass die Männer im Krieg waren.
00:01:40 Dass beispielsweise bei bestimmten handwerklichen oder schweren körperlichen Arbeiten ja auch aus dem Ort die Anforderung kam:
00:01:49 "Könnt ihr uns nicht Arbeitskräfte, in dem Fall dann Häftlinge, liefern?"
00:01:53 AB: Nein. Die haben die direkt von drüben bekommen.
00:01:56 Das ging nicht über unser Büro.
00:01:59 IV: Und was haben Sie dann über die Häftlinge erfahren?
00:02:02 Die sind Ihnen ja begegnet mit den verschiedenen Zeichen.
00:02:05 Was haben Sie damals über die Häftlinge gewusst?
00:02:07 Wer das ist, was das für Leute waren, haben Sie da was erfahren?
00:02:11 AB: Ich will Ihnen was sagen: Ich hab mich in der Regel schwer zurückgehalten, denn äh ich will mal sagen:
00:02:17 Erstens einmal im Grunde genommen überhaupt bin ich apolitisch immer gewesen.
00:02:20 Ich habe auch nie eine Partei gewählt, ich hasse das ganze Parteienunwesen.
00:02:24 Ich bin eben anders als andere.
00:02:26 Will ich mal so sagen.
00:02:27 Aber möglicherweise, wenn ich an den Unrechten geraten wäre, hätten sie mich auch eingesperrt, nicht.
00:02:33 Denn ich hab' überhaupt keinen Hehl aus meiner Abneigung gemacht.
00:02:36 Ganz und gar nicht.
00:02:38 Und wie ich ja erzählt hab' von Mummenthey, wie der mich angeredet hat, äh über meine offene Sprache.
00:02:44 Also da musste ich schon sehr vorsichtig sein.
00:02:46 Und getroffen, getroffen habe ich eigentlich niemanden, mit dem ich da hätte drüber reden können.
00:02:51 Der einzige war dieser so in mich verknallte Häftling, der hätte schon mehr erzählt.
00:02:57 Und fing auch an, nicht, zu erzählen.
00:03:00 Und dann kam Rita, die später als wir zusammen runtergingen in die äh Gedächtnisstelle da unten, hat Rita gesagt..
00:03:09 Es war übrigens lustig.. hat gesagt, sie hat immer beobachtet, wenn jeden Tag in diesem, in diesem, das Bordell da, dem Puff ein Strauß frischer Blumen rübergetragen wurde.
00:03:23 Und da sag' ich: "Ja, wer hat den da getragen?"
00:03:25 "Na der nicht, aber der ist auch so rüber gegangen."
00:03:28 Erwin Premel hat der übrigens geheißen, der Name ist mir noch geläufig.
00:03:31 Und da hat sie gesagt: "Hach Frau Biedermann, der war so schön, und der hat mich immer überhaupt nicht beachtet.
00:03:38 Und ich hab' mich immer in den Weg gestellt und der hat wo ganz anders hingeschaut."
00:03:42 Hab' ich gesagt: "Du dummes Ding! Hättest es mir früher gesagt, ich hätte ihn mal auf dich aufmerksam gemacht."
00:03:47 Also solche Geschichten haben wir uns halt auch gern noch erzählt nachher, nicht.
00:03:50 Also kurz und gut. Dafür hat er trotzdem leider Gottes seine Prügel bekommen.
00:03:54 Kann ich nichts dafür.
00:03:55 Hätte er sich anders verhalten, nicht.
00:03:58 IV: Es gab ja verschiedene Sorten Häftlinge. Wissen Sie noch, wer so in Flossenbürg war?
00:04:03 AB: Ja, ja. Es gab also den schwarzen Winkel, es gab den rosa Winkel, das waren die Homosexuellen glaub' ich, rosa Winkel, kann sein.
00:04:14 IV: Ja.
00:04:14 AB: Und es gab einen Winkel für die, für die Pfarrer und so weiter, der weiße möglicherweise.
00:04:20 Und der schwarze war eben der bekannteste, weil das die Arbeitsunlustigen waren, die eigentlich überhaupt nicht sich haben fangen lassen wollen, nicht.
