Media Collection "Interview Annemarie Biedermann 2005"

AGFl_0009
Video 01:30:23
12/08/2005
Murnau am Staffelsee
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Interview mit Annemarie Biedermann, die bei der DESt in Flossenbürg als zivile Sekräterin angestellt war.

Originator/Copyright holder Medienwerkstatt Franken
Source(s) KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Medienwerkstatt Franken
Usage conditions Nur mit Einverständnis und Nennung von Archiv bzw. Urheber
Display format Interview, Rohmaterial
Interviewer Alexander Schmidt
Camera Günter Wittmann

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00:00:00 AB: .. geschickt, nicht? Die kennen Sie.
00:00:00 IV: Genau. Und natürlich, natürlich werden wir dieses Buch jetzt da nicht hinlegen, dass Sie es lesen.
00:00:06 Sondern der Witz an der Sache ist, dass Sie es sozusagen erzählen.
00:00:10 Sie müssen sich also nicht scheuen, wenn Sie jetzt etwas schon geschrieben haben..
00:00:14 AB: Ja.
00:00:14 IV: ..und ich kenne das schon, ja?
00:00:15 AB: Ja.
00:00:16 IV: Sie müssen sich immer vorstellen..
00:00:17 AB: Ja.
00:00:18 IV: Es kommt jemand, der sieht, aha, da läuft ein kleiner Film. Und dann hört er Frau Biedermann..
00:00:23 AB: Ja.
00:00:24 IV: Und die bringt diesem Besucher jetzt nahe, was ist Flossenbürg.
00:00:29 AB: Da bin ich ja schon ein halbes Dutzend Mal gefragt worden, ob das gesendet wird und wann.
00:00:33 IV2: Einfach nochmal loslegen.
00:00:33 IV: Einfach sozusagen nochmal neu loslegen. Es übrigens kein Problem, wenn Sie irgendwie..
00:00:37 AB: Ich mein, von, von Bekannten, also jetzt Frisör und so weiter, nicht?
00:00:40 IV: Genau. Also, Sie müssen sich vorstellen, ich bin Ihr Frisör, und Sie erzählen mir von Flossenbürg 1929.
00:00:47 CM: Wir sind soweit.
00:00:48 AB: Also mit 29, des geht ja noch ein Stückchen weiter zurück, wie wir überhaupt Flossenbürg kennengelernt haben.
00:00:55 Wenn ich das noch erzählen kann, das macht nicht viel aus, aber das würde ich ganz gerne sagen.
00:00:59 Ja, wenn es Ihnen recht ist?
00:01:00 IV: Gerne, gerne. Also, wie haben Sie..
00:01:02 AB: {Räuspert sich} Jetzt fängt der Hals wieder an.
00:01:03 IV:.. Flossenbürg eigentlich kennengelernt?
00:01:04 AB: Also, das ist so. Ich hatte eine alte, eine ältere Klavierlehrerin, die wir alle sehr respektierten.
00:01:10 Und äh das gab es in Flossenbürg noch den alten Pfarrer Schultze, der war Indienmissionar.
00:01:16 Ein sehr gütiger, sehr beliebter alter Herr, ein evangelischer Pfarrer.
00:01:21 Und der sorgte für Kinder und hatte von meiner Klavierlehrerin weg..
00:01:25 Oh mein Hals.. unseren Jüngsten eingeladen als einziges Kind damals erst.
00:01:32 Und mein Putzi, der war so begeistert von Flossenbürg und von alledem, dass er heimkam und erzählt hat:
00:01:40 "Ja, das ist ja eine wundervolle Gegend, und da müsst ihr hin und müsst ihr hin."
00:01:43 Und daher hat meine Mutter entschlossen, mit mir.. sich entschlossen, mit mir im nächsten Jahr äh, raufzufahren.
00:01:51 Die großen Ferien waren ja sechs Wochen damals für uns, nicht?
00:01:55 Raufzufahren und mit mir zusammen da Urlaub zu machen.
00:01:57 Das war das Jahr 1929, wo ich als 16-Jährige Flossenbürg zum ersten Mal kennengelernt hab'.
00:02:04 Und da hab' ich ja so geschrieben, der große See gehörte mir allein.
00:02:07 Und hab' geschwärmt von der Burg, nicht.
00:02:10 Und so weiter. Das müssten Sie ja eigentlich kennen aus der, aus der Trilogie. Und dann hat es..
00:02:14 IV: Sie müssten es mir sozusagen einfach nochmal erzählen.
00:02:17 Wenn Sie sich jetzt mal versuchen zurückzuerinnern.
00:02:20 AB: Ja.
00:02:20 IV: Sie betreten 1929 zum ersten Mal Flossenbürg.
00:02:25 AB: Ja. Da hab' ich die ganze einmalige wunderbare Landschaft kennengelernt.
00:02:29 Und habe auch, weil wir privat ja gewohnt haben als noch, ich würde mal sagen, neueste Urlauber.
00:02:35 Ob da vor uns schon welche da waren..
00:02:37 Bei der Familie Meiler, eine Schreiner.. eine.. ein Schreinerhaus.
00:02:41 Ähm und zwar im großen Wohnzimmer.
00:02:45 Unterher war die Schreinerei.
00:02:47 Und die drei Kinder, die drei kleinen, hab' ich kennengelernt.
00:02:50 Also es war ein herrliches familiäres Zusammensein.
00:02:53 Und äh das war das erste Jahr, sehr sonnig, sehr schön, sehr unternehmungsreich.
00:02:58 Und ich lernte vor allen Dingen den großen Beerenreichtum kennen.
00:03:02 Wir haben unendlich viel gepflückt.
00:03:05 Sogar Himbeeren, so viel, dass wir bei der Frau Meiler in der Küche Himbeersaft kochen konnten und verpackt in Kisten nach Hause schicken.
00:03:12 So war die Ernte damals.
00:03:14 Ja, also kurz und gut. Im zweiten Jahr, das war dann 1930, ich glaube, das war das total verregnete Jahr, nämlich sechs Wochen Regen.
00:03:23 Sechs Wochen Regen.
00:03:25 Man hat nicht gewusst, wie man aus dem Haus kommen soll.
00:03:27 Dann haben wir gesagt, wir setzen noch ein Jahr drauf.
00:03:30 Dann sind wir einund.. Moment.. 29, 30, 31 waren wir dann nochmal da.
00:03:35 Und da waren schon die aller, allerersten, das waren aber nur ein, ein Hochzeitspaar aus Leipzig.
00:03:41 Und eigentlich haben wir sonst noch niemanden gesehen.
00:03:43 Das Ganze war außerordentlich dörflich gehalten.
00:03:47 Immer noch, es gab die katholische Kirche und der gegenüber, also am oberen Mittel, Mittelpunkt kann man sagen, äh der gegenüber war ein großer Bauernhauf.
00:03:58 Der Bauernhof des Ortes überhaupt.
00:04:00 Münchmeier, wie sehr viele andere auch hat er geheißen.
00:04:04 Und wenn Sie es jetzt ganz genau wissen wollen:
00:04:05 Das war ein toller äh Bursch, groß gewachsen, und sehr hübsch und wir haben uns verliebt, wir beide.
00:04:12 Insofern bin ich dann zur Kirchweih eingeladen worden, dort mit zu tanzen.
00:04:18 Und da war ich aber schon in etwa ein bisschen verlobt mit dem Forstreferendar, was meine Mutter ja unterbunden hatte.
00:04:25 Weil ich.. weil sie gemeint hat:
00:04:26 "Du bist überhaupt noch nicht reif zu heiraten, mit 16 macht man das nicht." Damals.
00:04:31 Und äh jedenfalls tanzte ich dann wiederum am Stecken mit dem Bauernburschen, und dann kam der Herr Referandar dazu und wollte mal abklatschen.
00:04:40 Und dann hab' ich ihn einfach stehen lassen.
00:04:42 Und am andern Morgen, die haben ja im Haus gewohnt.
00:04:45 Das war eine sogenannte Forsteinrichtung, die da alles vermessen mussten in der Gegend.
00:04:51 Am andern Morgen stand er vor mir und sagt:
00:04:53 "Warum hast du mir das angetan?"
00:04:55 Also ich hab' mit einem Bauernburschen den Herrn Akademiker ausgebuchst nicht.
00:04:59 So war die Situation.
00:05:01 Nun ja, kurz und gut, das ging ja dann später sowieso auseinander, weil meine Mutter mich davon abgehalten hat.
00:05:08 Ja und was haben wir dann noch gemacht? Das war das 31.
00:05:11 Ja und dann waren wir Flossenbürg fern geblieben, denn ich ich ging so allmählich ähm in der Lawolf-Schule auf das Abitur zu.
00:05:24 So ganz langsam.
00:05:25 Mit 20 Jahren hab' ich das Abi gemacht.
00:05:29 Und dann war nix mehr mit Flossenbürg.
00:05:31 Lange Zeit nix mehr.
00:05:33 Und äh da kam.. na da wollen wir mal eins weiter gehen.. äh die Zeit 1942/43..
00:05:40 IV: Können wir nochmal bei den 20er-/30er- Jahren bleiben.
00:05:43 AB: Ja.
00:05:44 IV: Ähm sag.. ähm wenn man an Flossenbürg denkt, denk' ich jetzt, mein erster Eindruck war ein bisschen die Burg.
00:05:51 War das für Sie auch so?
00:05:52 AB: Die..
00:05:53 IV: Die Burg.
00:05:54 An welche Gebäude erinnern Sie sich denn noch in Flossenbürg?
00:05:58 AB: Ja, an die, an die ganze Burg eigentlich.
00:06:00 Die Burg war meine Wonne.
00:06:02 Ich hab' ja auch irgendwie geschrieben, ich bin ja dann etwas dichterisch veranlagt von da oben.
00:06:07 Und hab' also fast jeden Tag, mindestens jeden zweiten Tag äh die Tour da rauf unternommen.
00:06:13 Und fühlte mich allein sehr königlich.
00:06:16 Und ähm dies alles ist mir untertänig, gestehe, dass ich glücklich bin und so weiter.
00:06:22 Das ist mir alles noch aus der Schule auch eingefallen.
00:06:24 Also die Burg A und O.
00:06:27 Und drum.. ich hab's glaub' ich schon erwähnt, später diese Ausstellung in Weiden mit den Häftlingsbildern, die haben also auch alle die Burg als Motiv hergenommen.
00:06:36 Ja, und äh dann musste man über die Burg den ganzen Berg hinunter, und das war alles Steinbruch, Steinbruch, Steinbruch.
00:06:43 Und durch ein bisschen Wald auch.
00:06:46 Und kam endlich unten am großen Gaisweiher an.
00:06:49 Der große Gaisweiher heißt eigentlich Silbersee, aber das ganze Volk hat ihn Gaisweiher genannt.
00:06:55 Und da war eigentlich unten nur noch am vorderen Ende die Mühle, Münchmeier hieß der auch meines Wissens, der Müllner.
00:07:05 Und am hinteren Ende, es ging übrigens eine Forststraße so quer durch, hat die beiden Weiher getrennt.
00:07:11 Und am kleineren Weiher hinten war am Ende, aber um die Ecke rum auch eine ja, ach Gott ganz leichte Wirtschaft.
00:07:19 Man konnte da nicht irgendwie groß äh Quartier nehmen oder was.
00:07:23 Die hießen auch Münchmeier.
00:07:25 Und dann kam die Zeit - jetzt muss ich ein bisschen einen Sprung machen - wo meine Mutter äh, die sich also in ähm sagen wir mal Nürnberg/Erlangen, ja wir waren ja da nach der Flucht nach Erlangen gekommen, nicht halten konnte.
00:07:40 Also die war nie, nirgends zufrieden.
00:07:42 Und hatte aber dieses Holzhaus da oben gekannt aus Balken.
00:07:47 Ich glaube, es steht heute noch.
00:07:49 Das einem der beiden Söhne gehört, die da unten also auch diese Wirtschaft hatten.
00:07:54 Und da hat sie sich das gemietet für ein paar Jahre, lebte da mutterseelenallein.
00:08:00 Hat sich überhaupt nicht gefürchtet, weil ja alles, was Spitzbuben waren, im Gefängnis waren mehr oder weniger.
00:08:06 Wir konnten also seelenruhig alle, eine wie sie wollte nach der andern in den Wald gehen, in die Wälder gehen.
00:08:13 Und manchmal auch mit einigen, mit einem Förster oder mit zweien aus der Forsteinrichtung, die waren ein paar Jahre da.
00:08:21 Und dann äh kam die Zeit, wo wir ähm zwischendurch mal entweder ich oder mein Bruder mit Frau - er war ja dann verheiratet - meiner Mutti Urlaub gemacht haben.
00:08:34 Das hab' ich auch geschrieben noch, wie ich äh da auf dem Sack hab' schlafen müssen.
00:08:40 Das Haus hat uns begeistert alle miteinander, weil es etwas höher lag.
00:08:43 Und man hatte den wundervollen Blick auf den kleinen Gaisweiher.
00:08:46 IV: Ja.
00:08:47 AB: Nicht, der da abgetrennt war.
00:08:48 Und wo Mutti auch mal drin steht und zu baden zu versucht. Ja, kurz und gut..
00:08:52 IV: Wenn Sie, wenn Sie an ihre ersten Besuche nochmal zurück in Flossenbürg denken.
00:08:56 AB: Ja.
00:08:57 IV: Ich hab' jetzt den Eindruck, dass Sie so zu den ersten Touristen gehörten.
00:09:02 Gab es denn noch andere Gäste, oder..?
00:09:05 AB: Ja ich war.. also wir waren die ersten, noch einmal, äh Mutter und ich.
00:09:10 Also mein jüngster Bruder der allererste, und wir drauf ja die nächsten, Mutti und ich.
00:09:15 Und dann ein weiteres Jahr später dieses junge Rechtsanwaltpaar aus Leipzig waren die gekommen.
00:09:21 Aber von wegen touristisch hat sich da überhaupt noch nichts gezeigt.
00:09:25 Es gab die Forststraßen bis zur Silberhütte rauf.
00:09:28 Die Silberhütte war ja ein bestimmter Punkt, den man ganz gerne anmarschiert hatte, nicht.
00:09:34 Aber es tat sich wenig da droben.
00:09:36 War also so ziemlich der höchste Punkt.
00:09:38 Wenn es nicht noch einen höheren gab.
00:09:40 Und äh da hat man höchstens mal einen Spaziergang hinauf unternommen.
00:09:43 Und so ein bisschen Jause gemacht.
00:09:46 Aber nicht viel weiter, denn man hatte ja auch einen wunderbaren Rundblick oder noch viel mehr von der Burg aus über das ganze Land, nicht.
00:09:53 Wenn man von Nürnberg herfuhr, nicht Auto, mein Gott nein, in, in der Zuckelbahn,
00:09:59 und irgendwo tauchte plötzlich ganz in der Ferne diese Burg auf, das war immer ein Gefühl, das kann man einfach nicht beschreiben, nicht.
00:10:06 Man wusste, wenn man jetzt runterfährt so allmählich über Vilseck und so weiter und so weiter bis nach Floß.
00:10:12 Floß war die Umsteige bzw. Aussteigen.
00:10:15 Von da aus musste man laufen.
00:10:17 Da ging's nicht weiter.
00:10:19 Ja. Weiden war dazwischen, aber irgendwie doch ein bisschen sehr abgelegen.
00:10:24 Ja von wem oder was möchten Sie da noch wissen aus der Z..?
00:10:27 IV: Ich hätte da jetzt nochmal eine Frage. Wenn man sich an die 20er-/30er- Jahre erinnert..
00:10:31 AB: Ja.
00:10:31 IV: Was gab es denn da für Gaststätten? Ist man da in Gaststätten gegangen?
00:10:36 AB: J.. Stätten ist zu viel gesagt.
00:10:39 Ich kannte eine bei der Kirche oben in der Nähe.
00:10:41 Der Jahreis hat der geheißen, sehen Sie, ich weiß sogar den Namen.
00:10:45 Da war man gut versorgt.
00:10:47 Und eine in der Mitte der Straße, den Namen weiß ich jetzt im Moment nicht.
00:10:52 In der Mitte der Straße, die heißt ja heut Hohenstaufenstraße.
00:10:55 Wie's damals geheißen hat, weiß ich nicht.
00:10:57 In der Mitte dieser Straße, wenn man von unten raufkam äh da, das war auch ein gutes Gasthaus.
