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Datei "AGFl_AV.22.0748.mp4"
Dateiname im Ordner | AGFl_AV.22.0748.mp4 |
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Verzeichnisname | |
Quellenangaben | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Signatur: AGFl AV.22.0748 |
Dateigröße | 102.35 MB |
Größe | 640px × 360px |
Vorschau | |
Referenzen | |
Länge | 00:16:27 |
Größenverhältnis | 16:9 |
Untertitel von Datei "AGFl_AV.22.0748.mp4"
00:00:00 | IV: Und das ist dann auch in Ordnung. |
00:00:02 | CM: Kommt noch eine, oder... |
00:00:05 | Gut. Sie haben.. wir waren grad an dem Punkt.. ein Amerikaner kam. |
00:00:09 | RS: Ja. |
00:00:09 | IV: Sozusagen der erste. |
00:00:10 | RS: Ja. |
00:00:10 | IV: Und hat Ihnen auch erzählt.. |
00:00:11 | RS: Ja. |
00:00:12 | IV: So etwas hat er noch nicht gesehen. |
00:00:13 | RS: Und ja. Es war sehr interessant. Was ist denn da? Er hat deutsche Sprache sehr gut gesprochen und wir konnten miteinander sprechen. |
00:00:29 | Und ja. Meine Schwester war schon nicht mehr. Ja, ist.. Das habe ich gesagt.. Nein, das habe ich nicht, nicht gesagt. |
00:00:47 | Ja. Ich ha.., habe etwas ausgelassen. Ja. Wir sind.. vielleicht können Sie das richten. |
00:00:57 | Angekommen waren, dann sind wir unten und auf einmal haben wir eine hohe Treppe gesehen und hat man gesagt, dort müssen wir hinaufgehen. |
00:01:11 | Die Leute waren ganz schwach schon, aber wir waren zusammen mit meiner Schwester. Und was ich äh hi.. helfen konnte, das habe.. |
00:01:27 | Sehr hoch mussten wir gehen und dann haben wir ins Lager gegangen. Das war sehr schön rein dort oben. |
00:01:41 | Und dort sind wir niedergelegen und, und dein.. meine Schwester war noch bei sich und wir haben gewartet, was es wird sein. |
00:02:01 | Das war sehr schwer, diese Treppe hinauf. Und.. ja. Das war.. |
00:02:12 | IV: Wie ging es dann Ihrer Schwester? Wie ging es dann Ihrer Schwester? Sie waren mit Ihrer Schwester. |
00:02:16 | Und Ihre Schwester war sehr schwach und sehr krank. |
00:02:18 | RS: Sehr schwach. |
00:02:19 | IV: Und was passierte dann? |
00:02:21 | RS: Ja. Sie konnte doch dann nicht weitergehen. Jetzt sage ich nicht so in der Reihe, wie es war. Ich habe auf diese Sachen nicht viel nachgedacht. |
00:02:38 | Aber ich will das so ze.. erzählen, wie es in der Reihe war. Ja. Jetzt sind wir schon in Ravensbrück. |
00:02:51 | IV: In Mauthausen. In Mauthausen. |
00:02:52 | RS: In, in Mauthausen, ja? Sind wir schon dort und ja. Erstens waren wir in einem großen Zelt, Zelt. Viele, viele Leute waren schon. |
00:03:08 | Es war laut, Schmutz und war es.. alles war.. ja. Als wir angekommen.. viele, viele. Ich.. und mein.. |
00:03:18 | Ich weiß nicht, wie v.., wie, wie viele Hundert Leute waren. Lärm.. alles war dort. Ja. Und ja. |
00:03:34 | IV: Und Sie waren mit Ihrer Schwester auch in einem Zelt. |
00:03:37 | RS: Sie.. ja. Das denke ich nach. Das war schon in Ravensbrück, nicht wahr? |
00:03:46 | IV: Mauthausen. In Mauthausen. |