00:04:29 Und schließlich mehr oder weniger doch, also es war ja die, wie hießen die doch.., die Gestapo war ja unterwegs, die hat sie ja alle eingefangen, nicht.
00:04:39 Von Juden direkt haben wir da eigentlich nichts gemerkt.
00:04:42 Die mussten auf andere Wege nach, nach Auschwitz gekommen sein.
00:04:46 Wahrscheinlich gleich von Gott weiß von wo aus per Bahn dahin.
00:04:49 Da kriegt man ja heute noch die schlimmsten Geschichten erzählt.
00:04:53 Denen man versprochen hat, sie kämen Urlaub und was weiß ich was.
00:04:57 Und die ahnungslos dann in dieses Auschwitz und wie die Häftlinge äh die Häftlingslager alle hießen da hingebracht wurden.
00:05:05 Aber da hat man in Flossenbürg sehr wenig gemerkt.
00:05:08 IV: Können Sie sich noch erinnern vielleicht? Sie haben gesagt, wenn Sie in der Arbeit dann so Namen auch wie Ravensbrück, Mauthausen auch begegnet.
00:05:16 Wohin denn der Granit aus Flossenbürg kam?
00:05:20 Wohin der geliefert wurde?
00:05:21 Weil es gab ja Steine, die da produziert wurden äh.
00:05:24 Hat man darüber geredet, was so von der Arbeit her dann produziert worden ist und wo das hinkam?
00:05:30 AB: Ja. Ich will mal so sagen: Erstens einmal das kann ich jetzt nicht beschwören, aber Hitler hat natürlich für sein Zeppelinfeld usw. äh die Steine sehr gut gebrauchen können.
00:05:40 Aber sie wurden auch für Straßenarbeiten, Randsteine und dergleichen.
00:05:43 Und als der ganze Klamauk da vorbei war, hat Flossenbürg wieder..
00:05:47 Ich hab' ja noch einen Brief mit dem Briefkopf "Deutsche Erd- und Steinwerke Flossenbürg GmbH", nicht.
00:05:53 Hat wieder normal weiter gearbeitet.
00:05:55 Was heißt normal. Peu à peu, nicht.
00:05:57 Und sind heute noch ganz groß als Granit- und sonstige Steinlieferanten im Geschäft. Im Geschäft.
00:06:03 IV: Mmh. Aber damit hatten Sie sozusagen nichts zu tun.
00:06:06 AB: Nein.
00:06:06 IV: Wohin der Granit ging, sondern, aber..
00:06:08 Und drüber gesprochen.. Also Sie wussten eigentlich nicht, wohin dieser Granit ging.
00:06:12 AB: Nein. Nein.
00:06:13 IV: Wohin geliefert.
00:06:14 AB: Da hatten wir gar keine Ahnung.
00:06:15 Wir hatten nicht einmal die Autos gesehen, die da mit irgendetwas fortgefahren sind.
00:06:19 Weil es war irgendwie zwischen dem ganzen Kontrakt.
00:06:23 Also a bissel was vom Schwanz vom Kommandanturgebäude konnte man noch sehen.
00:06:27 Aber dann war dann irgendwie.. ich weiß nicht was davor war.
00:06:30 Waren es Gebäude oder was.
00:06:32 Und hinter dem hat sich das alles vollzogen.
00:06:34 Die Straße runter zum Bahnhof, nicht.
00:06:37 Es war ja nur Verladebahnhof.
00:06:39 Aber äh was habe ich jetzt gerade sagen wollen?
00:06:44 Na, jetzt ist es mir entfallen.
00:06:46 IV: Zu Ihrer Zeit war ja also in '43, '44, '45 war das Wichtigste in Flossenbürg für die SS war die Rüstungsproduktion.
00:06:57 Da wurden ja im Steinbruch in den.. den Hallen Flugzeuge, Flugzeugteile zusammengebaut.
00:07:02 AB: Ja, ja.
00:07:03 IV: Haben Sie davon irgendetwas bemerkt?
