File "AGFl_AV.22.0675.mp4"

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00:00:00 IV: Sie hatten gerade, als wir noch im Gespräch waren, erzählt, dass auch die Deutschen, die jemand geholfen haben...
00:00:06 Dass die auch gefährdet waren, dass die auch bestraft wurden, erschossen worden sind.
00:00:10 MS: Ja.
00:00:10 IV: Oder verurteilt, zum Tode verurteilt.
00:00:11 MS: Ja, ja.
00:00:12 IV: Haben Sie in der ganzen Zeit, wo Sie mit Ihrer Familie auf dieser Odyssee waren...
00:00:16 Haben Sie denn mal erlebt, dass Ihnen Deutsche geholfen haben in der Zeit?
00:00:20 MS: Ja, ich glaube doch, äh, zum Beispiel bei der Arbeit wollten die Deutschen, dass wir gut arbeiten.
00:00:25 Und haben sie uns geholfen, wie man das machen soll, wie man das besser machen soll.
00:00:29 Manchmal haben sie die geprügelt, manchmal haben sie geholfen.
00:00:33 Aber meistens war es so, dass, äh, es, wir kamen i.., in den direkten Kontakt mit den SS nicht.
00:00:42 Wer in den direkten Kontakt kam, der war getötet.
00:00:46 Und da waren Meister oder, oder V.., Vorarbeiter oder so etwas, das waren meistens Juden.
00:00:53 Oder deutsche Zivilarbeiter.
00:00:56 Oder waren es, äh, Arbeiter, die aus anderen Ländern gekommen sind, zum Beispiel Holländer.
00:01:02 Und die haben uns geholfen, denn wir konnten, äh, nach Dresden konnten wir illegal auch ein Paket bekommen.
00:01:10 Und das hat uns die Tante aus, aus Ostrau geschickt, das hat sie den Holländern geschickt.
00:01:19 Aber die waren auch arm oder sie, sie hatten auch nicht viel, äh, zu essen, aber sie waren viel besser daran, denn sie waren in, in der, in der Reihe, äh...
00:01:32 IV: In der Hierarchie.
00:01:33 MS: In der Hierarchie viel höher als wir.
00:01:36 Sie waren nicht als, al.., sie waren als Arbeiter dort, als Zwangsarbeiter.
00:01:43 Aber nicht als Häftlinge.
00:01:45 Und die Tante hat ihnen immer etwas Tabak geliefert.
00:01:50 Und der war ein Raucher und hatte uns zwei-, oder dreimal ein Paket haben wir bekommen und hat uns das gegeben, also der hat uns zum Beispiel sehr geholfen.
00:01:59 Denn es war auch Hunger in, in Dresden war es auch nicht viel zu essen.
00:02:04 IV: Und dann hat die Tante, wusste wo Sie sind, d.h. es gab irgendwie immer noch...
00:02:08 MS: Äh.
00:02:09 IV: Kontakt?
00:02:09 MS: Ja, ja, so, so einen, so einen illegalen Kont.., Kontakt.
00:02:13 Man hat immer, äh, die Mutter hat also einen Brief über die Holländer geschickt auf eine Adresse für eine Frau, die schon tot war.
00:02:21 Aber das, d.., die, da wusste sie, dass die, mmhh, äh, dass die Post es übergibt.
00:02:29 Und da wusste sie die Adresse.
00:02:31 Und sie hat immer geschickt, also schickt uns etwas, schickt uns das Brot oder so.
00:02:37 IV: Ich wollte noch mal ein bisschen zurück und auch fragen, als, äh, Ihr Vater getötet wurde, vorher war die Familie ja immer zusammen.
00:02:46 MS: Ja.
00:02:47 IV: Was hat sich da geändert oder ich meine, das ist ja ein sehr einschneidender Punkt.
00:02:51 Und es war sicher ja alles dann plötzlich anders.
00:02:53 Weil auch die Hauptarbeitskraft war ja erstmal...
00:02:55 MS: Ja, es, es kam ein anderer Ingenieur in die Gruppe.
00:02:59 Man fragt mich manchmal f.., welcher Tag der schlimmste war.
00:03:04 Es war immer so, dass der nächste Tag der schlimmste war, bis zum Tode des Vaters.
00:03:09 Als wir von Ostrau kamen, in Ostrau hat man gesagt, also die Juden dürfen nicht in der erste, äh, Klasse fahren oder in dem ersten Wagen von der T.., Straßenbahn.
00:03:19 Sie dürfen nur zwischen vier und sechs Uhr einkaufen, sie dürfen nicht in jedes Geschäft gehen.
