Media Collection "Interview Aleksander Henryk Laks 2006"

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Originator/Copyright holder Medienwerkstatt Franken
Source(s) KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken
Usage conditions Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber
Display format Interview, Rohmaterial
Interviewer Markus Urban
Camera Günter Wittmann

Subtitles for "AGFl_AV.22.0676.mp4"

00:00:01 CM: Ja, läuft.
00:00:02 IV: Hm, gut, Herr Laks, also zunächst würde mich natürlich der Weg nach Flossenbürg interessieren.
00:00:08 Ähm, und vielleicht können Sie einfach Ihre Kindheit und Jugend kurz schildern.
00:00:14 AL: Ja, ich wurde in Lodsch geboren, Polen.
00:00:17 Und bis 12 Jahre war es alles ganz genau, ganz hö.., höflich und, äh...
00:00:24 Ich ging zur Schule mein Vater hat gearbeitet {räuspert sich}.
00:00:26 Meine Mutter war zuhause.
00:00:29 Und alles war normal.
00:00:31 Da ist vor Polen überfallen worden, aber mit Na.., Nazideutschland, ne.
00:00:37 Und {räuspert sich} da hat's alles {unverständlich}.
00:00:41 Ich wurde zum Arbeit gezwungen.
00:00:45 Ich hatte 12 Jahre, ich war 12 Jahre alt.
00:00:48 Aber doch musste ich als Schlosser arbeiten.
00:00:51 Und es war sehr schlecht {unverständlich} und Essen.
00:00:56 Und da haben die das Ghetto gemacht.
00:00:58 Im Ghettoplatz, wo das Ghetto war, sollten höchstens 8, 25.000 Menschen leben.
00:01:09 Haben sie 165.000 Menschen reingeschmissen, wo nur vierundfünf.., 25.000 konnten.
00:01:18 Und da auch {räuspert sich}, in Zwischenzeit ist Deutschland, Russland überfallen nochmal.
00:01:28 Und die, haben die gesagt, wer jetzt nach Russland in die besetzten Gebiete arbeiten wollen, da kann er hinkommen und da wird's besser sein.
00:01:40 Im Ghetto hatten wir kein Essen.
00:01:41 In ersten Monat hatten wir 5000 Toten.
00:01:46 An die Straßen liegen.
00:01:48 Und {unverständlich} Hungre, der Hunger war so groß, etwas zu sagen über Hunger ist etwas, kein Wort zu zählen, zählen.
00:01:58 Und das hatte ich auch.
00:02:01 Hatten sie gesagt, dass wer {räuspert sich} nach Osten fahren will, kann der fahren, auch Kranke und Kinder und ältere Leute.
00:02:11 Also haben sie so etwas so diabolisch ausgemacht, dass es geht ja in Kopf nicht rein, dass ein Mensch kann so was anfinden.
00:02:21 Wir hatten ein, eine, ein Wagen hermetisch ver.., verschlossen gemacht.
00:02:28 Und die Leute hineingesetzt.
00:02:29 IV: Sie haben sich gemeldet?
00:02:30 AL: O.., freiwillig, ja, die ersten Freiwillige, ja.
00:02:35 Und der Gasabgang hat das Gas hereingemacht inwendig.
00:02:42 Und die Leute sind inwendig gestorben.
00:02:45 Es geht ja nicht, sind gestorben.
00:02:47 Was haben die, für Menschen nicht gefühlt, wie der Tod kam.
00:02:51 Und {räuspert sich} auch in selbe Zeit haben die in, in Kulmhof geschaffen.
00:03:00 Ein totes Vernichtungslager, Kulmhof, in Deutsch, in Chelmno, in Polnisch, wir wussten nichts davön, davon.
00:03:10 {unverständlich} nachher ging's keine Freiwillige mehr.
00:03:14 Haben die Sperre erklärt.
00:03:15 Und wir sagten, wer jetzt im Ghetto bleiben soll oder nicht.
00:03:21 Und da, die wollten, wir wollten nicht raus.
00:03:25 Ich war damals 12, 13 Jahre alt.
00:03:28 Und die, wir haben versteckt, versteckt, mein Vater hatte einen, zu verstecken gemacht.
00:03:38 Und wir sind da rein.
00:03:39 Und da war auch ein Kind, 5, 4, von 3 bis 4, bis 5 Monate alt.
00:03:47 Und als die Deutschen kamen, äh, wir war.., behalten.
00:03:52 Und die, das Kind hat zu weinen angefangen.
00:03:55 Und die sagten, wer jetzt im Versteck, äh, erwischt wär, würden sie, wird gleich erschossen.
00:04:02 Und das Kind hat, hat zu weinen angefangen.
00:04:05 Anf.., äh, haben die für Leute, aufgeregte, äh, alles was war zu Handel, dass kein, nichts zu hören, das Kind weint.
00:04:18 Nachher wenn sie sind weg, haben sie von dem Kind alles runtergekommen, war das Kind tot.
00:04:27 Das hab ich gesehen mit 13 Jahre, ein Kindchen von 3, 4 Monate wurde erstickt, weil es feint.., geweint hat.
00:04:38 Alle haben Recht zu leben, Kinder auch.
00:04:40 Und äl.., ältere Menschen.
00:04:42 Aber nicht damals.
00:04:43 Nachher, {räuspert sich} das war 1942.
00:04:49 '44 waren wir noch 70.000 Juden im Ghetto, aber es waren nur 1500 von die hundertfü.., sechsundvier.., äh, äh, 36 waren nur 1500 Juden lebendig.
00:05:09 Mein Vater, ich und meine Mat.., meine Mutter auch zusammen.
00:05:13 Die sagten uns, dass wir nach Deutschland fahren werden.
00:05:17 Und dort wird es besser sein, da wird die deutschen Marken kommen.
00:05:20 Im Ghetto hatten wir ja Geld.
00:05:22 Das taugt ja gar nicht.
00:05:25 Und die, in Deutschland wird es besser sein.
00:05:28 Und das ganze Ghetto wird nach Deutschland genommen.
00:05:33 Aber doch, beim Eingang haben wir ein Kilo Brot, {räuspert sich} ein Kilo Brot bekommen, ein Kilo Brot...
00:05:44 Ich hab' kein, äh, Reichtum heute zu sagen, was das ein Kilo Brot bedeutet, damals.
00:05:52 Und wir sind in Waggon rein, das Brot aufgegessen, sicher.
00:05:59 Wir wollten nicht mehr zu lange fahren, gefahren werden.
00:06:01 IV: Waren das Güterwaggons?
00:06:02 AL: Bitte?
00:06:03 IV: Güterwaggons oder Personenwaggons?
00:06:06 AL: Ein Personen.., für jede Person ein Kilo Brot.
00:06:09 Ja, und dann nachher, es waren in August, {räuspert sich} August, äh, '44, und darin hatte ich ein Geschreie gehört.
00:06:23 "Wasser, Wasser, ich sterb weg, ich sterb weg, ich sterb weg.
00:06:28 Wasser, Wasser", war kein Wasser dort und da, ich weiß nicht wieso...
00:06:35 Da kam ein Uhr, ein Mann hat eine Uhr gehabt und hat im Waggon angeklopft, der Posten hat gefragt, was, was ist los?
00:06:44 Sagte: "Nimm doch die Uhr, es sind goldene Uhren, Schweizerische, Schweizerische.
00:06:50 Nimm doch, bring das Wasser," sagte er "ja", hat das aus.., weggenommen.
00:06:55 Aber kein Brasser, Wasser gebracht.
00:06:57 Die Sch.., Schreie waren etwas immer, immer weniger, wenige, wenig.
00:07:01 Sicher hat das Mädchen oder Junge im Waggon gestorben.
00:07:09 Ich erzähle es immer, aber immer, wenn ich spreche, bin ich so trocken, dass ich muss jetzt ein bisschen Wasser trinken, auch jetzt {räuspert sich}.
00:07:33 IV: Wie viele Menschen waren ungefähr in diesem Waggon?
00:07:35 AL: 60, von 50 bis 60 Leute, im Waggon waren von 40 bis 60 Leute.
00:07:41 IV: Wie lange hat die Fahrt gedauert?