00:07:05 AB: Nein. Das ist es. Wir haben nur Regensburg gekannt.
00:07:08 Dass da hinten noch was gemacht worden ist, das musste ja dann nach Regensburg geliefert worden sein.
00:07:13 Denn die haben doch dort die Me 109 zusammengestellt. So war's..
00:07:17 IV: Äh es war so, dass in Regensburg der Betrieb sehr stark bombardiert worden ist.
00:07:22 Und dass ein Großteil des Betriebes nach Flossenbürg verlagert wurde.
00:07:26 AB: Aha.
00:07:28 IV: Und äh dass in diesen großen Hallen, die auch neben dem äh dem DESt-Gebäude dann stand eine, die sogenannte Zivilhalle.
00:07:36 Vielleicht haben Sie den Begriff mal gehört.
00:07:38 Ähm da wurden dann auch Flugzeugteile regelrecht zusammengebaut.
00:07:42 Also Tragflächen..
00:07:43 AB: Und wo stand die Halle?
00:07:44 IV: Die Halle stand unmittel.. Wenn Sie aus dem Fenster geschaut haben..
00:07:48 AB: Ja.
00:07:48 IV: Haben die Burg gesehen.
00:07:49 AB: Ja.
00:07:49 IV: Und die war rechts unterhalb muss eine ziemlich große Halle gestanden haben.
00:07:54 AB: Ja. Ich glaube mich zu erinnern.
00:07:56 Wissen Sie {räuspert sich}, es ist nämlich einmal in der Zwischenzeit ein großer Film über Flossenbürg gelaufen.
00:08:03 Da hatte ich noch meinen Saba hier stehen und konnte wunderbar mitfotografieren.
00:08:08 Ich finde es nur im Moment nicht, weil ich so wahnsinnig viel fotografiert..
00:08:11 Aber ich habe fabelhafte Bilder, vor allen Dingen auch eine ganze Reihe von Köpfen, die da mit betroffen waren, habe ich vom Bildschwirm weg also mir fotografiert.
00:08:20 Ich hab' immer sehr schöne Aufnahmen gemacht vom Fernsehfenster weg.
00:08:25 Und äh da äh was wollte ich jetzt da eigentlich sagen?
00:08:31 Ja den Film ähm, den hab' ich mir zum Schluss dann angeschaut, meine Bilder.
00:08:36 Und da sieht es so aus, als wäre.. Wir waren ja dann in der Umzäunung, nicht.
00:08:40 Als wär', wenn wir aus dem Haus gegangen sind, rechter Hand so eine große Halle gestanden wäre.
00:08:47 Aber auf dem Film, der da gezeigt wurde, sieht das so künstlich aus, als hätten sie es nur hingemalt oder hingezeichnet.
00:08:53 Nicht also in echt so.
00:08:55 Und drum habe ich mich gefragt, was soll denn das eigentlich sein.
00:08:58 Ich wollte es mal dem Herrn Bieber zeigen.
00:09:00 Aber da bin ich nicht mehr dazu gekommen.
00:09:02 Der müsste eigentlich auch eine Menge wissen als Heimatpfleger.
00:09:04 IV: Ja. Wir werden den Herrn Biber auch sicher interviewen.
00:09:07 AB: Ja. Den können Sie..
00:09:08 IV: Er ist ein, ein, ein natürlich ein, ein ganz wichtiger Zeuge auch aus dem Ort.
00:09:12 AB: Ja, ja.
00:09:13 IV: Wenn Sie sozusagen ein Zeuge von außen her sind, ist der Herr Bieber ein Orts.. Ortskundiger, sag' ich mal.
00:09:20 AB: Ja. Er war nur, da müssen Sie vielleicht ein bisschen Obacht geben, ich weiß es nicht.
00:09:23 Er war nur ähm, wollen wir mal sagen, dagegen, dass das jetzt alles so hochgeschraubt wird und so weiter, aber niemand an unsere deutschen Gefallenen usw.
00:09:33 Er war also in dem Moment war er mehr deutschnational geworden meines Erachtens und hat da rumgeschimpft, rumgeschimpft.