00:03:48 | RS: Mauthausen. Mauthausen. Von dort sind wir.. keine Arbeit bekommen, sondern diese dreistöckigen Betten haben wir gema.. gehabt. |
00:04:06 | Und so sind wir Kopf, Füße, Kopf.. drei sind wir im Bett gelegen. |
00:04:16 | IV: Und es war in dem, im Zelt? |
00:04:17 | RS: Ja, ich.. ja. |
00:04:17 | IV: In dem Zelt? |
00:04:18 | RS: Ja, ich, ich meine.. ja. Jetzt sind.. Es ist mir deswegen schwer, weil das Ganze war schwer. Aber bis wir arbeiten konnten, war es nicht so schwer. |
00:04:34 | Aber später, was.. als wir keine Arbeit haben, dann war es sehr schwer. Ich bir.., bitte Entschuldigung, jetzt.. ja. |
00:04:47 | CM: Wir müssten mal noch kurz unterbrechen. |
00:04:49 | RS: Dann sind wir jetzt in.. |
00:04:51 | IV: Ok, dann unterbrich. |
00:04:52 | IV. Moment. In Mauthausen. |
00:04:55 | RS: Mauthausen, ja. |
00:04:56 | IV: Kurz, kurz vor der Befreiung. Und Ihre Schwester ist sehr krank. Erzählen Sie.. |
00:05:00 | RS: Sehr krank, sehr schwach. |
00:05:02 | IV: Erzählen Sie, was ist aus Ihrer Schwester geworden. |
00:05:05 | RS: Sie ist immer schwächer geworden und äh lange hat sie schon nicht gearbeitet und ja.. |
00:05:18 | Ja, das ist mir jetzt.. Vier Mal habe ich nachgedacht und jetzt ist.. Ich weiß nicht, was it.. ist mit mir. Jetzt sind wir in Mauthausen, ja? |
00:05:34 | Ja. Die Ame.. ja. Auf einmal war große Stille. Immer war etwas, etwas zu hören können. |
00:05:46 | Einmal war sehr still alles und das haben wir gesehen, dass die deutschen Soldaten, diese Paroline haben abgerissen. |
00:06:00 | Und über Fenster und die.. sie sind fortgelaufen. Das haben nicht gewusst, was jetzt ist. Gar nicht gewusst. und es war alles still. |
00:06:17 | Und jemand.. ich, ich weiß nicht wer. Jemand ist gekommen, dass die Amerikaner dort sind. Ja. Ja. |
00:06:32 | Dann war schon meine Schwester nicht dort und wirklich das, das, das war sehr sch.., sehr schwer. Warten wir ein bisschen, gut? |
00:06:48 | IV: Ja, gut. |
00:06:49 | RS: Ja. Ich meine, dass das war am 5. Mai, das.. nicht wahr, ich sage gut? Ich habe keinen, keinen.. |
00:07:03 | IV: Kalender. |
00:07:04 | RS: Kalender gehabt. Ich weiß nicht, von wo kann ich das, das erinnern oder, oder sagen können. Ja. Den 5. Mai war das. |
00:07:17 | Und ich war sehr traurig und froh, aber ich habe mich nicht gern, sondern die Mutter, meine Schwester.. und sie waren schon nicht dort. |
00:07:30 | Ja, dann sind Amerikaner gekommen und alles nachgeschaut. |
00:07:41 | Und sie haben die Baracke, wo die Aufsehne.. Aufseherinnen wohnten, gleich Spital gemacht. |
00:07:53 | Und gleich weiße Wäsche und, und wunderbar, was sie gemacht haben, diese Baracke. Was mit Aufseherinnen war, das weiß ich nicht. |
00:08:06 | Ich habe gar nicht gesehen, wann sind sie fort. Sie waren zu uns sehr streng. Die, die Arbeit, was wir haben.. wir sowieso gemacht haben. |
00:08:20 | Und w.., wie.. Ich habe keinen Ko.., Konflikt gehabt. Der war klein, gar nicht. Und, und sie ist auf einmal äh nicht dort. |