00:07:42 AL: Das weiß ich nicht, das weiß ich nicht.
00:07:46 Es gab kein Zeit, äh, niemand wusste die Zeit.
00:07:50 Sie wissen nicht, ob, ob es Tag ist oder Nacht.
00:07:53 Es war ganz finster dort.
00:07:56 Und wir wussten, ich weiß nicht.
00:07:58 Ich kann mich nicht erinnern auch.
00:08:01 Und der Zug ist rein, der Zug ging weiter, der ging da rein in eine, in ein Platz, stehengeblieben.
00:08:12 Und wir sind, da war es die Kamins, Kamins, einen über den anderen, es war bei Nacht.
00:08:20 Früh, früh, früh noch und der Himmel war ganz rot.
00:08:24 Und da sagte ich zu meinem Vater, ich war Schlosser im Ghetto, sagte ich zum Vater:
00:08:30 "Siehst du, wir sind in einem Werk, in eine Stahlwerk hier."
00:08:37 "Sag doch, {unverständlich}, ich bin Schlosser, du auch."
00:08:41 Ich hatte damals 16 Jahre, war ich 16 Jahre alt.
00:08:44 Und die, die Mutter auch, vielleicht werden wir zusammen sein.
00:08:48 Aber doch haben die aufgemacht den Waggon.
00:08:51 Und da gleich geschrieen, gleich Schläge, alles raus, alles raus.
00:08:55 Und gleich, gleich gilt, äh, Frauen links, Männer rechts.
00:08:59 Also so, getrennt die Männer.
00:09:02 Ich, es gab kein Zeit mich meiner Mutter abzuschieden, mein Vater auch nicht mit seiner Frau, meine Mutter.
00:09:09 Und wir waren dort, äh, da kam meine, ein alter Häftling der, der Kanada hieß er, muss es heißen.
00:09:18 Da war Son.., äh, Kanada Sonderkommando, Kanada, die, die hol.., die holten die, die Leute ab, da war ich dort.
00:09:25 In, in, äh, Birkenau.
00:09:29 Es war, da hat mein Vater gefragt, es war so schrecklich, viel schlimmer als in Ghetto.
00:09:36 Hat mein Vater gefragt: "Was kimmt denn, was ist denn los hier?"
00:09:40 Die Antwort war: "Halt die Schnauze, du bist in Auschwitz.
00:09:43 Hier gibt's nur einen Weg raus, durch'n Kamin."
00:09:47 Da wussten wir, dass es war kein Werk, es war das Krematorium.
00:09:55 Hat 24 Stunden gearbeitet, um die Leichen zu verbrennen.
00:10:00 Nach der Gaskammer, die Leichen verbrennt im Krematorium.
00:10:04 Noch war ich zusammen mit meinem Vater {räuspert sich}.
00:10:09 Und kam an, da kam eine der Häftlinge, hat mir gesagt: "Sag 18, sag 18."
00:10:15 Ich wusste nicht, was es soll, 18 soll ich sagen.
00:10:17 Der hat geschliegen, geschliegen, der hat auch geschlagen.
00:10:20 Aber doch hat es gesagt und ich war plötzlich im vorne an, äh, Offizier, deutsche Offizier.
00:10:28 Ich weiß es jetzt, es war Mengele.
00:10:31 Jetzt weiß ich das, damals hab' ich nicht...
00:10:34 Gleich nachher wusste ich ja, aber diese Zeit wusste ich nicht, und der hat nicht gesprochen.
00:10:39 Der hat nur, der hat nur v.., so mit der Hand gemacht, links oder rechts...
00:10:46 Denn wenn ich kam hat er mich gefragt: "Verstehst du Deutsch?"
00:10:50 Hab' ich ja ge.., jawohl ge.., ich war aber nicht so, ich war ganz läusig, Läuse und, und Schmutz.
00:10:57 Die ganze Zeit im Ghetto, war 4 Jahre in Lager, äh, im Ghetto.
00:11:01 Sicher keine fünfmal hab' ich mich nicht gewaschen.
00:11:05 Wir hatten kein Wasser, kein, äh, Se.., Seife.
00:11:09 Gar nicht, es war sehr schlimm da.
00:11:12 Voll mit Läuse und alles auch.
00:11:14 Und doch haben sie mich gefragt: "Verstehst du Deutsch?", hab' ich "jawohl" gesagt, Kopf runter gemacht.
00:11:20 "Alt, wie alt bist du?" Da sagte ich: "18."
00:11:24 Er hat mir gesagt, ich war 16 Jahre damals.
00:11:27 Habe mich hingeschoben im, und da war ich noch mal mit meinem Vater zusammen.
00:11:35 Wir sind rein, ich war jetzt in Auschwitz, nicht lange.
00:11:38 Und ausgezogen, die haben uns gesucht.
00:11:41 Und nachher die Haare geschnitten.
00:11:45 Aber mit die Maschinen, das waren ganz, denn die haben ganz rausgerissen, äh, die Haare, mit, mit, mit, äh, die Haut rausgerissen.
00:11:53 Und nachher haben sie uns gebaden bisschen.
00:11:59 Gebaden und nachher mit eine Desinfektion angeschmiert, es war gegen Läuse.
00:12:06 Es war ja, das ja wahr.
00:12:07 Aber doch, es hat so gebrennt, dass alle hatten die, die... dachten dass die Haut wird sich mit dem Fleisch trennen.
00:12:16 So war, hat es gebrennt.
00:12:19 Und wir haben eine Hose bekommen, äh, eine Jacke, eine Mütze.
00:12:25 Und 3 Schuhe, 3 Holzschuhe mit Holz gemacht.
00:12:31 Und würden nach, in den Block genommen.
00:12:35 Ich war in Zigeunerlager, das war ein Zigeunerlager in, in, in, wie heißt, wie hab' ich das gesagt, Birkenau.
00:12:51 IV: Warum hieß das Zigeunerlager, waren da wirklich Zigeuner drin?
00:12:54 AL: Waren nicht, nicht mehr wenn wir kamen.
00:12:56 Da war Zigeunerlager und die, die wurden alle verbre.., es war um zu zeigen, dass sehr gut in...
00:13:06 Wenn, wenn's eine Kommission kam aus, äh, Roten Kreuz oder Sch.., Schweiz oder so was haben die Zigeuner gewäh.., gezeigt.
00:13:15 Die leben gut mit die Familien.
00:13:17 Und tanzen, springen und so weiter.
00:13:20 Aber die, die dürften das, das Platz für neue Häftlinge aus Lodsch und in eine Nacht haben die alle verbrannt.
00:13:29 In eine Nacht.
00:13:32 Und die wussten, wo die gehen.
00:13:35 Äh, haben sie erzählt, es war etwas furchtbar.
00:13:39 Und dann war ich im Zigeunerlager.
00:13:42 Ich war im Zigeunerlager.
00:13:44 Einmal, ich will es erzählen, ich wartete eine Suppe.
00:13:51 Da kam ein Kapo.
00:13:54 Und sagte zu mir: "Du hast schon heute gefressen das zweite Mal."
00:13:58 Sag' ich, ich wollte was sagen.
00:14:01 "Halt die Schnauze, halt die Fresse, du bist in Auschwitz, komm, 25 am Arsch."
00:14:06 Und wer 25 am Arsch bekommen hat, hat nicht gelebt lange.
00:14:12 Und mein Vater wollte was sagen, hab ich so gemacht.
00:14:16 Ich möchte doch nicht.
00:14:17 Und der hat mich genommen totzuschlagen, da kam ein anderer Freund, sein Freund sagte:
00:14:24 "Wo, wo nimmst du den, das Drecksack, den Drecksack?"
00:14:28 Hat gesagt: "Ich will ihn totschlagen, sicher."
00:14:33 Sagt er: "Komm doch mit mir, komm doch mit mir, ich will dir was zeigen, komm doch, was mach ich mit das?
00:14:37 Was brauchst du den da, der hat doch so viele."
00:14:41 Hat er mir ein, die Schläge gegeben.
00:14:44 Mit Gummi und macht es zurück, wenn ich komme zurück, mein Vater hat's nicht geglaubt, dass ich zurückgekommen bin.