00:09:38 Habe ich mir gedacht, mit dem redest du mal nicht mehr vorläufig.
00:09:41 Habe ich immer mit ihr telefoniert.
00:09:43 Sie war eine geflüchtete Schlesierin, wenn es mir recht ist.
00:09:46 Und mir ihr konnte man sehr viel plaudern.
00:09:48 Mit ihr konnte man sehr viel reden.
00:09:51 Und der Herr.. dieser Heimatpfleger, der Herr Bieber, der war sehr mit dem Bürgermeister Werner in Kontakt.
00:09:57 Und ähm da ging auch meine ähm Trilogie hin und her.
00:10:05 Die haben sie alle beide sehr begeistert gelesen und haben gesagt, die sollst du doch drucken lassen und so weiter.
00:10:10 Nun ja. Das ist also dann so gelaufen, nicht. Ja die beiden.
00:10:15 IV: Ja. Im Prinzip.. Mich würde jetzt noch ein kleines Detail interessieren.
00:10:20 Es ist umstritten in Flossenbürg, ob man im Krieg auch auf die Burg hinauflaufen konnte oder nicht.
00:10:27 AB: Ja.
00:10:28 IV: Waren Sie im Krieg auf der Burg?
00:10:30 AB: Ja.
00:10:31 IV: Ging das ohne Weiteres oder nicht?
00:10:33 AB: Das ging ohne Weiteres, denn um Flossenbürg hat sich eigentlich trotz der SS und all der Geschichten vom Krieg her gesehen niemand gekümmert zunächst einmal.
00:10:41 Niemand gekümmert.
00:10:43 Und ähm das war lange Zeit war das möglich, das erste.. die erste Veränderung..
00:10:49 Wissen Sie, die Burg liegt auf einem Steinhaufen, nicht.
00:10:51 Und die erste Veränderung, die ich bemerkt habe, wo ich dann '92 mit Frau Heferle raufgefahren war, dass man nach einer Seite, und zwar an der Hälfte, die wir einsehen konnten, hat man schon ein Naturschutzgebiet mit sehr schönen Blumen und Pflanzen angelegt.
00:11:07 Das war schon mal der erste Weg.
00:11:09 Und jetzt die letzte Nachricht, die ich bekommen hab':
00:11:12 Es war irgendeine große Jahresfeier da oben gefeiert worden, die mit der Burg irgendwie zusammenhing.
00:11:18 Und da ist der Platz davor ist ja sehr freigeräumt gewesen vorher schon immer.
00:11:23 Da hat man Lager abgehalten und Feuerwerk und und und.
00:11:27 Ich sollte von Frau, die Frau Bieber hat mir das erzählt, sollte ich Zeitungsausschnitte bekommen, wenn was drin gestanden wäre.
00:11:35 Ich habe aber dann mit Werner drüber gesprochen, mit dem Bürgermeister.
00:11:39 Der hat gesagt: "Ach ja, ja. Aber da haben wir wenig damit zu tun gehabt."
00:11:42 Also muss das irgendein Verein gewesen sein, der sich das ausbedungen hat, da, da oben feiern zu dürfen, nicht. Oder was.
00:11:50 IV: Ja, ja. Wenn Sie wollen, ich kann Ihnen da ein paar Artikel noch schicken.
00:11:53 AB: Ah ja, das wäre mir sehr, das wäre mir sehr recht.
00:11:56 IV: Sind Sie dann eigentlich so, als Sie bei der DESt gearbeitet haben, haben Sie da manchmal noch einen Spaziergang auf die Burg gemacht?
00:12:03 AB: Oh ja durchaus. Ich durchaus.
00:12:05 Ich hab' immer gerne in die Lande geschaut und habe mir..
00:12:09 Das wollte ich ja jetzt noch sagen, was mir überhaupt wegen des Verwaltungsgebäudes durch den Kopf gegangen ist.
00:12:15 Weil Sie ja sagten, neulich einmal zu mir, Sie wissen noch nicht recht, äh also erstens muss das ja erst wieder hergestellt werden.