00:03:26 Sie haben extra Lebensmittelkarten bekommen, sie haben einen Je.., als Jude in, in der Ker.., Kennkarte bewiesen, dann mussten sie einen Stern tragen.
00:03:38 Da hat man uns gesagt, in Prag wird es viel besser sein, aber es war schlimmer.
00:03:43 Denn in Prag hatten wir ja schon keine Wohnung selbstständig.
00:03:47 Wir, es sollte die jüdische Kultusgemeinde, sollte sich kümmern, dass wir arbeiten und dass wir etwas verdienen, denn wir hatten d.., der Vater hat schon keine Arbeit gehabt.
00:03:58 Da musste er zur Zwangsarbeiten gehen zum... und wir waren kleine Kinder.
00:04:03 Und da hat, äh, die jüdische, äh, Gemeinde einen Befehl bekommen, also übermorgen müssen 1000 Leute sich melden.
00:04:12 Und da hat sie gesagt, also wer soll sich melden, die, vor allem diejenigen, die hier keinen Hintergrund haben.
00:04:19 Und das waren wir.
00:04:20 Und das, also es war in Prag schlimmer.
00:04:24 Und da hat man uns gesagt, also nach, ihr fahrt nach Osten und dort wird es besser sein.
00:04:29 Da kamen wir ins Ghetto, in Lotsch.
00:04:31 Da wird, war es viel schlimmer als in Prag.
00:04:33 Von Lotsch kamen wir nach Auschwitz und das war schon sehr schlimm.
00:04:39 Aber das Schlimmste war in Stutthof.
00:04:41 Stutthof war ein Waldtier.., äh, Lager.
00:04:44 Dort haben die Leute auch gearbeitet.
00:04:47 Also, es war teilweise ein Arbeitslager.
00:04:49 Aber wir waren immer vor, b.., bereit, damit wir die Fabrik, äh, wieder aufbauen und wieder produzieren.
00:04:56 Und da kamen wir nach Dresden.
00:04:59 In Dresden war es schon im Jahre '45 und da war es schon ein wenig besser.
00:05:07 IV: Was war jetzt das Schlimme, Sie haben an sich gesagt...
00:05:09 MS: Ja, das Schlimmste war in Stutthof.
00:05:10 IV: An sich (???) war jeder Tag immer schlimmer.
00:05:12 MS: Schlimmer, schlimmer bis der, äh, Vater getötet war, das war am Schlimmsten.
00:05:16 IV: Und in Ihrer Familie selber, was hat sich dadurch dann verändert?
00:05:21 MS: Sehr viel, die M.., Mutter hat sich um uns gekümmert.
00:05:24 Aber sie war ja nicht, äh, fähig, ich erinner' mich, wenn sie Brot geschmiert hat mit Marmelade zum Beispiel, da haben wir immer ein, ein Zuteil von einer Schnitzelbrot gehabt.
00:05:40 Wenn sie für sich geschmiert hat, da hat sie auf dem Messer oder auf, auf dem, äh, Löffel wenn sie, den sie geschmiert hat...
00:05:48 Die Marmelade hat sie mehr von, von sich für uns gebracht, den Bruder und für mich, als sie alleine gegessen hat.
00:05:57 Das war so eine Marmelade, man hat so Witze gesagt, das ist ein Ersatz für Ersatz für Ersatz.
00:06:04 Denn es war eine Rübenmargarine.
00:06:08 Und das war mit, mit, wahrscheinlich mit einem Kunststoff und süß und Stup.., Kunststoff gemacht.
00:06:15 Hunger hatten wir immer, fast immer.
00:06:18 IV: Sie waren ja der ältere Bruder.
00:06:23 MS: Ja.
00:06:23 IV: Wie ist denn das so, an sich ist man als älterer Bruder ja auch immer noch verantwortlich für den kleinen.
00:06:28 MS: Ich, ich war ein wenig verantwortlich und ich war sehr brav.
00:06:31 Die Mutter hat mir gesagt, jetzt musst du dich kümmern.
00:06:33 Jetzt gehe ich hin oder her.
00:06:35 Oder bleib mit ihm und da blieb ich mit ihm.
00:06:39 Und ich hab' ihm, ich hab' aufgepasst, dass er brav ist.
00:06:42 Aber wenn er alleine blieb, dann war es schlimm {lachend}.
00:06:45 Dann, zum Beispiel, er ging manchmal heraus im Ghetto noch und als wir nach Hause kamen, hat die Mutter gefragt:
00:06:57 "Wo warst du heute?"
00:06:58 "Heute war ich am Zaun."