00:08:33 | Die Amerikaner sind gekommen, Ärzte und Ärztinnen waren und Pflegerinnen waren. Sie waren wirklich.. |
00:08:44 | Sie waren auch sehr traurig, was sie gesehen haben. |
00:08:51 | Sie haben gesagt, sie haben gewusst, dass schreckliche Sachen, Sachen sind dort in diese, in diese.. wo, wo diese Häftlinge sind. |
00:09:05 | Aber das haben sie gar nicht bemerkt, so was kann es sein, was es war. |
00:09:12 | Dann haben wir.. ja. Äh gleich wa.. äh, warmes Wasser haben wir bekommen.. diese Spring.. diese, diese.. |
00:09:22 | IV: Duschen. |
00:09:23 | RS: Spr.. ja. Wo wir waschen.. sind. Wir haben kaltes Wasser ganz gut. Wir haben kein Ru äh Rüche.. Rüche.. |
00:09:34 | IV: Nicht mehr gerochen. |
00:09:35 | RS: Ge.. nicht gehabt. Dieses kalte Wasser hat sehr gut getan, das war gar nicht schlecht. |
00:09:42 | Aber sie haben gleich Badezimmer ge.. in solche Baracke gemacht, wo baden konnten wir und Dusche haben wir. |
00:09:54 | Und es war wirklich ein Wunder. |
00:09:58 | IV: Die Befreiung. |
00:09:59 | RS: Wer das überleben konnte. Und dann haben wir Penicillin bekommen. Dann war das ganz neu. |
00:10:08 | Ich habe so gehört, sie probierten aus, was macht Penicillin. Und es war wunderbar. Je Stunde.. drei Stunden haben wir Spritzung bekommen. |
00:10:24 | Und dann sind sie gekommen so machen "Rózsa!". Und dann habe ich meinen Arm gegeben und, und habe ich Spritzung bekommen. |
00:10:35 | Ja und äh.. Ich war damals 28 kg. Das macht ... Muss man nicht Kura machen, Kure machen, dass ich schlank sein.. |
00:10:49 | Ich habe für mich gar nicht tragisch genommen. Was meine Mutter und was meine Schwester war, das ist mehr tragisch. Ich lebe. |
00:11:03 | IV: Ich möchte Sie einfach noch mal fragen, weil ich habe das nicht wirklich verstanden: |
00:11:06 | RS: Ja. |
00:11:07 | IV: Wann ist Ihre Schwester gestorben und wie? |
00:11:09 | RS: Ich weiß nicht. |
00:11:10 | IV: Sie wissen es nicht. |
00:11:11 | RS: Nein. |
00:11:11 | IV: Sie war nicht mehr.. |
00:11:13 | RS: Nein. Sie war einmal nicht dort. Ich weiß nicht. Nein, nein. Einmal war sie nicht dort. |
00:11:22 | IV: Aber vor der Be.. das war noch vor der Befreiung, bevor die Amerikaner kamen? |
00:11:26 | RS: Vor, vorher.. ja, ja. |
00:11:29 | IV: Haben Sie noch so eine Vorstellung, wie lange Sie in Mauthausen ungefähr waren, bis die Amerikaner kamen? |
00:11:35 | Wie lange diese Zeit dort war? |
00:11:37 | RS: Ich bin am 5. Mai frei geworden. Gleich sind sie nicht gekommen. Nur ein.. nach ein paar Tag.. zwei Tagen. |
00:11:48 | Das weiß ich nicht, aber sie waren nicht gleich dort. |
00:11:53 | Das habe ich diese äh abgerissene Sache gesehen und habe nicht gewusst, was das ist. Und später, später sind sie gekommen. |
00:12:04 | IV: Und in dieser Zwischenzeit.. nach Ihrer Ankunft in Mauthausen bis zur Befreiung.. in dieser Zwischenphase ist Ihre Schwester dann gestorben. |
00:12:13 | RS: Ja, ja. Sie ist.. sie hat das nicht erleben, dass die Amerikaner dort waren. Ja. |
00:12:22 | IV: Und wie ging es dann weiter? Sie waren sozusagen im Lazarett in Mauthausen. |