00:12:23 Und was Sie damit machen sollen, oder wie.. Stimmt das doch richtig?
00:12:27 IV: Im Prinzip haben Sie recht, ja.
00:12:28 AB: Im Prinzip habe ich recht. Und da habe ich mir Gedanken gemacht, weil bei mir fängt der Kopf immer gleich an zu denken und zu arbeiten.
00:12:34 Ähm zwei Möglichkeiten.
00:12:36 Also erstens mal eines, was vielleicht etwas komplizierter ist.
00:12:40 Ich habe mir vorgestellt, man macht für Studenten, ausgesuchte Studenten A gescheit, B arm und fleißig, kann man ein Semesterferienerholungsheim machen.
00:12:54 Da kann man Studenten reinnehmen und sich erholen lassen.
00:12:57 Man kann dabei etwas an die Unis kommen und die vielleicht einmal da ein bisschen locker machen, dass die Zuschüsse geben usw.
00:13:05 Und damit das gar nicht so sehr teuer kommt.
00:13:07 Man muss es nur entsprechend vorher also mit Schlafzimmern und dergleichen, es gab ja oben das ganze Stockwerk noch.
00:13:13 Äh entsprechend einrichten.
00:13:14 Also an die Einrichtung hab' ich gedacht.
00:13:16 Lesezimmer und, und die Gewerkschaftsküche da unten, groß.
00:13:20 Das ließe sich machen, wenn also ein entsprechender Hausmeister zur Verfügung steht.
00:13:24 Die zweite Idee, die die einfachere scheint zunächst:
00:13:27 Es entstehen jetzt an so vielen Orten so viele junge bis mittlere Musikgruppen.
00:13:34 Die also, ich hab' gestern von einem gehört, der leider nicht den richtigen Raum noch hat, nicht.
00:13:40 War ein langes Interview.
00:13:42 Man könnte so eine Musikgruppe zum Beispiel äh zum Probieren und Studieren, aber als wie soll ich sagen, schon als Schule, nicht unter 14 Jahren.
00:13:54 Also die Gruppe würde ich schon sagen: 14 bis 16 Jahre.
00:13:57 Und die lernen sogar Komposition und jetzt alles.
00:14:00 Für die könnte man natürlich auch das Haus entsprechend einrichten.
00:14:03 Das waren meine zwei Ideen, wo ich dachte..
00:14:06 IV: Ja wird aufgenommen. Wir, wir.. das ist ein ganz offener Prozess.
00:14:10 Was mir jetzt wichtig war, also übrigens, Ihr Büro steht noch so da, wie Sie es beschrieben haben.
00:14:16 Also einschließlich der Theke mit dem Glas.
00:14:18 AB: Ja.
00:14:19 IV: Also ich war vor kurzem auch in diesem Raum.
00:14:23 Es steht da auch noch ein alter Safe, an den Sie sich vielleicht erinnern.
00:14:26 AB: Ein was, ein alter?
00:14:28 IV: Ein Safe, so ein Stahlschrank für Geld oder für, für irgendwelche wertvollen Akten oder so.
00:14:33 AB: Ah, das kann sein.
00:14:34 IV: Der steht da also auch noch da.
00:14:36 AB: Ja.
00:14:37 IV: Und ist offensichtlich wirklich aus, aus der Frühzeit dieses Gebäudes.
00:14:42 Und was wir mit dem Gebäude dann letztlich tun werden..
00:14:44 AB: Ja.
00:14:44 IV: .. ist noch wirklich, wirklich völlig, völlig offen.
00:14:49 AB: In den Sternen, ja.
00:14:51 IV: Steht wirklich in den Sternen.
00:14:53 AB: Also ich hab' nur gedacht, wer oder wann auch immer, es muss auf jeden Fall ein Hausmeister da sein, denn eine Art Bewachung braucht das Haus ja dann sowieso.
00:15:00 Wenn man sieht, wie sie damit umgegangen sind, nicht.
00:15:03 Die Andörfers die waren ja.. doch Hausmeister ganz gut.
