00:00:00 |
SR: Ich bin gekommen hierher. |
00:00:03 |
IV: Gut. Ich weiß jetzt nicht sehr viel über Sie. Sie sind in Polen geboren und haben in Polen gelebt. Vielleicht erzählen Sie darüber mal etwas. |
00:00:11 |
SR: Ja. Ich bin geboren in Polen 1930 und bis 1940 waren wir eine Familie.. normale Familie. Alle waren wir zu Hause. |
00:00:28 |
Mein Vater ist gestorben 1934 und der Bruder hat das Geschäft abgenommen.. der große Bruder. |
00:00:38 |
Wir waren fünf Brüder und drei Schwestern. |
00:00:42 |
Nachher, als der Bruder, der älteste Bruder hat geheiratet.. und der zweite Bruder hat das Geschäft genommen. |
00:00:52 |
Und eine Schwester, die hat.. Nachher hat sie auch geheiratet. Hat sie ein Kind gehabt, auch mein Bruder hat ein Kind gehabt. |
00:01:02 |
Und so war normales.. Es, das Leben war normal. Aber es war ein bisschen antisemjud. Was bedeutet antisemjud? |
00:01:15 |
Be.. weil äh die.. In der Schule, zwischen den Kindern, ja, war, war nicht so höflich einer zu dem anderen. |
00:01:30 |
Und von äh '39, wenn die Deutschen reingekommen.. so '40.. So ist.. hat sie begonnen, die schlimms.., die schlimmste äh, die schlimmste Zeit. |
00:01:50 |
Was.. Wir haben nicht gewusst, was kann passieren morgen. Jeden Tag war ein neues Gesetz, ein, ein neuer Befehl. |
00:02:01 |
Der erste Befehl war: Die Juden auf der Hauptstraße dürfen nicht wohnen. Sie müssen verlassen nach 24 Stunden.. rauszugehen von den Wohnungen. |
00:02:17 |
So, wir haben das gemacht. Nachher sind Deutsche gekommen, es waren Volksdeutsche und Reichsdeutsche.. alle von ... in, in Menschen von SS und SA. |
00:02:33 |
Und sie haben die ganzen Geschäfte abgenommen von den Juden. |
00:02:40 |
Wenn es war noch ein Geschäft, haben auch die Polen auch ge.. aufgeschrieben auf die, in das, in das Glas: "Hier wohnt ein Jude." Ja? So weiter, so weiter. |
00:02:58 |
Und nachher haben wir bekommen einen deutschen ... Er war ein SS und er hat einen Sohn gehabt, sein Name war Adolf. |
00:03:14 |
Und er hat auch gebracht Hasen, Hasen. Und er hat mir gesagt: "Du Kleiner darfst bringen.. du darfst füttern die Hasen. Bringe jeden Tag neues Gras." |
00:03:33 |
Ich habe das gemacht. Und nachher hat er bekommen.. es war auch Winter, war kein Gras nicht. |
00:03:42 |
Hat er auch bekommen zwei Geschäfte von.. äh äh Gemüsegeschäfte. Es war eins für Volksdeutsche und eins für Reichsdeutsche. |
00:03:55 |
Und ich bin gekommen zu ihm, ich habe gesagt: "Ich habe kein Gras für die Hasen." |
00:04:01 |
Was hat er mir gesagt: "Ja, du bekommst.. du kommst jeden Tag um 1 Uhr Mittag und du bekommst Kraut für die Hasen." |
00:04:14 |
Und nicht jedes Mal hat er mir dort eine Mark oder zwei Mark gegeben. Und hat mir einen Kopf von Kraut gegeben nach Hause. |
00:04:28 |
Und nachher, eines Tages kommt der Sohn, der Adolf. Sagt er zu mir: "Semi, heute kommt man euch auf.., auf.., abholen." |
00:04:44 |
Dass er.. das war.. kommt d.. die Polizei ist.. Nicht jedes Mal kommt die und sie nimmt die ganze Familie raus von dem Haus. |
