Bookmark successfully added.
File "AGFl_AV.22.0711.mp4"
Actual file name | AGFl_AV.22.0711.mp4 |
---|---|
Folder name | |
Sources | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Signatur: AGFl AV.22.0711 |
File size | 134.57 MB |
Size | 640px × 480px |
Preview | |
Referenced by | |
Duration | 00:21:40 |
Aspect ratio | 4:3 |
Subtitles for "AGFl_AV.22.0711.mp4"
00:00:02 | IV: Ja, Herr Dekeyser, ich würde Sie gerne fragen: Wenn Sie das beschreiben müssten in zwei oder drei Sätzen, was Flossenbürg wirklich damals war. |
00:00:11 | Was heißt das für Sie? Was war Flossenbürg? |
00:00:14 | CD: Also, das Lager Flossenbürg war an sich das Schlimmste, was mir an sich im Leben erfahren ist. |
00:00:22 | Ich kann ja von, von diesen Unterschieden mitreden, weil ich nämlich elf Monate in Sachsenhausen anschließend noch miterlebt habe. |
00:00:33 | Und die, die, das Benehmen von, von den Wachmenschen in Sachsenhausen |
00:00:43 | und das, was ich hier mitgemacht habe, das ist an sich Hölle und Himmel Unterschied. |
00:00:49 | Äh ich habe mir damals den Satz erlaubt: Unter der, den, der Begrüßung, die ich da empfangen habe von äh belgischen Kollegen. |
00:01:00 | Äh da ist mir der Satz ausgerutscht.. Und ich bitte für andere KZ-Mitkollegen, das zu verstehen, aber das ist der Fall. |
00:01:11 | Damals war mir so, dass Flossenbürg an sich, das, das Leben hier an sich die Hölle.. Das heißt, man war dem Krematorium so nah, |
00:01:23 | dass fast tagein, tagaus damit gerechnet werden musste, dass man auch zu den anderen hin fliegen sollte. |
00:01:32 | Aber, was ich hier um mich herum erlebt habe, in Sachsenhausen war das ja an sich Art Sanatorium. |
00:01:44 | Also d.., der Unterschied kommt wahrscheinlich dadurch, weil nämlich sämtliche Posten, die es hier gab.. hier Kapos, Lagerälteste, Blockälteste.. |
00:01:53 | Das waren ja alle Kriminelle, die an sich so, so abartig sich benehmen äh mussten oder sollten.. |
00:02:06 | Wer weiß, was die SS denen alles aufgedrungen hat. Aber die haben sich tatsächlich wie, wie, wie, wie Dämonen haben die sich da benommen. |
00:02:17 | Und äh Leidtragende waren selbstverständlich immer die kleineren Leute. |
00:02:22 | Die an sich nicht die Möglichkeiten hatten, irgendwie finanziell herauszu.. zubringen. Und das war an sich die Masse. |
00:02:33 | Und die Masse hat dann selbstverständlich das Ganze tagein, tagaus miterlebt äh sogar die Nächte waren an sich nicht frei. |
00:02:42 | Man konnte damit rechnen, dass ein, ein, ein Haufen äh Betrunkene ins Lager reinkamen. |
00:02:49 | Und dann wir da rumgeschossen, in die Baracken rein, knüppelten und.. |
00:02:54 | Das konnte jedem da passieren, dass wir mal an sich.. Die Angst hier.. 24 Stunden war tagein, tagaus die Angst bei den kleineren Leuten hier. |
00:03:04 | Und da oben in Sachsenhausen war von diesem allen, die Schlägerei, das Schimpfen vor allem.. |
00:03:12 | Es wurde, es wurde einer erniedrigt so.. Er war no.. äh noch, noch, noch weniger als ein Sauhund, wie die uns da äh nannten. |
00:03:20 | Da oben, wenn die Arbeit geschafft wurde, gab es an sich gar keine Beanstandungen. |
00:03:26 | Und man hat sich irgendwie die Nächte um die Ohren schlagen können wie ein normaler Mensch. |
00:03:33 | IV: Okay. Jetzt eine Frage: Es ist heller geworden.. |
00:03:36 | CM: Es ist.. |
00:03:36 | CM: Und Kamera läuft. |
00:03:38 | IV: Ja äh.. Mit ein paar Sätzen noch mal zusammengefasst: |
00:03:41 | Was hat dieses Lager Flossenbürg.. Was war das Besondere? Was hat das für Sie bedeutet damals? |
00:03:47 | CD: Ja, das Lager Flossenbürg ist an sich so berüchtigt, weil nämlich die Besatzung, die wichtigen Stellen, die es gab: |