00:15:07 Und den Kalfaktor haben wir sowieso gehabt, der immer auf alles geachtet hat.
00:15:11 IV: Mir fällt jetzt übrigens ein, nur, nur weil.. zu dem Thema Maria Paudler.
00:15:15 AB: Ja.
00:15:16 IV: Und Kino. Es kann auch sein, dass Sie damals das SS-Kasino besucht haben.
00:15:23 Das hat nämlich den größten Saal.
00:15:25 AB: Ja. Das stand für die Bevölkerung in Flossenbürg zur Verfügung.
00:15:28 Aber ich war nie im Kino.
00:15:30 Mich hat einfach die ganze Kinobesucherei nicht interessiert.
00:15:33 Ich wollte schon gar nicht.. waren ja lauter SS-Leute dort.
00:15:36 Also da habe ich mich eh fern gehalten.
00:15:38 Aber die Paudler, das war mein spezielles musikalisches Interesse, nicht.
00:15:43 Aber die Flossenbürger haben sicher öfter äh Gelegenheit wahrgenommen und sich da einen schönen Film angeschaut.
00:15:49 Das ist absolut möglich.
00:15:51 IV: Gut also jetzt, wir wissen auch von anderen, dass es schon rege Kontakte zwischen SS und dem Dorf gab.
00:15:58 AB: Ja.
00:15:58 IV: Ist ja auch logisch. Immerhin waren..
00:16:00 AB: Ja.
00:16:00 IV: ..wir schätzen etwa 400 SS-Leute in Flossenbürg.
00:16:04 Und da gibt es Bekanntschaften, Verwandschaften, alles Mögliche.
00:16:07 AB: Ja, ja, doch.
00:16:09 IV: Gut. Also ich habe jetzt so langsam eigentlich alles gefragt..
00:16:13 AB: Ja.
00:16:14 IV:.. was mir einfällt.
00:16:15 Letzte Frage noch: Haben Sie noch irgendwie Dokumente, Fotos irgendetwas aus der Zeit, was Sie wichtig finden, was Sie mal erwähnen wollten.
00:16:23 AB: Es ist so. Ich habe sehr viel fotografiert und Dokumente gesammelt noch.
00:16:29 Es dürfte mehr oder weniger eigentlich alles in meinen Biografien enthalten sein.
00:16:33 Es war ja eine Biografie über mich und für mich und nicht für Flossenbürg.
00:16:37 Aber was ich noch finden könnte, wenn äh meine liebe Mitarbeiterin jetzt wieder gebrauchsfähig ist und das kann sie nicht, wenn Sie im Moment ihr Baby bekommen hat, nicht.
00:16:47 Aber ich habe noch die andere, Frau Heferle, ob die jetzt sehr gern mitmacht, weil sie mit ihrem schwer krebskranken Mann, der Arzt ist, zu tun hat..
00:16:55 Also ich habe schon noch Möglichkeiten, jemanden zur Mitarbeit heranzuziehen.
00:16:59 Denn im Grunde genommen, schade.. Ich müsste Ihnen eigentlich die Bilder meiner Geburtstagsfeier äh vor kurzem da zeigen.
00:17:07 Im Grunde genommen habe ich fünf reizende Menschen, die in jeder Weise, so wie sie können, um mich bemüht sind und mich versorgen.
00:17:15 Und äh Frau Marker und Sabina und äh Frau, Frau Meier, die in der Konditorei äh Krönner beschaft.. beschäftigt ist.
00:17:25 Aber zum Teil auch äh für außen also zum Beispiel für mich.
00:17:28 Sie holt die Wäsche und putzt usw.
00:17:31 Und dann war eben wie gesagt, die äh die Beate Rabl da, deren Mutter hier übrigens eine sehr bekannte Organist.. dann gefangen genommen wurde..
00:17:40 Ich durfte mit Schubert dann einmal noch..
00:17:41 CM: Können Sie sich zurücklehnen?
00:17:42 AB: Bitte?
00:17:43 CM: Können Sie sich wieder anlehnen?
00:17:44 AB: Ah so. Ja. Mit Schubert durfte ich ja mal nach äh St. Georgen an der Gusen fahren.