00:11:03 Da war man ganz gut versorgt.
00:11:04 Da konnte man einkehren.
00:11:06 Aber irgendein anderes ist mir eigentlich nicht bekannt.
00:11:08 IV: Also der Jahreis heißt heute auch noch Jahreis.
00:11:11 AB: Ja.
00:11:12 IV: Wird auch noch von einem Herrn Jahreis betrieben.
00:11:13 AB: Ja.
00:11:14 IV: Dem Sohn oder..
00:11:15 AB: Ja. In der Nähe der Kirche, nicht?
00:11:17 IV: Genau neben der Kirche.
00:11:18 AB: Ja.
00:11:19 IV: Heißt "Zum Schlossberg", aber die Einheimischen sagen Jahreis.
00:11:22 AB: Jahreis, ja.
00:11:22 IV: Wenn Sie an Flossenbürg denken damals.
00:11:25 Was hat denn den Ort geprägt? War das das Bäuerliche oder waren es..
00:11:31 AB: Nein.
00:11:31 IV: ..die Steine? Der Granit? Oder was war es?
00:11:34 AB: Es, es war eine bettelarme Bevölkerung, weil es eigentlich im Wesentlichen Steinhauer waren.
00:11:40 Die haben ja den schönen Granitstein da oben.
00:11:43 Und das war ihr Beruf, nicht.
00:11:44 Und ich kann gleich dran äh mal anknüpfen.
00:11:48 Wir hatten ja zwei Schubert.
00:11:49 Einen, der die Sache oben leitete, und der andere war der Max Schubert, der ein bisschen weiter unten wohnte, aber der Steinhauer von Beruf.
00:11:57 Und den wurde, der wurde später von der SS dafür hergenommen, den Häftlingen das Steinhauen, das Steinklopfen zu lernen, nicht.
00:12:05 Also, der war ein richtiger Steinhauer.
00:12:06 Aber der war mit uns persönlich nicht so sehr bekannt.
00:12:10 Ähm was mir immer wieder gefallen hat, das war die Einfachheit und die Ehrlichkeit dieser Menschen.
00:12:17 Trotz ihrer großen Armut und ähm deshalb ist mir das eigentlich unvergessen.
00:12:22 Die Zeit der Beeren, wo einer dem andern gesagt hat, jetzt kommen die, dann kommen die.
00:12:27 Und dann gab's noch äh wie hieß denn der Ort, ein Stück weit da hinten naus.
00:12:32 Fällt mir vielleicht später wieder ein, wo die Preiselbeeren so gewachsen sind.
00:12:36 Himbeeren und alles und alles war da.
00:12:37 IV: Georgenberg, glaube ich.
00:12:39 AB: Georgenberg. Genau.
00:12:40 Sie haben das..
00:12:41 Da war auch die Forsteinrichtung zuerstmal festgesessen, bis sie zu uns nach Flossenbürg kam.
00:12:46 Die wohnten übrigens zum großen Teil.. wie viele waren es überhaupt?
00:12:50 Vier oder fünf, wohnten sie bei Meilers auch im oberen Stockwerk.
00:12:54 Das war sehr schön.
00:12:56 Ja kurz und gut, und da war immer ein Mords Leben in der Küche selber, die war groß genug.
00:13:00 Und äh die Kinder waren da auch mit untergebracht mit viel Geschrei oder.
00:13:05 Irgendwie war es menschlich ganz einfach, anders als heute, nicht.
00:13:10 Es gab keinerlei irgendwelche Ansprüche, die man in irgendeinem vornehmen Lokal hätte erfüllen können.
00:13:17 Danach suchten wir auch nicht.
00:13:19 Das Urige von Flossenbürg, das war mir so gelegen.
00:13:22 Und da haben wir uns auch ewig später dann darüber unterhalten und immer wieder daran gedacht.
00:13:27 Ich hab' ja auch damals schon einige Fotos gemacht mit der Schwarzweißkamera.
00:13:31 Hatte noch gar keine.. da gab's noch gar nicht so die Farbbilder.
00:13:35 Und später ja auch viele andere Fotos wie Sie ja sehen auf dem Titelbild von dem Dings da, vom..
00:13:42 IV: Mir fällt auf, dass eigentlich Flossenbürg, hab' ich das Gefühl, so von Nürnberg aus entdeckt wurde.
00:13:48 AB: Ja.
00:13:49 IV: Also dass es sozusagen einen ersten Besucherstrom von Nürnberg, von Franken..
00:13:54 AB: Ja.
00:13:54 IV: .. Richtung Flossenbürg gab, und dass Sie sozusagen zu den ersten gehörten.
00:14:00 AB: Ja genau.
00:14:00 IV: Ich hab' mal gelesen, einen Betriebsausflug gab's auch mal der Firma Siemens-Schuckert aus Nürnberg nach Flossenbürg.
00:14:08 Sind Ihnen solche Gruppen auch mal begegnet?
00:14:11 AB: Also in dem S.. in diesem Sinne nicht.
00:14:14 Also wir haben schon Flossenbürg von Nürnberg aus entdeckt.
00:14:17 Aber eben immer nur in diesem jugendlichen Alter mit der Bahn da hintergefahren.
00:14:21 Und ähm wo ich später da aus Österreich und so weiter und so weiter zurückkam, war ja Siemens Reiniger da, also nicht Schuckert, und zwar in Erlangen.
00:14:30 Da hab ich Siemens Reiniger kennengelernt.
00:14:32 Aber Siemens Schuckert, das war wohl bekannt, aber hat uns nicht weiter berührt, nicht.
00:14:37 Wir sind als alleinige Familie dorthin gefahren.
00:14:41 Wie gesagt, immer wieder der Anfang bei Pfarrer Schulze, der ja später dann sowieso weggegangen ist nach Indien und dort verblieben offenbar.
00:14:49 Und äh der neue Pfarrer, der hat uns nicht so sehr interessiert.
00:14:52 Interessant war die Kirchweih, denn in diesem Dreieck Bauernhof - Kirche, also Jahreis meinetwegen noch mit, Kirche, war auf der Seite eine Schiffschaukel gestanden.
00:15:02 Das war für uns ein.. damals schon ein großes Ereignis nicht, dass man da äh schiffschaukeln konnte.
00:15:09 Und da war auch der eine Meiler, der Bruder vom Herrn Meiler, war da und hat mich da mächtig in die Höhe getrieben.
00:15:16 Ja, kurz und gut, es sind halt alles so Einzelerinnerungen, äh die mich immer wieder..
00:15:20 IV: Flossenbürger Kirchweih, gab's.. wenn Sie die beschreiben, was gab's da so im Ortszentrum?
00:15:25 AB: Da, da gab's erstens einmal.. ja, das war wunderschön, ob in andern Häusern auch, aber ich nehme es an.
00:15:31 Es war die Sitte, äh, bei so manchen, nicht nur bei Meilers, stand ja nebendran ein Backofen außen, wo man auch Brot gebacken hat.
00:15:40 Und zur Kirchweih, da haben Sie dann diese berühmten flachen und billigen Kuchen mit einem ganz dünn gestrichenen äh gelblichen Käse..
00:15:50 Ob das nun ein, ein echtes Ei war oder da gab's ja so was Besonderes, das man wie hieß denn das..
00:15:56 Safran glaub ich, wo man das Ei gelb machen konnte.
00:16:00 Und da wurden große ähm Käsekuchen sowas Ähnliches gebacken, mit viel Beeren drauf.
00:16:07 Und auf's Brett und reingeschoben in den Backofen.
00:16:10 Also der Backofen war ein großes Ereignis, also auch beim Brotbacken.
00:16:14 Und der lag ein ganz kleines bisschen tiefer also zwei Stufen rauf.
00:16:17 Ich hatte eine Aufnahme von Frau Meiler gemacht, die existiert noch als Ölbild in meinem Keller unten, wie so manches andere auch.
00:16:25 Und äh das hat mich natürlich äh begeistert auch.
00:16:30 Was mich von der Familie Meiler, wo wir da ja gewohnt haben alle die drei Jahre, äh sehr begeistert hat auch, das war im Grunde genommen erstmal die Armut.
00:16:40 Die konnten ja nicht einmal was Gescheites im Garten pflanzen, weil Steine, Steine, Steine überall nicht.
00:16:45 Und da stand aber ein Kirschbaum, und unter demselben hat der Schreiner Seppel, haben wir immer gesagt, er selber, eine Bank gezimmert gehabt und einen Tisch davor.
00:16:55 Und gegen Abend, also das war das besonders Romantische.
00:16:58 Gegen Abend saßen wir dann auf der Bank, er und meine Mutter und ich, und kam noch jemand dazu.
00:17:05 Und dann hat er sein sogenanntes Grammoler da herausgeholt, das war ein stehendes Grammophon, vom Boden auf.
00:17:11 Und er hatte wunderschöne Platten.
00:17:14 Und wir saßen da, und dann kam der Herr Kommissär.
00:17:16 Also nämlich unten, wenn man von unten rauf kam, war links das große naja Kommissärhaus haben wir halt einfach gesagt.
00:17:24 Da war die.. irgend so 'ne Grenzpolizei oder irgendwas drinnen.
00:17:28 Und der Herr Kommissär, ein sehr äh guter und großartiger Mann, mit vier Töchtern und so weiter.
00:17:35 Der kam dann auch rüber und hat zugehört.
00:17:37 Und aus der unmittelbaren Nachbarschaft auch noch jemand.
00:17:40 Es war immer ein sehr, sehr nettes Treffen da.
00:17:42 Und was mich neulich also wirklich in Erinnerung fast zurückgerissen hat, muss ich sagen:
00:17:48 Da habe ich von Ihrer Sekretärin gehört, dass mich eine aus der Meiler-Familie, und zwar die jüngste, auf einem Bild erkannt hat.
00:17:57 Und die hat auch, die, die Anni war das, hat äh gefragt nach meiner Adresse und so weiter, hat aber noch nichts hören lassen.
00:18:04 Und die ähm hat damals zwar noch nichts davon gehabt von diesen Treffen.
00:18:09 Aber ich wusste von den schönen Schallplatten, die es.. also heute noch so zum Teil zwischendrin mal aufgelegt werden im Bayern.. ne Bayern 2 eher als Bayern 4.
00:18:20 Und da kam an diesem Tag am Sonntag Früh der Faust-Walzer von Gounod.
00:18:25 Den hat der Meiler auch gehabt.
00:18:26 Also ich war direkt wie umgeworfen.
00:18:29 Eine Erinnerung an diese Zeit ohnegleichen.
00:18:31 Denn das war so unglaublich gemütlich bei aller Armut, nicht.
00:18:36 Äh da war nichts besonderes Fashionnable oder was.
00:18:39 Man war einfach ähm der einfache Mensch war man da geblieben durchaus.
00:18:44 Hat aber viel erzählt, nicht.
00:18:46 Jeder hat was zu erzählen gehabt.
00:18:48 Das war eine der gemütlichsten und äh goldigsten Zeiten.
00:18:52 Ja was gibt es noch..
00:18:53 IV: Eine letzte Frage würde ich gern noch zu den 20ern stellen.
00:18:56 Welche Rolle hat denn so die Kirche gespielt in dem Ort?
00:19:00 Sind alle am Sonntag in die Kirche gegangen? Wie, wie..
00:19:02 AB: Also da muss ich ganz ehrlich sein, eine Zeitlang war ich der Kirche äh mehr oder weniger fern geblieben.
00:19:09 Das kam auch durch äußerliche Ereignisse.
00:19:12 Ich bin evangelisch und natürlich so getauft und konfirmiert.
00:19:17 Und hab' meinen Mann, der auch evangelisch war, hab' ich evangelisch bereits in Laufamholz dann geheiratet und getraut.
00:19:25 Und auch der ähm Trauergottesdienst hat da noch stattgefunden.
00:19:30 Und seit wir dann weg waren von Laufamholz, also von Laufamholz nach Flossenbürg gezogen..
00:19:35 Das ist ja glaub' ich extra beschrieben in dem Blatt, das da mit drinnen liegt in der braunen Geschichte, was ich Ihnen geschickt habe.
00:19:41 Ähm da war's dann aus mit der Kirche.
00:19:45 Pfarrer Schulze war weg.
00:19:46 Der nachkommende junge Pfarrer hat uns nicht interessiert.
00:19:49 Und äh katholisch war zwar meine Mutter, aber die hat schon gleich mehr äh zu dem Protestantismus zugeneigt, nicht.
00:19:58 Also mit katholisch war eigentlich da mehr oder weniger gar nichts los.
00:20:02 Aber wir haben gesehen zum Beispiel irgendeine Prozession.
00:20:06 Die kam eines Tages von Nord nach Süd, also ging runter.
00:20:10 Und da war der Exposi haben sie ihn genannt, der Herr Expositus, der war mit dabei.
00:20:15 Und der guckte immer mit großen Augen auf uns da rüber, ob wohl wir da dazugehören oder nicht.
00:20:20 Das sind also so Kleinigkeiten, die man da trotzdem registriert hat, und ich schon vor allem, weil ich halt dafür ein visuelles Gedächtnis auch habe.
00:20:28 Ja, das waren die beiden Kirchen, und da hat jede für sich irgendwie existiert nicht.
00:20:35 Das war wahrscheinlich in der Hauptsache auch katholisch, nehme ich an.
00:20:38 IV: Ja, Flossenbürg ist ja so ein besonderer Fall, weil es ja Protestanten und Katholiken vor Ort gibt.
00:20:44 Und es also sozusagen nicht wie sonst in der Oberpfalz eindeutig katholisch dort ist.
00:20:49 AB: Ja.
00:20:49 IV: Sondern gemischt.
00:20:49 AB: Ja es ist gemischt, nicht.
00:20:50 IV: Gemischt. Und was auch ein bisschen mit dieser Granitindustrie, mit den Steinhauern und so zu tun hat, die ja auch von woanders dann herkamen.
00:20:59 AB: Ja.
00:20:59 IV: Ähm, erinnern Sie sich so an Steinbrucharbeit in dieser Zeit, also bevor Sie bei der DESt waren, sondern wie Sie so ein junges Mädchen war, waren?
00:21:07 Äh, hat man das gesehen, sind da Steine durch den Ort gefahren worden, oder wie war das?
00:21:13 AB: Nein, nein das nicht.
00:21:13 Das gar nicht.
00:21:14 Aber ich erinner' mich daran, dass ich also da und dort mal um diese Riesenblöcke oder was rumgegangen bin.
00:21:20 Und es gab Folgendes, das betrifft mich auch persönlich leider.
00:21:24 Äh es gab äh verschiedene Steine, die sich aushöhlen ließen.
00:21:30 Da konnte man, bevor der Krieg zu Ende ging, also man hat ja dann versucht zu verstecken, was nur irgendwie ging.
00:21:36 Ich hatte zwar mein kleines Zimmer im untersten Forsthaus.
00:21:39 Aber ich hab' gedacht, nun ja, wer weiß wie es da läuft.
00:21:43 Und hab' auch eine solche Höhle in solch einem großen Stein äh gefunden, wo ich ein paar sehr kostbare Sachen an Stoffen reingesteckt hab'.
00:21:53 Eine wundervolle große, von mir selbst entworfene ähm Feinleinen weiße Tischdecke für zwölf Personen und zwölf Servietten dabei.
00:22:03 Die wollte ich doch retten.
00:22:04 Und grade die schönen Sachen, die ich da rein gebracht hab, die sind während wir weg waren, alle gestohlen worden.
00:22:11 Und ich weiß auch von wem.
00:22:12 Das wurde mir aber viel zu spät gesagt, ich habe mich dann nicht mehr gemeldet.
00:22:15 Ausgerechnet mit der schönen Leinendecke in einem Gasthaus, das ist ja nun nicht das Schönste gewesen.
00:22:21 Ganz unten übrigens am Fuß von Flossenbürg fällt mir ein, war ja auch noch ein Gasthaus, in dem ich als erste eingezogen war, bevor ich Wohnung bekam, nicht.
00:22:29 Ja kurz und gut, die Sachen sind da gestohlen worden und äh dann waren uns die Steine nichts mehr wert. Aber was noch?
00:22:38 IV: Wenn wir heutzutage, wenn ich jetzt in Flossenbürg bin und arbeite, dann hör' ich ab und zu so richtige Sprengungen.
00:22:44 Und dann ist wieder irgendwas im Steinbruch passiert.
00:22:48 Hat man das damals auch gehört, oder..?