00:04:00 | Die Kapos, Lagerältesten, Blockältesten und alle Leute, die, die da was zu sagen hatten und Befehle von Morgen bis Abend austeilten.. |
00:04:11 | Die waren an sich Kriminelle. Haben die.. als Kriminelle haben die sich auch benommen. |
00:04:18 | Aber in dieser Weise, die es an sich äh noch nie gegeben hat. |
00:04:24 | Für, für äh vernünftige Leute, die auf der Straße spazieren gehen, können sich gar nicht einbilden, was überhaupt Flossenbürg bedeutete. |
00:04:33 | Schlimm war es an sich sehr. So sehr, dass die Unterschiede zwischen Sachsenhausen, wo ich auch elf Monate erlebt habe.. |
00:04:45 | Äh dass die Unterschiede so krass waren, dass ich mir zufälligerweise den, den Satz erlaubt habe.. äh: |
00:04:53 | Flossenbürg, das ist an sich das Krematorium für jeden einen von tagein, tagaus bereitbar. Und in Sachsenhausen war es an sich eher Art Sanatorium. |
00:05:08 | Man konnte dort leben, seine Arbeit schaffen, ohne angespuckt zu werden, ohne geschlagen zu werden.. ohne Grund oder mit Grund sogar. |
00:05:19 | Da haben die ab und zu mal ein Auge drücken können. Es waren ja alle, meistens "Politische", die da das Sagen hatten. |
00:05:28 | IV: Gut. Und jetzt habe ich noch eine Bitte. Dass Sie das Gleiche.. |
00:05:33 | CM: Und Kamera läuft. |
00:05:35 | IV: Ja, was war Flossenbürg für Sie? |
00:05:37 | CD: {erzählt dasselbe noch einmal auf Flämisch} |
00:06:45 | IV: Okay. |
00:06:46 | CD: Probelauf, oder? |
00:06:47 | IV: Nee, schon mit.. Die Kamera läuft auch schon mit. |
00:06:49 | CM: Ja, laufen's einfach zu. |
00:07:43 | CM: Schauen's einfach weiter. |
00:07:50 | CM: Wir drehen jetzt einfach mal eine Runde. |
00:08:20 | CM: Okay, Herr Dekeyser, bitte. |
00:09:16 | IV: Läuft? |
00:09:17 | CM: Läuft.. die Kamera, Ton passt. |
00:09:20 | CM: Und bitte. |
00:09:21 | IV: Der Steinbruch, Herr Dekeyser, war ja sozusagen Ihre erste Station. |
00:09:25 | Und Sie haben auch erzählt, das war so mit das Härteste, was es in Flossenbürg überhaupt gab. |
00:09:30 | Was war der Steinbruch? Was war auch das Schlimme gerade an dem Steinbruch für die Menschen hier? |
00:09:36 | CD: Also, wir sind jetzt an diesem Steinbruch angelangt, wo an sich die meisten unserer Kameraden ihr Leben gelassen haben. |
00:09:50 | Das war an sich das Schlimmste, was an Arbeit hier äh von den Leuten verlangt wurde. |
00:09:59 | Dies alles morgens mit einem Liter warmem Wasser im Körper musste dann hier sehr hart gearbeitet werden. |
00:10:14 | Obendrein Beschimpfungen von morgens bis abends ertragen müssen. |
00:10:22 | Und dann zusätzlich wurde noch mal geknüppelt, sodass es sehr oft abends Verletzte gegeben hat, die man zum Revier tragen musste. |
00:10:36 | IV: Wie war denn auch so die.. Sie haben ja selber hier die Arbeit gemacht. Wie war das für Sie? |
00:10:39 | Was haben Sie erlebt auch von dieser Gewalt, diesen Beschimpfungen? Versuchen sie nochmal so ein bisschen auch.. |
00:10:44 | CD: Ja, also meinen, meinen ersten Arbeitstag im, im Steinbruch war an sich das Verladen von diesen schweren Brocken. |
00:10:55 | Die haben wir ja von morgens bis abends zum Teufel gewünscht. |
00:11:00 | Aber wir mussten die Sachen laden, dann bis zum Bahnhof tragen und dort wieder entladen. |
00:11:10 | Und während der ganzen Zeit waren da dann Beschimpfungen von den kriminellen Kapos, die wir ertragen mussten, ob wir wollten oder nicht. |
00:11:25 | Aber ich muss eins gestehen: Also, die Beschimpfungen, die haben mir mehr weh getan als wie tag.. das Schlagen und Treten, was wir da ganze Tage ertragen mussten. |
00:11:40 | IV: Warum war das so schlimm, diese Beschimpfungen? |