00:14:52 Wir wurden verkauft für, nach, äh, im Lager Groß-Rosen.
00:15:04 Ich war aber nicht in Groß-Rosen.
00:15:07 Die Zentrale war in Groß-Rosen.
00:15:09 IV: Darf ich noch kurz fragen?
00:15:10 Wie lange sind Sie denn in Auschwitz gewesen, was haben Sie da gemacht?
00:15:12 AL: Das weiß ich nicht, in Quarantäne auch.
00:15:14 IV: Haben Sie da gearbeitet?
00:15:15 AL: Ich glaub' 40 Tage.
00:15:17 IV: Haben Sie dort gearbeitet?
00:15:18 AL: Nein, dort hat man nicht gearbeitet.
00:15:20 Da ist man gestanden den ganzen Tag.
00:15:22 Und Mützen, äh, Übungen gemacht und ganz genau aus nachher, als nachher in, in hier in, in, in Flossenbürg.
00:15:32 Wir standen, Mützen auf und Mützen ab stundenlang.
00:15:37 Mützen auf und Mützen ab, Mützen auf und Mützen ab.
00:15:40 Und Übungen gemacht.
00:15:41 Dort hat man nicht gearbeitet.
00:15:43 Und die, da haben immer, jeden Tag haben sie einen Selektion gemacht.
00:15:49 Die haben Selektia, ei.., hat es geheißen.
00:15:51 Die Selektia, um Gaskammer zu nehmen.
00:15:55 Wie lang, das weiß ich nicht.
00:15:58 Ich war einmal {räuspert sich} und da war ich, ich war noch jung, war 17 Jahre alt, 16 Jahre alt.
00:16:06 Und da haben sie einen Bube von linke Seite genommen, 2 Buben von rechts und ich wollte auch gehen, sagt er: "Mach' das zurück."
00:16:14 Und die haben mich nicht genommen.
00:16:16 Bis heute weiß ich nicht, wieso es war.
00:16:18 Das war in, das war in, in, äh, Birkenau.
00:16:29 Wir wurden verkauft nach, äh, Desinfektion gehabt und dann noch mal alles wieder noch mal.
00:16:38 Und ich hab keinen, keinen, äh, Tatoo, weil ich hab' nicht gearbeitet.
00:16:46 {unverständlich}, die anderen, die anderen, das waren Fabriken, die wurden gezeichnet.
00:16:52 Aber, ich mein Vater und ich, sind nach Groß-Rosen verkauft worden.
00:16:59 Und dort sind wir angekommen, das war, das Lager, hat, äh, das erste war es, Kaltwasser, nein.
00:17:08 Äh, Groß-Rosen, Kommando Kaltwasser.
00:17:13 Und in Kaltwasser, da gingen wir über in ein anderes Lager, das hab' ich ja auch gebaut.
00:17:21 Äh, Lärche, Kommando Lärche.
00:17:26 Dort hatten wir in, in Festigung gearbeitet, dort in diesen, in diesen Lagern, die haben uns nicht geschlagen.
00:17:35 Aber das Essen war ganz genau dasselbe.
00:17:38 Wir bekommten 200 Kilo, Kalorien, nicht nur dort, am Ghetto auch, 200 Kalorien.
00:17:46 Das war ein Stückchen Brot, 200 Gramm Brot, es war eine, das war aber nicht das Brot wie heute gegessen haben, es war ganz schwarz, voll mit Wasser.
00:17:55 Aber doch ganz gut geschmeckt.
00:17:59 Und eine Suppe, es sollte aus Gemüse sein.
00:18:02 Aber es war aber aus, äh, Kartoffelschalen.
00:18:06 Und wenn's genug Kartoffelschalen in den, in die Suppe reingefallen ist, da war es, da war es ein Feiertag damals.
00:18:13 Denn schon gedacht vielleicht kommt es zu den Ohren, werde ich noch mal, äh, Kartoffelschalen bekommen.
00:18:19 Und dann ein bisschen schwarzes Wasser.
00:18:22 Und dann es war nicht Kaffee, es war kein Kaffee.
00:18:25 Die Deutschen hatten auch kein Kaffee damals.
00:18:27 IV: Wie viele Menschen waren dort ungefähr, in Lärchen?
00:18:29 AL: Im Block?
00:18:31 IV: Äh, im gesamten Lager.
00:18:33 AL: Ah, das weiß ich nicht, es war voll.
00:18:36 Na, wir sind gleich, {räuspert sich} wir sind 70.000 herausgefahren, ne.
00:18:43 Und ein Drittel, wie viel ist ein Drittel von 70?
00:18:50 IV: Ja, 24.000 ungefähr.
00:18:54 AL: Nein, e.., ja, 25 sind gleich, gleich in die Gaskammer gekommen, ein Drittel.
00:19:00 Und zwei Drittel wurden manche in, äh, tatuiert.
00:19:07 Und zur Arbeit geschickt, in Fabriken.
00:19:11 Wo Auschwitz war, ich spreche jetzt von Auschwitz.
00:19:15 In Auschwitz, äh, wo wir arbeiteten und ich war in Lager zu verkaufen.
00:19:22 Da wurde ich verkauft.
00:19:24 Mit meinem Vater.
00:19:26 Wir sind nach, nach, äh, Kaltwasser gekommen.
00:19:35 Groß-Rosen, Kommando Kaltwasser.
00:19:38 Kommando Na.., da hatten wir auch genau dasselbe bekommen.
00:19:41 Schwier.., sehr schwer gearbeitet und...
00:19:43 IV: Welche Art von Arbeit war das?
00:19:46 AL: In, in, in Befe.., Befestigungen.
00:19:48 Ich war nicht weit, äh, aus, äh, wie hat das geheißen, Breslau.
00:19:54 Und da die Festungen gemacht.
00:19:57 Gegen, gegen Dosen.
00:19:59 IV: Panzergräben?
00:20:00 Was ge.., was genau haben Sie für Befestigungen gemacht?
00:20:04 AL: Festungen auch...?
00:20:05 IV: Panzergräben oder was?
00:20:06 AL: Na, Handgräber auch und auch Mauren, Mauren.
00:20:11 Und, und auch Zi.., Zug.
00:20:13 I.., Sta.., Bah.., äh, wie heißt das?
00:20:17 Bahne, Bahne, von eins, einem Platz zum anderen.
00:20:23 Zur, zu, sollen sie verstehen.
00:20:26 Und das haben wir bearbeitet dort.
00:20:28 Und die, es war ganz kalt.
00:20:32 Und wir arbeiteten, arbeiteten in, in, äh, Festungen, da war Zement.
00:20:38 Zement ist immer in, in Papier.
00:20:43 Und es war so kalt, ja, haben, wir haben einen, auch eine, äh, ein Hemd bekommen.
00:20:49 Und es war so kalt, vielen haben ein Stückchen Papier genommen hereinzulegen, ist so viel zu, zu, so kalt hinein.
00:21:00 Und wer... wir haben auch Nummern bekommen.
00:21:02 Was für Nummern das, das bedenk ich nicht.
00:21:07 {räuspert sich} Und da aufgeschrieben und wer sind Sie, wenn sind Sie, wieder ins Lager gekommen, waren Schläge.
00:21:15 Wir haben immer bis 5, 5 mal 2 Gummis bekommen, für 2, 2 Gummis am Arsch, ein Gummi in Arsch, immer Arsch.
00:21:23 Und in diese Lager waren wir ausgestellt, da kam ein, kam ein, äh, Kommission mit Ärzte.
00:21:35 War aber nicht zu, zu heilen.
00:21:37 Die kamen zu sehen {räuspert sich}, ob jemand nicht so schwach ist oder etwas.
00:21:44 Um nach, äh, Zentrale {räuspert sich} Groß-Rosen, in, zu hinrichten.
00:21:53 Und da hat mich ei.., eine, ein SS-Mann, junge noch, hat mich rausgenommen.
00:21:59 Hingesetzt und sagte mir, ich werde ei.., dein Zahn rausreißen und wenn es schmerzt, da kannst du schreien und wenn nicht, halt die Schnauze.