00:04:59 |
Ich habe meiner Mutter erzählt das und meine Mutter hat gesagt, wir müssen raus gehen jetzt zu einer Freundin drei Kilometer von dem Platz, von zu Hause. |
00:05:14 |
Wir waren vielleicht eine Woche dort und meine Schwester ist gekommen zu schauen, was hat passiert um die Wohnung. |
00:05:24 |
Und um die Wohnung war schon ver.., vermacht. Sie mussten wieder rübergehen zu dem Getto. |
00:05:34 |
Im Getto war ein Komitee, ein jüdisches Komitee. Wir sind gekommen, haben gesagt. "Hier, das ge.. die Wohnung ist versperrt. Wir haben nicht wo zu gehen." |
00:05:49 |
So haben sie gewechselt von den polnischen Leuten zu, zu den jüdischen Häusern und wir sind gegangen zu den polnischen Häusern. |
00:05:59 |
IV: In das Getto, sozusagen. |
00:06:01 |
SR: Ja, das alles zu den Polen. Nachher ist ein Gesetz heraus: Jeder einer muss einen jungen Burschen geben zur Arbeit. |
00:06:12 |
So, mein Bruder Jechiel ist gegangen. Nachher haben sie gefordert Mädchen. Nachher haben sie gefordert Gold. Nachher Si.. äh Silber und Kupfer. |
00:06:36 |
Und im Getto war es sehr schlimm. Es war kein, kein Essen, wir haben kein Geld gehabt auch zu kaufen, weil das war alles gesperrt. |
00:06:49 |
Und nachher haben sie genommen zur Arbeit in derselben Stadt, was wir haben gewohnt. In Strzemieszyce war eine äh große Fabrik. |
00:07:05 |
So. Mein Bruder Meir.. Meir, und meine Schwester.. die große Schwester ist zu der Arbeit gegangen. |
00:07:15 |
Nachher hat man genommen ihren Mann.. den Mann.. aus. Und mehr haben wir ihn nicht gesehen. |
00:07:25 |
Und nach ... Vakation.. die große Vakation, was sie haben die Kinder und die alten Leute abgeholt. |
00:07:35 |
Sie haben sie abgeholt auf einem Appellplatz und sie haben genommen dort 1.000 oder 1.500.. es war wieder ruhig. |
00:07:48 |
Aber das war schon 1943.. War ganz schlimm, was das war judenrein. |
00:07:59 |
Haben sie alle abgeholt, alle mussten raus auf den Appellplatz und meine Mutter hat mir gesagt: |
00:08:12 |
"Du musst immer verschwinden. Du sollst gehen, du sollst alle Arbeiten machen." |
00:08:21 |
Wissen Sie, bei, bei Juden zu äh, zu arbeiten bei Schweinen, es war nicht so tüchtig. |
00:08:32 |
Und ich bin verschwunden einmal und habe mich versteckt, wo meine Großmutter hat gewohnt. |
00:08:43 |
Aber dort haben mit den Hunden.. die Hunde mich gefunden dort. Und man hat mich zurückgebracht. |
00:08:54 |
Ich war das zweite Mal wieder verschwunden und die Polen habe mich zurückgebracht zu dem Appellplatz. |
00:09:05 |
Und der SS-Mann hat gesagt. "Du Kleiner, du bist schon das zweite Mal da. Wachtmeister, bitte aufpassen." |
00:09:17 |
Mein Bruder war zwischen den Großen und ich war zwischen den Alten und kleinen Kindern und Frauen. |
00:09:29 |
Und mein Bruder hat ge.. mir gewiesen: "Komm hierher." |
00:09:34 |
Und wenn.. Da haben sie gewechselt, zu, zu schauen auf mich, so bin ich zu meinem Bruder hingelaufen und er hat mich verdeckt mit einer Decke. |
00:09:48 |