00:22:50 AB: Nein, das waren.. Wissen Sie, das waren Häftlingssachen.
00:22:53 Und das hat sich halt alles für unser Ohr hinter dem ganzen Trakt Kommandanturgebäude und was da sonst noch war, abgespielt, so dass man gar nichts gehört hat.
00:23:02 Was ich eher gesehen habe, das war ab und zu so ein kleiner Trupp von fünf, sechs Mann, die durften ausrücken in den Wald mit einem SS-Mann und Hund natürlich.
00:23:12 Die haben da Waldarbeiten verrichten dürfen und wurden auch abends wieder dann, wenn es Zeit war, zurück geführt.
00:23:18 Was ich aber erzählungsweise vielleicht weitergeben kann:
00:23:22 Wie ich dort ankam, war der Erste Kommandant, den ich hätte kennen lernen sollen, Gott sei Dank nicht, der Künstler, der hat Künstler geheißen und sein Adjutant Baumgartner.
00:23:32 Äh dieser Künstler war einer der Üblen.
00:23:35 Und das wurde mir vom Förster erzählt in dessen Haus.
00:23:39 Also das Forsthaus war nur für Wohnungen gedacht, hat nichts mit Forstamt zu tun.
00:23:45 Aber da gehörte eine Wohnung dem Förster Weber, und da konnte ich ein Zimmer abbekommen von der ganzen Geschichte.
00:23:51 Und dieser Förster Weber war amtlich abgestellt als Begleiter für den Künstler, der ein äh Jagdfan war, nicht, also ein begeisterter Jäger, und da musste der Weber immer mitgehen.
00:24:05 Und er war selber sehr witzig und hat dann abends, wenn wir bei Tisch saßen, saß übrigens nur seine Frau und der kleine Junge mit dabei, hat er solche Sachen erzählt, wo ich ja gesagt hab', furchtbar.
00:24:15 Der Künstler zum Beispiel war einer, der die Häftlinge spät hat raustreten lassen, barfuß natürlich wo es geschneit hat und winterlich kalt.
00:24:24 Und es war ihm völlig egal, wenn da einer nach dem anderen umgefallen war.
00:24:28 Also der war so richtig einer von den ganz Schlimmen, nicht.
00:24:31 Der hat sich aber dann weggemeldet, Gott sei Dank.
00:24:34 Ist zum Heer gekommen.
00:24:37 Und es folgte der Koegel, der Bäckermeister Koegel mit dem dicken Kopf nicht und so.
00:24:42 Es war also eine äh massive Figur.
00:24:45 Der war von Anfang bis Ende, wie ich ihn überhaupt kennengelernt hab' dann, war der Kommandant.
00:24:52 Er hat sich übrigens später, hab' ich aus der Zeitung mal entnommen, paar Jahre später oder paar.. weiß ich wann, hat er sich aufgehängt, weil er damit rechnen musste, dass er ja auch zu den Nürnberger Prozessen oder was äh gemusst hätte.
00:25:05 Und da hat er lieber vorher Schluss gemacht.
00:25:07 Also Koegel lebte da nicht mehr.
00:25:09 Ja und kurz und gut..
00:25:11 IV: Wenn wir jetzt mal nen Schnitt machen, die 20er Jahre passé.. Sie sind ja dann..
00:25:15 AB: Ja.
00:25:16 IV: (???) Sie sind ja 1942 aus persönlichen Gründen dann nochmal nach Flossenbürg gekommen.
00:25:26 AB: Ja.
00:25:26 IV: Sie wollten beginnen mit dem Malen..
00:25:29 AB: Ja.
00:25:30 IV: Sie wollten sich in der Stille Flossenbürgs..
00:25:33 AB: Ja.
00:25:33 IV: ...weil Sie es gut kannten aus den 20er Jahren..
00:25:36 AB: Genau.
00:25:36 IV: ...nochmal vorbereiten.
00:25:37 AB: Ja es..
00:25:37 IV: Wenn Sie jetzt an Flossenbürg da denken, wie Sie '42 nochmal kommen..
00:25:41 AB: Da gibt's.. Da muss ich ja die Vorgeschichte erzählen.
00:25:44 Der Krieg kam ja immer näher, die waren ja schon in Würzburg.
00:25:50 Und ich hatte die Vorahnung, ich muss wirklich sagen, manchmal hab ich einen 7. Sinn oder was.
00:25:54 Ich hatte absolut die Vorahnung, dass wir dran kommen.
00:25:57 Und da hat meine Mutter und wer sonst auch gesagt:
00:25:59 "Ich glaub, du spinnst. Die wollen doch Nürnberg, was wollen denn die mit Laufamholz."
00:26:03 Wir waren ungefähr einen halben Meter von Nürnberg-Mögeldorf weg nach Osten gelegen.
00:26:09 Also ein hübscher Ort, der aber auch so etwas zerstreut bäuerlich da und dort und dies und das.
00:26:14 Und links und rechts der Bahnlinie, die ging da auch durch.
00:26:18 Das muss die Ringbahn gewesen sein.
00:26:20 Ja, und da hab' ich gesagt:
00:26:22 "Ich bleibe hier nicht, denn wir werden was herkriegen, ihr werdet euch wundern."
00:26:27 Und meine Mutter wollte da bleiben, und da hab' ich gesagt:
00:26:29 "Na gut, dann geh' ich einmal alleine rauf und werde das Gelände sondieren."
00:26:33 Und ich hab' dann gleich eben dieses Zimmer im Forsthaus bekommen.
00:26:37 Und habe da schon besuchsweise die Sekretärin vom, von Schubert, also von der wie sie das heute Gefolgschaft nennen.
00:26:47 Also von der zivilen Gesellschaft gekannt.
00:26:50 Und die hat gesagt, ich äh, da war ja mein Mann schon gefallen, ja natürlich.
00:26:54 "Frau Biedermann, ich stell Ihnen einen Wagen zur Verfügung, dass Sie Möbel raufbringen."
00:27:00 Und da kriegte ich so einen kleinen Lastwagen, und mit dem konnte ich also meine Couch, dann meine zwei Sessel, meine Kommode, einen Schrank, ein kleines Tischchen..
00:27:09 Also so das Allernötigste konnte ich verladen und wunderschön dieses kleine Zimmer damit ausstatten.
00:27:16 Das war also schon einmal der Anfangspunkt.
00:27:19 Und dann kam dazwischen, dass mein jüngster Bruder in Russland gefallen war.
00:27:24 Und da hat mich die Gemeinde angerufen, ich solle doch nach äh Laufamholz zurückkommen und das meiner Mutter mitteilen.
00:27:31 Es war kein Mensch, ihr das zu sagen.
00:27:33 Nicht einmal die Gemeinde.
00:27:35 Hab' ich also gemacht, und es war natürlich fürchterlich.
00:27:37 Ich mein', es war vorher schon für mich fürchterlich, wie mein Mann gefallen war.
00:27:40 Jetzt also der Putzi auch noch.
00:27:42 Dann gab es nur noch den mittleren, der in Danzig studiert hat.
00:27:46 Also Hoch- und Tiefbau und was weiß ich sonst wie.. Diplom-Ingenieur.
00:27:49 Und dann hab' ich zu meiner Mutter gesagt:
00:27:52 "Schau mal, du siehst ja wohl ein: Du kannst hier nicht allein bleiben.
00:27:54 Und du wirst sehen, es geschieht hier Fürchterliches.
00:27:57 Bitte, bitte komm also auch mit nach Flossenbürg."
00:27:59 Hat sich dann überreden lassen, hat in.. auch im unteren Flossenbürg aber auf der anderen Straßenseite ein Zimmer bekommen bei der Christl hat die geheißen.
00:28:10 Und hat da allerdings sehr viel weniger mit raufnehmen können.
00:28:13 Aber sie war gut untergebracht dort.
00:28:16 Und dann waren wir also alle beide in Sicherheit.
00:28:18 Und ein paar vielleicht waren es Wochen, vielleicht zwei oder drei Monate.
00:28:24 '43 jedenfalls wurde ich wieder angerufen, wir sollen kommen und schauen, was noch übrig geblieben ist.
00:28:30 Laufamholz ist vollkommen zerdeppert worden.
00:28:32 Also verschiedene Häuser jedenfalls, nicht.
00:28:35 Und da sie da keinen richtigen Luftschutzkeller hatten, nirgends, weil sie gar nicht damit gerechnet hatten, war irgendein Bauernhof in der Mitte des Ortes ungefähr dafür umfunktioniert, aber wie.
00:28:46 Nicht in die Tiefe, nicht in die Breite oder sonst was.
00:28:48 Haben einfach da so, so, so ein Haus, ein Blockhaus oder was hingestellt.
00:28:53 Und da sind viele Menschen draufgegangen dabei.
00:28:56 Und die Mutti und ich, wir wären zweifellos in unserm Keller erwischt worden, was anders wäre uns gar nicht eingefallen.
00:29:02 Aber wir waren zum Glück nicht da.
00:29:04 Die ganze Straße hat gebrannt, nämlich hat die Flak, diese ganzen Alliierten, die da Nürnberg im Osten treffen wollten, äh ab, weggeschoben.
00:29:15 Und dadurch haben sie ihren ganzen Mist über Laufamholz runtergeschüttet.
00:29:19 Das war der Urgrund, dass ich gesagt habe:
00:29:21 "Gott sei Dank, dass wir das nicht miterleben mussten."
00:29:25 Dadurch habe ich mir zig, zig Lebensjahre gerettet und meiner Mutter auch.
00:29:30 Durch diese Vorahnung.
00:29:31 Und da begann dann in Flossenbürg unser neues Leben sozusagen, nicht.
00:29:36 IV: Wenn Sie jetzt Flossenbürg äh jetzt 1942/43, sich an dieses Flossenbürg erinnern, wie hat es sich denn verändert zu der ersten Begegnung?
00:29:48 Es gab ja viel mehr Uniformen zum Beispiel im Ort.
00:29:50 AB: Ja, ja, ja. Das hat..
00:29:52 IV: Gab es denn Veränderungen?
00:29:53 AB: Ja. Denn das ist so, '29 und die SS kam '38, das steht in meinem Ding nur irgendwie ziemlich klein gedruckt.
00:30:01 Äh 1938 kam die SS und hat den Flossenbürgern für ein Butterbrot diese ganzen Steinbrüche abgenommen und was damit zusammenhing.
00:30:11 Und äh von denen wir also gar nichts gesehen hatten.
00:30:13 Wir haben nur gemerkt oder gehört und erzählt gekriegt, oh Gottes Willen, die SS ist da.
00:30:18 Und die haben da angefangen mit dem Aufbau des Konzentrationslagers.
00:30:23 Was nun also Prinzessin Irmengard ja auch beschreibt, die es gesehen hat hinter den Gebäuden und so weiter.
00:30:30 Und äh da wurde das Leben irgendwie ein bisschen anders.
00:30:34 Ich war bereits da dann untergebracht '43, im März '43 hab ich anfangen müssen.
00:30:40 Bis zum Kriegsende, am 20. April.
00:30:43 Es waren also genau zwei Jahre.
00:30:45 Und da sind wir dann, das ist aber auch beschrieben glaube ich, auf Anraten unseres Werkzeugsmeisters, der alte Hummel, der war auch Flossenbürger eingesessener, äh..
00:30:55 Wir hatten ans Gebäude, ans Verwaltungsgebäude, hinten dran waren da noch so Hütten oder was.
00:31:02 Und da war die Werkzeughütte {räuspert sich}, die der Herr Hummel verwaltet hatte.
00:31:07 Und der hat, weil wir die letzten waren, mein Mitarbeiter und ich, den hatte ich ja inzwischen, das habe ich jetzt vergessen zu sagen..
00:31:13 IV: Wir kommen da noch hin.
00:31:15 AB: Ja.
00:31:15 IV: Wir kommen da noch hin.
00:31:15 AB: Für die Buchhaltung hatte ich den beantragt.
00:31:17 IV: Also Sie sind sozusagen dann nach Flossenbürg gekommen.
00:31:20 AB: Ja.
00:31:21 IV: Was schätzen Sie denn, wie viele SS-Leute gab's denn in dem Ort?
00:31:25 AB: Das kann man schlecht schätzen. Denn das..
00:31:28 IV: Fielen die auf in der Straße? Liefen die äh..
00:31:30 AB: Ne.
00:31:31 IV: Hat man die beim Bäcker getroffen oder wie war das?
00:31:33 AB: Das war ah.. Die ließen sich im Ort sehr wenig sehen.
00:31:36 Das war ganz anders.
00:31:37 Da mussten - ich glaube alles mit Häftlingen, da müsste ich nochmal bei der Frau Dingsda rückfragen - wurden die SS-Häuser gebaut da oben.
00:31:45 Extra für die SS-Familien.
00:31:48 Und äh ich weiß jetzt im Moment nicht auswendig, wie die heißen..
00:31:51 Da ist ja der, der Heimatpfleger, Bieber hießen die, die Biebers, ja, bei denen war ich mal untergebracht mit meiner Freundin, aber das war später dann.
00:31:59 Ähm durch die hab' ich dann erfahren, dass die SS-Häuser da bezogen wurden von der, den SS-Familien.
00:32:06 Und im Ort eigentlich keine äh derjenigen sichtbar geworden ist.
00:32:11 Die lebten ihr Leben so und wir lebten unser Leben im Ort selber da unten.
00:32:16 Nur mit dem Unterschied, dass ich dann ja ähm, als ich da oben dann angestellt wurde im März '43, gesagt hab':
00:32:25 "Jeden Tag den Weg von ganz da unten bis ganz nach oben, das mache ich nicht."
00:32:29 Vor allen Dingen das Heimgehen, wenn es geschneit hat, das wäre ein ewiges Rutschen und Hinfallen gewesen.
00:32:34 Ich hab mir oben im Verwaltungsgebäude, mmh ich weiß aber nicht mehr genau in welchem Trakt, ein Zimmer geben lassen.
00:32:40 Nur zum Schlafen und dort Bleiben.
00:32:42 Ein bisschen was habe ich mit raufgenommen, aber kein Mobiliar.
00:32:45 Und die Sekretärin des Hauses, als Sekretärin vom Schubert Alois, die hat oben, also wohnlich ein Zimmer gehabt.
00:32:54 Da war vielleicht noch ein Bad und sonst was dabei.
00:32:56 Das weiß ich nicht mehr.
00:32:58 Aber mit der hab' ich mich zu der Zeit dann ganz gut verstanden.
00:33:01 Und so begann mein Leben äh zwischen Flossenbürg ganz unten und Flossenbürg ganz oben.
00:33:08 IV: Wir machen dann sozusagen..
00:33:09 CM: Ja.

Subtitles for "AGFl_AV.22.0645.mp4"

00:00:00 AB: ..schon immer mit großen Bussen.
00:00:01 Und deshalb sind so und so viel Flossenbürger weggewandert und es gäbe dort Wohnungen usw.
00:00:07 Das war nicht mehr auszuhalten.
00:00:08 Und sie wohnte ja direkt an der Hohenstaufenstraße vornedran, nicht.
00:00:12 Muss also ganz fürchterlich gewesen sein.
00:00:14 Aber ich will mal sagen:
00:00:18 Wo ich dann wegging, also das kommt ja jetzt noch extra, meine Flucht.
00:00:23 IV: Die kommt dann, denk' ich, am Schluss.
00:00:25 AB: Ja. Beziehungsweise von der Zeit an war für mich Flossenbürg, also wollen wir mal sagen, Kriegsende, zunächst kein Ort mehr.
00:00:34 Denn ich bin ja aus Österreich zurückgekommen nach Erlangen, weil wir meine Mutter zunächst nicht treffen konnten.
00:00:40 Da war, immer waren die Alliierten dazwischen.
00:00:42 Und äh dann landete ich zu guter Letzt, die haben mir.. Es kam das Gerücht auf, ich hätte mich mit Oskar Funke erschossen, ist Quatsch gewesen.
00:00:50 Äh und äh unsere Nürnberger Freunde, die haben mich ganz zum Schluss getroffen, haben gesagt:
00:00:55 "Ja, deine Mutter ist in Buckenhof bei Erlangen."
00:00:57 Von da an fing für mich ein neues Leben an, und Flossenbürg war erledigt, mehr oder weniger.
00:01:02 Vergessen, wissen Sie?
00:01:04 Weil ich mit dem neuen Leben sehr viel mehr anfangen musste, um mich selber durchzubringen.