00:06:59 "Was hast du am Zaun getan?
00:07:01 Du, du, du weißt ja d.., an, an den Zaun darfst du nicht hingehen, sie können dich erschießen."
00:07:07 Im Ghetto war es nicht so schlimm, das hat die Wehrmacht be.., also als, als bewacht.
00:07:13 "Was hast du am Zaun gemacht?"
00:07:16 "Ich habe die Zunge auf, auf den Wachmann ausgestreckt."
00:07:21 "Das, er kann dich doch erschießen."
00:07:23 "Nein, er hat, ich hab es so gemacht, ich hab die Zunge ge.., verdeckt, also ich habe (???) die Zunge."
00:07:30 Er wusste schon, dass das {lachend} sein Feind ist.
00:07:35 O.., dass, dass er die Zunge herausstrecken kann.
00:07:38 IV: Äh, Sie haben vorhin ja erzählt, dass Sie plötzlich durch einen Schreiber zum Mädchen gemacht wurden.
00:07:45 MS: Ja.
00:07:45 IV: Gibt’s dafür 'ne Erklärung?
00:07:46 MS: Ja, ja, ja, wir, ich war, äh, mit, zu den Frauen zugeteilt, zu der Mutter.
00:07:51 Die Mutter hat gesagt, also jetzt komm' mit mir und den Bruder auch.
00:07:56 Und da hat der Schreiber zum Michael A zugeschrieben und dem Josef, Josefa.
00:08:03 Und wir waren als Frauen.
00:08:05 Und dann haben wir das sich wieder umgewandelt a.., als, als Bu.., Buben.
00:08:10 IV: Aber der Schreiber hat gewusst, dass Sie an sich Jungen sind?
00:08:12 MS: Ja, sicher.
00:08:12 IV: Insofern war das eine Gefälligkeit oder wollte er Ihnen helfen damit?
00:08:15 MS: Ich, ich glaub', er wollte uns helfen, er wollte, dass wir mit der Mutter bleiben.
00:08:19 Wahrscheinlich, ja sicher.
00:08:21 IV: Weil wenn es nicht so gewesen wäre er vielleicht...
00:08:26 MS: Die Schreiber waren meistens Häftlinge.
00:08:29 Schreiber waren keine deutsche Beamten.
00:08:33 Es waren Blockschreiber, ein Oberschreiber.
00:08:40 IV: Jetzt würde ich Sie gerne noch, da hat der Herr Schmidt ja noch mal gesagt, er wüsste gerne noch so ein bisschen was zu diesen Lagern äh, Zwodau und Pirna, vielleicht wenn Sie...
00:08:51 MS: Ja, also, also, als wir, äh, nach dem Flugangriff von Dresden, äh, kamen, waren wir in einem Lager in Pirna.
00:09:00 Das war, dort waren wieder Baracken.
00:09:03 Aber wir wurden zurückgeholt, damit wir Aufräumungsarbeiten noch machen.
00:09:08 Und dann sind wir wieder nach Pirna gegangen.
00:09:12 Und von Pirna nach Zwodau.
00:09:15 Das war schon i.., im Sudetenland.
00:09:19 Im Sudeten... dort war wieder ein Lager.
00:09:22 Der Vorteil von diesen Lagern war der, dass ein Stacheldraht dort war und dass die Häftlinge im Baracken blieben.
00:09:32 Aber dann im Hungermarsch war es so, dass schon keine Baracken waren und entweder war es eine Ziegelfabrik oder eine Scheune oder, oder eine Holzwerk oder eine Wiese.
00:09:44 Und das war am Schlimmsten, es, es war ziemlich kalt und wir hatten auch kein Kleid.
00:09:49 Keine Decke oder sehr wenig.
00:09:52 Und dadurch waren wir froh, dass wir in einem Lager übernachten können.
00:09:59 Aber wir, äh, gingen immer sehr schnell.
00:10:04 Ich kann es bis heute nicht begreifen, wie wir aus Dresden, äh, nach, äh, Domažlice, das ist Taus, das ist in, in, in Böhmen.
00:10:14 Wie wir in den Tagen herumgegangen sind, ich möchte es einmal ausprobieren.
00:10:20 Denn in Flossenbürg muss ein, eine Route sein, die die SS ein Befehl bekommen hat, wo man gehen soll mit dem, mit dem Abmarsch, nicht wahr.
00:10:33 Aber weil wir alle im, in den Dokumenten hatten "Rückkehr Unerwünscht" oder Sonderbehandlung, da war es sehr oft dazu, dass die Leute gestorben sind oder erschossen wurden.