So weit.. Die Autos sind gekommen und abgeholt alle alten Leute, Kinder, das war meines Bruders Frau mit der Tochter. |
00:10:04 |
Meine Mutter war versteckt.. weiß ich nicht, wo sie ist, wann sie ist.. w.. sie ver.. weggegangen.. mit meiner Schwesters kleinem Kind. |
00:10:16 |
Das waren.. die Kinder waren 8 Monate alt. |
00:10:22 |
Und wenn es war rein von, von den Alten und den Kindern, hat jeder eine gemusst zukommen und hat gefragt: |
00:10:35 |
"Wie alt bist du? Was für einen Beruf hast du?" Ist der Beruf, was er hat gewollt, hat er gesagt: "zu rechts." Oder er hat gesagt: "zu links." |
00:10:48 |
Zu links war auch.. jetzt kann ich sagen, das war nach Auschwitz, ja. Damals war mir.. Haben wir nicht gewusst, wohin. |
00:10:56 |
Und der Bruder hat mir gesagt: "Du sagst, du bist 17 Jahre alt." Und er hat mich gefragt: "Wie alt bist du?" Habe ich gesagt: "17 Jahre." |
00:11:08 |
"Was für einen Beruf?" Habe ich gesagt: "Ich bin Gehilfsklempner." Hat er mir gesagt: "Nur rein mit der Scheiße." Zu der Arbeit.. zu den Großen. |
00:11:20 |
Und so weiter, so weiter. Und nachher hat man uns genommen zum Bahnhof und man hat uns gebracht nach Blechhammer. |
00:11:34 |
Das ist.. auf Polnisch heißt es Blachownia. Aber niemand hat gewusst, wo das ist. |
00:11:41 |
Die, alle die.. Meine Schwester und der Bruder hat gearbeitet in dem F.., in der, in der Fabrik. Haben sie schon gehabt alle richtig zu dem Bahnhof gebracht. |
00:11:58 |
Und die Frauen hat man gebracht nach Ottmuth und uns nach Blechhammer. |
00:12:04 |
Wir sind nach Blechhammer gekommen, hat man uns gesagt, wir müssen die.. alle Kleider ausziehen. "Ihr bekommt neue Kleider." |
00:12:19 |
Das war richtig, wir haben die bekommen.. Die mit dem passen.. die, die, die Kleider. Und das war noch nicht das Ende. |
00:12:28 |
Und nachher jeder einer muss kommen, die linke Hand ausziehen.. und sie haben die Nummer aufge.., gedrückt. |
00:12:39 |
{SR krempelt Ärmel ein bisschen hoch und deutet auf Nummer} |
00:12:43 |
Hier ist die Nummer, was die aufgedrückt haben. Und nachher haben sie gesagt: "Von diesem Moment ist kein Name da, nur eine Nummer." |
00:12:56 |
Und er hat uns zugeteilt in die Baracken. Das war Baracke 15, was ich habe ein Glück gehabt. |
00:13:08 |
Auch mein Bruder, wir waren in demselben Zimmer. Zwei Stock. |
00:13:17 |
Nachher, um 4 Uhr mor.. in der äh, in der Früh haben wir gemusst aufstehen. Und sie haben gesagt, wir müssen in die Küche gehen, Kaffee bringen. |
00:13:35 |
Aber es war kein Kaffee, es war warmes Wasser. Und wir sind gestanden so bis 6:30 auf dem Appell. |
00:13:48 |
Es war Sommer oder Winter, das ist egal: 4 Uhr haben wir gemusst aufstehen zum Appell. |
00:13:56 |
Und wir sind herausgegangen zur Arbeit. Meinen Bruder hat man geschickt zu, zu äh Klempner. Er war ein Klempner. |
00:14:10 |
Mich hat man geschickt zu Steine.. dort zu machen die Straßen. |
00:14:17 |
Und mir hat man gegen einen Hammer von fünf Kilo.. Ich soll zerbrechen die Steine, aber ich habe keine gekannt. |
00:14:28 |