00:01:09 Das war die Sache.
00:01:10 Und da ich künstlerisch hoch veranlagt bin und war und immer noch, aber auf der anderen Seite, äh, Geld fern wie noch einmal was, also das Geld hat vor mir die Flucht ergriffen, wo immer nur möglich, nicht.
00:01:22 Hab' ich also nur von meiner Kunst gelebt.
00:01:24 Aber von dem großen Ruhm und den Möglichkeiten, ja, wo ich zulange, da bin ich wer, da bin ich was.
00:01:31 Und das war mir für mich halt auch was ganz einfach, immer zu gelten, nicht.
00:01:35 Und immer war ich unentbehrlich, und solange unentbehrlich, bis ich gesagt habe:
00:01:39 "Also jetzt kann ich das nicht mehr hören.
00:01:40 Jetzt will ich dahin, wo andere Urlaub machen."
00:01:43 Und bin auf diese Weise dann äh nach Garmisch gekommen.
00:01:46 Hab' inseriert, hab' zwei Angebote gekriegt.
00:01:49 Das eine habe ich gleich genommen, das andere in München, wollte ich nicht.
00:01:52 Und so habe ich mit Mutter dann eine ganze Weile in Garmisch gelebt.
00:01:55 Das ist 'ne ganze Geschichte für sich.
00:01:57 IV: Ja, aber da war sozusagen Flossenbürg für Sie verändert äh beendet. Verstehe ich auch.
00:02:01 AB: Ja.
00:02:01 IV: Jetzt begeben wir uns mal wieder ins Jahr 1943.
00:02:05 AB: Ja.
00:02:05 IV: Sie haben begonnen, um einer..
00:02:09 AB: Ja.
00:02:09 IV: ...Einberufung äh zur Rüstungsindustrie zu einer..
00:02:13 AB: Genau.
00:02:13 IV: ..Fabrikarbeit zu entgehen..
00:02:15 AB: Genau.
00:02:15 IV: ...haben Sie begonnen im Büro..
00:02:17 AB: Ja.
00:02:18 IV: ...der DESt, der Deutschen Erd- und Stein GmbH..
00:02:20 AB: Ja.
00:02:21 IV: ...in Flossenbürg zu arbeiten.
00:02:22 AB: Durch einen Zufall, wissen Sie.
00:02:25 Äh die haben mich ja eingezogen, oder wollten mich einziehen.
00:02:28 Und wir haben uns ja ein bisschen untereinander unterhalten beim Förster und so.
00:02:32 Und die wollten mich beinahe oder hätten mich sicher nach Regensburg geschickt.
00:02:36 Denn in Regensburg wurden ja durch Flossenbürger Häftlinge Me-Teile, die Me 109 wurde da teilweise gebaut.
00:02:44 Wussten wir damals, nicht.
00:02:46 Und da hab' ich gesagt:
00:02:47 "Um Himmels willen. Jetzt bin ich hier zugezogen und dann soll ich nach Regensburg. Was soll das?"
00:02:51 Und da hat diese Sekretärin zu mir gesagt:
00:02:54 "Kommen Sie doch zu uns ins Verwaltungsgebäude.
00:02:56 Da ist eine Buchhalterstelle frei."
00:02:59 Das ist der Ursprung meiner dortigen Anstellung.
00:03:02 IV: Sie haben dann im März 1943 diese Anstellung begonnen.
00:03:06 AB: Ja.
00:03:07 IV: Was war denn sozusagen das Erste, was Sie gemacht haben?
00:03:10 AB: Einmal, zuerst die Anstellung überhaupt, die kam von Berlin.
00:03:14 Das ist etwas, was mir völlig fremd war.
00:03:17 Denn ich weiß nicht, inwieweit Sie da eingeweiht sind in diese ganze Geschichte SS - WVH unter der Leitung von Obergruppenführer Pohl.
00:03:25 Ist Ihnen das bekannt?
00:03:26 IV: Mmh. Aber erzählen Sie es ruhig.
00:03:28 AB: Ja. Das ist die große äh Verwaltung, Verwaltungsstelle gewesen, von wo aus die SS überall solche Nebengeschichten wie unser Verwaltungsgebäude errichtet hat.
00:03:39 Ich weiß von Mauthausen.
00:03:41 Äh da war die Stelle in Sankt Georgen an der Gusen.
00:03:45 Da wurde ich ja auch mal mit runter geschickt, um überhaupt eingearbeitet zu werden in die Buchhaltung.
00:03:49 Habe ich ja eine ganz andere Geschichte erzählt, war sehr lustig dort.
00:03:52 Und dann weiß ich Groß-Rosen, da muss auch eine gewesen sein.
00:03:56 Aber ich weiß nichts von den übrigen Werken.
00:03:58 Da muss ich Sie fragen:
00:04:00 In den äh in der Trilogie, da ist doch ein Plan drinnen, wenn Sie sich erinnern..
00:04:06 IV: Ja.
00:04:06 AB: Wo so und so viele KZ's gewesen sind.
00:04:09 Und in dickeren oder dünneren ähm, was waren denn das für Zeichen?
00:04:15 Halt eingezeichnet, wieviele Häftlinge da gewesen waren und äh man kann auch sagen, umgebracht worden sind.
00:04:22 Und da hieß es bei Flossenbürg 30.000.
00:04:25 Während irgendwo ganz dicke Balken waren, das mag vielleicht Ravensbrück oder noch das Buchenwald gewesen sein.
00:04:31 Äh da waren es ja Hundertausende, nicht, und so weiter.
00:04:34 Dafür war dieser Plan eigentlich ganz gut und wichtig und man kannte sich dann ein bisschen besser aus.
00:04:39 Und lernte die Namen kennen:
00:04:41 Neuengamme, Stutthof und, und und.
00:04:43 Wo es halt überall was gegeben hat.
00:04:45 Und die hat meines Erachtens eigentlich, haben die Franzosen haben den Plan erstellt.
00:04:50 Jedenfalls mit den Alliierten zusammen, nicht.
00:04:54 Naja, kurz und gut, und da wusste ich auf einmal, woher meine Anstellung kam und bin zuerst furchtbar erschrocken.
00:05:01 Ich hab' das geschrieben irgendwie, dass ich Gewissensbisse bekam auf einmal der SS zuzugehören, von der ich nie was hören wollte, nicht.
00:05:10 Und es war also auch schon unterschrieben und nichts mehr zu machen.
00:05:14 Umgekehrt, also will ich mal sagen, versorgungsmäßig war ich natürlich untergebracht.
00:05:21 Ich habe aber bis zur Stunde keine Ahnung, wie hoch mein Gehalt war und was ich verdient habe da.
00:05:26 Nicht die geringste Ahnung.
00:05:28 IV: Was war denn Ihre Tätigkeit?
00:05:30 Was haben Sie..
00:05:31 AB: Ja eigentlich..
00:05:31 IV: Beschreiben Sie mal einen einfachen Arbeitstag.
00:05:34 Wann haben Sie begonnen morgens und was haben Sie dann getan?
00:05:37 AB: Ja begonnen normal wie jeder Bürodienst, also da raufgewandert bzw. war ich zur Stelle wenn ich droben schon geschlafen habe.
00:05:44 Und äh dann lag vor mir die Buchhaltung.
00:05:47 Ich glaube auch, es war die, die Durchschreibebuchführung.
00:05:51 Ich kannte mehrere Arten von Buchhaltung.
00:05:53 Aber was die gewollt haben, und wie wir von da äh mit dem Lager nun, das war die neue Geschichte, zusammen arbeiten mussten, das war für mich etwas Neues.
00:06:03 Und da hat mich sehr wenig betroffen davon.
00:06:06 Denn es kamen, Sie müssen sich vorstellen, unser Büro, das war wie ein Sparkassenbüro.
00:06:13 Nämlich mit so einer Theke und Glasscheiben und so Durchreiche.
00:06:17 Und da kam immer von draußen, einmal würde ich mal sagen, vom Gärtner, der Gärtner war ein kommunistischer Häftling, der übrigens ausgeschaut hat wie Hans Albers.
00:06:26 Die Kommunisten waren immer sehr wortkarg, muss ich gestehen, mit denen konnte man nicht so furchtbar viel plaudern.
00:06:32 Und der brachte irgendwelche Listen rein von der Gärtnerei zum Beispiel.
00:06:36 Und die sind über das Sekretariat hinübergewandert ähm ins Lager und wurden dort also irgendwie verarbeitet oder was weiß ich was.
00:06:44 Das hat mich nicht bekümmert.
00:06:45 Ich sollte die Zivilisten, die da im ganzen Komplex mit tätig waren, irgendwie halt über die Buchhaltung wandern lassen.
00:06:55 Über zu kurz oder lang hab' ich gesagt:
00:06:57 "Tut mir leid, ich kann das nicht.
00:06:59 Ich verstehe das nicht.
00:07:00 Das ist eine andere Buchhaltung als die, die ich kennengelernt hab'.
00:07:03 Bitte schickt mir Hilfe."
00:07:05 Und dann hab' ich als Hilfe über kurz oder lang den Oberscharführer Oskar Funke bekommen.
00:07:10 Und zwar kam der aus der Division "Das Reich".
00:07:13 Warum sie den freigestellt haben, weiß ich nicht.
00:07:15 Er hatte eine todkranke Frau in Bad Orb.
00:07:18 Kam von dort her überhaupt, Hanau - Bad Orb.
00:07:21 Und deswegen ist er vielleicht freigekommen.
00:07:24 War aber typischer SS-Mann.
00:07:25 Mit der Rune in der Achsel.
00:07:28 Und ähm also auch noch auf Waffen-SS ausgerichtet.
00:07:32 Aber war als Mensch so beliebt, so heiter und was weiß ich sonst was.
00:07:37 Sie mochten ihn alle sehr. Ob Häftlinge oder Zivilisten.
00:07:40 Das war also dann sozusagen mein Büro.
00:07:43 Es saß mir gegenüber noch ein, ein alter Buchhalter, der Herr Weigert hat der geheißen.
00:07:49 Der dann später leider Gottes schwer verunglückt ist mit unserem Lastwagen und dem Lastfahrer dazu.
00:07:55 Die sollten nämlich nach Floß fahren und sind in einer Kurve, wo es sehr neblig war, äh glatt in den Weiher hineingefahren mit dem Lastwagen und drin stecken geblieben.
00:08:04 Waren alle beide tot dann.
00:08:05 Ja das war für uns ganz schrecklich.
00:08:07 Und dann kann ich aber berichten über das Zeichenbüro das sogenannte.
00:08:11 Da, ein, ein langes Ding mehr oder weniger.
00:08:14 Da war der Zivilist Schmidt hieß der auch, aber mit "dt".
00:08:18 Ein Flossenbürger oder zumindest war er in Flossenbürg gewesen und hat da gewohnt.
00:08:22 Zusammen mit dem Häftling Girnus.
00:08:26 Der Name ist weltbekannt geworden.
00:08:29 Nämlich also Kommunist auch, sehr wortkarg aber man..
00:08:33 Meine Kollegin konnte mehr mit ihm reden, ich gar nicht.
00:08:37 Äh der Girnus wurde, als das Lager aufgelöst wurde, furchtbar schnell von äh den Russen nach dem Osten mitgenommen.
00:08:44 Und wurde in der DDR Staatsrat für das Kulturwesen.
00:08:49 Hat also einen ganz hohen Posten bekommen da.
00:08:51 Na kurz und gut, den habe ich kennengelernt.
00:08:53 Und den Herrn Schmidt dann auch, das war das eine Büro.
00:08:56 Daneben war das Büro von Schubert, also dem Werksleiter von dem Ganzen, der dann auch in Uniform gesteckt wurde, damit er etwas mehr Respekt genießen konnte.
00:09:06 Und die Tür war aber offen zum Sekretariat, wo Frau damals Fräulein Rückewoldt das Zepter geschwungen hat.
00:09:15 Eine sehr verschlossene, sehr verschlossene ruhige Dame, die war offenbar für den Posten sehr geeignet, also keine Plapperin.
00:09:23 Und die hat also die ganzen schriftlichen Sachen erledigt und und und.
00:09:27 Und zum Schluss hatte sie, was eigentlich gar nicht gehörte, aber ich weiß nicht, wie sie dazu gekommen ist, hat sie die ganzen ähm Unterlagen da, die, die Karten, die Versicherungskarten mitgenommen gehabt.
00:09:40 War nach Regensburg, ist aber wieder zurückgekommen nach unserer Zeit.
00:09:44 In der Zwischenzeit war ich äh mit Herrn Funke schon auf Tour.
00:09:49 Von da ab wollen Sie weiter hören?
00:09:51 IV: Ich würde gerne, gerne noch hören, also wenn Sie jetzt an die Buchhaltung denken:
00:09:56 Ging es um Granit, ging es um Flugzeugteile, oder ging es um Löhne, oder um was, was haben Sie für Listen bearbeitet oder gesehen?
00:10:06 AB: Also am ehesten ging es um Menschen, nicht.
00:10:09 Menschen, die als Häftlinge, aber zivil mehr oder weniger bei uns in der Umgebung besch..
00:10:14 Da war der Kalfaktor auch da zum Beispiel und noch was.
00:10:17 Die halt, wir verstanden uns ganz gut untereinander aber wie haben bei der Sache wenig zu tun gehabt und wenig mitgemacht.
00:10:25 Es sind halt Listen reingebracht worden und die sind da rübergewandert.
00:10:28 Was weiß ich ins Kommandanturhaus oder wo, und wurden da irgendwie mit verrechnet noch mit dem, was die selber an Häftlingen weggeschickt haben oder wegschicken mussten nach Regensburg.
00:10:39 IV: War das dann sozusagen zu anderen Außenkommandos?
00:10:43 AB: Ja.
00:10:44 IV: Wie viele Menschen da jeweils waren, das haben Sie zusammengestellt und dann der Kommandantur des Lagers geliefert.
00:10:52 AB: Ja, ja.
00:10:52 IV: So in etwa.
00:10:53 AB: Ja, so etwa kann man sagen.
00:10:55 Und im Haus selber muss ich noch ergänzen war oben die Familie Andörfer, die waren sowas wie Hausmeister.
00:11:01 Also sie und er auf jeden Fall.
00:11:03 Ob Kinder da waren, weiß ich gar nicht mehr.
00:11:06 Und ja Frau Rückewoldt hat da gewohnt und dann ich ein bisschen.
00:11:11 Aber sonst war niemand direkt drin.
00:11:13 Aber das Gebäude als solches war eben so wunderbar, dass die ganze Abteilung, die schriftlich arbeiten musste, und was sich bei uns ereignet hat, die war abgetrennt von einer riesigen Werksküche.
00:11:27 Da ging man von uns drei Stufen runter und auf der gegenüberliegenden Seite.. wurde also außer von uns von niemandem benützt.
00:11:33 Auf der gegenüberliegenden Seite ging man drei Stufen hoch und dann war man in dem sogenannten Lesezimmer.
00:11:38 Und das war ein wunderschöner Aufenthaltsraum ganz in Holz.
00:11:43 Und wenn da Besuch gekommen ist, wie ein oder zweimal im Jahr, stand da ein Führer, äh ja stand da ein Führer war er.
00:11:49 Mummenthey, der hat sich nur von Zeit zu Zeit in all diesen äh Verwaltungen sehen lassen müssen, um nach dem Rechten zu sehen, wie das da läuft.
00:11:58 Und dann hat er meistens äh bei uns wenigstens, wenn es auf Weihnachten zuging, irgendwelche Gänse und Geschichten mit nach Berlin genommen.
00:12:06 Das war sein zweites Amt, dass er für die Berliner sorgen musste, nicht.
00:12:09 Also Mummenthey, mit dem konnte man gut im Gespräch sein, kann ich mal sagen.
00:12:14 Das war ein milder SS-Mann mehr oder weniger.
00:12:17 Aber er war schon genau.
00:12:19 Und ich seh' mich noch mit dem, ich hab' das geschrieben.
00:12:22 Ich seh' mich noch mit ihm am Tisch sitzen.
00:12:23 Das war ein bisschen länger gestreckter, die Rückewoldt neben mir, am anderen Kopfende jemand anders, haben uns unterhalten.
00:12:29 Und dann hat der Mummenthey gesagt:
00:12:31 "Also wenn wir.."
00:12:32 Das war ja schon '44.