00:22:10 Da hat mir einer rausgerissen für nichts, einen Zahn.
00:22:15 Und nachdem wollte ich aufstehen, sagte er: "Setz dich hin.
00:22:21 Wenn du jaulst, wenn du sprichst nur ein Wort.
00:22:24 Oder was schieße ich dich weg wie ein Hund."
00:22:27 Und hat mir dann da rausgerissen, hier.
00:22:31 60 Jahre nachher wollte ich 2, 2 Zähne hier einsetzen.
00:22:36 Weil ich, ich hatte, ich hatte in, äh, Brücke heißt das, ne, und da wurden die, die Zähne verfault.
00:22:44 Und heute hab' ich hier, von ein Zahn hab' ich 4 und von ein Zahn hab' ich 3.
00:22:51 Die andere ist mein {räuspert sich}.
00:22:53 Auch einmal, ein anderes Mal hat es so geregnet, es war so kalt und ich war im, im, ich hab' gegraben dort und da waren Posten nicht weit von mir.
00:23:08 Der war ganz trocken, war mit Gummi und so.
00:23:12 Sagt er zu mir: "Jude, Brot."
00:23:15 Und hat mich ein Stückchen Brot geschmissen.
00:23:16 Ich bin raufgefallen, darauf gleich in den Mund genommen.
00:23:19 Und die anderen haben das gesehen.
00:23:21 Sind sie an.., angefangen z.., zu laufen.
00:23:24 Sind auf mir heraufgefallen.
00:23:25 Und da die Schießerei.
00:23:27 Ich weiß nicht, wie viel den Tag, äh, geschossen wird.
00:23:31 Und nachher, wenn ich dann lauf', da war genau derselbe mein, mein Freund.
00:23:38 Ich wusste nicht, was zu sagen, ich wusste, wenn ich das mache, dann schießt er mich weg.
00:23:43 Da hat er ganz langsam den Waffe runtergekommen.
00:23:47 Mit die Kolbe.
00:23:49 Hier die Nase zu.., gespalten.
00:23:54 Ich war, die ganze Welt fällt auf mir herauf.
00:23:58 Ich weiß nicht, hat geregnet.
00:24:01 Ich weiß nicht, wieso das Blut nie, nie, nie, ah, das ganze Blut, meins ist nicht raus.
00:24:06 Weiß ich nicht bis heute.
00:24:08 Aber doch weiß ich, dass 62 Jahre nachher ich, hier ist alles verstopft.
00:24:16 Ich atme nur diese Seite und dem Mund.
00:24:19 Nach 62 Jahre hab' ich das.
00:24:23 IV: {unverständlich} Sie dann nach Flossenbürg gekommen?
00:24:29 AL: Ja, dann kam nochmal {räuspert sich} die Front, ne.
00:24:33 Und die sagten: "Jetzt kommen wir nach ein Totenmarsch."
00:24:37 Wir waren 400 in ein Lager und 200 in einen anderen Lager, ich weiß nicht, wie das heißt, haben wir zusammen gemacht.
00:24:45 Und wir sind 600 Leute am Totenmarsch gegangen.
00:24:50 In den kurze Zeit wurden wir von 60 bis 70 auf von, von 70 zu, zu 50 Polen reduziert.
00:25:00 Wenn wir ging.., wir sind dann schnell gegangen fast ohne Schuhe und kein Essen.
00:25:14 Wir haben nur abends oder Nacht 4, 5 Kartoffel bekommen.
00:25:20 Wer ist raus aus die Schlange rausgin.., rausging, der wurde erschossen.
00:25:27 Wer sich hingesetzt hat, wurde erschossen.
00:25:31 Jemand zurückgestanden, hat auch erschossen.
00:25:34 Und bei Nacht waren wir im Feld.
00:25:38 Es war eiskalt.
00:25:40 Und viele wurden verfroren.
00:25:42 In den kurze Zeit, wir sind in den Totenmarsch sind wir wie, wir sind aus, äh, Groß Rosen fast in Tschechien untergekommen, wir war, ich war auch in, in, äh, Theresienstadt, die wollten uns nicht annehmen.
00:26:02 Sind wir weitergegangen. Fabriken und so weiter, niemand wollte uns annehmen.
00:26:08 Und in kurze Zeit, ich weiß auch nicht, wie lange ich hab' kein, kein, keine Zeit, weiß ich gar nicht.
00:26:13 Und in kurze Zeit wir, waren wir, i.., f.., 70 oder 57 {unverständlich} und, und 50 Leute.
00:26:26 Am Totenmarsch hat mein Vater zu mir gesagt:
00:26:32 "Siehst doch der Krieg ist zu Ende.
00:26:35 Und wenn sie werden uns nicht hinrichten, vielleicht wirst du überleben.
00:26:43 Und die {unverständlich} von mir, zu za.., du sagen sollst, dass wenn, wenn du befreit werden wirst sollst du niemals den Holocaust..."
00:26:54 Dan.., damals war es anderes Wort, war nicht Holocaust, "Sollst du das, was geschah mit uns, sollst du niemanden vergessen lassen.
00:27:02 Sollst immer erzählen, erzählen und erzählen."
00:27:06 Vielleicht Leute, es geht doch in Kopf nicht rein, dass so etwas passieren kann.
00:27:12 "Aber doch, du sollst immer erzählen."
00:27:15 Das mache ich bis heute.
00:27:16 Und jetzt hat er gesagt: "Mein Kind, ich kann nicht mehr laufen.
00:27:20 Meine Beine tragen mich nicht, meine Füße sind geschwollen.
00:27:24 Und ich will mich hinsetzen."
00:27:25 Da sagte ich: "Vater, wenn du dich hinsetzt, mache ich auch genau dasselbe.
00:27:30 Ich will nicht leben, ohne dir."
00:27:32 Sagt: "Nein, nein, du musst gehen, du musst doch gehen.
00:27:35 Du, geh doch", da.
00:27:36 Ich sagte: "Ich will nicht", wenn etwas zurückgestanden ist, dann bin ich auch zusammengestanden, wir waren immer zu fünf.
00:27:44 Sind wir zu fünf gegangen.
00:27:46 Da war eine, ein Mann neben uns Solidarität, da hat der mein Vater gefragt:
00:27:54 "Willst du dein Sohn soll überleben?"
00:27:56 Denn das Einzige, was {unverständlich} ist gleich, will gleich fallen, dann lass mich nicht, aber doch ich kann nicht mehr gehen.
00:28:02 Sagt er: "Lehn dich an mir an und dein Sohn und werden wir zusammengehen."
00:28:08 Mein Vater: "Die schießen doch, wenn jemand sich an den anderen anlehnt",
00:28:11 "Nun ja, werden wir alle 3 zusammen sterben.
00:28:14 Mach das, mach das."
00:28:17 Ja, das hat mein Vater gemacht.
00:28:18 Dauert noch ein bisschen Zeit, und das ist Solidarität.
00:28:24 Wenn der Mann war nicht besser als wir waren.
00:28:26 Aber doch wenn er hat, vielleicht hat er fünf Tage zu leben, drei Tage hat's für meinen Vater gegeben.
00:28:33 Und da war ein Zug.
00:28:37 Es war inmitten, inmitten die, die, die Felder dort war ein Zug.
00:28:42 War niemand drin.
00:28:45 Und der Kommandant hat ihn requisiert, ne, wie sagt man das, äh, genommen.
00:28:51 Und sagte, hat uns alle in ein Waggon eingesperrt, darum sag' ich vielleicht 60 Leute.
00:28:58 Wir waren 600.
00:29:00 Und wir gingen in ein Waggon herein.
00:29:02 Und wir sind danach weitergefahren.
00:29:06 Wir sind gefahren bis Neustadt.
00:29:10 Station Neustadt sind wir ausgestiegen.
00:29:15 Und ein Berg, sind in den Berg gegangen und da hat's geschrieben "Flossenbürg".
00:29:25 Da war es schon Flossenbürg.
00:29:28 Es war nicht, lich.., ich war nicht lange im Flossenbürg, aber es hat mich so gemarkt, dass Flossenbürg eines der schlimmsten Lager, ich war.