So der SS-Mann hat das Gewehr genommen auf die Seite und er hat genommen den Hammer und er hat gehauen und es zerspringt der Stein. |
00:14:39 |
Und er sagt zu mir: "So haut man Steine." Aber er hat mir mit dem Gewehr mir gegeben einen Stoß, was er hat mich zehn Meter weggestoßen von dort. |
00:14:51 |
Aber ich habe gewusst, ich darf nicht fallen. |
00:14:57 |
Und ich war zu, zu m... habe ja nicht gewusst. Aber es war auch ein Obermeister, er war ein Arischer, er war ein Holländer. |
00:15:10 |
Und er hat das gesagt.. Und er hat gesehen. Ist er gelaufen zu mir, sagt er: "Ich muss ihn haben." Zu dem SS hat er gesagt, er muss mich haben. |
00:15:25 |
"Was musst du ihn haben?" Hat er gesagt: "Er soll mir die Latte halten.. zum Messen die, die hoch da sind." |
00:15:34 |
Und so habe ich gearbeitet mit dem.. Vielleicht das war ein halbes Jahr oder noch mehr. Und nachher hat er mir gegeben zu Steine.. die Steine zu setzen. |
00:15:51 |
Hat er immer gesagt: "Immer Spitze die oben." Aber ich habe keine Ahnung gehabt, was er wollte von mir haben. |
00:15:58 |
Aber durch die Zeit habe ich gelernt. Nachher, die Straße war gefinisht.. haben wir geendigt. |
00:16:08 |
So, jeden Tag sind wir in das Lager gekommen, haben wir zu essen bekommen eine Schüssel von Suppe mit 200 Gramm Brot. |
00:16:23 |
Das war das Essen, was wir haben bekommen. Nachher hat man mich geschickt als Tischler.. Gehilfstischler. Gehilfstischler war dort.. war schon nicht, nicht so schlimm. |
00:16:44 |
Aber auch.. nicht mal.. war auch.. Mittagszeit haben wir auch eine Suppe bekommen. Und nachher habe ich ein Gehilf.. äh Elektrischer war. |
00:17:04 |
IV: Elektriker. |
00:17:05 |
SR: Elektriker, ja. Ich erzähle das, das bloß äh von Anfang. |
00:17:13 |
Und nachher hat sich die Wehrmacht getauscht bei uns in die, in dem, in dem Camp. |
00:17:22 |
Und hat mir gesagt: "Hier habe ich Henne. Du wirst füttern die Henne. Aber das muss sauber sein, so wie bei deiner Mutter im Bett." |
00:17:37 |
Richtig, was äh hatte mir.. das Essen war, was das.. was hat soll sein in der Küche, habe ich der Henne gegeben. Soll man sagen so. Und es war sauber genau. |
00:17:54 |
Und nachher hat's angefangen, die Russen sind gekommen.. Wir waren dort.. das war Polen, Ostoberschlesien. |
00:18:04 |
Hat man uns gesagt, wir müssen verlassen das, den äh Camp. Und man hat uns gegeben ein Brot, das war von 800 Gramm vielleicht. Und eine Decke. |
00:18:25 |
Und so sind wir gegangen von Blechhammer bis Groß-Rosen. Wie lang ich bin gegangen, ge.. weiß ich nicht. Welches Datum es war, weiß ich nicht. |
00:18:39 |
Was war eine Sache, denke ich, wir haben Schuhe bekommen von Holz. Und das war auch im Winter und der Schnee hat sich zugeklebt zu den Schuhen. |
00:18:53 |
Und das war sehr schwer zu, zu gehen. Die ganze Zeit haben wir gemusst in ihnen. |
00:19:00 |
Den ganzen Marsch hat man kein Ges.., kein Essen nicht ge.. bekommen. Nur, es war in der Nacht.. war ein Feld, der Schnee war so hoch, bis zu hier. |
00:19:17 |