00:12:33 "Wenn wir nun den Krieg gewonnen haben, dann werden wir ja unsere Damen ja auch noch in SS-Uniform stecken."
00:12:40 Und dann habe ich ihm gegenüber gesessen, habe ich gesagt:
00:12:42 "Ja müssen wir uns da die Gesichter auch noch braun anschmieren?"
00:12:45 Und dann hat er mich langsam und sehr ernst angeschaut und hat er gesagt:
00:12:48 "Sie führen aber eine merkwürdig direkte Sprache über diese Dinge."
00:12:52 Da hab' ich so für mich gedacht:
00:12:54 "Na also Biedermann, sei jetzt ruhig in Zukunft, nicht."
00:12:56 Das war ein bisschen bedrohlich.
00:12:58 Aber der Mummi war eben nicht so, also der hat das schon verdaut dann, nicht.
00:13:02 Jedenfalls hat man mal wieder gemerkt, dass ich gegen die Sache bin.
00:13:05 Das habe ich mir oft genug anmerken lassen.
00:13:07 Bin auch nie mit.. Ich hab überhaupt nicht gewusst, was "Heil Hitler" heißt.
00:13:10 Ich bin immer mit "Morning" und "Servus" und "Gut Nacht" fort und so weiter.
00:13:14 Und für mich gab's kein "Heil Hitler" und überhaupt nicht.
00:13:17 Das einzige, was ich jetzt erzählen kann, das fällt mir gerade ein:
00:13:21 Es war drüben im Lager ein Kino irgendwo, in irgendeinem Gebäude, für das Volk, für die ganze Bevölkerung.
00:13:30 Hat mich im Grunde genommen nicht interessiert.
00:13:34 Aber da war Funke schon bei uns auch da.
00:13:37 Und da kam eines Tages die Mitteilung: Maria Paudler, das war eine sehr bekannte, sehr, sehr gute, schöne liebevolle Sängerin, die hat ganz wunderbar gesungen.
00:13:49 Und die sollte kommen und für die Soldaten singen, für die SS vor allen Dingen.
00:13:52 Und da hab' ich zu ihm gesagt:
00:13:54 "Ach du, Oskar, gehen wir da doch rüber.
00:13:55 Die Paudler interessiert mich wahnsinnig."
00:13:58 Ich war ja immer für Sängerinnen und Sänger äh sehr interessiert.
00:14:01 Ja, und das haben wir gemacht.
00:14:03 Und so typisch: Wir haben also ziemlich oben äh in der, sagen wir mal, viertletzten Reihe Platz genommen.
00:14:09 Und hinter uns standen schon äh im Reingehen in die nächste Reihe zwei Offiziere und noch was.
00:14:16 Und da sagte einer zum andern so mit Deutung auf mich ungefähr, zu dem andern gesagt:
00:14:22 "Lässt du dir das gefallen?"
00:14:23 Das war der Hinweis darauf, dass ich nur mit einem Oberscharführer da gesessen bin.
00:14:27 So war also auch die Stimmung untereinander, nicht.
00:14:30 Die einzelnen ähm Chargen haben sich da schon irgendwie unterschieden, nicht.
00:14:36 Und dann noch Folgendes:
00:14:37 Waren wir einmal, also Hertha und ich, eingeladen äh vom Kommandanten, von Koegel schon äh, mit an die Mittagstafel zu kommen.
00:14:46 Wir haben es mindestens vier Mal vorbeigehen lassen.
00:14:49 Wir wollten nicht.
00:14:50 Bis ich dann gesagt hab', also ich weiß nicht, waren wir schon per du oder was:
00:14:54 "Gehen wir doch rüber. Wir werden sonst verdächtig, nicht."
00:14:56 Und dann haben wir uns also zu dem Mittagstisch da hinüber begeben.
00:15:00 Er saß am Kopf der Tafel.
00:15:02 Ich an, am anderen Ende, Zufall.
00:15:05 Rechts ein paar Offiziere, links ein paar Offiziere.
00:15:07 Dann kam der Bediener mit dem Teller rein, mit der Suppe oder was.
00:15:11 Das erste: "Nehmen Sie den Daumen aus der Suppe!"
00:15:14 Das war schon mal für uns genug, dass wir mal gesehen haben, was für ein Ton da herrschte.
00:15:17 Da kam noch mehr dann dazu.
00:15:19 Und die ganzen Offiziere mucksmäuschenstill.
00:15:22 Es was eigentlich.. es war grausam.
00:15:24 Und wir beide dann raus.
00:15:26 Wir sind also verabschiedet worden: "Und kommen Sie doch mal wieder."
00:15:29 Und wir draußen und, und Hertha sagt:
00:15:31 "Einmal und nicht wieder! Das war ja fürchterlich, nicht."
00:15:35 Also so war die Stimmung da drüben.
00:15:36 IV: Wer war denn die Bedienung?
00:15:37 AB: Bitte?
00:15:38 IV: Was waren das für Leute, die Bedienung?
00:15:39 AB: Die Bedienung war ein Häftling.
00:15:42 IV: Also der Herr Koegel hatte selber im eigenen Haus..
00:15:45 AB: Ja.
00:15:45 IV: ...Häftlinge als Bedienungen
00:15:46 AB: Ja, ja.
00:15:47 IV: ...beim Essen.
00:15:48 AB: Ja, ja. Das kann man sagen.
00:15:49 IV: Und äh der Herr Koegel, wo hat der in Flossenbürg gewohnt? Wissen Sie das noch?
00:15:53 AB: Der hat sicher äh nicht.. also wo er direkt gewohnt hat, weiß ich nicht.
00:15:57 Aber der ist vom Lager nicht weggekommen.
00:15:59 Der hat da sich irgendwie im Kommandanturgebäude..
00:16:02 IV: Äh weil der.. Also ich hab' gehört, äh, dass es ein sogenanntes Koegel-Haus mitten im Ort, das der als einer der wenigen im Ort gewohnt hat.
00:16:10 In einem ziemlich großen Steingebäude.
00:16:13 AB: Das kannte ich nicht.
00:16:14 IV: Mmh.
00:16:15 AB: Das müsste ich.. hätte man mir sagen müssen, aber ich hab' mich ja da um diese Herrschaften so wenig wie möglich gekümmert.
00:16:21 IV: Wenn Sie sich an das Konzert mit Maria Paudler..
00:16:23 AB: Ja, das war natürlich..
00:16:24 IV: ...äh erinnern.
00:16:24 AB: Ja.
00:16:25 IV: Wie kann man sich den Saal vorstellen? War das so 'ne Baracke, dieses Kino, oder, oder wie sah das aus?
00:16:30 AB: Ja, ja, ja. Es könnte schon eine Baracke gewesen sein.
00:16:34 War aber richtig kinomäßig ausgebaut mit den Stufen nach oben, nicht, wie sich das gehört.
00:16:38 Und eine Bühne ein bisschen.
00:16:41 Kino ist da für mich jedenfalls keins gelaufen.
00:16:44 Mich interessierte nur die Sängerin.
00:16:46 Und die ist also sehr, sehr gut angekommen nicht.
00:16:49 Man hat leider später von ihr nichts mehr gehört.
00:16:51 Ich weiß nicht, ist sie gestorben oder was.
00:16:54 Das war eine der Besten.
00:16:55 Und die sollte für die Soldaten da, für die SS-Soldaten, damit die auch einmal was Besseres zu hören bekamen, sollte sie da singen.
00:17:02 Na kurz und gut. Ja..
00:17:04 IV: Erinnern Sie sich, im DESt-Gebäude, haben Sie jetzt mehrere Räume beschrieben..
00:17:07 AB: Im bitte, im was?
00:17:07 IV: Im DESt-Gebäude, in dem, wo Sie gearbeitet haben..
00:17:10 AB: Ja.
00:17:11 IV: ...haben Sie das Lesezimmer beschrieben und nebenan liegt heute, damals sicher auch, ein sehr großer Saal.
00:17:19 Erinnern Sie sich noch an diesen Saal?
00:17:20 Mit einem großen Fenster zur Burg hin.
00:17:23 AB: Das war unser Büro.
00:17:26 Das war unser Büro.
00:17:27 Denn was mich so begeistert hat, war ja sofort, wenn man reinging, der Blick auf die Burg.
00:17:32 Man hat den Weg ein Stückchen gesehen und dann die Burg da oben.
00:17:35 Also das war nur die Buchhaltung.
00:17:38 Und wie gesagt also, den Dritten könnte ich nicht sagen, ich weiß nicht, wer da noch war.
00:17:42 Aber mir gegenüber der Weigert, der dann ja so unglücklich zu Tode kam.
00:17:47 Und äh mit mir zusammen dann der Oskar Funke.
00:17:50 Also wir zu zweit in der Buchhaltung.
00:17:53 Aber wer der Dritte war, das weiß ich bei Gott nicht.
00:17:55 Denn es ging ja meistens die Türe offen rüber ins Sekretariat zur, zur Rückewoldt, nicht.
00:18:02 Hertha Rückewoldt hieß sie damals noch.
00:18:04 Und ähm mehr war eigentlich nicht los.
00:18:07 Es wurde dann wohl etwas lebendiger, als der eine oder andere Häftling dazukam, der sich immer bei uns da an der Theke melden musste oder was gebracht hat.
00:18:16 Und dann kam ja diese verrückte Geschichte mit dem äh mit dem Berliner Eintänzer oder was, der für mich zu einer persönlichen Geschichte werden sollte, aber Gott sei Dank nicht geworden ist.
00:18:26 Aber sehr belästigend war auf die Dauer.
00:18:29 Ich mein', ich, ich hab' drüber geschrieben, es ist sogar sein quasi Liebesbrief da enthalten, wo er mir ja geschrieben hat, ich sei die große Liebe seines Lebens gewesen und, und, und.
00:18:39 Und das ging ganz komisch hinaus.
00:18:41 Irgendjemand, der hat sich ja so hereingedrängt, wissen Sie, und hat getüncht in dem Vorraum und, und, dass er halt immer gegenwärtig da war.
00:18:49 Und das hat jemanden geniert oder ist jemandem auf die Nerven gegangen.
00:18:52 Er hat ja auch mal ab und zu mit mir reden wollen und, und geflüstert, irgendwas gesagt oder was.
00:18:58 Und das hat jemand angezeigt.
00:18:59 Ich weiß aber bis heute nicht, wer und wir wollten es auch gar nicht wissen.
00:19:03 Und dann ist er rausgenommen worden und hat die übliche Strafe bekommen.
00:19:08 Wer sich mit Zivilisten beschäftigt, der bekam im Hof 25 auf den verlängerten Rücken.
00:19:14 Und ist strafversetzt, wenn man das so nennen kann, nach Asch gebracht worden.
00:19:21 Ich wusste aber von damals, von dem Namen Asch überhaupt nichts.
00:19:24 Ich wusste nur, dass er fortgekommen ist.
00:19:26 Und dann kam ein SS-Mann zu mir der einfacheren Art und hat mir berichtet, wo er hingebracht wurde.
00:19:35 Und er sollte mir ausrichten, dass bei der Prügelei da, die 25, jeder Schlag auf seinen äh Rücken da ihn an mich erinnert hat und ihm auch wohlgetan hätte.
00:19:47 Also ganz absurd, nicht.
00:19:48 Er war Eintänzer in Berlin gewesen und wollte einfach sich nicht einziehen lassen.
00:19:53 Und man hat in deshalb einfach weggeholt und deshalb hat er den schwarzen Winkel bekommen.
00:19:57 Die, die Unwilligen sozusagen, nicht, die Berufsunwilligen.
00:20:01 Na kurz und gut, das war diese Geschichte, eher amüsant als sonst was.
00:20:06 IV: Wenn Sie jetzt an die Häftlinge denken, wie sind Ihnen die jetzt außer jetzt im DESt-Gebäude, die Hilfen, so begegnet? Sie haben ja gesagt..
00:20:14 AB: Unterwürfig.
00:20:15 IV: ...Sie haben sie manchmal gesehen.
00:20:16 AB: Ja. Aber doch etwas unterwürfig, muss ich schon sagen.
00:20:20 Ich mein', ich sagte Ihnen ja, der, der Kommunist beim Schmidt, beim Zeichner, der war sehr ruhig.
00:20:25 Man konnte ihn ja als Häftling ausmachen, weil er die Streifenhose anhatte, oben hatte er ein helles Hemd.
00:20:30 Und äh der war seiner Arbeit, also ähm nicht nur gewidmet, sondern ganz versessen drauf.
00:20:37 Und hat wahrscheinlich schon wie ich annehme, mit den Russen korrespondiert.
00:20:41 Wissen Sie, man konnte ja manches über Häftlinge erfahren, wenn man wollte, dass die in England und Russland und sonst wo viel mehr wussten, also uns jemand, jemand überhaupt hätte erzählen können.
00:20:51 Wir haben am wenigsten gewusst in Deutschland, nicht.
00:20:55 Aber im Ausland hat man sehr viel gewusst.
00:20:56 Aber es über, über irgendwelche ist es immer wieder reingekommen auch ins Lager.
00:21:01 Die waren voll informiert, nicht.
00:21:04 Außerdem hatten sie, das habe ich Ihnen aber schon gesagt, ein Bordell für Häftlinge dort, nicht.
00:21:08 Das wussten Sie glaube ich auch.
00:21:11 Und ich habe manchmal gedacht, ob da nur Häftlinge hingehen?
00:21:14 Ich weiß es nicht, kommt mir spanisch vor die Geschichte.
00:21:17 Nun ja, und kurz und gut was gab's dann noch?
00:21:20 IV: Wenn Sie jetzt so an den Steinbruch denken, was haben Sie denn vom Steinbruch mitbekommen?
00:21:24 Also da sind ja morgens auch Häftlinge vom Lager in das Steinbruchgelände gekommen, abends wieder gegangen.
00:21:32 Die haben Sie ja wahrscheinlich auch mal gesehen, wenn Sie vorbeiliefen vorm Büro oder..
00:21:36 AB: Sehr wenig. Ich weiß nicht, in welche Steinbrüche, es gab wohl mehrere nicht?
00:21:41 In welche die gekommen waren.
00:21:43 Zum Beispiel muss ich sagen, aber da ist keiner hingekommen.
00:21:45 Hinter dem Blockhaus, wo meine Mutter gewohnt hat, unmittelbar dahinter die Wand und dann war da ein kleinerer Steinbruch.
00:21:53 Den hat jemand von Floß, Ruckdäschl hat er glaub' ich geheißen äh privat also gemietet oder was weiß ich sonst was.
00:21:59 Solche kleine Steinbrüche gab es da und dort überall, nicht.
00:22:02 IV: Aber die Häftlinge kamen ja nur sozusagen in den Steinbruch unmittelbar bei dem DESt-Gebäude, also in diesem.
00:22:08 AB: Ja.
00:22:08 IV: ...Gelände.
00:22:09 AB: Ja, vorbei.
00:22:09 IV: Da gab's ein kleines Postenhäuschen.
00:22:12 Können Sie sich an das noch erinnern? Der heutige Kiosk.
00:22:14 AB: Meinen Sie bei uns da?
00:22:15 IV: Ja, ja.
00:22:16 AB: Nein das war so, wissen Sie. Im ersten Jahr, wo ich dort war, '43, waren wir voll frei da gelegen.
00:22:22 Also, als wären wir irgendwer, wir gehören nicht dazu und so weiter.
00:22:26 Und '44 dann, als der Krieg näher rückte, ich weiß nicht, was der Grund war.
00:22:31 Wurden wir in die Umzäunung mit einbezogen.
00:22:35 Von da an ging erst der ganze Gram.. äh Zaun da rum, wo wir da mit drinnen waren. Und unten das Tor offen.
00:22:42 Also wir konnten natürlich jederzeit frei da rein.
00:22:44 Aber wer sonst reinkam..
00:22:45 Da mag das Postenhäuschen gestanden haben.
00:22:47 Der musste sich ausweisen, nicht.
00:22:50 Also so war das mit uns.
00:22:52 IV: Wenn Sie sich an Häftlinge erinnern, die vorbeiliefen, wie sahen die aus?
00:22:56 Äh, hat man da hingeschaut, oder..?
00:22:57 AB: Ja, also wenig. Sie wurden immer nur in kleinen Gruppen vorbeigeführt.
00:23:02 Und die sahen natürlich noch ganz gut aus.
00:23:04 Also wenn Sie dann heimkommen.. heimkamen, äh wahrscheinlich weniger.