00:12:27 | Haben Ihre Spritzen gekriegt und wurden dort wieder langsam gesund. Wie ging es weiter? |
00:12:32 | RS: Ja, dort waren Spitale.. Viele, viele Ärzte waren dort und wunderbar, wie sie gearbeitet haben und was sie getan haben. |
00:12:46 | Und sie hat wirklich gesagt, sie haben gewusst, schreckliche Sa.., Sachen sind dort. |
00:12:52 | Aber so was haben sie nicht gedacht. So was erleben, so was kann sein, was dort war. |
00:13:03 | IV: Was wurde dann aus Ihnen? Was ist mit Ihnen dann passiert, nachdem sie dort im Lazarett waren? |
00:13:08 | RS: Ja, dann habe ich je drei Stunden diese Penicillin gehabt. Sie haben sehr achtgegeben, dass wenig zu essen bekommen. |
00:13:19 | Ich wollte.. ich nicht habe.. ich habe keinen App.., keinen Appetit gehabt. Aber was sie ge.., gegeben haben, das habe ich gegessen. |
00:13:29 | Und langsam bin immer stärker geworden. Und im Ju.. äh.. |
00:13:37 | Anfang Juni haben wir Wagon, Wagon bekom.. Personalwagon bekommen und langsam nach Ungarn fahren können. So war es. |
00:13:51 | IV: Und wann haben sie zum ersten Mal gehört, was aus Ihrer Mutter geworden ist? |
00:13:58 | RS: Spät. Niemand habe ich gefunden, die auch dort waren, wo ich.. wo meine Mutter war. |
00:14:08 | Sehr spät. Ich weiß nicht, wie viele Monate lang habe ich nicht gewu.. Ich habe gewartet. Sie war sehr str.. strammer als ich. |
00:14:17 | Sie war auch eine Sportlerin kann ich, kann ich so sagen. Und ich habe gedacht, ich werde vielleicht nicht durchleben, aber sie ja. |
00:14:27 | Ich weiß nicht, was ist mit ihr geschehen. Jetzt au.. jetzt noch immer nicht. Ich weiß das nicht. |
00:14:36 | Eine liebe Frau hat mir gesagt, vielleicht sie werden.. wird suchen, was ist mit meiner Mau.. meiner Mutter geworden. |
00:14:48 | Sie, sie wird nachschauen. Vielleicht wird, wer.., werd, wird sie das finden können. |
00:14:57 | IV: Sie haben ja immer heute auch schon oft gesagt, dass Sie ein optimistischer.. |
00:15:01 | RS: Ja. |
00:15:01 | IV: ...Mensch sind und dass sie auch glücklich sind, dass Sie leben, dass Sie heute noch leben. Und dass Sie das Leben leben. |
00:15:08 | RS: Ja, ich habe sehr gern Leben, aber diese, diese Tragödie, was mit mir war, das, das ist sehr schwer durchleben. |
00:15:22 | Und noch i.., noch immer leben. Ja. |
00:15:25 | IV: Wenn Sie zurückdenken, an diese Zeit, was war denn das Schlimmste oder das Schwierigste für Sie? |
00:15:32 | RS: Das Erste was.. dass meine Mutter hat man von mir gerissen. Und meine Schwester. Das war. Anderes.. Mit mir, was war.. ich lebe. |
00:15:46 | Ich habe das durchgelebt. Und ich wollte das, aber nicht ohne meine Mutter und meine Schwester. |
00:15:56 | Das war Tragödie. Ich bin keine Tragödie, ich lebe. |
00:16:03 | IV: Dankeschön. |
00:16:04 | RS: Ich danke. Und ich danke, dass ich da bin. Und wenn ich kann, ich komme, weil ich Einladung.. Jetzt habe ich wieder eine Einladung bekommen. |
00:16:16 | IV: Wieder eine Einladung? |
00:16:17 | RS: Ja. Und ich werde fahren. Als ich.. ich werde zäh.. |