Und mein Bruder hat gesagt: "Schmuel, du darfst nicht schlafen hier. Du musst dich bewegen. Darfst nicht schlafen." |
00:19:28 |
Nachher haben sie gebracht einen kleinen Wagen mit gekochten Kartoffeln. Und wer hat gekonnt zukommen zu dem, hat.. |
00:19:42 |
Das war keine Zuteilung, das war weggestellt und wer ist gekommen, hatte genommen. Wer's hat nicht gekommen. |
00:19:50 |
Dann haben sie vielleicht viel Lust gehabt und sie haben geschossen mit äh mit Dumdum äh äh Munition. |
00:20:03 |
Und da haben sie gesagt: "Hier so auf der Mauer.. hat mir geschossen. Hat mir geschossen, aber nicht kann.. hat nicht können helfen." |
00:20:14 |
Und so weiter zu. Morgens wieder, wieder gelaufen. Nicht gelaufen.. gegangen. Wohin? Niemand hat es gewusst. |
00:20:23 |
Mit der Decke über dem Kopf, nur.. mit dem Kopf unten. Aber ich mit meinem Bruder sind immer f.. zur Front gelaufen. Der erste. Warum? |
00:20:42 |
Es war Zeit, es war Zeit, zu laufen auf ein Haus, zu stürmen oder zu nehmen, was war darin ist zu essen. |
00:20:57 |
Und herauszukommen, so der SS hat mich nicht bemerkt. |
00:21:03 |
Und sowas haben wir gelebt, nicht nur einmal. Ein bisschen, ein bisschen jetzt, ein bisschen später, ein bisschen später. |
00:21:12 |
Und die alle, was sie haben sich weggesetzt von unten.. haben nicht können laufen, sind geschossen. |
00:21:21 |
Und nachher ist das.. sind wir gekommen von äh Blechhammer nach Groß-Rosen. Groß-Rosen war ein sehr schlimmer Platz. |
00:21:35 |
Das war.. d.. if du hast die Füße reingesteckt, hast du rausgezogen ohne Schuhe. Das war Leim mit Wasser. |
00:21:51 |
Und dort haben mehr die Ukrainer.. die waren die Kapos. Die haben keinen Gott gehabt. Wir waren auch ein paar Tage dort. Und wir sind wieder raus. |
00:22:14 |
Wir sind wieder raus, wieder dieselbe Geschichte. Der, der, ein äh, ein Brot. Die Decke, was war. Die Schuhe.. keine neuen Schuhe, dieselben Sachen. |
00:22:35 |
Sind wir marschiert und nachher hat man uns zu einem Bahnhof genommen. Und man hat uns geführt nach Buchenwald. |
00:22:44 |
Das war nicht Buchenwald, das war Weimar. |
00:22:50 |
Vielleicht die Amerikaner oder Engländer oder Russen.. weiß ich nicht.. haben gesehen, die Wagons waren mit Leuten. |
00:22:59 |
Haben sie uns bombardiert.. haben sie geschmissen die, die äh Bomben auf uns. |
00:23:06 |
IV: Auf den Zug? In Weimar? |
00:23:08 |
SR: Auf den Zug, ja, auf dem Bahnhof. Und so, wir sind stehengeblieben in Weimar. |
00:23:17 |
Nachdem äh, nachdem äh der, die, die Airplanes sind durchgefahren oder zurückgefahren, so hat man uns genommen zu Buchenwald.. nach Buchenwald. |
00:23:34 |
Und ich bin in die Waschbaracke reingegangen, und es hat aufgehört das Wasser. Es war kein Wasser. |
00:23:45 |
Und mein Bruder war noch nicht d.., drin. Und ich bin gekommen wieder ganz nackig, ohne Kleider und habe neue Kleider bekommen. |
00:23:56 |
Und man hat mir gegeben Kleider von einem Politischen. Kleider mit einem roten.. |
00:24:02 |
IV: Winkel. |
00:24:03 |