00:17:50 Also um nicht Mauthausen zu nennen.
00:17:52 Da gab's ne Sitzung.
00:17:54 Und ich weiß, dass er da sehr, sehr für die Häftlinge eingetreten ist, dass die endlich mehr zu essen bekommen.
00:17:59 Dann kann man von ihnen auch mehr und bessere Arbeit verlangen und und und.
00:18:03 Und da haben wir uns im Zug auch nochmal drüber unterhalten.
00:18:05 Und jetzt erst, vor 8, 10 oder 14 Tagen hab' ich mit Herrn Werner gesprochen, mit dem Bürgermeister.
00:18:13 Und der hat gesagt: "Frau Biedermann,.."
00:18:16 Ähm Schubert ist ja furchtbar misshandelt worden, kann man sagen, der hat Dunkelhaft bekommen, lebenslänglich, und der ist blind dann rausgekommen, ist da gestorben.
00:18:25 Also dem ging es sehr schlecht.
00:18:26 Aber seine Frau mit den zwei Töchtern hat unlängst den Herr Werner besucht.
00:18:31 Und hat ihm erzählt, sehen Sie, das fällt mir jetzt ein, gesagt:
00:18:34 "Mein Mann hat über diese Zeiten, wo er sich für die Häftlinge verwendet hat, niemals öffentlich gesprochen.
00:18:41 Niemals ein Wort verlauten lassen."
00:18:44 Warum eigentlich, frage ich mich.
00:18:46 Wenn ich mich für die Häftlinge hätte einsetzen können..
00:18:48 Ich habe übrigens, das darf ich Ihnen noch sagen, mein ähm der, der Ausweis, die Karte, ähm die war verschwunden.
00:19:01 Ich glaube, dass Rückewoldt sie alle mit nach Regensburg genommen hat.
00:19:04 Und wo sie dann hingekommen sind, wissen die Götter.
00:19:06 Jedenfalls hat sie mir eine falsche Stelle genannt, Landshut, also wegen der Arbeitsrente, nicht.
00:19:13 Und da habe ich keinen Bescheid gekriegt.
00:19:15 Die sei da gar nicht gewesen diese Stelle.
00:19:17 Und dann hab' ich gedacht, ihr könnt mir den Buckel runter rutschen.
00:19:20 Ich bin in dieser Hinsicht keine Kämpferin, den Dingen nachzujagen, und habe meine zwei Jahre Renten, die mir zugestanden hätte, habe drauf verzichtet.
00:19:30 Wollte eigentlich zu Gunden, zu Gunsten der Häftlinge und was dort hätte gemacht werden können, wo sind sie verschwunden?
00:19:36 Bei der BfA. Die hat den Vorteil gehabt, dass sie mir also keine Rente zahlen musste für die zwei Jahre.
00:19:43 Fort, Schluss, aus. Weg.
00:19:45 War eine Dummheit.
00:19:46 War eine Dummheit.
00:19:49 Ich habe im Grunde genommen im Kopf gehabt, wenn das vorbei ist und ich komme wieder - ich dachte ja nicht, dass ich da erstmal vier Monate in Österreich bleibe.
00:19:57 Ich mache gleich ein schönes Lokal oder, oder Heim für noch kranke oder empfindliche oder betroffene Häftlinge so und so und so.
00:20:06 Ich war sehr äh für das Positive eingestellt.
00:20:10 Und dann der Zufall, das kann ich kurz noch erzählen.
00:20:14 Wir waren dasselbe Personal, also ich und die Rückewoldt für Flossenbürg.
00:20:19 Und dann gab's in Mauthausen also in St. Georgen an der Gusen in der gleichen Weise eine Schreiberin.
00:20:26 Das war die, na ist ja wurscht, und die andere war eine sehr steuerkundige etwas mittelalterliche Dame.
00:20:34 Die ist voraus gleich weg, vor uns allen weg nach Kanada.
00:20:39 Hat dort Position bezogen als, als eine hervorragende Steuerberaterin.