00:10:49 IV: Weil sich niemand um sie gekümmert hat oder war das an sich, an sich war es eine Flucht..
00:10:54 MS: Ei, ei, ei, ei, d.., ei.
00:10:55 IV: ..der SS und der Wehrmacht.
00:10:57 MS: Ja, ja, ja, ja.
00:10:58 IV: Sie waren sozusagen der Anhang.
00:10:59 MS: Ja, ja, und es war schon kein Zug, es war kein, kein Auto.
00:11:05 Es, es war so, dass geh' ich zu Fuß.
00:11:09 IV: Ihr Bruder hat ja gesagt, er war so schwach, er konnte oft nicht gehen.
00:11:12 MS: Er konnte oft nicht gehen, ja, ja, ja.
00:11:13 IV: Musste getragen werden.
00:11:14 Und wie ging es Ihnen?
00:11:15 MS: Ich, ich bin gegangen, wenn, wenn es ging, bin ich gegangen.
00:11:20 IV: Gab es so, dann schon auch so Bewusstsein oder so 'ne Hoffnung überhaupt noch?
00:11:29 MS: Na, es war, es, es war ein, ein Bewusstsein, wir wollen ü.., den nächsten Tag überleben oder die nächste Stunde.
00:11:37 Damit wir überleben, müssen wir gehen.
00:11:40 Am Ende bekommen wir etwas zum Essen, vielleicht.
00:11:45 Und hat man gegessen oder vielleicht hat man etwas gefunden.
00:11:52 Oder im sch.., oder ein Ei bei einem Bauer, hat man gefunden oder so etwas.
00:11:59 Aber es war sehr, es war schlimm.
00:12:01 Aber die Deutschen waren schon nicht so streng, also streng.
00:12:06 Der, der nicht gehen konnte war erschossen, aber sonst haben sie uns, man musste schon nicht arbeiten, man musste nur laufen, gehen, gehen, gehen.
00:12:20 IV: Und durch diese Bombardierung von Dresden, Sie haben ja gesehen, wie Dresden aussieht, gab es so ne Hoffnung vielleicht auch, dass man eine Chance jetzt hat?
00:12:26 Weil der Krieg bald zu Ende geht oder die anderen kommen.
00:12:31 Für Sie auch in dem Alter oder war das gar nicht...?
00:12:32 MS: Äh, äh, nein, vielleicht war es, äh, manche Häftlinge haben es, also als eine gute Sache erkannt, dass man den Deutschen auch gezeigt hat, dass es, das der Krieg nicht so leicht ist.
00:12:48 Der Bruder hat es darum überlebt.
00:12:51 Es ist passiert, dass, äh, ein, eine Frau weggelaufen ist und hat sich nackt gemacht.
00:12:59 Und, äh, hat gesagt: "Also mir ist alles verbrannt, ich bin verrückt.
00:13:02 Gib mir etwas z.., zu essen", aber den deutschen Behörden.
00:13:06 Und sie haben s..: "Wo, wohin wollen Sie?"
00:13:09 Sie, al.., sie war perfekt Deutsch: "Ich will nach Prag, dort habe ich Verwandte."
00:13:12 Und sie haben sie nach Prag geschickt.
00:13:14 Dadurch hat sie es überlebt.
00:13:16 Aber ich hatte es so, ich hab' gestottert, denn die Bomben sind, sind in das Haus gekommen.
00:13:22 Und ich hab' mit den Augen so gemacht und das war irgendwie nerv.., so vom, vom Bombenangriff.
00:13:31 Und das dauerte eine Weile.
00:13:35 IV: Und haben Sie an so was wie Befreiung...{bricht ab} Und die haben eben manchmal gesagt:
00:13:43 "Also irgendwie, wir haben plötzlich wieder Hoffnung gekriegt, weil wir gedacht haben vielleicht..."
00:13:46 MS: Das war bei uns auch.
00:13:47 IV: Also auch so...
00:13:48 MS: Ja.
00:13:51 IV: Also, man b.., hatte auch erzählt, es gab Gerüchte oder...
00:13:55 MS: Ja.
00:13:56 IV: Das hat ja vielleicht auch so Ihrer Mutter nochmal die Kraft gegeben einfach noch...
00:14:05 MS: Sicher.
00:14:05 IV: Zum Durchhalten.
00:14:06 MS: Ja, wir haben immer geglaubt, dass wir das überleben, dass wir die nächste Stunde überleben, dadurch überleben wir den nächsten Tag.
00:14:14 Und dadurch überleben wir auch das Ende des Krieges.