SR: Winkel. Der rote Winkel war gut. Dort waren bloß Politische. Waren Deutsche von Tschechen.. Tschechei. Alle.. die alle Politische. |
00:24:19 |
Aber es waren auch mit dem schwarzen Winkel. Die waren Verbrecher, Mörder. Sie waren die Kapos über die Juden. |
00:24:34 |
Und meinen Bruder Meir hat man ihn geschickt in Invaliden.. Invalidenblock. |
00:24:44 |
Dort war kein Gott nicht dort. War schlimm, bis ich habe ihn gefunden. Das war ein Draht zwischen mir und ihm. |
00:24:57 |
Ich war in Buchenwald im Block 51. Es war ein Draht ... und dort war. Und ich habe gerufen: "Meir, Meir, Meir". Und er hat sich angerufen. |
00:25:15 |
So bin ich zugegangen zu meinem Blockältesten. Er war ein Politischer, aber er war ein Deutscher. Und ich habe geweint, ich habe gesagt: |
00:25:26 |
"Mein Bruder ist im Invalidenblock. Vielleicht kannst du ihn bringen hierher. Ich habe ihn schon zwei Wochen nicht gesehen." |
00:25:38 |
Hat er mir gesagt: "Ja. Ich bringe dich zu ihm." |
00:25:45 |
Dort war der Ukrainer. Der Blockälteste mit ihm, haben sich verstanden und wir sind reingekommen zu, zu dem Meir. |
00:25:56 |
Von.. er war auf einer Schichte.. so geschlafen. Und der Ukrainer hat verstanden. Der Blockälteste hat ihn gebeten, er soll ihn ein bisschen verleichtern. |
00:26:11 |
Hat er ihn jeden Tag geschickt bringen das Kaffee und Essen, darum hat er bekommen ein doppelt.. |
00:26:21 |
IV: Ration. |
00:26:22 |
SR: Doppeltes Essen. Aber auch.. Wir haben gemusst auch rausgehen von dort. |
00:26:32 |
Und wir haben marschiert von Dachau äh von Buchenwald. Und in Richtung zu Groß-Rosen äh zu Flossenbürg. |
00:26:46 |
IV: Darf ich kurz fragen? Wissen Sie, wie lange ungefähr Sie in Groß-Rosen waren? |
00:26:52 |
SR: In Groß-Rosen waren wir vielleicht ein Woche Zeit.. drei Tage, vier Tage. Es war.. ich habe nicht, nicht kein Datum. |
00:27:03 |
Weil keine Zeit.. Es war nicht interessant. Interessant war: Von wo kann ich leben? Was zu.. zu fangen was zu essen. |
00:27:16 |
Das war der ganze Kopf, was inner.. Wohin, warum sie machen das, war nicht interessant. |
00:27:30 |
Und von Buchenwald sind wir in die Richtung gegangen nach Groß-Rosen.. nach Flossenbürg. |
00:27:39 |
IV: Sie sind wieder zu, zu Fuß gegangen zuerst? |
00:27:42 |
SR: Zu Fuß. Wir sind zu Fuß gegangen. Auch, wie lange, weiß ich nicht. Ungefähr.. jetzt kann ich wissen, ungefähr kann ich wissen, das ist 170.. 180 Kilometer. |
00:27:57 |
Vielleicht das. Aber wir sind nicht gemacht einen Marsch. Wir sind langsam gegangen. |
00:28:06 |
Und wir sind rausgegangen.. soll man sagen 2.000 Leute. Sind wir geblieben 500. |
00:28:15 |
Und niemand kann mir nicht sagen, niemand hat gesehen, niemand hat ge.., gehört. Es war.. kann sagen nicht, aber so.. die Tragödie war so was. |
00:28:35 |
Vor Regensburg war ein Wald.. und die rechte Seite und die linke Seite. Und dort haben wir gesagt zu bleiben.. zu stehen. |
00:28:55 |
Aber wir haben nicht gewusst warum? Weil die Tanks.. von den amerikanischen Tanks sind schon gekommen von Regensburg. |