00:29:37 Für mich war es viel schlimmer als, als, äh, Birkenau und Auschwitz.
00:29:45 IV: Hatten Sie den Namen vorher schon gehört, Flossenbürg?
00:29:47 AL: Nein, nein, aber es war doch (???) wir sind angekommen wir müssten raufgehen es war, war peinlich für mein Vater und ich auch.
00:29:57 Aber wir sind, wir sind rein, dass, ich glaub' das Krematorium hat nicht mehr gearbeitet.
00:30:04 Das kann ich mich nicht erinnern.
00:30:06 Wir haben, wir bekommen, wir haben bekommen, ein, ein Nummer.
00:30:10 Und auch ein Buchstabe.
00:30:14 Für Juden war es J, Pole war das P, Russe war das R und, äh, Franzose waren keine Franzosen dort, doch, Franzosen waren F.
00:30:29 Und russische Offiziere, da waren auch russische Offiziere hier, in, in Flossenbürg.
00:30:33 Und die hatten ein F and O.
00:30:36 Russisch ein R und O.
00:30:39 Und da kommt die Nummer.
00:30:41 Und auch ein Winkel, Juden haben J mit roten Winkel bekommen.
00:30:45 Und alle anderen, war rote, schwarze, bla.., äh, lila, äh, usw... und ich wurde zugeteilt.
00:30:59 IV: Erinnern Sie sich an den Moment noch der Aufnahme, sind Sie erst zu den Duschen und so geführt worden?
00:31:05 AL: Nein, wir sind gleich, gleich nach, in, in Lager gekommen.
00:31:10 Diese Gruppe, andere weiß ich nicht.
00:31:14 Aber unsere Gruppe, wir waren vielleicht 60 Leute.
00:31:17 Sind, sind zugeteilt worden in Quarantänelager.
00:31:23 Wir haben, die Dusche habe ich nicht (???), aber Nummer haben wir bekommen.
00:31:28 Ich weiß nicht, wer das angenäht hat.
00:31:30 Man hat hier eins und da auch an die Hosen.
00:31:34 Wir wurden zum Block 25 zugeteilt.
00:31:38 Das war der schlimmste Block in, in Lager.
00:31:45 Da war ein Kapo.
00:31:46 Der hat, äh, vielleicht heißt er noch, äh, was habe ich gesagt, Karol, der hat ein, der hat ein Ber.., Beihelfer.
00:32:00 Ein Zigeuner und auch hat er ein Pupel gehabt.
00:32:05 Weißt du, was Pupel ist?
00:32:08 Der hat ein Liebhaber, ein Kind, Stamm, polnisches Kind gehabt.
00:32:13 Das war vom Kapo.
00:32:16 Der Blockälteste war ein Pole.
00:32:18 War aber immer besoffen.
00:32:21 Und de.., alles war zu Karols Verfügung.
00:32:25 Der Karol war ein Sadist.
00:32:27 Ein Mörder, das kann man sich nicht vorstellen.
00:32:32 Wir mussten sagen, de.., wenn der, wir sollten am.., immer antworten, weil:
00:32:37 "Was war deine Mutter?" Mussten stehen, "Ich, Herr Kapo, ich werde geheulsam, gehorsam, meine Mutter war eine Hure."
00:32:46 "Und was bist du?"
00:32:49 "Ich mehe, Kapo, ich melde Gehorsam, dass ich bin Hurensohn."
00:32:54 "Und dein Vater?"
00:32:56 "Ich melde gehorsam, dass mein Vater ein Hurensohn war oder ist."
00:33:02 Und nachher hatte ich Schlagen.
00:33:04 Der, der hat, der hat, in Kopf hat er mit beide Hände in die Ohren geschlagen, dass die, die Menschen sind tot gefallen.
00:33:14 Da war es fi.., da war ganzen Tag war es geschreien, da haben a.., die Leute wieder 25 Schläge bekommen.
00:33:22 Da komm, 25 am Arsch für nicht und gar nicht.
00:33:25 Es war so kalt, dass, haben sie uns weggestellt, einer hat es weggestellt.
00:33:31 Und die anderen haben mich rumgestellt, um etwas nicht so, soll nicht so kalt sein.
00:33:40 Und das haben wir einen Ofen gerufen.
00:33:43 Der, der ist dann gekommen auch und immer in die, in Kopf geschlagen.
00:33:48 Mit seinem Gummi, es war unbeschreiblich.
00:33:55 Die Suppe auch, {räuspert sich} manchmal haben wir die Suppe bekommen, da waren Russen auch.
00:34:01 Und wenn gleich da, die Suppe nicht da... zu kaufen, zu kaufen die Suppe zu bekommen, müssten wir, äh, äh, Hälfte Brot weggeben, wenn einer einen Teller hat.
00:34:11 Zu kaufen einen Teller.
00:34:12 Ohne Löffel, ohne nichts.
00:34:15 Und da...
00:34:20 IV: War das wirklich 'ne Quarantänestation in dem Sinne, dass Sie gar nicht aus dem Block rausdurften?
00:34:32 AL: Wir si.., wir sind nur außen Block, wir konnten nicht im Block sein.
00:34:36 Wir waren in, in, in, de.., jeder Block hat sein bezeichnet, wo zu sein.
00:34:42 Wir hatten, der Block war so und wir hatten einen Platz, wo zu sein.
00:34:47 Wir konnten nicht in anderen Block kommen.
00:34:50 Ich weiß nicht, viele waren auch mit, mit Stecheldraht und anderen nicht.
00:34:56 Ich glaube, wo ich war, war kein Stecheldraht.
00:34:59 Aber ich musste immer hier sein.
00:35:00 Ja, ich war kein, es war kein St.., Stecheldraht, weil ich, äh, ich ging einmal rein, in 3, Block 2, äh, 23.
00:35:07 Da war ein guter Kapo.
00:35:10 Und ein guter, äh, Blockältester.
00:35:14 Und die, diese, die waren immer im Block.
00:35:17 Keine Arbeit, Quarantäne.
00:35:19 Aber da, wo ich war, 25, das Schlimmste, wir konnten nicht in, in...
00:35:25 Nur, nur bei Nacht nach dem Stückchen Brot bekommen, manchmal war es bisschen Salami auch, Stückchen Salami und da, das war eine Suppe.
00:35:35 Und wir waren dort.
00:35:39 Dort war es eine Krankheit wie Cholera.
00:35:43 Etwas wie Cholera, ich weiß nicht den Namen genau.
00:35:46 Aber es bleibt gar nicht im Magen.
00:35:49 Wenn etwas esst, da kommt es gleich mit (???) runter.
00:35:53 Und das hat mein Vater bekommen.
00:35:56 Gleich die ersten Tage.
00:35:59 Da war ein Block, der heißt, äh, ich habe vergessen, wir sollten da nicht reinkommen.
00:36:17 Um, auf die, die Toilette, es hat aber kein Toilette geheißen.
00:36:25 Im Block war...
00:36:27 IV: Latrine.
00:36:28 AL: Latrine, ja, ja, Latrine, Latrineblock, da sollte niemand reingehen.
00:36:34 Reinkommen, und die Leute, ich, ich un.., un.., sind nicht zu, zu, zum Rauchen hereingekommen.
00:36:43 Sie sind, Leute sind da rein, es war so kalt, wo.., wollten ein bisschen weniger Kälte haben.
00:36:50 Dann sind sie in die Latrine rein.
00:36:53 Und da war gleich der Karol, hat geschlagen, dass niemand soll drinnen sein.
00:37:00 Ich habe meinen Vater dann gesucht, weil eins hat er mir gesagt, dass alles von unten heraus war, komm raus.
00:37:08 Und der (???) hat mir gesagt, und ich hab in die Latrine gemerkt, {weint} dort war mein Vater und das Blut schnell und wir konnten nicht rausnehmen eine Leiche.
00:37:39 Sollte immer bleiben, im Platz bleiben.
00:37:41 Aber doch Solidarität, hab' ich viele Leute hier gebeten.
00:37:45 Dass sie mich mal meinen Vater helfen im Block zu, hereinzulegen.
00:37:50 Da haben mich... das ist Solidarität, wer etwas gemacht hat, wurde auch totgeschlagen.