00:23:08 Aber da waren wir ja schon, hatten wir unseren Dienst beendet und haben da offenbar nicht mehr so darauf geachtet.
00:23:13 Ich kannte übrigens eine Familie, die äh schräg gegenüber von uns den letzten Bauernhof hatte.
00:23:20 Und zwar war die älteste Tochter vom Kommissär Ruckdäschl.
00:23:24 Linda hat sie glaub' ich.. Linda, die hat da oben rauf geheiratet.
00:23:28 Und das war die einzige Verbindung noch nach den anderen Leuten.
00:23:31 Ruckdäschl ist übrigens schwer krank nach Erlangen gekommen und dort operiert worden und auch gestorben, nicht.
00:23:37 Und die Familie ist dann nachgezogen nach Erlangen.
00:23:40 Also kurz und gut, das waren dann ganz andere Wege, nicht.
00:23:43 Und für uns kam dann nur noch eines.
00:23:46 Ähm.. Rückewoldt war weg, und die kam später wieder zurück.
00:23:50 Wir haben also mit ihr keine Verbindung gehabt.
00:23:52 Wir haben alle gesagt, wir bleiben da.
00:23:54 Und so war es aber nicht.
00:23:55 Und dann waren aber Oskar und ich die Allerletzten.
00:23:58 Die Allerletzten wirklich.
00:23:59 Und ich habe gesagt: "Warum soll ich hier weg? Ich hab' doch nichts verbrochen."
00:24:03 Und dann kam der gute alte Herr Hummel, und der war einer von den älteren Angestellten, über die Werkzeughalle dahinten, oder Baracke.
00:24:11 Und der gesagt: "Also ich sag' euch was.."
00:24:13 Also der mochte den Funke auch sehr gern und mich auch.
00:24:16 "Ich sag' euch was. Wenn die jetzt kommen..
00:24:18 Und die ersten Trupps sind schon in St. Ötzen oben.
00:24:21 Das war ein Weiler, der etwas einsam gelegen war, der übrigens oft auch einen einzelnen Häftling für die Arbeit hat bekommen.
00:24:29 Der wurde abgestellt zu ihm.
00:24:30 Und äh sagt der Hummel: "Ich will euch was sagen: Wenn die das Lager aufmachen und es kommt nur einer raus und sieht diese Uniform, dann seid ihr erledigt.
00:24:39 Macht lieber, dass ihr wegkommt."
00:24:41 Und da hab' ich den Oskar dann überzeugt und habe gesagt:
00:24:44 "Komm, geh zu. Pack dein Bündel. Ich pack meines."
00:24:46 Und das Lustige war, oder weniger lustig: Es war.. es hat noch geschneit und wir hatten Winterkleidung.
00:24:53 Ich meinen dicken Mantel und Stiefel bis raus und dick unterher angezogen und ganz wenig konnte man mitnehmen.
00:24:59 Er in seiner Uniform also auch einen Übermantel dann dazu.
00:25:02 Und sind durch Schnee noch durch den Wald gewandert in Richtung tschechische Grenze.
00:25:10 Und da muss ich sagen, die Tschechen an der Grenze waren sehr, sehr gut zu uns.
00:25:15 Die haben uns versorgt mit Brot und äh diesem und jenem.
00:25:19 Und äh uns natürlich bedauert.
00:25:21 War also ein gutes Verhältnis äh die ganze Grenzgeschichte da.
00:25:26 Und da sind wir erst ein Stück zu Fuß gegangen.
00:25:28 Ich weiß nicht, ob ich weiter erzählen darf.
00:25:30 IV: Ja.
00:25:31 AB: Über, über diese Flucht.
00:25:32 Zu Fuß gegangen.
00:25:33 Und dann hat man so gemerkt, wie sich das äh deutsche Heer auflöst so allmählich.
00:25:39 Kamen diese und jene noch.
00:25:41 Und so in der Mitte ungefähr kam ein..
00:25:44 Über uns übrigens dauernd die Flieger äh ziemlich tief gebrummt.
00:25:48 Aber es hat keiner geschossen.
00:25:50 Aber dann kam ein Luftwaffenauto gefahren mit Anhänger.
00:25:53 Und die sind dann bei uns stehen geblieben und haben gefragt:
00:25:56 "Wo wollt denn ihr hin?"
00:25:57 Und dann habe ich gesagt: "Ja, wir wollten eigentlich nach Nürnberg zu meiner Mutter.
00:26:01 Die ist schon vorausgegangen.
00:26:03 Aber es ist kein Durchkommen mehr."
00:26:05 Es war immer die ganze Gefechtslinie da, die uns den Weg abgeschnitten hat.
00:26:10 Und dann haben sie gesagt:
00:26:11 "Ja, wollt ihr mit uns fahren?
00:26:12 Wir wollen nach Oberösterreich noch schnell rein, solange die Brücke noch da ist."
00:26:16 Und wir natürlich mit Begeisterung sind aufgestiegen hinten am Anhänger.
00:26:20 Der war nach hinten raus offen geblieben, so dass man gesehen hat, was da sich tut.
00:26:25 Und da habe ich natürlich auch gesehen, wie die Häftlinge zum Teil äh in den aufgelösten Ostlagern nach Dachau marschieren mussten.
00:26:34 Da hingetrieben wurden.
00:26:37 Es gab ja eigentlich nur zwei bekannte KZ's, nämlich Dachau und Flossenbürg in Bayern.
00:26:42 An ein drittes kann ich mich gar nicht erinnern.
00:26:45 Und äh das haben wir natürlich gesehen.
00:26:47 IV: Also Sie sind auf dem Lastwagen und wie ging's dann weiter?
00:26:51 AB: Ach so, wie ging es weiter?
00:26:53 Ja nach Öber.. Oberösterreich.
00:26:55 Die Brücke, wir waren kaum drin mit dem Lastwagen und Anhänger und sahen, dass da noch mehrere gekommen sind.
00:27:01 Und dann ging die Brücke in die Luft.
00:27:03 Das war keine besondere offenbar.
00:27:05 Und ähm dann waren wir also öst... auf der na, jetzt Moment.. auf der alliierten Seite, auf der amerikanischen Seite in Oberösterreich.
00:27:15 Während die andere Hälfte..
00:27:16 Also Wien wurde ja geteilt, nicht.
00:27:18 Die eine Hälfte die Öst.. die ähm, die Amerikaner, die andere Hälfte die Russen.
00:27:23 Und wir waren heilfroh alle miteinander, dass wir auf der amerikanischen Seite waren.
00:27:27 Denn da ging es viel, viel sanfter zu als auf der, auf der russischen Seite, nicht.
00:27:33 IV: Sie sind ja dann an einem Zug Häftlinge vorbeigefahren..
00:27:36 AB: Ja.
00:27:37 IV: Haben Sie gerade erzählt.
00:27:38 AB: Ja.
00:27:38 IV: Wie sahen die denn aus?
00:27:39 AB: Ja, es war.. oh Gott, wie sahen die aus?
00:27:42 Die einen erschossen, die anderen entkräftet vor allen Dingen.
00:27:45 Zusammengebrochen. Es gab ja zu der Zeit überall noch Straßengräben, nicht, da an der Seite der Straße.
00:27:51 Und lagen einfach drin, mit dem Gesicht im Dreck und so.
00:27:54 Da hat sich kein Mensch um die gekümmert.
00:27:56 Aber wirklich kein Mensch.
00:27:57 Denn wir waren da auch schon ein Stück weg von der Grenze wieder.
00:28:00 Und äh da konnte wahrscheinlich.. wäre auch von der Grenze keiner rübergegangen, ich muss es annehmen.
00:28:07 Aber man sah nur alle die Flüchtenden, es gab ja auch noch andere Flüchtlinge, nicht nur uns.
00:28:12 Und die konnte ja nicht alle auf den Luftwagen da äh Luftschutzwagen, na, Luftwaffenwagen aufsteigen.
00:28:19 Nur wir waren am Anhänger halt angekommen und waren da sehr froh.
00:28:23 Denn in Oberösterreich war es zunächst mal wunderschön, nicht.
00:28:26 Und da angekommen war ja so ein Rasenstück.. also groß, und um das ging ein Flüsschen herum wie ein Graben.
00:28:36 Und da haben wir gesehen äh links von uns, also wir standen dann da mit dem Auto und auf dem Anhänger.
00:28:43 Und auf der linken Seite waren, das müssen die Mauthausener gewesen sein.
00:28:47 Und auf der rechten Seite die aus Groß-Rosen.
00:28:50 Und die hatten alle selber ein Auto dabei.
00:28:52 Auch mit Anhängern und mit Vorräten beladen noch und noch.
00:28:57 Und da konnten wir von denen, da haben wir mal gesehen die Gemeinschaft, von denen gar nichts bekommen.
00:29:03 Überhaupt nichts.
00:29:04 Ich wurde dann erst die große Person, als die Männer abgeholt waren.
00:29:08 Das muss ich zwischendurch erzählen.
00:29:09 Und äh die wurden nach Ebensee am Traunsee von den Amerikanern geschafft.
00:29:14 Und äh da durfte ich da hinfahren als einzige, die den Mut hatte, durch die Gegend zu fahren, zu radeln.
00:29:20 Denn es war mittlerweile sehr schön heiß und sonnig warm geworden.
00:29:24 Und da hab' ich von denen ein Fahrrad geliehen bekommen und eine weiße Shorts, also Sommerkleidung.
00:29:30 Nur damit ich da auch irgendwie Briefe und Proviant und irgendetwas für ihre Männer mit nach Ebensee nehmen konnte.
00:29:38 Ich war die einzige, die diese Strecke ein paar Mal hin und her gefahren ist.
00:29:41 Und dann haben sie mir gesagt:
00:29:43 "Mein Gott, Sie werden Häftlingen begegnen aus Mauthausen."
00:29:46 Nicht einen einzigen.
00:29:47 Es war nicht ein Häftling in der ganzen Umgebung anzutreffen.
00:29:51 Hat mir fast leid getan.
00:29:53 Ich hätt' einen gern interviewt, nicht.
00:29:55 Aber ich war halt..
00:29:56 IV: Mal zurück .. dieser Sache.. etwas mitbekommen.
00:29:59 AB: Haben wir nichts, haben wir nichts mitbekommen.
00:30:01 Überhaupt nicht. Wir müssen da vorher weg gewesen sein, denn das Lager war ja noch geschlossen, wie wir abgewandert sind.
00:30:08 Es war nur der Hinweis vom Hummel:
00:30:10 "Da oben ist schon ein erster Trupp in St. Ötzen, und so viel ich seh', sind es Neger."
00:30:14 Und das hat uns natürlich gleich auf die Beine gebracht.
00:30:17 Und dann waren wir weg.
00:30:19 Und was nachher war, haben wir überhaupt nicht gewusst, nicht mitgekriegt.
00:30:22 Ich hab' nur eines gewusst:
00:30:24 Meine spätere Schwägerin muss ich jetzt sagen, also meine Kollegin, Fräulein Rückewoldt, die war ja zurückgekommen.
00:30:31 Und die war dazu verurteilt worden, die was weiß ich was, Hallen oder..
00:30:37 Sie hat später nicht darüber gesprochen..
00:30:40 Sie musste putzen mit einem Wort.
00:30:42 Sie musste putzen, ja.
00:30:43 Und wenn wir da geblieben wären, hätte ich sicher auch putzen müssen.
00:30:46 Das war einfach, die kamen und wir waren die Nix, nicht.
00:30:50 Und dann war es so, dass sehr bald unter den Offizieren, die da gekommen sind, auch ein jüdischer Offizier war.
00:30:57 Und der hat sich dann sehr um Hertha angenommen und hat sie aus der Putzerei rausgenommen.
00:31:02 Was dann geworden ist, ob sie irgendwie schriftlich was gemacht hat, sie hat nie was verlauten lassen, also da haben wir nichts gehört davon.
00:31:09 Sie ist nur auch weg dann und zwar..
00:31:12 Ja da müsste ich jetzt lügen. Da weiß ich nicht genau, wie.
00:31:14 Denn zum Schluss ist sie bei uns auch aufgetaucht gewesen in Buckenhof bei Erlangen.
00:31:19 Da war dann die Familie Hammer wieder beisammen.
00:31:22 IV: Sie beschreiben in ihren Lebenserinnerungen am Schluss '45 Flossenbürg, dass man da Rauch gesehen hat vom Krematorium oder so.
00:31:29 AB: Was ist denn da?
00:31:31 CM: Das ist das (???) vom Mikrofon.
00:31:32 AB: Ach so? Ja, was meinen Sie?
00:31:34 IV: Moment, Moment.
00:31:35 CM: Das ist ein bisschen verrutscht. Das macht er grad wieder gerade.
00:31:38 AB: Ja des..
00:31:40 IV: Stop, noch nicht.
00:31:43 CM: Ja.
00:31:47 IV: Ja. Sie beschreiben in Ihren Lebenserinnerungen '45 Flossenbürg, weiß ich auch von anderen Ortsbewohnern, dass man da dann irgendwie auf einmal Rauch auch gesehen hat.
00:31:59 Dass man es gerochen hat.
00:32:00 AB: Ja, gerochen.
00:32:00 IV:.. sozusagen irgendwas gespürt hat. Können Sie das noch einmal beschreiben?
00:32:05 AB: Aber das war dieser Häftlingszug, wo mehrere kamen, die immer unten am Ladebahnhof ausgeladen so oder so.
00:32:13 Und die sind mühselig, Sie müssen wissen es ist ein langer, langer Weg von unten bis rauf, nicht.
00:32:18 Und die sind ja in Gruppen von was weiß ich 10, 12 war immer ein SS-Mann daneben mit dem Hund.
00:32:25 Und die waren im Großen und Ganzen ja sehr, sehr gnädig.
00:32:28 Wenn von der Zivilbevölkerung mal schnell einer rausgelaufen ist und ein Stück Brot dahin gelangt hat.
00:32:33 Aber die waren ja schon runtergekommen wie noch einmal was aus den anderen Lagern, nicht.
00:32:38 Und sind also mühseligst da hinaufgestapft in das Flossenbürger ähm Vernichtungslager, will ich jetzt einmal ehrlich sagen.
00:32:45 Und sind dort auch getötet worden und verbrannt.
00:32:49 Und von da an roch es regelrecht nach brenn.., ja nach verbranntem Fleisch fast, kann man sagen.
00:32:55 Da haben die Flossenbürger gesagt:
00:32:57 "Ja, da oben ist jetzt das Verbrennen im Gange."
00:33:00 Das hat man gemerkt. Also ob sie Rauch gesehen haben, das weiß ich nicht.
00:33:02 Aber gerochen hat man's.
00:33:04 Gerochen. Die sind alle da rauf zur Vernichtung geschickt worden.
00:33:07 Und weil die SS-Leute das gewusst haben, warum, drum waren sie auch so gütig und so gnädig und haben das zugelassen, dass mal ein Zivilist da schnell hingelaufen ist, nicht.
00:33:17 Aber wer es mitbekommen hat nach der anderen Seite war das bayerische Königshaus, die mussten da auch einiges gesehen haben.
00:33:25 Es sei denn, man hatte ihnen die Fenster zugehängt.
00:33:27 Das kann möglich sein.
00:33:29 Wissen Sie, nach der Straßenseite zu.
00:33:31 CM: Moment, wir wechseln die..

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00:00:00 IV:.. passiert. Da waren viele Häftlinge, das waren ja am Schluss Tausende.
00:00:03 AB: Ja.
00:00:04 IV: Äh.. Aber auch vorher, äh da waren viele Häftlinge.
00:00:08 Was, was haben denn die Flossenbürger so geredet über das Lager?
00:00:11 AB: Äh ich will mal so sagen, man war überhaupt generell unglücklich über die ganze Sache als solche.
00:00:16 Flossenbürg war ein einfacher Steinhauerort, arm.
00:00:19 Äh.. Ich weiß noch, wenn die.. meine Mutter Gras für ihre Ziege gebraucht hat, musste Sie Gott weiß was bis zur Silberhütte laufen.
00:00:24 Sehr arm war eben..
00:00:26 Man nannte es ja auch die Steinpfalz, weil nichts gewachsen ist da, nicht.
00:00:30 Und wenn es möglich war, dass jemand aus der Zivilbevölkerung aus Gründen was weiß ich welchen, einen Häftling beantragen konnte, das kam schon vor.
00:00:41 Oder dass einer mal doch einen Freigang gekriegt hat.