00:29:05 |
Da.. haben sie sich verhalten und angewiesen: "Geht herunter!" |
00:29:11 |
Aber die.. Alle Soldaten haben hereingeschossen.. Wie viele es waren.. Mit den Gewehren und sind in den Wald rein. |
00:29:24 |
Wenn die Amerikaner sind gekommen mit den Tanks, haben sie geschmissen uns Essen. Das war Fleisch, Biskuit äh, alle Sachen. |
00:29:36 |
Mit Schokolade. Nach einem Tag.. zwei, haben wir uns nicht gut gefühlt, hat mein Bruder gesagt: "Na, jetzt iss Schokolade, dass wir dich einhalten." |
00:29:51 |
Aber wenn wir sind gegangen in Richtung zu Regensburg, wir sind.. kommen nach Regensburg. Was haben wir gesucht? Essen. |
00:30:06 |
Sind wir in ein kleines Haus reingegangen.. Haus reingegangen, haben wir gesehen: Ist das.. war zu essen? Es war keins, sind wir gegangen. |
00:30:17 |
Ein anderes Haus haben wir gefunden, dort Speck und Mehl und Zucker und alles. Sagt mein Bruder: "Schmuel, hier bleiben wir." |
00:30:31 |
Und so war's, wir sind geblieben und er hat zu.. angefangen zu kochen, zu machen Essen. |
00:30:38 |
Aber wir waren ein bisschen dumm, wir haben nicht gewusst, wir dürfen das nicht essen.. so viel. |
00:30:46 |
Und morgens sagt mein Bruder Meir: "Schmuel, ich fühle mich so schlecht. Ich kann von dem Bett nicht rausgehen." Habe ich gesagt: "Gut." |
00:31:02 |
Das war vielleicht.. 200 Meter war dort eine Kirche. In der Kirche war das Rote Kreuz. Ich mich erinnere mich gut.. waren, glaube ich, Franzosen. Mit Amerikanern. |
00:31:25 |
Und ich bin gekommen zu ihm, habe ich gesagt: "Mein Bruder ist krank, bitte kommen Sie, ihn zu sehen." |
00:31:34 |
Und sie haben eine Ambulanz genommen, sie sind gekommen. Nach dort zu dem Haus. Er hat gesehen und hat gesagt: "Muss ihn abholen von dort." |
00:31:48 |
Und sie haben mir nichts gesagt, gar nichts. Sie haben ihn genommen und in der Ambulanz und sind gefahren. |
00:31:55 |
Und ich habe geschrien: "Meir, Meir, Meir." Ich habe keine Ahnung gehabt, wohin. |
00:32:02 |
Aber ich habe gesehen die Richtung. Bin ich zurück gegangen, genommen was zum Essen. Und ich bin gegangen und ich habe gefragt: |
00:32:15 |
"Wo ist hier ein Hospital?" Haben sie gesagt: "Ist keins da." Bin ich weitergegangen und habe gefragt weiter. Bis ich bin gekommen nach Neuburg. |
00:32:29 |
IV: An der Donau. Neuburg an der Donau. |
00:32:31 |
SR: Neuburg. Und Neuburg war.. ich glaube, es war eine Schule. Und von der Schule haben sie gemacht das Hospital.. das Krankenhaus. |
00:32:44 |
Ja oder nein. Und ich habe ihn gefunden und ich war so müde und ich bin reingegangen mit ihm und ins Bett. Da waren alle mit dem Typhus. |
00:32:59 |
In der Früh ist gekommen die Nurse, hat sie gesagt: "Was ist denn da? Wo ist der Kranke, wo ist der Gesunde?" |
00:33:13 |
Habe ich gesagt: "Ich bin der Gesunde und das ist mein Bruder." Und sie hat geschimpft, hat gesagt: "Du darfst nicht bleiben hier. Das ist Typhus." |
00:33:21 |
Aber ich habe keine Ahnung gehabt, was ist. Habe ich gesagt: "Das ist mein Bruder." |