00:37:55 Und doch haben sie es gemacht mit mir zusammen und wir haben mein vor, meinen Vater {räuspert sich}, da hat er, war er derselbe, hat gesagt, leg doch dorthin.
00:38:04 Mein Vater wurde zwischen die Toten, die Leiche, die war, das habe ich gesehen.
00:38:12 Wenn die Läuse gingen los, los zu mein Vater, hab' ich gesehen, mein Vater war eine von die 6 Millionen Juden, die vernichtet worden sind.
00:38:24 Mein Vater hatte 45 Jahre, war 45 Jahre alt.
00:38:30 Und die haben ihn totgeschlagen, der Kapo hat ihm totgeschlagen.
00:38:34 Und so war es dort.
00:38:38 Einmal haben sie uns genommen zum Bad.
00:38:42 Haben uns auch gebaden, und die Kleider auch desinfiziert.
00:38:50 Und bis heute weiß ich nicht, wir haben Buchstaben und Nummern.
00:38:57 An Stirne geschrieben.
00:38:59 Ich weiß nicht, was das war.
00:39:02 Rote Tint.., mit rote Tinte.
00:39:05 Buchstaben und, und Buchstaben und, und Nummern.
00:39:11 Mein Vater auch.
00:39:14 Nein, mein Vater war schon tot.
00:39:16 Und ich weiß nicht, was war, was geschrieben war.
00:39:19 (???) ich wollte ja sagen, der Krematorium arbeitet nicht mehr.
00:39:24 Damals... haben sie meinen Vater, das habe ich gesehen, mein Vater wurde außerhalb diese Lager verbrannt.
00:39:31 Die haben Feuer gehabt mit Holz und die Leichen hereingeschmissen.
00:39:37 Mein Vater war keine Leiche, der war ein, ein, wie sagt man das, ja, so die war.
00:39:56 Und da haben sie angeschrieben, da, weil sie, weil mein Vater, mein Vater war schon tot.
00:40:03 Und da haben sie angeschrieben und bei Nacht, in der Nacht zu morgen wurde... ein paar Tagen nachher, ein paar Tage nachher haben sie 1000 Schlosser genommen.
00:40:15 1000 Schlosser rauszuschicken, ich war Schlosser.
00:40:19 Ging ich zu, haben sie mich zurückgeschickt.
00:40:21 Und ich ging nicht mehr 1000 Schlosser, ich war noch paar Tagen in Flossenbürg, da kam ein Befehl von Himmler, kein, es kommt nicht in Frage, ge.., ein, ein Häftling lebendig in die Hände des Feindes reinfallen soll.
00:40:38 Und da war ich (???).
00:40:41 Das Ge.., das Befehl war in April, glaube ich.
00:40:46 Ich glaube, es war April.
00:40:49 Und ich war noch in Flossenbürg, Block 25.
00:40:55 Da haben sie nachher, noch die anderen, die 1000 sind weg.
00:40:59 Und wir wurden in einen Zug, in einen Waggon hereingeschmissen.
00:41:06 Auch 40, 70 Leute, einer in anderen.
00:41:09 IV: Darf ich noch kurz vorher fragen, haben Sie gearbeitet überhaupt in Flossenbürg?
00:41:13 AL: Nein, auch genau, in Flossenbürg war es ganz genau dasselbe.
00:41:16 Ganzen Tag Mützen auf und Mützen ab und Übung gemacht.
00:41:19 Mützen auf und Schläge.
00:41:22 Da, das war alles.
00:41:23 In Flossenbürg hab' ich nicht gearbeitet.
00:41:25 Einmal haben sie mich genommen, um einen Kessel Kaffee zu bringen.
00:41:32 Da ging ich den Lager heraus zu der Küche.
00:41:36 Da habe ich einen Freund vom Ghetto begegnet.
00:41:40 Sein Name war oder ist, ich glaube, das ist, war Woda.
00:41:47 Der war mit seinem Vater im anderen Lager, in Arbeitslager schon, KZ.
00:41:54 Ich war in Quarantäne und die hat mich gesehen: "Was machst du hier, wo bist du denn?"
00:42:00 Er war, vor dem Krieg hatte im Stein gearbeitet.
00:42:03 Er hat die Buchstaben fün, für, für, äh, Friedhof, für den Friedhof ge.., gearbeitet und die Nummern und, und, und, äh, Namen geschrieben und hat... und da, hier war er auch bei Arbeit.
00:42:20 Was der gemacht hat, weiß ich nicht.
00:42:22 Aber ich habe dort getroffen.
00:42:23 Sein Name war Swoda.
00:42:24 Ich war ganz zufrieden ihm zu sehen.
00:42:28 Aber ich ging zurück doch.
00:42:30 Mit die, mit dem Kessel, äh, Wasser.
00:42:33 Und das hab' ich ihm gesehen, ja.
00:42:38 Wir wurden am Zug (???).
00:42:41 IV: Noch mal eine, eine Frage zum, haben Sie denn auch das Dorf gesehen, haben Sie die Menschen gesehen, die im Dorf gelebt haben?
00:42:46 AL: Nein, nein, es waren immer Wehrmacht, und ich habe niemand gesehen.
00:42:52 In die andere Lager habe ich noch gesehen.
00:42:55 Habe ich gesehen auch die, die Meister, die Meister in anderen Lagern waren Deutschen.
00:43:00 Und zum Beispiel das Lager zwischen, das Lager Lärche...
00:43:06 Wir waren Lager, im Lager Kaltwasser.
00:43:09 Aufzubauen Lärche kam ein Meister von, wir waren keine Kunden, wir wissen gar nicht.
00:43:18 Das hat er gezeigt, wie zu machen.
00:43:21 Aber hier in Flossenbürg nicht.
00:43:23 Ich habe nicht gesehen.
00:43:25 Ich hatte nur die Kapos und Postens gehabt.
00:43:28 Kapo, die Blockälteste, Blockälteste und dann, wieder in Zug eingestiegen.
00:43:39 Und würden nach vorne geschickt zur Ertrink.., Ertranken in Bodensee, der ganze Zug.
00:43:49 Es kam, es kam Befehl nie.., niemand soll, wenn nicht in die Hände fallen, haben sie uns genommen dort, zu ertrinken.
00:43:57 In Zwischenzeit wurden wir bombardiert, nein, nein, erstens kamen wir nach Offenburg.
00:44:05 In Offenburg, Offenburg wurde bombardiert.
00:44:08 Haben sie uns runtergenommen.
00:44:10 Und die, wir sollten die Straßen sauber machen und so.
00:44:14 Da kam es auch... der Zigeuner, wie habe ich da gesagt, äh, der Zigeuner war auch zusammen.
00:44:22 In Flossenbürg, in diesem Block, da mussten wir, wenn wir einen, äh, Appell hatten, sollten wir die, die, die Mund aufmachen.
00:44:32 Und die haben reingespuckt.
00:44:34 Und wenn jemand etwas gemacht hat, eine Miene so, wurde, wurde 25, wurde totgeschlagen mit 25 am Arsch.
00:44:45 Das war Flossenbürg.
00:44:50 IV: Und die Fahrt nach Offenburg?
00:44:51 Die hat, wie lange hat die gedauert?
00:44:53 AL: Ja, {räuspert sich} wir waren ein paar Tagen noch in Offenburg.
00:44:57 Und von Offenburg sind wir weitergefahren, wir wurden bombardiert, nochmal bombardiert, aber (???) bombardiert.
00:45:05 Und wir waren versteckt.
00:45:07 Wir waren versteckt, den ganzen Tag und bei Nacht sind wir nach Tuttlingen gekommen.
00:45:14 In ein, das war ein, äh, Passagierbahn.
00:45:20 Die Züge waren Passagier, wir haben uns haben (???).
00:45:23 Und keine, sind wir dorthin, ich, ich war ganz geschwollen.
00:45:28 Und ich konnte nicht sitzen, hab' ich mich hingesetzt Boden, die Beine rausgezogen, mich angelehnt hier und wüsste, ich sterbe weg.