00:20:44 Hat dann meinem Bruder und Frau, mein Bruder hatte inzwischen die Rückewoldt geheiratet, hat den beiden Geld geliehen, dass sie rüber kommen nach Kanada.
00:20:52 Denen hat es dort nicht gefallen.
00:20:54 Meine sehr gescheite in Schweden auch ins Institut gegangene Schwägerin war angeblich gleich Sekretärin in Vancouver wohl bei der Regierung gewesen.
00:21:05 Aber es hat ihr auch dort nicht gefallen.
00:21:07 Und sie wollte wieder heim.
00:21:09 Die sind also dann wieder heim die beiden.
00:21:11 Und dann hat die dort gebliebene Steuerberaterin mich angerufen, ich glaube, sie hat mich angerufen.
00:21:16 Sie möchte mit mir ein Lokal aufmachen, ein Heim oder was auch immer, weil ich so prädenis.. prädestiniert bin dafür.
00:21:25 Eine Sache mit Atmosphäre und schön und gut zu leiden und herzurichten und und und.
00:21:32 Das kannte man schon in Erlangen.
00:21:34 Und äh da ist aber dann nichts draus geworden, denn sie hat gesagt:
00:21:38 "Nur mit Ihnen, Frau Biedermann, und nur mit Ihnen und sonst mit niemandem."
00:21:42 Und ich hab' da abgesagt, ich wollte nicht ins Ausland.
00:21:45 Und dann ist sie sehr bald darauf gestorben.
00:21:48 Das war eine kurze Zwischengeschichte mit der Steuer..
00:21:52 Also leider habe ich es in Flossenbürg nicht durchführen können, denn da wäre etwas draus geworden, das weiß ich.
00:21:57 IV: Gibt es eigentlich noch Verwandte von dieser Familie Rückewoldt, also Bruder..?
00:22:03 AB: Ja, also die Schwägerin.. Schwester lebt noch. Die Irma. Die ist drei Monate jünger als ich.
00:22:09 Und da hat es lange Zeit also ich.. mein Bruder, wer ist denn eigentlich zuerst gestorben?
00:22:14 Mein Bruder ist zuerst gestorben.
00:22:15 Der hatte sehr schweren Knochen- und Lymphdrüsenkrebs.
00:22:19 Was kein Wunder ist, wenn man so lange in Stade und Umgebung gearbeitet hat.
00:22:23 Da ist ja alles an Krebs gestorben nicht.
00:22:25 Da waren so giftige Fabriken.
00:22:27 Und nach ihm also ziemlich lange nach ihm, nein ziemlich gleich, ist er in seinem Heim.. ist er gestorben in Haddorf.
00:22:36 Und ähm dann hat die Schwester meiner Schwägerin, die also heute noch lebt in Bochum, hat für sie eine Wohnung in Bochum besorgt und Hertha ist dann rüber gezogen, weil sie ja ohne jemanden war.
00:22:48 Zu mir konnte sie nicht, denn ich wollte sie nicht haben.
00:22:51 Und dann hat sie also in Bochum halt auch ihren Platz da bezogen.
00:22:56 Ist aber vor zwei Jahren gestorben.
00:22:59 Die hat auch ziemlich mit, ja Brustkrebs gehabt und ach Gott, wer hat denn keinen Krebs gehabt?
00:23:04 Ich hab' keinen gehabt.
00:23:05 Und habe Gott sei Dank noch keinen.
00:23:07 Ja kurz und gut, und von dieser Familie, wir haben 18 Jahre keine.. meine Schwägerin äh was damit zu tun gehabt, was gar nicht schön ist und was man zum Schluss eigentlich auch,
00:23:17 weil ich es mit beobachtet habe, mir ein bisschen, wie soll ich denn sagen, ein bisschen aufgeheizt habe, aber zum Glück konnte ich es klar stellen.
00:23:26 Na das erzähle ich Ihnen ein anderes Mal.
00:23:27 Das ist eine ganz andere Geschichte.
00:23:29 Eine ganz andere Geschichte.
00:23:30 IV: Das war jetzt für Sie..