00:00:44 Und da wurde natürlich erzählt, aber das wurde sehr straf.. möchte beinahe sagen strafrechtlich verfolgt vom Lager aus.
00:00:52 Also viel ist da nicht geschehen.
00:00:53 Aber dass etwas durchgesickert ist, was die Bevölkerung erfahren hat, das kann man sich ja wohl denken.
00:00:59 Und man war dann verschreckt mehr oder weniger und wie halt bei Dachau auch:
00:01:03 "Sei ruhig, sonst kommst nach Dachau!"
00:01:05 Nicht. Man kann, konnte am Anfang ja ganz wenig reden drüber.
00:01:08 So war's dann in Flossenbürg auch mehr oder weniger.
00:01:11 Aber äh die SS und die ganze Geschichte hat sich mehr da oben zusammen gefunden und gruppiert.
00:01:18 Und wir waren für uns alleine da üben bis auf das, was hinüber gereicht wurde oder was an Blumen rübergeschickt wurde.
00:01:25 Ja und ähm ansonsten die SS-Frauen untereinander vielleicht ein bisschen.
00:01:32 IV: Hatten Sie dann damit zu tun, dass Häftlinge äh mal im Ort da halfen oder da halfen?
00:01:38 Es war ja so, dass die Männer im Krieg waren.
00:01:40 Dass beispielsweise bei bestimmten handwerklichen oder schweren körperlichen Arbeiten ja auch aus dem Ort die Anforderung kam:
00:01:49 "Könnt ihr uns nicht Arbeitskräfte, in dem Fall dann Häftlinge, liefern?"
00:01:53 AB: Nein. Die haben die direkt von drüben bekommen.
00:01:56 Das ging nicht über unser Büro.
00:01:59 IV: Und was haben Sie dann über die Häftlinge erfahren?
00:02:02 Die sind Ihnen ja begegnet mit den verschiedenen Zeichen.
00:02:05 Was haben Sie damals über die Häftlinge gewusst?
00:02:07 Wer das ist, was das für Leute waren, haben Sie da was erfahren?
00:02:11 AB: Ich will Ihnen was sagen: Ich hab mich in der Regel schwer zurückgehalten, denn äh ich will mal sagen:
00:02:17 Erstens einmal im Grunde genommen überhaupt bin ich apolitisch immer gewesen.
00:02:20 Ich habe auch nie eine Partei gewählt, ich hasse das ganze Parteienunwesen.
00:02:24 Ich bin eben anders als andere.
00:02:26 Will ich mal so sagen.
00:02:27 Aber möglicherweise, wenn ich an den Unrechten geraten wäre, hätten sie mich auch eingesperrt, nicht.
00:02:33 Denn ich hab' überhaupt keinen Hehl aus meiner Abneigung gemacht.
00:02:36 Ganz und gar nicht.
00:02:38 Und wie ich ja erzählt hab' von Mummenthey, wie der mich angeredet hat, äh über meine offene Sprache.
00:02:44 Also da musste ich schon sehr vorsichtig sein.
00:02:46 Und getroffen, getroffen habe ich eigentlich niemanden, mit dem ich da hätte drüber reden können.
00:02:51 Der einzige war dieser so in mich verknallte Häftling, der hätte schon mehr erzählt.
00:02:57 Und fing auch an, nicht, zu erzählen.
00:03:00 Und dann kam Rita, die später als wir zusammen runtergingen in die äh Gedächtnisstelle da unten, hat Rita gesagt..
00:03:09 Es war übrigens lustig.. hat gesagt, sie hat immer beobachtet, wenn jeden Tag in diesem, in diesem, das Bordell da, dem Puff ein Strauß frischer Blumen rübergetragen wurde.
00:03:23 Und da sag' ich: "Ja, wer hat den da getragen?"
00:03:25 "Na der nicht, aber der ist auch so rüber gegangen."
00:03:28 Erwin Premel hat der übrigens geheißen, der Name ist mir noch geläufig.
00:03:31 Und da hat sie gesagt: "Hach Frau Biedermann, der war so schön, und der hat mich immer überhaupt nicht beachtet.
00:03:38 Und ich hab' mich immer in den Weg gestellt und der hat wo ganz anders hingeschaut."
00:03:42 Hab' ich gesagt: "Du dummes Ding! Hättest es mir früher gesagt, ich hätte ihn mal auf dich aufmerksam gemacht."
00:03:47 Also solche Geschichten haben wir uns halt auch gern noch erzählt nachher, nicht.
00:03:50 Also kurz und gut. Dafür hat er trotzdem leider Gottes seine Prügel bekommen.
00:03:54 Kann ich nichts dafür.
00:03:55 Hätte er sich anders verhalten, nicht.
00:03:58 IV: Es gab ja verschiedene Sorten Häftlinge. Wissen Sie noch, wer so in Flossenbürg war?
00:04:03 AB: Ja, ja. Es gab also den schwarzen Winkel, es gab den rosa Winkel, das waren die Homosexuellen glaub' ich, rosa Winkel, kann sein.
00:04:14 IV: Ja.
00:04:14 AB: Und es gab einen Winkel für die, für die Pfarrer und so weiter, der weiße möglicherweise.
00:04:20 Und der schwarze war eben der bekannteste, weil das die Arbeitsunlustigen waren, die eigentlich überhaupt nicht sich haben fangen lassen wollen, nicht.
00:04:29 Und schließlich mehr oder weniger doch, also es war ja die, wie hießen die doch.., die Gestapo war ja unterwegs, die hat sie ja alle eingefangen, nicht.
00:04:39 Von Juden direkt haben wir da eigentlich nichts gemerkt.
00:04:42 Die mussten auf andere Wege nach, nach Auschwitz gekommen sein.
00:04:46 Wahrscheinlich gleich von Gott weiß von wo aus per Bahn dahin.
00:04:49 Da kriegt man ja heute noch die schlimmsten Geschichten erzählt.
00:04:53 Denen man versprochen hat, sie kämen Urlaub und was weiß ich was.
00:04:57 Und die ahnungslos dann in dieses Auschwitz und wie die Häftlinge äh die Häftlingslager alle hießen da hingebracht wurden.
00:05:05 Aber da hat man in Flossenbürg sehr wenig gemerkt.
00:05:08 IV: Können Sie sich noch erinnern vielleicht? Sie haben gesagt, wenn Sie in der Arbeit dann so Namen auch wie Ravensbrück, Mauthausen auch begegnet.
00:05:16 Wohin denn der Granit aus Flossenbürg kam?
00:05:20 Wohin der geliefert wurde?
00:05:21 Weil es gab ja Steine, die da produziert wurden äh.
00:05:24 Hat man darüber geredet, was so von der Arbeit her dann produziert worden ist und wo das hinkam?
00:05:30 AB: Ja. Ich will mal so sagen: Erstens einmal das kann ich jetzt nicht beschwören, aber Hitler hat natürlich für sein Zeppelinfeld usw. äh die Steine sehr gut gebrauchen können.
00:05:40 Aber sie wurden auch für Straßenarbeiten, Randsteine und dergleichen.
00:05:43 Und als der ganze Klamauk da vorbei war, hat Flossenbürg wieder..
00:05:47 Ich hab' ja noch einen Brief mit dem Briefkopf "Deutsche Erd- und Steinwerke Flossenbürg GmbH", nicht.
00:05:53 Hat wieder normal weiter gearbeitet.
00:05:55 Was heißt normal. Peu à peu, nicht.
00:05:57 Und sind heute noch ganz groß als Granit- und sonstige Steinlieferanten im Geschäft. Im Geschäft.
00:06:03 IV: Mmh. Aber damit hatten Sie sozusagen nichts zu tun.
00:06:06 AB: Nein.
00:06:06 IV: Wohin der Granit ging, sondern, aber..
00:06:08 Und drüber gesprochen.. Also Sie wussten eigentlich nicht, wohin dieser Granit ging.
00:06:12 AB: Nein. Nein.
00:06:13 IV: Wohin geliefert.
00:06:14 AB: Da hatten wir gar keine Ahnung.
00:06:15 Wir hatten nicht einmal die Autos gesehen, die da mit irgendetwas fortgefahren sind.
00:06:19 Weil es war irgendwie zwischen dem ganzen Kontrakt.
00:06:23 Also a bissel was vom Schwanz vom Kommandanturgebäude konnte man noch sehen.
00:06:27 Aber dann war dann irgendwie.. ich weiß nicht was davor war.
00:06:30 Waren es Gebäude oder was.
00:06:32 Und hinter dem hat sich das alles vollzogen.
00:06:34 Die Straße runter zum Bahnhof, nicht.
00:06:37 Es war ja nur Verladebahnhof.
00:06:39 Aber äh was habe ich jetzt gerade sagen wollen?
00:06:44 Na, jetzt ist es mir entfallen.
00:06:46 IV: Zu Ihrer Zeit war ja also in '43, '44, '45 war das Wichtigste in Flossenbürg für die SS war die Rüstungsproduktion.
00:06:57 Da wurden ja im Steinbruch in den.. den Hallen Flugzeuge, Flugzeugteile zusammengebaut.
00:07:02 AB: Ja, ja.
00:07:03 IV: Haben Sie davon irgendetwas bemerkt?
00:07:05 AB: Nein. Das ist es. Wir haben nur Regensburg gekannt.
00:07:08 Dass da hinten noch was gemacht worden ist, das musste ja dann nach Regensburg geliefert worden sein.
00:07:13 Denn die haben doch dort die Me 109 zusammengestellt. So war's..
00:07:17 IV: Äh es war so, dass in Regensburg der Betrieb sehr stark bombardiert worden ist.
00:07:22 Und dass ein Großteil des Betriebes nach Flossenbürg verlagert wurde.
00:07:26 AB: Aha.
00:07:28 IV: Und äh dass in diesen großen Hallen, die auch neben dem äh dem DESt-Gebäude dann stand eine, die sogenannte Zivilhalle.
00:07:36 Vielleicht haben Sie den Begriff mal gehört.
00:07:38 Ähm da wurden dann auch Flugzeugteile regelrecht zusammengebaut.
00:07:42 Also Tragflächen..
00:07:43 AB: Und wo stand die Halle?
00:07:44 IV: Die Halle stand unmittel.. Wenn Sie aus dem Fenster geschaut haben..
00:07:48 AB: Ja.
00:07:48 IV: Haben die Burg gesehen.
00:07:49 AB: Ja.
00:07:49 IV: Und die war rechts unterhalb muss eine ziemlich große Halle gestanden haben.
00:07:54 AB: Ja. Ich glaube mich zu erinnern.
00:07:56 Wissen Sie {räuspert sich}, es ist nämlich einmal in der Zwischenzeit ein großer Film über Flossenbürg gelaufen.
00:08:03 Da hatte ich noch meinen Saba hier stehen und konnte wunderbar mitfotografieren.
00:08:08 Ich finde es nur im Moment nicht, weil ich so wahnsinnig viel fotografiert..
00:08:11 Aber ich habe fabelhafte Bilder, vor allen Dingen auch eine ganze Reihe von Köpfen, die da mit betroffen waren, habe ich vom Bildschwirm weg also mir fotografiert.
00:08:20 Ich hab' immer sehr schöne Aufnahmen gemacht vom Fernsehfenster weg.
00:08:25 Und äh da äh was wollte ich jetzt da eigentlich sagen?
00:08:31 Ja den Film ähm, den hab' ich mir zum Schluss dann angeschaut, meine Bilder.
00:08:36 Und da sieht es so aus, als wäre.. Wir waren ja dann in der Umzäunung, nicht.
00:08:40 Als wär', wenn wir aus dem Haus gegangen sind, rechter Hand so eine große Halle gestanden wäre.
00:08:47 Aber auf dem Film, der da gezeigt wurde, sieht das so künstlich aus, als hätten sie es nur hingemalt oder hingezeichnet.
00:08:53 Nicht also in echt so.
00:08:55 Und drum habe ich mich gefragt, was soll denn das eigentlich sein.
00:08:58 Ich wollte es mal dem Herrn Bieber zeigen.
00:09:00 Aber da bin ich nicht mehr dazu gekommen.
00:09:02 Der müsste eigentlich auch eine Menge wissen als Heimatpfleger.
00:09:04 IV: Ja. Wir werden den Herrn Biber auch sicher interviewen.
00:09:07 AB: Ja. Den können Sie..
00:09:08 IV: Er ist ein, ein, ein natürlich ein, ein ganz wichtiger Zeuge auch aus dem Ort.
00:09:12 AB: Ja, ja.
00:09:13 IV: Wenn Sie sozusagen ein Zeuge von außen her sind, ist der Herr Bieber ein Orts.. Ortskundiger, sag' ich mal.
00:09:20 AB: Ja. Er war nur, da müssen Sie vielleicht ein bisschen Obacht geben, ich weiß es nicht.
00:09:23 Er war nur ähm, wollen wir mal sagen, dagegen, dass das jetzt alles so hochgeschraubt wird und so weiter, aber niemand an unsere deutschen Gefallenen usw.
00:09:33 Er war also in dem Moment war er mehr deutschnational geworden meines Erachtens und hat da rumgeschimpft, rumgeschimpft.
00:09:38 Habe ich mir gedacht, mit dem redest du mal nicht mehr vorläufig.
00:09:41 Habe ich immer mit ihr telefoniert.
00:09:43 Sie war eine geflüchtete Schlesierin, wenn es mir recht ist.
00:09:46 Und mir ihr konnte man sehr viel plaudern.
00:09:48 Mit ihr konnte man sehr viel reden.
00:09:51 Und der Herr.. dieser Heimatpfleger, der Herr Bieber, der war sehr mit dem Bürgermeister Werner in Kontakt.
00:09:57 Und ähm da ging auch meine ähm Trilogie hin und her.
00:10:05 Die haben sie alle beide sehr begeistert gelesen und haben gesagt, die sollst du doch drucken lassen und so weiter.
00:10:10 Nun ja. Das ist also dann so gelaufen, nicht. Ja die beiden.
00:10:15 IV: Ja. Im Prinzip.. Mich würde jetzt noch ein kleines Detail interessieren.
00:10:20 Es ist umstritten in Flossenbürg, ob man im Krieg auch auf die Burg hinauflaufen konnte oder nicht.
00:10:27 AB: Ja.
00:10:28 IV: Waren Sie im Krieg auf der Burg?
00:10:30 AB: Ja.
00:10:31 IV: Ging das ohne Weiteres oder nicht?
00:10:33 AB: Das ging ohne Weiteres, denn um Flossenbürg hat sich eigentlich trotz der SS und all der Geschichten vom Krieg her gesehen niemand gekümmert zunächst einmal.
00:10:41 Niemand gekümmert.
00:10:43 Und ähm das war lange Zeit war das möglich, das erste.. die erste Veränderung..
00:10:49 Wissen Sie, die Burg liegt auf einem Steinhaufen, nicht.
00:10:51 Und die erste Veränderung, die ich bemerkt habe, wo ich dann '92 mit Frau Heferle raufgefahren war, dass man nach einer Seite, und zwar an der Hälfte, die wir einsehen konnten, hat man schon ein Naturschutzgebiet mit sehr schönen Blumen und Pflanzen angelegt.
00:11:07 Das war schon mal der erste Weg.
00:11:09 Und jetzt die letzte Nachricht, die ich bekommen hab':
00:11:12 Es war irgendeine große Jahresfeier da oben gefeiert worden, die mit der Burg irgendwie zusammenhing.
00:11:18 Und da ist der Platz davor ist ja sehr freigeräumt gewesen vorher schon immer.
00:11:23 Da hat man Lager abgehalten und Feuerwerk und und und.
00:11:27 Ich sollte von Frau, die Frau Bieber hat mir das erzählt, sollte ich Zeitungsausschnitte bekommen, wenn was drin gestanden wäre.
00:11:35 Ich habe aber dann mit Werner drüber gesprochen, mit dem Bürgermeister.
00:11:39 Der hat gesagt: "Ach ja, ja. Aber da haben wir wenig damit zu tun gehabt."
00:11:42 Also muss das irgendein Verein gewesen sein, der sich das ausbedungen hat, da, da oben feiern zu dürfen, nicht. Oder was.
00:11:50 IV: Ja, ja. Wenn Sie wollen, ich kann Ihnen da ein paar Artikel noch schicken.
00:11:53 AB: Ah ja, das wäre mir sehr, das wäre mir sehr recht.