00:45:42 Ich war ganz ruhig, ich hatte keinen Hunger, keinen Durst, keine Schmerzen, nur die Beine ein bisschen und da ich wusste, ich geh sterben, ich war ganz gut mit mir (???).
00:46:00 Da war's ein, hat's aus, hat's ein, äh, Explosion, und der Zug ist bis nach Immendingen gekommen.
00:46:11 Ohne jemand zu halten.
00:46:13 In Immendingen sind wir, sind wir wieder gestanden.
00:46:17 Und da wusste ich, ich bin fertig.
00:46:21 Ich habe die Augen zugemacht und gewartet bis der Tod kam.
00:46:26 Da war, habe ich auch gehört am Bahnhof, äh, Schreien und, und, und Schreien, ne.
00:46:36 Ich, es war aber nicht mit mich.
00:46:38 Ich wurde, ich wüsste ich sterbe.
00:46:40 Da kam ein Mann, hat mich angestoßen.
00:46:43 Und hat mir etwas in eine Sprache, ich weiß nicht, was für eine Sprache er gesprochen hat.
00:46:48 Und dann ist er weg, zurückgekommen mit ein Topf Milch.
00:46:54 Und hat mir gesagt: "Trink."
00:46:57 Ich konnte aber die, die Hände nicht aufheben.
00:47:00 Hat er mein Kopf zurückgestellt und das Milch mir hereingegossen.
00:47:04 Ich habe einen Sohn, der ist Professor Doktor Ar.., Arzt.
00:47:11 Universität Brasilien, wenn der war noch Student hab' ich erzählt das.
00:47:16 Sagt er: "Vater, du solltest damals sterben."
00:47:19 Ich war 28 Kilo.
00:47:21 Und die Proteine, so viele Proteine bekommen, das sollte mich gleich hinrichten.
00:47:28 Aber es war ganz anders.
00:47:30 Ich hab' mich besser gefühlt.
00:47:32 Ich habe die Augen aufgemacht.
00:47:33 Ich wollte nicht mehr sterben.
00:47:34 Und ging raus, warum, warum ist der Mann hier ge.., zu mir gekommen.
00:47:39 Äh, wenn jemand stirbt vor Hunger und Kält, da macht man, macht er die Augen nicht zu.
00:47:48 Der sei.., war alle Toten, ich war, ich war am Boden.
00:47:53 Angestoßen, hab' die Augen aufgemacht, aufgemacht ist er wieder zurück zu mir gekommen.
00:47:58 Und ich bin raus, da sagten die, die Deutschen haben geflüchtet, sind, wieder sind frei, wir sind frei.
00:48:06 Für mich war es ganz egal, ich war so, für mich war es ganz egal, ja, ja, sterben, nicht sterben.
00:48:13 Aber doch sind sie, ich war viel mit Läuse, da war ein Waggon mit Kleidung.
00:48:20 Er sah, (???) und, und die anderen da, da hab ich genommen, dem, mein Läuse ge.., Kleider wegzuschmeißen.
00:48:27 Aber die Läuse waren noch mehr.
00:48:30 Und die, da war es Pritschen, im Waggon für die deutschen Soldaten.
00:48:37 Da sind so Junge zugekommen.
00:48:39 "Komm doch da raus", sind rein, in eine Pritschen.
00:48:43 Da bin ich rein, das erste Mal nach fünf Jahre war ich in, in ein sauberes Bett.
00:48:49 Ich war im Pritsche, doch im Bett.
00:48:52 Ich wurde befreit bei die Franzosen.
00:48:56 Die sind nicht gekommen, nicht zu fragen.
00:48:59 "Wer seid ihr", ja, sie si.., sind gekommen, wir haben gefragt, ob so, äh, Französe zwischen uns sei.
00:49:07 Da waren 3 oder 4 Franzosen, da haben sie weggenommen.
00:49:10 Und wir waren als Mist gelassen.
00:49:13 Wir waren nachher, war ich dort, nach paar Tagen sind sie wieder zurückgekommen.
00:49:22 Ganz wenig, 2, 2 Tage.
00:49:25 Und sagten, dass die werden die Stadt verlassen, Immendingen, und wir sollten nach Donaueschingen kommen.
00:49:34 Sind 21 Kilometer.
00:49:36 Die, die, dass die Deutschen wieder zurückkommen werden.
00:49:40 Aber kein Transport.
00:49:42 Ich konnte ein halbe Meter gehen.
00:49:45 Wir konnten 21 Kilometer, bin ich wieder geblieben dort.
00:49:50 In Immendingen.
00:49:52 Zum Morgens wieder mal alles raus, raus, raus.
00:49:59 Die SS ist zurückgekommen.
00:50:00 Da waren nur SS.
00:50:01 Raus, raus, raus, er hat, {räuspert sich} wir haben uns angestellt, nach vorne in den Waggon, waren viel, viel, nicht viele, waren doch..
00:50:11 Manche, und der sagte: "Wir haben die Stadt geplündert."
00:50:14 Und: "Wir werden alle erschossen werden."
00:50:18 Hab' ich meine Hosen bisschen raufgezogen.
00:50:22 Der zeigte mir, ich hatte kein Schuhe, es war so geschwollen, ich hatte keine Schuhe.
00:50:26 Sag ich: "Herr Scharführer, sehen Sie doch bitte, ich hab', ich bin doch geschwollen, ich, ich bin keine Plünderer."
00:50:34 "Ja, halt die Schnauze, und die anderen haben auch ihr (???) gefressen, kommt alle", und wir gingen zum Schießen.
00:50:42 Wir waren fast am Platz, da kam ein Pfarrer, und Zivil, oder zwei Zivil, glaube ich.
00:50:52 Und die haben ihm gebeten, besser nicht, wir sollten nicht hingerichtet werden.
00:50:59 Die sagten nicht, man soll doch nicht schlachten, man soll doch nicht, äh, totschlagen.
00:51:05 Oder so, dass (???). Judenblut war ganz billig... Die sagten:
00:51:10 "Doch, wenn ihr die Leute hinrichtet hier, und geht weg, nachher werden die Franzosen kommen.
00:51:18 Und die werden die Leute hierher finden, da werden wir bezahlen, se.., werden wir bezahlen."
00:51:25 Das hat etwas in Kopf rein.
00:51:27 Hat uns Schule genommen.
00:51:29 Und nachher in eine Bunker.
00:51:33 Und ich habe, wir haben, ich hab', äh, Schlacht gehört, bombardieren und so weiter.
00:51:39 Und wenn ich bin raus, da war es schon weiße Fahne, die haben sich untergegeben.
00:51:45 Da war ich richtig frei.
00:51:48 Ich war frei zwischen Leichen.
00:51:52 Ich war k.., 28 Kilo.
00:51:55 Ich konnte fast nichts sehen.
00:51:58 Ohne Heimat, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschwister.
00:52:05 Ohne Freunde, ohne Heimat, wie ich gesagt habe.
00:52:11 Ohne Geld, ohne was haben sie den meine Jung.., Jungheit und, und, äh, alles zu genommen, zu gestohlen, ich war 17 Jahre alt.
00:52:31 Aber doch war ich 12.
00:52:33 Zu diese Zeit war ich 5 Jahre, war ich verfluchter Jude, ich war ein Hund, Drecksack, Hurensohn.
00:52:43 Und so weiter.
00:52:44 5 Jahre Beleidigungen, Schläge, Hunger und Not.
00:52:49 Und da war ich wieder mal, aber doch, ich wollte erleben, die Franzosen haben verboten in ein z.., hereinzukommen in eine Wohnung.
00:53:07 Aber doch sind wir rein, 5 Jungen.
00:53:09 Und wir soll.., die haben fast kein Essen gegeben.
00:53:12 Da mussten wir, in, in, äh, Land.., Landschaft, nicht Landsch.., äh, wie im Bauern.., Bauern.., Bauernhof.
00:53:24 Um essen zu, zu beten.
00:53:27 Und ich denk das, das erste Mal, ich war noch, noch ein Junge.
00:53:33 Waren 5 und immer, immer war ich mit noch eine, warum, weiß ich nicht.
00:53:36 Und da bin ich, hat sie gefragt: "Was wünschst du denn?"