00:11:44 | CD: Also schlimm, schlimm ist es an sich gewesen, ein, ein jeder Teil von dem Steinbruch, gleich welche Arbeiten man dort durchzuführen hatte, |
00:11:54 | war an sich so schwer, dass die meisten Zeiten man ja unter, unter der, der Arbeit überhaupt so gelitten hat. |
00:12:06 | Und dadurch geistig und körperlich äh von Tag zu Tag äh sch.. |
00:12:16 | Sehr, sehr anfällig wurde für jede kleine äh Krankheit oder alles, was an sich mit schlechter Ernährung zu tun hatte. |
00:12:31 | Die Ernährung, die wurde am Mittag.. das.. Da sind ja ein paar Bilder davon noch zu sehen. |
00:12:39 | Am Mittag das Stehen in einer Reihe, um da einen Schlag von der Suppe zu ergattern, war schon eine sehr schwere Sache. |
00:12:52 | Jeder hat probiert, an den Rest vom Kübel zu kommen, weil es dort ein bisschen dickere Suppe gegeben hat. |
00:13:03 | Und das war an sich das Einzige, was am ganzen Arbeitstag den Gefangenen gegeben wurde. |
00:13:14 | IV: Die Menschen müssen doch auch.. die waren ja zum Teil schwank.. krank, schwach, erschöpft. |
00:13:19 | CD: Ja, doch, dort die ganzen.. dort die.. |
00:13:22 | IV: Wie, wie, wie war das? Und es war ja auch oft.. Auch im Winter wurde ja.. Im Winter wurde ja auch gearbeitet. Es war kalt. |
00:13:26 | Also wie war das.. sozusagen.. Wie ging es einem auch körperlich? Wie ging es.. Sie haben das ja auch gesehen, wie es.. Sie haben es ja geschafft, aber andere.. |
00:13:35 | CD: Ja, die, die, die Wetterumstände sind ja, die sind ja bekannt in diesem Teil des Landes. |
00:13:42 | Dass äh der Winter lange und sehr hart war und wir an sich nur, nur notdürftig bekleidet waren. |
00:13:53 | Sodass wir schon beim Anfang der Arbeiten schon gefroren haben. |
00:14:02 | Handschuhe gab es gar keine, da haben wir mit den bloßen Händen diesen Granitteil da anfassen müssen. |
00:14:11 | Dadurch ist dann in kürzerer Zeit äh Leute äh erkrankt worden. |
00:14:22 | Sehr wenig sind an sich wieder nach Hause gekommen, nachdem sie eine Zeit lang hier in dieser Steingrube beschäftigt waren. |
00:14:37 | Schlimm war es an sich.. Das Ganze, was hier "Leben" hieß, war für uns die Hölle. |
00:14:50 | Es ist ja fast nicht zu beschreiben, wie sehr wir von Morgen bis abends unter allem, was hier zusammen von den Kriminellen ertragen werden musste.. |
00:15:05 | Sodass die einen nach den anderen unserer Kameraden sichtlich jeden Tag schlechter in körperlichem Zustand waren. |
00:15:20 | Und dadurch sie auch ab und zu das Leben benommen haben. Also schlimmer war es in keinem anderen Lager. |
00:15:35 | IV: Okay. |
00:15:39 | Gut. |
00:15:42 | Ja. |
00:15:53 | CD: Cette foutue carrière de pierres, où il y a tant de camarades qui sont restés. [DE: CD: Dieser verdammte Steinbruch, wo so viele Kameraden umgekommen sind.] |
00:16:04 | Un lieu incroyable. [DE: Ein unglaublicher Ort.] |
00:16:10 | Triste et effroyable. [DE: Traurig und furchtbar.] |
00:16:18 | A se demander comment j'en suis sorti. [DE: Ich frage mich, wie ich da rausgekommen bin.] |
00:16:25 | Das wär's. |
00:16:26 | IV: Okay, Dankeschön. |
00:16:34 | CM: Jetzt laufen wir mal ein Stück. |
00:16:39 | Okay, laufen wir ein Stückchen vor? |
00:17:38 | CM: Okay, das reicht, Herr Dekeyser. |
00:17:43 | CD: Weiter? |
00:17:43 | CM: Das reicht, das reicht, danke. |
00:17:45 | CD: Das reicht? |
00:17:46 | CM: Ja, bleiben Sie einfach stehen. |
00:19:09 | CD: Losgehen? |
00:19:09 | IV: Ja, bitte. |
00:19:20 | CM: Und stopp. |
00:19:49 | CM: Und bitte. |
00:19:50 | IV: Okay. |
00:20:01 | CM: Und stopp. |
00:21:10 | CM: Ich schau jetzt noch mal, ob wir noch mal ein bisschen weiter.. ja? |