00:11:56 IV: Sind Sie dann eigentlich so, als Sie bei der DESt gearbeitet haben, haben Sie da manchmal noch einen Spaziergang auf die Burg gemacht?
00:12:03 AB: Oh ja durchaus. Ich durchaus.
00:12:05 Ich hab' immer gerne in die Lande geschaut und habe mir..
00:12:09 Das wollte ich ja jetzt noch sagen, was mir überhaupt wegen des Verwaltungsgebäudes durch den Kopf gegangen ist.
00:12:15 Weil Sie ja sagten, neulich einmal zu mir, Sie wissen noch nicht recht, äh also erstens muss das ja erst wieder hergestellt werden.
00:12:23 Und was Sie damit machen sollen, oder wie.. Stimmt das doch richtig?
00:12:27 IV: Im Prinzip haben Sie recht, ja.
00:12:28 AB: Im Prinzip habe ich recht. Und da habe ich mir Gedanken gemacht, weil bei mir fängt der Kopf immer gleich an zu denken und zu arbeiten.
00:12:34 Ähm zwei Möglichkeiten.
00:12:36 Also erstens mal eines, was vielleicht etwas komplizierter ist.
00:12:40 Ich habe mir vorgestellt, man macht für Studenten, ausgesuchte Studenten A gescheit, B arm und fleißig, kann man ein Semesterferienerholungsheim machen.
00:12:54 Da kann man Studenten reinnehmen und sich erholen lassen.
00:12:57 Man kann dabei etwas an die Unis kommen und die vielleicht einmal da ein bisschen locker machen, dass die Zuschüsse geben usw.
00:13:05 Und damit das gar nicht so sehr teuer kommt.
00:13:07 Man muss es nur entsprechend vorher also mit Schlafzimmern und dergleichen, es gab ja oben das ganze Stockwerk noch.
00:13:13 Äh entsprechend einrichten.
00:13:14 Also an die Einrichtung hab' ich gedacht.
00:13:16 Lesezimmer und, und die Gewerkschaftsküche da unten, groß.
00:13:20 Das ließe sich machen, wenn also ein entsprechender Hausmeister zur Verfügung steht.
00:13:24 Die zweite Idee, die die einfachere scheint zunächst:
00:13:27 Es entstehen jetzt an so vielen Orten so viele junge bis mittlere Musikgruppen.
00:13:34 Die also, ich hab' gestern von einem gehört, der leider nicht den richtigen Raum noch hat, nicht.
00:13:40 War ein langes Interview.
00:13:42 Man könnte so eine Musikgruppe zum Beispiel äh zum Probieren und Studieren, aber als wie soll ich sagen, schon als Schule, nicht unter 14 Jahren.
00:13:54 Also die Gruppe würde ich schon sagen: 14 bis 16 Jahre.
00:13:57 Und die lernen sogar Komposition und jetzt alles.
00:14:00 Für die könnte man natürlich auch das Haus entsprechend einrichten.
00:14:03 Das waren meine zwei Ideen, wo ich dachte..
00:14:06 IV: Ja wird aufgenommen. Wir, wir.. das ist ein ganz offener Prozess.
00:14:10 Was mir jetzt wichtig war, also übrigens, Ihr Büro steht noch so da, wie Sie es beschrieben haben.
00:14:16 Also einschließlich der Theke mit dem Glas.
00:14:18 AB: Ja.
00:14:19 IV: Also ich war vor kurzem auch in diesem Raum.
00:14:23 Es steht da auch noch ein alter Safe, an den Sie sich vielleicht erinnern.
00:14:26 AB: Ein was, ein alter?
00:14:28 IV: Ein Safe, so ein Stahlschrank für Geld oder für, für irgendwelche wertvollen Akten oder so.
00:14:33 AB: Ah, das kann sein.
00:14:34 IV: Der steht da also auch noch da.
00:14:36 AB: Ja.
00:14:37 IV: Und ist offensichtlich wirklich aus, aus der Frühzeit dieses Gebäudes.
00:14:42 Und was wir mit dem Gebäude dann letztlich tun werden..
00:14:44 AB: Ja.
00:14:44 IV: .. ist noch wirklich, wirklich völlig, völlig offen.
00:14:49 AB: In den Sternen, ja.
00:14:51 IV: Steht wirklich in den Sternen.
00:14:53 AB: Also ich hab' nur gedacht, wer oder wann auch immer, es muss auf jeden Fall ein Hausmeister da sein, denn eine Art Bewachung braucht das Haus ja dann sowieso.
00:15:00 Wenn man sieht, wie sie damit umgegangen sind, nicht.
00:15:03 Die Andörfers die waren ja.. doch Hausmeister ganz gut.
00:15:07 Und den Kalfaktor haben wir sowieso gehabt, der immer auf alles geachtet hat.
00:15:11 IV: Mir fällt jetzt übrigens ein, nur, nur weil.. zu dem Thema Maria Paudler.
00:15:15 AB: Ja.
00:15:16 IV: Und Kino. Es kann auch sein, dass Sie damals das SS-Kasino besucht haben.
00:15:23 Das hat nämlich den größten Saal.
00:15:25 AB: Ja. Das stand für die Bevölkerung in Flossenbürg zur Verfügung.
00:15:28 Aber ich war nie im Kino.
00:15:30 Mich hat einfach die ganze Kinobesucherei nicht interessiert.
00:15:33 Ich wollte schon gar nicht.. waren ja lauter SS-Leute dort.
00:15:36 Also da habe ich mich eh fern gehalten.
00:15:38 Aber die Paudler, das war mein spezielles musikalisches Interesse, nicht.
00:15:43 Aber die Flossenbürger haben sicher öfter äh Gelegenheit wahrgenommen und sich da einen schönen Film angeschaut.
00:15:49 Das ist absolut möglich.
00:15:51 IV: Gut also jetzt, wir wissen auch von anderen, dass es schon rege Kontakte zwischen SS und dem Dorf gab.
00:15:58 AB: Ja.
00:15:58 IV: Ist ja auch logisch. Immerhin waren..
00:16:00 AB: Ja.
00:16:00 IV: ..wir schätzen etwa 400 SS-Leute in Flossenbürg.
00:16:04 Und da gibt es Bekanntschaften, Verwandschaften, alles Mögliche.
00:16:07 AB: Ja, ja, doch.
00:16:09 IV: Gut. Also ich habe jetzt so langsam eigentlich alles gefragt..
00:16:13 AB: Ja.
00:16:14 IV:.. was mir einfällt.
00:16:15 Letzte Frage noch: Haben Sie noch irgendwie Dokumente, Fotos irgendetwas aus der Zeit, was Sie wichtig finden, was Sie mal erwähnen wollten.
00:16:23 AB: Es ist so. Ich habe sehr viel fotografiert und Dokumente gesammelt noch.
00:16:29 Es dürfte mehr oder weniger eigentlich alles in meinen Biografien enthalten sein.
00:16:33 Es war ja eine Biografie über mich und für mich und nicht für Flossenbürg.
00:16:37 Aber was ich noch finden könnte, wenn äh meine liebe Mitarbeiterin jetzt wieder gebrauchsfähig ist und das kann sie nicht, wenn Sie im Moment ihr Baby bekommen hat, nicht.
00:16:47 Aber ich habe noch die andere, Frau Heferle, ob die jetzt sehr gern mitmacht, weil sie mit ihrem schwer krebskranken Mann, der Arzt ist, zu tun hat..
00:16:55 Also ich habe schon noch Möglichkeiten, jemanden zur Mitarbeit heranzuziehen.
00:16:59 Denn im Grunde genommen, schade.. Ich müsste Ihnen eigentlich die Bilder meiner Geburtstagsfeier äh vor kurzem da zeigen.
00:17:07 Im Grunde genommen habe ich fünf reizende Menschen, die in jeder Weise, so wie sie können, um mich bemüht sind und mich versorgen.
00:17:15 Und äh Frau Marker und Sabina und äh Frau, Frau Meier, die in der Konditorei äh Krönner beschaft.. beschäftigt ist.
00:17:25 Aber zum Teil auch äh für außen also zum Beispiel für mich.
00:17:28 Sie holt die Wäsche und putzt usw.
00:17:31 Und dann war eben wie gesagt, die äh die Beate Rabl da, deren Mutter hier übrigens eine sehr bekannte Organist.. dann gefangen genommen wurde..
00:17:40 Ich durfte mit Schubert dann einmal noch..
00:17:41 CM: Können Sie sich zurücklehnen?
00:17:42 AB: Bitte?
00:17:43 CM: Können Sie sich wieder anlehnen?
00:17:44 AB: Ah so. Ja. Mit Schubert durfte ich ja mal nach äh St. Georgen an der Gusen fahren.
00:17:50 Also um nicht Mauthausen zu nennen.
00:17:52 Da gab's ne Sitzung.
00:17:54 Und ich weiß, dass er da sehr, sehr für die Häftlinge eingetreten ist, dass die endlich mehr zu essen bekommen.
00:17:59 Dann kann man von ihnen auch mehr und bessere Arbeit verlangen und und und.
00:18:03 Und da haben wir uns im Zug auch nochmal drüber unterhalten.
00:18:05 Und jetzt erst, vor 8, 10 oder 14 Tagen hab' ich mit Herrn Werner gesprochen, mit dem Bürgermeister.
00:18:13 Und der hat gesagt: "Frau Biedermann,.."
00:18:16 Ähm Schubert ist ja furchtbar misshandelt worden, kann man sagen, der hat Dunkelhaft bekommen, lebenslänglich, und der ist blind dann rausgekommen, ist da gestorben.
00:18:25 Also dem ging es sehr schlecht.
00:18:26 Aber seine Frau mit den zwei Töchtern hat unlängst den Herr Werner besucht.
00:18:31 Und hat ihm erzählt, sehen Sie, das fällt mir jetzt ein, gesagt:
00:18:34 "Mein Mann hat über diese Zeiten, wo er sich für die Häftlinge verwendet hat, niemals öffentlich gesprochen.
00:18:41 Niemals ein Wort verlauten lassen."
00:18:44 Warum eigentlich, frage ich mich.
00:18:46 Wenn ich mich für die Häftlinge hätte einsetzen können..
00:18:48 Ich habe übrigens, das darf ich Ihnen noch sagen, mein ähm der, der Ausweis, die Karte, ähm die war verschwunden.
00:19:01 Ich glaube, dass Rückewoldt sie alle mit nach Regensburg genommen hat.
00:19:04 Und wo sie dann hingekommen sind, wissen die Götter.
00:19:06 Jedenfalls hat sie mir eine falsche Stelle genannt, Landshut, also wegen der Arbeitsrente, nicht.
00:19:13 Und da habe ich keinen Bescheid gekriegt.
00:19:15 Die sei da gar nicht gewesen diese Stelle.
00:19:17 Und dann hab' ich gedacht, ihr könnt mir den Buckel runter rutschen.
00:19:20 Ich bin in dieser Hinsicht keine Kämpferin, den Dingen nachzujagen, und habe meine zwei Jahre Renten, die mir zugestanden hätte, habe drauf verzichtet.
00:19:30 Wollte eigentlich zu Gunden, zu Gunsten der Häftlinge und was dort hätte gemacht werden können, wo sind sie verschwunden?
00:19:36 Bei der BfA. Die hat den Vorteil gehabt, dass sie mir also keine Rente zahlen musste für die zwei Jahre.
00:19:43 Fort, Schluss, aus. Weg.
00:19:45 War eine Dummheit.
00:19:46 War eine Dummheit.
00:19:49 Ich habe im Grunde genommen im Kopf gehabt, wenn das vorbei ist und ich komme wieder - ich dachte ja nicht, dass ich da erstmal vier Monate in Österreich bleibe.
00:19:57 Ich mache gleich ein schönes Lokal oder, oder Heim für noch kranke oder empfindliche oder betroffene Häftlinge so und so und so.
00:20:06 Ich war sehr äh für das Positive eingestellt.
00:20:10 Und dann der Zufall, das kann ich kurz noch erzählen.
00:20:14 Wir waren dasselbe Personal, also ich und die Rückewoldt für Flossenbürg.
00:20:19 Und dann gab's in Mauthausen also in St. Georgen an der Gusen in der gleichen Weise eine Schreiberin.
00:20:26 Das war die, na ist ja wurscht, und die andere war eine sehr steuerkundige etwas mittelalterliche Dame.
00:20:34 Die ist voraus gleich weg, vor uns allen weg nach Kanada.
00:20:39 Hat dort Position bezogen als, als eine hervorragende Steuerberaterin.
00:20:44 Hat dann meinem Bruder und Frau, mein Bruder hatte inzwischen die Rückewoldt geheiratet, hat den beiden Geld geliehen, dass sie rüber kommen nach Kanada.
00:20:52 Denen hat es dort nicht gefallen.
00:20:54 Meine sehr gescheite in Schweden auch ins Institut gegangene Schwägerin war angeblich gleich Sekretärin in Vancouver wohl bei der Regierung gewesen.
00:21:05 Aber es hat ihr auch dort nicht gefallen.
00:21:07 Und sie wollte wieder heim.
00:21:09 Die sind also dann wieder heim die beiden.
00:21:11 Und dann hat die dort gebliebene Steuerberaterin mich angerufen, ich glaube, sie hat mich angerufen.
00:21:16 Sie möchte mit mir ein Lokal aufmachen, ein Heim oder was auch immer, weil ich so prädenis.. prädestiniert bin dafür.
00:21:25 Eine Sache mit Atmosphäre und schön und gut zu leiden und herzurichten und und und.
00:21:32 Das kannte man schon in Erlangen.
00:21:34 Und äh da ist aber dann nichts draus geworden, denn sie hat gesagt:
00:21:38 "Nur mit Ihnen, Frau Biedermann, und nur mit Ihnen und sonst mit niemandem."
00:21:42 Und ich hab' da abgesagt, ich wollte nicht ins Ausland.
00:21:45 Und dann ist sie sehr bald darauf gestorben.
00:21:48 Das war eine kurze Zwischengeschichte mit der Steuer..
00:21:52 Also leider habe ich es in Flossenbürg nicht durchführen können, denn da wäre etwas draus geworden, das weiß ich.
00:21:57 IV: Gibt es eigentlich noch Verwandte von dieser Familie Rückewoldt, also Bruder..?
00:22:03 AB: Ja, also die Schwägerin.. Schwester lebt noch. Die Irma. Die ist drei Monate jünger als ich.
00:22:09 Und da hat es lange Zeit also ich.. mein Bruder, wer ist denn eigentlich zuerst gestorben?
00:22:14 Mein Bruder ist zuerst gestorben.
00:22:15 Der hatte sehr schweren Knochen- und Lymphdrüsenkrebs.
00:22:19 Was kein Wunder ist, wenn man so lange in Stade und Umgebung gearbeitet hat.
00:22:23 Da ist ja alles an Krebs gestorben nicht.
00:22:25 Da waren so giftige Fabriken.
00:22:27 Und nach ihm also ziemlich lange nach ihm, nein ziemlich gleich, ist er in seinem Heim.. ist er gestorben in Haddorf.
00:22:36 Und ähm dann hat die Schwester meiner Schwägerin, die also heute noch lebt in Bochum, hat für sie eine Wohnung in Bochum besorgt und Hertha ist dann rüber gezogen, weil sie ja ohne jemanden war.
00:22:48 Zu mir konnte sie nicht, denn ich wollte sie nicht haben.
00:22:51 Und dann hat sie also in Bochum halt auch ihren Platz da bezogen.
00:22:56 Ist aber vor zwei Jahren gestorben.
00:22:59 Die hat auch ziemlich mit, ja Brustkrebs gehabt und ach Gott, wer hat denn keinen Krebs gehabt?
00:23:04 Ich hab' keinen gehabt.
00:23:05 Und habe Gott sei Dank noch keinen.
00:23:07 Ja kurz und gut, und von dieser Familie, wir haben 18 Jahre keine.. meine Schwägerin äh was damit zu tun gehabt, was gar nicht schön ist und was man zum Schluss eigentlich auch,
00:23:17 weil ich es mit beobachtet habe, mir ein bisschen, wie soll ich denn sagen, ein bisschen aufgeheizt habe, aber zum Glück konnte ich es klar stellen.
00:23:26 Na das erzähle ich Ihnen ein anderes Mal.
00:23:27 Das ist eine ganz andere Geschichte.
00:23:29 Eine ganz andere Geschichte.
00:23:30 IV: Das war jetzt für Sie..