00:14:17 Und nach dem Krieg werden wir etwas zum Essen bekommen und etwas zum Trinken bekommen.
00:14:23 Und vielleicht werden auch spielen oder etwas machen oder irgendetwas und...
00:14:29 Vielleicht werden wir auch in einem normalen Bett einmal schlafen, nicht nur auf der Wiese, im Winter.
00:14:36 Und die Hoffnung immer war, immer so, dass das uns sehr geholfen hat.
00:14:42 Denn wir haben die amerikanische Flugzeuge gesehen.
00:14:47 Wir wussten, auch in Dresden wussten wir die Front kommt näher und näher.
00:14:52 Die Holländer haben uns auch, äh, Nachrichten übergegeben.
00:14:56 Aber das war, äh, zwischen den Häftlingen war es immer so.
00:15:01 Auch wenn sie erzählt haben.
00:15:03 Zum Beispiel in Auschwitz war eine Baracke, dort waren lauter Löcher und das war n.., La.., das war eine Latrine.
00:15:11 Und hat man gesagt, also morgen bekommen wir wieder frische Latrinennachrichten.
00:15:15 Und das waren die Nachrichten, die nicht von, von den, äh, Kapos oder von denen zugehört waren.
00:15:24 Denn wenn jemand eine Nachricht gehört hat, da hat man sie dort schnell von einem Loch zu dem zweiten übergegeben.
00:15:34 Und hat un.., das hat den Leuten sehr geholfen.
00:15:38 Denn die Front nähert sich auch in, in Auschwitz schon im Jahre '44.
00:15:46 IV: Wenn Sie nochmal zurückdenken an die ganze Zeit, auch so Sie waren zwischen acht und zwölf am E.., am Kriegsende waren Sie...
00:15:56 MS: Ja, ja, ja.
00:15:57 IV: Zwölf Jahre wahrscheinlich, was denken Sie, was war das Schwierigste für Sie persönlich jeden Tag, was war das Schwierigste?
00:16:04 MS: Ich, ich sag', das Schwierigste war in Stutthof als man den Vater getötet hat.
00:16:09 Aber jeder Tag war schlimmer und schlimmer und da gewöhnt man sich wahrscheinlich auf die {lachend}, auf den Schlag, den man bekommt.
00:16:18 Und das war, es war unbegreiflich und da.., darum erinnere ich mich, ich mich sehr schlecht daran und man erzählt davon auch nicht sehr gerne.
00:16:32 Aber wenn jetzt jemand fragt, dann wiederhole ich, also ich hab' es überlebt, bin froh, dass ich es überlebt hab'.
00:16:40 Ich möchte alles tun, damit es sich nicht wiederholt.
00:16:44 Damit keine Chance denen zu geben, den, die es irgendwie wiederholen möchten oder dazu arbeiten.
00:16:57 Oder dazu, äh, organisieren oder dazu jemand überzeugen, dass es nicht wahr ist.
00:17:03 Es ist wahr, darum kommen wir auch nach Flossenbürg, darum kommen wir t.., nach Auschwitz.
00:17:10 Wir waren jetzt in Dresden.
00:17:12 Dort treffen wir uns.
00:17:14 Es ist jetzt eine, äh, so eine Mitarbeit oder so ein, eine Partnerschaft zwischen Schul.., Schüler vom Gymnasium in Ostrau und einem Gymnasium in Dresden.
00:17:28 Es ist eine Partnerschaft von Städten.
00:17:31 Und das hilft, glaub' ich, auch.
00:17:34 Dass, wir, wir sind schon Rentner, haben viel Zeit, also {lachend} erinnern wir uns schlecht, aber wenn, wenn es Fragen gibt und, und man hat ja Literatur.
00:17:45 Man hat Ergebnisse, man hat Dokumente.
00:17:48 Wir sind sehr froh, dass wir das Buch hier zeigen konnten.
00:17:52 Die Leute machen jetzt sehr viel dafür.
00:17:57 Damit man es nicht vergisst.
00:17:59 Und damit, äh, Flossen.., auch Flossenbürg und die Außenlager irgendwie eine Dokumentation haben.
00:18:06 Und die Außenlager sind ja auch die, in Dresden und auch in Pirna und in Zwodau und die Lager, die bei den Todesmarsch dann es organisiert haben.
00:18:19 IV: Gut, dann bedanke ich mich jetzt.
00:18:24 MS: Ich auch, vielen Dank.
00:18:25 IV: Für die, die Zeit und auch die Energie sich noch mal zu erinnern.
00:18:29 MS: Nein, das, das...
00:18:29 IV: Und meine Fragen zu beantworten.