00:53:40 "Was wolltest du denn haben?"
00:53:42 Hab' ich Kartoffelschalen gesagt, ich will Kartoffelschalen.
00:53:46 "Was, Kartoffelschalen? Für was?"
00:53:48 "Für essen, wir sind 5, 5 Junge, dort in Immendingen, wir brauchen doch zu essen, 5..."
00:53:54 "Kartoffelschalen, wolltest du kein Kartoffel haben?"
00:53:56 Es ging nicht in meinen Kopf rein, dass ich konnte Kartoffel beten.
00:54:02 Dann hab' ich Kartoffelschalen, Kartoffelschalen war das Beste.
00:54:06 Und auch ein Ei.
00:54:08 Sie hat gefragt: "Wolltest du ein Ei haben?"
00:54:11 Ei, Ei, ein Ei für mich war ganz weiß und wie ein Kartoffel, alle ganz weiß.
00:54:18 Und da war es rot, gelb, bl.., blau, gelb, schwarz, weiße, etwas, so was.
00:54:27 Und ich hab' nur gesehen, nachher, nach 5 Jahre, hab' ich ein Ei gegessen.
00:54:32 So war ich außer der Welt.
00:54:36 Nachher bin ich zu mir gekommen, etwas, da bin ich von der französische Zone raus.
00:54:45 Deutschland war besatzt von 4 Besatzungszonen.
00:54:50 England, F.., Franzosen, Verzeihung, England, Franzosen, Russen und die Amerikaner.
00:54:57 Ich war in alle 3.
00:54:59 Bis, ich bin nach, zu Amerikaner Zone gekommen.
00:55:03 Da bin ich in ein DP-Camp, das heißt Verschleppte Personen-Lager.
00:55:09 War ich in, äh, Zeilsheim.
00:55:13 Bei Frankfurt.
00:55:14 Nachher haben sie aufgemacht, wenn jemand fahren woll oder in Deutschland bleiben oder in, nach Belgien.
00:55:24 In die USA, Kanada, äh, Neuseeland, Australien.
00:55:32 Ich hab die USA ausgewählt, ich wollte aus, aus, äh, Europa raus.
00:55:41 Der Nazismus war zu Ende.
00:55:45 Aber da war Kommunismus.
00:55:47 Und damals hatten wir die Befürchtungen, dass noch mal ein Krieg kam.
00:55:52 Da wollte ich aus Europa raus.
00:55:54 Ich hatte einmal, hatte ich genug.
00:55:55 Und bin ich nach A.., Amerika gefahren.
00:55:58 Ich war dort, ich war dort, äh, fast 2 Jahre, Jahre und etwas.
00:56:03 Da habe ich eine Tante in Brasilien gefunden.
00:56:06 Und die wollte mich sehen.
00:56:08 Ich war der Einzige bis heute, ich bin der Einzige, der aus eine Familie bis 60 Personen lebendig geblieben bin.
00:56:19 Da bin ich nach Brasilien gekommen.
00:56:24 Ich wurde sehr gut aufgenommen.
00:56:26 Und bin nicht mehr nach Amerika zurückgefahren.
00:56:29 Ich habe wieder nochmal mein Leben hergestellt.
00:56:33 Ich hab' geheiratet.
00:56:36 Heute habe ich 2 Kinder, 2 Söhne.
00:56:38 Eine arbeitete in Öl.
00:56:40 Und eine ist Doktor Professor Arzt, äh, als, als, äh, spezialisiert in Alzheimer.
00:56:48 Der ist Doktor Professor Universität.
00:56:51 Und hab' 2 Enkeln.
00:56:53 Und ich bin auch, bin ich Franzo.., äh, Franzose, äh, brasilianischer Bürger und auch bin ich Ehrenbürger der Stadt Rio de Janeiro.
00:57:11 Und auch der Staat Rio de Janeiro.
00:57:14 Bin Ehrenbürger geworden.
00:57:16 Auch bin ich Vorsitzende der, des Verein der Juden in Brasilien, die dem Holocaust überlebten.
00:57:28 Ich, äh, auch in anderen Teilen, ich, ich gehe, heute mache ich Vorrecht, gib ich Vorrechten in Schulen, Universitäten, äh, Clubs.
00:57:42 Und überall, wo man ruft mich, da gehe ich, dass mein Va.., mein Vater ist, der wollte es haben.
00:57:52 Und das mach' ich bis heute.
00:57:54 Hier auch, aber doch, ich habe alles erzählt hier.
00:57:59 Ohne Rache und ohne Hass.
00:58:03 Das kann ich ja sagen.
00:58:05 Ich erzähle es wie es war.
00:58:08 Immer wenn ich in Schule spreche oder so was, sage ich immer, ich bin nicht hier, um zu sagen, ich bin Opfer.
00:58:15 Ich hab' so viel gelitten.
00:58:18 Es war so schlecht, nein.
00:58:20 Ich erzähle es wie es war.
00:58:22 Aber e.., es soll niemals wieder geschehen.
00:58:25 Die Leute sollen es sehen, in den Kopf hereinnehmen, um zu kämpfen, kämpfen, ja, Kampf.
00:58:31 Nie wieder, nie wieder.
00:58:35 Das ist meine Aufgabe und das mache ich.
00:58:39 IV: Ja, vielen Dank.
00:58:55 AL: Alle anderen sind auch, aber Flossenbürg doch.
00:58:59 Da war ich, das Schlimmste für mir war Flossenbürg.
00:59:04 Ich war jetzt, ja, ja, {räuspert sich} ich war vor 2 Jahren, 205 {meint: 2005}, war ich in Deutschland nach 60 Jahren, bin ich wieder mal nach D.., Deutschland gekommen.
00:59:23 Und ich war in Immendingen auch.
00:59:27 Ich war in Auschwitz.
00:59:29 Wo alles geschah.
00:59:32 In Immendingen, da wollte ich den Pfarrer sehen, der Pfarrer.
00:59:36 Und des war 15 Jahre als gestorben ist.
00:59:41 Ich habe aber mit den, äh, Bürgermeister gesprochen und der hat ein Buch geschrieben.
00:59:47 Über.., und da war es auch über dem, dem Zug, der von Flo.., äh, Offenburg gekommen ist.
00:59:54 Und auch ganz genau dasselbe, was ich, ich hab' ein Buch geschrieben, der Überlebende.
01:00:01 Und ganz genau ohne ein Datums, ohne Zeit.
01:00:05 Aber dort habe ich, heute habe ich die Datums, wann es war, wo es war, wo es war, weiß, wüsste ich.
01:00:12 Aber in Immendingen, des, das heißt, das Buch heißt Immendingen.
01:00:15 Und nachher kommt die Zeit, dass die SS zurückgekommen sind.
01:00:20 Und so weiter, ganz genau dasselbe.
01:00:22 Ich bin, ich, ich schreibe (???).
01:00:26 Und ich wollte der Pfarrer sehen.
01:00:28 Der Pfarrer 50 Jahre tot.
01:00:30 Und der hat ges.., auch gesagt, dass viele Leute kommten zu seiner Mutter, um etwas essen zu, zu, zu bitten.
01:00:40 Weil vielleicht war ich ja auch bei deiner Mutter.
01:00:44 Ich habe keine Rache, keinen Hass.
01:00:48 Und, äh, ich (???) dafür, dass ich bin kein Nazi.
01:00:54 Und die hatten Rassenhass und, und Hass und Hass und Hass.
01:00:58 Ich kann doch dasselbe nicht machen.
01:01:01 Da habe ich halt deutsche Freunde, Brasilianer Freunde, Christen, Juden, für mich ist ganz egal.
01:01:08 Auch Kinder, für mich sind alle Kinder gleich.
01:01:12 Und alle Kinder bei mir stehen für 1 Million 500.000 Kinder, die am Holocaust vernichtet worden.
01:01:23 Ich hab' Kinder im Herzen, ich habe 2 Enkel auch, schon 25 Jahre.
01:01:30 Der andere 23, aber Kinder für mich sind die Hauptsache.
01:01:45 Nie wieder.
01:01:52 IV: Vielen Dank, dann können wir dieses Interview beenden.
01:01:58 AL: Ja.